Brown Swiss Management Award 2008 - Braunvieh Austria
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MANAGEMENT<br />
30<br />
Von Mag. Johannes Piegger, Fachbereich Recht & Wirtschaft der lk Tirol<br />
Betriebsentwicklung mit Konzept<br />
Sinkende bzw. schwankende Erlöse<br />
und gleichzeitig steigende<br />
Produktionskosten in der Milchproduktion<br />
stellen besonders Betriebe,<br />
die wachsen wollen, vor<br />
große Herausforderungen. Anknüpfend<br />
an den Beitrag von Jenifer<br />
van der Maas wird im folgenden<br />
Beitrag aufgezeigt, wie ein<br />
Entwicklungsprozess aussehen<br />
sollte und welche Beratungsangebote<br />
die LK Tirol bereitstellt.<br />
Schritt 1 –<br />
zu den Besten gehören<br />
Alles beginnt bei der laufenden Verbesserung<br />
der Produktionstechnik und des Herdenmanagements.<br />
Nur die besten Betriebe<br />
können auch tatsächlich Reserven<br />
und Eigenkapital für Wachstumsschritte<br />
aufbauen, damit auch ein Großteil der Investition<br />
nachhaltig aus der Landwirtschaft<br />
finanziert werden kann. Der Arbeitskreis<br />
Milch bietet die Möglichkeit,<br />
sich mit anderen Betrieben zu vergleichen<br />
und sich weiter zu entwickeln.<br />
Schritt 2 –<br />
Strategien und Ziele<br />
entwickeln<br />
Wo soll der Betrieb und die Familie in 10<br />
Jahre stehen? Welchen Beitrag soll der<br />
Betrieb zur Abdeckung des Privatverbrauches<br />
der Familie leisten? Soll der Betrieb<br />
als Haupt- oder Nebenerwerbsbe-trieb<br />
geführt werden? Welche Arbeitskräfte<br />
stehen für den Betrieb zur Verfügung?<br />
Strategien können nur vom Betriebsleiter<br />
gemeinsam mit der Familie festgelegt<br />
werden. Es ist unbestritten, dass sich je-<br />
der Betriebsleiter über die Zukunft Gedanken<br />
macht, aber durch das systematische<br />
Beantworten von Fragen und das<br />
Niederschreiben wird der Prozess bewusst<br />
geleitet. Im Seminar „Mein Betriebskonzept“<br />
werden die Strategien und Ziele erarbeitet.<br />
Schritt 3 – Investitionen<br />
abschätzen<br />
Wer sich finanziell übernimmt, setzt den<br />
Betrieb aufs Spiel. Es muss klargestellt<br />
sein, wie viel der Betrieb bzw. die Familie<br />
an Kreditrückzahlungen neben dem Privatverbrauch<br />
aufbringen kann. Diese Kapitaldienstgrenze<br />
stellt einen begrenzenden<br />
Faktor für die Höhe der Investition<br />
dar. Die Wunschvorstellungen über einen<br />
neuen Stall müssen mit der finanziellen<br />
Leistungsfähigkeit des Betriebes im Einklang<br />
stehen. Die Auswirkungen von Investitionen<br />
werden im Rahmen der Erstellung<br />
des Betriebskonzeptes gemeinsam<br />
mit einem Wirtschaftsberater durchleuchtet:<br />
Wie wirkt sich die geplante Investition<br />
auf die Wirtschaftlichkeit des Betriebes<br />
aus? Reicht das Gesamteinkommen<br />
zur Befriedigung des Privatverbrauches<br />
und zur Bedienung der Verbindlichkeiten<br />
aus? Amortisiert sich die geplante Investition?<br />
Wie wirken sich Änderungen z.B.<br />
beim Milchpreis auf die finanzielle Situation<br />
des Betriebes aus?<br />
Schritt 4 –<br />
Planen<br />
Ein Planer soll erst dann beauftragt werden,<br />
wenn klar ist, wohin sich der Betrieb<br />
entwickeln soll. Die Grenzen der finanziellen<br />
Belastbarkeit müssen von Anfang an<br />
in die Planung einfließen. Auf gesetzliche<br />
Mindestanforderungen ist ebenso zu ach-<br />
ten, wie auf neueste Erkenntnisse im Kuhkomfort.<br />
Das Planungsbüro der LK Tirol<br />
steht hier begleitend zur Verfügung.<br />
Schritt 5 –<br />
Durchführung<br />
Der rechtzeitig eingebrachte Förderungsantrag<br />
ist eine formale Vorraussetzung,<br />
damit der Betrieb in den Genuss von Investitionsförderungen<br />
kommt. Der Verzicht<br />
auf die Umsatzsteuerpauschalierung kann<br />
zudem die Liquidität des Betriebes erhöhen<br />
und auch Kosteneinsparungen bringen.<br />
Eine genaue Analyse aus steuerlicher<br />
Sicht durch die LK Tirol schafft Klarheit,<br />
ob ein Antrag auf Regelbesteuerung sinnvoll<br />
ist. Ausschreibung bzw. Kostenvergleiche<br />
sind vor der Auftragsvergabe<br />
Möglichkeiten, damit der günstigste Anbieter<br />
ermittelt werden kann. Ein genauer<br />
Zeitplan und eine laufende Kontrolle der<br />
Kosten garantieren eine schnelle Umsetzung<br />
des Bauvorhabens.<br />
Schritt 6 –<br />
zurück zu Schritt 1<br />
Nur wer sich laufend<br />
verbessert bleibt wettbewerbsfähig.<br />
Fazit<br />
Das Betriebskonzept ist eine Förderungsvoraussetzung<br />
bei Investitionen größer<br />
als 100.000 ¤. Es sollte aber spätestens<br />
ein besser zwei Jahre vor Investitionsbeginn<br />
in Angriff genommen werden. Im Betriebskonzept<br />
wird die Ausgangssituation<br />
beschrieben und daraus Chancen und Risiken<br />
abgeleitet. Eine klare Strategie und<br />
ausformulierte Zielvorstellungen sind die<br />
Grundlage für eine nachhaltige Betriebsentwicklung.