300 m - EnBW
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14 | das magazin Informieren | 15<br />
Farbe im Leben<br />
Der Schlupfwinkel in Stuttgart ist Anlaufstelle für Kinder und Jugendliche, die ihren<br />
Lebensmittelpunkt auf der Straße haben. Unter Anleitung eines Airbrush-Profis entwarfen<br />
sie das aktuelle Motiv der <strong>EnBW</strong>-Geburtstagskarte.<br />
Was für die meisten selbstverständlich<br />
erscheint, ist für rund <strong>300</strong> Kinder, Jugendliche<br />
und junge Erwachsene in Stuttgart etwas<br />
Außergewöhnliches: ein Ort, an dem es zu<br />
essen und zu trinken gibt, der Dusch- und<br />
Waschmöglichkeiten sowie Computer, Internet<br />
und Telefon anbietet und an dem man<br />
Ansprechpartner findet, die einen bei Behördengängen<br />
unterstützen.<br />
All das ist der vom Caritasverband für<br />
Stuttgart e. V. und der Evangelischen Gesellschaft<br />
Stuttgart e. V. (eva) getragene und teilweise<br />
spendenfinanzierte Stuttgarter Schlupfwinkel.<br />
Die Betreuer vermitteln Schlafplätze<br />
und einmal pro Woche können sich die Kinder<br />
und Jugendlichen medizinisch untersuchen<br />
lassen. Zuspruch und Betreuung erfahren<br />
die zwischen zwölf und 21 Jahre alten, aus<br />
allen gesellschaftlichen Schichten stammenden<br />
„Straßenkinder“ natürlich auch.<br />
Die Gründe, warum Kinder und Jugendliche<br />
auf die Straße gehen und dort bleiben, sind<br />
vielfältig: materielle Armut, mangelnde oder<br />
nicht vorhandene (Aus-)Bildung, unzureichende<br />
und stetig wechselnde Wohnsituationen,<br />
Drogen- und Alkoholabhängigkeit sowie<br />
verschärfte Konfliktverhältnisse in den<br />
Familien. Hinzu kommt, dass ein Großteil der<br />
Betroffenen bereits in jungen Jahren schwerwiegende<br />
Gewalt und Missbrauch erfahren hat.<br />
Im Schlupfwinkel, der einzigen Einrichtung<br />
dieser Art in Stuttgart, arbeiten Streetworker<br />
(Straßensozialarbeiter), diplomierte Sozialpädagogen<br />
und -psychologen sowie Studenten<br />
und Ehrenamtliche für das Wohl der „Straßenkinder“.<br />
Sie mühen sich nach Kräften, um ihre<br />
Schützlinge bei Ärger mit den Eltern, in der<br />
Schule, mit Einrichtungen oder Ämtern zu entlasten<br />
und Lösungen für die Probleme zu finden.<br />
Die Betreuer versuchen, Wege aus den<br />
schwierigen Situationen aufzuzeigen. Selbstverständlich<br />
kennen sie die Plätze, an denen<br />
sich die Jugendlichen in der Stadt aufhalten.<br />
Vor Ort nehmen die Streetworker Kontakt<br />
zu bislang unbekannten Jugendlichen auf<br />
und bieten ihnen Unterstützung durch den<br />
Schlupfwinkel an.<br />
Im Sommer 2012 fand an zwei Tagen eine<br />
besondere Aktion für die Kinder und Jugendlichen<br />
statt: Im Rahmen der Motivgestaltung<br />
für die <strong>EnBW</strong>-Geburtstagskarte konnten<br />
sie unter Anleitung des Airbrush-Künstlers<br />
Rastislav Burcjar (Künstlername „Wizzard of<br />
Colours“) selbst einmal Hand an die Farb-<br />
dosen legen und ihrer Kreativität freien Lauf<br />
lassen. Die <strong>EnBW</strong> gehört zu den Unterstützern<br />
des Schlupfwinkels.<br />
„Die beiden Tage im Schlupfwinkel haben<br />
mich wirklich sehr bewegt. Ich war überrascht,<br />
mit welcher Begeisterung die Jugend-<br />
lichen bei der Sache waren und wie viel künstlerisches<br />
Talent in dem einen oder anderen<br />
steckt“, sagte Burcjar im Anschluss. Sabine<br />
Henniger, Bereichsleiterin eva, ergänzt:<br />
„Manchmal bin ich überrascht, wie viel Farbe<br />
in den jungen Menschen steckt – trotz ihrer<br />
düsteren Situation.“<br />
Für die Teilnehmer war die Airbrush-<br />
Aktion im Schlupfwinkel eine willkommene<br />
Abwechslung zum trostlosen Alltag auf der<br />
Straße. Bereits seit sieben Jahren versendet<br />
die <strong>EnBW</strong> Geburtstagskarten an ihre Kunden,<br />
die von Kindern und Jugendlichen einer<br />
sozialen Einrichtung gestaltet wurden.<br />
Junge Menschen, die nach dem Entdecken<br />
ihrer kreativen Seite vielleicht eine kleine<br />
Stärkung für ihren weiteren Weg erfahren<br />
haben.<br />
„Manchmal bin ich<br />
überrascht, wie viel<br />
Farbe in den jungen<br />
Menschen steckt –<br />
trotz ihrer düsteren<br />
Situation.“<br />
Sabine Henniger, Bereichsleiterin der<br />
Evangelischen Gesellschaft Stuttgart e. V. (eva)<br />
Weitere Informationen zum<br />
Schlupfwinkel im Internet unter:<br />
www.schlupfwinkel-stuttgart.de<br />
Sozialarbeiter wie Thorsten Bauer<br />
betreuen die Kinder und Jugendlichen im<br />
Schlupfwinkel – und auch auf der Straße.<br />
Im Rahmen des Airbrush-Projekts entstanden verschiedene Kartenmotive, von denen<br />
die <strong>EnBW</strong> eines als Grundlage für die aktuelle Geburtstagskarte verwendet.<br />
Links: Airbrush-Profi Rasti Burcjar<br />
spornt die Kids im Schlupfwinkel zu<br />
kreativen Leistungen an.<br />
Unten: Das Handwerkszeug<br />
der jungen Kreativen<br />
Oben: Sozialpädagogin Sabine Henniger,<br />
Leiterin des Schlupfwinkels (links),<br />
und Rasti Burcjar, freischaffender Künstler<br />
und Airbrush-Spezialist, auch bekannt als<br />
„Wizzard of Colours“