Differenzialdiagnose bei Myalgien - Deutsche Gesellschaft für ...

Fehlstellung von distalen Abschnitten insbesondere der oberen Extremität zur topisch
diagnostischen Einordnung.
Muskelschmerzen bei Läsionen des Rückenmarks sind in die Muskulatur projizierte
Schmerzen und sind immer von neurologischen Leitsymptomen wie zentrale und periphere
Paresen, Sensibilitätsstörungen oder Blasen- und Mastdarmfunktionsstörungen begleitet. Bei
spinalen Muskelatrophien und der amyotrophischen Lateralsklerose (ALS) können Myalgien
früh berichtet werden. Meist handelt es sich dabei um ein myofasziales Schmerzsyndrom
infolge Fehlbelastung. Auch Krämpfe einzelner Skelettmuskeln werden vom betroffenen
Patienten als Muskelschmerz berichtet. Bei der ALS sind unabhängig von regressiven
Muskelfaserveränderungen schüttere CD8-positive Infiltrate (zytotoxische T-Zellen) im
Interstitium beschrieben („Lymphorhagien“) [42]. Ob allerdings diese fokalen entzündlichen
Veränderungen im Muskel für die Myalgien verantwortlich sind, ist nicht hinreichend geklärt.
Hat ein Patient eine akute Poliomyelitis durchgemacht, so können Myalgien nach 20 bis 40
Jahren auf ein Postpoliomyelitis-Syndrom (PPS) hinweisen [43]. Jubelt und Agre [44]
beschreiben in ihrer Übersicht das Auftreten von Muskelschmerzen in einer Häufigkeit
zwischen 71% und 86%. Als ursächlich wird eine Überbeanspruchung paretischer Muskeln
diskutiert.
Myalgien bei Schädigungen des peripheren Nervensystems
Myalgien können als unspezifisches Syndrom bei unterschiedlichen Schädigungen des
peripheren Nervensystems (PNS) vorkommen, wobei hier sensible Reizsymptome im
Rahmen der Grunderkrankung abgegrenzt werden müssen. Schmerzen sind beim Guillain-
Barré Syndrom ein häufiges Symptom und wurden bei bis zu 71% der Fälle beschrieben [45]
[46].
Das Auftreten von Myalgien wird auch bei das PNS betreffenden Intoxikationen beschrieben.
So sind Myalgien im Rahmen von Ciguatera-Intoxikationen, die nach Verzehr tropischer
Fische auftreten, beschrieben [47]. Häufig treten diese Intoxikationen im Pazifik sowie in der
Karibik auf, es gibt jedoch auch Berichte bei Fernreisen erkrankte und in Deutschland
diagnostizierte Patienten [48] [49]. Soweit bekannt wirken Ciguatoxine über eine Bindung an
den Natrium-Kanal Rezeptor somatischer und autonomer Nerven, wobei verschiedene Toxine
zu unterschiedlichen klinischen Symptomen führen können [47] [50].
Nicht sicher einzuordnen ist die Genese von Myalgien bei Erkrankungen, bei denen periphere
Nerven und die Muskulatur gemeinsam betroffen sind. Hierzu zählen u.a.