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S O N D E R a u S g a b E • J u n i 2 0 1 1 • B 0 1 0 4 6<br />

<strong>Preh</strong><br />

goes global<br />

www.automobil-industrie.de


<strong>Preh</strong> Innovative Automation (PIA)<br />

Partner für Montage und Automatisierung:<br />

<strong>Preh</strong>Cell Montagelinien<br />

<strong>Preh</strong>Flex Lean Production Systeme<br />

<strong>Preh</strong>Trace Produktionsdatenerfassungssysteme<br />

Montage-Vorrichtungen und -Arbeitsplätze<br />

Mess- und Prüfanlagen<br />

Automatisierung und Verkettung von Prozessen<br />

Roboterzellen<br />

Spritzgießautomation<br />

Skalierbare Systemlösungen<br />

für Montage und Automatisierung<br />

<strong>Preh</strong> GmbH, Geschäftsbereich Innovative Automation,<br />

Schweinfurter Straße 5–9, D-97616 Bad Neustadt a. d. Saale, www.preh.com


Redaktion<br />

Chefredakteur:<br />

Wilhelm Mißler (mi), Tel.: 0049-(0)931/4 18-29 11<br />

E-Mail: wilhelm.missler@vogel.de<br />

Stellvertretender Chefredakteur:<br />

Claus-Peter Köth (kt), Tel.: 0049-(0)931/4 18-20 49<br />

E-Mail: claus-peter.koeth@vogel.de<br />

Assistenz:<br />

Julia Fischer, Tel.: 0049-(0)931/4 18-21 54, Fax: 0049-(0)931/4 18-27 79<br />

E-Mail: julia.fischer@vogel.de<br />

Redaktion (Print und Online):<br />

Jens Badstübner (jb), Tel.: 0049-(0)931/4 18-29 06<br />

E-Mail: jens.badstuebner@vogel.de<br />

Bernd Otterbach (oh), Tel.: 0049-(0)931/4 18-29 81<br />

E-Mail: bernd.otterbach@vogel.de<br />

Chefin vom Dienst:<br />

Regine Häusler, Tel.: 0049-(0)931/4 18-25 93<br />

E-Mail: regine.haeusler@vogel.de<br />

Textredaktion:<br />

Mareile Guderjahn, Tel.: 0049-(0)931/4 18-21 62<br />

Bianca Hainlein, Tel.: 0049-(0)931/4 18-29 71<br />

Events:<br />

Dr. Dominik Wagemann, Leitung, Tel.: 0049-(0)931/418-2958<br />

E-Mail: dominik.wagemann@vogel.de<br />

Sonderpublikationen:<br />

Ute Jaxtheimer, Tel.: 0049-(0)931/4 18-22 07<br />

Ständige Mitarbeiter:<br />

Chefkorrespondent: Jürgen Goroncy (go); Hartmut Hammer, Robert Ruthenberg, Gerald Scheffels;<br />

North American Correspondent: Cornelia Truckenbrodt<br />

Layout/DTP:<br />

Thomas Müller (Ltg.), Ann-Sophie Arneth, Werner Heimerl, Elisabeth Haselmann, Marion Hattwig,<br />

Bernhard Mack, Annette Weißenberger, Kristin Albrecht, Richard Schäffauer<br />

Leser-/Redaktionsservice:<br />

Julia Fischer, Tel.: 0049-(0)931/4 18-21 54, Fax: 0049-(0)931/4 18-27 79<br />

E-Mail: julia.fischer@vogel.de<br />

Verlag<br />

Vogel Business Media GmbH & Co. KG, Max-Planck-Str. 7/9, 97082 Würzburg,<br />

Tel.: 0049-(0)931/4 18-0, Fax: 0049-(0)931/4 18-27 79,<br />

http://www.vogel.de<br />

Postadresse: Vogel Business Media GmbH & Co. KG, 97064 Würzburg<br />

Geschäftsführung:<br />

Stefan Rühling (Vorsitz), Ernst Haack, Günter Schürger<br />

Persönlich haftende Gesellschafterin:<br />

Vogel Business Media Verwaltungs GmbH,<br />

Max-Planck-Straße 7/9 in 97082 Würzburg<br />

Komanditistin:<br />

Vogel Medien GmbH & Co. KG,<br />

Max-Planck-Straße 7/9 in 97082 Würzburg<br />

Verlagsbereich Automedien:<br />

Geschäftsführer: Ernst Haack, Tel.: 0049-(0)931/4 18-22 12, Fax: 0049-(0)931/4 18-27 72<br />

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Anna Gredel, Tel.: 0049-(0)931/4 18-29 20, E-Mail: anna.gredel@vogel.de<br />

Verantwortlich für den Anzeigenteil<br />

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Marketing und Vertrieb: Stefan Zügner, Tel.: 0049-(0)931/4 18-24 29, Fax: (09 31) 4 18-24 11<br />

E-Mail: stefan.zuegner@vogel.de<br />

Product Marketing Manager: Peter Voigt, Tel.: 0049-(0)931/4 18-22 71, E-Mail: peter.voigt@vogel.de<br />

Abonnentenbetreuung: DataM-Services GmbH, 97103 Würzburg, Martina Grimm,<br />

Tel.: 0049-(0)931/41 70-4 73, Fax: 0049-(0)931/41 70-4 94, E-Mail: mgrimm@datam-services.de<br />

Herstellung: Wolfgang Mais<br />

Erscheinungsweise: monatlich<br />

Bezugspreis: Einzelheft € 17,90. Abonnement Inland: jährlich € 117,00.<br />

Abonnement Ausland: jährlich € 123,00.<br />

Alle Abonnementpreise verstehen sich einschließlich Versandkosten.<br />

Bezugsmöglichkeiten: Bestellungen nehmen Data-M-Services, jedes Postamt und alle Buchhandlungen<br />

des In- und Auslandes entgegen. Abbestellungen sind nach Ablauf der Mindestbezugszeit bei<br />

einer Kündigungsfrist von zwei Monaten jeweils zum Quart<strong>als</strong>ende möglich. Sollte die Fachzeitschrift<br />

aus Gründen, die nicht vom Verlag zu vertreten sind, nicht geliefert werden können, besteht kein An-<br />

spruch auf Nachlieferung oder Erstattung vorausbezahlter Bezugsgelder.<br />

Bankverbindungen: Hypo Vereinsbank Würzburg, BLZ 790 200 760, Kto.-Nr. 326 212 032<br />

Erfüllungsort und Gerichtsstand: Würzburg<br />

Verbreitete Auflage: 9.770, IVW I/2011<br />

Copyright: Vogel Auto Medien GmbH & Co.KG. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, digitale Verwendung jeder Art,<br />

Vervielfältigung nur mit schriftlicher Genehmigung der Redaktion.<br />

Fotokopieren veröffentlichter Beiträge ist gestattet zu innerbetrieblichen Zwecken, wenn auf jedes Blatt eine Wertmarke<br />

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Sicherung der Auflagenwahrheit. Alle Rechte vorbehalten. Nachdruck, auch auszugsweise, nur mit schriftlicher<br />

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Der Titel »Automobil Industrie« umschließt auch den folgenden Titel: »automotive business international«.<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

I m p r e s s u m / E d i t o r i a l<br />

Die Erfolgsstory<br />

geht weiter!<br />

In allen Phasen der Unternehmensentwicklung<br />

hat<br />

sich <strong>Preh</strong> durch ein hohes<br />

Maß an Innovationskraft ausgezeichnet“,<br />

sagte <strong>Preh</strong>­Chef<br />

Dr. Michael Roesnick vor zwei<br />

Jahren zum 90­jährigen Jubiläum<br />

des Unternehmens – mitten<br />

in der größten Wirtschaftskrise<br />

seit 1929. Er sollte Recht behalten:<br />

Dank der hohen technischen<br />

Kompetenz, des ausgewoge­nen<br />

Kundenportfolios<br />

und der konsequent durchgezogenenInternationalisierungsstrategie<br />

ist <strong>Preh</strong> gestärkt aus<br />

Claus-Peter Köth,<br />

stellv. Chefredakteur »AI«<br />

der Krise hervorgegangen. Der Umsatz kletterte im Geschäftsjahr<br />

2010 mit 351 Millionen Euro sogar auf ein neues<br />

Allzeithoch.<br />

Doch damit nicht genug: Gemeinsam mit dem neuen<br />

Mehrheitsgesellschafter Joyson soll jetzt in Asien, getreu<br />

dem Motto „<strong>Preh</strong> goes global“, die nächste Wachstumsstufe<br />

zünden. Eine Verdopplung des Umsatzes in den nächsten<br />

fünf Jahren sei durchaus vorstellbar, laut Roesnick. Zumal<br />

die Produktgruppen von <strong>Preh</strong> mit den Megatrends der Automobilindustrie<br />

wie CO 2 ­Reduzierung, Komfort und Sicherheit<br />

stark korrespondieren.<br />

Apropos Joyson: Die unterzeichnete Übernahme der<br />

<strong>Preh</strong> GmbH durch den privaten chinesischen Automobilzulieferer<br />

und bisherigen Joint­Venture­Partner im April dieses<br />

Jahres hat nicht nur die nordbayerische Region aufhorchen<br />

lassen. Das anfängliche Bauchgrummeln bei Kunden und<br />

Mitarbeitern ist jedoch schnell der Überzeugung gewichen<br />

„<strong>Preh</strong> bleibt <strong>Preh</strong>!“. Und da bleibt in der Tat fast alles beim<br />

Alten: Der Name, die Eigenständigkeit, der Innovationsstandort<br />

Bad Neustadt, die Geschäftsführung und weitestgehend<br />

auch der Aufsichtsrat. Deutlich besser geworden<br />

sind hingegen die Eigenkapitalausstattung und der Marktzugang<br />

in China.<br />

„Eine ideale Ergänzung“, urteilt Dr. Roesnick. Und „der<br />

beste Partner für <strong>Preh</strong>“, sagt der alte und neue Aufsichtsratsvorsitzende<br />

Dr. Rolf Scheffels von der Deutschen Beteiligungs<br />

AG. Beide sind überzeugt davon, dass die Erfolgsstory<br />

von <strong>Preh</strong> weitergeht – jetzt auch in China.<br />

Und Sie? Viel Spaß beim Entdecken des neuen Global<br />

Players!<br />

Foto: Archiv


I n h a l t<br />

3 Editorial<br />

Unternehmen<br />

5 Vollblutunternehmer und Kunsthistoriker •<br />

Platz für weiteres Wachstum: zweites <strong>Preh</strong>-<br />

Werk in Mexiko • Ausgezeichnete<br />

Pre(h)mium-Qualität • „Vertrauen zum Kunden<br />

aufzubauen braucht Zeit“ • <strong>Preh</strong> wieder<br />

auf der Überholspur: mit Vollgas aus<br />

der Krise<br />

Interview<br />

8 „Eine ideale Ergänzung“<br />

Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender der Geschäftsführung<br />

der <strong>Preh</strong> GmbH, über<br />

Chancen und Risiken der Joyson-Übernahme<br />

sowie neue Wachstumsmärkte und<br />

Geschäftsfelder<br />

10 „Der beste Partner für <strong>Preh</strong>“<br />

Die Aufsichtsräte Dr. Rolf Scheffels und<br />

Dr. Willibald Schleuter im Gespräch<br />

Klimakompetenz<br />

12 Mehr <strong>als</strong> nur warm oder kalt<br />

Über die Wahrnehmung und geeignete<br />

Abstimmung des Klimakomforts<br />

Bediensysteme<br />

14 Pre(h)mium Look and Feel<br />

<strong>Preh</strong> entwickelt neue technische Lösungen<br />

für aktuelle Bediensystem-Trends<br />

Sensorik<br />

18 System-Know-how für Sensoren<br />

<strong>Preh</strong> liefert jährlich mehrere Millionen Sensoren<br />

für Automotive-Anwendungen<br />

<strong>Preh</strong><br />

goes global<br />

10<br />

Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung<br />

der <strong>Preh</strong> GmbH,<br />

über die zukünftige Ausrichtung<br />

von <strong>Preh</strong>.<br />

14<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH gehört<br />

zu den innovativen Spezialisten<br />

für Bediensysteme<br />

im Fahrzeuginterieur.<br />

18<br />

<strong>Preh</strong> fertigt insbesondere<br />

auch Positionssensoren<br />

für hoch anspruchsvolleEinsatzbedingungen.<br />

22<br />

Jochen Ehrenberg, Leiter<br />

der Entwicklung und<br />

Industrialisierung bei<br />

<strong>Preh</strong>, über künftige<br />

Bedienkonzepte.<br />

Steuergerätekompetenz<br />

20 System-Partner statt<br />

System-Lieferant<br />

<strong>Preh</strong> definiert sich <strong>als</strong> System-Partner<br />

für Steuergeräte<br />

Interview<br />

22 Eingabe, Anzeige<br />

und Design werden eins<br />

Jochen Ehrenberg, Leiter der Entwicklung<br />

und Industrialisierung bei <strong>Preh</strong>,<br />

über künftige Bedienkonzepte<br />

Joyson Automotive<br />

24 Von 0 auf 100 wie ein<br />

Supersportwagen<br />

Porträt der Joyson-Gruppe, dem neuen<br />

Eigentümer der <strong>Preh</strong> GmbH<br />

Strategie<br />

26 Sich jetzt den Chancen stellen<br />

Wie Automobilzulieferer ihre Zukunft<br />

profitabel gestalten können<br />

Produktionsverbund<br />

28 Fertigungstiefe mit System<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH verfügt über eine ungewöhnlich<br />

hohe Fertigungstiefe<br />

Historie<br />

32 Innovationstreiber seit<br />

mehr <strong>als</strong> 90 Jahren<br />

Personalmanagement<br />

34 Mit Teamgeist!<br />

Automobil Industrie Special / 2011


Vollblutunternehmer und<br />

Kunsthistoriker<br />

Ein Unternehmer, der im Automotive-Business ebenso zu<br />

Hause ist wie in der Kunstgeschichte? Das will nicht so recht<br />

in die gängigen Klischeebilder über Wirtschaftskapitäne aus<br />

scheinbar unaufhaltsam wachsenden Boom-Ländern wie<br />

China passen. Doch Joyson-Inhaber Jeff Wang (Jahrgang<br />

1970) ist der lebendige Beweis dafür, dass man <strong>als</strong> erfolgreicher<br />

Manager durchaus in beiden Welten verwurzelt sein<br />

kann. Obwohl seine Eltern zu den Ersten gehörten, die die<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

U n t e r n e h m e n<br />

zunehmenden wirtschaftlichen Freiheiten in China für den<br />

Aufbau eines privaten Automotive-Geschäfts nutzten, folgte<br />

Jeff Wang zunächst seiner Leidenschaft für Kunst und Kultur:<br />

Er absolvierte ein Kunststudium an der „Arts University<br />

of China“. Doch auch seine kaufmännische Neigung stellte<br />

Wang auf ein solides akademisches Fundament und schloss<br />

ein zweites Studium mit einem Master of Business Administration<br />

an der Beijing University ab.<br />

Berufserfahrung sammelte Jeff Wang zunächst im elterlichen<br />

Betrieb, in dem er 1993 die Verantwortung <strong>als</strong> General<br />

Manager übernahm. Ab 1997 folgte eine erste intensive Zusammenarbeit<br />

mit einem international agierenden Automotive-Unternehmen:<br />

Bis 2004 war Wang Partner und General<br />

Manager in einem Joint Venture mit TRW in Ningbo. Doch<br />

Jeff Wang wäre nicht der Vollblutunternehmer, der er ist,<br />

wenn er es mit dem TRW-Joint-Venture hätte bewenden lassen.<br />

Stattdessen gründete er 2004 die eigene Joyson Holding<br />

in Ningbo, die in kürzester Zeit mit ihren beiden Geschäftsfeldern<br />

Automotive und Real Estate ein rasantes<br />

Wachstum erzielte. Allein die Automotive-Story von Joyson<br />

liest sich beeindruckend: In nur sechs Jahren steigerte<br />

Joyson seinen Umsatz <strong>als</strong> Automobilzulieferer auf umgerechnet<br />

125 Mio. Euro. Insgesamt erzielte die Joyson-Gruppe<br />

im Jahr 2010 mit 1.800 Mitarbeitern einen Umsatz von<br />

198 Mio. Euro. Doch auch auf dieser Erfolgsbilanz hat sich<br />

Wang nicht ausgeruht. Durch die gezeichnete mehrheitliche<br />

Beteiligung an <strong>Preh</strong> ist Joyson auf dem Weg zu einem globalen<br />

Automotive-Player, mit dem Jeff Wang das nächste Kapitel<br />

seiner Unternehmerstory schreiben wird.<br />

Ein echter Vollblutunternehmer eben…<br />

Platz für weiteres Wachstum: zweites <strong>Preh</strong>-Werk in Mexiko<br />

Die Erfolgsgeschichte von <strong>Preh</strong> in der nordamerikanischen<br />

Freihandelszone NAFTA geht weiter. Nach dem Start<br />

des Unternehmens vor sechs Jahren im mexikanischen<br />

Monterrey platzt das dort aufgebaute Werk trotz mehrfacher<br />

Erweiterungen mittlerweile aus allen Nähten. Um mit dem<br />

starken Wachstum weiterhin Schritt halten zu können, wird<br />

derzeit in einem nahe gelegenen Industriepark ein zweites<br />

Werk aufgebaut. Damit werden die Produktionskapazitäten<br />

von <strong>Preh</strong> in Mexiko deutlich vergrößert.<br />

<strong>Preh</strong> produziert derzeit in Mexiko auf über 7.000 Quadratmetern<br />

an der Kapazitätsgrenze: sieben Tage die Woche,<br />

24 Stunden am Tag in drei oder vier Schichten. Da ist kein<br />

Puffer mehr drin. „Wir haben sehr viel Neugeschäft in Nordamerika<br />

generiert und kommen mit der Produktion kaum<br />

noch nach“, erläutert André Dronigke, Manager Corporate<br />

Business Development bei <strong>Preh</strong>. „Um unsere Lieferverpflichtungen<br />

einhalten zu können, mussten wir unbedingt handeln.“<br />

Daher habe man sich für die zusätzliche Produktionsstätte<br />

in einer 8.300 Quadratmeter großen Halle entschieden.<br />

Am neuen Standort wird neben dem Versandbereich vor<br />

allem die Endmontage von <strong>Preh</strong>-Produkten für den US-Markt<br />

angesiedelt. Die kompletten Montagelinien für die Kunden<br />

Volkswagen, General Motors, BMW und Ford ziehen dafür<br />

schrittweise vom alten ins neue Produktionswerk um. Das<br />

schafft dringend benötigten Platz im bisherigen Werk, in dem<br />

nun die Vorfertigung mit Anlagen für das Kunststoffspritzgießen<br />

und Lackieren erweitert wird. Die Mitarbeiter in Mexiko<br />

müssen sich kaum umstellen, da die beiden Werke nur<br />

fünf Kilometer voneinander entfernt liegen.<br />

Mit der Erweiterung wird die Zukunft von <strong>Preh</strong> in Nordamerika<br />

gleich doppelt abgesichert. So sorgt die neue Fertigungshalle<br />

für dringend benötigte Produktionskapazitäten.<br />

Außerdem hat sich das Unternehmen die nächste Wachstumsoption<br />

gesichert: Direkt neben dem neuen Werk liegt<br />

ein freies 5.000 Quadratmeter großes Grundstück, das sofort<br />

integriert werden kann. Auf einem anderen benachbarten<br />

10.000 Quadratmeter großen Grundstück ist sogar Platz für<br />

ein komplettes weiteres Werk.


U n t e r n e h m e n<br />

Ausgezeichnete Pre(h)mium-Qualität<br />

Das Qualitätsteam der <strong>Preh</strong> GmbH erhält am Produktionsstandort in<br />

Monterrey, Mexiko, im März 2011 den Q1 Award der Ford Motor Company.<br />

V.l.n.r.: Ruben Chavez, STA Electrical Manager, Ford Motor Company;<br />

Ivonne Rodriguez, Qualitätsmanagerin, <strong>Preh</strong> de Mexico; Gerardo<br />

Bazan, STA Ingenieur, Ford Motor Company und Horst Müller, Geschäftsführer,<br />

<strong>Preh</strong> de Mexico.<br />

Gute Produktqualität ist die entscheidende Grundlage für<br />

Erfolg. Kein Wunder, dass sich <strong>Preh</strong> höchsten Qualitätsstandards<br />

verschreibt. Oder anders ausgedrückt: Ausgezeichnete<br />

Pre(h)mium-Qualität steht bei dem Automobilzulieferer an<br />

erster Stelle. Von den Kunden wird diese nachhaltig wirkende<br />

Firmenphilosophie anerkannt und entsprechend gewürdigt.<br />

So hat die Ford Motor Company <strong>Preh</strong> de Mexico im<br />

vergangenen März mit dem „Q1 Award“ ausgezeichnet, der<br />

Landmaschinenhersteller CLAAS hat das Unternehmen im<br />

Januar zum „Lieferant des Jahres 2010“ ernannt, und schon<br />

im September letzten Jahres hat die ZF Friedrichshafen AG<br />

<strong>Preh</strong> den „ZF Supplier Award“ verliehen.<br />

Mit dem „Q1 Award“ honoriert Ford erzielte Qualitätsverbesserungen.<br />

Ausgezeichnet wurde das <strong>Preh</strong>-Werk in Mexiko<br />

<strong>als</strong> eines der besten der Branche. <strong>Preh</strong> beliefert Ford seit<br />

2008 direkt aus dem Produktionszentrum in Monterrey mit<br />

Klimabediensystemen und elektronischen Steuergeräten.<br />

„Wir sind sehr stolz, dass Ford unser Engagement für das<br />

Erreichen kontinuierlicher Verbesserungen anerkannt hat“,<br />

freute sich Horst Müller, Geschäftsführer in Monterrey. „Der<br />

‚Q1 Award‘ würdigt sowohl unsere harte Arbeit <strong>als</strong> auch<br />

die ausgezeichneten Ergebnisse, die unser Qualitätsteam<br />

erzielt hat.”<br />

Die Ehrung des Landmaschinenherstellers CLAAS <strong>als</strong><br />

„Lieferant des Jahres“ erhielt <strong>Preh</strong> in der Kategorie „Innovation“.<br />

Neben der Entwicklung und Herstellung von Kombiinstrumenten<br />

war <strong>Preh</strong> unter anderem maßgeblich an der Realisierung<br />

von multifunktionalen Bediensystemen für das<br />

Cockpit von CLAAS-Landmaschinen beteiligt. „Eine verbesserte<br />

Ergonomie stand im Fokus, um optimale Bedingungen<br />

für die Nutzer zu schaffen“, sagte CLAAS-Einkaufsleiter<br />

Christoph Perge. „Im Ergebnis ermöglichte unsere Zusammenarbeit<br />

mit <strong>Preh</strong> eine innovative Lösung, die in der gesamten<br />

CLAAS-Gruppe eingesetzt werden kann. Dabei wurde<br />

der anspruchsvolle Projektzeitplan jederzeit eingehalten.“<br />

„Gut ist uns nicht gut genug – wir wollen die Besten der<br />

Guten“, erklärte auch Hans-Georg Härter, Vorstandsvorsitzender<br />

der ZF Friedrichshafen AG. Der Automobilzuliefererkonzern<br />

hatte den Produktbereich <strong>Preh</strong> Innovative Automation<br />

(PIA) bereits im vergangenen September 2010 mit<br />

dem ZF Supplier Award ausgezeichnet. Innerhalb dieser<br />

„Top 5“ wurde die <strong>Preh</strong> GmbH in der Kategorie Betriebsbedarf<br />

geehrt. Der Preisträger überzeugte ZF durch höchste<br />

Qualität, herausragende Technik, effiziente Logistikprozesse<br />

und wettbewerbsfähige Kostenstrukturen.<br />

„Vertrauen zum Kunden<br />

aufzubauen braucht Zeit“<br />

Investitionsgüter aus dem Bereich „<strong>Preh</strong> Innovative Automation“<br />

(PIA) kauft man nicht im Vorbeigehen. Manchmal<br />

dauert es mehrere Jahre, bis sich Neukunden von der technischen<br />

und organisatorischen Leistungsfähigkeit individueller<br />

Montagesysteme von PIA überzeugt haben. Aufbau von<br />

Vertrauen zwischen Anlagenhersteller und Kunde spielt dabei<br />

eine entscheidende Rolle für eine dauerhafte Geschäftsbeziehung.<br />

Das kostet Zeit und Mühe, die sich aber lohnen,<br />

wie das Beispiel Brose Fahrzeugteile zeigt. Der fränkische<br />

Automobilzulieferer zählt heute zu den <strong>Preh</strong>-Stammkunden.<br />

Nachdem PIA den ersten Kontakt zu Brose bereits 2003<br />

geknüpft hatte, sollten noch sechs Jahre bis zum ersten Auftrag<br />

vergehen. Besonders erfreulich: Ausgerechnet im Krisenjahr<br />

2009 wurden die Verträge für eine <strong>Preh</strong>-Anlage unterzeichnet.<br />

Brose bestellte für sein Coburger Werk eine<br />

technisch sehr anspruchsvolle Montageanlage für Sitzschienen.<br />

Die Anlage kann 20 unterschiedliche Varianten von Kfz-<br />

Sitzschienen produzieren. Die Schienen in linker und rechter<br />

Automobil Industrie Special/ 2011


<strong>Preh</strong> wieder auf der Überholspur: mit Vollgas aus der Krise<br />

Nach der Branchenkrise 2008/09 ist<br />

<strong>Preh</strong> im Jahr 2010 ein beeindruckendes<br />

Comeback gelungen. Der positive Trend<br />

setzte sich auch im laufenden Geschäftsjahr<br />

fort: Der Zulieferer aus Bad Neustadt<br />

hat im ersten Quartal 2011 ein 30-prozentiges<br />

Umsatzplus gegenüber dem Vorjahreszeitraum<br />

erzielt. Konkret stiegen die Umsatzerlöse<br />

auf 103,4 Mio. Euro (1. Quartal<br />

2010: 78,4 Mio. Euro). Aufgrund der sehr<br />

erfreulichen Geschäftsentwicklung werden<br />

für das laufende Jahr insgesamt ein starkes<br />

zweistelliges Umsatzwachstum und ein Ertrag<br />

über dem Vorjahresniveau erwartet.<br />

Bereits 2010 war <strong>Preh</strong> mit Vollgas aus<br />

der Krise gefahren und zur Ertragskraft der<br />

Vorkrisenzeit zurückgekehrt. Der Automotive-Umsatz<br />

stieg um 43 Prozent auf die<br />

Rekordmarke von rund 343 Mio. Euro (2009: 240 Mio. Euro).<br />

Damit hat <strong>Preh</strong> sein Automotive-Geschäft seit 2003 mehr <strong>als</strong><br />

verdoppelt (2003: 169 Mio. Euro). Das operative Ergebnis vor<br />

Zinsen und Steuern (EBIT) stieg 2010 auf 17,8 Mio. Euro.<br />

Zusammen mit dem vorgesehenen neuen Mehrheitsgesellschafter<br />

Joyson aus Ningbo (China) soll der Wachstumstrend<br />

weiter beschleunigt werden. „Wir sehen in der neuen<br />

Konstellation große Chancen, insbesondere mit Blick auf<br />

den schnellen Aufbau unseres Geschäfts in China“, sagte<br />

Montageanlage für linke und rechte Sitzschienen.<br />

Ausführung werden gleichzeitig auf spiegelbildlich aufgebauten<br />

Anlagemodulen hergestellt. Sechs Roboter kommen<br />

dabei zum Einsatz. „Um die geforderte Taktzeit zu erreichen,<br />

kam es auf jede Millisekunde an“, erläutert <strong>Preh</strong>-Bereichsleiter<br />

Günter Brosch die Komplexität der Aufgabe. „Deshalb<br />

müssen sich zwei Schweißroboterpaare die Arbeit an ihrem<br />

gemeinsamen Werkstück aufteilen. Dabei wird der Laserstrahl<br />

ständig zwischen den Schweißoptiken der Roboter<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

dazu Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender der <strong>Preh</strong>-Geschäftsführung.<br />

„Zudem haben wir mit Joyson einen besseren Zugriff<br />

auf den chinesischen Beschaffungsmarkt“ (vgl. hierzu<br />

auch das Interview auf Seite 8 f.).<br />

Die Beschäftigtenzahl in der <strong>Preh</strong>-Gruppe lag Ende 2010<br />

bei 2.471 Mitarbeitern (Vollzeitbeschäftigte) und 67 Auszubildenden.<br />

Im Zuge des weltweiten Wachstums sieht die Personalplanung<br />

im Jahr 2011 einen Anstieg auf 2.655 Beschäftigte<br />

weltweit vor.<br />

umgeschaltet und ein drittes<br />

Roboterpaar entlädt<br />

gleichzeitig die Schweißaufnahmen<br />

des Drehtellers.<br />

Die Qualität der Schweißnähte<br />

wird online durch eineLichtspektrum-Auswertung<br />

des Schweißplasmas<br />

überwacht.“<br />

Zufriedene Stammkunden<br />

sind jene, die gern wiederkommen.<br />

Brose bestellte<br />

nur ein Jahr nach dem<br />

Erstauftrag für sein Werk<br />

im tschechischen Ostrava<br />

eine zweite Anlage dieser Art. Außerdem orderte das Unternehmen<br />

für seine Betriebsstätte in Würzburg eine Montageanlage<br />

für elektrische Antriebe. In diesem Jahr folgte für das<br />

Brose-Werk in Coburg unter anderem eine Montageanlage<br />

für Sitzhöhenverstellungen. Günter Brosch: „Die Auftragseingänge<br />

zeigen deutlich, dass der Erfolg bei Montagesystemen<br />

schrittweise wächst, indem wir durch solide Arbeit das<br />

Vertrauen unserer Kunden gewinnen.“


I n t e r v i e w Geschäftsführung<br />

„Eine ideale Ergänzung”<br />

Dr. Michael Roesnick, Vorsitzender der Geschäftsführung der <strong>Preh</strong> GmbH, über Chancen<br />

und Risiken der Joyson-Übernahme, den künftigen Stellenwert des Stammsitzes in Nordbayern<br />

sowie neue Wachstumsmärkte und Geschäftsfelder.<br />

Ü Die Übernahme der <strong>Preh</strong> GmbH durch den chinesischen<br />

Elektronik-Spezialisten Joyson im April dieses<br />

Jahres war ein Paukenschlag. Welche Chancen und Risiken<br />

sind mit dem neuen Mehrheitsgesellschafter verbunden?<br />

Û Wir haben in der Geschäftsführung die Übernahme aktiv<br />

unterstützt und sehen in der neuen Konstellation große<br />

Chancen, insbesondere was den schnellen Aufbau unseres<br />

Geschäfts in China betrifft. Außerdem haben wir mit Joyson<br />

einen besseren Zugriff auf den chinesischen Beschaffungsmarkt,<br />

und wir haben die Eigenkapitalquote von <strong>Preh</strong> durch<br />

eine signifikante Kapitalerhöhung gestärkt. All das wird unser<br />

Wachstum weiter beschleunigen.<br />

Eine gewisse Herausforderung sehe ich in den unterschiedlichen<br />

Kulturen. Hier müssen beide Seiten noch voneinander<br />

lernen. Allerdings starten wir ja nicht bei Null. Schließlich<br />

kennen wir unseren bisherigen Joint-Venture-Partner<br />

Joyson schon seit mehr <strong>als</strong> drei Jahren.<br />

Ü Welche Überschneidungen gibt es im Produktportfolio?<br />

Û Es gibt keine Synergien und Integrationsthemen.<br />

Deshalb fanden wir das Angebot ja so attraktiv. Im Gegensatz<br />

dazu hätte es bei der Akquisition durch einen<br />

echten, größeren Wettbe-<br />

werber wohl eine Konsolidierung<br />

gegeben und wir<br />

hätten vielleicht nur unsere<br />

Werke in den Konzern einbringen<br />

können.<br />

Ü Gab es überhaupt<br />

ernsthaftes Interesse von<br />

dieser Seite, und warum<br />

war ein Börsengang keine<br />

Alternative?<br />

Û Am Interesse der großen<br />

Zulieferer hat es sicher<br />

nicht gefehlt. Aber wir hatten<br />

gemeinsam mit der<br />

Deutschen Beteiligungs AG<br />

eine Lösung gesucht, mit<br />

der wir die Eigenständigkeit<br />

Zur Person<br />

Dr. Michael Roesnick ist gebürtiger Hamburger, Jahrgang<br />

1953. Nach dem Studium der Nachrichtentechnik und der<br />

Technischen Kybernetik promovierte Roesnick 1984 zum Dr.-<br />

Ing. an der Hochschule der Bundeswehr in Hamburg. 1985<br />

wechselte er in die Industrie und trat 1995 nach Stationen bei<br />

Philips Medizin Systeme, Salzgitter Elektronik und Hagenuk in<br />

den Rheinmetall-Konzern <strong>als</strong> Direktor und später <strong>als</strong> Generalbevollmächtigter<br />

ein. Zusätzlich wurde Roesnick 1997 Geschäftsführer<br />

der RMP Elektroniksysteme und 1999 Vorsitzender<br />

der Geschäftsführung der <strong>Preh</strong>-Werke. Von Januar 2000<br />

an bis zum Verkauf der <strong>Preh</strong>-Gruppe Ende 2003 war er zugleich<br />

Vorstand der Aditron AG, des Unternehmensbereichs<br />

„Electronics“ von Rheinmetall. Den Vorsitz der Geschäftsführung<br />

der <strong>Preh</strong> GmbH hat Roesnick sowohl nach der Veräußerung<br />

von <strong>Preh</strong> an die Deutsche Beteiligungs AG <strong>als</strong> auch nach<br />

der mehrheitlichen Übernahme durch Joyson beibehalten.<br />

Automobil Industrie Special/ 2011


von <strong>Preh</strong> erhalten können. Ein Börsengang wäre sicher auch<br />

attraktiv gewesen. Allerdings sind wir hier zehn Jahre zu spät<br />

dran. Das Börsenumfeld in Deutschland ist für ein Unternehmen<br />

unserer Größe derzeit nicht geeignet. Aber Joyson führt<br />

mit seinen Automotive-Aktivitäten aktuell einen Börsengang<br />

durch und hat erklärt, uns innerhalb von drei Jahren in diese<br />

Börsenstory einbringen zu wollen. Insofern wäre <strong>Preh</strong> dann<br />

ein wesentlicher Bestandteil der Joyson-Börsenstory.<br />

Ü Wo ist die Win-win-Situation? Die technische Kompetenz<br />

von Joyson dürfte doch weit hinter der von <strong>Preh</strong><br />

zurückliegen?<br />

Û <strong>Preh</strong> ist <strong>als</strong> Technologie- und Innovationsführer in Europa<br />

und Amerika sicherlich auf einem anderen technischen<br />

Niveau. Aber Joyson verfügt über alle Grundkompetenzen,<br />

und wir halten das Unternehmen für sehr ausbaufähig. Auf<br />

der anderen Seite profitieren wir von der guten Kapitalausstattung<br />

und dem exzellenten Marktzugang von Joyson in<br />

China.<br />

Gemeinsam wollen wir ein stark wachsendes Technologieunternehmen<br />

schaffen, das weltweit die Anforderungen der<br />

OEMs an globale Plattformvergaben bedienen kann.<br />

Ü Was bedeutet die Übernahme für den nordbayrischen<br />

Stammsitz Bad Neustadt?<br />

Û Bad Neustadt ist und bleibt der Innovationsstandort<br />

von <strong>Preh</strong>, und wir werden dort weiterhin unsere hoch spezialisierte<br />

Fertigungskompetenz erhalten. Außerdem steuern<br />

wir von dort aus sämtliche Aktivitäten unserer Produktgruppen.<br />

Darüber hinaus haben wir bei <strong>Preh</strong> in der<br />

Breite das robustere, international erfahrenere Automotive-Management.<br />

Jeff Wang, der Eigentümer von<br />

Joyson, weiß, dass er dieses Know-how nicht nach<br />

China transferieren kann. Diese Kompetenz zu erhalten<br />

und zu schützen, hat für ihn nach eigener Aussage<br />

oberste Priorität.<br />

Ü Wird Joyson operativ in die europäischen und<br />

amerikanischen <strong>Preh</strong>-Gesellschaften einsteigen?<br />

Û Nein, wir steuern unsere Tochtergesellschaften<br />

<strong>als</strong> <strong>Preh</strong>-Geschäftsführung. Allerdings werden wir<br />

Joyson bei der Akquisition von Projekten unterstützen.<br />

Schließlich haben wir die Absicht, das Produktprogramm<br />

beider Unternehmen weltweit anzubieten.<br />

Ü Welche neuen Wachstumsmärkte wollen Sie gemeinsam<br />

mit Joyson erschließen?<br />

Û Im ersten Schritt gehört unser Hauptaugenmerk dem<br />

chinesischen Heimatmarkt, immer mit dem Ziel, unsere Kunden<br />

mit einer lokalen Fertigung bedienen zu können. Indien,<br />

Malaysia oder Japan von China aus zu beliefern, ist für uns<br />

derzeit keine strategische Option.<br />

Ü Welche Geschäftsfelder von <strong>Preh</strong> werden von dem<br />

Know-how beider Unternehmen profitieren?<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Û Mit den Klimabedien- und Fahrerbediensystemen werden<br />

wir <strong>als</strong> Erstes auf unsere chinesischen Kunden zugehen.<br />

Dort ist der Bedarf am höchsten. Aber auch Produktgruppen<br />

wie Steuergeräte mit Funktionssicherungselektronik sowie<br />

Sensorsysteme oder innovative Automationskonzepte werden<br />

mittelfristig für den Markt China interessant. Umgekehrt<br />

sind die Luftausströmer von Joyson ein weltweit vielversprechendes<br />

Produkt.<br />

Ü Sehen Sie durch die Zusammenarbeit mit Joyson<br />

auch Chancen für neue Produktgruppen, etwa für Low-<br />

Cost-Fahrzeuge in China oder Indien?<br />

Û Zunächst einmal sind wir bekannt für unsere Premium-<br />

Produkte, die wir typischerweise von oben nach unten in<br />

den Markt einführen. Low-Cost-Fahrzeuge aus den Emerging<br />

Markets sind für uns weniger interessant. Allerdings sehen<br />

wir generell den Trend nach höherer Wertigkeit und Anmutung<br />

im Innenraum – gerade auch im Kleinwagensegment<br />

und in neuen Märkten wie China. Die Erwartungshaltung der<br />

Kunden an Haptik und Optik verändert sich weltweit zu unseren<br />

Gunsten.<br />

Ü Wie sieht sich <strong>Preh</strong> nach der Internationalisierungsstrategie<br />

der vergangenen Jahre mittlerweile im<br />

Wettbewerbsumfeld positioniert?<br />

Û In Europa sind wir mit Werken in Deutschland, Portugal<br />

und Rumänien sehr gut aufgestellt. Weiterhin sind wir in<br />

Nordamerika inzwischen die Nummer zwei im Bereich Klimabediensysteme<br />

– unter anderem durch den starken Ausbau<br />

unserer Ende 2005 in Mexiko gestarteten Aktivitäten.<br />

Und in China produzieren wir ab dem dritten Quartal dieses<br />

Jahres. Wir haben dort erste Aufträge und wollen bis 2012<br />

vier Produkte vor Ort fertigen.<br />

Generell ist der globale Footprint extrem wichtig geworden;<br />

es gibt schon noch lokales Geschäft, aber ohne unsere Internationalisierungsstrategie<br />

hätten wir das hohe Wachstum<br />

der vergangenen Jahre nicht erreicht.<br />

Ü Wie will <strong>Preh</strong> von der Elektromobilität profitieren?<br />

Û Bei der Elektromobilität konzentrieren wir uns auf das<br />

Batteriemanagement. Um hier die Entwicklung voranzutreiben,<br />

haben wir eine stark spezialisierte Mannschaft aufgebaut.<br />

In einem Fahrzeug eines deutschen Premiumherstellers<br />

findet unser Batteriemanagementsystem erstmalig in<br />

einer Kleinserie Anwendung. Aktuell qualifizieren wir das<br />

System gemeinsam mit einem Kunden für die Großserie.<br />

Ü Wo wird die <strong>Preh</strong> GmbH in fünf Jahren stehen?<br />

Û Im Jahr 2010 haben wir im Automotive-Geschäft einen<br />

Umsatz von 343 Millionen Euro erwirtschaftet. In fünf<br />

Jahren rechne ich mit einer Verdoppelung dieser Zahl. Und<br />

wer weiß: Vielleicht überspringen wir einige Jahre später<br />

sogar die Eine-Milliarde-Euro-Umsatzgrenze. Parallel dazu<br />

wollen wir gemeinsam mit Joyson eine gute Börsenstory<br />

hinlegen. Das Interview führte Claus-Peter Köth.


Interview Aufsichtsrat<br />

„Der beste Partner<br />

für <strong>Preh</strong>“<br />

Die Aufsichtsräte Dr. Rolf Scheffels und Dr. Willibald Schleuter über den Verkauf von <strong>Preh</strong><br />

an den chinesischen Investor Joyson, Reaktionen der Kunden und die vordringlichste Aufgabe<br />

für das neue Unternehmen.<br />

Ü Herr Dr. Scheffels, warum haben Sie die Mehrheit<br />

Ihrer <strong>Preh</strong>-Gesellschafteranteile an den chinesischen<br />

Investor Joyson verkauft?<br />

Û Die Deutsche Beteiligungs AG<br />

war – gemeinsam mit dem Management<br />

– rund acht Jahre an <strong>Preh</strong> beteiligt.<br />

Unsere Ziele haben wir inzwischen<br />

erreicht, zum Teil sogar übertroffen:<br />

<strong>Preh</strong> ist heute ein sehr viel<br />

besser positioniertes Unternehmen,<br />

insbesondere durch die massiven Investitionen<br />

in Auslandsstandorte wie<br />

auch die Entwicklung neuer Produktgruppen.<br />

Wir waren uns mit dem Management<br />

einig, jetzt einen neuen<br />

Gesellschafter zu finden, mit dessen<br />

Unterstützung <strong>Preh</strong> die nächsten Entwicklungsschritte<br />

gehen kann. Wir<br />

haben diskutiert, welcher Käufer am<br />

besten geeignet erscheint, um die<br />

<strong>Preh</strong>-Erfolgsgeschichte fortzuschreiben.<br />

<strong>Preh</strong> ist für etliche Unternehmen<br />

ausgesprochen attraktiv; wir wurden<br />

deshalb von mehreren möglichen<br />

Käufern angesprochen und hatten einen<br />

sehr guten Marktüberblick. Es kristallisierte sich deutlich<br />

heraus, dass Joyson der beste Partner ist: Mit seinem eigenen<br />

Automotive-Geschäft in China ist Joyson vollkommen<br />

komplementär. Joyson eröffnet <strong>Preh</strong> den nächsten Entwicklungsschritt,<br />

nämlich den Weg nach Asien. Außerdem finanziert<br />

Joyson das weitere Wachstum in Europa und im<br />

NAFTA-Raum, ohne dass <strong>Preh</strong> nachteilige Veränderungen<br />

fürchten müsste, wie sie typischerweise bei einem Kauf<br />

durch einen direkten Wettbewerber unter dem Stichwort<br />

„Realisierung von Synergien“ zu erwarten wären.<br />

Ü Sie haben verkauft, bleiben aber dennoch substanziell<br />

beteiligt. Was versprechen Sie sich davon?<br />

Û Die DBAG und das Management wollen einen möglichst<br />

reibungslosen Übergang sicherstellen und bleiben<br />

deshalb eine Zeit lang weiter beteiligt. Dies war nicht nur unser,<br />

sondern auch der Wunsch von Joyson. Wir werten das<br />

Dr. Rolf Scheffels, Mitglied des Vorstands der<br />

Deutschen Beteiligungs AG und Aufsichtsratsvorsitzender<br />

der <strong>Preh</strong> GmbH.<br />

<strong>als</strong> wichtiges Indiz dafür, dass sich Joyson den Herausforderungen<br />

und Sensibilitäten seines Einstiegs bei <strong>Preh</strong> bewusst<br />

ist. Jeff Wangs Bitte, dass Herr Dr.<br />

Schleuter <strong>als</strong> Branchenexperte unverändert<br />

Mitglied des Aufsichtsrats<br />

bleiben und ich für eine Übergangszeit<br />

weiter den Aufsichtsratsvorsitz<br />

innehaben soll, unterstreicht den<br />

Willen aller Beteiligten nach Kontinuität<br />

und das gemeinsame Vorhaben<br />

zu einem Erfolg zu machen.<br />

Ü Herr Dr. Schleuter, sehen Sie<br />

nicht die Gefahr, dass es auf Kundenseite<br />

Vorbehalte gegen den<br />

Einstieg eines chinesischen Investors<br />

gibt?<br />

Û Die OEMs möchten wissen, wie<br />

das Geschäft operativ weitergeht.<br />

Das sieht aus Kundensicht auf absehbare<br />

Zeit gut aus, eben weil ein<br />

Höchstmaß an Kontinuität bei Ansprechpartnern<br />

und Abläufen sichergestellt<br />

wird. Darüber hinaus geht es<br />

um die weitere Entwicklung von<br />

<strong>Preh</strong>. Da <strong>Preh</strong> die technische Leadership innerhalb der<br />

Joyson-Gruppe übernimmt, bewerte ich auch das positiv.<br />

Ein weiteres wichtiges Merkmal ist die deutlich erhöhte<br />

Eigenkapitaldecke. Sie eröffnet gerade aus der Sicht der<br />

Premiumkunden neue technische Potenziale.<br />

Ein anderer Aspekt ergibt sich aus langfristiger strategischer<br />

Sicht: Hier ist ein Vergleich zu VW möglich: VW stieg <strong>als</strong> erstes<br />

westliches Unternehmen in China ein und hat daraus<br />

Vorteile in der Marktposition gewonnen, die bis heute wirksam<br />

sind. Die Übernahme von <strong>Preh</strong> durch Joyson wird nicht<br />

die erste dieser Art bleiben. In einem Umfeld, in dem in China<br />

weitere Steigerungen des Local Content gefordert sind,<br />

kann das aus Sicht der OEMs in Gesprächen mit chinesischen<br />

Partnern hilfreich sein. Auch bezüglich der Regierungsforderung<br />

an die westlichen Hersteller, zur Weiterentwicklung<br />

der chinesischen OEMs beizutragen, wird die<br />

Übernahme positiv zu sehen sein.<br />

10 Automobil Industrie Special/ 2011<br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Ü Herr Dr. Scheffels, gab es Vorabgespräche mit einzelnen<br />

OEMs?<br />

Û Wir sind mit Joyson schon seit einigen Jahren in Kontakt,<br />

der von einer Zusammenarbeit auf Projektebene über<br />

das Joint Venture zu der Beteiligung geführt hat. Insofern<br />

hatten wir eine Vorstellung davon, welche Vorteile die Verbindung<br />

auch für die Kunden bringen würde. Deshalb haben<br />

wir eine hohe Akzeptanz der OEMs erwartet. Andererseits<br />

konnte die Transaktion überhaupt nur erfolgreich sein, wenn<br />

bis zum Schluss absolute Vertraulichkeit gewahrt würde; wir<br />

sind sehr froh, dass dies gelungen ist und der gesamte Prozess<br />

ohne Handlungsdruck abgeschlossen werden konnte.<br />

Wir alle wissen, dass dies keine Selbstverständlichkeit ist.<br />

Ü Verstehen Sie Ihr fortgesetztes Engagement im Aufsichtsrat<br />

<strong>als</strong> Korrektiv zum chinesischen<br />

Investor?<br />

Û Dr. Scheffels: Nicht <strong>als</strong> Korrektiv,<br />

sondern <strong>als</strong> logische Folge des gewählten<br />

Wegs: Zielsetzung ist, <strong>Preh</strong><br />

positiv weiterzuentwickeln: Das heißt<br />

zunächst in vielerlei Hinsicht, so weiterzumachen<br />

wie bisher und nicht alles<br />

zu verändern. Auf der anderen Seite<br />

möchte <strong>Preh</strong> natürlich von den Möglichkeiten,<br />

die Joyson bietet, profitieren.<br />

Û Dr. Schleuter: Auch ich sehe die<br />

Aufgabe nicht <strong>als</strong> Korrektiv, sondern<br />

unter der Maßgabe, zur Weiterentwicklung<br />

von <strong>Preh</strong> bei Produkten und<br />

Marktposition unter den neuen Rahmenbedingungen<br />

positiv beizutragen.<br />

Ü Herr Dr. Scheffels, wäre Ihre<br />

Wachstumsstrategie nicht auch mit<br />

einem europäischen oder amerikanischen<br />

Investor möglich gewesen?<br />

Û Sicher, es gab auch einige europäische und amerikanische<br />

Zulieferer unter den Interessenten. Aber nochm<strong>als</strong>:<br />

Wir sind gemeinsam mit dem Management zu dem Schluss<br />

gekommen, dass Joyson der beste Partner für <strong>Preh</strong> ist. Hinzu<br />

kam, dass im Laufe der Zeit ein Vertrauensverhältnis zwischen<br />

dem <strong>Preh</strong>-Management und uns auf der einen und<br />

Jeff Wang, dem Unternehmer hinter Joyson, und seinem<br />

Team auf der anderen Seite gewachsen ist. Es wäre auf den<br />

ersten Blick vielleicht einfacher gewesen, an einen amerikanischen<br />

oder europäischen Konzern zu verkaufen. Das hätte<br />

aber für die weitere Entwicklung von <strong>Preh</strong> andere Konsequenzen<br />

gehabt und weniger Chancen eröffnet.<br />

Ü Haben Sie beide bereits Erfahrungen mit ähnlichen<br />

Konstellationen?<br />

Û Dr. Schleuter: Nein, ich verfüge über keine vergleichbare<br />

Erfahrung.<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Dr. Wilibert Schleuter, Aufsichtsratsmitglied<br />

der <strong>Preh</strong> GmbH, ehem<strong>als</strong> Leiter Entwicklung<br />

Elektrik/Elektronik Audi AG.<br />

Û Dr. Scheffels: Auch für uns gibt es keinen direkten Vergleich.<br />

Allerdings haben wir den Pumpenhersteller Lewa vor<br />

einiger Zeit an einen japanischen Hersteller verkauft. Auch<br />

hier gab es große europäische und amerikanische Interessenten,<br />

aber das Management und wir hielten aus den gleichen<br />

Gründen den japanischen Bieter für am besten geeignet,<br />

die positive Entwicklung von Lewa fortzuschreiben. In diesem<br />

Fall hat sich die Einschätzung bereits mehr <strong>als</strong> bestätigt.<br />

Ü Gibt es bereits einen Zeitplan für den Ausstieg der<br />

Deutschen Beteiligungs AG?<br />

Û Dr. Scheffels: Wir planen, bis 2013 engagiert zu<br />

bleiben.<br />

Ü Was sehen Sie <strong>als</strong> Aufsichtsräte jetzt <strong>als</strong> vordringlichste<br />

Aufgabe für das neue Unternehmen?<br />

Û Dr. Scheffels: Inhaltlich steht im<br />

Vordergrund, das künftige Zusammenspiel<br />

so zu gestalten, dass die Potenziale<br />

der Partnerschaft auch wirklich<br />

gehoben werden und möglichst wenig<br />

Reibungsverluste entstehen. Kurzfristig<br />

steht dabei der Aufbau des Joint<br />

Ventures im Vordergrund, der ja bereits<br />

seit einigen Monaten im Gange<br />

ist. Die Herausforderung ist sicherlich,<br />

die unterschiedlichen Kulturen zusammenzuführen.<br />

Û Dr. Schleuter: Zusammengefasst<br />

geht es mir darum, die Chancen der<br />

neuen Konstellation bei Produkten und<br />

Marktposition konsequent zu nutzen<br />

und mitzugestalten und gleichzeitig zu<br />

einer entsprechenden Stabilität und<br />

Kontinuität beizutragen.<br />

Ü Kann man überhaupt die Corporate-Governance-Standards<br />

von deutschen und chinesischen<br />

Unternehmen in Einklang bringen?<br />

Û Dr. Schleuter: Die Standards der Corporate Governance<br />

und die historische Entwicklung dieser Themen sind<br />

unterschiedlich und bergen damit ein Konfliktpotenzial. Es<br />

wird daher wichtig sein, wie die Zusammenarbeit und die<br />

gegenseitige Wertschätzung der Partner gelebt werden. Das<br />

Konfliktpotenzial kann man deutlich reduzieren, indem man<br />

die Themen ausführlich bespricht und vor allem danach<br />

schriftlich dokumentiert.<br />

Û Dr. Scheffels: Aus meiner Sicht ist entscheidend, dass<br />

für <strong>Preh</strong> auch künftig deutsches Recht und dementsprechend<br />

eine unveränderte Corporate Governance gilt. Ich sehe<br />

die praktischen Herausforderungen – neben den angesprochenen<br />

kulturellen Unterschieden – eher auf der operativen<br />

Ebene, zum Beispiel in speziellen Reportinganforderungen.<br />

Die Fragen stellte Carsten Deuster.<br />

11


Fotos: <strong>Preh</strong><br />

Klimakompetenz<br />

Mehr <strong>als</strong> nur warm<br />

oder kalt<br />

Wenn ein potenzieller Kunde ein Automobil zur Probe fährt, dann zählt der erste Eindruck.<br />

Für sein subjektives Empfinden spielt die Abstimmung des Klimakomforts eine bedeutende<br />

Rolle.<br />

Bei einem Crashtest liefern diverse<br />

Sensoren am Dummy „harte“ Fakten<br />

und damit eine solide Basis, um die<br />

Sicherheit zu optimieren. Aber wie lässt<br />

sich menschliches Wohlbefinden messen?<br />

Offensichtlich hängt es von<br />

weitaus mehr ab <strong>als</strong> nur<br />

von einer angenehmenTemperatur:<br />

Ist die Luft zu<br />

trocken? Zieht<br />

es? Riecht es<br />

gut? Scheint die<br />

Sonne oder ist es<br />

dunkel und regnerisch?<br />

Die große Herausforderung<br />

bei der Auslegung<br />

des Klimakomforts liegt in der enormen<br />

Bandbreite menschlichen Wohlbefindens, der man<br />

sich messtechnisch immer nur annähern kann.<br />

In die Abstimmung gehen diverse objektive Parameter<br />

ein, aber letztlich kommt es immer auch auf die persönliche<br />

Klimasteuerungs-Intelligenz integriert:<br />

Audio- und Klimabediensystem<br />

im Cockpit und<br />

Klimabediensystem für Fond<br />

(BMW 7er).<br />

langjährige Erfahrung<br />

der Ingenieure an, die<br />

bei verschiedenen<br />

Testfahrten die Endabstimmung<br />

des Klimakomfortsvornehmen.<br />

Dennoch kann dieser<br />

Komfort sehr unterschiedlichwahrgenommen<br />

werden, wenn<br />

sich die individuelle<br />

<strong>Preh</strong>-Klimasteuergerät, Körperphysiologie<br />

einschließlich Klimasteue- eines Fahrzeuginsasrungssoftware,<br />

für Ford.<br />

sen von der eines<br />

„Durchschnittsmenschen“<br />

stark unterscheidet.<br />

So ist es auch kein Zufall, dass die Bedienung<br />

der Klimaanlage bis heute immer im direkten Zugriff<br />

geblieben ist. Um mehr Übersichtlichkeit im Cockpit zu<br />

schaffen, wurden in Fahrzeugen der Premiumhersteller, und<br />

zunehmend auch im Massenmarkt, diverse Schalter einge­<br />

12 Automobil Industrie Special/ 2011<br />

Foto: BMW


spart und deren Funktionen in<br />

Untermenüs verbannt.<br />

Doch das Bediensystem für<br />

die Klimafunktionen hat diesem<br />

Trend widerstanden, denn der<br />

schnelle und direkte Zugriff auf<br />

diese Komforteinstellungen genießt<br />

einen hohen Stellenwert.<br />

Außerdem spielt hier auch die<br />

Fahrsicherheit eine Rolle: Wenn<br />

die Scheiben beschlagen, gelangt<br />

mit einem Druck auf die „Defrost“­<br />

Taste schnellstens ein Strom entfeuchteter,<br />

temperierter Luft an<br />

die Windschutzscheibe und entfernt<br />

den Beschlag.<br />

Weltweit lassen sich die Automobilzulieferer<br />

mit Klimakomfort­Kompetenz an zwei Händen<br />

abzählen. Es sind überwiegend Hersteller von Klimaaggregaten.<br />

Aggregat­unabhängige Lieferanten sind äußerst<br />

rar. Für einen OEM sind sie aber umso interessanter: Denn<br />

dann muss das Klimabediensystem, <strong>als</strong> Bestandteil des<br />

Fahrzeuginterieurs, nicht zwangsläufig vom Aggregatehersteller<br />

kommen, sondern der OEM­Einkäufer kann höchst<br />

flexibel agieren.<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH ist ein Aggregat­unabhängiger Zulieferer,<br />

der seit mehr <strong>als</strong> 15 Jahren nicht nur Bediensysteme für die<br />

Klimafunktionen herstellt, sondern auch Klimaregelungssoftware<br />

entwickelt. Hier kommt es entscheidend darauf an, die<br />

sehr unterschiedlichen Anforderungen verschiedener OEMs<br />

umsetzen zu können. Während manche Hersteller mit sehr<br />

exakten Systemvorgaben arbeiten, lässt ein anderer für seine<br />

zwei­ und dreizonigen Klimasysteme dem Lieferanten nahezu<br />

freie Hand. Dementsprechend verbleiben weniger oder<br />

mehr Freiheitsgrade, um mit geeigneten Maßnahmen einen<br />

guten Klimakomfort zu erreichen. Andererseits werden teilweise<br />

auch reine Umsetzungen von Schaltfunktionen gefordert,<br />

ohne jede Klimaintelligenz.<br />

<strong>Preh</strong> konnte im Laufe der Jahre in zahlreichen Projekten<br />

die ganze Bandbreite von Klimabediensystemen und Klimasteuerungssoftware<br />

in Serie umsetzen: Darunter sind<br />

halbautomatische Systeme (z. B. VW Polo), einzonige Systeme<br />

(Audi A1), mehrzonige vollautomatische Systeme (BMW<br />

7er) oder auch besondere Lösungen, etwa für Traktoren, deren<br />

Kabinen extrem große Glasflächen haben.<br />

<strong>Preh</strong> spricht in diesem Zusammenhang von einem echten<br />

Kompetenzvorteil gegenüber reinen Schalterlieferanten.<br />

Vor allem, wenn OEMs die Radio­/Infotainment­Funktionen<br />

und die Klimabedienung zu einem Bediensystem in der Mittelkonsole<br />

zusammenfassen. „Unsere Erfahrung zeigt, dass<br />

bei Fahrzeugvolumina ab etwa 100.000 Stück pro Jahr eine<br />

integrierte Lösung günstiger ist“, erklärt Michael Jendis, Vertriebsleiter<br />

bei <strong>Preh</strong>.<br />

Darunter versteht er ein Bediensystem, das neben der<br />

Bedienblende mit den Schaltern auch über ein integriertes<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Klimabediensysteme für das Volumensegment: VW<br />

Jetta und Ford F-250/350.<br />

Fotos: <strong>Preh</strong><br />

Klimasteuergerät mit entsprechender<br />

Software verfügt. Im Unterschied<br />

dazu praktizieren manche<br />

OEMs heute auch den Ansatz,<br />

die Bedienblende vom Steuergerät<br />

abzukoppeln, um beide Komponenten<br />

separat einkaufen zu<br />

können.<br />

„Unter Kostengesichtspunkten<br />

ist das integrierte System vorteilhafter,<br />

weil es hier weniger Schnittstellen<br />

gibt und gemeinsame Basisfunktionen<br />

genutzt werden können“,<br />

betont Jendis. Andererseits<br />

kann es bei kleineren Stückzahlen<br />

bzw. bei einer hohen Variantenvielfalt<br />

auch sinnvoll sein, die<br />

Standardisierungsvorteile von separatem Steuergerät und<br />

separater Bedienblende zu nutzen. Das ist aktuell beispielsweise<br />

bei den Ford Modellen Taurus, Flex und Mustang gegeben,<br />

die auf derselben Plattform aufbauen.<br />

Allerdings: Setzt man ein Klimasteuergerät für ein Mittelklassefahrzeug<br />

mit dreizoniger Klimaregelung und leistungsfähigem<br />

Prozessor <strong>als</strong> Standardsteuergerät für einzonige<br />

Systeme ein, führt das zu unnötigen Mehrkosten, die den<br />

Standardisierungsvorteil verschwinden lassen.<br />

„Wir können für den OEM die Systeme entwickeln und<br />

fertigen, die am besten zu seiner Modellpolitik passen“, resümiert<br />

Jendis. So liefert <strong>Preh</strong> nicht nur integrierte Klimabediensysteme<br />

mit Elektronik, Software, haptisch und optisch<br />

anspruchsvollen Oberflächen, sondern auch separate Klimasteuergeräte<br />

und Bedienblenden. Des Weiteren beschäftigt<br />

sich der Zulieferer mit verbesserten Möglichkeiten der<br />

Temperatursensierung. Das jüngste Produkt ist hier ein neuartiger<br />

unbelüfteter Temperatursensor, der noch 2011 in Serie<br />

gehen soll.<br />

Lüfterloser Temperatursensor<br />

Zur Messung der Innenraumtemperatur werden erst seit wenigen<br />

Jahren unbelüftete Oberflächensensoren in Serie eingesetzt.<br />

Diese Systeme bestehen im Wesentlichen aus einer Fotodiode<br />

und einem NTC sowie entsprechenden Softwarealgorithmen.<br />

Insbesondere ungünstige klimatische Einflussfaktoren<br />

machten ein kontinuierliches Reproduzieren der gewonnenen<br />

Messergebnisse zu einer Herausforderung. Hier setzt die deutlich<br />

verbesserte Lösung der <strong>Preh</strong> GmbH an: Der neuartige unbelüftete<br />

Temperatursensor arbeitet ohne Fotodiode und setzt<br />

stattdessen auf eine Kombination aus NTCs. Die Software für<br />

den patentrechtlich geschützten Sensor sorgt dafür, dass sowohl<br />

für den Heiz­Fall <strong>als</strong> auch für den Kühl­Fall die gleiche<br />

Berechnungsmethode angewendet wird. So zeigt das System<br />

eine schnelle Reaktion auf die erkannte Innenraumtemperatur<br />

und es werden gut reproduzierbare Ergebnisse erzielt.<br />

13


Bediensysteme<br />

Pre(h)mium<br />

Look and Feel<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH gehört zu den innovativen Spezialisten für Bediensysteme im Fahrzeuginterieur.<br />

Automobil Industrie warf einen Blick auf aktuelle Bediensystem­Trends, für die der<br />

Zulieferer neue technische Lösungen entwickelt.<br />

Rolls-Royce Ghost: Cockpit mit zentralem Bediensystem auf der Mittelkonsole.<br />

BMW hatte es einst <strong>als</strong> erster Automobilhersteller gewagt:<br />

Ein puristisches Bedienkonzept mit iDrive-<br />

Controller räumte mit der Schalterflut im Cockpit auf. Was<br />

nach der Markteinführung im Jahr 2001 von den Kunden anfänglich<br />

<strong>als</strong> zu kompliziert empfunden wurde, ist längst zu<br />

einem einfach und intuitiv bedienbaren System ausgereift.<br />

Unter den deutschen Premiumherstellern zog Audi mit dem<br />

MMI (Multi Media Interface) nach und auch Mercedes steuerte<br />

sein Multimediasystem COMAND ab der S-Klasse 2005<br />

mit einem Controller auf der Mittelkonsole. Was zunächst<br />

wie ein auf deutsche Premiumhersteller begrenztes Phänomen<br />

anmutete, findet sich mittlerweile in Konzept- und Serienfahrzeugen<br />

weiterer OEMs. So hat Toyota seine Lexus-<br />

Modelle CT, RX und LFA mit einem zentralen Bediensystem<br />

ausgestattet. Die japanische Variante setzt jedoch nicht auf<br />

den klassischen Dreh-/Drücksteller mit Schiebe-, Kipp- oder<br />

Joystickfunktion. Vielmehr ähnelt das sogenannte Remote-<br />

Touch-Bedienelement in seiner Funktion einer Computermaus.<br />

Die zugrunde liegende Idee ist allerdings die gleiche:<br />

Über ein ergonomisch optimal platziertes Bedienelement in<br />

der Mittelkonsole können Funktionen aus verschiedenen<br />

Menüs gewählt werden, die auf einem zentralen Display dargestellt<br />

werden. Dieses ist so im Cockpit platziert, dass eine<br />

ideale Ablesbarkeit bei minimaler Ablenkung gegeben ist.<br />

Die Kombination aus zentralem Bedienelement und Funk-<br />

14 Automobil Industrie 6/ 2011<br />

Foto: <strong>Preh</strong><br />

Foto: Rolls Royce


tionsmenüs ersetzt eine Vielzahl von Schaltern. Somit gewinnt<br />

das Cockpit ein klareres Design. Auch das Hyundai-<br />

Modell Genesis bedient sich dieser Philosophie.<br />

Doch warum setzen eigentlich nicht viel mehr OEMs auf<br />

zentrale Bediensysteme? Einige OEMs haben sich für Touchscreen-Systeme<br />

entschieden. Nicht nur Endkunden, die täglich<br />

mit iPhone, TomTom und Co. umgehen, kommen mit der<br />

Bedienung von Touchscreens gut klar. Dennoch gehen solche<br />

Systeme in Sachen Ergonomie und Ablenkung Kompromisse<br />

ein: Bei der Funktionsauswahl muss sich der Fahrer –<br />

je nach Körperbau – mehr oder weniger weit nach vorn strecken,<br />

um das Touchdisplay mit der Hand zu erreichen. Dabei<br />

haben Arm und Hand keine Abstützmöglichkeit. Bei unebener<br />

Fahrbahn sucht der Daumen am Touchscreen-Rahmen<br />

Halt, damit der Zeigefinger ins Ziel findet. Bei dieser<br />

Prozedur genügt zur Funktionsauswahl nicht mehr nur ein<br />

kurzer Seitenblick aus dem Augenwinkel, sondern die Blickabwendung<br />

ist unvermeidlich intensiver und bringt eine vergleichsweise<br />

stärkere Ablenkung mit sich.<br />

Magnet-Haptik. Um die Ablenkung beim Bedienvorgang<br />

zu minimieren, entwickelte <strong>Preh</strong> in den vergangenen Jahren<br />

Konzepte einer fortgeschrittenen Benutzerführung. Beispielsweise<br />

wird dem Fahrer mit gezielten Verriegelungen<br />

der Bedienwege des zentralen Controllers eine haptische<br />

Hilfestellung bei der Funktionsauswahl gegeben. Der Zulieferer<br />

setzt hier unter anderem auf den Einsatz von Magnettechnologie.<br />

Dafür haben sich einige <strong>Preh</strong>-Kunden bereits in<br />

aktuellen Serienanwendungen entschieden. So wird das taktile<br />

Feedback eines multifunktionalen Dreh-, Drück- und<br />

Kippelements nicht mehr auf herkömmliche Weise mit Federn,<br />

Rastkurven und Hebeln erzeugt, sondern mit Magneten.<br />

Daraus ergeben sich gleich drei Vorteile: Erstens sind<br />

die Magnete robuster gegen Verschleiß und Verschmutzung.<br />

Zweitens lässt sich eine in alle Richtungen gleichmäßigere<br />

Haptik erzielen <strong>als</strong> mit den zuvor genannten herkömmlichen<br />

Elementen. Dazu muss der konstruktive Aufbau so erfolgen,<br />

dass nur ein einziges Magnetsystem erforderlich ist. Drittens<br />

wird auch die für eine Haptik charackteristische Kraft-Weg-<br />

Kennlinie gleichmäßiger, wenn Magnete verwendet werden.<br />

<strong>Preh</strong> verfügt hier über langjähriges Erfahrungswissen da-<br />

rüber, wie die Kennlinien-Eigenschaften gezielt verändert<br />

und eingestellt werden können. So lassen sich verschiedene<br />

Haptiken darstellen. Aber nicht nur in der Entwicklung sind<br />

die Anforderungen hoch. Um Systeme mit Magnet-Haptik<br />

zuverlässig und in hoher Qualität fertigen zu können, muss<br />

auch in der Produktion ein spezielles Prozess-Know-how zur<br />

Befestigung der Magnetelemente vorhanden sein.<br />

Touchpads im Automobil. Mit dem MMI-Bediensystem<br />

der aktuellen Generation des Audi A8 hat auch das Touchpad<br />

Einzug in die Serie gehalten und BMW kündigte bereits<br />

an, dass es zukünftig einen modifizierten iDrive-Controller<br />

<strong>Preh</strong>-Konzepte mit Touchpad sowie einem zentralen Bedienelement mit haptischer Benutzerführung aus den Jahren 2005 und 2007.<br />

Automobil Industrie 6 / 2011<br />

mit integriertem Touchpad geben werde. Insbesondere im<br />

weltweiten (Automobil-)Wachstumsmarkt Nummer eins –<br />

China – hat eine Touchpadintegration große Vorteile: Indem<br />

Haptische Qualitätswahrnehmung<br />

Robby Rieger, Leiter Konstruktion bei <strong>Preh</strong>: „Das Bediensystem<br />

für die Klimaautomatik des Audi A1 verfügt über drei<br />

Drehsteller, deren Achsenspiel praktisch bei Null liegt. Sie wurden<br />

jeweils mit einem Kugellager ausgestattet. Im Ergebnis<br />

erzielten wir eine Premium-Haptik, die keinen Zweifel daran<br />

lässt, dass hier ein Höchstmaß an Qualität vorliegt. Eine solche<br />

positive Wahrnehmung der Interieurkomponenten strahlt<br />

beim Endkunden unterbewusst immer auch auf die Gesamtwahrnehmung<br />

eines Fahrzeugs ab.“<br />

Klimabediensystem für Audi A1.<br />

15<br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Bediensysteme<br />

per Finger die Anfangs-Strichfolge<br />

eines Schriftzeichens auf das Pad geschrieben<br />

wird, kann aus den insgesamt<br />

mehreren tausend chinesischen<br />

Schriftzeichen bequem vorselektiert<br />

werden. Durch Eingabe weiterer Zeichenbestandteile<br />

wird die Auswahl<br />

dann verfeinert.<br />

Black-Panel-Oberflächen. Homogene<br />

Black-Panel-Bedienoberflächen,<br />

die keine einzelnen Tasten aufweisen,<br />

sind eines der Wunschszenarios im<br />

Interieurdesign. Statt herkömmlicher<br />

Tastenfelder gäbe es glatte Oberflächen<br />

á la iPad. Allerdings ist die pri- Prototyp eines Bediensystems mit Black<br />

märe Aufgabe des Autofahrers nicht Panel Oberfläche, versenkbaren Drehstellern<br />

und kapazitiven Schaltern.<br />

die Auswahl unterhaltsamer Funktionen,<br />

sondern die möglichst uneingeschränkte<br />

Konzentration auf den Straßenverkehr. Vollständig<br />

homogene und glatte Bedienoberflächen im Fahrzeuginterieur<br />

wären hier eher problematisch, weil es an Fühlhilfen<br />

mangelt. Nicht umsonst sind die Tasten am iDrive Controller<br />

und an MMI-Bediensystemen (vgl. Abbildung) in ihren Konturen<br />

so unterschiedlich ausgeführt, dass der Fahrer sie mit<br />

den Fingerspitzen erfühlen kann. Ganz ähnlich ist das auch<br />

Unter den Serienlieferanten für zentrale Bediensysteme beansprucht<br />

die <strong>Preh</strong> GmbH mit rund 50 Prozent Marktanteil den<br />

Spitzenplatz. Aber nicht nur Pkw der Marken Audi, BMW,<br />

Rolls-Royce und Lamborghini profitieren von diesem Spezial-<br />

Know-how des Zulieferers. Im Bereich der landwirtschaftlichen<br />

Nutzfahrzeuge entwickelte <strong>Preh</strong> für CLAAS ein multifunktionales<br />

Bedienelement, das aktuell <strong>als</strong> Schaltzentrale in XERION<br />

Traktoren dient. Das Konzept ermöglicht zukünftig einen modellübergreifenden<br />

Einsatz in weiteren Traktoren und Erntemaschinen.<br />

Foto: CLAAS<br />

Zentrale Bediensysteme von <strong>Preh</strong><br />

Multifunktionales Bedienelement<br />

für<br />

CLAAS Traktoren.<br />

Foto: <strong>Preh</strong><br />

BMW iDrive Controller im Keramik-Design<br />

und Audi MMI-Bediensystem<br />

mit integriertem Touchpad.<br />

bei vielen Lenkradschaltern und weiteren<br />

Bediensystemen der Fall. Denn<br />

ohne solche Fühlhilfen bleibt nur der<br />

Blickkontakt zum Schalter, wodurch<br />

sich die Ablenkung erhöht. Für Black<br />

Panel Oberflächen mit integrierten kapazitiven<br />

Schaltern stellt sich <strong>als</strong>o speziell<br />

für Automotive-Anwendungen die<br />

Frage, ob eine Bedienung ohne Fühlhilfen<br />

der richtige Ansatz sein kann.<br />

Hierfür geeignete technische Lösungen<br />

zu finden, gehört zu den Herausforderungen<br />

der Entwicklung zukünftiger<br />

Bediensysteme im Fahrzeuginterieur.<br />

LTK-Anzeigetechnologie. Eine neuartige Anzeigetechnologie,<br />

die von <strong>Preh</strong> zur Serienreife entwickelt wurde, soll<br />

dazu dienen, die Übersichtlichkeit zu wahren, wenn sich die<br />

Anzahl bedienbarer Funktionen erhöht. LTK ist eine Abkürzung<br />

für den sogenannten lentikularen Effekt, mit dem verschiedene<br />

Icons im gleichen Bereich einer Oberfläche dargestellt<br />

werden können. Dabei wechselt die Icon-Anzeige<br />

wie auf einem Display, aber ohne dass aktive Anzeigeelemente<br />

verwendet werden müssen, denn es handelt sich<br />

um einen rein optischen Effekt. Diese Oberflächen können<br />

auch Tastenoberflächen sein, wobei die Icons jeweils genau<br />

am gleichen Platz in der Tastenmitte angezeigt werden.<br />

Bis zu drei verschiedene Icons sind pro Anzeige möglich,<br />

<strong>als</strong>o statt nur einer Funktion kann eine Taste mit bis zu drei<br />

Funktionen belegt werden, wobei die Unterscheidung der<br />

Funktionsmenüs über eine Farbcodierung funktioniert. Im<br />

Ergebnis kann mit der LTK-Technologie die Anzahl der<br />

Schalter im Cockpit verringert werden, weil wenigen Tasten<br />

mehrere Funktionen zugewiesen werden. Dabei bleibt die<br />

Bedienung einfach und übersichtlich, weil das simple und<br />

bekannte Bedienprinzip des Tastendrucks beibehalten<br />

wird.<br />

16 Automobil Industrie 6/ 2011<br />

Foto: <strong>Preh</strong><br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Foto: Lamborghini<br />

Human-Machine-Interface<br />

für Lamborghini Aventador<br />

Über das in der Mittelkonsole platzierte Human-Machine-<br />

Interface (HMI) lassen sich eine Vielzahl der Funktionen<br />

des Aventador intuitiv bedienen. Diese zentrale Bedieneinheit<br />

ist mit acht Funktionstasten sowie einem großen Dreh-<br />

Drück-Element mit integriertem Joystick ausgestattet. Der<br />

Lieferant ist die <strong>Preh</strong> GmbH. Zum weiteren Lieferumfang gehören<br />

die beiden Designblenden aus Aluminium sowie die<br />

markante rote Abdeckung des Start-Knopfes, mit dem der<br />

Trend zum Multifunktionslenkrad<br />

hält an<br />

Die Nachfrage nach einer Ausstattung mit Multifunktions-<br />

Lenkrad steigt beständig. Während sich im Jahr 2001 nur<br />

25 Prozent der deutschen Neuwagenkäufer dafür entschieden,<br />

waren es im Jahr 2010 schon 46 Prozent (Quelle: DAT-<br />

Report 2011). Sicherlich trägt auch die zunehmende Verfügbarkeit<br />

dieser Ausstattungsoption in nahezu allen Fahrzeugsegmenten<br />

zur Nachfragesteigerung bei. Inzwischen sind<br />

Multifunktionslenkräder in Fahrzeugen der Premiumklasse<br />

zum Standard geworden und finden sich <strong>als</strong> optionale Ausstattung<br />

zum Beispiel weitgehend in Fahrzeugen der unteren<br />

Mittelklasse und in SUVs.<br />

Zu den führenden Herstellern von Multifunktionsschaltern<br />

für das Lenkrad zählt die <strong>Preh</strong> GmbH. Das Unternehmen<br />

entwickelt und fertigt Multifunktionsschalter für Lenkräder in<br />

Pkw und Nutzfahrzeugen. Eine Spezialität des Zulieferers ist<br />

dabei die geschickte konstruktive Auslegung der Schaltereinheiten,<br />

sodass hier trotz sehr kleiner Bauräume die Elektroniken,<br />

zum Beispiel für LIN-Bus, integriert werden können.<br />

Mittels eigener Encoder-Technologie, die es erlaubt, die<br />

Funktion vom taktilen Feedback zu separieren, wird eine<br />

sehr exakte haptische Auslegung der Schalter ermöglicht.<br />

Zu den <strong>Preh</strong>-Kunden für Lenkrad-Multifunktionsschalter,<br />

und teilweise auch für die Schaltwippen zur Gangwahl, ge-<br />

Automobil Industrie 6 / 2011<br />

Foto: <strong>Preh</strong><br />

Das HMI Bediensystem<br />

im Cockpit des<br />

Lamborghini Aventador.<br />

Zwölfzylinder zum Leben erweckt wird. Diese kleine „Klappe“<br />

entstand mit viel Liebe zum Detail in enger Zusammenarbeit<br />

von <strong>Preh</strong>-Ingenieuren und Lamborghini Designern. Im<br />

Ergebnis sorgt ein Magnet dafür, dass die Abdeckung nach<br />

dem Öffnen mit einem sanften Klick einrastet. Und statt eines<br />

schnöden „Zuklappens“ ermöglicht ein hochpräzises Dämpfungselement<br />

einen stilvollen Schließvorgang: ganz denzent<br />

und langsam.<br />

Multifunktionsschalter und Schaltwippen zur Gangwahl für Lenkräder<br />

verschiedener Audi-Modelle.<br />

hören neben Audi (Modelle A1, A6, A7 und A8) auch Volkswagen<br />

(u. a. für die Modelle Lavida, Golf VI, Passat CC und<br />

T5), Bentley (Mulsanne) und Mercedes-Benz (E-Klasse und<br />

S-Klasse). Außerdem liefert <strong>Preh</strong> für den Neoplan Starliner<br />

Bus sowie für Lkw von MAN und DAF (PACCAR Gruppe).<br />

17<br />

Foto: <strong>Preh</strong>


Sensorik<br />

System-Know-how<br />

für Sensoren<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH liefert jährlich mehrere Millionen Sensoren für Automotive-Anwendungen,<br />

insbesondere auch Positionssensoren für hoch anspruchsvolle Einsatzbedingungen. Automobil<br />

Industrie sprach mit dem Leiter der Sensorentwicklung, Dr. Hans-Michael Schmitt.<br />

<strong>Preh</strong> produziert je nach Zielmarkt in seinen Werken in<br />

Mexiko oder Portugal, aber auch am deutschen<br />

Stammsitz in Bad Neustadt an der Saale.<br />

„Die Wettbewerbsfähigkeit des deutschen<br />

Standorts hängt im Kern von zwei<br />

Faktoren ab: In der Entwicklung entscheidet<br />

der Leistungsumfang und bei der Fertigung<br />

spielt der Automatisierungsgrad eine<br />

wesentliche Rolle“, erklärt Schmitt.<br />

Wenn ein Sensor hingegen lediglich<br />

nach Zeichnungsvorgaben industrialisiert<br />

werden soll, brauche es kaum das umfassende<br />

Know-how des deutschen Entwicklungszentrums.<br />

Anders sehe es aus, wenn<br />

eine Betrachtung des Gesamtsystems erforderlich<br />

ist, <strong>als</strong>o die Auslegung und Ab-<br />

stimmung des Sensors für das jeweilige<br />

Einsatzumfeld, mit seinen speziellen Bedingungen.<br />

„Dann sind wir die richtige Adresse“,<br />

so Schmitt.<br />

Je nach Einsatzgebiet eines Positionssensors erarbeitet<br />

der Zulieferer beispielsweise Vorschläge für das technisch<br />

am besten geeignete Messprinzip. Dabei wird die Gesamtkonstruktion<br />

im Auge behalten, um eine kostengünstige Lösung<br />

zu ermöglichen. Umgekehrt überträgt <strong>Preh</strong> auch unterschiedliche<br />

physikalische Messprinzipien auf neuartige Auf-<br />

Vollautomatisierte Fertigung von Drosselklappensensoren am <strong>Preh</strong> Firmensitz in Deutschland.<br />

Dr. Hans-Michael Schmitt leitet<br />

die Sensorentwicklung bei<br />

<strong>Preh</strong> in Bad Neustadt.<br />

gabenstellungen. So entstehen Sensoren mit Messprinzipien,<br />

die für ein bestimmtes Einsatzumfeld bisher noch nicht in<br />

Serie zu finden sind.<br />

In der Fertigung kann <strong>Preh</strong> einen Vorteil<br />

ausspielen, der in dieser Konstellation sehr<br />

selten vorkommt: Die vollautomatischen,<br />

hoch integrierten Fertigungslinien für die<br />

Sensorproduktion werden im Geschäftsbereich<br />

„Innovative Automation“, der <strong>Preh</strong>-eigenen<br />

Automationssparte gebaut. So entstehen<br />

in unmittelbarer Abstimmung mit der<br />

Entwicklung maßgeschneiderte automatisierte<br />

Produktionsanlagen (siehe Beitrag auf<br />

Seite 30 f.).<br />

„Ende des vergangenen Jahres und Anfang<br />

dieses Jahres konnten wir gleich zwei<br />

Stückzahljubiläen mit je zehn Millionen gefertigten<br />

Sensoren feiern“, berichtet Schmitt:<br />

Zum einen waren das Systeme für den Kunden<br />

Knorr-Bremse. Sie messen den Bremsbelagverschleiß<br />

bei Nutzfahrzeugen kontinuierlich. Zum anderen<br />

handelte es sich um Drosselklappensensoren für<br />

Hitachi. Diese, sowie auch Drosselklappensensoren für<br />

Bosch, werden in weit mehr <strong>als</strong> der Hälfte aller Motoren von<br />

General Motors (GM) eingesetzt. Sensoren für die Anwendungen<br />

Drosselklappe und Abgasmanagement entstehen<br />

18 Automobil Industrie Special/ 2011<br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Die Entwicklung kompletter Sensorsysteme ist ein Spezialgebiet von<br />

<strong>Preh</strong>: Beispiel eines Positionssensors mit integrierter Regelung und<br />

Leistungselektronik.<br />

bei <strong>Preh</strong> vor allem in Dickschichttechnik und auf Basis magnetischer<br />

Messprinzipien. Aber auch das induktive Messprinzip<br />

wird angewendet.<br />

Die Keimzelle des Sensor-Know-hows reicht viele Jahrzehnte<br />

zurück, <strong>als</strong> sich <strong>Preh</strong> mit Potenziometern für Rundfunkgeräte<br />

einen Namen machte. Später wurde das auf der<br />

Dickschichttechnik basierende Potenziometer-Prinzip für die<br />

speziellen Erfordernisse automobiler Anwendungen weiterentwickelt.<br />

Unter anderem entstanden eigens für das raue<br />

Motorumfeld sehr robuste und gegebenenfalls redundant<br />

ausgelegte Sensorsysteme.<br />

Die Gehäuse solcher Sensoren müssen extremen Beanspruchungen<br />

durch Temperaturwechsel und Vibrationen<br />

standhalten. Um hier ein Höchstmaß an Produktqualität zu<br />

erzielen, arbeiten in der Entwicklungs- und Industrialisierungsphase<br />

alle an der Systemintegration beteiligten <strong>Preh</strong>-<br />

Bereiche eng zusammen: Von der Entwicklung über die<br />

Werkzeug- und Verfahrenstechnik bis zur Fertigungs- und<br />

Prüftechnik. Dadurch ist es auch möglich, auf Kundenwünsche<br />

sehr flexibel und schnell zu reagieren.<br />

Für die Produktion von Sensorgehäusen verfügt <strong>Preh</strong><br />

über die neueste Umspritztechnik. War es früher noch notwendig,<br />

die Metallkontakte zunächst zu umspritzen, um sie<br />

dann im Gehäuse exakt positionieren zu können, kann dieser<br />

Schritt dank neuester Technologie heute entfallen.<br />

„Aktuell werden die berührenden Sensoren immer umfassender<br />

durch Beauftragungen für berührungslose Systeme<br />

ersetzt“, erläutert Schmitt. So arbeitet sein Entwicklungsbereich<br />

bei Hall-basierten Systemen mit entsprechenden<br />

Simulationstools. Mit deren Hilfe können zum Beispiel Magneten<br />

optimal ausgelegt, Umgebungseinflüsse berücksich-<br />

Drosselklappensensor in Dickschichttechnik.<br />

Rechts die Serienversion,<br />

z.B. für<br />

Cadillac DTS. Links mit<br />

transparentem Gehäuse,<br />

dass die umspritzten<br />

Sensorkontakte erkennen<br />

lässt.<br />

Drosselklappensensor mit Hall-Messprinzip, z.B. für Ford „Coyote“<br />

V-8-Motor.<br />

tigt, oder auch die Systemgrenzen bestimmt werden. „Trotz<br />

des Trends zu berührungslosen Systemen fertigen wir weiterhin<br />

auch noch beachtliche Stückzahlen in Dickschichttechnik“,<br />

sagt Schmitt, und weiter: „Das kommt nicht von<br />

ungefähr, denn diese Sensoren „Made by <strong>Preh</strong> in Germany“<br />

haben ihre Zuverlässigkeit millionenfach im Serieneinsatz<br />

bewiesen.“<br />

Das treffe auf diverse Applikationen zu, etwa zur Positionsmessung<br />

für Gas-, Kupplungs- und Bremspedale beziehungsweise<br />

bei einer Sonderapplikation für Bremsbelagverschleiß.<br />

Hier hat <strong>Preh</strong> neben der Dickschicht auf kleinstem<br />

Raum auch eine Elektronik mit ASIC integriert sowie ein<br />

miniaturisiertes Planetengetriebe aus Kunststoff, das für<br />

eine Übersetzung im Sensor sorgt. Der Zulieferer fokussiert<br />

sich insbesondere auf die Entwicklung kompletter Sensorsysteme.<br />

Nach Innovationen gefragt, erklärt Schmitt, dass man<br />

umfassendes Know-how in der kapazitiven Messung aufgebaut<br />

habe. Kapazitive Sensoren können schon in der<br />

Designphase durch Simulationstools mit hoher Präzision<br />

optimiert werden. Die Überprüfung dieser Simulationen<br />

geschieht an entsprechenden Entwicklungsmustern, wofür<br />

<strong>Preh</strong> über ein breit ausgestattetes Sensoriklabor verfügt.<br />

In Serienanwendungen ist der Zulieferer bisher mit Komfortsensoren<br />

zum Detektieren von Scheibenbeschlag erfolgreich<br />

gewesen sowie mit kapazitiven Bedienelementen für<br />

das Fahrzeuginterieur. „Nun wollen wir dieses Messprinzip<br />

für weitere Anwendungen einsetzen, zum Beispiel bei Füllstandsmessungen“,<br />

konstatiert Schmitt, und wiegt dabei einen<br />

ersten Prototypen in der Hand. Über Details dieser<br />

jüngsten Entwicklung spricht er jedoch noch nicht.<br />

19


Schematische Darstellung von Komponenten eines E-Fahrzeugs, einschließlich <strong>Preh</strong>-Steuergeräten für das Batteriemanagement „BMU“ und „CSCs“.<br />

System-Partner statt<br />

System-Lieferant<br />

Was sich wie ein Wortspiel anhört, steht für zwei grundverschiedene Ansätze der Zusammenarbeit<br />

von Automobilherstellern und Zulieferern. Die <strong>Preh</strong> GmbH definiert sich <strong>als</strong><br />

System-Partner für Steuergeräte, etwa in der E-Mobilität, wo das Unternehmen<br />

einen ersten Serienauftrag realisiert hat.<br />

Mit der weltweiten Zunahme der Elektromobilität<br />

wird eine bisherige Kernkompetenz der Fahrzeughersteller<br />

– die Entwicklung und Fertigung von Verbrennungsmotoren<br />

– langfristig verloren gehen. Deshalb legen<br />

einige OEMs großen Wert darauf, dass die Kompetenz der<br />

Systemintegration von Batteriezellen und Leistungselektronik<br />

im eigenen Haus bleibt.<br />

Diese Vergabepolitik ist für Zulieferer von Vorteil, die keine<br />

Komplettsysteme anbieten. Denn sie können <strong>als</strong> hoch<br />

flexible Entwicklungs- und Fertigungspartner, <strong>als</strong>o <strong>als</strong> „System-Partner“,<br />

für einzelne Komponenten agieren.<br />

Ein Beispiel dafür ist die Zusammenarbeit eines namhaften<br />

deutschen Automobilherstellers mit der <strong>Preh</strong> GmbH:<br />

Der Zulieferer wurde mit der Serienfertigung von Steuergeräten<br />

für das Batteriemanagement eines Elektrofahrzeugs beauftragt.<br />

Während <strong>Preh</strong> <strong>als</strong> mittelständisch geprägtes Unternehmen<br />

mit schlanken Strukturen die Änderungswünsche<br />

schnell umsetzen kann, verbleibt<br />

das Know-how für das Gesamtsystem<br />

beim OEM.<br />

Vor dem Einstieg in den<br />

Zukunftsmarkt Elektromobilität<br />

hatte <strong>Preh</strong> sei_<br />

ne Kompetenz <strong>als</strong> Steuergeräte-Lieferant<br />

unter<br />

Beweis gestellt, unter anderem<br />

mit Steuergeräten<br />

auf SIL 3 System-Level.<br />

Der Lieferant sah sich<br />

dabei zwei grundlegenden<br />

Strategien der OEMs gegenüber,<br />

mit denen die hohen Abstimmungsanforderungen<br />

immer stärker vernetzter elektronischer<br />

Subsysteme erfüllt werden sollten: Zum einen sollte<br />

20 Automobil Industrie Special/ 2011


Beim Laden gleicht das Batteriemanagement Ladungsunterschiede in den Batteriezellen aus, mittels CSCs und BMU (passive balancing).<br />

durch Standards wie Autosar und Spice die Softwarekomplexität<br />

beherrschbarer werden.<br />

Zum anderen übernahmen manche OEMs Teile der<br />

Subsystementwicklung. So konnten sie <strong>als</strong> Systemführer auf<br />

das spezielle Know-how kleinerer System-Partner zurückgreifen.<br />

Ein Beispiel für die erfolgreiche Arbeit von <strong>Preh</strong> <strong>als</strong> System-Partner<br />

ist unter anderem die Entwicklung und Fertigung<br />

eines Steuergeräts für die Aktivlenkung. Zum Gesamtsystem<br />

gehörte hier neben dem Steuergerät ein mechanisches<br />

System, einschließlich Steuersoftware, sowie die<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Das Steuergerät für die Aktivlenkung, beispielsweise<br />

für den BMW 7er.<br />

Fotos: <strong>Preh</strong><br />

Fahrzeugsoftware. <strong>Preh</strong> verantwortete das Steuergerät während<br />

die Verantwortung für das Gesamtsystem bei einem<br />

Systemlieferanten lag. Dementsprechend waren in dieser<br />

Konstellation nicht nur die Anforderungen des Fahrzeugherstellers<br />

zu erfüllen, sondern auch die des Systemlieferanten.<br />

<strong>Preh</strong> oblag die volle Verantwortung für Gehäuse und Entwärmungskonzept<br />

sowie für die EMV-Optimierung. Außerdem<br />

war <strong>Preh</strong> für alle weiteren Hardware-Bestandteile und für<br />

Teile der Software verantwortlich.<br />

Steuergeräte für das Batteriemanagement eines E-Autos<br />

Das neue Elektrofahrzeug eines namhaften Premiumherstellers<br />

verfügt auch über Steuergeräte der <strong>Preh</strong> GmbH: die Battery<br />

Management Unit (BMU) und die Cell Supervisory Circuit<br />

(CSC). Die Aufgabe der CSC ist es, Spannung und Temperatur<br />

jeder einzelnen Batteriezelle permanent zu überwachen. Entsprechend<br />

der Anzahl der Batteriezellen pro Fahrzeug wird die<br />

CSC mehrfach verbaut. Informationen über Ladezustand und<br />

Temperatur werden von der CSC an die Battery Management<br />

Unit weitergeleitet.<br />

Bei der Steuergeräte-Entwicklung arbeitete <strong>Preh</strong> mit dem ASIL<br />

C-Standard nach ISO 26262. Während die Software für die<br />

CSC bei <strong>Preh</strong> entstand, kam für die BMU ein Standard-Betriebssystem<br />

des OEMs zum Einsatz. Besondere Anforderungen<br />

stellte die BMU an den Bauraum sowie an das Gehäuse<br />

in Sachen EMV-Schirmung. Außerdem war die sichere<br />

Trennung von Hochvoltseite (450 V) und Niedervoltseite (12 V)<br />

zu gewährleisten, wofür u.a. eine Isolationswiderstandsmessung<br />

mittels speziell entwickelter Halbleiter-Bauelemente vorgesehen<br />

wurde.<br />

21


Interview Entwicklung<br />

Eingabe, Anzeige und<br />

Design werden eins<br />

Künftige Bedienkonzepte im Fahrzeug orientieren sich an mobilen Endgeräten. Was so<br />

einfach klingt, erfordert Kompetenzen, die von der Verarbeitung hochwertiger Oberflächen<br />

über die Softwareentwicklung und Sensorik bis hin zur Produktionstechnik reichen.<br />

Ü Herr Ehrenberg, welcher Megatrend beeinflusst<br />

die Entwicklung des Fahrzeuginnenraums?<br />

Û Ganz klar die rasante Entwicklung der Consumer-Elektronik.<br />

Da man die Oberflächen und Bedienkonzepte von<br />

iPod und Co. aber nicht eins zu eins auf Automotive-Anwendungen<br />

übernehmen kann, konzentrieren wir uns bei <strong>Preh</strong><br />

auf die Entwicklung von automotivetauglichen Konzepten.<br />

Dabei lassen sich fast alle Fragestellungen zur Automotive-<br />

Tauglichkeit auf zwei Aspekte reduzieren: Erstens eine minimale<br />

Fahrerablenkung, zweitens die für automobile Anwendungen<br />

geforderte deutlich höhere Robustheit. Beide Aspekte<br />

münden in einen Anforderungskatalog, der beispielsweise<br />

die Notwendigkeit eines haptischen und/oder akustischen<br />

Feedbacks, den erweiterten Temperaturbereich, die<br />

Foto: <strong>Preh</strong><br />

Oberflächenbeständigkeit und Betätigungszyklen über die<br />

Lebenszeit und viele weitere Fragestellungen umfasst.<br />

Ü Wie sieht ein optimales Bedienkonzept aus?<br />

Û Zukünftig muss es möglich sein, dem Fahrer mit einigen<br />

wenigen intuitiven Eingabeelementen die steigende Zahl von<br />

Funktionen neuer Fahrzeuggenerationen zu erschließen. Dafür<br />

sehe ich den Königsweg in der Kombination unterschiedlicher<br />

Bedien- und Eingabemöglichkeiten. Beispielsweise<br />

sollte das Klimagerät immer eine direkte Bedienung haben.<br />

So kann der Fahrer schnell eingreifen und die Temperatur<br />

über herkömmliche Tasten, Wippen oder Drehsteller je nach<br />

Bedarf regeln. Alle Funktionen heutiger Fahrzeuge direkt bedienbar<br />

zu machen, ist aufgrund der Fülle aber nahezu unmöglich.<br />

Mehrschichtige und logisch aufgebaute Menüs sind<br />

die Lösung. Diese kann der Fahrer entweder mittels Touchscreen<br />

oder ergonomisch besser mittels zusätzlichen Bedienelementen<br />

im Bereich der Armauflage in der Mittelkonsole<br />

bedienen. Bei dieser Lösung sind die Bedienung und<br />

die Anzeige im Fahrzeug voneinander getrennt und der Fahrer<br />

kann mit minimaler Blickabwendung und dennoch guter<br />

Ergonomie auch Mehrfacheingaben sicher umsetzen.<br />

Letztendlich sind die OEMs gefragt, ein stimmiges ganzheitliches<br />

Anzeige- und Bedienkonzept zu erstellen. Wir sind dabei<br />

in der Lage den OEMs aufgrund unseres breiten Technologiespektrums<br />

schnell innovative Lösungen aufzuzeigen<br />

und in ersten Mustern erlebbar zu machen.<br />

Zur Person<br />

Jochen Ehrenberg hat an der Universität der Bundeswehr in<br />

München Kraftfahrzeugtechnik studiert. Im Anschluss folgte<br />

ein berufsbegleitendes Studium der Wirtschaftswissenschaften<br />

sowie der MBA in Henley, UK.<br />

Seine Laufbahn bei <strong>Preh</strong> begann Ehrenberg 1997 im Key Account<br />

BMW. Im Jahr 2000 wurde ihm der Aufbau des neuen<br />

Bereichs Projektmanagement anvertraut. Seit 2009 ist er Leiter<br />

der Entwicklung und Industrialisierung bei <strong>Preh</strong>.<br />

Jochen Ehrenberg hat zwei Kinder und findet seinen Ausgleich<br />

bei unterschiedlichen Outdoor-Sportarten in der Rhön.<br />

22 Automobil Industrie Special/ 2011


Û Im Bedienkonzept des neuen A8 ist ein<br />

Touchpad mit Schriftzeichenerkennung integriert.<br />

Eignet sich die Technik auch für Volumenmodelle?<br />

Û Sicherlich, davon bin ich überzeugt. Die Schrifterkennung<br />

selbst hat in der Consumer Elektronik bereits einen hohen<br />

Reifegrad erreicht. Die Eingabe von Schriftzeichen und<br />

einfachen Gesten ist in hohem Maße intuitiv und bietet damit<br />

alle Voraussetzungen für eine weitere Marktdurchdringung.<br />

Ü Wie lange beschäftigt sich die Entwicklungsabteilung<br />

von <strong>Preh</strong> schon mit solchen Berührflächen?<br />

Û Spätestens seit der IAA 2005. Bereits dam<strong>als</strong> haben wir<br />

ein Bedienkonzept vorgestellt, in das ein Touchpad integriert<br />

war. Auf der IAA 2007 hat <strong>Preh</strong> ebenfalls die sogenannte<br />

Black-Panel-Technik vorgestellt, die inzwischen vom 5er bis<br />

7er BMW in Serienproduktion ist. Hier erscheinen Anzeigen<br />

abhängig vom Betriebszustand des Fahrzeugs.<br />

Ü Welchen Weg schlägt das Design der Bedienelemente<br />

zukünftig ein?<br />

Û Der Trend geht zur beruhigten Oberfläche. Neben Designaspekten<br />

ist es unser Ziel, dem Fahrer nur Funktionen<br />

und Anzeigen zur Verfügung zu stellen, die in der jeweiligen<br />

Fahrsituation sinnvoll sind – ein klarer Sicherheitsaspekt. Um<br />

diese Flexibilität zu erreichen, verschwimmen bei zukünftigen<br />

Innenraumkonzepten die Grenzen zwischen Eingabe-<br />

Anzeigemedium und Designfläche immer mehr.<br />

Ü Wie sieht so etwas praktisch aus?<br />

Û Es ziehen homogene Kunststoff- oder Glasoberflächen<br />

in das Fahrzeug ein. Unter ihnen erscheinen Schaltflächen<br />

und Anzeigen erst dann, wenn es der Fahrzeugzustand erfordert<br />

oder der Fahrer ein bestimmtes Menü anwählt. Ein<br />

solches Konzept mit Black-Panel-Technik, Touchbedienung<br />

und Ambientebeleuchtung haben wir gemeinsam mit Porsche<br />

in der Konsole des Konzeptfahrzeugs Spyder 918 realisiert.<br />

Das Fahrzeug wurde auf dem Genfer Automobilsalon<br />

2010 vorgestellt.<br />

Ü Wie nah ist das Konzept am Seriendesign?<br />

Û Multimediageräte wie der iPod haben Glasoberflächen<br />

mit darunterliegender Sensorfläche, die allerdings bislang<br />

nur flach ausgeprägt sind. Das reicht für Multimediageräte<br />

wie den iPod aus. Für das Automotive-Design sind solche<br />

Flächen aber nur begrenzt tauglich. Die Aufgabenstellung für<br />

zukünftige Konzepte wird es sein, hier dem Design mehr<br />

Freiheitsgrade einzuräumen.<br />

Ü Welchen Stellenwert genießt in dieser Entwicklungsphase<br />

die Industrialisierung des Produkts?<br />

Û Die Industrialisierung ist bei <strong>Preh</strong> immer fester Bestandteil<br />

des Produktentstehungsprozesses. Innovationen mit betraubarer<br />

Qualität und belastbaren Kosten in Serie zu bringen,<br />

ist nur dann möglich, wenn bereits bei den ersten Konzeptüberlegungen<br />

deren Machbarkeit für die Serie berück-<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

sichtigt wird. Die Industrialisierung muss dabei in allen Musterphasen<br />

ihre Prozesse ebenfalls verifizieren. Ziel ist es, einen<br />

optimalen Reifegrad der Serienprodukte bereits zu Beginn<br />

der Produktion zu erreichen. Dafür setzen wir auf ein<br />

enges Zusammenspiel von Entwicklungs- und Industrialisierungs-Know-how,<br />

vielleicht unser wichtigstes Differenzierungsmerkmal.<br />

Ü Wie ist das organisatorisch umgesetzt?<br />

Û Alle Disziplinen, wie Hardware, Software, Sensorik,<br />

Konstruktion und eben auch die Industrialisierung mit der<br />

Fertigungstechnik und der Kunststofftechnik haben wir in jedem<br />

Projektteam von Anfang an fest verankert. Unsere Möglichkeiten<br />

in der Industrialisierung beinhalten dabei auch den<br />

Bau komplexer Kunststoffspritzgießwerkzeuge, Montageanlagen<br />

und Prüflinien. Ein eigener unabhängiger Bereich Projektmanagement<br />

stellt zudem in jeder Phase der Projekte die<br />

Einhaltung unserer Prozesse und Projektziele sicher.<br />

Ü Welche Chancen eröffnet das Sensorik­Geschäftsfeld<br />

für <strong>Preh</strong>?<br />

Û Sensorik ist ganz allgemein ein Wachstumsbereich im<br />

Automotive-Business. Sie hat bei uns im Haus bereits eine<br />

lange Tradition. Gerade heute ist die Sensorik für uns in doppelter<br />

Hinsicht wichtig: zum einen <strong>als</strong> essenzieller Bestandteil<br />

unserer Bedienteile, zum anderen in Form eigenständiger<br />

Produkte, wie zum Beispiel unterschiedlichster Positionssensoren.<br />

Ü Welches Know­how und welche Produkte kann<br />

<strong>Preh</strong> zu einem Elektroauto beisteuern?<br />

Û Wir entwickeln Steuergeräte, die den Betriebszustand<br />

von Hochvoltspeichern in Elektrofahrzeugen überwachen.<br />

Ü Woher kommt die Steuergerätekompetenz?<br />

Û Nachdem vor einigen Jahren ein Teil der OEMs begann<br />

die Klimaregelungsintelligenz in Steuergeräten getrennt von<br />

der Bedienoberfläche zu verbauen, lag der Schritt nahe,<br />

auch diese Steuergeräte in unser Produktportfolio aufzunehmen.<br />

Unsere Steuergerätekompetenz und das Geschäftsfeld<br />

haben sich erfreulich weiterentwickelt. Heute produzieren<br />

wir auch sicherheitsrelevante Steuergeräte mit ASIL-Einstufung,<br />

wie zum Beispiel die Steuereinheit für die Vorderachs-<br />

und Hinterachslenkung im BMW 5er, 6er und 7er.<br />

Ü Verdient <strong>Preh</strong> mit der E­Mobilität schon Geld?<br />

Û Nein. Wir haben in den letzten Jahren Kapazität bei<br />

der Hardware- und Softwareentwicklung aufgebaut und sind<br />

damit in Vorleistung gegangen. Wir denken hier aber langfristig.<br />

Durch den frühen Markteintritt und den Know-how-<br />

Aufbau im Batteriespeichermanagement erhoffen wir uns<br />

beste Chancen in einem wichtigen Segment der Elektromobilität.<br />

Damit investieren wir heute bereits in die automobile<br />

Zukunft.<br />

Das Interview führte Jens Badstübner<br />

23


Joyson Automotive<br />

Von 0 auf 100 wie<br />

ein Supersportwagen<br />

Was für eine Beschleunigung: 2004 startete Jeff Wang sein Business und katapultierte<br />

Joyson Automotive Electronics in nur sechs Jahren auf ein Umsatzvolumen von 125 Millionen<br />

Euro. Zusammen mit der Immobiliensparte schnellten die Umsätze der Joyson-Gruppe sogar<br />

auf 200 Millionen Euro. Die Zahl der Mitarbeiter stieg auf rund 1.800 Beschäftigte.<br />

Wie es sich für einen echten Unternehmer gehört,<br />

war Jeff Wang mit Joyson zur rechten Zeit am<br />

rechten Ort. Im Automotive-Geschäft profitierte Joyson zum<br />

einen von der außergewöhnlich hohen Wachstumsdynamik<br />

des chinesischen Automobilmarktes in den vergangenen<br />

Jahren, zum anderen besetzte der Zulieferer Marktnischen<br />

mit großem Entwicklungspotenzial.<br />

Zu den Hauptprodukten gehören Belüftungssysteme,<br />

Motor-Ansaugrohre sowie Komponenten für die Innen- und<br />

Außenausstattung, zum Beispiel Blenden für Mittelkonsolen<br />

und Außenspiegel bzw. Systeme für Scheibenwaschanlagen.<br />

Darüber hinaus verfügt Joyson auch über ein Aftermarket-Geschäft<br />

für DVD-Systeme. Führende Marktpositionen<br />

nimmt Joyson Automotive vor allem im Bereich von Belüftungsblenden,<br />

Ansaugrohren und Scheibenwaschanlagen<br />

ein, wo das Unternehmen in China auf Marktanteile von mehr<br />

<strong>als</strong> 60 Prozent kommt und über besonders fortschrittliche<br />

Produktionskompetenzen verfügt. Technologisch hat Joyson<br />

unter anderem auf dem Gebiet der Kunststoff-Hohlkörperblastechnik<br />

sehr fundierte Erfahrungen vorzuweisen.<br />

Zu den ausgewiesenen Stärken gehört auch ein weit gespanntes<br />

Vertriebsnetz mit direkten Kontakten zu führenden<br />

OEMs im chinesischen Markt, allen voran zu den drei Hauptkunden<br />

SVW, FAW-VW und SGM, aber auch zu Ford, PSA<br />

und zahlreichen anderen Herstellern. Dementsprechend be-<br />

findet sich das noch junge Unternehmen bereits zu 80 Prozent<br />

auf Tier-1- und zu 20 Prozent auf Tier-2-Lieferanten-<br />

level. Erwähnenswert ist zudem die starke eigene lokale<br />

Zuliefererkette.<br />

Last but not least basiert der Erfolg von Joyson auf hervorragend<br />

ausgebildeten Fachkräften und Managern, die im<br />

Joyson-Headquarter<br />

Das Joyson-Headquarter<br />

in Ningbo ist über die<br />

längste Brücke der Welt<br />

vom 250 km entfernten<br />

Shanghai aus in drei Stunden<br />

erreichbar. Als zweitgrößte<br />

Hafenstadt Chinas<br />

ist Ningbo das wirtschaftliche<br />

Zentrum in der Mündungsregion<br />

des Yangtse.<br />

Hier leben rund 5,5 Millionen<br />

Einwohner. Ningbo ist<br />

mit fünf Autobahnen und zwei Eisenbahnlinien mit Schnellzuggeschwindigkeiten<br />

von 250 km/h verkehrstechnisch sehr gut<br />

angebunden. Darüber hinaus verfügt der örtliche Flughafen<br />

über Verbindungen in andere chinesische Städte sowie nach<br />

Hongkong und Taiwan.<br />

24 Automobil Industrie Special/ 2011


Durchschnitt auf eine über zehnjährige Erfahrung im Automotive-Geschäft<br />

zurückblicken können – gemessen an der<br />

vergleichsweise jungen chinesischen Automobilindustrie eine<br />

ungewöhnlich lange Zeitspanne.<br />

Gefertigt werden die Joyson-Produkte von vier operativen<br />

Einheiten, nämlich Joyson Automotive Ningbo, Changchun<br />

Joyson, Bosen Corporation Ningbo und Huade Plastics<br />

Shanghai.<br />

Hauptsitz der Unternehmensgruppe ist Ningbo, das etwa<br />

250 Kilometer südlich von Shanghai liegt. Ningbo gehört zu<br />

den führenden Technologiestandorten für die chinesische<br />

Automobilindustrie. Dort hat Joyson zusammen mit <strong>Preh</strong><br />

auch im August 2010 ein Joint Venture gegründet. In wenigen<br />

Monaten ist in Ningbo ein neues gemeinsames Werk<br />

entstanden, das noch im Juni 2011 die Produktion aufnehmen<br />

wird.<br />

Mit dem gemeinsamen Fertigungsstandort wollen Joyson<br />

und <strong>Preh</strong> die „Drehzahl“ noch einmal erhöhen und mit<br />

dem Know-how des deutschen Zulieferers den Wachstumsmarkt<br />

China für Fahrerbediensysteme, Sensoren und Steuergeräte<br />

weiter erschließen.<br />

Denn Joyson und <strong>Preh</strong> ergänzen sich auf ideale Weise:<br />

Die günstigen Fertigungskapazitäten, die lokale Versorgungskette<br />

und das starke chinesische Vertriebsnetzwerk<br />

von Joysen werden mit der Hightech-Kompetenz von <strong>Preh</strong><br />

kombiniert und führen zu eindeutigen Wettbewerbsvorteilen<br />

für beide Unternehmen.<br />

Die Verbindung von Joyson und <strong>Preh</strong> soll insofern auch<br />

ein maßgeblicher Baustein für den geplanten Börsengang<br />

der Joyson-Gruppe werden. Denn den hohen „Beschleunigungswerten“<br />

im Automotive-Geschäft wollen Joyson und<br />

<strong>Preh</strong> auch möglichst rasch eine Erfolgsgeschichte im Finanzmarkt<br />

folgen lassen.<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Das Joyson-Headquarter<br />

in Ningbo,<br />

China.<br />

Luftausströmer<br />

Türgriff<br />

Luftzuführung<br />

Innenleuchte<br />

Außenspiegel<br />

Flüssigkeitssystem<br />

für Scheibenwaschfunktion<br />

DVD-Navigationssystem<br />

für den<br />

Aftermarket


Foto: Pictobank<br />

Strategie<br />

Sich jetzt den Chancen<br />

stellen<br />

Nachfrageboom in Asien und Verschiebungen im Fahrzeugmix: Die Herausforderungen für<br />

Automobilzulieferer nehmen weiter zu. Die Unternehmen müssen sich jetzt den Chancen<br />

und Risiken stellen, damit sie auch ihre Zukunft profitabel gestalten können.<br />

Nach der historischen Krise von 2008/09 hat sich die<br />

Automobilzulieferindustrie rasant erholt. Die Umsätze<br />

haben bei nahezu allen Unternehmen wieder das Vorkrisenniveau<br />

erreicht. Die Profitabilität war 2010 mit einer<br />

durchschnittlichen Umsatzrendite von rund sechs Prozent<br />

ebenfalls wieder auf einem recht guten Niveau. Haupttreiber<br />

dieser rasanten Erholung sind neben den stabilen Triade-<br />

Märkten insbesondere die boomenden Automärkte Chinas,<br />

Brasiliens und Indiens.<br />

Mit Blick nach vorne stellen sich für Automobilzulieferer<br />

jedoch zahlreiche Herausforderungen. Neben dem stetig<br />

wachsenden Kosten- und Margendruck durch die Fahrzeughersteller<br />

ist hier besonders der Druck zum Aufbau globaler<br />

Lieferfähigkeit zu nennen. Dieser geht einher mit der Verlagerung<br />

der Absatzmärkte nach Asien. Auch seitens der Rohstoff-<br />

und Kapitalmärkte sind mittelfristig keine guten Nachrichten<br />

zu erwarten. Dieses Umfeld kann von den Zulieferern<br />

nicht verändert werden und um zu überleben, muss sich jedes<br />

Unternehmen diesen Rahmenbedingungen stellen.<br />

Verschiebung nach Asien. Nachdem Chinas Fahrzeugmarkt<br />

im Zeitraum 2001 bis 2007 ein hohes Wachstum von<br />

35 Prozent p.a. zu verzeichnen hatte, im Wesentlichen getrieben<br />

durch die boomende private Nachfrage nach Automobilen,<br />

verlangsamte sich das Wachstum im Pkw-Geschäft<br />

2008 aufgrund der globalen Finanzkrise. Nur durch das<br />

staatliche Stimulus-Programm für die Automobilindustrie,<br />

wurde 2009 wieder die Rückkehr zu 50 Prozent Wachstum<br />

erreicht.<br />

Gemäß der jüngsten Prognose von Roland Berger wird<br />

der private Automobilabsatz in China bis 2014 die 18 Millionen<br />

Einheiten übersteigen. Gleichwohl werden die Wachstumsraten<br />

für Pkw signifikant abnehmen. Ein Trend, der in<br />

den vergangenen Monaten bereits sichtbar wurde.<br />

Zu den Herausforderungen in China zählen insbesondere<br />

eine anstehende Währungsaufwertung, die die Exporte verringern<br />

wird, das auslaufende Stimulus-Programm, die Arbeitslosigkeit<br />

und höhere Arbeitskosten.<br />

Dennoch ist die chinesische Wirtschaft gesamthaft betrachtet<br />

stabil und wird in den nächsten Jahren attraktive<br />

Wachstumsraten erzielen. Das schnelle Wachstum des Bruttoinlandsprodukts<br />

und steigende verfügbare Haushaltseinkommen<br />

werden die beiden Haupttreiber für den Automobilmarkt<br />

sein.<br />

26 Automobil Industrie Special/ 2011


Alles in allem erwartet Roland Berger eine nachhaltige<br />

Entwicklung der chinesischen Wirtschaft, jedoch mit einer<br />

etwas geringeren Geschwindigkeit <strong>als</strong> in den vergangenen<br />

Jahren.<br />

Aufgrund dieses Wachstums, verlagern die Automobilhersteller<br />

mehr und mehr Produktionskapazitäten nach China.<br />

Daraus ergibt sich für die Zulieferer ein hoher Druck,<br />

ebenfalls in China zu fertigen. Der Anteil an in China lokalisierten<br />

Teilen wird um drei bis fünf Prozent p.a. steigen;<br />

gleichzeitig werden die Liefermengen in Europa unter Druck<br />

geraten.<br />

Fazit: Um die Marktposition vor Ort zu halten, sind die<br />

westlichen Zulieferer gut beraten, die möglichen Auswirkungen<br />

einer weiter steigenden Lokalisierung in China zu<br />

analysieren und ihr bestehendes Geschäftsmodell in China<br />

auf den Prüfstand zu stellen.<br />

Verschiebungen im Fahrzeugmix. Die starke Nachfrage<br />

aus Asien wird weltweit den Anteil an kleinen und günstigen<br />

Fahrzeugen erhöhen. Hinzu kommt der Wertewandel, wovon<br />

ebenfalls das Kleinwagensegment profitieren wird – auch in<br />

den gesättigten Märkten.<br />

Auf der anderen Seite wird „small“ nicht mehr länger mit<br />

„simple“ gleichzusetzen sein, da kleine Autos in Zukunft<br />

nicht mehr nur Einstiegsautos darstellen, sondern auch für<br />

anspruchsvolle Kunden attraktiv sein müssen. Dies hat zur<br />

Folge, dass viele Hochtechnologiefunktionen und -bauteile<br />

Einzug in die unteren Fahrzeugsegmente halten.<br />

Insbesondere das Thema Konnektivität wird in diesem<br />

Zusammenhang an Bedeutung gewinnen. Darunter versteht<br />

man die Möglichkeit, <strong>als</strong> Fahrer immer „online“ zu sein und<br />

portable Endgeräte mit dem Steuerungssystem des Autos<br />

zu verbinden. Konnektivität spielt gerade für die jüngere Generation<br />

eine immer wichtigere Rolle – „always online, always<br />

Pkw-Käufer<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

connected“. Diese Entwicklung wird zu einem Zusammenrücken<br />

von Automobil- und IT-Industrie führen.<br />

Anpassung des Geschäftsmodells. Die beschriebenen<br />

Veränderungen erfordern eine Anpassung des Geschäftsmodells.<br />

Die Automotive-Branche wird vielfältige Partnerschaften<br />

mit Unternehmen aus anderen Bereichen eingehen,<br />

um Zugang zu Technologien und Kunden zu erhalten und<br />

sich Skaleneffekte zu sichern. Bei diesen neuen Geschäftsmodellen<br />

wird es nicht allein um den Vertrieb gehen, sondern<br />

zum Beispiel auch um die Integration von Hard- und Software<br />

in den Fahrzeugen.<br />

Um ein größeres Wachstum und einen leichteren Zugang<br />

zu den Ressourcen zu erreichen, werden die Automotive-<br />

Unternehmen ihre Strukturen zunehmend dezentral führen.<br />

Sie werden sich „glocal“ strukturieren – eine Kombination<br />

aus globaler Reichweite und der Anpassung an lokale Bedürfnisse<br />

und Gesetzgebungen. Diese „glocalen“ Unternehmensstrukturen<br />

machen eine Präsenz in den wichtigsten<br />

Märkten unverzichtbar. Dies gilt für OEMs und Zulieferer gleichermaßen,<br />

da Erstere eine räumliche Nähe zur Produktion<br />

verlangen. Unter den Zulieferern wird folglich die Konsolidierung<br />

weiter zunehmen. Gleichzeitig werden neue Marktteilnehmer<br />

hinzukommen – aus der Autoindustrie, aber auch<br />

von außen.<br />

Aus diesen Gründen müssen Hersteller und Zulieferer in<br />

den kommenden Jahren offen und flexibel bleiben, sodass<br />

sie ihre Zukunft profitabel gestalten können. Es ist konsequent<br />

und folgerichtig, dass sich der Zulieferer <strong>Preh</strong> durch<br />

seine jüngste Verbindung mit dem chinesischen Mehrheitsgesellschafter<br />

Joyson eine hervorragende Ausgangsposition<br />

zur Erschließung des chinesischen Markts geschaffen hat.<br />

Marcus Berret, Dr. Johannes Klein, Dennis Bücker;<br />

Roland Berger Strategy Consultants – Advisor to <strong>Preh</strong> Management<br />

OEMs Zulieferer Rohstoffmärkte<br />

1<br />

Regionale Verschiebung<br />

3<br />

Zusätzliche Kosteneinsparungen<br />

Weiter<br />

zunehmender<br />

4<br />

Preissensibilität<br />

Verringertes Preisniveau<br />

Lokalisierung der<br />

Produktion (hin zu den<br />

Endkunden-Märkten)<br />

Druck<br />

auf die Margen<br />

und<br />

steigender<br />

Konsolidierung<br />

der Anbieter<br />

Steigende Preise<br />

Gesetzgebung Kapitalbedarf Kapitalmärkte<br />

2 CO2 Reduzierung<br />

5<br />

Senkung von Emissionen<br />

Sicherheitsvorschriften<br />

Zusätzliche Kosten<br />

Überkapazitäten und<br />

Restrukturierung (Triade)<br />

Steigende technische<br />

Komplexität<br />

Erhöhter Druck<br />

Deutlich steigende<br />

Nachfrage und Preise<br />

Verknappung von Kapital<br />

Vertrauensverlust<br />

der Investoren<br />

Steigende Kapitalkosten<br />

27<br />

Quelle: Roland Berger / Lazard Grafik: »Automobil Industrie«


Internationaler Produktionsverbund<br />

<strong>Preh</strong> de México S.A. de C.V., Monterrey<br />

Montage<br />

Kunststoffspritzguss<br />

Oberflächentechnik<br />

Elektronikfertigung<br />

Werkzeugbau<br />

Sensorplatinenfertigung<br />

Fertigungstiefe<br />

mit System<br />

Die <strong>Preh</strong> GmbH verfügt am deutschen Firmensitz über eine ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe.<br />

Auch in den Auslandswerken werden die Strukturen entsprechend gestaltet. So auch<br />

im jüngsten Werk des globalen Produktionsverbunds, das im chinesischen Ningbo entsteht.<br />

Die Vielfalt der Landesflaggen vor dem Haupteingang<br />

in Bad Neustadt signalisiert, dass sich das Unternehmen<br />

global aufgestellt hat.<br />

Der jüngste Produktionsstandort entsteht im chinesischen<br />

Ningbo auf dem Werksgelände von Joyson, dem<br />

Joint-Venture-Partner und neuen Mehrheitsgesellschafter<br />

von <strong>Preh</strong>. Parallel dazu wachsen auch die Produktionskapazitäten<br />

in Nordamerika: Im Sommer dieses Jahres soll ein<br />

zweites Werk im mexikanischen Monterrey in Betrieb gehen.<br />

Die Europäischen Werke des Automobilzulieferers befinden<br />

sich in Portugal, Rumänien und Bad Neustadt.<br />

Das Werk am deutschen Stammsitz fungiert innerhalb<br />

der internationalen Fertigungsorganisation <strong>als</strong> Kompetenzund<br />

Innovationszentrum. Das ist kein Zufall, denn im Vergleich<br />

zu anderen Unternehmen der Branche verfügt <strong>Preh</strong><br />

hier über eine ungewöhnlich hohe Fertigungstiefe.<br />

Nahezu alle Kompetenzen, die zur Entwicklung und Fertigung<br />

von Bediensystemen, Sensoren und Steuergeräten<br />

benötigt werden, finden sich hier unter einem Dach. So können<br />

zum Beispiel bei der Fertigung eines Klimabediensystems<br />

mehr <strong>als</strong> 90 Prozent der Wertschöpfung im eigenen<br />

Haus entstehen.<br />

Neue technische Verfahren werden hier entwickelt und<br />

optimiert, bis der Prozess für die Serienproduktion stabil<br />

läuft. Dazu zählt aktuell das Hinterspritzen von 3-D-Folien,<br />

<strong>Preh</strong> Portugal, Lda, Trofa<br />

Sensormontage<br />

<strong>Preh</strong> GmbH, Germany, Bad Neustadt<br />

<strong>Preh</strong> Romania S.R.L., Brasov<br />

Ningbo <strong>Preh</strong> Joyson Automotive<br />

Electronics Co., Ltd, China<br />

die unter anderem in Bediensystemen für Ford und BMW<br />

zum Einsatz kommen.<br />

Die räumliche Nähe der Entwicklungs- und Fertigungsbereiche,<br />

inklusive des Werkzeugbaus und dem eigenen<br />

Produktbereich für automatisierte Montagekonzepte, erleichtert<br />

interne Abstimmungsprozesse. Die so gewonnene<br />

Flexibilität kommt den Kunden zugute, da das Unternehmen<br />

in kürzester Zeit auf Änderungswünsche reagieren kann.<br />

<strong>Preh</strong> sieht genau hierin einen wesentlichen Eckpfeiler des<br />

Unternehmenserfolgs.<br />

Erklärtes Ziel ist es, auch in den ausländischen Produktionsstandorten<br />

ein hohes Integrationsniveau zu etablieren.<br />

In dem seit 1969 bestehenden Werk in Trofa (Portugal) ist<br />

dies bereits verwirklicht. Für die jüngeren Produktionsstandorte<br />

in Mexiko, Rumänien und China geht <strong>Preh</strong> schrittweise<br />

vor.<br />

Am Anfang sind es immer die Kerntechnologien Montage,<br />

Kunststoffspritzen und Lackieren, die installiert werden.<br />

Denn diese Vorgehensweise hat sich insbesondere aus Qualitätssicht<br />

bewährt, weil unnötige Transporte zwischen Lieferanten<br />

vermieden werden und es damit weniger potenzielle<br />

Fehlerquellen gibt. Insbesondere für die Gewährleistung der<br />

hohen Oberflächengüten von Designteilen im Fahrzeuginterieur<br />

ist eine solche Fertigungsorganisation sehr vorteilhaft.<br />

Die Entscheidung, welche Produkte an welchem Standort<br />

28 Automobil Industrie Special/ 2011


gefertigt werden, unterliegt einerseits global wirkenden Faktoren,<br />

wie Marktnähe, Fertigungskosten und Begrenzung<br />

von Wechselkursrisiken. Andererseits sind natürlich die technischen<br />

Möglichkeiten am jeweiligen Werksstandort mit entscheidend.<br />

Im portugiesischen Trofa werden beispielsweise komplexe<br />

Produkte mit Premiumanspruch gefertigt, wie das<br />

Klimabediensystem für den Audi A1 und für den BMW 5er,<br />

6er und 7er.<br />

Bei <strong>Preh</strong> Romania in Brasov gehören Multifunktionsschalter<br />

für Lenkräder zum Fertigungsprogramm, denn man<br />

befindet sich hier in geografischer Nähe zu den rumänischen<br />

Niederlassungen der Lenkradhersteller. In dem seit 2009 betriebenen<br />

Standort werden auch „iDrive“-Bedienelemente<br />

für BMW produziert. Ähnlich wie bei den Lenkradschaltern<br />

erfolgen hier die Produktionsstufen Kunststoffspritzguss,<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Technologie auf neuestem Stand: Für das Radio- und Klimabediensystem<br />

des BMW 5er werden 3-D Folien mit Kunststoff hinterspritzt.<br />

Geschäftsführer Christoph Hummel zum Joint Venture in China<br />

Lackieren, Lasern und Endmontage. Die Elektroniken kommen<br />

vorerst noch aus dem Werk in Bad Neustadt.<br />

Im mexikanischen Monterrey hat <strong>Preh</strong> seit 2005 einen<br />

Fertigungsstandort für den NAFTA-Raum. Hier werden unter<br />

anderem Klimabediensysteme, Center Stacks und Sensoren<br />

für Ford, GM und VW produziert. Obwohl der Markteintritt<br />

von <strong>Preh</strong> in den USA erst 2005 erfolgte, hat sich der Zulieferer<br />

inzwischen zum zweitgrößten Anbieter für Klimabediensysteme<br />

in Nordamerika entwickeln können.<br />

Das Wachstum des Unternehmens im NAFTA-Raum ist<br />

anhaltend hoch: Im ersten Quartal 2011 stieg der Umsatz im<br />

Vergleich zum Vorjahr um über 60 Prozent. Entsprechend<br />

werden die Produktionskapazitäten durch einen zweiten<br />

Standort in Monterrey erweitert. Das bisherige Werk wird<br />

sich dann auf die Vorfertigung konzentrieren, während die<br />

neue Produktionsfläche für Endmontagen vorgesehen ist.<br />

Mit dem jüngsten Produktionsstandort im chinesischen Ningbo vollzieht<br />

<strong>Preh</strong> den Schritt zum globalen Automobilzulieferer. „Mit dem<br />

chinesischen Werk werden wir unsere internationale Wettbewerbsposition<br />

nachhaltig verbessern“, erklärt der zuständige Geschäftsführer<br />

Christoph Hummel, der bei <strong>Preh</strong> in Personalunion auch den<br />

Vertrieb, das Marketing und das Projektmanagement verantwortet.<br />

Im ersten Ausbauschritt umfasst das neue Werk eine Fläche von<br />

8.000 Quadratmetern. Dort sollen künftig vor allem Multifunktionsschalter<br />

für Lenkräder sowie Klima- und Fahrerbediensysteme gefertigt<br />

werden. Die ersten Produkte, die in dem neuen Werk vom<br />

Band laufen, werden für die Kunden Audi, VW und General Motors<br />

gefertigt.<br />

Neben der lokalisierten Produktion ist der chinesische Standort<br />

aber auch für neue Aufträge strategisch von hoher Bedeutung. „Wir<br />

sind jetzt in Asien präsent und werden bei Ausschreibungen für die<br />

globalen Plattformen unserer Kunden berücksichtigt“, so Hummel.<br />

29


Technologie<br />

Montage im <strong>Preh</strong>Cell-Design<br />

Automation modern<br />

und skalierbar<br />

Das Spezialgebiet von <strong>Preh</strong> Innovative Automation (PIA) sind Fertigungsanlagen für Automobilkomponenten,<br />

die für Sicherheit, Komfort und Verbrauchsreduzierung stehen. Hier setzt<br />

die Automationssparte von <strong>Preh</strong> auf intelligente, maßgeschneiderte Montagelösungen.<br />

Als automobilnaher Maschinen- und Anlagenbauer<br />

stellen wir uns den Herausforderungen einer modernen<br />

globalisierten Automobilproduktion“, erklärt Günter<br />

Brosch, Leiter <strong>Preh</strong> Innovative Automation, und weiter: „Wir<br />

erarbeiten innovative Lösungen für skalierbare Montageund<br />

Automatisierungssysteme auf dem neuesten Stand der<br />

Technik.“<br />

Bei PIA entstehen Anlagen zur Montage für verschiedenste<br />

Produkte, so u.a. Gasgeneratoren für Airbags, Fahrer-Assistenzsysteme,<br />

Elektromodule für Hybridantriebe,<br />

Pumpen oder auch Elektromotoren. Brosch: „Um hier erfolgreich<br />

zu sein, sind Innovation und Know-how gefragt, beispielsweise<br />

bei Roboterzellen mit flexiblem 3-D-Schweißroboter<br />

und automatischem Typenmanagement oder die<br />

Spritzgießautomation in Sauberraumausführung<br />

für hoch sensible Einlegeteile,<br />

wie es bei 3-D-Black-Panel-Folien<br />

der Fall ist. Weitere Beispiele im Bereich<br />

Mess- und Prüftechnik sind prozesssichere<br />

Drehmomentmessungen bis 0,7<br />

Ncm oder das Feinstdrahtschweißen<br />

von Zünddrähten mit einem Durchmesser<br />

von 20 µm.“ Neben der technischen<br />

Finesse müssen erfolgreiche Automatisierer<br />

aber auch in der Lage sein, die<br />

PIA Bereichsleiter Günter Brosch<br />

Montagesysteme an den Produktlebenszyklus anzupassen<br />

oder neue Fertigungsvarianten zu integrieren. Hier sind vor<br />

allem die Wiederverwendbarkeit sowie einfache Erweiterungsmöglichkeiten<br />

bei wachsendem Typenspektrum gefragt.<br />

Brosch betont die jahrzehntelange Erfahrung seines Geschäftsbereichs<br />

im Automatisierungssektor und ist besonders<br />

stolz, wenn die technische Problemlösungskompetenz<br />

seiner 130 Mitarbeiter von den Kunden bestätigt wird, wie im<br />

Jahr 2010 durch den ZF Supplier Award für höchste Qualität,<br />

Zuverlässigkeit und Termintreue. „Als wichtige Voraussetzung<br />

sehen wie hierbei unser Projektmanagement. Dieses ist<br />

so organisiert, dass vom Kick-off bis zum Ende der Gewährleistungsfrist<br />

das Projekt-Kernteam <strong>als</strong> ständiger Ansprechpartner<br />

für den Kunden zur Verfügung<br />

steht“, erläutert Brosch. „Erst danach wird<br />

die Verantwortung an die Serviceabteilung<br />

übergeben“, so Brosch weiter. Zum Kundenstamm<br />

zählt das Unternehmen unter<br />

anderem TRW, Brose, Pierburg, ZF,<br />

IXETIC und Siemens.<br />

Viele vollautomatische Montagelinien realisiert<br />

PIA heute auf Basis von <strong>Preh</strong>Cell, einer<br />

Montageplattform, die sich durch ihre<br />

modulare Erweiterbarkeit und Flexibilität<br />

30 Automobil Industrie Special/ 2011<br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Spritzgießautomation in Sauberraumausführung Drehmoment-Messsystem<br />

auszeichnet. Das <strong>Preh</strong>Cell-Design „mit der runden Ecke“ wirkt<br />

optisch ansprechend. Es bietet eine durchdachte Ergonomie<br />

und Bedienbarkeit sowie unbeschränkten Zugang von allen<br />

Seiten, kommt mit einem geringen Flächenbedarf aus und ermöglicht<br />

kurze Umrüstzeiten. Basis der <strong>Preh</strong>Cell sind modulare,<br />

standardisierte Grundelemente, wobei eine starre Einteilung<br />

innerhalb der Montagezelle bewusst vermieden wurde.<br />

Das System wurde eigens für die Integration unterschiedlicher<br />

Zuführ-, Transport-, Handlings- und Robotersysteme entwickelt.<br />

Damit lassen sich ganze Fertigungslinien schnell und<br />

kostengünstig aufbauen, einschließlich der Schnittstellen zur<br />

Integration fast aller produktspezifischen Prozesse. Bei Produktwechseln<br />

können einzelne Anlagenmodule in kürzester<br />

Zeit gezielt ausgetauscht werden. Durch die automatische<br />

Umrüstbarkeit der Anlagen ergibt sich eine hohe Flexibilität,<br />

bei gleichzeitig höchster Qualität und Produktivität.<br />

Das skalierbare Automatisierungskonzept von PIA basiert<br />

auf einem umfangreichen Portfolio von Standardkom-<br />

Stückzahl<br />

<strong>Preh</strong>Flex<br />

Montagearbeitsplatz<br />

<strong>Preh</strong>Flex<br />

Lean Production System<br />

• One Piece Flow<br />

• teilautomatisiert<br />

Skalierbarkeit – von <strong>Preh</strong>Flex bis <strong>Preh</strong>Cell<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

<strong>Preh</strong>Cell<br />

Montagezellen<br />

• modular<br />

• vollautomatisch<br />

<strong>Preh</strong>Trace<br />

Datenerfassungssystem<br />

Automatisierungsgrad<br />

Flexibler 3-D-Schweißroboter<br />

ponenten, die bewährte Produktionsprinzipien wie Poka Yoke,<br />

Kanban Kaizen oder Chaku-Chaku enthalten. So wurden<br />

die <strong>Preh</strong>Flex-Prozessmodule speziell für Lean-Production-<br />

Systeme entwickelt, die typischerweise in Form eines „U“<br />

aufgebaut werden. Mit drei Standardbreiten von 600 bis<br />

1.200 Millimetern können sie bedarfsweise mit manuellen<br />

Montagevorrichtungen ausgerüstet, oder auch für halbautomatische<br />

Prozesse, bis hin zu vollautomatischen Prüfständen,<br />

eingesetzt werden.<br />

<strong>Preh</strong>Trace ist das zugehörige Traceability-System zur<br />

Prozessüberwachung und zur Erfassung von Mess- und<br />

Prüfergebnissen sowie von Material- und Maschinendaten.<br />

Es ermöglicht die Produktverfolgung per Data Matrix Scanner<br />

oder RFID-Datenträger und verfügt über spezielle Funktionen<br />

zur Analyse der produzierten Baugruppen. Außerdem<br />

bietet es alle nötigen Auswertemöglichkeiten, die für die Ermittlung<br />

der Produktionskennzahlen der gesamten Anlage,<br />

der Typen- und Variantenfertigung sowie der elektronischen<br />

Unterstützung bei Rüstabläufen und der Instandhaltung und<br />

Wartung erforderlich sind.<br />

„Ein wichtiger Faktor, um international erfolgreich<br />

zu sein, sind der hohe Standardisierungsgrad<br />

und die Servicefreundlichkeit<br />

Quelle: <strong>Preh</strong> Grafik: »Automobil Industrie«<br />

unserer Automatisierungslösungen. So produzieren<br />

unsere Kunden erfolgreich auf<br />

<strong>Preh</strong>-Montageanlagen bereits in Europa, den<br />

USA und Mexiko. Erst kürzlich haben wir eine<br />

vollautomatische Fertigungsanlage für<br />

Airbag Gasgeneratoren, bestehend aus einer<br />

Vor- und Endmontage, an das Auslandswerk<br />

eines Kunden nach Arizona (USA) geliefert“,<br />

und weiter: „Im Rahmen der Globalisierung<br />

und Internationalisierung stehen bei unseren<br />

Kunden zunehmend anwenderfreundliche,<br />

wartungsarme und energiesparende Montagelösungen<br />

mit einer hohen Wiederverwendbarkeit<br />

der Komponenten im Fokus.“<br />

31


1919-1945<br />

Historie<br />

Innovationstreiber seit<br />

mehr <strong>als</strong> 90 Jahren<br />

Nur fünf Jahre nachdem Jakob <strong>Preh</strong> sein Unternehmen 1919 in Bad Neustadt an der Saale<br />

gegründet hatte, präsentierte er eines der ersten Rundfunkgeräte auf der Funkausstellung<br />

in Berlin: den Zwei-Röhren-Empfänger „<strong>Preh</strong>-Funk“. Heute ist die <strong>Preh</strong> GmbH zu<br />

100 Prozent ein Automotive-Unternehmen – und ihrer Innovationstradition treu geblieben.<br />

1919 – 1945: Gründerjahre<br />

Ab Anfang 1919 wurden Elektroinstallationsmaterialien und<br />

später auch Bauelemente für die Rundfunkindustrie gefertigt.<br />

Außerdem zählten Winker, Blinker und Rückleuchten für<br />

Automobile zum Produktprogramm. Damit engagierte sich<br />

<strong>Preh</strong> bereits wenige Jahre nach der Unternehmensgründung<br />

in dem Markt, der sich seit Ende der 80er-Jahre zum Hauptstandbein<br />

des Unternehmens entwickelt hat.<br />

v.l.n.r.: Firmengründer Jakob <strong>Preh</strong> († 1945) und sein Sohn Walter <strong>Preh</strong><br />

(† 1971) mit Ehefrau Rosemarie <strong>Preh</strong> († 2005).<br />

Winker zur Fahrtrichtungsanzeige.<br />

<strong>Preh</strong> Funk<br />

32 Automobil Industrie Special/ 2011


1945-1988<br />

1993-2003<br />

2003-2011<br />

1945 – 1988: Die goldenen Jahre<br />

Nach dem Zweiten Weltkrieg schaffte das Unternehmen den<br />

Neuanfang und begann im Herbst 1949 zunächst mit der<br />

Produktion von Spielwaren, wie ferngesteuerte Blechautos<br />

und Puppen aus Polysterol. Sehr schnell konzentrierte sich<br />

<strong>Preh</strong> aber wieder auf die Fertigung elektromechanischer<br />

Bauelemente und stieg in den Zukunftsmarkt der Unterhaltungselektronik<br />

ein. Mit Potenziometern, Abstimmspeichern<br />

und Steckverbindern setzte <strong>Preh</strong> weltweit Standards in Qualität<br />

und Zuverlässigkeit. 1970 wurde in Trofa (Portugal) eine<br />

Produktionsstätte gegründet.<br />

Bordcomputer für 3er BMW<br />

Klimabediensystem für<br />

Citroën Xantia<br />

1993 – 2003: Die „Rheinmetall-Ära“<br />

1993 übernahm die Rheinmetall AG die Kapitalmehrheit an<br />

<strong>Preh</strong>. Es kam zu einer weiteren Konzentration auf Bediensysteme<br />

für die Automobilindustrie. Mit prestigeträchtigen<br />

Aufträgen, u.a. für BMW 5er und 7er, Maybach,<br />

Mercedes-Benz E-Klasse sowie für den Porsche Boxter<br />

konnte sich <strong>Preh</strong> zunehmend <strong>als</strong> Automobilzulieferer<br />

etablieren.<br />

Die <strong>Preh</strong>-Präsenz weltweit<br />

2003 – 2011: Zweistelliges Wachstum und Globalisierung<br />

2003 veräußerte Rheinmetall die <strong>Preh</strong>-Gruppe an die Deutsche<br />

Beteiligungs AG. Im selben Jahr wurde zur Erschließung<br />

des nordamerikanischen Automotive-Marktes ein Cus-<br />

Automobil Industrie Special / 2011<br />

Drosselklappensensor für Bosch<br />

Klimabediensystem für<br />

VW Passat und VW Golf<br />

Puppen<br />

<strong>Preh</strong> Potenziometer<br />

1988 – 1993:<br />

Erneuter Einstieg in die Automobilindustrie<br />

Ende der 80er-Jahre, <strong>als</strong> sich das Unternehmen aus der<br />

Unterhaltungselektronik zurückzog, begann <strong>Preh</strong> sich erneut<br />

im Geschäftsfeld Kfz-Technik zu engagieren, mit Automobilelektronik.<br />

Für europäische Automobilhersteller<br />

und Zulieferer fertigte <strong>Preh</strong> potenziometrische Sensoren<br />

sowie Klimabediensysteme.<br />

Infotainment-Bedienblende für<br />

Porsche Boxster<br />

Klimabediensystem für 5er BMW<br />

Infotainment-Bedienblende für Mercedes E-Klasse<br />

tomer Service Center im Großraum Detroit eröffnet. In den<br />

Jahren 2005 und 2008 erfolgten Werksgründungen in Monterrey<br />

(Mexiko) sowie in Brasov (Rumänien). Ein Jahr später<br />

eröffnete <strong>Preh</strong> ein Vertriebsbüro in Shanghai (China) und<br />

bahnte 2010 ein Joint Venture mit Joyson in Ningbo (China)<br />

an. Die Joyson Investment Holding Co., Ltd. wurde 2011<br />

neuer Mehrheitsgesellschafter der <strong>Preh</strong> GmbH. Die Deutsche<br />

Beteiligungs AG sowie das <strong>Preh</strong>-Management sind<br />

weiterhin am Unternehmen beteiligt.<br />

33<br />

1988-1993


Personalmanagement<br />

Mit Teamgeist!<br />

Wie schafft es ein mittelständisch geprägter Automobilzulieferer, sich fernab der großen<br />

Metropolen im Wettbewerb um die besten Fachkräfte zu behaupten?<br />

Jerome Krieck, Personalleiter<br />

bei <strong>Preh</strong>, beantwortet<br />

es so: „Wir schaffen das ganz<br />

gut, denn wir haben viel zu bieten.<br />

Unser Unternehmen entwickelt<br />

sich mit zweistelligen<br />

Wachstumsraten und wir zählen<br />

weltweit zur Spitzengruppe der<br />

innovativen Player unseres<br />

Marktsegments.“ Auch die Vorzüge<br />

eines Standorts „im Grünen“<br />

seien ein Plus.<br />

Mitarbeiter, die nach Bad<br />

Neustadt, an den Stammsitz von<br />

<strong>Preh</strong> gezogen sind, schätzen<br />

neben der landschaftlichen Attraktivität der Rhön und Mainfrankens<br />

noch andere Aspekte: Beispielsweise dürfen junge<br />

Väter und Mütter davon ausgehen, dass sie problemlos einen<br />

Kindergartenplatz bekommen. Und Kriminalität? – Fehlanzeige,<br />

die Rate ist extrem niedrig.<br />

Die verkehrstechnische Anbindung von Bad Neustadt/<br />

Saale ist über die A71 gegeben: 20 Minuten braucht der Autofahrer<br />

bis Schweinfurt, 45 Minuten bis Würzburg und etwas<br />

mehr <strong>als</strong> eine Stunde nach Erfurt oder Bamberg. „Den<br />

Mitarbeitern wird nicht nur im Unternehmen etwas geboten,<br />

auch in der Region kommt die Familie nicht zu kurz“, so<br />

Krieck.<br />

Die durchschnittliche Betriebszugehörigkeit am Stammsitz<br />

von <strong>Preh</strong> beträgt 16 Jahre. Die Mitarbeiterfluktuation<br />

liegt unter einem Prozent. „Eine solche Quote schaffen Sie<br />

nur mit einem hohen Maß an Zufriedenheit“, bekräftigt<br />

Krieck.<br />

Teilweise erklärt sich das wohl dadurch, dass <strong>Preh</strong> über<br />

die Arbeit an ehrgeizigen Wachstumszielen ein faires Miteinander<br />

nicht aus den Augen verloren hat. Ernst-Rudolf Bauer,<br />

kaufmännischer Geschäftsführer bei <strong>Preh</strong>, gibt ein Beispiel:<br />

Ernst-Rudolf Bauer, kaufmännischer Geschäftsführer und<br />

Personalleiter Jerome Krieck setzen auf Teamgeist.<br />

„In der Wirtschaftskrise haben<br />

wir nicht einfach entlassen, sondern<br />

einen Maßnahmenkatalog<br />

umgesetzt, um diese schwierige<br />

Zeit ohne betriebsbedingte Kündigungen<br />

durchstehen zu können.<br />

Als die Nachfrage der<br />

OEMs dann entgegen aller Prognosen<br />

überraschend stark angezogen<br />

hatte, konnten wir sofort<br />

reagieren.“<br />

Auch außerhalb des „Business“<br />

zeigen die <strong>Preh</strong>ler Teamgeist.<br />

So versammelten sich Anfang<br />

des Jahres an einem Sams-<br />

tag 300 Schaulustige, um 15 Mitarbeiter-Teams zum <strong>Preh</strong>-<br />

Hallenfußball-Turnier zu begrüßen, darunter auch eine Frauenmannschaft.<br />

„Die Idee dazu und das Organisatorische sind durch die<br />

Initiative unserer Mitarbeiter entstanden“, erläutert Bauer:<br />

„Als Geschäftsführung unterstützen wir so etwas natürlich<br />

gerne, denn das Miteinander im Unternehmen ist ein ganz<br />

anderes, wenn man sich gegenseitig nicht nur <strong>als</strong> Kollege<br />

oder Kollegin respektiert, sondern auch <strong>als</strong> Privatperson.“<br />

Doch damit nicht genug: Wer sich im Hause <strong>Preh</strong> ambitionierte<br />

Ziele setzt, der bekommt Unterstützung durch das<br />

sogenannte <strong>Preh</strong> Talent Management. Personalleiter Krieck:<br />

Es gibt zahlreiche Beispiele dafür, wie langjährige Mitarbeiter<br />

sich weiterentwickelt haben und heute in leitenden Positionen<br />

Verantwortung übernehmen. Dazu gehört beispielsweise<br />

ein Kollege, der nach seiner langjährigen Tätigkeit <strong>als</strong> Projektmanager<br />

im <strong>Preh</strong>-internen „Young Potential Assessment<br />

Center“ überzeugte und so den nächsten Karriereschritt zum<br />

Abteilungsleiter der Fertigungstechnik machen konnte. Heute<br />

ist er <strong>als</strong> Geschäftsführer bei <strong>Preh</strong> de Mexico für die technische<br />

Werksleitung verantwortlich.“<br />

34 Automobil Industrie Special/ 2011<br />

Fotos: <strong>Preh</strong>


Die <strong>Preh</strong> GmbH ist ein internationaler Automobilzulieferer mit Stammsitz in Bad Neustadt an der Saale. Im Jahr 2010 erwirtschaftete<br />

<strong>Preh</strong> rund 350 Mio. Euro Umsatz. Zu unseren Produkten Produkten konnten Sie bestimmt schon einmal persönlich Tuchfühlung Tuchfühlung aufnehmen: aufnehmen: <strong>Preh</strong><br />

Bediensysteme fi fi nden sich sich in vielen vielen Fahrzeugen renommierter renommierter Automobilhersteller. Wir entwickeln entwickeln und produzieren produzieren darüber hinaus<br />

auch Sensoren, Steuer Steuer geräte geräte und Automatisierungsanlagen. Rund 2.500 2.500 Mitarbeiter arbeiten an Standorten Standorten in Deutschland, Deutschland, Portugal,<br />

den USA, Mexiko, Rumänien und China an innovativen Technologien. Für das starke Wachstum im Zuge unserer Globalisierung<br />

erweitern wir unsere Fachbereiche.<br />

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<strong>Preh</strong> GmbH, Schweinfurter Straße 5–9, D-97616 Bad Neustadt a. d. Saale, www.preh.com<br />

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Wir freuen uns auf Ihre Bewerbung!<br />

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<strong>Preh</strong> goes global<br />

Wir entwickeln in Deutschland. Gefertigt wird rund um den Globus vor Ort.<br />

Ab Sommer 2011 auch in China.<br />

Look. And Feel!<br />

Integrated „center stack“ Bediensystem für BMW 5er (<strong>Preh</strong> Portugal)<br />

Klimabediensystem für Ford F-250 / 350 (<strong>Preh</strong> de México)<br />

Zentrales Bediensystem für Rolls-Royce Ghost (<strong>Preh</strong> Deutschland)<br />

Lenkradschalter für VW, z.B. für C-Coupé (<strong>Preh</strong> Romania)<br />

<strong>Preh</strong> GmbH, D-97616 Bad Neustadt a. d. Saale, www.preh.com

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