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300 m - EnBW

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Farbe im Leben<br />

Der Schlupfwinkel in Stuttgart ist Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die ihren<br />

Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Unter Anleitung eines Airbrush-Profis entwarfen<br />

sie das aktuelle Motiv der <strong>EnBW</strong>-Geburtstagskarte.<br />

Was für die meisten selbstverständlich<br />

erscheint, ist für rund <strong>300</strong> Kinder, Jugendliche<br />

und junge Erwachsene in Stuttgart etwas<br />

Außergewöhnliches: ein Ort, an dem es zu<br />

essen und zu trinken gibt, der Dusch- und<br />

Waschmöglichkeiten sowie Computer, Internet<br />

und Telefon anbietet und an dem man<br />

Ansprechpartner findet, die einen bei Behördengängen<br />

unterstützen.<br />

All das ist der vom Caritasverband für<br />

Stuttgart e. V. und der Evangelischen Gesellschaft<br />

Stuttgart e. V. (eva) getragene und teilweise<br />

spendenfinanzierte Stuttgarter Schlupfwinkel.<br />

Die Betreuer vermitteln Schlafplätze<br />

und einmal pro Woche können sich die Kinder<br />

und Jugendlichen medizinisch untersuchen<br />

lassen. Zuspruch und Betreuung erfahren<br />

die zwischen zwölf und 21 Jahre alten, aus<br />

allen gesellschaftlichen Schichten stammenden<br />

„Straßenkinder“ natürlich auch.<br />

Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche<br />

auf die Straße gehen und dort bleiben, sind<br />

vielfältig: materielle Armut, mangelnde oder<br />

nicht vorhandene (Aus-)Bildung, unzureichende<br />

und stetig wechselnde Wohnsituationen,<br />

Drogen- und Alkoholabhängigkeit sowie<br />

verschärfte Konfliktverhältnisse in den<br />

Familien. Hinzu kommt, dass ein Großteil der<br />

Betroffenen bereits in jungen Jahren schwerwiegende<br />

Gewalt und Missbrauch erfahren hat.<br />

Im Schlupfwinkel, der einzigen Einrichtung<br />

dieser Art in Stuttgart, arbeiten Streetworker<br />

(Straßensozialarbeiter), diplomierte Sozialpädagogen<br />

und -psychologen sowie Studenten<br />

und Ehrenamtliche für das Wohl der „Straßenkinder“.<br />

Sie mühen sich nach Kräften, um ihre<br />

Schützlinge bei Ärger mit den Eltern, in der<br />

Schule, mit Einrichtungen oder Ämtern zu entlasten<br />

und Lösungen für die Probleme zu finden.<br />

Die Betreuer versuchen, Wege aus den<br />

schwierigen Situationen aufzuzeigen. Selbstverständlich<br />

kennen sie die Plätze, an denen<br />

sich die Jugendlichen in der Stadt aufhalten.<br />

Vor Ort nehmen die Streetworker Kontakt<br />

zu bislang unbekannten Jugendlichen auf<br />

und bieten ihnen Unterstützung durch den<br />

Schlupfwinkel an.<br />

Im Sommer 2012 fand an zwei Tagen eine<br />

besondere Aktion für die Kinder und Jugendlichen<br />

statt: Im Rahmen der Motivgestaltung<br />

für die <strong>EnBW</strong>-Geburtstagskarte konnten<br />

sie unter Anleitung des Airbrush-Künstlers<br />

Rastislav Burcjar (Künstlername „Wizzard of<br />

Colours“) selbst einmal Hand an die Farb-<br />

dosen legen und ihrer Kreativität freien Lauf<br />

lassen. Die <strong>EnBW</strong> gehört zu den Unterstützern<br />

des Schlupfwinkels.<br />

„Die beiden Tage im Schlupfwinkel haben<br />

mich wirklich sehr bewegt. Ich war überrascht,<br />

mit welcher Begeisterung die Jugend-<br />

lichen bei der Sache waren und wie viel künstlerisches<br />

Talent in dem einen oder anderen<br />

steckt“, sagte Burcjar im Anschluss. Sabine<br />

Henniger, Bereichsleiterin eva, ergänzt:<br />

„Manchmal bin ich überrascht, wie viel Farbe<br />

in den jungen Menschen steckt – trotz ihrer<br />

düsteren Situation.“<br />

Für die Teilnehmer war die Airbrush-<br />

Aktion im Schlupfwinkel eine willkommene<br />

Abwechslung zum trostlosen Alltag auf der<br />

Straße. Bereits seit sieben Jahren versendet<br />

die <strong>EnBW</strong> Geburtstagskarten an ihre Kunden,<br />

die von Kindern und Jugendlichen einer<br />

sozialen Einrichtung gestaltet wurden.<br />

Junge Menschen, die nach dem Entdecken<br />

ihrer kreativen Seite vielleicht eine kleine<br />

Stärkung für ihren weiteren Weg erfahren<br />

haben.<br />

„Manchmal bin ich<br />

überrascht, wie viel<br />

Farbe in den jungen<br />

Menschen steckt –<br />

trotz ihrer düsteren<br />

Situation.“<br />

Sabine Henniger, Bereichsleiterin der<br />

Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. (eva)<br />

Weitere Informationen zum<br />

Schlupfwinkel im Internet unter:<br />

www.schlupfwinkel-stuttgart.de<br />

Sozialarbeiter wie Thorsten Bauer<br />

betreuen die Kinder und Jugendlichen im<br />

Schlupfwinkel – und auch auf der Straße.<br />

Im Rahmen des Airbrush-Projekts entstanden verschiedene Kartenmotive, von denen<br />

die <strong>EnBW</strong> eines als Grundlage für die aktuelle Geburtstagskarte verwendet.<br />

Links: Airbrush-Profi Rasti Burcjar<br />

spornt die Kids im Schlupfwinkel zu<br />

kreativen Leistungen an.<br />

Unten: Das Handwerkszeug<br />

der jungen Kreativen<br />

Oben: Sozialpädagogin Sabine Henniger,<br />

Leiterin des Schlupfwinkels (links),<br />

und Rasti Burcjar, freischaffender Künstler<br />

und Airbrush-Spezialist, auch bekannt als<br />

„Wizzard of Colours“

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