Konzil Köche - dieredaktion.net
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Michael Noll I Blauer Affe I Ludwigshafen<br />
Nur feinste Zutaten und viel Zeit<br />
Seine Stammgäste zählen ihn zu den besten <strong>Köche</strong>n der Region, auch ohne große Auszeichnungen.<br />
In seinem kleinen Restaurant, kehrt bei ihm ein, wer gut essen will. „Darauf<br />
bin ich stolz“, gibt Michael Noll zu, gleichzeitig schiebt er das Kompliment seinen<br />
Lebensmitteln zu. „Ich spare weder an den Grundprodukten noch am Wein“, sagt er<br />
und: „Vor allem nicht an Zeit.“ Denn davon ist Noll überzeugt: „Gut kochen kann jeder,<br />
man muss sich nur Zeit nehmen, viel Zeit.“<br />
„Gut Ding will Weile haben!“ – dahinter verbirgt<br />
sich für Michael Noll der Erfolg aller Rezepte.<br />
Zum Beispiel sein Sauerbraten. Volle<br />
zwei Wochen lässt er die Rindfleischstücke<br />
aus der Nuss in der Marinade liegen. „Ich<br />
mag es nicht, wenn der Sauerbraten nur zur<br />
Hälfte ein Sauerbraten ist.“ Damit das Fleisch<br />
sich richtig voll saugen kann, mit feinstem<br />
Spätburgunder, herbem Weinessig und vielen<br />
Gewürzzutaten, lässt er das Fleisch volle<br />
zwei Wochen darin ruhen. „Was machst du dir<br />
denn für eine Arbeit?“, hat ihn mal ein Kollege<br />
gefragt. „Sauerbraten kannst du fix und fertig<br />
kaufen“, echauffiert sich heute noch Michael<br />
Noll. Er aber blieb seiner Vorgehensweise treu.<br />
„Damit der Braten so schmeckt, wie ich ihn<br />
mag“, winkt er energisch ab, „auch wenn sich<br />
das betriebswirtschaftlich vielleicht nicht rech<strong>net</strong>.<br />
Meine Gäste müssen wissen: Beim Nolli<br />
schmeckt’s anders!“<br />
Nolli nennen ihn seine Freunde. Wer bei ihm<br />
öfter einkehrt, zählt bald zu seinem Feinschmeckerkreis.<br />
Man staunt, wer sich alles im „Blauer<br />
Affen“ in Ludwigshafen trifft. Selbst Sterneköche<br />
lassen sich bei Nolli sehen, obwohl die<br />
Kritiker des Michelins vermutlich noch nie von<br />
ihm gehört haben. Doch wohl fühlen in seinem<br />
kleinen Restaurant würden sie sich sicherlich<br />
auch. Nur der Selfmade-Koch hat eben einen<br />
etwas anderen Lebenslauf. Dafür kocht er<br />
heute klassischer, als manch ein Profi der Neu-<br />
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zeit. Denn wie man ein „Self-Cooking-Center“<br />
bedient weiß Noll nicht, dafür aber, wie man<br />
traditionell zum Sauerbraten eine herzhafte<br />
Sauce macht, und Serviettenknödel von Hand.<br />
„Auch dafür nehme ich mir die nötige Zeit und<br />
schnipple das Brot und frische Kräuter klein,<br />
schlage Eigelb hinein und hebe das Eiweiß später<br />
extra darunter.“ Knödel-Croutons zaubert<br />
er am Schluss aus dem Serviettenknödel. „Die<br />
mache ich frisch auf Bestellung. Schwenke sie<br />
in der Pfanne in Butter an – so schmecken sie<br />
fantastisch.“<br />
„Wenn alle <strong>Köche</strong> Knödel aus der Tüte machen,<br />
dann mache ich sie bestimmt noch so,<br />
wie sie schon meine Mutter gemacht hat. Anders<br />
will und kann ich nicht“, bleibt Michael<br />
Noll dem Handwerk der <strong>Köche</strong> treu.<br />
Noll ist ein fröhlicher Zeitgenosse, er lacht viel<br />
und gern. Doch beim Thema Kochen hört für<br />
ihn der Spaß auf. „Das heißt“, korrigiert er<br />
sich, „mir macht das Kochen ja Spaß! Aber<br />
richtig Kochen.“ Das beweist er mit einer weiteren<br />
Zutat: Ein raffiniertes Kirsch-Chutney<br />
hat er zu seinem Sauerbraten kreiert. „Mir<br />
fehlte noch ein Kontrast auf dem Teller“, sagt<br />
er, „Sauerbraten und Sauerkirsch. Ich habe es<br />
ausprobiert, mit Portwein und Orangenschalen<br />
das Kirsch-Chutney verfeinert. Das passt,<br />
das widerspricht sich und harmoniert doch –<br />
wunderbar!“ „Ich sag doch“, wiederholt er,<br />
„man muss sich halt Zeit nehmen, viel Zeit.“<br />
Blauer Affe<br />
Gastgeber Petra und Michael Noll<br />
Küchenchef Michael Noll<br />
Sernatingenstraße 16<br />
D-78351 Bodman-Ludwigshafen<br />
Tel. +49 (0) 7773 / 938373<br />
www.blauer-affe-ludwigshafen.de<br />
Küchen-Öffnungszeiten<br />
täglich 11 bis 14 Uhr und ab 17 Uhr;<br />
Ruhetag Oktober bis Juni Dienstag<br />
Haus, Hof und Garten<br />
Gemütlicher geht’s nicht mehr. Der „Blauer Affe“ ist in<br />
zwei Gastzimmer aufgeteilt. Rechts Theke und Stammtisch,<br />
links etwas vornehmer, mit weißem Tischtuch und<br />
nobel eingedeckt das kleine Restaurant. Die Gäste sind<br />
wie das Wirtspaar. Unkonventionell und unkompliziert.<br />
Vor dem Haus gibt es einige Sitzplätze. Im Sommer flanieren<br />
die Seegäste vorbei.<br />
„Ich koche würzig!“<br />
Michael Noll kocht grad so, wie es ihm<br />
schmeckt. Man kann dem Küchenchef des<br />
„Blauer Affen“ nicht vorwerfen, dass er es allen<br />
recht machen will, und dann doch nichts<br />
G’scheites auf den Teller bringt. Denn der<br />
Mann ist, wenn es um guten Geschmack geht,<br />
zu wenigen Kompromissen bereit. „Ich koche<br />
würzig“, sagt er, und bereitet in seinem kleinen<br />
Restaurant jeden Teller so zu, wie es ihm selbst<br />
schmecken würde. Er will sich von den 08/15<br />
Restaurants abheben, und das tut er auch.<br />
„Wenn bei allen das Steak gleich schmeckt,<br />
dann will ich ein etwas anderes bieten.“ Dry-<br />
Aged-Steak, ist sein Tipp. „Herzhaft und zart,<br />
wie kein anderes Fleisch.“<br />
Einen besonderen Tagestipp gibt es immer.<br />
Meist international, oft ein Hauch mediterran,<br />
am liebsten mallorquinisch. Da Noll sich täglich<br />
von den Marktangeboten leiten lässt, ist seine<br />
Küche saisonal, am liebsten mit spanischen<br />
Rezepten. Und doch erinnert er sich auch gerne<br />
an die Küche seiner Großmutter und bietet<br />
bodenständige Gerichte, wie Rehrücken, Wildschweinbraten<br />
oder einfach Schweineschnitzel<br />
mit Brägele.<br />
Sauerbraten mit Serviettenknödel-Croutons und<br />
Sauerkirsch-Chutney