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Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...

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<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />

G 9638<br />

Zeitung für Schlesien<br />

Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong><br />

Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />

Nummer 12/2007 E<strong>in</strong>zelpreis 2,00 Euro 15. Juni 2007<br />

Deutschlandtreffen –<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Demonstration für Schlesien<br />

Wofür wir jetzt streiten<br />

Wer im Vorfeld des Deutschlandtreffens<br />

mit Landsleuten spricht, wer die auf der<br />

Geschäftstelle e<strong>in</strong>gehenden Briefe liest, ist<br />

hoch erfreut über das Engagement der Schlesier<br />

für diese Veranstaltung. Man spürt, dass<br />

viele mit großen Erwartungen und mit<br />

Spannung dem Ereignis entgegensehen. Es<br />

liegt sicher an der prägenden Wirkung des<br />

noch immer tief sitzenden grauenhaften Geschehens<br />

der Vertreibung und an der großen<br />

Heimatverbundenheit der Schlesier,<br />

dass wir über sechzig Jahre nach der Vertreibung<br />

sagen können: Schlesien bewegt<br />

die Schlesier wie ehedem.<br />

Auf die hervorragenden Leistungen unserer<br />

Vorfahren, die über Jahrhunderte diese<br />

blühende deutsche Prov<strong>in</strong>z aufgebaut haben,<br />

können wir stolz se<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiterer<br />

Quell dafür, dass wir uns sehr gern mit<br />

dem Land identifizieren. Wer wollte auch<br />

nicht begeistert se<strong>in</strong> von den Beiträgen großer<br />

Schlesier für die Wissenschaft oder die<br />

kulturelle Entwicklung Deutschlands?<br />

Deutschlandtreffen<br />

der<br />

Schlesier<br />

2007<br />

Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien<br />

Motto:<br />

Schlesien verpflichtet!<br />

30. 6./1. 7. 2007<br />

Hannover (Messegelände)<br />

Stets aktuelle Informationen unter:<br />

www.schlesien-lm.de<br />

Wie stark dieses Bewusstse<strong>in</strong> auch heute<br />

noch für das große Kulturland Schlesien<br />

vorhanden ist, konnte ich am 19. Mai anlässlich<br />

des 190. Stiftungsfestes der Alten<br />

Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn<br />

auf dem Festkommers erfahren, bei dem ich<br />

die Festrede hielt. Bee<strong>in</strong>druckend dabei war,<br />

wie <strong>in</strong>tensiv von dem Verband alte Breslauer<br />

und schlesische Traditionen gepflegt werden,<br />

<strong>in</strong>sbesondere von der nachwachsenden Generation,<br />

denn weit mehr als die Hälfte der ca.<br />

160 anwesenden Burschenschafter waren mittleren<br />

oder jungen Alters. E<strong>in</strong> eigens zu dem<br />

190. Stiftungsfest herausgegebenes Liederbuch<br />

alter Breslauer Burschenlieder,<br />

darunter auch e<strong>in</strong>ige von unserem Heimatdichter<br />

Karl von Holtei <strong>in</strong> schlesischer<br />

Mundart verfasst, zeigen von dieser<br />

schlesischen Traditionspflege.<br />

In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Grußwort wies M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

Dr.<br />

Jürgen Rüttgers auf<br />

das Gründungsjahr<br />

des Verbandes<br />

1817 h<strong>in</strong>,<br />

nur zwei Jahre<br />

nach der<br />

Gründung der<br />

Jenaer Urburschenschaft.<br />

Der traditions-<br />

Bild aus<br />

der<br />

Heimat<br />

Hl. Nepomuk an<br />

der Kreuzkirche,<br />

Breslau<br />

Archiv SN<br />

reiche Bund der Raczeks, so der M<strong>in</strong>isterpräsident,<br />

hat die Geschichte der burschenschaftlichen<br />

Bewegung von Beg<strong>in</strong>n<br />

entscheidend mitgeprägt<br />

und getreu dem Wahlspruch<br />

„Gott – Ehre –<br />

Freiheit – Vaterland!“<br />

die Ideale<br />

hochgehalten


2 POLITIK<br />

und mutig verteidigt. Rüttgers ermutigte die<br />

Burschenschaft ausdrücklich, das Andenken<br />

an die schlesische Heimat auch <strong>in</strong> Zukunft<br />

weiter aufrechtzuerhalten. Geschichte ist<br />

nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Worten nicht nur Geschehenes,<br />

sondern Geschichtetes – also der Boden, auf<br />

dem wir stehen und bauen. Der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />

beklagte die Vernachlässigung<br />

bzw. die Tabuisierung der Er<strong>in</strong>nerung an<br />

Flucht und Vertreibung und stellte fest, dass<br />

jetzt die Geschichte mit Macht zurückkehrt.<br />

Zunehmend wollten gerade junge<br />

Menschen mehr über diese Geschichte wissen.<br />

Diese Geschichte ist nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Worten<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Katastrophe, die weit <strong>in</strong> das Mittelalter<br />

zurückreichende deutsche Lebenswelt<br />

und Kultur im Osten <strong>Europa</strong>s vernichtet<br />

hat und die Geschichte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r nationalen<br />

Tragödie aller Deutschen.<br />

Im Übrigen sei erwähnt, dass Bundeskanzler<br />

a.D. Dr. Helmut Kohl neben s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

guten Wünschen für die Zukunft <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Grußwort im Unverb<strong>in</strong>dlichen blieb. Er hob<br />

die Erfolge des europäischen E<strong>in</strong>igungsprozesses<br />

hervor für den die Raczeks e<strong>in</strong>getreten<br />

wären und ermutigte dazu, die Verständigung<br />

zu Polen zu pflegen. Kohl, wie<br />

wir ihn kennen.<br />

Es ist für uns gut zu wissen, wenn gerade<br />

<strong>in</strong> studentischen Verbänden unsere Anliegen<br />

vertreten werden. Erfreulich war für<br />

mich zu erfahren, mit welch großer Sympathie<br />

die von mir angesprochenen Fragen aufgenommen<br />

wurden. Geradezu als Bestätigung<br />

dieser E<strong>in</strong>schätzung sagte mir der Vorsitzende<br />

der Alten Breslauer Burschenschaften<br />

öffentlich zu, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Abordnung der<br />

Raczeks zum Deutschlandtreffen nach Hannover<br />

zu entsenden.<br />

Die E<strong>in</strong>heit der heimatlichen Schlesier<br />

herstellen ist e<strong>in</strong> wichtiges Ziel, das wir mit<br />

unserem Treffen verb<strong>in</strong>den. Unsere Anliegen<br />

vermitteln, Lösungen anmahnen und die<br />

heute noch aktuellen Probleme aufzeigen,<br />

damit wollen wir an die Öffentlichkeit treten.<br />

Wir brauchen unsere Argumente nicht<br />

zu verstecken. Ganz im Gegenteil! Wir stehen<br />

mit unseren Forderungen auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m gesicherten<br />

moralischen Fundament, weil wir<br />

uns auf Regeln berufen, die <strong>in</strong>ternational unbestritten<br />

s<strong>in</strong>d, die vor allem aber für deutsche<br />

Betroffene nicht angewandt werden.<br />

Leider s<strong>in</strong>d es gerade deutsche Politiker, die<br />

mit Sche<strong>in</strong>argumenten stets versucht haben,<br />

den deutschen Opfern ihr Recht zu bestreiten.<br />

Dieses Recht aber e<strong>in</strong>zufordern, ist die<br />

historische Pflicht der Vertriebenen, damit<br />

Menschen <strong>in</strong> Zukunft von der Geisel der Vertreibung<br />

verschont bleiben. Nicht vergessen<br />

werden dürfen aber die heutigen Bedrückungen<br />

vieler Menschen <strong>in</strong> Auswirkung des<br />

fortgeltenden Unrechts. Wer dies übersieht,<br />

kann nicht den Anspruch erheben, humane<br />

Politik als Richtschnur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Handelns<br />

zu erheben sowie sich für ungeteilte Menschenrechte<br />

e<strong>in</strong>zusetzen. Da die Maßstäbe<br />

<strong>in</strong> der Politik verloren gegangen s<strong>in</strong>d, bedarf<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s deutlichen Aufbegehrens und bedarf<br />

es der Aufklärung. Hierzu wollen wir <strong>in</strong> Hannover<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beitrag leisten.<br />

Die evangelische Kirche <strong>in</strong> Oppeln – <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Inselgeme<strong>in</strong>de. Im Vergleich zum katholischen<br />

Umfeld ist die heutige evangelische<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>de w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong> – sie umfaßt<br />

ca. 200 Gläubige.<br />

Das war e<strong>in</strong>mal anders: Vor dem Krieg und<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Folgen war <strong>in</strong> Oppeln jeder dritte<br />

der etwa 30.000 E<strong>in</strong>wohner e<strong>in</strong> Protestant.<br />

Wie das „<strong>Schlesische</strong> Wochenblatt“ berichtet,<br />

erreichte die Lehre Luthers Oppeln<br />

um das Jahr 1524. E<strong>in</strong>e eigene evangelische<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>de bildete sich erst<br />

1808. Die Geburtswehen wurden erst<br />

durch das wiederholte E<strong>in</strong>greifen des zuständigen<br />

preußischen M<strong>in</strong>isters beseitigt.<br />

Die ehemalige Franziskanerkirche wurde<br />

ihnen dann überlassen.<br />

Deren Klosterbauten g<strong>in</strong>gen 1837 <strong>in</strong> ihren<br />

Besitz über. Von nun an wuchs die Zahl<br />

der Geme<strong>in</strong>demitglieder von Jahr zu<br />

Jahr. 1939 waren von den ca. 30.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />

etwa 9.000 evangelisch. Der<br />

Pfarrgeme<strong>in</strong>de gehörten zu dieser Zeit e<strong>in</strong><br />

Pflegeheim und e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derheim. Heute wird<br />

<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Katechesesaal jede Woche<br />

Religion unterrichtet. Am 6. Juni sollen<br />

acht Konfirmanden ihr Abendmahl<br />

empfangen. Bei der Pfarrgeme<strong>in</strong>de ist e<strong>in</strong><br />

Max-Drischner-Chor aktiv, und auch Ältere<br />

treffen regelmäßig zusammen.<br />

Die Oppelner Lutheraner pflegen Kontakte<br />

zu zwei befreundeten Pfarrgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />

Deutschland. E<strong>in</strong>e von ihnen ist die Pfarrgeme<strong>in</strong>de<br />

St. Petri <strong>in</strong> Bautzen. E<strong>in</strong> wichtiges<br />

Ereignis sei, so der Priester, nach<br />

fünfjähriger Pause e<strong>in</strong> Besuch des Pfarrchores<br />

aus der Geme<strong>in</strong>de St. Sixti <strong>in</strong> Northeim.<br />

Partnerschaftsabkommen der EU mit<br />

Russland liegt wegen des E<strong>in</strong>spruchs<br />

Polens nach wie vor auf Eis. Auch das<br />

Spitzentreffen zwischen Präsident Put<strong>in</strong><br />

und der EU-Ratspräsident<strong>in</strong> Merkel im russischen<br />

Samara am 18. 5. 2007 brachte<br />

k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Durchbruch für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Vertrag.<br />

Put<strong>in</strong> war nicht bereit, das Importverbot<br />

für polnische Fleischprodukte aufzuheben,<br />

da Russland Verstöße Polens gegen<br />

Hygienevorschriften sieht. Polen hielt<br />

deshalb se<strong>in</strong> Veto aufrecht und wurde dabei<br />

von Litauen unterstützt, das gegenwärtig<br />

unter <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Boykott russischer Öllieferungen<br />

leidet. Offenbar liegt der<br />

Grund für den Stopp der Öllieferungen an<br />

den Staat im Baltikum <strong>in</strong> dem Verkauf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Raff<strong>in</strong>erie an Polen und nicht an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

russischen Bewerber. Obgleich zunächst<br />

bei anderen EU-Staaten Verständnis für<br />

die beiden Staaten gezeigt wurde, gibt es<br />

<strong>in</strong>zwischen Stimmen, die zum E<strong>in</strong>lenken<br />

drängen. Das Problem ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Zusammenhang<br />

mit der Verhärtung der Beziehungen<br />

zwischen Russland, der EU und<br />

den USA zu sehen.<br />

<strong>Schlesische</strong> Notizen<br />

Polnisches<br />

<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Wie alle M<strong>in</strong>derheiten, müssen auch<br />

evangelische h<strong>in</strong> und wieder auf ihre Rechte<br />

pochen. „Bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r beabsichtigten katholisch-evangelischen<br />

Ehe ist noch immer<br />

e<strong>in</strong> Dispens der katholischen Kirche<br />

erforderlich“, sagt der Pastor. Der bzw. die<br />

Evangelische müsse dabei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erklärung<br />

unterschreiben, daß die K<strong>in</strong>der im katholischen<br />

Glauben erzogen werden würden.<br />

Diesbezüglich ist <strong>in</strong> Oppeln die Zeit stehengeblieben.<br />

●<br />

Wie frische Semmeln ... geht sogar<br />

Brachland weg. Diese Aussage umschreibt<br />

die Situation der Grundstücksund<br />

Immobilienpreise <strong>in</strong> der Wojwodschaft<br />

Schlesien derzeit. An manchen Orten ist<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Steigerung um 100 % zu registrieren.<br />

Im Zentrum von Kattowitz s<strong>in</strong>d Gebäude<br />

und Grundstücke genau so teuer wie <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong>.<br />

Bisher galt: 100 Zloty pro Quadratmeter<br />

Baugrundstück <strong>in</strong> guter Lage. Inzwischen<br />

kostet 1 qm Grund und Boden mit<br />

guter Verkehrsanb<strong>in</strong>dung mehr als 1.000<br />

Zloty. Anbieter von Land erleben z.Zt. <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

regelrechten Ansturm von Kauf<strong>in</strong>teressenten,<br />

dabei wird ausbaufähiges Land<br />

immer weniger. Landesweit hat die zuständige<br />

Agrarimmobilienagentur nur<br />

noch ca. 400.000 Hektar zu vergeben. Dar<strong>in</strong><br />

ist naturgemäß auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ursache für<br />

den enormen Anstieg der Grundstücksund<br />

Wohnungspreise zu suchen. Die<br />

höchsten Bodenpreise <strong>in</strong> der <strong>Region</strong> Oppeln<br />

werden derzeit <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den Alzenau,<br />

Stubendorf, Grottkau, Eisenhammer<br />

und Groß Neukirch erzielt.<br />

Ermittlungen gegen Ex-Präsident<br />

Kwasniewski. Offenbar empf<strong>in</strong>dlich getroffen<br />

wurde die rechtsextreme Regierung<br />

der Brüder Kaczynski <strong>in</strong> Polen<br />

durch die Unterstützung der „Bewegung<br />

für Demokratie“ durch Ex-Präsident<br />

Kwasniewski. Die Vere<strong>in</strong>igung richtet<br />

sich gegen den Demokratieabbau <strong>in</strong> Polen.<br />

Wenige Tage nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Protestveranstaltung<br />

unter Beteilung des prom<strong>in</strong>enten<br />

Politikers leitete die Staatsanwaltschaft<br />

Warschau gegen ihn e<strong>in</strong><br />

Untersuchungsverfahren e<strong>in</strong>. Vorgeworfen<br />

wird die Annahme von Spendengeldern<br />

aus dem Ausland für <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Stiftung Kwasniewskis, was von Regierungsmitgliedern<br />

als illegal angesehen<br />

wird. Die gespendeten 237 000 Euro<br />

stammen vom ukra<strong>in</strong>ischen Oligarchen<br />

Victor Piutschuk, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Schwiegersohn<br />

des Ex-Präsidenten Kutschma. Die<br />

Stiftung hat sich u.a. die Annäherung der<br />

Ukra<strong>in</strong>e an die EU zum Ziel gesetzt. Der<br />

Vorgang zeigt, mit welcher Unerbittlichkeit<br />

<strong>in</strong> Polen Oppositionelle verfolgt<br />

werden.


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 POLITIK<br />

3<br />

Nach wie vor Streit um Raketenaufstellung<br />

<strong>in</strong> Polen. Es zeichnet sich ab,<br />

dass die USA und Russland zu k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r E<strong>in</strong>igung<br />

<strong>in</strong> der Raketenfrage kommen<br />

werden. Bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Treffen der amerikanischen<br />

Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Condoleezza Rice<br />

mit Präsident Put<strong>in</strong> kam es lediglich zu der<br />

Vere<strong>in</strong>barung, dass beide Parteien <strong>in</strong> der<br />

öffentlichen Polemik die Rhetorik mäßigen<br />

wollen. Es bleibt die russische Haltung,<br />

dass bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Festhalten an den Raketenplänen<br />

auch die abgeschlossenen<br />

Verträge über die Rüstungsbegrenzung<br />

gekündigt würden. Der amerikanische H<strong>in</strong>weis,<br />

dass die Abwehrraketen k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bedrohung<br />

für Russland seien, die sie sogar<br />

das Land gegen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beschuss durch<br />

Waffen von sogenannten Terrorstaaten<br />

schützen würden, wird von Moskau nicht<br />

anerkannt. Es sieht wesentliche Vere<strong>in</strong>barungen<br />

verletzt, da e<strong>in</strong> neues Waffensystem<br />

näher an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Grenzen rückt. Die<br />

Diskussion spart <strong>in</strong>zwischen Polen aus, da<br />

das Land den USA freie Hand gegeben<br />

hat.<br />

Leserbriefe<br />

Ungleiches Recht<br />

In Tschechien gilt seit kurzem e<strong>in</strong> Gesetz,<br />

wonach die doppelsprachigen Schilder <strong>in</strong><br />

Geme<strong>in</strong>den zugelassen werden können,<br />

<strong>in</strong> denen die polnische M<strong>in</strong>derheit nur 10<br />

Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.<br />

In Polen dagegen muss die deutsche<br />

M<strong>in</strong>derheit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geme<strong>in</strong>de m<strong>in</strong>destens<br />

20 Prozent betragen, um <strong>in</strong> denselben<br />

„Genuss“ kommen zu können.<br />

Die polnische M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Tschechien<br />

wird auf etwa 40 000 Mitglieder geschätzt,<br />

die deutsche <strong>in</strong> Polen zählt vergleichsweise<br />

zehnmal so viel. In Tschechien darf diese<br />

Vorschrift <strong>in</strong> 31 Geme<strong>in</strong>den Anwendung<br />

f<strong>in</strong>den; und <strong>in</strong> wie vielen <strong>in</strong> Polen: <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r,<br />

vielleicht <strong>in</strong> zwei, – und zwar wegen<br />

der bürokratischen H<strong>in</strong>dernisse?!<br />

Gälte die 10-Prozent-Klausel auch <strong>in</strong><br />

Polen, dann ergäbe sich selbstverständlich<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> völlig andere Situation. Man muss<br />

sich fragen: Woher diese Diskrepanz <strong>in</strong> den<br />

beiden Ländern? Wer ist dafür verantwortlich<br />

zu machen?<br />

Es wäre wünschenswert, wenn <strong>in</strong> Zukunft<br />

e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>derheitengesetz geschaffen<br />

werden könnte, das <strong>in</strong> allen Ländern der<br />

Europäischen Union dieselben Rechte und<br />

Pflichten für die nationalen und ethnischen<br />

M<strong>in</strong>derheiten e<strong>in</strong>führte.<br />

E<strong>in</strong>en solchen Gesetzentwurf könnten<br />

die Abgeordneten des <strong>Europa</strong>parlamentes<br />

schon heute e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, denn <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Unifizierung<br />

der M<strong>in</strong>derheitengesetze auf dem<br />

ganzen EU-Gebiet wäre k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> schlechte<br />

Lösung des Problems!<br />

Warum sollten diese Initiative nicht die<br />

deutschen EU-Parlamentarier ergreifen?<br />

Erhard Bastek, Beuthen O/S<br />

Deutschlandtreffen der Schlesier<br />

30. Juni/1. Juli 2007<br />

Hannover (Messe-Gelände)<br />

Motto: Schlesien verpflichtet!<br />

Deutschlandtreffen 2007<br />

Nicht mehr lange und das große Treffen<br />

der Schlesier<strong>in</strong>nen und Schlesier steht vor<br />

der Tür. Abertausende von Landsleuten<br />

werden sich aufmachen nach Hannover.<br />

Aufmachen <strong>in</strong> das Bundesland, das seit<br />

Jahrzehnten das neue Zuhause vieler Vertriebener<br />

ist, das wieder treu zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Patenschaft<br />

für die Landsmannschaft steht<br />

und dessen M<strong>in</strong>isterpräsident e<strong>in</strong> Freund<br />

der Schlesier<strong>in</strong>nen und Schlesier ist.<br />

Christian Wulff und die niedersächsische<br />

Landesregierung werden uns mit offenen<br />

Armen empfangen. Das tut uns gut! Ich<br />

bitte deshalb alle Entschlossenen, auch<br />

wirklich zu kommen, alle Unentschlossenen,<br />

sich <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Ruck zu geben, und diejenigen,<br />

die eigentlich nicht nach Hannover<br />

fahren wollten, es sich noch e<strong>in</strong>mal zu<br />

überlegen. Alle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen!<br />

Vor allem rufe ich die <strong>in</strong> der Vertreibung<br />

Geborenen der Bekenntnisgeneration<br />

auf, die Chance zu ergreifen, fern der Heimat<br />

e<strong>in</strong> wenig Schlesien zu schnuppern.<br />

Ich b<strong>in</strong> mir sicher: das wird Lust darauf machen,<br />

dieses unendlich schöne, weite und<br />

vielfältige Land selbst kennenlernen zu<br />

wollen. Schlesien ist nicht im Strom der<br />

Geschichte untergegangen. Unser Land<br />

ist <strong>in</strong> Entwicklung. Die Offenheit der Gren-<br />

zen, die vielfältigen Kontakte zwischen Ost<br />

und West – vorangetrieben oftmals von<br />

den Heimatvertriebenen selbst – und die<br />

Möglichkeiten der europäischen E<strong>in</strong>igung<br />

haben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Horizont eröffnet.<br />

Die schlesische Geschichte erhält e<strong>in</strong><br />

neues Kapitel. Es wird gerade erst geschrieben.<br />

Und wir Schlesier<strong>in</strong>nen und<br />

Schlesier wollen daran mitschreiben.<br />

Lassen wir uns dafür vom Deutschlandtreffen<br />

<strong>in</strong>spirieren. Es bietet für jeden Geschmack<br />

etwas: für den Kulturbeflissenen,<br />

für den Aktiven <strong>in</strong> den Gliederungen der<br />

Landsmannschaft, für den wissenschaftlich<br />

Interessierten, für den, der mal wieder<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n schlesischen Gottesdienst feiern<br />

will – und für alle, die e<strong>in</strong>fach nur mit<br />

schlesischen Landsleuten zusammenkommen<br />

wollen. Herzlich Willkommen <strong>in</strong><br />

Hannover!<br />

Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Pietsch<br />

Präsident der <strong>Schlesische</strong>n<br />

Landesvertretung<br />

– Bundesdelegiertenversammlung –<br />

Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto bei<br />

der Volksbank Bonn Rhe<strong>in</strong>-Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG.<br />

BLZ 380 601 86, Konto-Nr. 260 089 3028.<br />

Auf Wunsch können wir Ihnen <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Spendenbesche<strong>in</strong>igung<br />

ausstellen.<br />

Deutschlandtreffen der Schlesier 2007<br />

Schlesien verpflichtet!<br />

E<strong>in</strong> sichtbares Zeichen<br />

der Verbundenheit <strong>in</strong> Trachtenvielfalt<br />

Sehr geehrte Damen und Herren,<br />

liebe Landsleute, liebe Freunde Schlesiens!<br />

Das diesjährige Deutschlandtreffen der Schlesier am 30. 6. und am 1. 7. 2007 <strong>in</strong> Hannover<br />

muss e<strong>in</strong> Erfolg werden. Schlesien muss präsent se<strong>in</strong>, und zwar nicht nur auf dem<br />

Messegelände <strong>in</strong> Hannover! In der Landeshauptstadt unseres Patenlandes wollen wir friedlich<br />

für unser Schlesien das Wort ergreifen! Schlesien verpflichtet! – so lautet das Motto<br />

des diesjährigen Deutschlandtreffens. Wenn wir diese Losung ernst nehmen, dann hat<br />

Schlesien auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Zukunft!<br />

Dass es Schlesien und die Schlesier noch gibt, muss <strong>in</strong> Hannover erneut bewiesen<br />

werden!<br />

Daher rufe ich alle Trachtengruppen, e<strong>in</strong>zelne Trachtenträger, Mitglieder der schlesischen<br />

Traditionsverbände, schlesische Bergmänner, Angehörige der schlesischen studentischen<br />

Verb<strong>in</strong>dungen, Fahnenabordnungen der jeweiligen Gruppen unserer Landsmannschaft<br />

Schlesien auf, <strong>in</strong> schlesischer Tracht, Bergmannsuniform oder mit Fahnen<br />

unserer Gliederungen sich an der großen Trachtenparade vor dem Beg<strong>in</strong>n der Politischen<br />

Hauptkundgebung am Sonntag, 1. 7. 2007, zu beteiligen.<br />

Zeigen wir die E<strong>in</strong>heit Schlesiens und die Geschlossenheit der Schlesier <strong>in</strong> der Trachtenvielfalt!<br />

Treffpunkt: Jugendecke der <strong>Schlesische</strong>n Jugend („<strong>Schlesische</strong>s Dorf“) <strong>in</strong> der<br />

Halle 2<br />

Zeitpunkt: Sonntag, 01.07.2007, im Anschluss an die evangelischen und<br />

katholischen Gottesdienste (ab ca. 11.00 Uhr)<br />

Ansprechpartner: Herr Christoph Wylezol (Tel.: 0175 166 26 03)<br />

Schlesien verpflichtet!<br />

Auf Wiedersehen <strong>in</strong> Hannover!<br />

Schlesien Glückauf!<br />

Damian Spielvogel, Organisationsleiter


4<br />

ZEITGESCHEHEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Überlegungen zur Überführung von Sammlungsgut<br />

<strong>in</strong> das Museum des Herkunftsortes<br />

In den SN berichteten wir schon mehrfach über die aktuelle Diskussion um den<br />

bestmöglichen Umgang mit dem Sammlungsgut der <strong>Schlesische</strong>n Heimatstuben.<br />

Der hier abgedruckte Beitrag von Waltraud Schulz-Warber entstammt dem Protokoll<br />

der Tagung beim Bundes<strong>in</strong>stitut für Kultur und Geschichte der Deutschen<br />

im östlichen <strong>Europa</strong> <strong>in</strong> Oldenburg (vgl. z. B. SN 3/3007, S. 8, SN 4/2007, S. 6) und<br />

gibt beispielhaft die Überlegungen der Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger wieder. In<br />

der nächsten Ausgabe lesen Sie <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beitrag von Dr. Gerhard Kaske.<br />

Wenn ich hier von den Überlegungen im<br />

Vorstand der Bundesvere<strong>in</strong>igung der<br />

Brieger zur evtl. Überführung von Sammlungsgut<br />

<strong>in</strong> das Museum des ursprünglichen<br />

Heimatorts berichte, möchte ich unseren<br />

derzeitigen Diskussionsstand nicht<br />

unbed<strong>in</strong>gt als Empfehlung <strong>in</strong> die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> oder<br />

andere Richtung verstanden wissen, sondern<br />

eher als Hilfestellung für solche Heimatgruppen,<br />

die sich <strong>in</strong> absehbarer Zukunft<br />

mit ähnlichen Fragen beschäftigen<br />

müssen.<br />

Da die Vorgeschichte dabei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> wesentliche<br />

Rolle spielt, werde ich, soweit<br />

zum besseren Verständnis nötig, darauf<br />

e<strong>in</strong>gehen. Vorausschicken möchte ich<br />

auch, dass m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ansicht nach die<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger und die Patenstadt<br />

Goslar vielleicht <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Sonderstellung<br />

e<strong>in</strong>nehmen, weil die Brieger e<strong>in</strong><br />

besonders gutes Verhältnis zu ihrer Patenstadt<br />

haben. Schließlich war Goslar die<br />

erste westdeutsche Stadt, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Patenschaft<br />

Ober <strong>e<strong>in</strong>e</strong> ostdeutsche übernahm,<br />

– schon im Jahre 1950. Das Bewusstse<strong>in</strong><br />

dieser Vorreiterrolle trug vermutlich<br />

zu dem guten Verhältnis bei.<br />

Nach der Patenschaftsübernahme<br />

folgten den Worten schnell Taten mit der<br />

E<strong>in</strong>richtung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Betreuungsstelle Brieg<br />

bei der Goslarer Stadtverwaltung, durch<br />

die u.a, auch die Brieger Heimatstube –<br />

wir nennen sie lieber „Historische Sammlung<br />

Brieg“ – viel Unterstützung erfuhr. Diese<br />

Betreuungsstelle gibt es zwar nicht<br />

mehr, aber <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Stabstelle für Paten- und<br />

Partnerschaftsarbeit beim Oberbürgermeister<br />

der Stadt Goslar.<br />

Geme<strong>in</strong>sam mit Vertretern der Patenstadt<br />

wurde von der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />

aus seit 1975 versucht, Kontakte zu den<br />

jetzt polnischen Bewohnern Brieg/Brzegs<br />

anzuknüpfen, die sich gut entwickelten und<br />

nach der Wende <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Partnerschaft Goslar/<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger/ Stadt<br />

Brieg/Brzeg e<strong>in</strong>mündeten. Wichtigste<br />

Vertrauensperson war <strong>in</strong> all den Jahren dabei<br />

Museumsdirektor Pawet Kozerski<br />

vom <strong>Schlesische</strong>n Museum im Piastenschloss<br />

Brieg.<br />

Da lag es nahe, e<strong>in</strong>mal daran zu denken,<br />

ob man die gesammelten Bestände<br />

<strong>in</strong> Goslar nicht <strong>in</strong> das Museum im Brieger<br />

Schloss überrührt, zumal Paul Kozerski<br />

das wohl gerne gesehen hätte, Im Vorstand<br />

der Bundesvere<strong>in</strong>igung überprüften wir<br />

das unter verschiedenen Aspekten:<br />

1.) Gibt es museums- und archivgerechte<br />

Lagermöglichkeiten am Heimatort,<br />

und wie sieht es mit den Präsentationsmöglichkeiten<br />

dort aus?<br />

2.) Wie ist das Brieger Museum personell<br />

ausgestattet?<br />

a) Kann der Wille zur angemessenen<br />

Präsentation vorausgesetzt werden<br />

oder besteht Gefahr der Geschichtsklitterung?<br />

b) Ist genügend Personal zur Aufarbeitung<br />

(z.B. sachgerechter Beschriftung<br />

<strong>in</strong> polnischer Sprache vorhanden?<br />

3.) Wie weit ist Rücksicht zu nehmen auf<br />

evtl. Vorbehalte deutscher Spender und<br />

deren Umfeld bei Überführung der Bestände?<br />

4.) Wie steht es um die Erreichbarkeit der<br />

Sammlung für die oftmals betagten<br />

deutschen Brieger?<br />

Für uns ergab sich zu:<br />

1.) Die museums- und archivgerechten Lagermöglichkeiten<br />

s<strong>in</strong>d im Laufe der Zeit<br />

wesentlich verbessert worden.<br />

Weniger gute Aussichten bestehen<br />

bei den Präsentationsvoraussetzungen,<br />

denn das Brieger Schlossmuseum verfügt<br />

über umfangreiche eigene Bestände, da<br />

Brieg Jahrhundertelang Residenz der Piastenherzöge<br />

war, – an Er<strong>in</strong>nerungsstücken<br />

und Schrifttum, die Flucht und Vertreibung<br />

der deutschen Bevölkerung betreffend,<br />

darf man wohl ke<strong>in</strong> primäres Interesse<br />

erwarten,<br />

zu 2a) Solange Pawel Kozerski Museumsdirektor<br />

im Brieger Schloss ist,<br />

braucht man um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> angemessene Präsentation<br />

von Objekten aus der Goslarer<br />

Sammlung nicht besorgt zu se<strong>in</strong>, aber wie<br />

s<strong>in</strong>d die Zukunftsperspektiven unter den<br />

Nachfolgern?<br />

2b) Wie <strong>in</strong> deutschen Museen klagt auch<br />

unser Brieger Museumsdirektor über so<br />

wenig Personal, dass er kaum die eigenen<br />

Bestände aufarbeiten lassen kann, -<br />

zu 3.) erübrigt sich an diesem Ort jeder<br />

Kommentar, -<br />

zu 4.) bei evtl. Überführung nach Brieg<br />

wäre für die meisten deutschen Brieger bei<br />

deren hohem Durchschnittsalter die Erreichbarkeit<br />

nicht mehr gewährleistet.<br />

Nun gibt es für die Sammlung <strong>in</strong> Goslar<br />

sehr gute Voraussetzungen:<br />

a) In der Stabstelle beim Oberbürgermeister<br />

gibt es <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Ansprechpartner,<br />

der über <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Schlüssel zur Heimatstube<br />

verfügt und nach Voranmeldung<br />

für Besucher öffnen kann.<br />

b) Die Räume für die Sammlung stehen<br />

unbegrenzt zur Verfügung, und<br />

die Bestände wurden mit Unterstützung<br />

vom Kulturressort der<br />

Stadt Goslar und deren Museumsmannschaft<br />

übersichtlich präsentiert.<br />

c) Die Sammlung wird <strong>in</strong> Goslar viel genutzt,<br />

nicht nur für Familien- und Heimatortsforschungen,<br />

sondern auch<br />

für Führungen von Schüler- und Lehrergruppen.<br />

Da Goslarer Gymnasien<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n regen Schüleraustausch mit<br />

Brieger Schulen pflegen, besuchen<br />

sowohl deutsche wie auch polnische<br />

Schülergruppen aus Brieg und Umgebung<br />

die Historische Sammlung.<br />

Jährlich f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Patenstadt,<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> geme<strong>in</strong>same Initiative der<br />

Bundesvere<strong>in</strong>igung und der Stadt<br />

Goslar, Sem<strong>in</strong>are für polnische<br />

Deutschlehrer aus Brieg und Umgebung<br />

statt, sie lernen bei der Führung<br />

durch die Sammlungen ihre<br />

Heimatstadt von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ihnen neuen<br />

Seite kennen.<br />

Unsere Überlegungen zur evtl. Überführung<br />

des Sammlungsgutes nach Brieg<br />

mündeten <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> vorläufige Vere<strong>in</strong>barung:<br />

Solange die Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger<br />

für die Betreuung der Bestände aufkommen<br />

kann, verbleiben sie <strong>in</strong> Goslar.<br />

Sollte dies irgendwann <strong>in</strong> Zukunft nicht<br />

mehr gewährleistet se<strong>in</strong>, werden die Bestände<br />

vom <strong>Schlesische</strong>n Museum <strong>in</strong> Görlitz,<br />

das bereits e<strong>in</strong> Inventarverzeichnis anlegen<br />

ließ, übernommen – mit dem Wermutstropfen,<br />

dass vieles zwangsläufig im<br />

Magaz<strong>in</strong> bleiben muss, aber „Museums“<br />

gerecht verwahrt wird, – und Görlitz liegt<br />

auf deutscher Seite am Weg nach Brieg.<br />

Waltraud Schulz-Warber<br />

<strong>Nachrichten</strong> aus Görlitz<br />

Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische <strong>Region</strong> Görlitz<br />

✍ Firmen greifen Stadtrat an. Görlitzer<br />

Unternehmen haben jetzt massiv <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Trendwende <strong>in</strong> der Görlitzer Stadtpolitik<br />

gefordert. Die Sicherung der Sächsischen<br />

Landesausstellung müsse absoluten<br />

Vorrang haben, appellierten 16 Firmenchefs.<br />

Sie forderten den Stadtrat auf,<br />

den Haushaltsentwurf des Oberbürgermeisters<br />

zu beschließen und k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Zusatzwünsche<br />

h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuschreiben. Solche<br />

Wünsche bergen die Gefahr, dass der Regierungspräsident<br />

den Hauhalt nicht genehmige.<br />

✍ Rat legt Sparliste vor. Die Fraktionen weisen<br />

die Kritik von Görlitzer Unternehmern zurück<br />

und sehen sich als Vorreiter beim Schließen<br />

des Hauhaltslochs. Der vom Oberbürgermeister<br />

Paulick geplante neue strukturelle Fehlbetrag<br />

im Etat belaufe sich auf rund 2,4 Millionen<br />

Euro im Jahr 2007 und auf 5,4 Millionen<br />

Euro 2008. Das sei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Neuverschuldung von<br />

25 bzw. 45 Prozent, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender<br />

Michael Hannich. Er selbst habe<br />

32 Vorschläge zu E<strong>in</strong>sparungen e<strong>in</strong>gereicht, die<br />

zu 2,5 Millionen Euro E<strong>in</strong>sparungen im Verwaltungshaushalt<br />

führen würden.


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN<br />

5<br />

✍ Neuer Bischof für das Bistum Görlitz.<br />

Papst Benedikt der XVI. berief den Generalvikar<br />

im Bistum Dresden-Meißen, Konrad<br />

Zdarsa zum neuen Bischof des Bistums<br />

Görlitz. Er folgt Bischof Rudolf Müller, der<br />

<strong>in</strong> den Ruhestand g<strong>in</strong>g. Das Domkapitel, das<br />

Leistungsgremium des Bistums, durfte<br />

sich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n künftigen Hirten selbst wählen.<br />

Laut Kirchenrecht ist das nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />

deutschsprachigen Gebieten so. Konrad<br />

Zdarsa stammt aus Ha<strong>in</strong>ichen <strong>in</strong> Sachsen,<br />

1974 weihte ihn der Dresdener Bischof Gerhard<br />

Schaffran zum Priester. „Görlitz ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

schöne Stadt, die Lausitz <strong>e<strong>in</strong>e</strong> schöne Landschaft“<br />

me<strong>in</strong>te der neue Bischof, der se<strong>in</strong><br />

neues Amt als Brückendienst zu Polen sieht.<br />

✍ Altes Schloss <strong>in</strong> Sorau soll e<strong>in</strong> Hotelkomplex<br />

werden. Vor zwei Jahren wurde der<br />

Komplex dafür von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r polnischen Firma<br />

aus der Hotelbranche gekauft. Das ursprüngliche<br />

Schloss der Herren von Biberste<strong>in</strong><br />

stammt bereits aus dem Mittelalter<br />

und wurde im Laufe der Jahrhunderte<br />

mehrmals um-, an- und ausgebaut, so dass<br />

es heute auch Stilelemente aus Renaissance<br />

und Barock aufweist. Die 1260 gegründete<br />

Stadt Sorau ist heute das größte Wirt-<br />

schafts- und Kulturzentrum im südlichen Teil<br />

der Woiwodschaft Lubuskie. In der wechselvollen<br />

Geschichte herrschten hier schlesische<br />

Piasten, böhmische Könige, die<br />

sächsischen Kurfürsten und die Preußen.<br />

Ab dem Vertrag von Trentschien 1334 gehörte<br />

das Land zum Heiligen Römischen<br />

Reich Deutscher Nation.<br />

✍ Landskron eröffnet e<strong>in</strong> Museum. Die<br />

Landskron Brauerei will ihre Besucher mit<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m eigenen Brau-Museum erfreuen. Das<br />

Museum im alten Sudhaus soll <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n E<strong>in</strong>blick<br />

<strong>in</strong> die alte Braukunst vermitteln und<br />

etliche Gegenstände aus der fast 140 Jahre<br />

Landskron-Geschichte zeigen. E<strong>in</strong> alter<br />

Flaschenverkorker oder <strong>e<strong>in</strong>e</strong> museumsreife<br />

Re<strong>in</strong>igungsmasch<strong>in</strong>e zählen ebenso zu<br />

den Schaustücken wie Etiketten, Flaschen,<br />

Bierdeckel und Werbematerial aus<br />

den verschiedenen Epochen der Firmengeschichte.<br />

Gedacht ist das Museum zunächst<br />

als zusätzliches Bonbon bei Brauerei-Führungen.<br />

E<strong>in</strong> richtiges Bier-Museum<br />

mit überregionaler Ausstrahlung sei<br />

allenfalls e<strong>in</strong> Fernziel, sagte Hahn. Pro Jahr<br />

besichtigen 10 000 Gäste die Brauerei. Diese<br />

Zahl könnte sich nach Schätzungen der<br />

„Über die Berge schallt …“ –<br />

<strong>Schlesische</strong> Maiandacht e<strong>in</strong> Erfolg<br />

Die Schlesier s<strong>in</strong>d von Natur aus mystisch<br />

veranlagt, denn schließlich stand <strong>in</strong><br />

Schlesien die Wiege der großen deutschen<br />

Mystiker wie beispielsweise die von Jacob<br />

Böhme – sagt Damian Spielvogel, Vorsitzender<br />

der Landsmannschaft Schlesien<br />

<strong>in</strong> Velbert zum großartigen Erfolg der am<br />

dritten Mai-Sonntag stattgefundenen<br />

diesjährigen Maiandacht <strong>in</strong> Velbert.<br />

Mit sichtlicher Freude und zugleich völlig<br />

überrascht konnte der Zelebrant, Pater<br />

Matthias Woll SDB, feststellen, dass<br />

die Don-Bosco-Kirche <strong>in</strong> Velbert-Birth bis<br />

auf den letzten Platz mit Menschen, darunter<br />

auch mit sehr vielen jungen Leuten,<br />

gefüllt war, so auch mit Besuchern aus<br />

Dortmund, Bonn, Königsw<strong>in</strong>ter, Bochum<br />

oder Essen, wie die Pkw-Kennzeichen es<br />

verraten haben. Unter den Andachtsbesuchern<br />

war auch Velberts stellv. Bürgermeister<br />

Bernd Tondorf (CDU) zugegen.<br />

Musikalisch wurde die Andacht von den<br />

Don-Bosco-Bläsern, geleitet von Andreas<br />

Bartylla, umrahmt, denn – so der Kulturwart<br />

der Landsmannschaft <strong>in</strong> Velbert Joachim<br />

Karwoczik – Blasmusik ist für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

schlesischen Gottesdienst unabd<strong>in</strong>gbar.<br />

Zahlreiche Bergmänner <strong>in</strong> ihren echten<br />

Knappenuniformen, von der Gruppe der<br />

Oberschlesischen Bergmänner aus NRW<br />

Geschäftsführung verdoppeln. Die Idee fürs<br />

Museum stammt von dem neuen Eigentümer<br />

Rolf Lohbeck.<br />

✍ Wie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vorbot<strong>in</strong> des Sommers ersche<strong>in</strong>t<br />

die 24 Zentimeter hohe Frauenfigur,<br />

die das <strong>Schlesische</strong> Museum kürzlich<br />

als Dauerleihgabe der Enecon-Lehnshack-<br />

Stiftung GmbH <strong>in</strong> Dresden erhielt. Dargestellt<br />

ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kräftige Frau mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Sichel<br />

<strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hand, während die rechte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Korb mit geernteten Früchten hält. Das<br />

Gewand deutet darauf h<strong>in</strong>, dass sie k<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

e<strong>in</strong>fache Bäuer<strong>in</strong> oder Magd ist, sondern<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Allegorie des Sommers. Die Figur wurde<br />

von der Fayence-Manufaktur im oberschlesischen<br />

Proskau um 1775 während der<br />

„Dietrichste<strong>in</strong>-Periode“ hergestellt, wie die<br />

Marke „DP“ auf der Unterseite des Sockels<br />

verrät. Solche Jahreszeiten-Allegorien s<strong>in</strong>d<br />

im Rokoko nicht ungewöhnlich. Vielfach<br />

wurden die vier Jahreszeiten mit ihren charakteristischen<br />

Tätigkeiten <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />

und <strong>in</strong> der bildenden Kunst wie<br />

im Kunsthandwerk dargestellt. Auch die<br />

Fayence-Manufaktur <strong>in</strong> Proskau, neben der<br />

<strong>in</strong> Gl<strong>in</strong>itz die e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> Schlesien, stellte solche<br />

Allegorien als vollplastische Figuren dar.<br />

Pater Woll SDB (mittig) zusammen mit Bürgermeister<br />

Tondorf und den oberschlesischen<br />

Bergmännern und Frauen <strong>in</strong> schlesischer<br />

Tracht aus dem Riesengebirge.<br />

zusammen mit ihrem Leiter Georg Pyrlik<br />

kommend, haben u.a. den Altardienst als<br />

M<strong>in</strong>istranten übernommen. Die aus<br />

Schlesien stammende bekannte Fernsehund<br />

Theaterschauspieler<strong>in</strong> Dorothea<br />

Walda rezitierte gefühlsvoll und andächtig<br />

das Mariengebet „O Maria, m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Liebe!“<br />

des <strong>in</strong> <strong>Oberschlesien</strong> verwurzelten<br />

größten deutschen Romantikers Joseph<br />

Freiherr von Eichendorff.<br />

Mit dieser Maiandacht knüpfte die<br />

Landsmannschaft <strong>in</strong> Velbert an die alte historische<br />

ostdeutsche Tradition der Marienverehrung<br />

als Ausdruck des gelebten<br />

Glaubens <strong>in</strong> Schlesien an.


6 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Die Schlesier mit umfangreichen Jahresprogramm<br />

Vorsitzender<br />

Kurt-Peter<br />

Nawroth ( zweiter<br />

von rechts)<br />

mit den für<br />

treue und<br />

langjährige<br />

Mitgliedschaft<br />

geehrten Mitgliedern<br />

des<br />

Orts- und<br />

Kreisverbandes<br />

Landshut.<br />

Bei der Jahreshauptversammlung der<br />

Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und<br />

<strong>Oberschlesien</strong> – Landshut e.V. s<strong>in</strong>d verdiente<br />

und langjährige Mitglieder geehrt<br />

und e<strong>in</strong> umfangreiches, aber auch abwechslungsreiches<br />

Jahresprogramm bekannt<br />

gegeben worden. Kurt-Peter<br />

Nawroth, Vorsitzender des Orts- und Kreisverbandes,<br />

konnte über das vergangene<br />

Vere<strong>in</strong>sjahr h<strong>in</strong>sichtlich der steigenden Mitgliederzahl,<br />

aber auch zu den zukunftssichernden<br />

Aktivitäten <strong>e<strong>in</strong>e</strong> positive Bilanz<br />

ziehen.<br />

Kurt-Peter Nawroth bedankte sich zu<br />

Beg<strong>in</strong>n der Versammlung auch im Namen<br />

der Vorstandschaft für die bisherige Treue<br />

zur Landsmannschaft und den immer zahlreichen<br />

Teilnehmern an den zurückliegenden<br />

Veranstaltungen. Zurückblickend<br />

konnte er <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Rechenschaftsbericht<br />

auf die positive Bilanz bei den verschiedensten<br />

Veranstaltungen ziehen. Dabei erwähnte<br />

er unter anderem das Gedenken<br />

zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer<br />

mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Vortrag vom evangelischem<br />

Pfarrer Werner Fritz, je <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fahrt<br />

nach Schlesien und die Masuren, die Teilnahme<br />

am Schlesiertreffens für den<br />

Raum Niederbayern <strong>in</strong> Eggenfelden, den<br />

Ausflug nach Passau mit Schifffahrt und<br />

Besuch des Museums für „<strong>Schlesische</strong><br />

Gläser“, die Beteiligung am Aktionstag des<br />

Seniorenbeirates Landshut unter „Älter<br />

werden <strong>in</strong> Landshut“ und letztlich die festliche<br />

Weihnachtsfeier mit der K<strong>in</strong>dergruppe<br />

der Riesengebirgs Trachtengruppe München,<br />

um nur die bedeutendsten Aktionen<br />

zu nennen..<br />

Besonderer Dank gebührt aber auch der<br />

Frauengruppe mit Gisela Huber und Ellionore<br />

Hirbl<strong>in</strong>ger sowie der Chorgeme<strong>in</strong>schaft<br />

„<strong>Schlesische</strong>r S<strong>in</strong>gekreis“, deren<br />

unermüdliches Proben unter Leitung von<br />

Eva-Maria Nawroth und Anja Waniewski<br />

letztlich bei vielen vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ternen Veranstaltungen<br />

reichlich Anerkennung und Applaus<br />

ernteten. Der nun schon traditionell<br />

gewordene Stammtisch „<strong>Schlesische</strong><br />

Runde“ wird gern besucht, aber auch die<br />

Kegelrunde „Rübezahl“ trifft sich regelmäßig.<br />

Lobenswert ist die persönliche Be-<br />

treuung der Mitglieder im Krankheitsfall,<br />

<strong>in</strong> Heimen, bei Jubiläen oder besonderen<br />

Geburtstagen. Das ehrenamtliche Engagement<br />

ist nämlich auch <strong>in</strong> solchen Bereichen<br />

erforderlich und wird von zahlreichen<br />

Mitgliedern, besonders Frauen,<br />

praktiziert. Ihnen spendete die Versammlung<br />

besonderen Beifall.<br />

Den anschließenden Kassenbericht<br />

erstattete die Schatzmeister<strong>in</strong> Renate<br />

Thür. Sie erfuhr für ihre professionelle Arbeit<br />

hohes Lob von den Kassenprüfern<br />

Norbert Hubrig und Ulrich Kierschke, auf<br />

deren Vorschlag die Vorstandschaft entlastet<br />

worden ist.<br />

Für langjährige Treue wurden mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Rose und Urkunde für 10 Jahre Erw<strong>in</strong><br />

Weithenauer und Siegfried Werner für<br />

20jährige Zugehörigkeit Erna Blümel,<br />

Margot Geiger, Helga Horalek, Hannelore<br />

Kubitza, Dorothea Meyer, Elfriede Moses,<br />

Rosemarie Schwenkert, Ruth Vogel,<br />

Eva W<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rt, Theodor Huhn, Ulrich<br />

Kierschke, Karl Kubitza, Dr. Ulrich Kynast<br />

und Hubert Langer geehrt. Mit Rose, Urkunde<br />

und silberner Nadel s<strong>in</strong>d für 25 jährige<br />

Mitgliedschaft Rena Foran und Ingrid<br />

Hercht und mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r goldenen Ehrennadel<br />

für 50 Jahre Zugehörigkeit Irmgard Bovensiepen<br />

und Ingeborg Kretschmer ausgezeichnet<br />

worden.<br />

Im Rahmen der Informationen ist auf die<br />

umfangreiche Jahresplanung für 2007 ausführlich<br />

e<strong>in</strong>gegangen worden.<br />

Jeden vierten Donnerstag im Monat tagt<br />

weiterh<strong>in</strong> der gesellige Stammtisch <strong>in</strong> Regensburg<br />

statt. E<strong>in</strong>e Kulturreisen nach<br />

<strong>Oberschlesien</strong> als Spurensuche auf den<br />

Wegen von Joseph Freiherr von Eichendorf<br />

wird vom 13. – 20.10.07 durchgeführt.<br />

Am 22.9.2007 f<strong>in</strong>det <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Festveranstaltung<br />

im Rathausprunksaal zum 150. Todestag<br />

von Joseph Freiherr v. Eichendorf<br />

im Anschluss an die Landesdelegiertenversammlung<br />

<strong>in</strong> Landshut statt.<br />

Ferner ist e<strong>in</strong> Tagesausflug am 11.6.07<br />

<strong>in</strong> die „Wasserwelt von Adelholzen“ vorbereitet<br />

und zudem werden Monatsversammlungen<br />

zum Muttertag, Erntedank<br />

und Eisb<strong>e<strong>in</strong>e</strong>ssen sowie wieder <strong>e<strong>in</strong>e</strong> festliche<br />

Weihnachtsfeier durchgeführt. Ge-<br />

pflegt und fortgesetzt werden laut Nawroth<br />

künftig weiterh<strong>in</strong> die Besuche bei Veranstaltungen<br />

anderer, befreundeter Vertriebenenverbände,<br />

um den Zusammenhalt<br />

und die gleichen Interessen zu fördern und<br />

sich auszutauschen.<br />

Abschließend und zur Überleitung zum<br />

gemütlichen Beisammense<strong>in</strong> folgte e<strong>in</strong> abwechslungsvoller<br />

Diavortrag von Kurt-Peter<br />

Nawroth über die erlebnisreiche Kulturfahrt<br />

2006 nach Posen, Masuren, Ostpreußen<br />

und Danzig. Hans J. Kupke<br />

750. Schenkungsjubiläum<br />

der<br />

Stadt Königshütte<br />

Die Stadt Königshütte feiert <strong>in</strong> diesem Jahr<br />

das 750. Schenkungsjubiläum des Dorfes<br />

Chorzow, den Rittern des Heiligen Grabes,<br />

durch Wladyslaus, den Herzog zu Oppeln<br />

und Ratibor. Anlässlich dieses Jubiläums<br />

laden wir alle Königshütter, Schlesier und<br />

alle Interessierten zum 1. Welttreffen der<br />

Königshütter vom 15. bis 17. Juni 2007<br />

herzlich e<strong>in</strong>.<br />

Information über das Festprogramm<br />

f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter:<br />

www.zjazd.chorzow.eu<br />

Anmeldung bitte schriftlich unter: 1 Swiatowy<br />

Zjazd Chorzowian, Urzad Miasta<br />

Chorzow, Pokoj 313, Rynek 1, PL 41 – 500<br />

Chorzow, Tel.: 0048 509 497 003 oder<br />

unter E-mail: zjazd@chorzow.eu<br />

Neuwahlen <strong>in</strong> Germer<strong>in</strong>g<br />

Bei der Jahreshauptversammlung im<br />

März 2007 wurden folgende Personen <strong>in</strong><br />

den engeren Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender:<br />

Georg Niembs, 2. Vorsitzende und<br />

gleichzeitig Kulturreferent<strong>in</strong>: Barbara<br />

Köhnle<strong>in</strong>, Kassierer<strong>in</strong>: Edith Thannhäuser,<br />

Schriftführer<strong>in</strong>: Ingrid B<strong>in</strong>newies, Frauenreferent<strong>in</strong>:<br />

Barbara Daum, alle <strong>in</strong> 82110<br />

Germer<strong>in</strong>g wohnhaft.<br />

Helmut Riedel, Beisitzer im Vorstand


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />

7<br />

Landesdelegiertenversammlung 2007 der Landsmannschaft<br />

Schlesien, Landesgruppe Hessen<br />

Im April fand <strong>in</strong> Wiesbaden die Landesdelegiertenversammlung der<br />

Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen, statt. Nachdem<br />

der Landesvorsitzende, Joseph Pietsch, die Mitglieder, die aus<br />

allen Teilen Hessens gekommen waren, begrüßt hatte, hielt das<br />

Hauptreferat Herr Hartmut Saenger zum Thema : „Deutsch-Europäisches<br />

Bildungswerk <strong>in</strong> Hessen e.V.“, dessen Vorsitzender er ist.<br />

Er berichtete, dass das Bildungswerk 1990 nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />

<strong>in</strong> engem Kontakt mit den Landsmannschaften gegründet<br />

wurde. Die <strong>in</strong> der Heimat verbliebenen Deutschen und ihre Begegnungszentren<br />

wurden <strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>gebunden. Die Vertriebenen<br />

waren plötzlich Ansprechpartner geworden und konnten so<br />

grenzübergreifend tätig werden. Es wurden Kontakte zu den heimatverbliebenen<br />

Deutschen aufgenommen und auch Politiker sollten<br />

erreicht werden. Dr. He<strong>in</strong>rich Trierenberg von der Landsmannschaft<br />

Schlesien arbeitete von Anfang an aktiv an dieser Aufgabe<br />

mit. So fanden zuerst Treffen mit den Schlesiern <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />

statt. Seit 1992 gibt es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> F<strong>in</strong>anzierung aus Bundesmitteln.<br />

Daher konnten jährlich Sem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Schlesien, Masuren, Ungarn und<br />

im Sudetenland durchgeführt werden, später kamen Kroatien, Ukra<strong>in</strong>e<br />

und das Memelland dazu. Das waren bahnbrechende Vorhaben<br />

und bis heute treffen sich Heimatvertriebene mit Heimatvertriebenen<br />

<strong>in</strong> dortigen neu errichteten Treffpunkten. Es gibt gute Gespräche<br />

und Sem<strong>in</strong>are auch mit Polen, Tschechen, Studenten, Gymnasiasten,<br />

Bürgermeistern und Politikern. Die jeweiligen Landsmannschaften<br />

müssen sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und diese Sem<strong>in</strong>are und Tref-<br />

Vortrag der LM Schlesien Albstadt/Zollernalbgruppe<br />

zum 150. Todestag Joseph Freiherr<br />

von Eichendorffs<br />

Am 26. November 2007 jährt sich der Todestag des großen Dichters<br />

Joseph Freiherr von Eichendorff zum 150. Male. Aus diesem<br />

Anlass veranstalteten die Schlesier der Albstadt/Zollernalbgruppe<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gedenkfeier, zu Ehren des Romantikers. Der Kulturreferent,<br />

Walter Raschke, verschaffte den zahlreichen Zuhörern E<strong>in</strong>blicke<br />

<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Leben und Werk und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Heimat. Eng verwachsen<br />

mit der Natur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s lieben Schlesierlandes war Joseph Freiherr<br />

von Eichendorff, der am 10. März 1788 auf dem Schloss Lubowitz<br />

bei Ratibor geboren wurde. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Wanderlust und Reiseerlebnisse<br />

legten den Grundste<strong>in</strong> für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lieder, Texte und Dichtungen.<br />

Die r<strong>e<strong>in</strong>e</strong>, klare, unverfälschte Natur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimat durchpulst<br />

alle s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lieder, aus dem Naturleben heraus entstanden s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

herrlichen Dichtungen. Herausragende Gedichte, wie „Der Morgen“,<br />

„Mondnacht“, und „Er<strong>in</strong>nerung“ zählen unbestritten zur deutschen<br />

Dichterkunst. Im Jahre 1826 schrieb Eichendorff das bekannte<br />

Werk „Aus dem Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Taugenichts“.<br />

Er verstarb <strong>in</strong> Neiße am 26.11.1857. Nach dem Referat hatten<br />

die Gäste die Möglichkeit, <strong>in</strong> ausgestellten antiquarischen Büchern<br />

über Joseph von Eichendorff zu stöbern bzw. diese zu erwerben.<br />

Gustav Kaul<br />

Von l<strong>in</strong>ks: Werner Laske,<br />

Elfriede Sautter und Kulturreferent<br />

Walter Raschke<br />

fen vorbereiten, erklärte Saenger. Wichtig ist es, dass die Verbandsstrukturen<br />

so lange wie möglich erhalten bleiben, damit auch<br />

die Öffentlichkeit es hier wahrnimmt. Jugendbegegnungen seien<br />

wichtig, ebenso Schülerwettbewerbe an den Schulen, auch Klassenfahrten<br />

<strong>in</strong> diese Gebiete sollten angeboten werden, danach e<strong>in</strong><br />

Schüleraustausch. Solche Projekte müssen vorgestellt werden und<br />

dazu brauchen wir Institutionen. Saenger beendete s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ausführungen<br />

mit dem Aufruf: Also haben die Landsmannschaften auch<br />

<strong>in</strong> Zukunft <strong>e<strong>in</strong>e</strong> große Aufgabe.<br />

Der Antrag der Kreisgruppe Bergstraße, den Niederschlesischen<br />

Oberlausitzkreis gegebenenfalls <strong>in</strong> Neiße-Kreis umzubennen, wurde<br />

von den Anwesenden heftig diskutiert. Der vom Landesvorsitzenden<br />

verfasste Brief <strong>in</strong> dieser Angelegenheit an den Innenm<strong>in</strong>ister<br />

<strong>in</strong> Sachsen wurde vorgelesen, e<strong>in</strong>stimmig befürwortet und von<br />

allen Anwesenden unterschrieben. – Der Landesvorsitzende lud e<strong>in</strong><br />

zu den <strong>Schlesische</strong>n Landeskulturtagen <strong>in</strong> Wiesbaden und bat um<br />

rege Teilnahme am diesjährigen Deutschlandtreffen der Schlesier,<br />

das nach vielen Jahren wieder <strong>in</strong> Hannover, dem Patenland der<br />

Landsmannschaft Schlesien, stattf<strong>in</strong>den wird. – Der Landesvorsitzende<br />

bedauerte, dass sich e<strong>in</strong>ige Kreisgruppen <strong>in</strong> der Landesgruppe<br />

Hessen mangels Mitglieder und wegen hohen Alters aufgelöst haben.<br />

– Die Sammlung „Treuespende für Schlesien“ erbrachte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

ansehnlichen Betrag. Joseph Pietsch, Landesvorsitzender<br />

und Eva-Maria Pietsch,<br />

Landespressereferent<strong>in</strong> der Landesgruppe Hessen<br />

Vier Schlesier<strong>in</strong>nen geehrt<br />

Die Vorsitzende der Ortsgruppe Reutl<strong>in</strong>gen, Hanna Vogel, wurde<br />

mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Seit mehr als 50 Jahren<br />

ist Frau Vogel <strong>in</strong> der Landsmannschaft tätig, davon seit 20<br />

Jahren <strong>in</strong> leitender Stellung. Die nun zum 55. Mal stattf<strong>in</strong>denden<br />

„<strong>Schlesische</strong>n Kulturtage“ ziehen mit ihrem <strong>in</strong>teressanten<br />

Programm jährlich viele Besucher aus dem Land nach Reutl<strong>in</strong>gen.<br />

Mit ihrer Gruppe überbrachte Frau Vogel im Laufe der Jahre<br />

weit über 2000 Pakete mit Hilfsgütern an Deutsche Freundschaftskreise<br />

<strong>in</strong> Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong>. Die monatlichen<br />

Rundbriefe zeugen von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m regen Vere<strong>in</strong>sleben rund um Frau<br />

Vogel.<br />

Die Landesgeschäftsführer<strong>in</strong> bei der Landesgruppe, Gerda<br />

Haußecker wurde mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.<br />

Frau Haußecker ist bekannt für die gute Koord<strong>in</strong>ation aller anfallenden<br />

Arbeiten <strong>in</strong> der Geschäftsstelle, sie ist verantwortlich<br />

für die Vorbereitung von Sitzungen, für den Schriftverkehr mit<br />

den Ortsgruppen und den Vorstandsmitgliedern, kurz: für alle<br />

Arbeiten, die man eigentlich nicht „sieht“. Frau Haußecker vertritt<br />

außerdem die Landesgruppe auf Bundesebene und beim<br />

Bund der Vertriebenen.<br />

Die Landeskulturreferent<strong>in</strong> und Vorsitzende der Ortsgruppe<br />

Backnang, Gudrun L<strong>in</strong>tzel wurde mit der Silbernen Ehrennadel<br />

ausgezeichnet. Frau L<strong>in</strong>tzel, auch vor Ort als Referent<strong>in</strong> tätig,<br />

organisiert und leitet die jährlichen Landeskulturtagungen <strong>in</strong> Blaubeuren<br />

und die Kulturtagungen der Deutschen Freundschaftskreise<br />

<strong>in</strong> Lubowitz. Aus der Tätigkeit als Deutschlehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />

Heimatstadt Grünberg konnte sie nach der politischen Wende<br />

ihre vielseitigen Kontakte zu Schülern und Studenten auch<br />

<strong>in</strong> ihre hiesige Arbeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, so besonders beim Jugendsem<strong>in</strong>ar<br />

<strong>in</strong> Kreisau.<br />

Die Landespressereferent<strong>in</strong> Sigrid Schuster-Schmah wurde<br />

mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Über ihr Buch „Wir<br />

sehen uns bestimmt wieder“ fand sie den Weg zur Landesgruppe,<br />

wo sie zunächst als Referent<strong>in</strong> tätig war und später von Herrn<br />

Zimmermann die Pressearbeit übernahm. Ihre Berichte ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

regelmäßig <strong>in</strong> zwei Zeitschriften. Außerdem ist die Autor<strong>in</strong><br />

auf Lesereisen bei Deutschen Freundschaftskreisen und<br />

vor allem <strong>in</strong> schlesischen Schulen unterwegs, wo e<strong>in</strong>ige Schüler<br />

ihr Buch <strong>in</strong> Deutschkursen und entsprechenden Prüfungen<br />

verwenden.


8 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Vom Bienenkönig zum „Nesthäkchen“<br />

Kulturtagung der Landesgruppe <strong>in</strong> Blaubeuren<br />

(23. – 25. April 2007)<br />

Obwohl viele der Teilnehmer an der diesjährigen<br />

Kulturtagung der Landesgruppe<br />

vermutlich gestandene Großeltern waren,<br />

verfielen die 48 Anwesenden jedoch k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>sfalls<br />

<strong>in</strong>s Märchenerzählen, auch wenn<br />

es <strong>in</strong> Mörikes Reich am Blautopf nahe gelegen<br />

hätte. Doch gibt es immer noch unbekannte<br />

Schätze aus Schlesien zu entdecken<br />

und dunkel Er<strong>in</strong>nertes ans Tageslicht<br />

zu holen. E<strong>in</strong>e Buch-Autor<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> musikalisches<br />

Trio und die zehn Referenten<br />

boten <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n vielseitigen kulturellen Querschnitt<br />

aus Geschichte und Religion, Literatur<br />

und Mundart, Kunstgeschichte und<br />

Handwerk, auch die Kle<strong>in</strong>kunst, das Kabarett,<br />

war vertreten.<br />

Den Bienenkönig und Erf<strong>in</strong>der der mobilen<br />

Bienenstöcke Johannes Dzierzon<br />

stellte Günther Zimmermann vor. Aus den<br />

züchterischen Erfahrungen des oberschlesischen<br />

Pfarrers heraus entwickelte<br />

sich Schlesien zum ausgewiesenen Bienenzüchterland.<br />

Elisabeth Bräuer zeigte e<strong>in</strong><br />

Orig<strong>in</strong>al-„Saalberger Hemd“ und viele Fotos<br />

dieser mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r handgestickten Borte<br />

geschmückten Trachtenhemden. Ihr<br />

Schöpfer war Bernhard Wilm, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> grafischen<br />

und floralen Muster („Flechtsemmel“)<br />

s<strong>in</strong>d noch heute nachzusticken, was<br />

die Referent<strong>in</strong> mit Beispielen aus ihrer eigenen<br />

Familie bewies. Den Malern Oswald<br />

Malura und Bruno Schmialek widmete<br />

Erika Young ihre Dia-Vorträge. Schmialek,<br />

Schüler Otto Müllers, galt 1933 als „entartet“<br />

und durchlitt nach dem Krieg e<strong>in</strong> typisches<br />

Vertriebenenschicksal: Er malte<br />

Postkartenbilder. Mit Ernst Schenke, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Leben und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Gedichten machte<br />

Eberhard Scholz vertraut. E<strong>in</strong>fühlsam<br />

vorgetragen gewann die Mundart viel Tie-<br />

fe. Mit dem Barockdichter Johann Christian<br />

Günther befasste sich Dr. Wolfram Hamann.<br />

Dem jung verstorbenen Lyriker, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Vorläufer des literarischen Sturm und<br />

Drang, war nie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> f<strong>in</strong>anzielle Existenz gelungen.<br />

Ähnlich erg<strong>in</strong>g es der im Todesjahr<br />

Günthers geborenen „Karsch<strong>in</strong>“, deren<br />

höchst profanes Leben als erste Dichter<strong>in</strong><br />

des 4. Standes anhand ihrer Werke,<br />

Briefe und Huldigungen an prom<strong>in</strong>ente<br />

Zeitgenossen Dr. Siegfried Schoch schilderte.<br />

Sigrid Schuster-Schmah stellte das<br />

jüdische Schicksal von Ruth Hoffmann und<br />

Else Ury nebene<strong>in</strong>ander. Hoffmann, obwohl<br />

selbst „arisch“, konnte die Deportation ihres<br />

jüdischen Ehemannes nicht verh<strong>in</strong>dern.<br />

Aus ihren Erzählungen spricht tiefes Verständnis<br />

für ihre „Freunde aus Davids Geschlecht“,<br />

ihre Frauenromane schildern<br />

schlesische Frauenschicksale <strong>in</strong> stürmischer<br />

Zeit. Die „Nesthäkchen“-Bände aus<br />

der Feder von Else Ury haben ihre geistige<br />

Mutter überlebt. Als Jüd<strong>in</strong> aus ihrem Ferienhaus<br />

<strong>in</strong> Krummhübel vertrieben und <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> verfolgt, starb sie 1943 <strong>in</strong> Auschwitz.<br />

Nahe an die Gegenwart führte Gudrun L<strong>in</strong>tzel<br />

mit dem Erzähler, Dramatiker und Essayisten<br />

Arnold Zweig. Auch er ist Jude,<br />

wendet sich nach Kriegserfahrungen sozialen<br />

und zeitkritischen Themen zu, emigriert<br />

1936 nach Haifa und lebte ab 1948<br />

<strong>in</strong> der damaligen DDR. Das bewegte, an<br />

E<strong>in</strong>schränkungen, Pogromen, aus wirtschaftlichen<br />

Gründen aber auch an Privilegien<br />

reiche Leben der Juden <strong>in</strong> Breslau<br />

legte Helga Wüst dar. Vom ersten Zeugnis,<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Grabste<strong>in</strong> im Dom, über die von<br />

Langhans erbaute Synagoge „Zum Weißen<br />

Storch“ bis zum neuen Zuzug ab 1946<br />

reichte das Spektrum des vorgestellten jü-<br />

Die Juni-Sitzung des Vorstandes der Landsmannschaft Schlesien <strong>in</strong> Velbert fand im Haus Schlesien (Königsw<strong>in</strong>ter-Heisterbacherrott)<br />

statt. Zu dieser Sitzung wurden auch die Ehepartner der Vorstandsmitglieder e<strong>in</strong>geladen, da auf der Tagesordnung u.a. die<br />

Besichtigung der Landeskundlichen Sammlung des Hauses Schlesien stand.<br />

Das Bild zeigt die Gruppe aus Velbert vor dem Eichendorff-Obelisk des Hauses Schlesien.<br />

dischen Geme<strong>in</strong>delebens der Stadt. Die<br />

Lesung von Bruni Adler aus ihrem Buch<br />

„Geteilte Er<strong>in</strong>nerung“ konfrontierte mit Zeitzeugenberichten<br />

aus deutscher und polnischer<br />

Sicht über ihr Schicksal während<br />

und nach dem Krieg. Er<strong>in</strong>nerung zu teilen<br />

und damit e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames deutsch-polnisches<br />

Geschichtsverständnis aufzubauen,<br />

sollte das Gebot der Stunde se<strong>in</strong>.<br />

Adlers Vortrag löste lebhafte, sich auf Treppen<br />

und Flure h<strong>in</strong>ziehende Diskussionen<br />

aus, zeigte aber auch die Distanz <strong>in</strong> den<br />

Auffassungen der betroffenen Erlebnis- und<br />

der erfreulich engagierten Bekenntnis-Generation.<br />

E<strong>in</strong>en abendlichen Höhepunkt gestaltete<br />

Wolfgang Thaler mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geschichte<br />

des schlesischen Kabaretts. Da<br />

trat Ludwig Manfred Lommel mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

„Sender Runxendorf“ und dem streitbaren<br />

Ehepaar „Paul und Paul<strong>in</strong>e Neugebauer“<br />

auf. Da fielen prom<strong>in</strong>ente Namen von Werner<br />

F<strong>in</strong>ckh bis Dieter Hildebrandt. Da wurde<br />

im Publikum verhalten geschmunzelt<br />

und herzlich gelacht und mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Schluck Troll<strong>in</strong>ger die Verb<strong>in</strong>dung von der<br />

alten zur neuen Heimat bekräftigt. E<strong>in</strong>e Mat<strong>in</strong>ee<br />

der besonderen Art bot das Gesangs-<br />

Duo Eva-Charlotte Katzer und Dietrich<br />

Hauptmann mit Eichendorff-Gedichten,<br />

vertont von Schumann und Mendelssohn-<br />

Bartholdy, Robert Franz und Werner<br />

Gneist, am Klavier begleitet von Ilse Friedrich.<br />

Eva-Charlotte Katzer verband die<br />

Lieder mit kurzen Texten zum Leben Eichendorffs<br />

und bezog sehr geschickt auch<br />

die Zuhörer beim S<strong>in</strong>gen mit e<strong>in</strong>. Die Tagung,<br />

bei der nicht alle Anmeldungen berücksichtigt<br />

werden konnten, zeigte sich<br />

wieder e<strong>in</strong>mal als gelungene Mischung aus<br />

Wissensvermittlung und Anregung, sie war<br />

reich an privaten Gesprächen und stellte<br />

neue Kontakte her. „Angedacht“ wurde<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erweiterung des Teilnehmerkreises<br />

über die Grenzen der Landesgruppe h<strong>in</strong>aus.<br />

Sigrid Schuster-Schmah


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 9<br />

Jahreshauptversammlung <strong>in</strong> Heppenheim<br />

Auf der Jahreshauptversammlung der<br />

Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />

Bergstraße, am 31. März 2007 <strong>in</strong> Heppenheim<br />

wurde nachfolgender Vorstand<br />

gewählt: Vorsitzender: W<strong>in</strong>fried Labatzke,<br />

Wald-Michelbach, stellvertr. Vorsitzende<br />

und Schriftführer<strong>in</strong>: Isolde Mitrakev, Mörlenbach,<br />

Kassenwart: Karl Jöst, Lorsch-<br />

Seehof, Ehrenvorsitzender mit Stimmrecht<br />

im Vorstand: Rudolf Pradler, Fürth-Ste<strong>in</strong>bach.<br />

Im Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden<br />

über die <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren<br />

abgearbeiteten Aufgaben fand die <strong>in</strong><br />

Sachsen geplante Abschaffung des<br />

„Niederschlesischen Oberlausitzkreises“<br />

besondere Beachtung. (vgl. SN 10/2007)<br />

Ebenfalls wurde der Hessische M<strong>in</strong>is-<br />

Der Referent Dr. Thomas Gertner, l<strong>in</strong>ks, wird<br />

von W<strong>in</strong>fried Labatzke, rechts, vor<br />

dem Referat „Kollektivstrafe/Deutsches<br />

Osteigentum“ <strong>in</strong><br />

Heppenheim<br />

am 31. März<br />

2007 begrüßt.<br />

Foto: Karl-He<strong>in</strong>z<br />

Köppner<br />

terpräsident, Roland Koch, <strong>in</strong> dieser Sache<br />

um Hilfe gebeten. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Antwort<br />

vom 27. März 2007 führte er u.a. aus: „Da<br />

ich Ihre Ausführungen gut verstehen und<br />

nachvollziehen kann und Ihre Darlegungen<br />

teile, habe ich entsprechend Ihres<br />

Wunsches m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Kollegen, Herrn M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />

des Freistaates Sachsen,<br />

Prof. Dr. Georg Milbradt, Ihr Schreiben<br />

übersandt und ihn gebeten, Ihre Argumente<br />

bei der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung zu<br />

berücksichtigen. Ich danke Ihnen und Ihrer<br />

Landsmannschaft für Ihr Engagement<br />

und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren<br />

Bemühungen“.<br />

Auch die Durchsetzung des zweisprachigen<br />

Schildes Glatz/Klotzko im letzten<br />

Augenblick vor der Kirche St. Georg <strong>in</strong><br />

Bensberg kam zur Sprache.<br />

Traditionell wurde im zweiten Teil der<br />

Versammlung e<strong>in</strong> Referat gehalten. Diesmal<br />

von Dr. Thomas Gertner zum Thema<br />

„Kollektivstrafe/Deutsches Osteigentum<br />

der Vertriebenen“. Er ist Studienkollege<br />

und –freund des <strong>in</strong>ternational renommierten<br />

Völkerrechtlers Prof. Alfred M. de<br />

Zayas. Breiten Raum nahmen <strong>in</strong> der sehr<br />

ergiebigen anschließenden Diskussion<br />

mit betroffenen Vertriebenen, deren 18 <strong>in</strong>dividuelle<br />

Fragen zur Eigentumsproblematik<br />

e<strong>in</strong>. Die Antworten Dr. Gertners<br />

konnten kompetenter nicht se<strong>in</strong>.<br />

„Mit dem Fahrrad <strong>in</strong> 5 Tagen nach Prag“<br />

E<strong>in</strong>e Berg- und Talfahrt, die Flachlandradler das<br />

Fürchten lehren würde<br />

Im Rahmen der Tage der offenen Tür bot<br />

die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />

Neuss, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n besonderen Erlebnisvortrag<br />

an. Da das Interesse an diesem<br />

Thema sehr groß war, musste man aus<br />

Platzgründen <strong>in</strong> den Kulturkeller im Hause<br />

der Ostd. Heimatstube ausweichen.<br />

Tausende von<br />

Kilometern<br />

hat Eckhard Siegert aus Jülich schon unter<br />

die Pedale genommen. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> jüngste<br />

Tour führte ihn <strong>in</strong> die Goldene Stadt<br />

an der Moldau. Se<strong>in</strong> Diavortrag der Extraklasse<br />

begann mit der Rurbrücke <strong>in</strong> Jülich<br />

und endete nach 915 Kilometern an<br />

der 700-jährigen, ehrwürdigen Karlsbrücke<br />

<strong>in</strong> Prag. Dazwischen lagen fünf<br />

Etappen durchs Bergische Land, dem<br />

Westerwald und dem Thür<strong>in</strong>ger Wald mit<br />

dem Rennsteig über Zwickau <strong>in</strong>s Erzgebirge<br />

h<strong>in</strong>auf auf den Gipfel des 1214<br />

Meter hohen Schneeberges (Foto). Die<br />

letzte Etappe führte ihn bei strömenden<br />

Regen durchs „böhmische“ über Karlsbad<br />

h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong>s Tal der Moldau nach Prag.<br />

S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> wechselvollen Erlebnisse schilderte<br />

Eckhard Siegert <strong>in</strong> Teilen sehr humorvoll,<br />

obwohl oft die Leistungsgrenze<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Tour überschritten wurde.<br />

Fasz<strong>in</strong>ierende Landschaften und zahllose<br />

Sehenswürdigkeiten hielt er <strong>in</strong> herrlichen<br />

Diafotos fest, die die Zuschauer begeisterten.<br />

Schließlich bot Prag bei<br />

schönsten Wetter die allerbesten Motive<br />

zum Abschluss <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ungewöhnlichen<br />

Reise mit besonderer sportlicher Herausforderung.<br />

Theo Jantosch<br />

Die Landsmannschaft Schlesien,<br />

Kreisgruppe Bergstraße, hat damit ihren<br />

betroffenen Vertriebenen die Möglichkeit<br />

kompetenter Information aus erster Hand<br />

geboten. Sie kam damit ihrem Auftrag zur<br />

Forderung des Rechtes auf die Heimat, die<br />

untrennbar mit dem Eigentum verbunden<br />

ist, nach. W<strong>in</strong>fried Labatzke,<br />

1. Vorsitzender der<br />

Kreisgruppe Bergstraße<br />

Trauer um Siegfried Damas<br />

Siegfried Damas, geboren<br />

am 13. August 1928 <strong>in</strong> Barottwiz/Schmücken<br />

im<br />

Landkreis Breslau, ist am<br />

10. Mai 2007 nach schwerer<br />

Krankheit verstorben.<br />

Er war als 17-jähriger dabei,<br />

als der „Richthofen<br />

Treck“, so genannt, weil unter der Führung<br />

des Barons Freiherr von Richthofen mit den<br />

Flüchtenden der Orte Schwarzaue,<br />

Schmücken, Schildern und Schockwitz mit<br />

ca. 700 Menschen, die Flucht <strong>in</strong> Richtung<br />

Westen begann.<br />

Er berichtete über s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erlebnisse während<br />

dieser schweren Zeit <strong>in</strong> dem Buch<br />

„Flucht“ von Rolf O. Becker“.<br />

Vorläufige Endstation war der Kreis Coburg,<br />

wo Arbeitsplätze <strong>in</strong> diesen Tagen <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Rarität waren. Im Aachener Ste<strong>in</strong>kohlenrevier<br />

wurden im Bergbau Mitarbeiter gesucht,<br />

und so kam er 1948 nach Alsdorf.<br />

Es war schon e<strong>in</strong> Ereignis für die Schlesier<br />

<strong>in</strong> der Bergbaustadt Alsdorf, als sie sich<br />

1953 unter Karl He<strong>in</strong>z Schäpe, zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r großen<br />

Kreisgruppe Aachen-Land/Alsdorf zusammenschlossen.<br />

Siegfried Damas wirkte<br />

mit und wurde später unter dem Vorsitz<br />

von Wofgang Geppert Kreisschatzmeister<br />

und Pressereferent. Auch als Geschäftsführer<br />

und <strong>in</strong> vielen anderen Vorstandsämtern<br />

war er immer wieder tätig.<br />

2004 wurde er beim BdV – Vere<strong>in</strong>igte<br />

Landsmannschaften und Ortsverbände,<br />

Kreisverband Aachen – Land e.V zum Kreisgeschäftsführer<br />

gewählt.<br />

1962 wurde <strong>in</strong> Alsdorf die Bundesheimatgruppe<br />

Breslau/Land gegründet. Der<br />

heutige Patenschaftsträger ist der Kreis<br />

Borken/Westf., der die immer noch aktive<br />

Vere<strong>in</strong>igung unterstützt.<br />

Bis zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tode war Siegfried Damas<br />

<strong>in</strong> vielen Funktionen, sei es als Archivverwalter<br />

oder wiederum als Geschäftsführer,<br />

am aktiven Geschehen beteiligt.<br />

Vielen Enkeln der Erlebnisgeneration<br />

von Flucht und Vertreibung konnte er bei<br />

der Erforschung der schlesischen Wurzeln<br />

helfen.<br />

Für die unermüdliche Arbeit um s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Heimat Schlesien erhielt Siegfried Damas<br />

viele schlesische Auszeichnungen. Der Höhepunkt<br />

der Würdigung war 1979 – die Verleihung<br />

des Schlesierkreuzes durch die<br />

Landsmannschaft Schlesien. Der Tod von<br />

Siegfried Damas hat besonders unter s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Heimatfreunden große Bestürzung hervorgerufen.<br />

Wir werden ihn alle sehr vermissen.<br />

Leo Quade


10<br />

Wer ist’s?<br />

Schon als Student <strong>in</strong> Breslau<br />

hatte es, der an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m 23. Mai<br />

Geborene geliebt, <strong>in</strong> Spelunken,<br />

Nachtcafes, Studentenlokalen<br />

herumzuhocken, die oft<br />

zwielichtigen Gestalten zu beobachten,<br />

hier konnte er vergessen,<br />

Außenseiter zu se<strong>in</strong>,<br />

hier fühlte er sich e<strong>in</strong>igermaßen<br />

wohl.<br />

Der Schriftsteller Klabund<br />

schildert ihn als Gast <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Cafes,<br />

„e<strong>in</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r buckliger Herr<br />

mit roten Haaren und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Hornbrille“, der „wie e<strong>in</strong><br />

Frosch von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Sitz aufschwappte<br />

und Unverständliches<br />

kreischte“. George Grosz<br />

und Ludwig Meidner malten<br />

den Krüppel als er bereits <strong>in</strong><br />

Berl<strong>in</strong> lebte, der wie es heißt,<br />

weniger durch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Werke als<br />

durch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> körperlichen Defekte<br />

berühmt wurde. Zwar<br />

hatte er als Zwanzigjähriger bereits<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Gedichtband veröffentlicht,<br />

aber der brachte ke<strong>in</strong><br />

Geld, ebenso wenig wie das<br />

Amt des Theaterkritikers <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r oberschlesischen Geburtsstadt<br />

ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>nden Zeitung,<br />

<strong>in</strong> der se<strong>in</strong> Vater <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Bierverlag besaß, <strong>in</strong> dessen<br />

Schankstube er auch oft mit literarisch<br />

Interessierten zusammen<br />

saß, zusammen trank<br />

und zusammen redete.<br />

Er, der Bucklige, der verwachsene<br />

Gnom, der Missgestaltete,<br />

die gescheiterte<br />

Existenz: nie hätte er geglaubt,<br />

dass ihn <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau lieben könne,<br />

ihn, den schon die Mitschüler<br />

verspotteten wegen<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Hässlichkeit, der verkrachte<br />

Student, der – ohne<br />

se<strong>in</strong> Studium mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Examen<br />

abzuschließen – von der<br />

Universität nach Hause zurückgekehrt<br />

war und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Eltern<br />

auf der Tasche lag. Und<br />

doch: In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstadt<br />

hatte er die Tochter <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Uhrmachers<br />

kennen gelernt. Für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

so kranken, verbitterten<br />

Künstler-Menschen wie ihn,<br />

sei ihre bloße Nähe, schon das<br />

bloße, stumme Beie<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong> reiches Geschenk, und er<br />

sei e<strong>in</strong> so frauenverliebter<br />

Mensch, dass er sich von<br />

K<strong>in</strong>dheit an nur im Zusammense<strong>in</strong><br />

mit Mädchen<br />

wohlfühlte, teilte er ihr mit. Bevor<br />

er sie kennengelernt habe,<br />

schrieb er ihr <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Brief aus<br />

dem Jahre 1912, sei nie e<strong>in</strong><br />

Mädchen gut zu ihm gewesen.<br />

LANDSLEUTE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

„Dann gab’s nur noch Dirnen<br />

und Kellner<strong>in</strong>nen, die ‚taten<br />

schön’ für Geld! Und ich<br />

konnte ‚das Geschäftliche’ allzu<br />

sehr herausfühlen“. (Dies<br />

war das letzte Mal am 9. Dezember<br />

1909.)<br />

Heiraten konnte er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Angebetete<br />

freilich noch nicht,<br />

dazu fehlte Geld, zumal ihm<br />

auch der Rückzug <strong>in</strong> das Elternhaus<br />

genommen worden<br />

war, denn das väterliche Geschäft<br />

war durch den Ersten<br />

Weltkrieg ru<strong>in</strong>iert worden. E<strong>in</strong><br />

e<strong>in</strong>ige Jahre jüngerer mit ihm<br />

befreundeter Schriftsteller, der<br />

<strong>in</strong> der gleichen Stadt geboren<br />

war wie er, riet ihm, von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Heimatstadt weg nach Berl<strong>in</strong><br />

zu ziehen, zumal s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Geliebte<br />

auch unter dem Bann kle<strong>in</strong>städtischen<br />

Geredes stand:<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> „Hure“, weil sie sich mit<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m verkrüppelten, an<br />

Stammtischen herumhängenden<br />

Dichter verbunden hatte.<br />

Er fühlt sich <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstadt<br />

<strong>in</strong> „tödlicher Abhängigkeit“,<br />

„e<strong>in</strong>gesargt und e<strong>in</strong>geschneit<br />

– und verzweifelt fast<br />

an der Zukunft“ wie er an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

weiteren Freund schreibt.<br />

Erst 1917 heiratete er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Freund<strong>in</strong>, nach dem 1916<br />

erfolgten Tod des Vaters und<br />

dem Selbstmord der Mutter,<br />

deren Leichnam man <strong>in</strong> der<br />

Oder fand, e<strong>in</strong> Trauma, das<br />

noch lange nachwirkte und das<br />

er durch Gedichte zu überw<strong>in</strong>den<br />

suchte. Mit Gedichten<br />

alle<strong>in</strong> und auch (mit heute vergessenen<br />

Bühnenstücken)<br />

konnte er sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> freilich<br />

nicht über Wasser halten. Als<br />

Mitarbeiter verschiedener Zeitungen<br />

verdiente er sich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Lebensunterhalt. Man heftete<br />

ihm das Etikett „sozialer Lyriker<br />

des Expressionismus“ an,<br />

aber „das Werben um den expressionistischen<br />

Zeitstil wies<br />

k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> überzeugenden Resultate<br />

auf“, wie es <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r biografischen<br />

Notiz heißt, während<br />

er mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neorealistischen<br />

Erzählungen <strong>in</strong> dem<br />

Band „Die Begegnung“ (1925)<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n erzählerischen Gipfel<br />

erreichte.<br />

Er selbst stirbt während<br />

des Zweiten Weltkrieges, vierundzwanzig<br />

Jahre nach dem<br />

Tod der Mutter im Exil, <strong>in</strong> London,<br />

woh<strong>in</strong> er, zusammen mit<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau, bereits 1933<br />

übergesiedelt war, da er die<br />

braunen Machthaber nicht<br />

schätzte. Bernhild Staffen<br />

Sonderstempel<br />

und Briefmarken zu den Themenbereichen<br />

Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier<br />

und Ostdeutschland<br />

Heute: 150. Geburtstag Paul Ehrlich und Emil von Behr<strong>in</strong>g<br />

2004<br />

In der nächsten Ausgabe: Briefmarke von Moltke und<br />

von Stauffenberg 2007 Aus der Sammlung Michael Ferber<br />

<strong>Schlesische</strong> Firmen Teil 73<br />

Heute: Firmen, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> breite Palette schlesischer und<br />

ostdeutscher Produkte vertreiben.<br />

Silesia-Vertriebsgesellschaft<br />

von der Landsmannschaft Schlesien <strong>in</strong>s Leben gerufen und<br />

1983 gegründet, Sitz mit Verkaufsstübl im Haus Schlesien,<br />

Königsw<strong>in</strong>ter-Heisterbacherrott<br />

<strong>Schlesische</strong> Schatztruhe<br />

Nach dem Erfolg von „Werben für Schlesien“ von Alfred Theisen<br />

im Juni 1999 <strong>in</strong> Görlitz gegründet, Ladengeschäft und<br />

Vertrieb <strong>in</strong> Görlitz/Schlesien<br />

11. Ostdeutscher Ostermarkt<br />

<strong>in</strong> Hamburg<br />

An diesem sommerlichen 31. Märztag konnte der BdV Hamburg<br />

wie <strong>in</strong> den Vorjahren im Haus der Heimat über e<strong>in</strong>tausend Besucher<br />

begrüßen, darunter zehn Landsleute der Schlesier aus<br />

Bremerhaven.<br />

Vorsitzender Gunter Ziegler, Stv. Vorsitzender Willibald J.C.<br />

Piesch und Hartmut Kl<strong>in</strong>gbeutel betonten bei der Eröffnung, dass<br />

damit unser neues Haus der Heimat nicht nur <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />

der Hansestadt immer bekannter wird, sondern auch für Touristen,<br />

die Hamburg besuchen,<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n weiteren<br />

Anziehungspunkt bildet.<br />

Zur Eröffnung luden die<br />

Ldl. (Foto: v.l.) Schlossarek,<br />

Rohrmann, Hoika,<br />

Luczyk und Piesch<br />

<strong>in</strong> Alt-Bielitzer Tracht,<br />

die ersten Besucher<br />

herzlich e<strong>in</strong>.<br />

Willibald J.C. Piesch<br />

Foto:<br />

LvD-Pressereferat


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSLEUTE / KULTUR<br />

11<br />

Erfolgreicher Lehrgang für<br />

<strong>Schlesische</strong>-Weißstickerei <strong>in</strong> Lomnitz<br />

Frau Gniesewitz zeigt e<strong>in</strong> Muster<br />

In der Zeit vom 16. – 18. März 2007<br />

wurde im Schloss Lomnitz e<strong>in</strong> Lehrgang<br />

für <strong>Schlesische</strong>-Weißstickerei<br />

durchgeführt. Veranstaltet wurde er<br />

vom VSK mit Sitz im Schloss Lomnitz<br />

und dem Vere<strong>in</strong> Freunde von Erdmansdorf,<br />

e<strong>in</strong> Zusammenschluss<br />

von jetzigen Bewohnern von Erdmansdorf.<br />

Als Referent<strong>in</strong> konnte<br />

Frau Edeltraud Gniesewitz von der Trachtengruppe<br />

des Schlesier-Vere<strong>in</strong>s Rübezahl<br />

Berl<strong>in</strong> gewonnen werden. Elf Frauen waren<br />

an der alten Stickart <strong>in</strong>teressiert und<br />

lernten sehr fleißig die verschiedensten<br />

Muster kennen. In wöchentlichen Treffen<br />

<strong>in</strong> Erdmansdorf wollen die Lehrgangsteilnehmer<br />

weiter üben und sich gegensei-<br />

Frau v. Küster als<br />

Dolmetscher<strong>in</strong><br />

tig unterstützen. Wieder konnte mit Erfolg<br />

e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> für die Zusammenarbeit von<br />

Polen und Deutschen gelegt werden. Für<br />

den Herbst dieses Jahres ist, bei weiterem<br />

Interesse, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fortsetzung des Lehrgangs<br />

geplant.<br />

Horst Gniesewitz, Leiter der<br />

Trachtengruppe S.V. Rübezahl Berl<strong>in</strong><br />

Wahl des neuen Vorstandes im BdV<br />

Kreisverband Düsseldorf e.V.<br />

Am 27. April 2007 wurde im BdV Kreisverband<br />

Düsseldorf der neue Vorstand gewählt.<br />

Die Delegierten schlugen e<strong>in</strong>stimmig<br />

zur Wiederwahl Christoph Wylezol als ersten<br />

Vorsitzenden vor, der die Wahl gerne<br />

annahm. Wylezol ist Aussiedler aus<br />

Schlesien (Kattowitz). 1983 verließ er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Heimat, um <strong>in</strong> Düsseldorf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Neuanfang<br />

zu schaffen. Direkt nach der Ankunft<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf wurde er Mitglied der Landsmannschaft<br />

Schlesien, zwei Jahre später<br />

wurde er bei der <strong>Schlesische</strong>n Jugend aktiv.<br />

1987 übernahm er die 7köpfige Gruppe<br />

der <strong>Schlesische</strong>n Jugend <strong>in</strong><br />

Düsseldorf. Um die Jahrtausendwende<br />

zählte diese Gruppe ca. 200 Mitglieder.<br />

1992 wurde Christoph Wylezol <strong>in</strong> den<br />

Bundesvorstand und 2003 – 2005 als Bundesvorsitzender<br />

der <strong>Schlesische</strong>n Jugend<br />

gewählt. Jahrelang war er auch im Landesvorstand<br />

der <strong>Schlesische</strong>n Jugend tätig.<br />

Seit 2002 begleitet er das Amt des BdV<br />

Kreisvorsitzenden <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />

Als s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vertreter wurden wiedergewählt:<br />

Hartmut Stelzer (Schlesien), He<strong>in</strong>z<br />

Butzbach (Pommern), Edith Koitka (Ostpreußen).<br />

Als Schatzmeister wurde<br />

wiedergewählt: Wulf Tietz (Sudetenland). Als<br />

Schriftführer wurde neu gewählt: Georg<br />

Bern (Pommern). Für den erweiterten Vorstand<br />

wählten die Delegierten als Kulturreferent<br />

Hermann Bock (Ostpreußen), als<br />

stellv. Schatzmeister<br />

neu<br />

dazu Gerda<br />

G a t z k a<br />

(<strong>Oberschlesien</strong>),<br />

als<br />

stellv. Schriftführer<strong>in</strong>erneut:<br />

Gisela<br />

Stelzer (Kölner<strong>in</strong>),<br />

als<br />

Beisitzer erneut:Rita-Ingrid<br />

R<strong>in</strong>kens<br />

Term<strong>in</strong> der Kulturstiftung<br />

der deutschen Vertriebenen<br />

Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen<br />

veranstaltet <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />

dem Lehrstuhl für Kunst und Kulturgeschichte<br />

der Nicolaus-Copernicus Universität<br />

Thorn vom 21. bis 24. Juni 2007<br />

<strong>in</strong> Thorn, Hotel Uniwersytecki, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />

kunsthistorische Fachtagung unter<br />

dem Titel „Terra sanctae Mariae“<br />

Mittelalterliche Bildwerke der Marienverehrung<br />

im Deutschordensland Preußen“.<br />

Seit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Gründung im Jahre 1190 als<br />

Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum<br />

Ierosolimitanorum pflegte der<br />

Deutsche Orden <strong>e<strong>in</strong>e</strong> ausgeprägte Verehrung<br />

für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Patron<strong>in</strong>, die Gottesmutter<br />

Maria.<br />

Gleichwohl ist der spezifisch marianische<br />

Aspekt des Selbstverständnisses des<br />

Deutschen Ordens bislang nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />

Maße <strong>in</strong> das Blickfeld der Wissenschaft<br />

gerückt. Vor allem s<strong>in</strong>d die zahlreichen erhaltenen<br />

oder dokumentierten mittelalterlichen<br />

Bildwerke der Marienverehrung<br />

im Deutschordensland Preußen mit ihren<br />

vielfältigen Besonderheiten nicht vor diesem<br />

H<strong>in</strong>tergrund gewürdigt worden. Die<br />

<strong>in</strong>ternationale Fachtagung will Historiker<br />

und Kunsthistoriker aus Polen und<br />

Deutschland zusammenführen, die sich<br />

geme<strong>in</strong>sam um die Erhellung de vernachlässigten,<br />

für das Verständnis des<br />

preußischen Deutschordenstaates jedoch<br />

wesentlichen Merkmals der „Terra<br />

sanctae Mariae“ bemühen.<br />

Die Tagung steht unter der wissenschaftlichen<br />

Leitung von Prof. Dr. Dr. Gerhard<br />

Eimer, Kopenhagen, Prof. Dr. Matthias<br />

Müller, Ma<strong>in</strong>z, und Dr. Kazimierz Pospieszny,<br />

Thorn. Sie wird gefördert vom Beauftragten<br />

des Bundes für Kultur und Medien<br />

sowie von der Nicolaus-Copernicus-<br />

Universität Thorn.<br />

(Danzig), Otto Bolduan (Pommern), Manfred<br />

Frankiewicz (Westpreußen) und neu<br />

dazu Romuald Rostek (<strong>Oberschlesien</strong>). Als<br />

neue Kassenprüfer wurden e<strong>in</strong>stimmig<br />

vorgeschlagen und gewählt: Ingeborg Hillmann<br />

(Pommern), Manfred Schikora<br />

(Schlesien) sowie Christa Freusberg (<strong>Oberschlesien</strong>),<br />

die wiedergewählt wurde.<br />

Als Aussiedlerbetreuer<strong>in</strong>nen wurden<br />

bestätigt: Frieda Hecht (Russlanddeutsche),<br />

Christel Stumkat (Ostpreußen) und Lydia<br />

Bitsch (Russlanddeutsche)<br />

In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Schlusswort bedankte sich der<br />

Vorsitzende Christoph Wylezol für die gute<br />

Wahlbeteiligung, und er freut sich auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

weiterh<strong>in</strong> erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />

Als Hauptredner zu „Tag der Heimat“ am<br />

16. 9. 2007 um 11.00 Uhr wird im Hotel Nikko<br />

<strong>in</strong> Düsseldorf, Herr Jochen-Konrad<br />

Fromme MdB, Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />

Vertriebene, Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler<br />

der CDU/CSU Bundestagsfraktion<br />

sprechen. (Internetseite des Kreisverbandes:<br />

www.bdv-duesseldorf.de)


12<br />

KULTUR/ HISTORISCHES <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

1945 an der Neiße Teil 2<br />

Große Ungewissheit über die weitere Zukunft<br />

lag vor uns. Am nächstfolgenden<br />

Sonntag g<strong>in</strong>g ich nach Tauchritz (der Ort<br />

fiel später dem Braunkohletagebau zum<br />

Opfer) zum Ev. Gottesdienst. Kirchliche Veranstaltungen<br />

waren zunächst die e<strong>in</strong>zig<br />

mögliche Zusammenkunft für Deutsche.<br />

Diese war sche<strong>in</strong>bar vornehmlich von den<br />

Bewohnern des am anderen Neißeufer liegenden<br />

Radmeritz besucht. Der Baedecker<br />

1938 teilt mit, dass 25 M<strong>in</strong>uten südlich von<br />

Hagenwerder das weltadlige Fräule<strong>in</strong>stift<br />

Joachimste<strong>in</strong> (Geme<strong>in</strong>de Radmeritz)<br />

1722 – 1728 von dem kunsts<strong>in</strong>nigen Edelmann<br />

Siegesmund von Ziegler erbaut wurde.<br />

Der Pfarrer sagte im Anschluss an die<br />

Predigt, er wisse nicht, wann drüben <strong>in</strong> Radmeritz<br />

wieder Gottesdienst se<strong>in</strong> werde. Dies<br />

werde dann zu gegebener Zeit mitgeteilt.<br />

– Ich flechte dies e<strong>in</strong>, um deutlich zu machen,<br />

dass niemand Anfang Juni 1945 wusste,<br />

wie die Zukunft Schlesiens aussehen<br />

würde. Nach dem Gottesdienst strömte e<strong>in</strong><br />

Großteil der Geme<strong>in</strong>de zur Radmeritzer Brücke,<br />

offensichtlich meist Bewohner dieses<br />

Ortes. Ich schloss mich ihnen an. Das hätte<br />

ich lieber unterlassen sollen, denn unmittelbar<br />

vor der Neißebrücke fielen Plünderer<br />

über uns her und suchten besonders<br />

nach Uhren. Ich hatte die Taschenuhr<br />

<strong>in</strong> der Gesäßtasche, niemand<br />

fand sie dort. Hatte sie ihre wirklich erste<br />

Talismanprüfung bestanden?<br />

Es kehrte dann <strong>in</strong> m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lebensverhältnisse<br />

etwas Ruhe e<strong>in</strong>. Es war Sommer,<br />

ich 14 Jahre alt, und ich möchte die folgenden<br />

Schilderungen unter die Überschrift<br />

setzen: Sommerwochen 1945 an der Lausitzer<br />

Neiße. Ich hatte Kontakte zu anderen<br />

Jungen gefunden; <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r von ihnen<br />

wohnte <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Häuschen unmittelbar so<br />

dicht an der Neiße, dass man von dem Garten<br />

aus direkt <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Kahn steigen konnte,<br />

der am Flussufer festgemacht war. Ich<br />

er<strong>in</strong>nere mich noch zu gut daran, dass ich<br />

<strong>in</strong> diesem plötzlich so stark und voller Vitalität<br />

schaukelte, so dass ich gebeten wurde,<br />

den Kahn nicht zum Kentern zu br<strong>in</strong>gen.<br />

Mir war e<strong>in</strong>fach nach Befreiungsschlägen<br />

zumute. Alle Wut und Unruhe<br />

setzte ich <strong>in</strong> dieses Verhalten. E<strong>in</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />

Stückchen jugendlicher Freiheit. Von den<br />

oberen Fenstern des Hause konnte auch<br />

gut beobachtet werden, ob polnische<br />

Grenzposten jenseits des Ufers erschienen.<br />

Wir badeten auch <strong>in</strong> der Neiße. Daran wurden<br />

wir nicht geh<strong>in</strong>dert – noch nicht. Ich<br />

er<strong>in</strong>nere mich noch gut daran, dass schlesische<br />

Flüchtl<strong>in</strong>ge an unserem Neißeufer<br />

erschienen, die mit Gepäck den Fluss im<br />

Richtung östlicher Heimat durchqueren<br />

wollten. Wir waren „flusskundig“ und wussten<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> seichte Stelle, an der die Flussquerung<br />

unternommen werden konnte. Wie<br />

alle anderen Jungen war auch ich dabei behilflich,<br />

das Gepäck durch die Neiße zu<br />

schleppen. Ehe ich es versah, fühlte ich<br />

Geldmünzen <strong>in</strong> der freien Hand. Dies war<br />

mir pe<strong>in</strong>lich. E<strong>in</strong> Ortsbewohner erklärte nun<br />

den Rückkehrern den weiteren Weg jenseits<br />

des Ufers und wies vor allen D<strong>in</strong>gen auf Gebüsche<br />

h<strong>in</strong>, h<strong>in</strong>ter denen sie sich nach dem<br />

nächstgelegenen Dorf umschauen sollten.<br />

Doch es wurde diese Rückkehr unterbunden.<br />

Schon bald <strong>in</strong> den nächsten Tagen ertönte<br />

lautes Pferdegetrappel im Dorf. Polnische<br />

Soldaten auf ausnehmend schönen<br />

Rappen besetzten dieses Grenzhaus. Wir<br />

durften nicht mehr <strong>in</strong> das Wasser – dieses<br />

Sommervergnügen wurde abrupt beendet.<br />

Es ist sicherlich nur wenigen Lesern bekannt,<br />

dass die polnischen Grenztruppen<br />

auch an dem westlichen Neißeufer „Stützpunkte“<br />

beziehen durften.<br />

Es erschienen <strong>in</strong> diesen Tagen auch die<br />

ersten Ausgaben der „Sächsischen Zeitung“.<br />

Es war m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Wissens noch vor der<br />

Siegerkonferenz <strong>in</strong> Potsdam. Aus diesen<br />

ersten Presseberichten erfuhren wir, dass<br />

das deutsche Gebiet östlich von Oder und<br />

Neiße der polnischen Verwaltung unterstellt<br />

worden sei.<br />

Es kamen nun auch polnische Rückkehrer<br />

an den Fluss. Sie standen erstaunt<br />

am Ufer und fragten fast fassungslos: „Das<br />

alles Polen?“ Weil ich es nicht besser wusste,<br />

erklärte ich, dieses weite Gebiet, das<br />

da vor uns lag, sei „unter polnische Verwaltung<br />

gestellt worden“. Sie erzählten<br />

auch, dass sie aus der britischen Besatzungszone<br />

kämen, wo sie, die ehemaligen<br />

Fremdarbeiter, mit Papieren und allen lebensnotwendigen<br />

Utensilien ausgestattet<br />

worden seien.<br />

Fast 40 Jahre später besuchte ich <strong>in</strong> der<br />

Nähe m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s jetzigen Wohnsitzes Dortmund,<br />

im benachbarten Schwerte, Veranstaltungen<br />

des dortigen Kulturamtes, die<br />

sich mit Fragen der deutsch/polnischen<br />

Verständigung beschäftigten. Dabei lernte<br />

ich auch den polnischen Professor Dr.<br />

Jan Zoborowski kennen, der dabei auch erzählte,<br />

wie er das Rückführungsproblem<br />

1945 von Bückeburg aus organisierte. Die<br />

Situation war so, wie ich sie erlebt hatte.<br />

E<strong>in</strong> Kreis schloss sich.<br />

Die kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> russische Kommandantur <strong>in</strong><br />

Hagenwerder organisierte die Heuernte auf<br />

den großen Wiesen am Neißeufer. Auch ich<br />

gehörte zu dem Heukommando. Ich kann<br />

<strong>in</strong> der Rückschau sagen, dass ich diese Arbeiten<br />

genossen habe. Das Heuwenden an<br />

der Sommerfrischen Luft <strong>in</strong> der landschaftlich<br />

ansprechenden Natur gefiel mir.<br />

Für me<strong>in</strong> eigenes Leben bedeutete dies,<br />

dass ich von diesen Tagen an ununterbrochen<br />

51 Jahre lang im Arbeitsleben<br />

stand.<br />

Auch hier gab es Folgen des Kriegsendes.<br />

Plötzlich durchplätscherten vom jenseitigen<br />

Neißeufer deutsche Soldaten den<br />

Fluss. Sie mochten wohl unter der Tarnung<br />

im Gebüsch beobachtet haben, dass ke<strong>in</strong><br />

russischer Soldat sich <strong>in</strong> der Nähe befand.<br />

Auch das ist e<strong>in</strong> Mosaikste<strong>in</strong>chen der Umbruchzeit<br />

<strong>in</strong> diesen Wochen.<br />

Die wenigen russischen Soldaten und<br />

ebenso zivile russische Landarbeiter g<strong>in</strong>gen<br />

menschlich mit uns um. Sie trieben uns<br />

nicht an, riefen uns bisweilen zu: „Kommandant<br />

gucken was arbeiten“. Entgegen<br />

allen fachlichen Ratschlägen befahlen<br />

allerd<strong>in</strong>gs die Russen, dass meterhohe<br />

Heustapel zu errichten seien. Alle sachkundigen<br />

H<strong>in</strong>weise halfen nichts, immer<br />

noch höher mussten die Stapel des noch<br />

nicht trockenen Heues se<strong>in</strong>, damit dem<br />

„Kommandanten“ e<strong>in</strong> imponierendes<br />

Werk vorgezeigt werden konnte. Ich begriff<br />

das System der „potemk<strong>in</strong>schen Dörfer“.<br />

Hans-Dieter Schulz<br />

Ausstellung im Landtag von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

Am 7. 2. 2007 hatte die Präsident<strong>in</strong> des<br />

Landtags Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Reg<strong>in</strong>a van<br />

D<strong>in</strong>ther, zur Ausstellungseröffnung<br />

„Russlanddeutsche Künstler im Landtag<br />

Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen“ e<strong>in</strong>geladen.<br />

E<strong>in</strong>undzwanzig Kunstmaler und Bildhauer,<br />

die überwiegend <strong>in</strong> den letzten fünfzehn<br />

Jahren aus dem Bereich der ehemaligen<br />

Sowjetunion als deutsche Aussiedler<br />

nach Deutschland gekommen<br />

s<strong>in</strong>d, hatten ihre Kunstwerke ausgestellt.<br />

Nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r musikalischen E<strong>in</strong>leitung begrüßte<br />

die Landtagspräsident<strong>in</strong> die Gäste<br />

und eröffnete die Ausstellung. Arm<strong>in</strong> Laschet,<br />

M<strong>in</strong>ister für Generationen, Familie,<br />

Frauen und Integration des Landes NRW,<br />

richtete Grußworte an die Gäste. Erika Kipl,<br />

Journalist<strong>in</strong> und Kunstkritiker<strong>in</strong>, erklärte mit<br />

Sachverstand die ausgestellten Werke, von<br />

denen die Gäste stark bee<strong>in</strong>druckt waren.<br />

In lockerer Atmosphäre hatte man die<br />

Möglichkeit, mit den Künstlern <strong>in</strong>s Gespräch<br />

zu kommen.<br />

Am frühen Nachmittag lud die CDU-<br />

Landtagsfraktion Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />

zur Eröffnungsausstellung des Schle-<br />

siers He<strong>in</strong>z Tobolla „Skulpturen und Fotografien“<br />

e<strong>in</strong>. Horst Westkämper, MdL<br />

hielt die Eröffnungsansprache, und M<strong>in</strong>ister<br />

Arm<strong>in</strong> Laschet richtete herzliche<br />

Grußworte an die Gäste. Das Hauptthema<br />

He<strong>in</strong>z Tobollas ist der „Mensch“ – se<strong>in</strong><br />

Mite<strong>in</strong>ander, se<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander und<br />

se<strong>in</strong> Ane<strong>in</strong>andervorbeigehen, das er <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Skulpturen und Fotografien bee<strong>in</strong>druckend<br />

darstellte.<br />

Zu den zahlreichen Besuchern gehörten<br />

u.a. Herr Blaschek, Bundesvorsitzender<br />

der Oberschlesier sowie Herr Pawelka,<br />

Bundes- und Landesvorsitzender der<br />

Schlesier. Christoph Wylezol<br />

TERMINE<br />

17. bis 24. Juni – Reise nach <strong>Oberschlesien</strong><br />

(rechts der Oder) und Krakau. Auskunft<br />

<strong>in</strong> der Landesgeschäftsstelle der Landesgruppe<br />

Baden-Württemberg der Landsmannschaft<br />

Schlesien, Schlossstr. 92,<br />

70176 Stuttgart, Tel./Fax.: 0711/6150412<br />

(Geschäftszeit: Dienstag 13 bis 17 Uhr)


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 DE LIBRIS<br />

13<br />

Joseph von Eichendorff, der böhmische<br />

Adel und Rupert Neudeck<br />

Ostdeutsche Literatur auf der Leipziger Buchmesse<br />

Es war e<strong>in</strong> glücklicher Umstand, dass die<br />

vom „Bund der Vertriebenen“ erarbeitete<br />

Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“,<br />

die am 1. Dezember 2006 im „Zeitgeschichtlichen<br />

Forum“ <strong>in</strong> der Leipziger<br />

Innenstadt eröffnet wurde, dort noch bis 22.<br />

April zu sehen ist. So war es nicht nur den<br />

Messebesuchern möglich, sich über e<strong>in</strong><br />

Thema zu <strong>in</strong>formieren, das auch 62 Jahre<br />

nach Kriegsende noch höchst virulent ist,<br />

sondern dort konnte auch, veranstaltet vom<br />

„Zeitgeschichtlichen Forum“, vom Kölner<br />

„Deutschlandfunk“ und von der „Leipziger<br />

Volkszeitung“, am 21. März <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Podiumsdiskussion<br />

stattf<strong>in</strong>den, an der neben Erika<br />

Ste<strong>in</strong>bach, der Präsident<strong>in</strong> des „Bundes der<br />

Vertriebenen“ <strong>in</strong> Bonn, auch Thomas Urban,<br />

der Warschauer Korrespondent der „Süddeutschen<br />

Zeitung“ und Autor des Buches<br />

„Der Verlust. Die Vertreibung der Deutschen<br />

und der Polen im 20. Jahrhundert“ (2004),<br />

Manfred Kittel vom „Institut für Zeitgeschichte“<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und München und<br />

schließlich Micha Brumlik, Pädagogikprofessor<br />

<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und Autor des<br />

missratenen Buches „Wer Sturm sät. Die<br />

Vertreibung der Deutschen“ (2005) teilnahmen.<br />

Wie virulent das Thema auch heute noch<br />

ist, zeigte nicht nur, wie die „Leipziger Volkszeitung“<br />

am 23. März berichtete, dass der<br />

Saal mit 200 Zuhörern überfüllt war und<br />

draußen auf der Grimmaischen Straße sich<br />

noch Dutzende von Besuchern um E<strong>in</strong>lass<br />

bemühten, sondern dass auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> wirre<br />

Gruppe „Leipziger L<strong>in</strong>ksautonomer“ die<br />

Bühne im Saal für irgend<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Protestaktion<br />

besetzte, ohne freilich den Fortgang des<br />

Diskussion stören zu können. Besonders<br />

aufwühlend waren, nach Beendigung des<br />

offiziellen Teiles dieser neuen Veranstaltungsreihe<br />

„Politik und Zeitgeschichte im<br />

Gespräch“, die Zeugenaussagen und Beiträge<br />

aus dem Publikum, wobei auffiel, dass<br />

Arm<strong>in</strong> Görtz, der Berichterstatter der „Leipziger<br />

Volkszeitung“, offensichtlich noch nie<br />

von der schlesischen Stadt Schweidnitz gehört<br />

hatte. Man konnte ihm und dem mitteldeutschen<br />

Publikum im Saal immerh<strong>in</strong> zugute<br />

halten, dass im SED-Staat 1949/89 historisches<br />

Wissen über die deutschen Ostgebiete<br />

nur sehr begrenzt vermittelt wurde,<br />

die Betroffenen, die Flüchtl<strong>in</strong>ge und Vertriebenen<br />

also, so Erika Ste<strong>in</strong>bach, hätten<br />

nicht e<strong>in</strong>mal „Not- und Trostgeme<strong>in</strong>schaften“<br />

bilden dürfen.<br />

Wer danach die Messehallen <strong>in</strong> Leipzig-<br />

Wiederitzsch, weit außerhalb des Stadtzentrums<br />

am Augustusplatz, besuchte, war<br />

dennoch überrascht, wie stark bei west- und<br />

mitteldeutschen Verlagen, zunehmend<br />

auch bei polnischen und tschechischen, das<br />

ostdeutsche Literaturerbe vertreten war.<br />

Man sollte mit dem Oberschlesier Joseph<br />

von Eichendorff (1788 – 1857) beg<strong>in</strong>nen,<br />

dessen 150. Todestags am 26. November<br />

zu gedenken ist. Er wurde auf dem Schloß<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Eltern <strong>in</strong> Lubowitz bei Ratibor geboren,<br />

war preußischer Beamter und hat<br />

den Deutschen zwei <strong>in</strong>zwischen fast vergessene<br />

Romane wie „Das Marmorbild“<br />

(1816) und „Aus dem Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Taugenichts“<br />

(1826) geschenkt, aber auch unvergessliche<br />

Gedichte wie „Mondnacht“<br />

(1837). Der „Deutsche Klassiker-Verlag“ <strong>in</strong><br />

Frankfurt am Ma<strong>in</strong> veröffentlichte zum Gedenkjahr<br />

zwei Bände mit sämtlichen Erzählungen<br />

unter den Titeln „Ahnung und<br />

Gegenwart“ und „Dichter und ihre Gesellen“<br />

<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Taschenbuch-Ausgabe.<br />

An den 100. Geburtstag (25. Juni ) und<br />

den zehnten Todestag (15. März) des <strong>in</strong><br />

Greifswald geborenen Pommern Wolfgang<br />

Koeppen, der nach 1912 auch e<strong>in</strong>ige Jahre<br />

mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Mutter im ostpreußischen Ortelsburg<br />

gelebt hat, nach 1933 <strong>in</strong>s Exil gegangen<br />

und 1939 zurückgekehrt ist und von<br />

1943 bis zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tod 1996 <strong>in</strong> München<br />

gewohnt hat, wurde 2006 mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r 14 bändigen<br />

Werkausgabe der Romane, Reiseberichte,<br />

Drehbücher, Interviews und autobiografischen<br />

Texte er<strong>in</strong>nert, die aber erst<br />

2011 abgeschlossen vorliegen wird und von<br />

der 2007 der frühe Roman „E<strong>in</strong>e unglückliche<br />

Liebe“ von 1934 erschienen ist. Auf<br />

dem Markt ist aber auch noch der Briefwechsel<br />

mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Verleger Siegfried Unseld<br />

(2006).<br />

Die im 13. Jahrhundert gegründete Universitätsstadt<br />

Greifswald liegt <strong>in</strong> Vorpommern,<br />

dem kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Rest der e<strong>in</strong>st preußischen<br />

Prov<strong>in</strong>z Pommern, der nach 1945 bei<br />

Deutschland verblieben ist. Allerd<strong>in</strong>gs versucht<br />

die mecklenburgische Landesregierung<br />

<strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> seit Jahren, wie das übrigens<br />

auch die sächsische Landesregierung<br />

<strong>in</strong> Dresden für den schlesischen Zipfel um<br />

Görlitz plant, diesen preußischen Teil ihrer<br />

Landesgeschichte auszulöschen, <strong>in</strong>dem<br />

neuerd<strong>in</strong>gs gemischte Landkreise aus<br />

mecklenburgischen und vorpommerschen<br />

Ortschaften gegründet werden sollen. Das<br />

im Rostocker H<strong>in</strong>storff-Verlag erschienene<br />

„Lexikon Mecklenburg-Vorpommern“ (800<br />

Seiten) dürfte den Lesern darüber Auskunft<br />

geben, ob Vorpommern, das seit 1815 zu<br />

Preußen gehört, hier <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m historischen<br />

Selbstverständnis bewahrt bleibt.<br />

Anderswo, auch im Ausland, wird die Bewahrung<br />

und Erforschung der Geschichte<br />

Ostdeutschlands durchaus als eigenständiger<br />

Wert begriffen. So gibt es beim Olms-<br />

Verlag <strong>in</strong> Hildesheim drei gewichtige Werke<br />

aus früheren Jahrhunderten, die Eberhard<br />

Günter Schulz im Auftrag der Bonner<br />

Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, deren<br />

Präsident er seit 1999 ist, herausgegeben<br />

hat: die beiden Bände des schlesischen<br />

Landeshistorikers Colmar Grünhagen<br />

(1828 – 1911) „Schlesien unter Friedrich<br />

dem Großen“ (Breslau 1890/92); die beiden<br />

Bände des Ostpreußen Christoph Hartknochs<br />

(1644 – 1687) „Alt- und Neues<br />

Preussen oder Preussischer Historien zwei<br />

Theile“ (Frankfurt und Leipzig 1684); und<br />

der Band von Caspar Schütz „Historia rerum<br />

Prussicarum“ (Zerbst 1592). Eigens<br />

zum 60. Jahrestag der Auflösung Preußens<br />

am 25 Februar 1947 wurde das <strong>in</strong> der „Deutschen<br />

Verlagsanstalt“ <strong>in</strong> München erschienene<br />

Buch „Preußen. Aufstieg und<br />

Niedergang. 1600 – 1947“ geschrieben, auf<br />

dessen E<strong>in</strong>band leider Wilhelm II. und nicht<br />

Friedrich der Große zu sehen ist. Verfasser<br />

ist der Engländer Christopher Clark, Professor<br />

für Neuere Europäische Geschichte<br />

<strong>in</strong> Cambridge, dessen Buch der Verlag<br />

e<strong>in</strong> „Meisterwerk angelsächsischer Geschichtsschreibung“<br />

nennt. Im gleichen Verlag<br />

hat auch die englische Journalist<strong>in</strong> Patricia<br />

Clough e<strong>in</strong> Buch über Preußen veröffentlicht<br />

„Aachen – Berl<strong>in</strong> – Königsberg.<br />

E<strong>in</strong>e Zeitreise entlang der alten Reichsstraße<br />

1“ (2007), die e<strong>in</strong>st durch fünf preußische<br />

Prov<strong>in</strong>zen führte. Zu erwähnen bleibt, dass<br />

die Autor<strong>in</strong> bereits <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m früheren Buch<br />

„In langer Reihe über das Haff“ (2006) die<br />

„Flucht der Trakehner aus Ostpreußen“<br />

(Untertitel) beschrieben hat. Die Auflösung<br />

des Staates Preußen 1947 durch die Besatzungsmächte<br />

war für die Bonner „Kulturstiftung<br />

der deutschen Vertriebenen“<br />

auch Anlass für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> gut besuchte Podiumsdiskussion<br />

auf der Leipziger Buchmesse,<br />

die von dem Chemnitzer Historiker<br />

Frank-Lothar Kroll als Moderator und drei<br />

weiteren Teilnehmern bestritten wurde.<br />

Was für das Königreich Preußen gilt, was<br />

die Erforschung der Landesgeschichte<br />

betrifft, gilt auch für die Habsburger Monarchie<br />

bis 1918. So erschien im Kölner Böhlau-Verlag<br />

e<strong>in</strong> Buch des tschechischen<br />

Journalisten Vladimir Votypka (1932) „Böhmischer<br />

Adel. Familiengeschichten“, was<br />

auch deshalb von Bedeutung ist, weil es<br />

zwischen böhmischem und deutschem Adel<br />

oft Querverb<strong>in</strong>dungen durch E<strong>in</strong>heiraten<br />

gab, wie man an den Vorfahren der Dichter<strong>in</strong><br />

Marie von Ebner-Eschenbach (1830 –<br />

1916) und am Wirken des aus der Geschichte<br />

des Dreißigjährigen Krieges<br />

1618/48 nicht wegzudenkenden Feldherrn<br />

Albrecht von Wallenste<strong>in</strong> (1583 – 1634) sehen<br />

kann, dessen sehr empfehlenswerte<br />

Biografie (1971) der Historiker Golo Mann<br />

(1909 – 1994) geschrieben hat. Im gleichen<br />

Verlag erschien e<strong>in</strong> Reiseführer Kurt<br />

Scharrs „Die Bukow<strong>in</strong>a. Erkundungen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Kulturlandschaft“, aus deren Hauptstadt<br />

Czernowitz, der e<strong>in</strong>st östlichsten Universitätsstadt<br />

im deutschen Sprachraum, der<br />

weltbekannte Lyriker Paul Celan (1920 –<br />

1970) stammt.<br />

Die Abtrennung Ostdeutschlands vom<br />

übrigen Reichsgebiet und das E<strong>in</strong>strömen<br />

von vier Millionen Flüchtl<strong>in</strong>gen und Vertriebenen<br />

nach Mitteldeutschland ist aber<br />

auch Teil der DDR-Geschichte. So hat der<br />

Magdeburger Historiker Manfred Wille<br />

(1934), der schon im April 1990 und dann<br />

im September 1995 zu zwei großartigen Tagungen<br />

zum Thema <strong>in</strong> die altehrwürdige<br />

Universitätsstadt Magdeburg e<strong>in</strong>geladen<br />

hatte, im thür<strong>in</strong>gischen Und-Verlag/Stadtroda<br />

e<strong>in</strong> Buch „Gehasst und umsorgt. Aufnahme<br />

und E<strong>in</strong>gliederung der Vertriebenen<br />

<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen“ (2006) veröffentlicht, wor<strong>in</strong> er,<br />

>>>


14<br />

nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s Thema, den Lesern<br />

auch 77 Dokumente anbietet, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

e<strong>in</strong>zigartigen E<strong>in</strong>blick gewähren <strong>in</strong> die<br />

Situation und die Atmosphäre der Nachkriegsjahre.<br />

Etwas Ähnliches versucht Ines<br />

Keller mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Sonderheft der seit 1952<br />

ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>nden Zeitschrift „Letopis“, die der<br />

„sorbischen Sprache, Geschichte und Kultur“<br />

gewidmet ist. Das bereits 2005 erschienene<br />

Heft mit dem Titel „Ich b<strong>in</strong> jetzt<br />

hier und das ist gut so“ basiert auf Interviews<br />

über die „Lebenswelt von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />

und Vertriebenen <strong>in</strong> der Lausitz“.<br />

Von besonderem Wert s<strong>in</strong>d beim Thema<br />

Ostdeutschland seit 1945 die Autobiografien<br />

und Aufzeichnungen. Im Kölner Verlag<br />

Kiepenheuer und Witsch hat der 1939<br />

geborene Danziger Rupert Neudeck s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Lebenser<strong>in</strong>nerungen „Abenteuer Menschlichkeit“<br />

veröffentlicht. Dieser für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> humanitären<br />

E<strong>in</strong>sätze bekannte Mann, auf den<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Danziger Landsleute stolz se<strong>in</strong> können,<br />

wäre fast mit dem Flüchtl<strong>in</strong>gsschiff<br />

„Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945<br />

untergegangen, wenn er, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Mutter und<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Geschwister die Abfahrt nicht verpasst<br />

hätten. Das war dann wohl auch e<strong>in</strong>s s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />

Motive, seit 1979 mit dem Schiff „Cap<br />

Anamour“ Menschen aus Seenot zu retten.<br />

Die 1914 <strong>in</strong> Gablonz an der Neiße geborene<br />

Sudetendeutsche Lisl Urban, deren<br />

Vorfahren die Gablonzer Glasschmuck<strong>in</strong>dustrie<br />

mitbegründet haben, wohnt heute,<br />

als pensionierte Lehrer<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Woltersdorf bei<br />

Berl<strong>in</strong>. Nach leidvollen Erfahrungen <strong>in</strong> der<br />

alten Heimat und nach der Austreibung <strong>in</strong><br />

Thür<strong>in</strong>gen hat sie unter dem Titel „E<strong>in</strong> ganz<br />

gewöhnliches Leben“ <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n autobiografischen<br />

Roman geschrieben, von dem<br />

2006/07 zwei Teile im Querfurter D<strong>in</strong>gsda-<br />

Verlag erschienen s<strong>in</strong>d, der dritte folgt 2008.<br />

Im gleichen Verlag veröffentlichte auch der<br />

<strong>in</strong> Dresden wohnende Schlesier Rudolf<br />

Scholz (1939), der 1995 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Roman<br />

„Die Schwalben der K<strong>in</strong>dheit“ (über Plagwitz<br />

im Kreis Löwenberg) bekannt wurde,<br />

se<strong>in</strong> neues Buch „E<strong>in</strong> wunderbar verstimmtes<br />

Klavier“. Hildegard Rauschenbach,<br />

die 1945 aus Ostpreußen <strong>in</strong> den Ural<br />

verschleppte Bauerntochter, hat im Westkreuz-Verlag/<br />

Bad Münstereifel unter dem<br />

Titel „Vergeben ja, vergessen nie“ <strong>e<strong>in</strong>e</strong> erweiterte<br />

Fassung ihres Lagerberichts von<br />

1995 „Von Pillkallen nach Schadr<strong>in</strong>sk“ veröffentlicht.<br />

Diesen Nachkriegsjahren ist auch<br />

das Buch von Erna Ewert, Marga Pollmann<br />

und Hannelore Müller gewidmet „Frauen <strong>in</strong><br />

Königsberg 1945 – 1948“, das 2006 im Verlag<br />

der „Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“<br />

erschienen ist.<br />

Von ganz herausragender Bedeutung<br />

aber ist das Tagebuch des Breslauer Juden<br />

Willy Cohn 1933/41, bearbeitet und <strong>in</strong> zwei<br />

Bänden (1646 Seiten) ediert von Norbert<br />

Conrads, dem 1938 <strong>in</strong> Breslau geborenen<br />

und von 1985 bis 2006 an der Stuttgarter<br />

Universität wirkenden Professor für schlesische<br />

Geschichte. Die beiden Bände tragen<br />

den Titel „Ke<strong>in</strong> Recht, nirgends“ und<br />

bietet <strong>in</strong> bedrückenden Aufzeichnungen die<br />

Verfolgungsgeschichte schlesischer Juden<br />

bis zur Verschleppung nach Litauen 1941<br />

und der Ermordung durch ihre deutschen<br />

DE LIBRIS <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Landsleute. Mit der Edition dieses Buches<br />

hat Norbert Conrads s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m engeren<br />

Landsmann Willy Cohn (1888 – 1941),der<br />

Gymnasialprofessor <strong>in</strong> Breslau war, nach 65<br />

Jahren e<strong>in</strong> würdiges Denkmal gesetzt!<br />

Autobiografien, die Flucht und Vertreibung<br />

e<strong>in</strong>schließen, werden seltener, je weiter<br />

die Zeit voranschreitet und die Erlebnisgeneration<br />

ausstirbt. Die ehemalige<br />

Lehrer<strong>in</strong> Monika Taubitz, die seit 1965 <strong>in</strong><br />

Meersburg am Bodensee lebt und<br />

schreibt, ist 1937 <strong>in</strong> Breslau geboren und<br />

<strong>in</strong> der Grafschaft Glatz aufgewachsen, von<br />

wo sie mit ihrer Mutter 1946 nach Nordenham<br />

<strong>in</strong> Niedersachsen vertrieben wurde.<br />

Sie hat also die E<strong>in</strong>drücke, aus denen ihr<br />

erstes Buch „Durch Lücken im Zaun. E<strong>in</strong>e<br />

K<strong>in</strong>dheit zwischen 1944 und 1946“ (1977)<br />

entstand, als schlesisches Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>d<br />

erfahren. Für diesen frühen, autobiografisch<br />

e<strong>in</strong>gefärbten Text, der 2006 <strong>in</strong> Breslau auch<br />

<strong>in</strong> polnischer Übersetzung erschien, wurde<br />

sie 1978 mit dem Eichendorff-Preis <strong>in</strong><br />

Wangen/Allgäu ausgezeichnet. Mit ihrem<br />

neuen Roman „Abstellgleis“, der 2007 im<br />

Dresdner Neisse-Verlag veröffentlicht wurde,<br />

wechselte sie vom Autobiografischen<br />

zur literarischen Fiktion und schilderte die<br />

letzten Tage <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r aus Schlesien vertriebenen<br />

Frau <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m westdeutschen Altenund<br />

Pflegeheim.<br />

Er<strong>in</strong>nerungen an die „letzten Tage Gerhart<br />

Hauptmanns“ (Untertitel) hat se<strong>in</strong><br />

langjähriger Freund und Mitarbeiter Gerhart<br />

Pohl (1902 – 1966) aufgeschrieben und 1953<br />

unter dem Titel „B<strong>in</strong> ich noch <strong>in</strong> m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Haus“ veröffentlicht. Diese wichtigen Aufzeichnungen<br />

über den schlesischen Nationaldichter<br />

(1862 – 1946), die der aus<br />

Schlesien stammende und im thür<strong>in</strong>gischen<br />

Jena lebende Literaturkritiker Günter<br />

Gerstmann (1933) <strong>in</strong> der Stiftung Mart<strong>in</strong>-<br />

Opitz-Bibliothek <strong>in</strong> Herne 2006 noch e<strong>in</strong>mal<br />

edierte, ist 2007 von Tatjana Dattschenko<br />

auch <strong>in</strong>s Russische übersetzt worden.<br />

Der e<strong>in</strong>stige DDR-Schriftsteller Harry<br />

Thürk (1927 – 2007), geboren im oberschlesischen<br />

Zülz, hat sich erst nach dem<br />

Untergang des SED-Staats mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Roman<br />

„Sommer der toten Träume“ (1993) zu<br />

alten Heimat bekannt, wofür er 1995 mit<br />

dem Literaturpreis des Landesverbands<br />

Thür<strong>in</strong>gen des „Bundes der Vertriebenen“<br />

ausgezeichnet wurde. Jetzt hat der „Mitteldeutsche<br />

Verlag“ <strong>in</strong> Halle, wo alle s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Romane,<br />

Erzählungen und Reportagen erschienen<br />

s<strong>in</strong>d, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Band „Harry Thürk. E<strong>in</strong><br />

Erzähler im Spiegel s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Zeit“ vorgelegt,<br />

der deshalb so nützlich ist, weil der Autor<br />

1957 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m glänzend geschriebenen<br />

Kriegsroman „Die Stunde der toten Augen“<br />

berühmt und später zweimal mit dem Nationalpreis<br />

(1964/78) ausgezeichnet wurde.<br />

In diesem Roman, der heftig kritisiert und<br />

fleißig gelesen wurde, g<strong>in</strong>g es um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> deutsche<br />

Fallschirmjägere<strong>in</strong>heit, die im Herbst<br />

1944 <strong>in</strong> Ostpreußen h<strong>in</strong>ter der deutsch-russischen<br />

Front operierte.<br />

Die 1964 mit dem Nationalpreis, 1977<br />

mit dem Bremer Literaturpreis und 1980 mit<br />

dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete<br />

DDR-Schriftsteller<strong>in</strong> Christa Wolf ist 1929<br />

<strong>in</strong> Landsberg an der Warthe geboren, wur-<br />

de mit ihrer Erzählung „Der geteilte Himmel“<br />

(1963) schlagartig bekannt und hat <strong>in</strong><br />

ihrem Roman „K<strong>in</strong>dheitsmuster“ (1976)<br />

Flucht und Vertreibung aus der ostbrandenburgischen<br />

Heimat beschrieben. Im<br />

Jahr 2006 hat sie unter dem Titel „Der Worte<br />

Adernetz“ <strong>in</strong> der edition suhrkamp e<strong>in</strong><br />

Bändchen mit Essays und Reden veröffentlicht,<br />

wor<strong>in</strong> sie über Schriftstellerkollegen<br />

schreibt, darunter auch über ihren<br />

akademischen Lehrer, den Leipziger Literaturprofessor<br />

Hans Mayer (1907 – 2001),<br />

von dem sie 1953 exam<strong>in</strong>iert worden war<br />

und dessen 100. Geburtstags am 19. März<br />

gedacht wurde. Die 1953 im Banat geborene<br />

Schriftsteller<strong>in</strong> Herta Müller gehörte<br />

zur deutschen M<strong>in</strong>derheit der Banater<br />

Schwaben <strong>in</strong> Rumänien und konnte 1987<br />

nach Westdeutschland ausreisen, wo sie<br />

mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet<br />

wurde. Der Münchner Hanser-Verlag<br />

hat jetzt <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Neuausgabe den Roman<br />

„Herztier“ (1994) veröffentlicht. Sie ist<br />

wohl die wichtigste Autor<strong>in</strong> der an Begabungen<br />

so reichen rumäniendeutschen Literatur.<br />

An dieser Stelle muss auch zweier Schlesier<br />

gedacht werden, die sich um die Literatur<br />

Ostdeutschlands <strong>in</strong> besonderer<br />

Weise verdient gemacht haben: Eberhard<br />

Günter Schulz (1929) aus Neusalz an der<br />

Oder veröffentlichte unter dem Titel<br />

„Leuchtendes Schlesien“ (2007) s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> gesammelten<br />

„Betrachtungen zu Ereignissen<br />

und Persönlichkeiten“ im Freiburger Bergstadt-Verlag,<br />

der 1732 <strong>in</strong> Breslau gegründet<br />

worden war; und Louis Ferd<strong>in</strong>and Helbig<br />

(1935) aus Liegnitz ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> nachträgliche<br />

Festschrift „Zwischen Verlust und Fülle“<br />

(2006) zum 70. Geburtstag im Dresdner<br />

Neisse-Verlag gewidmet, die 26 Aufsätze<br />

versammelt, darunter Beiträge von<br />

Klaus Hildebrandt/Nürnberg über den<br />

schlesischen Schriftsteller Horst Lange<br />

(1904 – 1971) und von Wolfgang Bittner/Köln<br />

über die Nachkriegsjahre als<br />

Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>d „Aufgewachsen <strong>in</strong> Ostfriesland“.<br />

Louis F. Helbig, der <strong>in</strong> den amerikanischen<br />

Staaten Indiana und Arizona<br />

Professuren <strong>in</strong>nehatte, heute <strong>in</strong> Südfrankreich<br />

lebt und 2000/04 Gastprofessor im<br />

schlesischen Grünberg war, hat sich <strong>in</strong> besonderer<br />

Weise verdient gemacht durch das<br />

umfassende Werk „Der ungeheure Verlust“<br />

(1988) über die deutschsprachige Literatur<br />

zum Thema „Flucht und Vertreibung“,<br />

das 1996 <strong>in</strong> dritter Auflage vorlag. Diese<br />

Buch ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Standardwerk,<br />

das Maßstäbe setzt zur Erforschung dieser<br />

Literatur, die an den germanistischen<br />

Instituten deutscher Universitäten immer<br />

noch kaum wahrgenommen oder bewusst<br />

ignoriert wird. In dieser Literatur werden der<br />

Schmerz und die Trauer lebendig über den<br />

jähen Heimatverlust, den die Betroffenen<br />

bis zu ihrem Lebensende nicht bewältigen<br />

können. Jetzt, wo die dritte Nachkriegsgeneration<br />

das Studium aufnimmt, sollte<br />

man hoffen dürfen, dass jüngere, von Krieg<br />

und Nachkriegszeit nicht mehr biografisch<br />

vere<strong>in</strong>nahmte Wissenschaftler den Mut f<strong>in</strong>den,<br />

sich diesem Jahrhundertthema zu stellen!<br />

Jörg Bernhard Bilke


<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSLEUTE / DE LIBRIS / TERMINE<br />

15<br />

Schlesier, die sie kennen sollten<br />

Günter Oskar Dyhrenfurth letzter Teil<br />

Es mag <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frage jener Zeit gewesen se<strong>in</strong>,<br />

warum Dyhrenfurth nicht s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rseits die<br />

Fortführung dieser wissenschaftlich doch<br />

sehr bedeutenden Monographie übernommen<br />

hat, zumal sie über <strong>e<strong>in</strong>e</strong> der damals<br />

renommiertesten Fachzeitschriften,<br />

der Palaeontographica herausgegeben<br />

wurde. Die Antwort dafür liegt zum <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

im Ausbruch des Ersten<br />

Weltkrieges, zu<br />

dem sich Dyhrenfurth<br />

sofort als Freiwilliger<br />

gemeldet<br />

hatte, zum andern<br />

wohl auch dar<strong>in</strong>,<br />

dass gleich zu<br />

Kriegsbeg<strong>in</strong>n, im Zeitraum<br />

von nur 10<br />

Monaten, <strong>in</strong>sgesamt<br />

70 Universitätsangehörige<br />

(darunter 3<br />

Dozenten) den Tod<br />

fanden und dass<br />

auch noch se<strong>in</strong> Doktorvater<br />

und Mentor,<br />

Fritz Frech, während<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Kriegse<strong>in</strong>sat-<br />

zes <strong>in</strong> Syrien 1917 an<br />

Malaria starb. Diese<br />

schicksalhaften Ereignisse<br />

haben auch<br />

bei Dyhrenfurth Spuren h<strong>in</strong>terlassen und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Zukunftspläne bee<strong>in</strong>flusst.<br />

Reich dekoriert war er aus s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />

Kriegse<strong>in</strong>satz zurückgekehrt, an dem er als<br />

Geologischer Sachverständiger, vornehmlich<br />

<strong>in</strong> den Alpen, teilgenommen hatte. Genannt<br />

seien hier nur das Eiserne Kreuz, das<br />

Militärverdienstkreuz der Österreichischen<br />

Feldjäger, das Österreichisch-Ungarische<br />

Ehrenzeichen des Roten Kreuzes und das<br />

Karl-Truppen-Kreuz. Was für ihn aber sehr<br />

viel mehr zählte, waren s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> 195 Bergtouren,<br />

die er während dieser Zeit durchführte<br />

und die er sorgfältig <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tourenbuch<br />

festgehalten hat. Dass er diesen<br />

Krieg <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n geliebten Bergen und mit<br />

wissenschaftlichen Aufgaben betraut<br />

überstehen durfte, zählte für ihn sehr viel<br />

mehr als der Krieg selbst. Nach der Rückkehr<br />

„Aus dem Felde" im Sommersemester<br />

1919 setzte er sich wieder mit voller Kraft<br />

als Privatdozent an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Universität <strong>in</strong><br />

Breslau e<strong>in</strong> und bot u.a. Vorlesungen und<br />

Übungen über die Historische Geologie und<br />

über den Bau der Alpen an. Bereits 1913<br />

hatte er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Habilitationsschrift „Monographie<br />

der Engad<strong>in</strong>er Dolomiten" als Beitrag<br />

zur „Geologischen Karte der Schweiz"<br />

veröffentlicht und sich damit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n <strong>in</strong>ternationalen<br />

Namen gemacht. Nach dem<br />

Krieg hatte er somit beste Aussichten auf<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n renommierten Lehrstuhl berufen zu<br />

werden. Umso überraschender mag daher<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Entscheidung gewesen se<strong>in</strong>, sich<br />

Günter Oskar Dyhrenfurth im<br />

Jahre 1911 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ehefrau<br />

Hettie, geb. Heymann.<br />

schon zwei Jahre danach für das Sommersemester<br />

beurlauben zu lassen. Daran<br />

änderte auch nicht die zwischenzeitliche Berufung<br />

zum Professor.<br />

In Wirklichkeit hatte das Bergsteigerfieber<br />

schon längst voll und ganz von Dyhrenfurth<br />

Besitz ergriffen und er war im Begriff,<br />

s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m zukünftiges Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong> voll-<br />

Günter Oskar Dyhrenfurth <strong>in</strong> der<br />

Uniform <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Schweizer Gebirgsjägers<br />

im Jahre 1918.<br />

kommen andere Richtung zu geben. Bevor<br />

er nach dem Krieg 1919 von der Schweiz<br />

aus zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Familie und zur Universität<br />

nach Breslau zurückgekehrt war, hatte er<br />

für sich und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Familie die E<strong>in</strong>reise- und<br />

Aufenthaltsgenehmigung <strong>in</strong> der Schweiz erwirkt.<br />

Dass er zwischenzeitlich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />

Wohnsitz <strong>in</strong> Salzburg nahm und von dort<br />

aus regelmäßig s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Dozentenpflichten<br />

<strong>in</strong> Breslau nachkam, war somit nur das Vorzeichen<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r endgültigen Loslösung von<br />

Breslau und von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Laufbahn als Universitätsprofessor<br />

und Wissenschaftler.<br />

Dieses neue Leben von Günter Oskar Dyhrenfurth,<br />

se<strong>in</strong> kometenhafter Aufstieg als Extrembergsteiger<br />

und anschließend auch der<br />

ähnlich gelagerte Lebensweg s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Sohnes<br />

Normann Dyhrenfurth beschreibt Andreas<br />

Nickel <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Buch „Dyhrenfurth<br />

– Zum dritten Pol", das soeben beim AS Verlag<br />

<strong>in</strong> Zürich erschienen ist. Auf 328 Seiten,<br />

mit zahlreichen erstmals veröffentlichten<br />

Fotos aus dem Familienarchiv der Dyhrenfurths<br />

hat Andreas Nickel, der selbst<br />

ebenfalls Bergsteiger und Filmregisseur <strong>in</strong><br />

der Schweiz ist, auf e<strong>in</strong>fühlsame und zugleich<br />

offenbarende Weise zusammengestellt.<br />

Mit vielen Details, H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />

(Dyrenfurth und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau Hettie,<br />

entstammten begüterten, alte<strong>in</strong>gesessenen<br />

Breslauer Familien, ursprünglich jüdischen<br />

Glaubens) und den Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />

mit dem Nationalsozialismus, gestaltete An-<br />

dreas Nickel e<strong>in</strong> spannendes Bergsteigerbuch,<br />

das ebenso als e<strong>in</strong> Zeitdokument und<br />

<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Familienbiographie gelten kann.<br />

Das Bergsteigerbuch umfasst Kapitel<br />

über zahlreiche Erstbegehungen <strong>in</strong> den Alpen,<br />

<strong>in</strong>sbesondere aber von Expeditionen<br />

und extremen Bergtouren im Himalaya und<br />

zwar im Spannungsbereich sowohl nationaler<br />

und sportlicher Konkurrenzkämpfe als<br />

auch <strong>in</strong> den Wirren des Ersten Weltkrieges.<br />

1930 und 1934 leitete er zwei Internationale<br />

Himalaya-Expeditionen (Jongsong Peak<br />

7420 m und Hidden Peak 8068 m). Zahlreiche<br />

Erstbegehungen gehen auf se<strong>in</strong> Konto,<br />

wobei s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau Hettie <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Höhenweltrekord<br />

mit 7500 m aufstellte. Während<br />

der Olympischen Sommerspiele 1936<br />

<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wurden beide mit der Bergsteigermedaille<br />

Prix olympique d`alp<strong>in</strong>isme ausgezeichnet.<br />

Dyhrenfurth und später auch<br />

se<strong>in</strong> Sohn Norman, waren darüber h<strong>in</strong>aus<br />

Pioniere als Filmproduzenten im Hochgebirge.<br />

Das Buch als Zeitdokument bezieht s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />

Bedeutung vor allem durch erstmals veröffentlichte<br />

Tagebuchaufzeichnungen und<br />

Briefe von Günter Oskar Dyhrenfurth, aber<br />

auch durch andere schriftliche Belege. Über<br />

200 Schwarzweiß-Fotos aus dem Archiv<br />

von Norman Dyhrenfurth unterstreichen die<br />

dokumentarische Aussage wesentlich und<br />

die verb<strong>in</strong>denden Kapitel des Autors Andreas<br />

Nickel machen das Buch nicht nur<br />

flüssig lesbar, sondern auch <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n gelegentlichen<br />

thematischen Sprüngen übersichtlich<br />

und verständlich.<br />

Das wissenschaftliche Buch offenbart<br />

sich nur, wenn man danach sucht. Zahlreiche<br />

H<strong>in</strong>weise mögen dazu anregen,<br />

weiterführende Literatur zur Hand zu nehmen.<br />

Dies gilt sowohl <strong>in</strong> Bezug auf zeitgeschichtliche<br />

Themen des Dritten Reiches,<br />

der Völkerkunde und der Naturwissenschaft,<br />

speziell der Geowissenschaften. Das Buch<br />

des Rezensenten Hans Völkel „M<strong>in</strong>eralogen<br />

und Geologen der Universität Breslau<br />

von 1811 bis 1945“ enthält viele biographische<br />

Informationen des Geologen Günter<br />

Oskar Dyhrenfurth. Nähere Angaben f<strong>in</strong>det<br />

man unter: www-voelkel.hans.de<br />

Dieses empfehlenswerte Buch aber von<br />

Andreas Nickel „Dyhrenfurth — Zum dritten<br />

Pol" mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Vorwort von Re<strong>in</strong>hold<br />

Messner, ist im Buchhandel zum Preis von<br />

26,80 € und unter ISDN 978-3-909111-27-<br />

5 erhältlich. Hans Völkel<br />

TERMINE<br />

DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER<br />

Freitag, 29. 6. 2007 (Stadtzentrum Hannover)<br />

17.00 Uhr, Ökumenischer Gottesdienst,<br />

Marktkirche, Hanns-Lilje-Platz 2. Predigt: Präsident<br />

des <strong>Schlesische</strong>n Kirchentages Landespastor<br />

i.R. Dr. Hans-Ulrich M<strong>in</strong>ke<br />

19.30 Uhr, Kulturveranstaltung der Stiftung<br />

Schlesien, Sparkassen-Forum, Schiffgraben 6<br />

– 8, Thema: Carl Gotthard Langhans – e<strong>in</strong><br />

schlesischer Baumeister zwischen Breslau und<br />

Berl<strong>in</strong> (Lichtbildervortrag von Prof. Dipl.-Ing.<br />

Friedhelm Grundmann) – Kostenbeitrag:<br />

2,00 Euro


16<br />

TERMINE<br />

Fraenkel/P<strong>in</strong>kus Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Schlesien am Sonntag, den 15. Juli 2007,<br />

ca. 16 Uhr: Symposium: Die Familie P<strong>in</strong>kus der Fraenkel FABRIKEN im<br />

20. jahrhundert: Max und Hans Hubert P<strong>in</strong>kus.<br />

Vorträge werden gehalten von: Mr. Michael Simonson: Archivist/<br />

Bibliothekar: Leo Baeck Institute, New York City.<br />

Thema: H<strong>in</strong>tergrund u. Wichtigkeit der Forschung <strong>in</strong> der Sammlung der<br />

Familie P<strong>in</strong>kus im Archiv der Leo Baeck Institute, New York City.<br />

– Dr. A. Baron, PHD. Gymnasiallehrer im Lyzeum <strong>in</strong> Zawatzkie, <strong>Oberschlesien</strong>,<br />

Thema: Max P<strong>in</strong>kus und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Welt.<br />

– Dr. R. Horn<strong>in</strong>g-Wistuba, CH.; Spezialist, Historiker <strong>in</strong> der P<strong>in</strong>kus<br />

Sammlung der Leo Baeck Institute, New York City; New York, u.a: Thema:<br />

Hans Hubert P<strong>in</strong>kus und die letzten Jahre der Fraenkel Fabriken<br />

unter der Nazi Gewaltherrschaft 1933 – 1939.<br />

Die Sprache der Messe, Feier u. der Vorträge werden ausschließlich <strong>in</strong><br />

Deutsch se<strong>in</strong>.Veranstaltungsort: Deutsche Hauptgaststätte, Hauptstr., Krobusch,<br />

nahe Zuelz, Kreis Neustadt, <strong>Oberschlesien</strong>, Lic. D. Robert Horn<strong>in</strong>g,<br />

CH, manzco@hotmail.com<br />

Silesia –<br />

<strong>Schlesische</strong>s Verkaufsstübel<br />

der Landsmannschaft Schlesien<br />

im Haus Schlesien<br />

Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,<br />

Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)<br />

Öffnungszeiten:<br />

Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr<br />

Montag: Ruhetag<br />

Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten.<br />

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(u.a. Landkarten, Stadtpläne, Aufkleber, Bücher,<br />

Bunzlauer Keramik, CD und MC u.v.m.).<br />

W i r b e r a t e n S i e g e r n u n d f a c h m ä n n i s c h ! ! !<br />

ANZEIGEN / TERMINE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />

Sonnabend<br />

23. 6. 2007<br />

Jahresausflug nach<br />

Bad Münstereifel<br />

mit Führungen<br />

durch Prof. Dr.<br />

Günther Walzik<br />

Montag<br />

25. 6. 2007,<br />

16.30 Uhr<br />

Hotel Daufenbach,<br />

Bonn, Brüdergasse:Conservativer<br />

politischer<br />

Cirkel: „Ostdenkschrift<br />

der EKD <strong>in</strong><br />

der Diskussion“<br />

Referent: Prof. Dr.<br />

Mart<strong>in</strong> Honecker<br />

Kurzfristige Änderungenvorbehalten<br />

– Bitte auf Tagespresse<br />

achten!<br />

Auskünfte / Infos /<br />

Anmeldungen:<br />

Tel: 0228/ 28 26 16<br />

www.schlesienbonn.de<br />

Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter<br />

Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />

Impressum: <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong>, Zeitung für Schlesien, vere<strong>in</strong>t mit Oberschlesischer<br />

Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e. V.,<br />

vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter,<br />

Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />

Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e.V. – Bundesleitung – im Internet:<br />

www.schlesien-lm.de<br />

Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteur<strong>in</strong>). Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />

Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />

Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der <strong>Schlesische</strong>n <strong>Nachrichten</strong> ist bei<br />

Quellenangabe und Zusendung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Belegexemplars gestattet.<br />

Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />

E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />

Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:<br />

E<strong>in</strong>zelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Ersche<strong>in</strong>ungsweise: zweimal<br />

im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s laufenden Jahres für<br />

das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Haftung übernommen.<br />

Unverlangt e<strong>in</strong>gesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt<br />

werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto<br />

beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbed<strong>in</strong>gt die Me<strong>in</strong>ung<br />

des Herausgebers oder der Redaktion wieder.<br />

Bankkonto: Volksbank Bonn Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />

Herstellung: Br<strong>in</strong>kmann Henrich Medien GmbH, M<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rzhagen<br />

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Sprachvermittlungsdienst<br />

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Dipl.-Ing. Damian Spielvogel<br />

Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und<br />

Übersetzer für die polnische Sprache<br />

Geislarstraße 63-65 • 53225 Bonn<br />

Tel./Fax: 02 28 – 97 37 958<br />

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können nicht erteilt werden.

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