300 m - EnBW
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Mit Dampfkraft<br />
voraus!<br />
Für Freunde dampfender Maschinen kommt das Eisenbahn- und Dampfmodell-Museum<br />
Blaufelden einem Paradies gleich. Es zeigt das einzigartige Lebenswerk Wilhelm Kaufmanns:<br />
Er hat Raritäten im Maßstab 1:11 und 1:6 originalgetreu nachgebaut. Alle Teile sind handgefertigt.<br />
„Was Räder hat,<br />
kann auch fahren.“<br />
Wilhelm Kaufmann, Fliesenlegermeister<br />
Es zischt und dampft, wenn Wilhelm Kaufmann<br />
auf seiner Lieblingslok Kreise durch<br />
den Garten zieht; im Gepäck Kinder von Bekannten,<br />
die vor Freude kreischen. Die dreizylindrige<br />
Dampflok der Baureihe 39 schnurrt<br />
nur so über das Schienenrund, das Kohlefeuer<br />
macht aus dem Kesselwasser ordentlich<br />
Dampf. Wilhelm Kaufmann lacht wie<br />
ein junger Lausbub. Dass er seinen 84. Geburtstag<br />
schon hinter sich hat, ist schwer<br />
zu glauben – aber wahr. Noch drei Bröckelchen<br />
Anthrazitkohle aufs Schäufelchen, das<br />
selbstverständlich auch maßstabsgetreu<br />
1 : 11 nachgebildet ist, und ab damit in den<br />
Kessel. Schließlich soll die Fahrt noch ein bisschen<br />
weitergehen.<br />
Die Fahrten im hauseigenen Garten unter<br />
Dampf sind inzwischen allerdings eher<br />
die Ausnahme. Denn was der rührige Tüftler<br />
in 40 Jahren geschaffen hat, hat er seiner<br />
Heimatgemeinde Blaufelden vermacht. Jetzt<br />
können sich alle Liebhaber der Dampfmaschinen<br />
an seinen Modellen erfreuen: In der<br />
ehemaligen Hausmeisterwohnung des Blaufelder<br />
Schulzentrums sind die bis ins kleinste<br />
Detail originalgetreu nachgebauten Dampffahrzeuge<br />
auf zwei Etagen ausgestellt.<br />
Über 130 Modelle sind zu sehen – von<br />
Dampfloks über Dreschmaschinen und Straßenwalzen<br />
bis hin zu einem Dampftraktor.<br />
Im Museum steht auch ein Modell einer Lokomotive,<br />
das aufgeschnitten ist. „Hier sieht<br />
man, wie eine Dampflok funktioniert – vom<br />
Kessel über Zylinder bis zum Schornstein“,<br />
erklärt der Tüftler. Ihm ist es wichtig, dass<br />
das Wissen über historische Techniken auch<br />
im digitalen Zeitalter nicht verloren geht.<br />
Von Hand gefräst und gedreht<br />
Eisenbahnfreunde bekommen leuchtende<br />
Augen beim Anblick von gleich sechs Dampfloks<br />
im Maßstab 1 : 11. Darunter ist auch die<br />
legendäre Schnellzuglok „Die schöne Würt-<br />
Hochkonzentriert bei einer<br />
Probefahrt im eigenen<br />
Garten: Wilhelm Kaufmann<br />
auf seiner Lieblingslok.<br />
tembergerin“ von 1909, die auch als Orient-<br />
Express im Dienst war. Sie steht – was für<br />
Wilhelm Kaufmann selbstverständlich ist –<br />
aber nicht solo als Lok im Museum, sondern<br />
als ganzer Zug mit Gepäck- und Personenwagen.<br />
Auch die Wagen sind liebevoll ausgestattet<br />
mit gepolsterten Sitzen. „Alles, bis auf den<br />
Manometer der Lokomotiven, ist selbst gemacht“,<br />
sagt Wilhelm Kaufmann.<br />
Halbe Sachen mag der genaue Maurer-<br />
und Fliesenlegermeister nicht. Seine Tüftlerwerkstatt<br />
im Keller ist ein Eldorado für<br />
Modellbauer – mit großem Tisch zum Ausbreiten<br />
der Pläne, Drehbank, Fräsmaschine<br />
und Feinwerkzeug. Schon beim Hausbau vor<br />
mehr als 40 Jahren hat Wilhelm Kaufmann<br />
für sein Hobby mitgeplant: Eine überbreite<br />
Tür führt von der Werkstatt ebenerdig direkt<br />
in den Garten. „Sonst hätte ich die Modelle ja<br />
gar nicht herausgebracht“, erklärt er nüchtern<br />
und gesteht schmunzelnd, dass er bei einem<br />
Modell mit dem Maßstab dennoch etwas<br />
schummeln musste. Einen Dampflastkraftwagen<br />
baute er sieben Zentimeter schmäler,<br />
damit er noch durch die Tür passte.<br />
Von Raritäten angetan<br />
Schon als Kind hat Wilhelm Kaufmann gern<br />
gebastelt. „Ich musste immer alles auseinanderschrauben<br />
und innen reingucken“, erzählt<br />
er. Als erwachsener Mann hat sich sein<br />
Hobby zunächst auf Märklin-Modelleisenbahnen<br />
beschränkt. Die Sammlung von rund<br />
120 Märklin-Dampfloks der Spurreihe HO ist<br />
auch im Museum zu bewundern. „Mit knapp<br />
40 Jahren habe ich dann angefangen, größere<br />
Modelle selbst zu bauen“, erinnert er sich.<br />
„Gereizt haben mich immer Dampffahrzeuge,<br />
von denen es noch keine Modelle gab“,<br />
meint er. Pläne für Loks hat er sich im Nürnberger<br />
Verkehrsmuseum beschafft, von einer<br />
Dreschmaschine aber hatte er nur den Längsschnitt<br />
und Fotos.<br />
Öffnungszeiten<br />
Eisenbahn- und<br />
Dampfmodell-<br />
Museum<br />
Jeden letzten Sonntag im Monat (sofern<br />
kein Feiertag) von 13:00 bis 17:00 Uhr<br />
30.12./27.01./24.02.<br />
Voranmeldung bei Wilhelm Kaufmann<br />
Telefon: 07953 523<br />
oder bei der Gemeinde<br />
Telefon: 07953 884-31<br />
Anfahrt:<br />
in Blaufelden den Hinweisen<br />
„Schulzentrum“ folgen.<br />
Erleben: Ihre Region | 25<br />
Alle Teile hat der Hobbymodellbauer maßstabsgetreu<br />
und präzise von Hand gefertigt.<br />
Betrieben wird das Museum vom Verein<br />
Eisenbahn- und Dampfmodell-Museum e. V.<br />
Blaufelden.<br />
Mehr dazu im Internet unter:<br />
www.blaufelden.de