Differenzialdiagnose bei Myalgien - Deutsche Gesellschaft für ...
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Sehr selten sind die autosomal rezessiv vererbten Erkrankungen mit Mangel an<br />
Phosphorylase-b-Kinase (Typ VIII), Phosphoglyceratmutase (Typ X) oder<br />
Lactatdehydrogenase (Typ XI), bzw. der X-chromosomal vererbte Mangel an<br />
Phosphoglycerat-Kinase (Typ IX), der nur selten mit rein muskulären Symptomen einhergeht.<br />
Die Carnitin-Palmitoyl-Transferase (CPT) ist ein Enzym der äusseren (CPT I) und der inneren<br />
(CPT II) Mitochondrienmembran, welches zusammen mit dem Carnitin <strong>für</strong> den Transport<br />
mittel- und langkettiger Fettsäuren ins Mitochondrium verantwortlich ist. Das Leitsymptom<br />
eines CPT-Mangels ist die rezidivierende Rhabdomyolyse [6], welche nicht nur durch<br />
Belastung, sondern auch durch Hungern ausgelöst werden kann. Belastungsabhängige<br />
Muskelschmerzen sind meist nicht so ausgeprägt wie <strong>bei</strong> den oben genannten Glykogenosen<br />
und treten zumeist im Anschluss an Muskelar<strong>bei</strong>t auf. Diagnostisch findet sich im nicht ganz<br />
ungefährlichen Hungerversuch eine verminderte Produktion von Ketonkörpern. Zur<br />
Erkennung eines CPT I- und II-Mangels dient die Tandem-massenspektroskopische<br />
Quantifizierung von Carnitin (CO), der langkettigen Acylcarnitine (Palmitoylcarnitin (C16:0),<br />
Stearoylcarnitin (C18:0), Oleolylcarnitin (C18:1)) und die Bildung von Quotienten mit freiem<br />
Carnitin und den Acylcarnitinen bzw. dem Acetyl-Carnitin (s.u.). Ein CPT I-Mangel macht<br />
sich durch eine verminderte Bildung von langkettigen Acylcarnitinen, ein hohes freies<br />
Carnitin (C0) und eine entsprechend erhöhte C0/(C16:0+C18:0)-Acylcarnitin-Ratio<br />
bemerkbar. Hier<strong>für</strong> scheint Vollblut am besten geeignet zu sein. Fingerhut et al. [7]<br />
beschreiben <strong>für</strong> den CPT I-Mangel eine hohe Spezifität des CO/C16:0+C18:0 Quotienten,<br />
Aussagen über die Sensitivität sind aufgrund der niedrigen Prävalenz der Erkrankung aber<br />
schwierig. Eine Bestätigungsdiagnostik mittels Enzymatik (Fibroblasten, Leukozyten) und<br />
Molekulargenetik ist notwendig. Der CPT II-Mangel (alle Formen) wird anhand des<br />
Acylcarnitinprofils sicher erkannt. Die langkettigen Acylcarnitine Palmitoylcarnitin (C16:0)<br />
und Oleoylcarnitin (C18:1) können zwar durch die CPT I noch gebildet, in der nachfolgenden<br />
ß-Oxidation aber nicht mehr zu Acetylcarnitin (C2) abgebaut werden. Ein erhöhter<br />
(C16:0+C18:1)/C2-Quotient im Serum ist die Folge. Trockenblut ist wegen des erhöhten<br />
Gehalts von langkettigen Acylcarnitinen in den Blutzellen weniger gut geeignet. Im Serum<br />
kann der CPT II-Mangel auch im symptomfreien Intervall sicher erkannt werden [8]. Die<br />
Sensitivität der Methode liegt <strong>bei</strong> mindestens 95%. Sie kann noch weiter gesteigert werden,<br />
wenn gleichzeitig eine Untersuchung der häufigsten CPT2-Mutation Ser113Leu aus EDTA-<br />
Blut vorgenommen wird, die in mindestens 50% aller Patienten in Europa gefunden wird.<br />
Eine Bestätigung kann durch die Enzymatik (Leukozyten, Fibroblasten, Muskel) oder durch<br />
die molekulargenetische Untersuchung des kompletten CPT2-Gens erfolgen. Die