Kostenerstattung statt Sachleistung - Zahnärztekammer ...
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Dr. Julius<br />
Beischer,<br />
FVDZ-<br />
Vorsitzender<br />
und Chefredakteur<br />
der<br />
ZKN Mitteilungen<br />
Verlässlichkeit<br />
Wir alle kennen den Begriff »Quadratur<br />
des Kreises« und wissen,<br />
dass damit eine Unvereinbarkeit<br />
zweier Ansätze gemeint ist.<br />
Gibt es noch eine Steigerung<br />
für Unvereinbares? Ja, es sind die Bemühungen<br />
unserer Volksvertreter, das Gesundheitssystem<br />
zu reformieren und die Kosten dort in den Griff zu<br />
bekommen.<br />
Nennen wir mal die »unverrückbaren« Eckpunkte<br />
dieses Problems:<br />
l Gesundheit kostet Geld. Medizinischer Fortschritt<br />
und demographische Entwicklung kosten<br />
noch mehr Geld. Für den Empfänger der Leistungen<br />
– den Versicherten – gilt es, »eine steigende<br />
Belastung der Versicherten zu vermeiden«.<br />
l Bevor das Geld/der Beitrag des Versicherten<br />
beim sogenannten »Leistungserbringer« als Bezahlung<br />
einer konkreten Gesundheitsleistung ankommt,<br />
wird es durch einen »Bearbeitungsvorgang«<br />
abgeschmolzen wie die Butter in der Sonne.<br />
Das nennt man dann »Verwaltung«. Diese Verwaltungskosten<br />
steigen seit Jahrzehnten.<br />
l Der gesetzlich definierte Katalog der Leistungsansprüche<br />
des Versicherten ist bisher immer<br />
ausgeweitet worden.<br />
l Die Honorare der Leistungsträger wurden in<br />
den letzten 30 Jahren abgesenkt (bei uns: Zahnersatz-Honorare,<br />
GOZ, VdAK-Punktwert ...), gedeckelt<br />
oder höchstens in homöopathischen Dosen<br />
erhöht (Lohnsummensteigerung) unter völliger<br />
Negierung der realen Praxiskosten-Entwicklung.<br />
l Zuguterletzt gilt die Parole: Die Einschränkung<br />
von Leistungen wird kategorisch abgelehnt.<br />
Jeder Laie erkennt auf Anhieb – und mit den Rechenkenntnissen<br />
eines Grundschülers; Mathematik<br />
im höheren Sinne ist nicht erforderlich – dass<br />
es in diesem System nur wenige Stellschrauben<br />
gibt: Entweder man erhöht die Beiträge, oder<br />
man reduziert die Honorare, oder man reduziert<br />
die Verwaltungskosten, oder man reduziert die<br />
Leistungen.<br />
Letzteres darf weder gedacht noch angesprochen<br />
werden. Dieses Thema fällt, laut FAZ vom<br />
4.2.2010, Stephan Sahm, unter den Begriff »Ungemütliche<br />
Arithmetik«.<br />
Editorial<br />
Ich würde vermuten, dass unsere Systematik<br />
von »Vertrags- und Wahlleistung« auch unter diese<br />
Begrifflichkeit fällt.<br />
Die Verwaltungskosten könnte man schlagartig<br />
senken, wenn man die <strong>Kostener<strong>statt</strong>ung</strong> einführen<br />
würde. Die <strong>Kostener<strong>statt</strong>ung</strong> gibt es zwar<br />
in den meisten Ländern dieser Erde, aber in<br />
Deutschland hat das Verwalten, Kontrollieren, Reglementieren<br />
und Gängeln einen hohen Stellenwert;<br />
Freiheit, Selbstverantwortung, Subsidiarität<br />
und nicht zuletzt Vertrauen sind suspekte Begriffe<br />
geworden.<br />
Für mich erschreckend ist in diesem Zusammenhang<br />
die Tatsache – das muss ich hier erwähnen<br />
– dass in den Zahnarztparlamenten der KZBV<br />
und KZVN von niedersächsischen Delegierten der<br />
ZfN-Fraktion gegen die generelle Einführung der<br />
<strong>Kostener<strong>statt</strong>ung</strong> votiert wurde. Herzlichen<br />
Glückwunsch, Zahnärzteschaft! Ein tolles Signal<br />
an die Politik! (Siehe Seite 80, »Dr. Rösler: <strong>Kostener<strong>statt</strong>ung</strong><br />
<strong>statt</strong> <strong>Sachleistung</strong>«.)<br />
Bleibt noch »Beiträge erhöhen« oder »Honorare<br />
absenken«. Ersteres geschieht zur Zeit wieder<br />
und wird bei gleichem Leistungsumfang auch<br />
weiter geschehen; mit großem Gezeter natürlich.<br />
Honorare absenken geschieht laufend über<br />
Budgets, Degressionsregelungen und Regresse.<br />
Bleibt also alles beim Alten und wie es war –<br />
nur anders? Wenn man die Söders und Seehofers<br />
hört, muss man es annehmen. Und es ist fast<br />
schon unanständig, mit welch brutaler Häme sie<br />
versuchen, Rösler zu demontieren.<br />
Da helfen wir ihm nicht, wenn wir unsere eigenen<br />
Positionen ebenfalls verraten und damit unsere<br />
Verlässlichkeit aufgeben.<br />
Ihr<br />
2 | 2010 · ZKN mit teiluNgeN · 61