Schlesische Nachrichten - Oberschlesien eine Region in Europa ...
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<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong><br />
G 9638<br />
Zeitung für Schlesien<br />
Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong><br />
Redaktionsanschrift: Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter, Tel. (0 22 44) 92 59-0<br />
Nummer 12/2007 E<strong>in</strong>zelpreis 2,00 Euro 15. Juni 2007<br />
Deutschlandtreffen –<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Demonstration für Schlesien<br />
Wofür wir jetzt streiten<br />
Wer im Vorfeld des Deutschlandtreffens<br />
mit Landsleuten spricht, wer die auf der<br />
Geschäftstelle e<strong>in</strong>gehenden Briefe liest, ist<br />
hoch erfreut über das Engagement der Schlesier<br />
für diese Veranstaltung. Man spürt, dass<br />
viele mit großen Erwartungen und mit<br />
Spannung dem Ereignis entgegensehen. Es<br />
liegt sicher an der prägenden Wirkung des<br />
noch immer tief sitzenden grauenhaften Geschehens<br />
der Vertreibung und an der großen<br />
Heimatverbundenheit der Schlesier,<br />
dass wir über sechzig Jahre nach der Vertreibung<br />
sagen können: Schlesien bewegt<br />
die Schlesier wie ehedem.<br />
Auf die hervorragenden Leistungen unserer<br />
Vorfahren, die über Jahrhunderte diese<br />
blühende deutsche Prov<strong>in</strong>z aufgebaut haben,<br />
können wir stolz se<strong>in</strong>. Sie s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong> weiterer<br />
Quell dafür, dass wir uns sehr gern mit<br />
dem Land identifizieren. Wer wollte auch<br />
nicht begeistert se<strong>in</strong> von den Beiträgen großer<br />
Schlesier für die Wissenschaft oder die<br />
kulturelle Entwicklung Deutschlands?<br />
Deutschlandtreffen<br />
der<br />
Schlesier<br />
2007<br />
Rudi Pawelka – Bundesvorsitzender der Landsmannschaft Schlesien<br />
Motto:<br />
Schlesien verpflichtet!<br />
30. 6./1. 7. 2007<br />
Hannover (Messegelände)<br />
Stets aktuelle Informationen unter:<br />
www.schlesien-lm.de<br />
Wie stark dieses Bewusstse<strong>in</strong> auch heute<br />
noch für das große Kulturland Schlesien<br />
vorhanden ist, konnte ich am 19. Mai anlässlich<br />
des 190. Stiftungsfestes der Alten<br />
Breslauer Burschenschaft der Raczeks zu Bonn<br />
auf dem Festkommers erfahren, bei dem ich<br />
die Festrede hielt. Bee<strong>in</strong>druckend dabei war,<br />
wie <strong>in</strong>tensiv von dem Verband alte Breslauer<br />
und schlesische Traditionen gepflegt werden,<br />
<strong>in</strong>sbesondere von der nachwachsenden Generation,<br />
denn weit mehr als die Hälfte der ca.<br />
160 anwesenden Burschenschafter waren mittleren<br />
oder jungen Alters. E<strong>in</strong> eigens zu dem<br />
190. Stiftungsfest herausgegebenes Liederbuch<br />
alter Breslauer Burschenlieder,<br />
darunter auch e<strong>in</strong>ige von unserem Heimatdichter<br />
Karl von Holtei <strong>in</strong> schlesischer<br />
Mundart verfasst, zeigen von dieser<br />
schlesischen Traditionspflege.<br />
In <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Grußwort wies M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
Dr.<br />
Jürgen Rüttgers auf<br />
das Gründungsjahr<br />
des Verbandes<br />
1817 h<strong>in</strong>,<br />
nur zwei Jahre<br />
nach der<br />
Gründung der<br />
Jenaer Urburschenschaft.<br />
Der traditions-<br />
Bild aus<br />
der<br />
Heimat<br />
Hl. Nepomuk an<br />
der Kreuzkirche,<br />
Breslau<br />
Archiv SN<br />
reiche Bund der Raczeks, so der M<strong>in</strong>isterpräsident,<br />
hat die Geschichte der burschenschaftlichen<br />
Bewegung von Beg<strong>in</strong>n<br />
entscheidend mitgeprägt<br />
und getreu dem Wahlspruch<br />
„Gott – Ehre –<br />
Freiheit – Vaterland!“<br />
die Ideale<br />
hochgehalten
2 POLITIK<br />
und mutig verteidigt. Rüttgers ermutigte die<br />
Burschenschaft ausdrücklich, das Andenken<br />
an die schlesische Heimat auch <strong>in</strong> Zukunft<br />
weiter aufrechtzuerhalten. Geschichte ist<br />
nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Worten nicht nur Geschehenes,<br />
sondern Geschichtetes – also der Boden, auf<br />
dem wir stehen und bauen. Der M<strong>in</strong>isterpräsident<br />
beklagte die Vernachlässigung<br />
bzw. die Tabuisierung der Er<strong>in</strong>nerung an<br />
Flucht und Vertreibung und stellte fest, dass<br />
jetzt die Geschichte mit Macht zurückkehrt.<br />
Zunehmend wollten gerade junge<br />
Menschen mehr über diese Geschichte wissen.<br />
Diese Geschichte ist nach s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Worten<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Katastrophe, die weit <strong>in</strong> das Mittelalter<br />
zurückreichende deutsche Lebenswelt<br />
und Kultur im Osten <strong>Europa</strong>s vernichtet<br />
hat und die Geschichte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r nationalen<br />
Tragödie aller Deutschen.<br />
Im Übrigen sei erwähnt, dass Bundeskanzler<br />
a.D. Dr. Helmut Kohl neben s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
guten Wünschen für die Zukunft <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Grußwort im Unverb<strong>in</strong>dlichen blieb. Er hob<br />
die Erfolge des europäischen E<strong>in</strong>igungsprozesses<br />
hervor für den die Raczeks e<strong>in</strong>getreten<br />
wären und ermutigte dazu, die Verständigung<br />
zu Polen zu pflegen. Kohl, wie<br />
wir ihn kennen.<br />
Es ist für uns gut zu wissen, wenn gerade<br />
<strong>in</strong> studentischen Verbänden unsere Anliegen<br />
vertreten werden. Erfreulich war für<br />
mich zu erfahren, mit welch großer Sympathie<br />
die von mir angesprochenen Fragen aufgenommen<br />
wurden. Geradezu als Bestätigung<br />
dieser E<strong>in</strong>schätzung sagte mir der Vorsitzende<br />
der Alten Breslauer Burschenschaften<br />
öffentlich zu, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Abordnung der<br />
Raczeks zum Deutschlandtreffen nach Hannover<br />
zu entsenden.<br />
Die E<strong>in</strong>heit der heimatlichen Schlesier<br />
herstellen ist e<strong>in</strong> wichtiges Ziel, das wir mit<br />
unserem Treffen verb<strong>in</strong>den. Unsere Anliegen<br />
vermitteln, Lösungen anmahnen und die<br />
heute noch aktuellen Probleme aufzeigen,<br />
damit wollen wir an die Öffentlichkeit treten.<br />
Wir brauchen unsere Argumente nicht<br />
zu verstecken. Ganz im Gegenteil! Wir stehen<br />
mit unseren Forderungen auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m gesicherten<br />
moralischen Fundament, weil wir<br />
uns auf Regeln berufen, die <strong>in</strong>ternational unbestritten<br />
s<strong>in</strong>d, die vor allem aber für deutsche<br />
Betroffene nicht angewandt werden.<br />
Leider s<strong>in</strong>d es gerade deutsche Politiker, die<br />
mit Sche<strong>in</strong>argumenten stets versucht haben,<br />
den deutschen Opfern ihr Recht zu bestreiten.<br />
Dieses Recht aber e<strong>in</strong>zufordern, ist die<br />
historische Pflicht der Vertriebenen, damit<br />
Menschen <strong>in</strong> Zukunft von der Geisel der Vertreibung<br />
verschont bleiben. Nicht vergessen<br />
werden dürfen aber die heutigen Bedrückungen<br />
vieler Menschen <strong>in</strong> Auswirkung des<br />
fortgeltenden Unrechts. Wer dies übersieht,<br />
kann nicht den Anspruch erheben, humane<br />
Politik als Richtschnur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Handelns<br />
zu erheben sowie sich für ungeteilte Menschenrechte<br />
e<strong>in</strong>zusetzen. Da die Maßstäbe<br />
<strong>in</strong> der Politik verloren gegangen s<strong>in</strong>d, bedarf<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s deutlichen Aufbegehrens und bedarf<br />
es der Aufklärung. Hierzu wollen wir <strong>in</strong> Hannover<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beitrag leisten.<br />
Die evangelische Kirche <strong>in</strong> Oppeln – <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Inselgeme<strong>in</strong>de. Im Vergleich zum katholischen<br />
Umfeld ist die heutige evangelische<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>de w<strong>in</strong>zig kle<strong>in</strong> – sie umfaßt<br />
ca. 200 Gläubige.<br />
Das war e<strong>in</strong>mal anders: Vor dem Krieg und<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Folgen war <strong>in</strong> Oppeln jeder dritte<br />
der etwa 30.000 E<strong>in</strong>wohner e<strong>in</strong> Protestant.<br />
Wie das „<strong>Schlesische</strong> Wochenblatt“ berichtet,<br />
erreichte die Lehre Luthers Oppeln<br />
um das Jahr 1524. E<strong>in</strong>e eigene evangelische<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>de bildete sich erst<br />
1808. Die Geburtswehen wurden erst<br />
durch das wiederholte E<strong>in</strong>greifen des zuständigen<br />
preußischen M<strong>in</strong>isters beseitigt.<br />
Die ehemalige Franziskanerkirche wurde<br />
ihnen dann überlassen.<br />
Deren Klosterbauten g<strong>in</strong>gen 1837 <strong>in</strong> ihren<br />
Besitz über. Von nun an wuchs die Zahl<br />
der Geme<strong>in</strong>demitglieder von Jahr zu<br />
Jahr. 1939 waren von den ca. 30.000 E<strong>in</strong>wohnern<br />
etwa 9.000 evangelisch. Der<br />
Pfarrgeme<strong>in</strong>de gehörten zu dieser Zeit e<strong>in</strong><br />
Pflegeheim und e<strong>in</strong> K<strong>in</strong>derheim. Heute wird<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Katechesesaal jede Woche<br />
Religion unterrichtet. Am 6. Juni sollen<br />
acht Konfirmanden ihr Abendmahl<br />
empfangen. Bei der Pfarrgeme<strong>in</strong>de ist e<strong>in</strong><br />
Max-Drischner-Chor aktiv, und auch Ältere<br />
treffen regelmäßig zusammen.<br />
Die Oppelner Lutheraner pflegen Kontakte<br />
zu zwei befreundeten Pfarrgeme<strong>in</strong>den <strong>in</strong><br />
Deutschland. E<strong>in</strong>e von ihnen ist die Pfarrgeme<strong>in</strong>de<br />
St. Petri <strong>in</strong> Bautzen. E<strong>in</strong> wichtiges<br />
Ereignis sei, so der Priester, nach<br />
fünfjähriger Pause e<strong>in</strong> Besuch des Pfarrchores<br />
aus der Geme<strong>in</strong>de St. Sixti <strong>in</strong> Northeim.<br />
Partnerschaftsabkommen der EU mit<br />
Russland liegt wegen des E<strong>in</strong>spruchs<br />
Polens nach wie vor auf Eis. Auch das<br />
Spitzentreffen zwischen Präsident Put<strong>in</strong><br />
und der EU-Ratspräsident<strong>in</strong> Merkel im russischen<br />
Samara am 18. 5. 2007 brachte<br />
k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Durchbruch für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Vertrag.<br />
Put<strong>in</strong> war nicht bereit, das Importverbot<br />
für polnische Fleischprodukte aufzuheben,<br />
da Russland Verstöße Polens gegen<br />
Hygienevorschriften sieht. Polen hielt<br />
deshalb se<strong>in</strong> Veto aufrecht und wurde dabei<br />
von Litauen unterstützt, das gegenwärtig<br />
unter <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Boykott russischer Öllieferungen<br />
leidet. Offenbar liegt der<br />
Grund für den Stopp der Öllieferungen an<br />
den Staat im Baltikum <strong>in</strong> dem Verkauf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Raff<strong>in</strong>erie an Polen und nicht an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
russischen Bewerber. Obgleich zunächst<br />
bei anderen EU-Staaten Verständnis für<br />
die beiden Staaten gezeigt wurde, gibt es<br />
<strong>in</strong>zwischen Stimmen, die zum E<strong>in</strong>lenken<br />
drängen. Das Problem ist allerd<strong>in</strong>gs <strong>in</strong> Zusammenhang<br />
mit der Verhärtung der Beziehungen<br />
zwischen Russland, der EU und<br />
den USA zu sehen.<br />
<strong>Schlesische</strong> Notizen<br />
Polnisches<br />
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Wie alle M<strong>in</strong>derheiten, müssen auch<br />
evangelische h<strong>in</strong> und wieder auf ihre Rechte<br />
pochen. „Bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r beabsichtigten katholisch-evangelischen<br />
Ehe ist noch immer<br />
e<strong>in</strong> Dispens der katholischen Kirche<br />
erforderlich“, sagt der Pastor. Der bzw. die<br />
Evangelische müsse dabei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erklärung<br />
unterschreiben, daß die K<strong>in</strong>der im katholischen<br />
Glauben erzogen werden würden.<br />
Diesbezüglich ist <strong>in</strong> Oppeln die Zeit stehengeblieben.<br />
●<br />
Wie frische Semmeln ... geht sogar<br />
Brachland weg. Diese Aussage umschreibt<br />
die Situation der Grundstücksund<br />
Immobilienpreise <strong>in</strong> der Wojwodschaft<br />
Schlesien derzeit. An manchen Orten ist<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Steigerung um 100 % zu registrieren.<br />
Im Zentrum von Kattowitz s<strong>in</strong>d Gebäude<br />
und Grundstücke genau so teuer wie <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong>.<br />
Bisher galt: 100 Zloty pro Quadratmeter<br />
Baugrundstück <strong>in</strong> guter Lage. Inzwischen<br />
kostet 1 qm Grund und Boden mit<br />
guter Verkehrsanb<strong>in</strong>dung mehr als 1.000<br />
Zloty. Anbieter von Land erleben z.Zt. <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
regelrechten Ansturm von Kauf<strong>in</strong>teressenten,<br />
dabei wird ausbaufähiges Land<br />
immer weniger. Landesweit hat die zuständige<br />
Agrarimmobilienagentur nur<br />
noch ca. 400.000 Hektar zu vergeben. Dar<strong>in</strong><br />
ist naturgemäß auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ursache für<br />
den enormen Anstieg der Grundstücksund<br />
Wohnungspreise zu suchen. Die<br />
höchsten Bodenpreise <strong>in</strong> der <strong>Region</strong> Oppeln<br />
werden derzeit <strong>in</strong> den Geme<strong>in</strong>den Alzenau,<br />
Stubendorf, Grottkau, Eisenhammer<br />
und Groß Neukirch erzielt.<br />
Ermittlungen gegen Ex-Präsident<br />
Kwasniewski. Offenbar empf<strong>in</strong>dlich getroffen<br />
wurde die rechtsextreme Regierung<br />
der Brüder Kaczynski <strong>in</strong> Polen<br />
durch die Unterstützung der „Bewegung<br />
für Demokratie“ durch Ex-Präsident<br />
Kwasniewski. Die Vere<strong>in</strong>igung richtet<br />
sich gegen den Demokratieabbau <strong>in</strong> Polen.<br />
Wenige Tage nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Protestveranstaltung<br />
unter Beteilung des prom<strong>in</strong>enten<br />
Politikers leitete die Staatsanwaltschaft<br />
Warschau gegen ihn e<strong>in</strong><br />
Untersuchungsverfahren e<strong>in</strong>. Vorgeworfen<br />
wird die Annahme von Spendengeldern<br />
aus dem Ausland für <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Stiftung Kwasniewskis, was von Regierungsmitgliedern<br />
als illegal angesehen<br />
wird. Die gespendeten 237 000 Euro<br />
stammen vom ukra<strong>in</strong>ischen Oligarchen<br />
Victor Piutschuk, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Schwiegersohn<br />
des Ex-Präsidenten Kutschma. Die<br />
Stiftung hat sich u.a. die Annäherung der<br />
Ukra<strong>in</strong>e an die EU zum Ziel gesetzt. Der<br />
Vorgang zeigt, mit welcher Unerbittlichkeit<br />
<strong>in</strong> Polen Oppositionelle verfolgt<br />
werden.
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 POLITIK<br />
3<br />
Nach wie vor Streit um Raketenaufstellung<br />
<strong>in</strong> Polen. Es zeichnet sich ab,<br />
dass die USA und Russland zu k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r E<strong>in</strong>igung<br />
<strong>in</strong> der Raketenfrage kommen<br />
werden. Bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Treffen der amerikanischen<br />
Außenm<strong>in</strong>ister<strong>in</strong> Condoleezza Rice<br />
mit Präsident Put<strong>in</strong> kam es lediglich zu der<br />
Vere<strong>in</strong>barung, dass beide Parteien <strong>in</strong> der<br />
öffentlichen Polemik die Rhetorik mäßigen<br />
wollen. Es bleibt die russische Haltung,<br />
dass bei <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Festhalten an den Raketenplänen<br />
auch die abgeschlossenen<br />
Verträge über die Rüstungsbegrenzung<br />
gekündigt würden. Der amerikanische H<strong>in</strong>weis,<br />
dass die Abwehrraketen k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Bedrohung<br />
für Russland seien, die sie sogar<br />
das Land gegen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beschuss durch<br />
Waffen von sogenannten Terrorstaaten<br />
schützen würden, wird von Moskau nicht<br />
anerkannt. Es sieht wesentliche Vere<strong>in</strong>barungen<br />
verletzt, da e<strong>in</strong> neues Waffensystem<br />
näher an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Grenzen rückt. Die<br />
Diskussion spart <strong>in</strong>zwischen Polen aus, da<br />
das Land den USA freie Hand gegeben<br />
hat.<br />
Leserbriefe<br />
Ungleiches Recht<br />
In Tschechien gilt seit kurzem e<strong>in</strong> Gesetz,<br />
wonach die doppelsprachigen Schilder <strong>in</strong><br />
Geme<strong>in</strong>den zugelassen werden können,<br />
<strong>in</strong> denen die polnische M<strong>in</strong>derheit nur 10<br />
Prozent der Gesamtbevölkerung ausmacht.<br />
In Polen dagegen muss die deutsche<br />
M<strong>in</strong>derheit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geme<strong>in</strong>de m<strong>in</strong>destens<br />
20 Prozent betragen, um <strong>in</strong> denselben<br />
„Genuss“ kommen zu können.<br />
Die polnische M<strong>in</strong>derheit <strong>in</strong> Tschechien<br />
wird auf etwa 40 000 Mitglieder geschätzt,<br />
die deutsche <strong>in</strong> Polen zählt vergleichsweise<br />
zehnmal so viel. In Tschechien darf diese<br />
Vorschrift <strong>in</strong> 31 Geme<strong>in</strong>den Anwendung<br />
f<strong>in</strong>den; und <strong>in</strong> wie vielen <strong>in</strong> Polen: <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r,<br />
vielleicht <strong>in</strong> zwei, – und zwar wegen<br />
der bürokratischen H<strong>in</strong>dernisse?!<br />
Gälte die 10-Prozent-Klausel auch <strong>in</strong><br />
Polen, dann ergäbe sich selbstverständlich<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> völlig andere Situation. Man muss<br />
sich fragen: Woher diese Diskrepanz <strong>in</strong> den<br />
beiden Ländern? Wer ist dafür verantwortlich<br />
zu machen?<br />
Es wäre wünschenswert, wenn <strong>in</strong> Zukunft<br />
e<strong>in</strong> M<strong>in</strong>derheitengesetz geschaffen<br />
werden könnte, das <strong>in</strong> allen Ländern der<br />
Europäischen Union dieselben Rechte und<br />
Pflichten für die nationalen und ethnischen<br />
M<strong>in</strong>derheiten e<strong>in</strong>führte.<br />
E<strong>in</strong>en solchen Gesetzentwurf könnten<br />
die Abgeordneten des <strong>Europa</strong>parlamentes<br />
schon heute e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, denn <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Unifizierung<br />
der M<strong>in</strong>derheitengesetze auf dem<br />
ganzen EU-Gebiet wäre k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> schlechte<br />
Lösung des Problems!<br />
Warum sollten diese Initiative nicht die<br />
deutschen EU-Parlamentarier ergreifen?<br />
Erhard Bastek, Beuthen O/S<br />
Deutschlandtreffen der Schlesier<br />
30. Juni/1. Juli 2007<br />
Hannover (Messe-Gelände)<br />
Motto: Schlesien verpflichtet!<br />
Deutschlandtreffen 2007<br />
Nicht mehr lange und das große Treffen<br />
der Schlesier<strong>in</strong>nen und Schlesier steht vor<br />
der Tür. Abertausende von Landsleuten<br />
werden sich aufmachen nach Hannover.<br />
Aufmachen <strong>in</strong> das Bundesland, das seit<br />
Jahrzehnten das neue Zuhause vieler Vertriebener<br />
ist, das wieder treu zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Patenschaft<br />
für die Landsmannschaft steht<br />
und dessen M<strong>in</strong>isterpräsident e<strong>in</strong> Freund<br />
der Schlesier<strong>in</strong>nen und Schlesier ist.<br />
Christian Wulff und die niedersächsische<br />
Landesregierung werden uns mit offenen<br />
Armen empfangen. Das tut uns gut! Ich<br />
bitte deshalb alle Entschlossenen, auch<br />
wirklich zu kommen, alle Unentschlossenen,<br />
sich <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Ruck zu geben, und diejenigen,<br />
die eigentlich nicht nach Hannover<br />
fahren wollten, es sich noch e<strong>in</strong>mal zu<br />
überlegen. Alle s<strong>in</strong>d e<strong>in</strong>geladen!<br />
Vor allem rufe ich die <strong>in</strong> der Vertreibung<br />
Geborenen der Bekenntnisgeneration<br />
auf, die Chance zu ergreifen, fern der Heimat<br />
e<strong>in</strong> wenig Schlesien zu schnuppern.<br />
Ich b<strong>in</strong> mir sicher: das wird Lust darauf machen,<br />
dieses unendlich schöne, weite und<br />
vielfältige Land selbst kennenlernen zu<br />
wollen. Schlesien ist nicht im Strom der<br />
Geschichte untergegangen. Unser Land<br />
ist <strong>in</strong> Entwicklung. Die Offenheit der Gren-<br />
zen, die vielfältigen Kontakte zwischen Ost<br />
und West – vorangetrieben oftmals von<br />
den Heimatvertriebenen selbst – und die<br />
Möglichkeiten der europäischen E<strong>in</strong>igung<br />
haben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Horizont eröffnet.<br />
Die schlesische Geschichte erhält e<strong>in</strong><br />
neues Kapitel. Es wird gerade erst geschrieben.<br />
Und wir Schlesier<strong>in</strong>nen und<br />
Schlesier wollen daran mitschreiben.<br />
Lassen wir uns dafür vom Deutschlandtreffen<br />
<strong>in</strong>spirieren. Es bietet für jeden Geschmack<br />
etwas: für den Kulturbeflissenen,<br />
für den Aktiven <strong>in</strong> den Gliederungen der<br />
Landsmannschaft, für den wissenschaftlich<br />
Interessierten, für den, der mal wieder<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n schlesischen Gottesdienst feiern<br />
will – und für alle, die e<strong>in</strong>fach nur mit<br />
schlesischen Landsleuten zusammenkommen<br />
wollen. Herzlich Willkommen <strong>in</strong><br />
Hannover!<br />
Prof. Dr. Dr. h.c. Michael Pietsch<br />
Präsident der <strong>Schlesische</strong>n<br />
Landesvertretung<br />
– Bundesdelegiertenversammlung –<br />
Wir erbitten Ihre Spende auf das Konto bei<br />
der Volksbank Bonn Rhe<strong>in</strong>-Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG.<br />
BLZ 380 601 86, Konto-Nr. 260 089 3028.<br />
Auf Wunsch können wir Ihnen <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Spendenbesche<strong>in</strong>igung<br />
ausstellen.<br />
Deutschlandtreffen der Schlesier 2007<br />
Schlesien verpflichtet!<br />
E<strong>in</strong> sichtbares Zeichen<br />
der Verbundenheit <strong>in</strong> Trachtenvielfalt<br />
Sehr geehrte Damen und Herren,<br />
liebe Landsleute, liebe Freunde Schlesiens!<br />
Das diesjährige Deutschlandtreffen der Schlesier am 30. 6. und am 1. 7. 2007 <strong>in</strong> Hannover<br />
muss e<strong>in</strong> Erfolg werden. Schlesien muss präsent se<strong>in</strong>, und zwar nicht nur auf dem<br />
Messegelände <strong>in</strong> Hannover! In der Landeshauptstadt unseres Patenlandes wollen wir friedlich<br />
für unser Schlesien das Wort ergreifen! Schlesien verpflichtet! – so lautet das Motto<br />
des diesjährigen Deutschlandtreffens. Wenn wir diese Losung ernst nehmen, dann hat<br />
Schlesien auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Zukunft!<br />
Dass es Schlesien und die Schlesier noch gibt, muss <strong>in</strong> Hannover erneut bewiesen<br />
werden!<br />
Daher rufe ich alle Trachtengruppen, e<strong>in</strong>zelne Trachtenträger, Mitglieder der schlesischen<br />
Traditionsverbände, schlesische Bergmänner, Angehörige der schlesischen studentischen<br />
Verb<strong>in</strong>dungen, Fahnenabordnungen der jeweiligen Gruppen unserer Landsmannschaft<br />
Schlesien auf, <strong>in</strong> schlesischer Tracht, Bergmannsuniform oder mit Fahnen<br />
unserer Gliederungen sich an der großen Trachtenparade vor dem Beg<strong>in</strong>n der Politischen<br />
Hauptkundgebung am Sonntag, 1. 7. 2007, zu beteiligen.<br />
Zeigen wir die E<strong>in</strong>heit Schlesiens und die Geschlossenheit der Schlesier <strong>in</strong> der Trachtenvielfalt!<br />
Treffpunkt: Jugendecke der <strong>Schlesische</strong>n Jugend („<strong>Schlesische</strong>s Dorf“) <strong>in</strong> der<br />
Halle 2<br />
Zeitpunkt: Sonntag, 01.07.2007, im Anschluss an die evangelischen und<br />
katholischen Gottesdienste (ab ca. 11.00 Uhr)<br />
Ansprechpartner: Herr Christoph Wylezol (Tel.: 0175 166 26 03)<br />
Schlesien verpflichtet!<br />
Auf Wiedersehen <strong>in</strong> Hannover!<br />
Schlesien Glückauf!<br />
Damian Spielvogel, Organisationsleiter
4<br />
ZEITGESCHEHEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Überlegungen zur Überführung von Sammlungsgut<br />
<strong>in</strong> das Museum des Herkunftsortes<br />
In den SN berichteten wir schon mehrfach über die aktuelle Diskussion um den<br />
bestmöglichen Umgang mit dem Sammlungsgut der <strong>Schlesische</strong>n Heimatstuben.<br />
Der hier abgedruckte Beitrag von Waltraud Schulz-Warber entstammt dem Protokoll<br />
der Tagung beim Bundes<strong>in</strong>stitut für Kultur und Geschichte der Deutschen<br />
im östlichen <strong>Europa</strong> <strong>in</strong> Oldenburg (vgl. z. B. SN 3/3007, S. 8, SN 4/2007, S. 6) und<br />
gibt beispielhaft die Überlegungen der Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger wieder. In<br />
der nächsten Ausgabe lesen Sie <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Beitrag von Dr. Gerhard Kaske.<br />
Wenn ich hier von den Überlegungen im<br />
Vorstand der Bundesvere<strong>in</strong>igung der<br />
Brieger zur evtl. Überführung von Sammlungsgut<br />
<strong>in</strong> das Museum des ursprünglichen<br />
Heimatorts berichte, möchte ich unseren<br />
derzeitigen Diskussionsstand nicht<br />
unbed<strong>in</strong>gt als Empfehlung <strong>in</strong> die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> oder<br />
andere Richtung verstanden wissen, sondern<br />
eher als Hilfestellung für solche Heimatgruppen,<br />
die sich <strong>in</strong> absehbarer Zukunft<br />
mit ähnlichen Fragen beschäftigen<br />
müssen.<br />
Da die Vorgeschichte dabei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> wesentliche<br />
Rolle spielt, werde ich, soweit<br />
zum besseren Verständnis nötig, darauf<br />
e<strong>in</strong>gehen. Vorausschicken möchte ich<br />
auch, dass m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ansicht nach die<br />
Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger und die Patenstadt<br />
Goslar vielleicht <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Sonderstellung<br />
e<strong>in</strong>nehmen, weil die Brieger e<strong>in</strong><br />
besonders gutes Verhältnis zu ihrer Patenstadt<br />
haben. Schließlich war Goslar die<br />
erste westdeutsche Stadt, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Patenschaft<br />
Ober <strong>e<strong>in</strong>e</strong> ostdeutsche übernahm,<br />
– schon im Jahre 1950. Das Bewusstse<strong>in</strong><br />
dieser Vorreiterrolle trug vermutlich<br />
zu dem guten Verhältnis bei.<br />
Nach der Patenschaftsübernahme<br />
folgten den Worten schnell Taten mit der<br />
E<strong>in</strong>richtung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Betreuungsstelle Brieg<br />
bei der Goslarer Stadtverwaltung, durch<br />
die u.a, auch die Brieger Heimatstube –<br />
wir nennen sie lieber „Historische Sammlung<br />
Brieg“ – viel Unterstützung erfuhr. Diese<br />
Betreuungsstelle gibt es zwar nicht<br />
mehr, aber <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Stabstelle für Paten- und<br />
Partnerschaftsarbeit beim Oberbürgermeister<br />
der Stadt Goslar.<br />
Geme<strong>in</strong>sam mit Vertretern der Patenstadt<br />
wurde von der Bundesvere<strong>in</strong>igung<br />
aus seit 1975 versucht, Kontakte zu den<br />
jetzt polnischen Bewohnern Brieg/Brzegs<br />
anzuknüpfen, die sich gut entwickelten und<br />
nach der Wende <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Partnerschaft Goslar/<br />
Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger/ Stadt<br />
Brieg/Brzeg e<strong>in</strong>mündeten. Wichtigste<br />
Vertrauensperson war <strong>in</strong> all den Jahren dabei<br />
Museumsdirektor Pawet Kozerski<br />
vom <strong>Schlesische</strong>n Museum im Piastenschloss<br />
Brieg.<br />
Da lag es nahe, e<strong>in</strong>mal daran zu denken,<br />
ob man die gesammelten Bestände<br />
<strong>in</strong> Goslar nicht <strong>in</strong> das Museum im Brieger<br />
Schloss überrührt, zumal Paul Kozerski<br />
das wohl gerne gesehen hätte, Im Vorstand<br />
der Bundesvere<strong>in</strong>igung überprüften wir<br />
das unter verschiedenen Aspekten:<br />
1.) Gibt es museums- und archivgerechte<br />
Lagermöglichkeiten am Heimatort,<br />
und wie sieht es mit den Präsentationsmöglichkeiten<br />
dort aus?<br />
2.) Wie ist das Brieger Museum personell<br />
ausgestattet?<br />
a) Kann der Wille zur angemessenen<br />
Präsentation vorausgesetzt werden<br />
oder besteht Gefahr der Geschichtsklitterung?<br />
b) Ist genügend Personal zur Aufarbeitung<br />
(z.B. sachgerechter Beschriftung<br />
<strong>in</strong> polnischer Sprache vorhanden?<br />
3.) Wie weit ist Rücksicht zu nehmen auf<br />
evtl. Vorbehalte deutscher Spender und<br />
deren Umfeld bei Überführung der Bestände?<br />
4.) Wie steht es um die Erreichbarkeit der<br />
Sammlung für die oftmals betagten<br />
deutschen Brieger?<br />
Für uns ergab sich zu:<br />
1.) Die museums- und archivgerechten Lagermöglichkeiten<br />
s<strong>in</strong>d im Laufe der Zeit<br />
wesentlich verbessert worden.<br />
Weniger gute Aussichten bestehen<br />
bei den Präsentationsvoraussetzungen,<br />
denn das Brieger Schlossmuseum verfügt<br />
über umfangreiche eigene Bestände, da<br />
Brieg Jahrhundertelang Residenz der Piastenherzöge<br />
war, – an Er<strong>in</strong>nerungsstücken<br />
und Schrifttum, die Flucht und Vertreibung<br />
der deutschen Bevölkerung betreffend,<br />
darf man wohl ke<strong>in</strong> primäres Interesse<br />
erwarten,<br />
zu 2a) Solange Pawel Kozerski Museumsdirektor<br />
im Brieger Schloss ist,<br />
braucht man um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> angemessene Präsentation<br />
von Objekten aus der Goslarer<br />
Sammlung nicht besorgt zu se<strong>in</strong>, aber wie<br />
s<strong>in</strong>d die Zukunftsperspektiven unter den<br />
Nachfolgern?<br />
2b) Wie <strong>in</strong> deutschen Museen klagt auch<br />
unser Brieger Museumsdirektor über so<br />
wenig Personal, dass er kaum die eigenen<br />
Bestände aufarbeiten lassen kann, -<br />
zu 3.) erübrigt sich an diesem Ort jeder<br />
Kommentar, -<br />
zu 4.) bei evtl. Überführung nach Brieg<br />
wäre für die meisten deutschen Brieger bei<br />
deren hohem Durchschnittsalter die Erreichbarkeit<br />
nicht mehr gewährleistet.<br />
Nun gibt es für die Sammlung <strong>in</strong> Goslar<br />
sehr gute Voraussetzungen:<br />
a) In der Stabstelle beim Oberbürgermeister<br />
gibt es <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Ansprechpartner,<br />
der über <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Schlüssel zur Heimatstube<br />
verfügt und nach Voranmeldung<br />
für Besucher öffnen kann.<br />
b) Die Räume für die Sammlung stehen<br />
unbegrenzt zur Verfügung, und<br />
die Bestände wurden mit Unterstützung<br />
vom Kulturressort der<br />
Stadt Goslar und deren Museumsmannschaft<br />
übersichtlich präsentiert.<br />
c) Die Sammlung wird <strong>in</strong> Goslar viel genutzt,<br />
nicht nur für Familien- und Heimatortsforschungen,<br />
sondern auch<br />
für Führungen von Schüler- und Lehrergruppen.<br />
Da Goslarer Gymnasien<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n regen Schüleraustausch mit<br />
Brieger Schulen pflegen, besuchen<br />
sowohl deutsche wie auch polnische<br />
Schülergruppen aus Brieg und Umgebung<br />
die Historische Sammlung.<br />
Jährlich f<strong>in</strong>den <strong>in</strong> der Patenstadt,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> geme<strong>in</strong>same Initiative der<br />
Bundesvere<strong>in</strong>igung und der Stadt<br />
Goslar, Sem<strong>in</strong>are für polnische<br />
Deutschlehrer aus Brieg und Umgebung<br />
statt, sie lernen bei der Führung<br />
durch die Sammlungen ihre<br />
Heimatstadt von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ihnen neuen<br />
Seite kennen.<br />
Unsere Überlegungen zur evtl. Überführung<br />
des Sammlungsgutes nach Brieg<br />
mündeten <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong> vorläufige Vere<strong>in</strong>barung:<br />
Solange die Bundesvere<strong>in</strong>igung der Brieger<br />
für die Betreuung der Bestände aufkommen<br />
kann, verbleiben sie <strong>in</strong> Goslar.<br />
Sollte dies irgendwann <strong>in</strong> Zukunft nicht<br />
mehr gewährleistet se<strong>in</strong>, werden die Bestände<br />
vom <strong>Schlesische</strong>n Museum <strong>in</strong> Görlitz,<br />
das bereits e<strong>in</strong> Inventarverzeichnis anlegen<br />
ließ, übernommen – mit dem Wermutstropfen,<br />
dass vieles zwangsläufig im<br />
Magaz<strong>in</strong> bleiben muss, aber „Museums“<br />
gerecht verwahrt wird, – und Görlitz liegt<br />
auf deutscher Seite am Weg nach Brieg.<br />
Waltraud Schulz-Warber<br />
<strong>Nachrichten</strong> aus Görlitz<br />
Aus der Sächsischen Zeitung für die schlesische <strong>Region</strong> Görlitz<br />
✍ Firmen greifen Stadtrat an. Görlitzer<br />
Unternehmen haben jetzt massiv <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Trendwende <strong>in</strong> der Görlitzer Stadtpolitik<br />
gefordert. Die Sicherung der Sächsischen<br />
Landesausstellung müsse absoluten<br />
Vorrang haben, appellierten 16 Firmenchefs.<br />
Sie forderten den Stadtrat auf,<br />
den Haushaltsentwurf des Oberbürgermeisters<br />
zu beschließen und k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Zusatzwünsche<br />
h<strong>in</strong>e<strong>in</strong>zuschreiben. Solche<br />
Wünsche bergen die Gefahr, dass der Regierungspräsident<br />
den Hauhalt nicht genehmige.<br />
✍ Rat legt Sparliste vor. Die Fraktionen weisen<br />
die Kritik von Görlitzer Unternehmern zurück<br />
und sehen sich als Vorreiter beim Schließen<br />
des Hauhaltslochs. Der vom Oberbürgermeister<br />
Paulick geplante neue strukturelle Fehlbetrag<br />
im Etat belaufe sich auf rund 2,4 Millionen<br />
Euro im Jahr 2007 und auf 5,4 Millionen<br />
Euro 2008. Das sei <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Neuverschuldung von<br />
25 bzw. 45 Prozent, erklärte CDU-Fraktionsvorsitzender<br />
Michael Hannich. Er selbst habe<br />
32 Vorschläge zu E<strong>in</strong>sparungen e<strong>in</strong>gereicht, die<br />
zu 2,5 Millionen Euro E<strong>in</strong>sparungen im Verwaltungshaushalt<br />
führen würden.
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 ZEITGESCHEHEN / LM SCHLESIEN<br />
5<br />
✍ Neuer Bischof für das Bistum Görlitz.<br />
Papst Benedikt der XVI. berief den Generalvikar<br />
im Bistum Dresden-Meißen, Konrad<br />
Zdarsa zum neuen Bischof des Bistums<br />
Görlitz. Er folgt Bischof Rudolf Müller, der<br />
<strong>in</strong> den Ruhestand g<strong>in</strong>g. Das Domkapitel, das<br />
Leistungsgremium des Bistums, durfte<br />
sich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n künftigen Hirten selbst wählen.<br />
Laut Kirchenrecht ist das nur <strong>in</strong> e<strong>in</strong>igen<br />
deutschsprachigen Gebieten so. Konrad<br />
Zdarsa stammt aus Ha<strong>in</strong>ichen <strong>in</strong> Sachsen,<br />
1974 weihte ihn der Dresdener Bischof Gerhard<br />
Schaffran zum Priester. „Görlitz ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
schöne Stadt, die Lausitz <strong>e<strong>in</strong>e</strong> schöne Landschaft“<br />
me<strong>in</strong>te der neue Bischof, der se<strong>in</strong><br />
neues Amt als Brückendienst zu Polen sieht.<br />
✍ Altes Schloss <strong>in</strong> Sorau soll e<strong>in</strong> Hotelkomplex<br />
werden. Vor zwei Jahren wurde der<br />
Komplex dafür von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r polnischen Firma<br />
aus der Hotelbranche gekauft. Das ursprüngliche<br />
Schloss der Herren von Biberste<strong>in</strong><br />
stammt bereits aus dem Mittelalter<br />
und wurde im Laufe der Jahrhunderte<br />
mehrmals um-, an- und ausgebaut, so dass<br />
es heute auch Stilelemente aus Renaissance<br />
und Barock aufweist. Die 1260 gegründete<br />
Stadt Sorau ist heute das größte Wirt-<br />
schafts- und Kulturzentrum im südlichen Teil<br />
der Woiwodschaft Lubuskie. In der wechselvollen<br />
Geschichte herrschten hier schlesische<br />
Piasten, böhmische Könige, die<br />
sächsischen Kurfürsten und die Preußen.<br />
Ab dem Vertrag von Trentschien 1334 gehörte<br />
das Land zum Heiligen Römischen<br />
Reich Deutscher Nation.<br />
✍ Landskron eröffnet e<strong>in</strong> Museum. Die<br />
Landskron Brauerei will ihre Besucher mit<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m eigenen Brau-Museum erfreuen. Das<br />
Museum im alten Sudhaus soll <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n E<strong>in</strong>blick<br />
<strong>in</strong> die alte Braukunst vermitteln und<br />
etliche Gegenstände aus der fast 140 Jahre<br />
Landskron-Geschichte zeigen. E<strong>in</strong> alter<br />
Flaschenverkorker oder <strong>e<strong>in</strong>e</strong> museumsreife<br />
Re<strong>in</strong>igungsmasch<strong>in</strong>e zählen ebenso zu<br />
den Schaustücken wie Etiketten, Flaschen,<br />
Bierdeckel und Werbematerial aus<br />
den verschiedenen Epochen der Firmengeschichte.<br />
Gedacht ist das Museum zunächst<br />
als zusätzliches Bonbon bei Brauerei-Führungen.<br />
E<strong>in</strong> richtiges Bier-Museum<br />
mit überregionaler Ausstrahlung sei<br />
allenfalls e<strong>in</strong> Fernziel, sagte Hahn. Pro Jahr<br />
besichtigen 10 000 Gäste die Brauerei. Diese<br />
Zahl könnte sich nach Schätzungen der<br />
„Über die Berge schallt …“ –<br />
<strong>Schlesische</strong> Maiandacht e<strong>in</strong> Erfolg<br />
Die Schlesier s<strong>in</strong>d von Natur aus mystisch<br />
veranlagt, denn schließlich stand <strong>in</strong><br />
Schlesien die Wiege der großen deutschen<br />
Mystiker wie beispielsweise die von Jacob<br />
Böhme – sagt Damian Spielvogel, Vorsitzender<br />
der Landsmannschaft Schlesien<br />
<strong>in</strong> Velbert zum großartigen Erfolg der am<br />
dritten Mai-Sonntag stattgefundenen<br />
diesjährigen Maiandacht <strong>in</strong> Velbert.<br />
Mit sichtlicher Freude und zugleich völlig<br />
überrascht konnte der Zelebrant, Pater<br />
Matthias Woll SDB, feststellen, dass<br />
die Don-Bosco-Kirche <strong>in</strong> Velbert-Birth bis<br />
auf den letzten Platz mit Menschen, darunter<br />
auch mit sehr vielen jungen Leuten,<br />
gefüllt war, so auch mit Besuchern aus<br />
Dortmund, Bonn, Königsw<strong>in</strong>ter, Bochum<br />
oder Essen, wie die Pkw-Kennzeichen es<br />
verraten haben. Unter den Andachtsbesuchern<br />
war auch Velberts stellv. Bürgermeister<br />
Bernd Tondorf (CDU) zugegen.<br />
Musikalisch wurde die Andacht von den<br />
Don-Bosco-Bläsern, geleitet von Andreas<br />
Bartylla, umrahmt, denn – so der Kulturwart<br />
der Landsmannschaft <strong>in</strong> Velbert Joachim<br />
Karwoczik – Blasmusik ist für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
schlesischen Gottesdienst unabd<strong>in</strong>gbar.<br />
Zahlreiche Bergmänner <strong>in</strong> ihren echten<br />
Knappenuniformen, von der Gruppe der<br />
Oberschlesischen Bergmänner aus NRW<br />
Geschäftsführung verdoppeln. Die Idee fürs<br />
Museum stammt von dem neuen Eigentümer<br />
Rolf Lohbeck.<br />
✍ Wie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vorbot<strong>in</strong> des Sommers ersche<strong>in</strong>t<br />
die 24 Zentimeter hohe Frauenfigur,<br />
die das <strong>Schlesische</strong> Museum kürzlich<br />
als Dauerleihgabe der Enecon-Lehnshack-<br />
Stiftung GmbH <strong>in</strong> Dresden erhielt. Dargestellt<br />
ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> kräftige Frau mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Sichel<br />
<strong>in</strong> der l<strong>in</strong>ken Hand, während die rechte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Korb mit geernteten Früchten hält. Das<br />
Gewand deutet darauf h<strong>in</strong>, dass sie k<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
e<strong>in</strong>fache Bäuer<strong>in</strong> oder Magd ist, sondern<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Allegorie des Sommers. Die Figur wurde<br />
von der Fayence-Manufaktur im oberschlesischen<br />
Proskau um 1775 während der<br />
„Dietrichste<strong>in</strong>-Periode“ hergestellt, wie die<br />
Marke „DP“ auf der Unterseite des Sockels<br />
verrät. Solche Jahreszeiten-Allegorien s<strong>in</strong>d<br />
im Rokoko nicht ungewöhnlich. Vielfach<br />
wurden die vier Jahreszeiten mit ihren charakteristischen<br />
Tätigkeiten <strong>in</strong> der Landwirtschaft<br />
und <strong>in</strong> der bildenden Kunst wie<br />
im Kunsthandwerk dargestellt. Auch die<br />
Fayence-Manufaktur <strong>in</strong> Proskau, neben der<br />
<strong>in</strong> Gl<strong>in</strong>itz die e<strong>in</strong>zige <strong>in</strong> Schlesien, stellte solche<br />
Allegorien als vollplastische Figuren dar.<br />
Pater Woll SDB (mittig) zusammen mit Bürgermeister<br />
Tondorf und den oberschlesischen<br />
Bergmännern und Frauen <strong>in</strong> schlesischer<br />
Tracht aus dem Riesengebirge.<br />
zusammen mit ihrem Leiter Georg Pyrlik<br />
kommend, haben u.a. den Altardienst als<br />
M<strong>in</strong>istranten übernommen. Die aus<br />
Schlesien stammende bekannte Fernsehund<br />
Theaterschauspieler<strong>in</strong> Dorothea<br />
Walda rezitierte gefühlsvoll und andächtig<br />
das Mariengebet „O Maria, m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Liebe!“<br />
des <strong>in</strong> <strong>Oberschlesien</strong> verwurzelten<br />
größten deutschen Romantikers Joseph<br />
Freiherr von Eichendorff.<br />
Mit dieser Maiandacht knüpfte die<br />
Landsmannschaft <strong>in</strong> Velbert an die alte historische<br />
ostdeutsche Tradition der Marienverehrung<br />
als Ausdruck des gelebten<br />
Glaubens <strong>in</strong> Schlesien an.
6 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Die Schlesier mit umfangreichen Jahresprogramm<br />
Vorsitzender<br />
Kurt-Peter<br />
Nawroth ( zweiter<br />
von rechts)<br />
mit den für<br />
treue und<br />
langjährige<br />
Mitgliedschaft<br />
geehrten Mitgliedern<br />
des<br />
Orts- und<br />
Kreisverbandes<br />
Landshut.<br />
Bei der Jahreshauptversammlung der<br />
Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und<br />
<strong>Oberschlesien</strong> – Landshut e.V. s<strong>in</strong>d verdiente<br />
und langjährige Mitglieder geehrt<br />
und e<strong>in</strong> umfangreiches, aber auch abwechslungsreiches<br />
Jahresprogramm bekannt<br />
gegeben worden. Kurt-Peter<br />
Nawroth, Vorsitzender des Orts- und Kreisverbandes,<br />
konnte über das vergangene<br />
Vere<strong>in</strong>sjahr h<strong>in</strong>sichtlich der steigenden Mitgliederzahl,<br />
aber auch zu den zukunftssichernden<br />
Aktivitäten <strong>e<strong>in</strong>e</strong> positive Bilanz<br />
ziehen.<br />
Kurt-Peter Nawroth bedankte sich zu<br />
Beg<strong>in</strong>n der Versammlung auch im Namen<br />
der Vorstandschaft für die bisherige Treue<br />
zur Landsmannschaft und den immer zahlreichen<br />
Teilnehmern an den zurückliegenden<br />
Veranstaltungen. Zurückblickend<br />
konnte er <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Rechenschaftsbericht<br />
auf die positive Bilanz bei den verschiedensten<br />
Veranstaltungen ziehen. Dabei erwähnte<br />
er unter anderem das Gedenken<br />
zum 100. Geburtstag von Dietrich Bonhoeffer<br />
mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Vortrag vom evangelischem<br />
Pfarrer Werner Fritz, je <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fahrt<br />
nach Schlesien und die Masuren, die Teilnahme<br />
am Schlesiertreffens für den<br />
Raum Niederbayern <strong>in</strong> Eggenfelden, den<br />
Ausflug nach Passau mit Schifffahrt und<br />
Besuch des Museums für „<strong>Schlesische</strong><br />
Gläser“, die Beteiligung am Aktionstag des<br />
Seniorenbeirates Landshut unter „Älter<br />
werden <strong>in</strong> Landshut“ und letztlich die festliche<br />
Weihnachtsfeier mit der K<strong>in</strong>dergruppe<br />
der Riesengebirgs Trachtengruppe München,<br />
um nur die bedeutendsten Aktionen<br />
zu nennen..<br />
Besonderer Dank gebührt aber auch der<br />
Frauengruppe mit Gisela Huber und Ellionore<br />
Hirbl<strong>in</strong>ger sowie der Chorgeme<strong>in</strong>schaft<br />
„<strong>Schlesische</strong>r S<strong>in</strong>gekreis“, deren<br />
unermüdliches Proben unter Leitung von<br />
Eva-Maria Nawroth und Anja Waniewski<br />
letztlich bei vielen vere<strong>in</strong>s<strong>in</strong>ternen Veranstaltungen<br />
reichlich Anerkennung und Applaus<br />
ernteten. Der nun schon traditionell<br />
gewordene Stammtisch „<strong>Schlesische</strong><br />
Runde“ wird gern besucht, aber auch die<br />
Kegelrunde „Rübezahl“ trifft sich regelmäßig.<br />
Lobenswert ist die persönliche Be-<br />
treuung der Mitglieder im Krankheitsfall,<br />
<strong>in</strong> Heimen, bei Jubiläen oder besonderen<br />
Geburtstagen. Das ehrenamtliche Engagement<br />
ist nämlich auch <strong>in</strong> solchen Bereichen<br />
erforderlich und wird von zahlreichen<br />
Mitgliedern, besonders Frauen,<br />
praktiziert. Ihnen spendete die Versammlung<br />
besonderen Beifall.<br />
Den anschließenden Kassenbericht<br />
erstattete die Schatzmeister<strong>in</strong> Renate<br />
Thür. Sie erfuhr für ihre professionelle Arbeit<br />
hohes Lob von den Kassenprüfern<br />
Norbert Hubrig und Ulrich Kierschke, auf<br />
deren Vorschlag die Vorstandschaft entlastet<br />
worden ist.<br />
Für langjährige Treue wurden mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Rose und Urkunde für 10 Jahre Erw<strong>in</strong><br />
Weithenauer und Siegfried Werner für<br />
20jährige Zugehörigkeit Erna Blümel,<br />
Margot Geiger, Helga Horalek, Hannelore<br />
Kubitza, Dorothea Meyer, Elfriede Moses,<br />
Rosemarie Schwenkert, Ruth Vogel,<br />
Eva W<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rt, Theodor Huhn, Ulrich<br />
Kierschke, Karl Kubitza, Dr. Ulrich Kynast<br />
und Hubert Langer geehrt. Mit Rose, Urkunde<br />
und silberner Nadel s<strong>in</strong>d für 25 jährige<br />
Mitgliedschaft Rena Foran und Ingrid<br />
Hercht und mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r goldenen Ehrennadel<br />
für 50 Jahre Zugehörigkeit Irmgard Bovensiepen<br />
und Ingeborg Kretschmer ausgezeichnet<br />
worden.<br />
Im Rahmen der Informationen ist auf die<br />
umfangreiche Jahresplanung für 2007 ausführlich<br />
e<strong>in</strong>gegangen worden.<br />
Jeden vierten Donnerstag im Monat tagt<br />
weiterh<strong>in</strong> der gesellige Stammtisch <strong>in</strong> Regensburg<br />
statt. E<strong>in</strong>e Kulturreisen nach<br />
<strong>Oberschlesien</strong> als Spurensuche auf den<br />
Wegen von Joseph Freiherr von Eichendorf<br />
wird vom 13. – 20.10.07 durchgeführt.<br />
Am 22.9.2007 f<strong>in</strong>det <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Festveranstaltung<br />
im Rathausprunksaal zum 150. Todestag<br />
von Joseph Freiherr v. Eichendorf<br />
im Anschluss an die Landesdelegiertenversammlung<br />
<strong>in</strong> Landshut statt.<br />
Ferner ist e<strong>in</strong> Tagesausflug am 11.6.07<br />
<strong>in</strong> die „Wasserwelt von Adelholzen“ vorbereitet<br />
und zudem werden Monatsversammlungen<br />
zum Muttertag, Erntedank<br />
und Eisb<strong>e<strong>in</strong>e</strong>ssen sowie wieder <strong>e<strong>in</strong>e</strong> festliche<br />
Weihnachtsfeier durchgeführt. Ge-<br />
pflegt und fortgesetzt werden laut Nawroth<br />
künftig weiterh<strong>in</strong> die Besuche bei Veranstaltungen<br />
anderer, befreundeter Vertriebenenverbände,<br />
um den Zusammenhalt<br />
und die gleichen Interessen zu fördern und<br />
sich auszutauschen.<br />
Abschließend und zur Überleitung zum<br />
gemütlichen Beisammense<strong>in</strong> folgte e<strong>in</strong> abwechslungsvoller<br />
Diavortrag von Kurt-Peter<br />
Nawroth über die erlebnisreiche Kulturfahrt<br />
2006 nach Posen, Masuren, Ostpreußen<br />
und Danzig. Hans J. Kupke<br />
750. Schenkungsjubiläum<br />
der<br />
Stadt Königshütte<br />
Die Stadt Königshütte feiert <strong>in</strong> diesem Jahr<br />
das 750. Schenkungsjubiläum des Dorfes<br />
Chorzow, den Rittern des Heiligen Grabes,<br />
durch Wladyslaus, den Herzog zu Oppeln<br />
und Ratibor. Anlässlich dieses Jubiläums<br />
laden wir alle Königshütter, Schlesier und<br />
alle Interessierten zum 1. Welttreffen der<br />
Königshütter vom 15. bis 17. Juni 2007<br />
herzlich e<strong>in</strong>.<br />
Information über das Festprogramm<br />
f<strong>in</strong>den Sie im Internet unter:<br />
www.zjazd.chorzow.eu<br />
Anmeldung bitte schriftlich unter: 1 Swiatowy<br />
Zjazd Chorzowian, Urzad Miasta<br />
Chorzow, Pokoj 313, Rynek 1, PL 41 – 500<br />
Chorzow, Tel.: 0048 509 497 003 oder<br />
unter E-mail: zjazd@chorzow.eu<br />
Neuwahlen <strong>in</strong> Germer<strong>in</strong>g<br />
Bei der Jahreshauptversammlung im<br />
März 2007 wurden folgende Personen <strong>in</strong><br />
den engeren Vorstand gewählt. 1. Vorsitzender:<br />
Georg Niembs, 2. Vorsitzende und<br />
gleichzeitig Kulturreferent<strong>in</strong>: Barbara<br />
Köhnle<strong>in</strong>, Kassierer<strong>in</strong>: Edith Thannhäuser,<br />
Schriftführer<strong>in</strong>: Ingrid B<strong>in</strong>newies, Frauenreferent<strong>in</strong>:<br />
Barbara Daum, alle <strong>in</strong> 82110<br />
Germer<strong>in</strong>g wohnhaft.<br />
Helmut Riedel, Beisitzer im Vorstand
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN<br />
7<br />
Landesdelegiertenversammlung 2007 der Landsmannschaft<br />
Schlesien, Landesgruppe Hessen<br />
Im April fand <strong>in</strong> Wiesbaden die Landesdelegiertenversammlung der<br />
Landsmannschaft Schlesien, Landesgruppe Hessen, statt. Nachdem<br />
der Landesvorsitzende, Joseph Pietsch, die Mitglieder, die aus<br />
allen Teilen Hessens gekommen waren, begrüßt hatte, hielt das<br />
Hauptreferat Herr Hartmut Saenger zum Thema : „Deutsch-Europäisches<br />
Bildungswerk <strong>in</strong> Hessen e.V.“, dessen Vorsitzender er ist.<br />
Er berichtete, dass das Bildungswerk 1990 nach der Wiedervere<strong>in</strong>igung<br />
<strong>in</strong> engem Kontakt mit den Landsmannschaften gegründet<br />
wurde. Die <strong>in</strong> der Heimat verbliebenen Deutschen und ihre Begegnungszentren<br />
wurden <strong>in</strong> die Arbeit e<strong>in</strong>gebunden. Die Vertriebenen<br />
waren plötzlich Ansprechpartner geworden und konnten so<br />
grenzübergreifend tätig werden. Es wurden Kontakte zu den heimatverbliebenen<br />
Deutschen aufgenommen und auch Politiker sollten<br />
erreicht werden. Dr. He<strong>in</strong>rich Trierenberg von der Landsmannschaft<br />
Schlesien arbeitete von Anfang an aktiv an dieser Aufgabe<br />
mit. So fanden zuerst Treffen mit den Schlesiern <strong>in</strong> Mitteldeutschland<br />
statt. Seit 1992 gibt es <strong>e<strong>in</strong>e</strong> F<strong>in</strong>anzierung aus Bundesmitteln.<br />
Daher konnten jährlich Sem<strong>in</strong>are <strong>in</strong> Schlesien, Masuren, Ungarn und<br />
im Sudetenland durchgeführt werden, später kamen Kroatien, Ukra<strong>in</strong>e<br />
und das Memelland dazu. Das waren bahnbrechende Vorhaben<br />
und bis heute treffen sich Heimatvertriebene mit Heimatvertriebenen<br />
<strong>in</strong> dortigen neu errichteten Treffpunkten. Es gibt gute Gespräche<br />
und Sem<strong>in</strong>are auch mit Polen, Tschechen, Studenten, Gymnasiasten,<br />
Bürgermeistern und Politikern. Die jeweiligen Landsmannschaften<br />
müssen sich e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen und diese Sem<strong>in</strong>are und Tref-<br />
Vortrag der LM Schlesien Albstadt/Zollernalbgruppe<br />
zum 150. Todestag Joseph Freiherr<br />
von Eichendorffs<br />
Am 26. November 2007 jährt sich der Todestag des großen Dichters<br />
Joseph Freiherr von Eichendorff zum 150. Male. Aus diesem<br />
Anlass veranstalteten die Schlesier der Albstadt/Zollernalbgruppe<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Gedenkfeier, zu Ehren des Romantikers. Der Kulturreferent,<br />
Walter Raschke, verschaffte den zahlreichen Zuhörern E<strong>in</strong>blicke<br />
<strong>in</strong> se<strong>in</strong> Leben und Werk und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Heimat. Eng verwachsen<br />
mit der Natur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s lieben Schlesierlandes war Joseph Freiherr<br />
von Eichendorff, der am 10. März 1788 auf dem Schloss Lubowitz<br />
bei Ratibor geboren wurde. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Wanderlust und Reiseerlebnisse<br />
legten den Grundste<strong>in</strong> für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lieder, Texte und Dichtungen.<br />
Die r<strong>e<strong>in</strong>e</strong>, klare, unverfälschte Natur s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimat durchpulst<br />
alle s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lieder, aus dem Naturleben heraus entstanden s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
herrlichen Dichtungen. Herausragende Gedichte, wie „Der Morgen“,<br />
„Mondnacht“, und „Er<strong>in</strong>nerung“ zählen unbestritten zur deutschen<br />
Dichterkunst. Im Jahre 1826 schrieb Eichendorff das bekannte<br />
Werk „Aus dem Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Taugenichts“.<br />
Er verstarb <strong>in</strong> Neiße am 26.11.1857. Nach dem Referat hatten<br />
die Gäste die Möglichkeit, <strong>in</strong> ausgestellten antiquarischen Büchern<br />
über Joseph von Eichendorff zu stöbern bzw. diese zu erwerben.<br />
Gustav Kaul<br />
Von l<strong>in</strong>ks: Werner Laske,<br />
Elfriede Sautter und Kulturreferent<br />
Walter Raschke<br />
fen vorbereiten, erklärte Saenger. Wichtig ist es, dass die Verbandsstrukturen<br />
so lange wie möglich erhalten bleiben, damit auch<br />
die Öffentlichkeit es hier wahrnimmt. Jugendbegegnungen seien<br />
wichtig, ebenso Schülerwettbewerbe an den Schulen, auch Klassenfahrten<br />
<strong>in</strong> diese Gebiete sollten angeboten werden, danach e<strong>in</strong><br />
Schüleraustausch. Solche Projekte müssen vorgestellt werden und<br />
dazu brauchen wir Institutionen. Saenger beendete s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Ausführungen<br />
mit dem Aufruf: Also haben die Landsmannschaften auch<br />
<strong>in</strong> Zukunft <strong>e<strong>in</strong>e</strong> große Aufgabe.<br />
Der Antrag der Kreisgruppe Bergstraße, den Niederschlesischen<br />
Oberlausitzkreis gegebenenfalls <strong>in</strong> Neiße-Kreis umzubennen, wurde<br />
von den Anwesenden heftig diskutiert. Der vom Landesvorsitzenden<br />
verfasste Brief <strong>in</strong> dieser Angelegenheit an den Innenm<strong>in</strong>ister<br />
<strong>in</strong> Sachsen wurde vorgelesen, e<strong>in</strong>stimmig befürwortet und von<br />
allen Anwesenden unterschrieben. – Der Landesvorsitzende lud e<strong>in</strong><br />
zu den <strong>Schlesische</strong>n Landeskulturtagen <strong>in</strong> Wiesbaden und bat um<br />
rege Teilnahme am diesjährigen Deutschlandtreffen der Schlesier,<br />
das nach vielen Jahren wieder <strong>in</strong> Hannover, dem Patenland der<br />
Landsmannschaft Schlesien, stattf<strong>in</strong>den wird. – Der Landesvorsitzende<br />
bedauerte, dass sich e<strong>in</strong>ige Kreisgruppen <strong>in</strong> der Landesgruppe<br />
Hessen mangels Mitglieder und wegen hohen Alters aufgelöst haben.<br />
– Die Sammlung „Treuespende für Schlesien“ erbrachte <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
ansehnlichen Betrag. Joseph Pietsch, Landesvorsitzender<br />
und Eva-Maria Pietsch,<br />
Landespressereferent<strong>in</strong> der Landesgruppe Hessen<br />
Vier Schlesier<strong>in</strong>nen geehrt<br />
Die Vorsitzende der Ortsgruppe Reutl<strong>in</strong>gen, Hanna Vogel, wurde<br />
mit dem Schlesierkreuz ausgezeichnet. Seit mehr als 50 Jahren<br />
ist Frau Vogel <strong>in</strong> der Landsmannschaft tätig, davon seit 20<br />
Jahren <strong>in</strong> leitender Stellung. Die nun zum 55. Mal stattf<strong>in</strong>denden<br />
„<strong>Schlesische</strong>n Kulturtage“ ziehen mit ihrem <strong>in</strong>teressanten<br />
Programm jährlich viele Besucher aus dem Land nach Reutl<strong>in</strong>gen.<br />
Mit ihrer Gruppe überbrachte Frau Vogel im Laufe der Jahre<br />
weit über 2000 Pakete mit Hilfsgütern an Deutsche Freundschaftskreise<br />
<strong>in</strong> Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong>. Die monatlichen<br />
Rundbriefe zeugen von <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m regen Vere<strong>in</strong>sleben rund um Frau<br />
Vogel.<br />
Die Landesgeschäftsführer<strong>in</strong> bei der Landesgruppe, Gerda<br />
Haußecker wurde mit der Goldenen Ehrennadel ausgezeichnet.<br />
Frau Haußecker ist bekannt für die gute Koord<strong>in</strong>ation aller anfallenden<br />
Arbeiten <strong>in</strong> der Geschäftsstelle, sie ist verantwortlich<br />
für die Vorbereitung von Sitzungen, für den Schriftverkehr mit<br />
den Ortsgruppen und den Vorstandsmitgliedern, kurz: für alle<br />
Arbeiten, die man eigentlich nicht „sieht“. Frau Haußecker vertritt<br />
außerdem die Landesgruppe auf Bundesebene und beim<br />
Bund der Vertriebenen.<br />
Die Landeskulturreferent<strong>in</strong> und Vorsitzende der Ortsgruppe<br />
Backnang, Gudrun L<strong>in</strong>tzel wurde mit der Silbernen Ehrennadel<br />
ausgezeichnet. Frau L<strong>in</strong>tzel, auch vor Ort als Referent<strong>in</strong> tätig,<br />
organisiert und leitet die jährlichen Landeskulturtagungen <strong>in</strong> Blaubeuren<br />
und die Kulturtagungen der Deutschen Freundschaftskreise<br />
<strong>in</strong> Lubowitz. Aus der Tätigkeit als Deutschlehrer<strong>in</strong> <strong>in</strong> ihrer<br />
Heimatstadt Grünberg konnte sie nach der politischen Wende<br />
ihre vielseitigen Kontakte zu Schülern und Studenten auch<br />
<strong>in</strong> ihre hiesige Arbeit e<strong>in</strong>br<strong>in</strong>gen, so besonders beim Jugendsem<strong>in</strong>ar<br />
<strong>in</strong> Kreisau.<br />
Die Landespressereferent<strong>in</strong> Sigrid Schuster-Schmah wurde<br />
mit der Silbernen Ehrennadel ausgezeichnet. Über ihr Buch „Wir<br />
sehen uns bestimmt wieder“ fand sie den Weg zur Landesgruppe,<br />
wo sie zunächst als Referent<strong>in</strong> tätig war und später von Herrn<br />
Zimmermann die Pressearbeit übernahm. Ihre Berichte ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
regelmäßig <strong>in</strong> zwei Zeitschriften. Außerdem ist die Autor<strong>in</strong><br />
auf Lesereisen bei Deutschen Freundschaftskreisen und<br />
vor allem <strong>in</strong> schlesischen Schulen unterwegs, wo e<strong>in</strong>ige Schüler<br />
ihr Buch <strong>in</strong> Deutschkursen und entsprechenden Prüfungen<br />
verwenden.
8 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Vom Bienenkönig zum „Nesthäkchen“<br />
Kulturtagung der Landesgruppe <strong>in</strong> Blaubeuren<br />
(23. – 25. April 2007)<br />
Obwohl viele der Teilnehmer an der diesjährigen<br />
Kulturtagung der Landesgruppe<br />
vermutlich gestandene Großeltern waren,<br />
verfielen die 48 Anwesenden jedoch k<strong>e<strong>in</strong>e</strong>sfalls<br />
<strong>in</strong>s Märchenerzählen, auch wenn<br />
es <strong>in</strong> Mörikes Reich am Blautopf nahe gelegen<br />
hätte. Doch gibt es immer noch unbekannte<br />
Schätze aus Schlesien zu entdecken<br />
und dunkel Er<strong>in</strong>nertes ans Tageslicht<br />
zu holen. E<strong>in</strong>e Buch-Autor<strong>in</strong>, e<strong>in</strong> musikalisches<br />
Trio und die zehn Referenten<br />
boten <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n vielseitigen kulturellen Querschnitt<br />
aus Geschichte und Religion, Literatur<br />
und Mundart, Kunstgeschichte und<br />
Handwerk, auch die Kle<strong>in</strong>kunst, das Kabarett,<br />
war vertreten.<br />
Den Bienenkönig und Erf<strong>in</strong>der der mobilen<br />
Bienenstöcke Johannes Dzierzon<br />
stellte Günther Zimmermann vor. Aus den<br />
züchterischen Erfahrungen des oberschlesischen<br />
Pfarrers heraus entwickelte<br />
sich Schlesien zum ausgewiesenen Bienenzüchterland.<br />
Elisabeth Bräuer zeigte e<strong>in</strong><br />
Orig<strong>in</strong>al-„Saalberger Hemd“ und viele Fotos<br />
dieser mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r handgestickten Borte<br />
geschmückten Trachtenhemden. Ihr<br />
Schöpfer war Bernhard Wilm, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> grafischen<br />
und floralen Muster („Flechtsemmel“)<br />
s<strong>in</strong>d noch heute nachzusticken, was<br />
die Referent<strong>in</strong> mit Beispielen aus ihrer eigenen<br />
Familie bewies. Den Malern Oswald<br />
Malura und Bruno Schmialek widmete<br />
Erika Young ihre Dia-Vorträge. Schmialek,<br />
Schüler Otto Müllers, galt 1933 als „entartet“<br />
und durchlitt nach dem Krieg e<strong>in</strong> typisches<br />
Vertriebenenschicksal: Er malte<br />
Postkartenbilder. Mit Ernst Schenke, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Leben und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Gedichten machte<br />
Eberhard Scholz vertraut. E<strong>in</strong>fühlsam<br />
vorgetragen gewann die Mundart viel Tie-<br />
fe. Mit dem Barockdichter Johann Christian<br />
Günther befasste sich Dr. Wolfram Hamann.<br />
Dem jung verstorbenen Lyriker, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Vorläufer des literarischen Sturm und<br />
Drang, war nie <strong>e<strong>in</strong>e</strong> f<strong>in</strong>anzielle Existenz gelungen.<br />
Ähnlich erg<strong>in</strong>g es der im Todesjahr<br />
Günthers geborenen „Karsch<strong>in</strong>“, deren<br />
höchst profanes Leben als erste Dichter<strong>in</strong><br />
des 4. Standes anhand ihrer Werke,<br />
Briefe und Huldigungen an prom<strong>in</strong>ente<br />
Zeitgenossen Dr. Siegfried Schoch schilderte.<br />
Sigrid Schuster-Schmah stellte das<br />
jüdische Schicksal von Ruth Hoffmann und<br />
Else Ury nebene<strong>in</strong>ander. Hoffmann, obwohl<br />
selbst „arisch“, konnte die Deportation ihres<br />
jüdischen Ehemannes nicht verh<strong>in</strong>dern.<br />
Aus ihren Erzählungen spricht tiefes Verständnis<br />
für ihre „Freunde aus Davids Geschlecht“,<br />
ihre Frauenromane schildern<br />
schlesische Frauenschicksale <strong>in</strong> stürmischer<br />
Zeit. Die „Nesthäkchen“-Bände aus<br />
der Feder von Else Ury haben ihre geistige<br />
Mutter überlebt. Als Jüd<strong>in</strong> aus ihrem Ferienhaus<br />
<strong>in</strong> Krummhübel vertrieben und <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> verfolgt, starb sie 1943 <strong>in</strong> Auschwitz.<br />
Nahe an die Gegenwart führte Gudrun L<strong>in</strong>tzel<br />
mit dem Erzähler, Dramatiker und Essayisten<br />
Arnold Zweig. Auch er ist Jude,<br />
wendet sich nach Kriegserfahrungen sozialen<br />
und zeitkritischen Themen zu, emigriert<br />
1936 nach Haifa und lebte ab 1948<br />
<strong>in</strong> der damaligen DDR. Das bewegte, an<br />
E<strong>in</strong>schränkungen, Pogromen, aus wirtschaftlichen<br />
Gründen aber auch an Privilegien<br />
reiche Leben der Juden <strong>in</strong> Breslau<br />
legte Helga Wüst dar. Vom ersten Zeugnis,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Grabste<strong>in</strong> im Dom, über die von<br />
Langhans erbaute Synagoge „Zum Weißen<br />
Storch“ bis zum neuen Zuzug ab 1946<br />
reichte das Spektrum des vorgestellten jü-<br />
Die Juni-Sitzung des Vorstandes der Landsmannschaft Schlesien <strong>in</strong> Velbert fand im Haus Schlesien (Königsw<strong>in</strong>ter-Heisterbacherrott)<br />
statt. Zu dieser Sitzung wurden auch die Ehepartner der Vorstandsmitglieder e<strong>in</strong>geladen, da auf der Tagesordnung u.a. die<br />
Besichtigung der Landeskundlichen Sammlung des Hauses Schlesien stand.<br />
Das Bild zeigt die Gruppe aus Velbert vor dem Eichendorff-Obelisk des Hauses Schlesien.<br />
dischen Geme<strong>in</strong>delebens der Stadt. Die<br />
Lesung von Bruni Adler aus ihrem Buch<br />
„Geteilte Er<strong>in</strong>nerung“ konfrontierte mit Zeitzeugenberichten<br />
aus deutscher und polnischer<br />
Sicht über ihr Schicksal während<br />
und nach dem Krieg. Er<strong>in</strong>nerung zu teilen<br />
und damit e<strong>in</strong> geme<strong>in</strong>sames deutsch-polnisches<br />
Geschichtsverständnis aufzubauen,<br />
sollte das Gebot der Stunde se<strong>in</strong>.<br />
Adlers Vortrag löste lebhafte, sich auf Treppen<br />
und Flure h<strong>in</strong>ziehende Diskussionen<br />
aus, zeigte aber auch die Distanz <strong>in</strong> den<br />
Auffassungen der betroffenen Erlebnis- und<br />
der erfreulich engagierten Bekenntnis-Generation.<br />
E<strong>in</strong>en abendlichen Höhepunkt gestaltete<br />
Wolfgang Thaler mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Geschichte<br />
des schlesischen Kabaretts. Da<br />
trat Ludwig Manfred Lommel mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
„Sender Runxendorf“ und dem streitbaren<br />
Ehepaar „Paul und Paul<strong>in</strong>e Neugebauer“<br />
auf. Da fielen prom<strong>in</strong>ente Namen von Werner<br />
F<strong>in</strong>ckh bis Dieter Hildebrandt. Da wurde<br />
im Publikum verhalten geschmunzelt<br />
und herzlich gelacht und mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Schluck Troll<strong>in</strong>ger die Verb<strong>in</strong>dung von der<br />
alten zur neuen Heimat bekräftigt. E<strong>in</strong>e Mat<strong>in</strong>ee<br />
der besonderen Art bot das Gesangs-<br />
Duo Eva-Charlotte Katzer und Dietrich<br />
Hauptmann mit Eichendorff-Gedichten,<br />
vertont von Schumann und Mendelssohn-<br />
Bartholdy, Robert Franz und Werner<br />
Gneist, am Klavier begleitet von Ilse Friedrich.<br />
Eva-Charlotte Katzer verband die<br />
Lieder mit kurzen Texten zum Leben Eichendorffs<br />
und bezog sehr geschickt auch<br />
die Zuhörer beim S<strong>in</strong>gen mit e<strong>in</strong>. Die Tagung,<br />
bei der nicht alle Anmeldungen berücksichtigt<br />
werden konnten, zeigte sich<br />
wieder e<strong>in</strong>mal als gelungene Mischung aus<br />
Wissensvermittlung und Anregung, sie war<br />
reich an privaten Gesprächen und stellte<br />
neue Kontakte her. „Angedacht“ wurde<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erweiterung des Teilnehmerkreises<br />
über die Grenzen der Landesgruppe h<strong>in</strong>aus.<br />
Sigrid Schuster-Schmah
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSMANNSCHAFT SCHLESIEN 9<br />
Jahreshauptversammlung <strong>in</strong> Heppenheim<br />
Auf der Jahreshauptversammlung der<br />
Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />
Bergstraße, am 31. März 2007 <strong>in</strong> Heppenheim<br />
wurde nachfolgender Vorstand<br />
gewählt: Vorsitzender: W<strong>in</strong>fried Labatzke,<br />
Wald-Michelbach, stellvertr. Vorsitzende<br />
und Schriftführer<strong>in</strong>: Isolde Mitrakev, Mörlenbach,<br />
Kassenwart: Karl Jöst, Lorsch-<br />
Seehof, Ehrenvorsitzender mit Stimmrecht<br />
im Vorstand: Rudolf Pradler, Fürth-Ste<strong>in</strong>bach.<br />
Im Rechenschaftsbericht des Vorsitzenden<br />
über die <strong>in</strong> den letzten 2 Jahren<br />
abgearbeiteten Aufgaben fand die <strong>in</strong><br />
Sachsen geplante Abschaffung des<br />
„Niederschlesischen Oberlausitzkreises“<br />
besondere Beachtung. (vgl. SN 10/2007)<br />
Ebenfalls wurde der Hessische M<strong>in</strong>is-<br />
Der Referent Dr. Thomas Gertner, l<strong>in</strong>ks, wird<br />
von W<strong>in</strong>fried Labatzke, rechts, vor<br />
dem Referat „Kollektivstrafe/Deutsches<br />
Osteigentum“ <strong>in</strong><br />
Heppenheim<br />
am 31. März<br />
2007 begrüßt.<br />
Foto: Karl-He<strong>in</strong>z<br />
Köppner<br />
terpräsident, Roland Koch, <strong>in</strong> dieser Sache<br />
um Hilfe gebeten. In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Antwort<br />
vom 27. März 2007 führte er u.a. aus: „Da<br />
ich Ihre Ausführungen gut verstehen und<br />
nachvollziehen kann und Ihre Darlegungen<br />
teile, habe ich entsprechend Ihres<br />
Wunsches m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Kollegen, Herrn M<strong>in</strong>isterpräsidenten<br />
des Freistaates Sachsen,<br />
Prof. Dr. Georg Milbradt, Ihr Schreiben<br />
übersandt und ihn gebeten, Ihre Argumente<br />
bei der Entscheidungsf<strong>in</strong>dung zu<br />
berücksichtigen. Ich danke Ihnen und Ihrer<br />
Landsmannschaft für Ihr Engagement<br />
und wünsche Ihnen viel Erfolg bei Ihren<br />
Bemühungen“.<br />
Auch die Durchsetzung des zweisprachigen<br />
Schildes Glatz/Klotzko im letzten<br />
Augenblick vor der Kirche St. Georg <strong>in</strong><br />
Bensberg kam zur Sprache.<br />
Traditionell wurde im zweiten Teil der<br />
Versammlung e<strong>in</strong> Referat gehalten. Diesmal<br />
von Dr. Thomas Gertner zum Thema<br />
„Kollektivstrafe/Deutsches Osteigentum<br />
der Vertriebenen“. Er ist Studienkollege<br />
und –freund des <strong>in</strong>ternational renommierten<br />
Völkerrechtlers Prof. Alfred M. de<br />
Zayas. Breiten Raum nahmen <strong>in</strong> der sehr<br />
ergiebigen anschließenden Diskussion<br />
mit betroffenen Vertriebenen, deren 18 <strong>in</strong>dividuelle<br />
Fragen zur Eigentumsproblematik<br />
e<strong>in</strong>. Die Antworten Dr. Gertners<br />
konnten kompetenter nicht se<strong>in</strong>.<br />
„Mit dem Fahrrad <strong>in</strong> 5 Tagen nach Prag“<br />
E<strong>in</strong>e Berg- und Talfahrt, die Flachlandradler das<br />
Fürchten lehren würde<br />
Im Rahmen der Tage der offenen Tür bot<br />
die Landsmannschaft Schlesien, Kreisgruppe<br />
Neuss, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n besonderen Erlebnisvortrag<br />
an. Da das Interesse an diesem<br />
Thema sehr groß war, musste man aus<br />
Platzgründen <strong>in</strong> den Kulturkeller im Hause<br />
der Ostd. Heimatstube ausweichen.<br />
Tausende von<br />
Kilometern<br />
hat Eckhard Siegert aus Jülich schon unter<br />
die Pedale genommen. S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> jüngste<br />
Tour führte ihn <strong>in</strong> die Goldene Stadt<br />
an der Moldau. Se<strong>in</strong> Diavortrag der Extraklasse<br />
begann mit der Rurbrücke <strong>in</strong> Jülich<br />
und endete nach 915 Kilometern an<br />
der 700-jährigen, ehrwürdigen Karlsbrücke<br />
<strong>in</strong> Prag. Dazwischen lagen fünf<br />
Etappen durchs Bergische Land, dem<br />
Westerwald und dem Thür<strong>in</strong>ger Wald mit<br />
dem Rennsteig über Zwickau <strong>in</strong>s Erzgebirge<br />
h<strong>in</strong>auf auf den Gipfel des 1214<br />
Meter hohen Schneeberges (Foto). Die<br />
letzte Etappe führte ihn bei strömenden<br />
Regen durchs „böhmische“ über Karlsbad<br />
h<strong>in</strong>ab <strong>in</strong>s Tal der Moldau nach Prag.<br />
S<strong>e<strong>in</strong>e</strong> wechselvollen Erlebnisse schilderte<br />
Eckhard Siegert <strong>in</strong> Teilen sehr humorvoll,<br />
obwohl oft die Leistungsgrenze<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Tour überschritten wurde.<br />
Fasz<strong>in</strong>ierende Landschaften und zahllose<br />
Sehenswürdigkeiten hielt er <strong>in</strong> herrlichen<br />
Diafotos fest, die die Zuschauer begeisterten.<br />
Schließlich bot Prag bei<br />
schönsten Wetter die allerbesten Motive<br />
zum Abschluss <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r ungewöhnlichen<br />
Reise mit besonderer sportlicher Herausforderung.<br />
Theo Jantosch<br />
Die Landsmannschaft Schlesien,<br />
Kreisgruppe Bergstraße, hat damit ihren<br />
betroffenen Vertriebenen die Möglichkeit<br />
kompetenter Information aus erster Hand<br />
geboten. Sie kam damit ihrem Auftrag zur<br />
Forderung des Rechtes auf die Heimat, die<br />
untrennbar mit dem Eigentum verbunden<br />
ist, nach. W<strong>in</strong>fried Labatzke,<br />
1. Vorsitzender der<br />
Kreisgruppe Bergstraße<br />
Trauer um Siegfried Damas<br />
Siegfried Damas, geboren<br />
am 13. August 1928 <strong>in</strong> Barottwiz/Schmücken<br />
im<br />
Landkreis Breslau, ist am<br />
10. Mai 2007 nach schwerer<br />
Krankheit verstorben.<br />
Er war als 17-jähriger dabei,<br />
als der „Richthofen<br />
Treck“, so genannt, weil unter der Führung<br />
des Barons Freiherr von Richthofen mit den<br />
Flüchtenden der Orte Schwarzaue,<br />
Schmücken, Schildern und Schockwitz mit<br />
ca. 700 Menschen, die Flucht <strong>in</strong> Richtung<br />
Westen begann.<br />
Er berichtete über s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Erlebnisse während<br />
dieser schweren Zeit <strong>in</strong> dem Buch<br />
„Flucht“ von Rolf O. Becker“.<br />
Vorläufige Endstation war der Kreis Coburg,<br />
wo Arbeitsplätze <strong>in</strong> diesen Tagen <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Rarität waren. Im Aachener Ste<strong>in</strong>kohlenrevier<br />
wurden im Bergbau Mitarbeiter gesucht,<br />
und so kam er 1948 nach Alsdorf.<br />
Es war schon e<strong>in</strong> Ereignis für die Schlesier<br />
<strong>in</strong> der Bergbaustadt Alsdorf, als sie sich<br />
1953 unter Karl He<strong>in</strong>z Schäpe, zu <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r großen<br />
Kreisgruppe Aachen-Land/Alsdorf zusammenschlossen.<br />
Siegfried Damas wirkte<br />
mit und wurde später unter dem Vorsitz<br />
von Wofgang Geppert Kreisschatzmeister<br />
und Pressereferent. Auch als Geschäftsführer<br />
und <strong>in</strong> vielen anderen Vorstandsämtern<br />
war er immer wieder tätig.<br />
2004 wurde er beim BdV – Vere<strong>in</strong>igte<br />
Landsmannschaften und Ortsverbände,<br />
Kreisverband Aachen – Land e.V zum Kreisgeschäftsführer<br />
gewählt.<br />
1962 wurde <strong>in</strong> Alsdorf die Bundesheimatgruppe<br />
Breslau/Land gegründet. Der<br />
heutige Patenschaftsträger ist der Kreis<br />
Borken/Westf., der die immer noch aktive<br />
Vere<strong>in</strong>igung unterstützt.<br />
Bis zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tode war Siegfried Damas<br />
<strong>in</strong> vielen Funktionen, sei es als Archivverwalter<br />
oder wiederum als Geschäftsführer,<br />
am aktiven Geschehen beteiligt.<br />
Vielen Enkeln der Erlebnisgeneration<br />
von Flucht und Vertreibung konnte er bei<br />
der Erforschung der schlesischen Wurzeln<br />
helfen.<br />
Für die unermüdliche Arbeit um s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Heimat Schlesien erhielt Siegfried Damas<br />
viele schlesische Auszeichnungen. Der Höhepunkt<br />
der Würdigung war 1979 – die Verleihung<br />
des Schlesierkreuzes durch die<br />
Landsmannschaft Schlesien. Der Tod von<br />
Siegfried Damas hat besonders unter s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Heimatfreunden große Bestürzung hervorgerufen.<br />
Wir werden ihn alle sehr vermissen.<br />
Leo Quade
10<br />
Wer ist’s?<br />
Schon als Student <strong>in</strong> Breslau<br />
hatte es, der an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m 23. Mai<br />
Geborene geliebt, <strong>in</strong> Spelunken,<br />
Nachtcafes, Studentenlokalen<br />
herumzuhocken, die oft<br />
zwielichtigen Gestalten zu beobachten,<br />
hier konnte er vergessen,<br />
Außenseiter zu se<strong>in</strong>,<br />
hier fühlte er sich e<strong>in</strong>igermaßen<br />
wohl.<br />
Der Schriftsteller Klabund<br />
schildert ihn als Gast <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Cafes,<br />
„e<strong>in</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r buckliger Herr<br />
mit roten Haaren und <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Hornbrille“, der „wie e<strong>in</strong><br />
Frosch von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Sitz aufschwappte<br />
und Unverständliches<br />
kreischte“. George Grosz<br />
und Ludwig Meidner malten<br />
den Krüppel als er bereits <strong>in</strong><br />
Berl<strong>in</strong> lebte, der wie es heißt,<br />
weniger durch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Werke als<br />
durch s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> körperlichen Defekte<br />
berühmt wurde. Zwar<br />
hatte er als Zwanzigjähriger bereits<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Gedichtband veröffentlicht,<br />
aber der brachte ke<strong>in</strong><br />
Geld, ebenso wenig wie das<br />
Amt des Theaterkritikers <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
<strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r oberschlesischen Geburtsstadt<br />
ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>nden Zeitung,<br />
<strong>in</strong> der se<strong>in</strong> Vater <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Bierverlag besaß, <strong>in</strong> dessen<br />
Schankstube er auch oft mit literarisch<br />
Interessierten zusammen<br />
saß, zusammen trank<br />
und zusammen redete.<br />
Er, der Bucklige, der verwachsene<br />
Gnom, der Missgestaltete,<br />
die gescheiterte<br />
Existenz: nie hätte er geglaubt,<br />
dass ihn <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau lieben könne,<br />
ihn, den schon die Mitschüler<br />
verspotteten wegen<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Hässlichkeit, der verkrachte<br />
Student, der – ohne<br />
se<strong>in</strong> Studium mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Examen<br />
abzuschließen – von der<br />
Universität nach Hause zurückgekehrt<br />
war und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Eltern<br />
auf der Tasche lag. Und<br />
doch: In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstadt<br />
hatte er die Tochter <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Uhrmachers<br />
kennen gelernt. Für <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
so kranken, verbitterten<br />
Künstler-Menschen wie ihn,<br />
sei ihre bloße Nähe, schon das<br />
bloße, stumme Beie<strong>in</strong>anderse<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong> reiches Geschenk, und er<br />
sei e<strong>in</strong> so frauenverliebter<br />
Mensch, dass er sich von<br />
K<strong>in</strong>dheit an nur im Zusammense<strong>in</strong><br />
mit Mädchen<br />
wohlfühlte, teilte er ihr mit. Bevor<br />
er sie kennengelernt habe,<br />
schrieb er ihr <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Brief aus<br />
dem Jahre 1912, sei nie e<strong>in</strong><br />
Mädchen gut zu ihm gewesen.<br />
LANDSLEUTE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
„Dann gab’s nur noch Dirnen<br />
und Kellner<strong>in</strong>nen, die ‚taten<br />
schön’ für Geld! Und ich<br />
konnte ‚das Geschäftliche’ allzu<br />
sehr herausfühlen“. (Dies<br />
war das letzte Mal am 9. Dezember<br />
1909.)<br />
Heiraten konnte er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Angebetete<br />
freilich noch nicht,<br />
dazu fehlte Geld, zumal ihm<br />
auch der Rückzug <strong>in</strong> das Elternhaus<br />
genommen worden<br />
war, denn das väterliche Geschäft<br />
war durch den Ersten<br />
Weltkrieg ru<strong>in</strong>iert worden. E<strong>in</strong><br />
e<strong>in</strong>ige Jahre jüngerer mit ihm<br />
befreundeter Schriftsteller, der<br />
<strong>in</strong> der gleichen Stadt geboren<br />
war wie er, riet ihm, von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Heimatstadt weg nach Berl<strong>in</strong><br />
zu ziehen, zumal s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Geliebte<br />
auch unter dem Bann kle<strong>in</strong>städtischen<br />
Geredes stand:<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> „Hure“, weil sie sich mit<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m verkrüppelten, an<br />
Stammtischen herumhängenden<br />
Dichter verbunden hatte.<br />
Er fühlt sich <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Heimatstadt<br />
<strong>in</strong> „tödlicher Abhängigkeit“,<br />
„e<strong>in</strong>gesargt und e<strong>in</strong>geschneit<br />
– und verzweifelt fast<br />
an der Zukunft“ wie er an <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
weiteren Freund schreibt.<br />
Erst 1917 heiratete er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Freund<strong>in</strong>, nach dem 1916<br />
erfolgten Tod des Vaters und<br />
dem Selbstmord der Mutter,<br />
deren Leichnam man <strong>in</strong> der<br />
Oder fand, e<strong>in</strong> Trauma, das<br />
noch lange nachwirkte und das<br />
er durch Gedichte zu überw<strong>in</strong>den<br />
suchte. Mit Gedichten<br />
alle<strong>in</strong> und auch (mit heute vergessenen<br />
Bühnenstücken)<br />
konnte er sich <strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> freilich<br />
nicht über Wasser halten. Als<br />
Mitarbeiter verschiedener Zeitungen<br />
verdiente er sich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Lebensunterhalt. Man heftete<br />
ihm das Etikett „sozialer Lyriker<br />
des Expressionismus“ an,<br />
aber „das Werben um den expressionistischen<br />
Zeitstil wies<br />
k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> überzeugenden Resultate<br />
auf“, wie es <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r biografischen<br />
Notiz heißt, während<br />
er mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neorealistischen<br />
Erzählungen <strong>in</strong> dem<br />
Band „Die Begegnung“ (1925)<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n erzählerischen Gipfel<br />
erreichte.<br />
Er selbst stirbt während<br />
des Zweiten Weltkrieges, vierundzwanzig<br />
Jahre nach dem<br />
Tod der Mutter im Exil, <strong>in</strong> London,<br />
woh<strong>in</strong> er, zusammen mit<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Frau, bereits 1933<br />
übergesiedelt war, da er die<br />
braunen Machthaber nicht<br />
schätzte. Bernhild Staffen<br />
Sonderstempel<br />
und Briefmarken zu den Themenbereichen<br />
Vertreibung, Schlesien, berühmte Schlesier<br />
und Ostdeutschland<br />
Heute: 150. Geburtstag Paul Ehrlich und Emil von Behr<strong>in</strong>g<br />
2004<br />
In der nächsten Ausgabe: Briefmarke von Moltke und<br />
von Stauffenberg 2007 Aus der Sammlung Michael Ferber<br />
<strong>Schlesische</strong> Firmen Teil 73<br />
Heute: Firmen, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong> breite Palette schlesischer und<br />
ostdeutscher Produkte vertreiben.<br />
Silesia-Vertriebsgesellschaft<br />
von der Landsmannschaft Schlesien <strong>in</strong>s Leben gerufen und<br />
1983 gegründet, Sitz mit Verkaufsstübl im Haus Schlesien,<br />
Königsw<strong>in</strong>ter-Heisterbacherrott<br />
<strong>Schlesische</strong> Schatztruhe<br />
Nach dem Erfolg von „Werben für Schlesien“ von Alfred Theisen<br />
im Juni 1999 <strong>in</strong> Görlitz gegründet, Ladengeschäft und<br />
Vertrieb <strong>in</strong> Görlitz/Schlesien<br />
11. Ostdeutscher Ostermarkt<br />
<strong>in</strong> Hamburg<br />
An diesem sommerlichen 31. Märztag konnte der BdV Hamburg<br />
wie <strong>in</strong> den Vorjahren im Haus der Heimat über e<strong>in</strong>tausend Besucher<br />
begrüßen, darunter zehn Landsleute der Schlesier aus<br />
Bremerhaven.<br />
Vorsitzender Gunter Ziegler, Stv. Vorsitzender Willibald J.C.<br />
Piesch und Hartmut Kl<strong>in</strong>gbeutel betonten bei der Eröffnung, dass<br />
damit unser neues Haus der Heimat nicht nur <strong>in</strong> der Öffentlichkeit<br />
der Hansestadt immer bekannter wird, sondern auch für Touristen,<br />
die Hamburg besuchen,<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n weiteren<br />
Anziehungspunkt bildet.<br />
Zur Eröffnung luden die<br />
Ldl. (Foto: v.l.) Schlossarek,<br />
Rohrmann, Hoika,<br />
Luczyk und Piesch<br />
<strong>in</strong> Alt-Bielitzer Tracht,<br />
die ersten Besucher<br />
herzlich e<strong>in</strong>.<br />
Willibald J.C. Piesch<br />
Foto:<br />
LvD-Pressereferat
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSLEUTE / KULTUR<br />
11<br />
Erfolgreicher Lehrgang für<br />
<strong>Schlesische</strong>-Weißstickerei <strong>in</strong> Lomnitz<br />
Frau Gniesewitz zeigt e<strong>in</strong> Muster<br />
In der Zeit vom 16. – 18. März 2007<br />
wurde im Schloss Lomnitz e<strong>in</strong> Lehrgang<br />
für <strong>Schlesische</strong>-Weißstickerei<br />
durchgeführt. Veranstaltet wurde er<br />
vom VSK mit Sitz im Schloss Lomnitz<br />
und dem Vere<strong>in</strong> Freunde von Erdmansdorf,<br />
e<strong>in</strong> Zusammenschluss<br />
von jetzigen Bewohnern von Erdmansdorf.<br />
Als Referent<strong>in</strong> konnte<br />
Frau Edeltraud Gniesewitz von der Trachtengruppe<br />
des Schlesier-Vere<strong>in</strong>s Rübezahl<br />
Berl<strong>in</strong> gewonnen werden. Elf Frauen waren<br />
an der alten Stickart <strong>in</strong>teressiert und<br />
lernten sehr fleißig die verschiedensten<br />
Muster kennen. In wöchentlichen Treffen<br />
<strong>in</strong> Erdmansdorf wollen die Lehrgangsteilnehmer<br />
weiter üben und sich gegensei-<br />
Frau v. Küster als<br />
Dolmetscher<strong>in</strong><br />
tig unterstützen. Wieder konnte mit Erfolg<br />
e<strong>in</strong> Bauste<strong>in</strong> für die Zusammenarbeit von<br />
Polen und Deutschen gelegt werden. Für<br />
den Herbst dieses Jahres ist, bei weiterem<br />
Interesse, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Fortsetzung des Lehrgangs<br />
geplant.<br />
Horst Gniesewitz, Leiter der<br />
Trachtengruppe S.V. Rübezahl Berl<strong>in</strong><br />
Wahl des neuen Vorstandes im BdV<br />
Kreisverband Düsseldorf e.V.<br />
Am 27. April 2007 wurde im BdV Kreisverband<br />
Düsseldorf der neue Vorstand gewählt.<br />
Die Delegierten schlugen e<strong>in</strong>stimmig<br />
zur Wiederwahl Christoph Wylezol als ersten<br />
Vorsitzenden vor, der die Wahl gerne<br />
annahm. Wylezol ist Aussiedler aus<br />
Schlesien (Kattowitz). 1983 verließ er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Heimat, um <strong>in</strong> Düsseldorf <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Neuanfang<br />
zu schaffen. Direkt nach der Ankunft<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf wurde er Mitglied der Landsmannschaft<br />
Schlesien, zwei Jahre später<br />
wurde er bei der <strong>Schlesische</strong>n Jugend aktiv.<br />
1987 übernahm er die 7köpfige Gruppe<br />
der <strong>Schlesische</strong>n Jugend <strong>in</strong><br />
Düsseldorf. Um die Jahrtausendwende<br />
zählte diese Gruppe ca. 200 Mitglieder.<br />
1992 wurde Christoph Wylezol <strong>in</strong> den<br />
Bundesvorstand und 2003 – 2005 als Bundesvorsitzender<br />
der <strong>Schlesische</strong>n Jugend<br />
gewählt. Jahrelang war er auch im Landesvorstand<br />
der <strong>Schlesische</strong>n Jugend tätig.<br />
Seit 2002 begleitet er das Amt des BdV<br />
Kreisvorsitzenden <strong>in</strong> Düsseldorf.<br />
Als s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Vertreter wurden wiedergewählt:<br />
Hartmut Stelzer (Schlesien), He<strong>in</strong>z<br />
Butzbach (Pommern), Edith Koitka (Ostpreußen).<br />
Als Schatzmeister wurde<br />
wiedergewählt: Wulf Tietz (Sudetenland). Als<br />
Schriftführer wurde neu gewählt: Georg<br />
Bern (Pommern). Für den erweiterten Vorstand<br />
wählten die Delegierten als Kulturreferent<br />
Hermann Bock (Ostpreußen), als<br />
stellv. Schatzmeister<br />
neu<br />
dazu Gerda<br />
G a t z k a<br />
(<strong>Oberschlesien</strong>),<br />
als<br />
stellv. Schriftführer<strong>in</strong>erneut:<br />
Gisela<br />
Stelzer (Kölner<strong>in</strong>),<br />
als<br />
Beisitzer erneut:Rita-Ingrid<br />
R<strong>in</strong>kens<br />
Term<strong>in</strong> der Kulturstiftung<br />
der deutschen Vertriebenen<br />
Die Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen<br />
veranstaltet <strong>in</strong> Zusammenarbeit mit<br />
dem Lehrstuhl für Kunst und Kulturgeschichte<br />
der Nicolaus-Copernicus Universität<br />
Thorn vom 21. bis 24. Juni 2007<br />
<strong>in</strong> Thorn, Hotel Uniwersytecki, <strong>e<strong>in</strong>e</strong> <strong>in</strong>ternationale<br />
kunsthistorische Fachtagung unter<br />
dem Titel „Terra sanctae Mariae“<br />
Mittelalterliche Bildwerke der Marienverehrung<br />
im Deutschordensland Preußen“.<br />
Seit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Gründung im Jahre 1190 als<br />
Ordo domus Sanctae Mariae Theutonicorum<br />
Ierosolimitanorum pflegte der<br />
Deutsche Orden <strong>e<strong>in</strong>e</strong> ausgeprägte Verehrung<br />
für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Patron<strong>in</strong>, die Gottesmutter<br />
Maria.<br />
Gleichwohl ist der spezifisch marianische<br />
Aspekt des Selbstverständnisses des<br />
Deutschen Ordens bislang nur <strong>in</strong> ger<strong>in</strong>gem<br />
Maße <strong>in</strong> das Blickfeld der Wissenschaft<br />
gerückt. Vor allem s<strong>in</strong>d die zahlreichen erhaltenen<br />
oder dokumentierten mittelalterlichen<br />
Bildwerke der Marienverehrung<br />
im Deutschordensland Preußen mit ihren<br />
vielfältigen Besonderheiten nicht vor diesem<br />
H<strong>in</strong>tergrund gewürdigt worden. Die<br />
<strong>in</strong>ternationale Fachtagung will Historiker<br />
und Kunsthistoriker aus Polen und<br />
Deutschland zusammenführen, die sich<br />
geme<strong>in</strong>sam um die Erhellung de vernachlässigten,<br />
für das Verständnis des<br />
preußischen Deutschordenstaates jedoch<br />
wesentlichen Merkmals der „Terra<br />
sanctae Mariae“ bemühen.<br />
Die Tagung steht unter der wissenschaftlichen<br />
Leitung von Prof. Dr. Dr. Gerhard<br />
Eimer, Kopenhagen, Prof. Dr. Matthias<br />
Müller, Ma<strong>in</strong>z, und Dr. Kazimierz Pospieszny,<br />
Thorn. Sie wird gefördert vom Beauftragten<br />
des Bundes für Kultur und Medien<br />
sowie von der Nicolaus-Copernicus-<br />
Universität Thorn.<br />
(Danzig), Otto Bolduan (Pommern), Manfred<br />
Frankiewicz (Westpreußen) und neu<br />
dazu Romuald Rostek (<strong>Oberschlesien</strong>). Als<br />
neue Kassenprüfer wurden e<strong>in</strong>stimmig<br />
vorgeschlagen und gewählt: Ingeborg Hillmann<br />
(Pommern), Manfred Schikora<br />
(Schlesien) sowie Christa Freusberg (<strong>Oberschlesien</strong>),<br />
die wiedergewählt wurde.<br />
Als Aussiedlerbetreuer<strong>in</strong>nen wurden<br />
bestätigt: Frieda Hecht (Russlanddeutsche),<br />
Christel Stumkat (Ostpreußen) und Lydia<br />
Bitsch (Russlanddeutsche)<br />
In s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Schlusswort bedankte sich der<br />
Vorsitzende Christoph Wylezol für die gute<br />
Wahlbeteiligung, und er freut sich auf <strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
weiterh<strong>in</strong> erfolgreiche Zusammenarbeit.<br />
Als Hauptredner zu „Tag der Heimat“ am<br />
16. 9. 2007 um 11.00 Uhr wird im Hotel Nikko<br />
<strong>in</strong> Düsseldorf, Herr Jochen-Konrad<br />
Fromme MdB, Vorsitzender der Arbeitsgruppe<br />
Vertriebene, Flüchtl<strong>in</strong>ge und Aussiedler<br />
der CDU/CSU Bundestagsfraktion<br />
sprechen. (Internetseite des Kreisverbandes:<br />
www.bdv-duesseldorf.de)
12<br />
KULTUR/ HISTORISCHES <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
1945 an der Neiße Teil 2<br />
Große Ungewissheit über die weitere Zukunft<br />
lag vor uns. Am nächstfolgenden<br />
Sonntag g<strong>in</strong>g ich nach Tauchritz (der Ort<br />
fiel später dem Braunkohletagebau zum<br />
Opfer) zum Ev. Gottesdienst. Kirchliche Veranstaltungen<br />
waren zunächst die e<strong>in</strong>zig<br />
mögliche Zusammenkunft für Deutsche.<br />
Diese war sche<strong>in</strong>bar vornehmlich von den<br />
Bewohnern des am anderen Neißeufer liegenden<br />
Radmeritz besucht. Der Baedecker<br />
1938 teilt mit, dass 25 M<strong>in</strong>uten südlich von<br />
Hagenwerder das weltadlige Fräule<strong>in</strong>stift<br />
Joachimste<strong>in</strong> (Geme<strong>in</strong>de Radmeritz)<br />
1722 – 1728 von dem kunsts<strong>in</strong>nigen Edelmann<br />
Siegesmund von Ziegler erbaut wurde.<br />
Der Pfarrer sagte im Anschluss an die<br />
Predigt, er wisse nicht, wann drüben <strong>in</strong> Radmeritz<br />
wieder Gottesdienst se<strong>in</strong> werde. Dies<br />
werde dann zu gegebener Zeit mitgeteilt.<br />
– Ich flechte dies e<strong>in</strong>, um deutlich zu machen,<br />
dass niemand Anfang Juni 1945 wusste,<br />
wie die Zukunft Schlesiens aussehen<br />
würde. Nach dem Gottesdienst strömte e<strong>in</strong><br />
Großteil der Geme<strong>in</strong>de zur Radmeritzer Brücke,<br />
offensichtlich meist Bewohner dieses<br />
Ortes. Ich schloss mich ihnen an. Das hätte<br />
ich lieber unterlassen sollen, denn unmittelbar<br />
vor der Neißebrücke fielen Plünderer<br />
über uns her und suchten besonders<br />
nach Uhren. Ich hatte die Taschenuhr<br />
<strong>in</strong> der Gesäßtasche, niemand<br />
fand sie dort. Hatte sie ihre wirklich erste<br />
Talismanprüfung bestanden?<br />
Es kehrte dann <strong>in</strong> m<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Lebensverhältnisse<br />
etwas Ruhe e<strong>in</strong>. Es war Sommer,<br />
ich 14 Jahre alt, und ich möchte die folgenden<br />
Schilderungen unter die Überschrift<br />
setzen: Sommerwochen 1945 an der Lausitzer<br />
Neiße. Ich hatte Kontakte zu anderen<br />
Jungen gefunden; <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r von ihnen<br />
wohnte <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Häuschen unmittelbar so<br />
dicht an der Neiße, dass man von dem Garten<br />
aus direkt <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Kahn steigen konnte,<br />
der am Flussufer festgemacht war. Ich<br />
er<strong>in</strong>nere mich noch zu gut daran, dass ich<br />
<strong>in</strong> diesem plötzlich so stark und voller Vitalität<br />
schaukelte, so dass ich gebeten wurde,<br />
den Kahn nicht zum Kentern zu br<strong>in</strong>gen.<br />
Mir war e<strong>in</strong>fach nach Befreiungsschlägen<br />
zumute. Alle Wut und Unruhe<br />
setzte ich <strong>in</strong> dieses Verhalten. E<strong>in</strong> kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s<br />
Stückchen jugendlicher Freiheit. Von den<br />
oberen Fenstern des Hause konnte auch<br />
gut beobachtet werden, ob polnische<br />
Grenzposten jenseits des Ufers erschienen.<br />
Wir badeten auch <strong>in</strong> der Neiße. Daran wurden<br />
wir nicht geh<strong>in</strong>dert – noch nicht. Ich<br />
er<strong>in</strong>nere mich noch gut daran, dass schlesische<br />
Flüchtl<strong>in</strong>ge an unserem Neißeufer<br />
erschienen, die mit Gepäck den Fluss im<br />
Richtung östlicher Heimat durchqueren<br />
wollten. Wir waren „flusskundig“ und wussten<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> seichte Stelle, an der die Flussquerung<br />
unternommen werden konnte. Wie<br />
alle anderen Jungen war auch ich dabei behilflich,<br />
das Gepäck durch die Neiße zu<br />
schleppen. Ehe ich es versah, fühlte ich<br />
Geldmünzen <strong>in</strong> der freien Hand. Dies war<br />
mir pe<strong>in</strong>lich. E<strong>in</strong> Ortsbewohner erklärte nun<br />
den Rückkehrern den weiteren Weg jenseits<br />
des Ufers und wies vor allen D<strong>in</strong>gen auf Gebüsche<br />
h<strong>in</strong>, h<strong>in</strong>ter denen sie sich nach dem<br />
nächstgelegenen Dorf umschauen sollten.<br />
Doch es wurde diese Rückkehr unterbunden.<br />
Schon bald <strong>in</strong> den nächsten Tagen ertönte<br />
lautes Pferdegetrappel im Dorf. Polnische<br />
Soldaten auf ausnehmend schönen<br />
Rappen besetzten dieses Grenzhaus. Wir<br />
durften nicht mehr <strong>in</strong> das Wasser – dieses<br />
Sommervergnügen wurde abrupt beendet.<br />
Es ist sicherlich nur wenigen Lesern bekannt,<br />
dass die polnischen Grenztruppen<br />
auch an dem westlichen Neißeufer „Stützpunkte“<br />
beziehen durften.<br />
Es erschienen <strong>in</strong> diesen Tagen auch die<br />
ersten Ausgaben der „Sächsischen Zeitung“.<br />
Es war m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Wissens noch vor der<br />
Siegerkonferenz <strong>in</strong> Potsdam. Aus diesen<br />
ersten Presseberichten erfuhren wir, dass<br />
das deutsche Gebiet östlich von Oder und<br />
Neiße der polnischen Verwaltung unterstellt<br />
worden sei.<br />
Es kamen nun auch polnische Rückkehrer<br />
an den Fluss. Sie standen erstaunt<br />
am Ufer und fragten fast fassungslos: „Das<br />
alles Polen?“ Weil ich es nicht besser wusste,<br />
erklärte ich, dieses weite Gebiet, das<br />
da vor uns lag, sei „unter polnische Verwaltung<br />
gestellt worden“. Sie erzählten<br />
auch, dass sie aus der britischen Besatzungszone<br />
kämen, wo sie, die ehemaligen<br />
Fremdarbeiter, mit Papieren und allen lebensnotwendigen<br />
Utensilien ausgestattet<br />
worden seien.<br />
Fast 40 Jahre später besuchte ich <strong>in</strong> der<br />
Nähe m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s jetzigen Wohnsitzes Dortmund,<br />
im benachbarten Schwerte, Veranstaltungen<br />
des dortigen Kulturamtes, die<br />
sich mit Fragen der deutsch/polnischen<br />
Verständigung beschäftigten. Dabei lernte<br />
ich auch den polnischen Professor Dr.<br />
Jan Zoborowski kennen, der dabei auch erzählte,<br />
wie er das Rückführungsproblem<br />
1945 von Bückeburg aus organisierte. Die<br />
Situation war so, wie ich sie erlebt hatte.<br />
E<strong>in</strong> Kreis schloss sich.<br />
Die kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong> russische Kommandantur <strong>in</strong><br />
Hagenwerder organisierte die Heuernte auf<br />
den großen Wiesen am Neißeufer. Auch ich<br />
gehörte zu dem Heukommando. Ich kann<br />
<strong>in</strong> der Rückschau sagen, dass ich diese Arbeiten<br />
genossen habe. Das Heuwenden an<br />
der Sommerfrischen Luft <strong>in</strong> der landschaftlich<br />
ansprechenden Natur gefiel mir.<br />
Für me<strong>in</strong> eigenes Leben bedeutete dies,<br />
dass ich von diesen Tagen an ununterbrochen<br />
51 Jahre lang im Arbeitsleben<br />
stand.<br />
Auch hier gab es Folgen des Kriegsendes.<br />
Plötzlich durchplätscherten vom jenseitigen<br />
Neißeufer deutsche Soldaten den<br />
Fluss. Sie mochten wohl unter der Tarnung<br />
im Gebüsch beobachtet haben, dass ke<strong>in</strong><br />
russischer Soldat sich <strong>in</strong> der Nähe befand.<br />
Auch das ist e<strong>in</strong> Mosaikste<strong>in</strong>chen der Umbruchzeit<br />
<strong>in</strong> diesen Wochen.<br />
Die wenigen russischen Soldaten und<br />
ebenso zivile russische Landarbeiter g<strong>in</strong>gen<br />
menschlich mit uns um. Sie trieben uns<br />
nicht an, riefen uns bisweilen zu: „Kommandant<br />
gucken was arbeiten“. Entgegen<br />
allen fachlichen Ratschlägen befahlen<br />
allerd<strong>in</strong>gs die Russen, dass meterhohe<br />
Heustapel zu errichten seien. Alle sachkundigen<br />
H<strong>in</strong>weise halfen nichts, immer<br />
noch höher mussten die Stapel des noch<br />
nicht trockenen Heues se<strong>in</strong>, damit dem<br />
„Kommandanten“ e<strong>in</strong> imponierendes<br />
Werk vorgezeigt werden konnte. Ich begriff<br />
das System der „potemk<strong>in</strong>schen Dörfer“.<br />
Hans-Dieter Schulz<br />
Ausstellung im Landtag von Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
Am 7. 2. 2007 hatte die Präsident<strong>in</strong> des<br />
Landtags Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen, Reg<strong>in</strong>a van<br />
D<strong>in</strong>ther, zur Ausstellungseröffnung<br />
„Russlanddeutsche Künstler im Landtag<br />
Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen“ e<strong>in</strong>geladen.<br />
E<strong>in</strong>undzwanzig Kunstmaler und Bildhauer,<br />
die überwiegend <strong>in</strong> den letzten fünfzehn<br />
Jahren aus dem Bereich der ehemaligen<br />
Sowjetunion als deutsche Aussiedler<br />
nach Deutschland gekommen<br />
s<strong>in</strong>d, hatten ihre Kunstwerke ausgestellt.<br />
Nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r musikalischen E<strong>in</strong>leitung begrüßte<br />
die Landtagspräsident<strong>in</strong> die Gäste<br />
und eröffnete die Ausstellung. Arm<strong>in</strong> Laschet,<br />
M<strong>in</strong>ister für Generationen, Familie,<br />
Frauen und Integration des Landes NRW,<br />
richtete Grußworte an die Gäste. Erika Kipl,<br />
Journalist<strong>in</strong> und Kunstkritiker<strong>in</strong>, erklärte mit<br />
Sachverstand die ausgestellten Werke, von<br />
denen die Gäste stark bee<strong>in</strong>druckt waren.<br />
In lockerer Atmosphäre hatte man die<br />
Möglichkeit, mit den Künstlern <strong>in</strong>s Gespräch<br />
zu kommen.<br />
Am frühen Nachmittag lud die CDU-<br />
Landtagsfraktion Nordrhe<strong>in</strong>-Westfalen<br />
zur Eröffnungsausstellung des Schle-<br />
siers He<strong>in</strong>z Tobolla „Skulpturen und Fotografien“<br />
e<strong>in</strong>. Horst Westkämper, MdL<br />
hielt die Eröffnungsansprache, und M<strong>in</strong>ister<br />
Arm<strong>in</strong> Laschet richtete herzliche<br />
Grußworte an die Gäste. Das Hauptthema<br />
He<strong>in</strong>z Tobollas ist der „Mensch“ – se<strong>in</strong><br />
Mite<strong>in</strong>ander, se<strong>in</strong> Nebene<strong>in</strong>ander und<br />
se<strong>in</strong> Ane<strong>in</strong>andervorbeigehen, das er <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Skulpturen und Fotografien bee<strong>in</strong>druckend<br />
darstellte.<br />
Zu den zahlreichen Besuchern gehörten<br />
u.a. Herr Blaschek, Bundesvorsitzender<br />
der Oberschlesier sowie Herr Pawelka,<br />
Bundes- und Landesvorsitzender der<br />
Schlesier. Christoph Wylezol<br />
TERMINE<br />
17. bis 24. Juni – Reise nach <strong>Oberschlesien</strong><br />
(rechts der Oder) und Krakau. Auskunft<br />
<strong>in</strong> der Landesgeschäftsstelle der Landesgruppe<br />
Baden-Württemberg der Landsmannschaft<br />
Schlesien, Schlossstr. 92,<br />
70176 Stuttgart, Tel./Fax.: 0711/6150412<br />
(Geschäftszeit: Dienstag 13 bis 17 Uhr)
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 DE LIBRIS<br />
13<br />
Joseph von Eichendorff, der böhmische<br />
Adel und Rupert Neudeck<br />
Ostdeutsche Literatur auf der Leipziger Buchmesse<br />
Es war e<strong>in</strong> glücklicher Umstand, dass die<br />
vom „Bund der Vertriebenen“ erarbeitete<br />
Ausstellung „Flucht, Vertreibung, Integration“,<br />
die am 1. Dezember 2006 im „Zeitgeschichtlichen<br />
Forum“ <strong>in</strong> der Leipziger<br />
Innenstadt eröffnet wurde, dort noch bis 22.<br />
April zu sehen ist. So war es nicht nur den<br />
Messebesuchern möglich, sich über e<strong>in</strong><br />
Thema zu <strong>in</strong>formieren, das auch 62 Jahre<br />
nach Kriegsende noch höchst virulent ist,<br />
sondern dort konnte auch, veranstaltet vom<br />
„Zeitgeschichtlichen Forum“, vom Kölner<br />
„Deutschlandfunk“ und von der „Leipziger<br />
Volkszeitung“, am 21. März <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Podiumsdiskussion<br />
stattf<strong>in</strong>den, an der neben Erika<br />
Ste<strong>in</strong>bach, der Präsident<strong>in</strong> des „Bundes der<br />
Vertriebenen“ <strong>in</strong> Bonn, auch Thomas Urban,<br />
der Warschauer Korrespondent der „Süddeutschen<br />
Zeitung“ und Autor des Buches<br />
„Der Verlust. Die Vertreibung der Deutschen<br />
und der Polen im 20. Jahrhundert“ (2004),<br />
Manfred Kittel vom „Institut für Zeitgeschichte“<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> und München und<br />
schließlich Micha Brumlik, Pädagogikprofessor<br />
<strong>in</strong> Frankfurt am Ma<strong>in</strong> und Autor des<br />
missratenen Buches „Wer Sturm sät. Die<br />
Vertreibung der Deutschen“ (2005) teilnahmen.<br />
Wie virulent das Thema auch heute noch<br />
ist, zeigte nicht nur, wie die „Leipziger Volkszeitung“<br />
am 23. März berichtete, dass der<br />
Saal mit 200 Zuhörern überfüllt war und<br />
draußen auf der Grimmaischen Straße sich<br />
noch Dutzende von Besuchern um E<strong>in</strong>lass<br />
bemühten, sondern dass auch <strong>e<strong>in</strong>e</strong> wirre<br />
Gruppe „Leipziger L<strong>in</strong>ksautonomer“ die<br />
Bühne im Saal für irgend<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Protestaktion<br />
besetzte, ohne freilich den Fortgang des<br />
Diskussion stören zu können. Besonders<br />
aufwühlend waren, nach Beendigung des<br />
offiziellen Teiles dieser neuen Veranstaltungsreihe<br />
„Politik und Zeitgeschichte im<br />
Gespräch“, die Zeugenaussagen und Beiträge<br />
aus dem Publikum, wobei auffiel, dass<br />
Arm<strong>in</strong> Görtz, der Berichterstatter der „Leipziger<br />
Volkszeitung“, offensichtlich noch nie<br />
von der schlesischen Stadt Schweidnitz gehört<br />
hatte. Man konnte ihm und dem mitteldeutschen<br />
Publikum im Saal immerh<strong>in</strong> zugute<br />
halten, dass im SED-Staat 1949/89 historisches<br />
Wissen über die deutschen Ostgebiete<br />
nur sehr begrenzt vermittelt wurde,<br />
die Betroffenen, die Flüchtl<strong>in</strong>ge und Vertriebenen<br />
also, so Erika Ste<strong>in</strong>bach, hätten<br />
nicht e<strong>in</strong>mal „Not- und Trostgeme<strong>in</strong>schaften“<br />
bilden dürfen.<br />
Wer danach die Messehallen <strong>in</strong> Leipzig-<br />
Wiederitzsch, weit außerhalb des Stadtzentrums<br />
am Augustusplatz, besuchte, war<br />
dennoch überrascht, wie stark bei west- und<br />
mitteldeutschen Verlagen, zunehmend<br />
auch bei polnischen und tschechischen, das<br />
ostdeutsche Literaturerbe vertreten war.<br />
Man sollte mit dem Oberschlesier Joseph<br />
von Eichendorff (1788 – 1857) beg<strong>in</strong>nen,<br />
dessen 150. Todestags am 26. November<br />
zu gedenken ist. Er wurde auf dem Schloß<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Eltern <strong>in</strong> Lubowitz bei Ratibor geboren,<br />
war preußischer Beamter und hat<br />
den Deutschen zwei <strong>in</strong>zwischen fast vergessene<br />
Romane wie „Das Marmorbild“<br />
(1816) und „Aus dem Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Taugenichts“<br />
(1826) geschenkt, aber auch unvergessliche<br />
Gedichte wie „Mondnacht“<br />
(1837). Der „Deutsche Klassiker-Verlag“ <strong>in</strong><br />
Frankfurt am Ma<strong>in</strong> veröffentlichte zum Gedenkjahr<br />
zwei Bände mit sämtlichen Erzählungen<br />
unter den Titeln „Ahnung und<br />
Gegenwart“ und „Dichter und ihre Gesellen“<br />
<strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Taschenbuch-Ausgabe.<br />
An den 100. Geburtstag (25. Juni ) und<br />
den zehnten Todestag (15. März) des <strong>in</strong><br />
Greifswald geborenen Pommern Wolfgang<br />
Koeppen, der nach 1912 auch e<strong>in</strong>ige Jahre<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Mutter im ostpreußischen Ortelsburg<br />
gelebt hat, nach 1933 <strong>in</strong>s Exil gegangen<br />
und 1939 zurückgekehrt ist und von<br />
1943 bis zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tod 1996 <strong>in</strong> München<br />
gewohnt hat, wurde 2006 mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r 14 bändigen<br />
Werkausgabe der Romane, Reiseberichte,<br />
Drehbücher, Interviews und autobiografischen<br />
Texte er<strong>in</strong>nert, die aber erst<br />
2011 abgeschlossen vorliegen wird und von<br />
der 2007 der frühe Roman „E<strong>in</strong>e unglückliche<br />
Liebe“ von 1934 erschienen ist. Auf<br />
dem Markt ist aber auch noch der Briefwechsel<br />
mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Verleger Siegfried Unseld<br />
(2006).<br />
Die im 13. Jahrhundert gegründete Universitätsstadt<br />
Greifswald liegt <strong>in</strong> Vorpommern,<br />
dem kl<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Rest der e<strong>in</strong>st preußischen<br />
Prov<strong>in</strong>z Pommern, der nach 1945 bei<br />
Deutschland verblieben ist. Allerd<strong>in</strong>gs versucht<br />
die mecklenburgische Landesregierung<br />
<strong>in</strong> Schwer<strong>in</strong> seit Jahren, wie das übrigens<br />
auch die sächsische Landesregierung<br />
<strong>in</strong> Dresden für den schlesischen Zipfel um<br />
Görlitz plant, diesen preußischen Teil ihrer<br />
Landesgeschichte auszulöschen, <strong>in</strong>dem<br />
neuerd<strong>in</strong>gs gemischte Landkreise aus<br />
mecklenburgischen und vorpommerschen<br />
Ortschaften gegründet werden sollen. Das<br />
im Rostocker H<strong>in</strong>storff-Verlag erschienene<br />
„Lexikon Mecklenburg-Vorpommern“ (800<br />
Seiten) dürfte den Lesern darüber Auskunft<br />
geben, ob Vorpommern, das seit 1815 zu<br />
Preußen gehört, hier <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m historischen<br />
Selbstverständnis bewahrt bleibt.<br />
Anderswo, auch im Ausland, wird die Bewahrung<br />
und Erforschung der Geschichte<br />
Ostdeutschlands durchaus als eigenständiger<br />
Wert begriffen. So gibt es beim Olms-<br />
Verlag <strong>in</strong> Hildesheim drei gewichtige Werke<br />
aus früheren Jahrhunderten, die Eberhard<br />
Günter Schulz im Auftrag der Bonner<br />
Stiftung Ostdeutscher Kulturrat, deren<br />
Präsident er seit 1999 ist, herausgegeben<br />
hat: die beiden Bände des schlesischen<br />
Landeshistorikers Colmar Grünhagen<br />
(1828 – 1911) „Schlesien unter Friedrich<br />
dem Großen“ (Breslau 1890/92); die beiden<br />
Bände des Ostpreußen Christoph Hartknochs<br />
(1644 – 1687) „Alt- und Neues<br />
Preussen oder Preussischer Historien zwei<br />
Theile“ (Frankfurt und Leipzig 1684); und<br />
der Band von Caspar Schütz „Historia rerum<br />
Prussicarum“ (Zerbst 1592). Eigens<br />
zum 60. Jahrestag der Auflösung Preußens<br />
am 25 Februar 1947 wurde das <strong>in</strong> der „Deutschen<br />
Verlagsanstalt“ <strong>in</strong> München erschienene<br />
Buch „Preußen. Aufstieg und<br />
Niedergang. 1600 – 1947“ geschrieben, auf<br />
dessen E<strong>in</strong>band leider Wilhelm II. und nicht<br />
Friedrich der Große zu sehen ist. Verfasser<br />
ist der Engländer Christopher Clark, Professor<br />
für Neuere Europäische Geschichte<br />
<strong>in</strong> Cambridge, dessen Buch der Verlag<br />
e<strong>in</strong> „Meisterwerk angelsächsischer Geschichtsschreibung“<br />
nennt. Im gleichen Verlag<br />
hat auch die englische Journalist<strong>in</strong> Patricia<br />
Clough e<strong>in</strong> Buch über Preußen veröffentlicht<br />
„Aachen – Berl<strong>in</strong> – Königsberg.<br />
E<strong>in</strong>e Zeitreise entlang der alten Reichsstraße<br />
1“ (2007), die e<strong>in</strong>st durch fünf preußische<br />
Prov<strong>in</strong>zen führte. Zu erwähnen bleibt, dass<br />
die Autor<strong>in</strong> bereits <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m früheren Buch<br />
„In langer Reihe über das Haff“ (2006) die<br />
„Flucht der Trakehner aus Ostpreußen“<br />
(Untertitel) beschrieben hat. Die Auflösung<br />
des Staates Preußen 1947 durch die Besatzungsmächte<br />
war für die Bonner „Kulturstiftung<br />
der deutschen Vertriebenen“<br />
auch Anlass für <strong>e<strong>in</strong>e</strong> gut besuchte Podiumsdiskussion<br />
auf der Leipziger Buchmesse,<br />
die von dem Chemnitzer Historiker<br />
Frank-Lothar Kroll als Moderator und drei<br />
weiteren Teilnehmern bestritten wurde.<br />
Was für das Königreich Preußen gilt, was<br />
die Erforschung der Landesgeschichte<br />
betrifft, gilt auch für die Habsburger Monarchie<br />
bis 1918. So erschien im Kölner Böhlau-Verlag<br />
e<strong>in</strong> Buch des tschechischen<br />
Journalisten Vladimir Votypka (1932) „Böhmischer<br />
Adel. Familiengeschichten“, was<br />
auch deshalb von Bedeutung ist, weil es<br />
zwischen böhmischem und deutschem Adel<br />
oft Querverb<strong>in</strong>dungen durch E<strong>in</strong>heiraten<br />
gab, wie man an den Vorfahren der Dichter<strong>in</strong><br />
Marie von Ebner-Eschenbach (1830 –<br />
1916) und am Wirken des aus der Geschichte<br />
des Dreißigjährigen Krieges<br />
1618/48 nicht wegzudenkenden Feldherrn<br />
Albrecht von Wallenste<strong>in</strong> (1583 – 1634) sehen<br />
kann, dessen sehr empfehlenswerte<br />
Biografie (1971) der Historiker Golo Mann<br />
(1909 – 1994) geschrieben hat. Im gleichen<br />
Verlag erschien e<strong>in</strong> Reiseführer Kurt<br />
Scharrs „Die Bukow<strong>in</strong>a. Erkundungen <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Kulturlandschaft“, aus deren Hauptstadt<br />
Czernowitz, der e<strong>in</strong>st östlichsten Universitätsstadt<br />
im deutschen Sprachraum, der<br />
weltbekannte Lyriker Paul Celan (1920 –<br />
1970) stammt.<br />
Die Abtrennung Ostdeutschlands vom<br />
übrigen Reichsgebiet und das E<strong>in</strong>strömen<br />
von vier Millionen Flüchtl<strong>in</strong>gen und Vertriebenen<br />
nach Mitteldeutschland ist aber<br />
auch Teil der DDR-Geschichte. So hat der<br />
Magdeburger Historiker Manfred Wille<br />
(1934), der schon im April 1990 und dann<br />
im September 1995 zu zwei großartigen Tagungen<br />
zum Thema <strong>in</strong> die altehrwürdige<br />
Universitätsstadt Magdeburg e<strong>in</strong>geladen<br />
hatte, im thür<strong>in</strong>gischen Und-Verlag/Stadtroda<br />
e<strong>in</strong> Buch „Gehasst und umsorgt. Aufnahme<br />
und E<strong>in</strong>gliederung der Vertriebenen<br />
<strong>in</strong> Thür<strong>in</strong>gen“ (2006) veröffentlicht, wor<strong>in</strong> er,<br />
>>>
14<br />
nach <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r E<strong>in</strong>führung <strong>in</strong>s Thema, den Lesern<br />
auch 77 Dokumente anbietet, die <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
e<strong>in</strong>zigartigen E<strong>in</strong>blick gewähren <strong>in</strong> die<br />
Situation und die Atmosphäre der Nachkriegsjahre.<br />
Etwas Ähnliches versucht Ines<br />
Keller mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Sonderheft der seit 1952<br />
ersch<strong>e<strong>in</strong>e</strong>nden Zeitschrift „Letopis“, die der<br />
„sorbischen Sprache, Geschichte und Kultur“<br />
gewidmet ist. Das bereits 2005 erschienene<br />
Heft mit dem Titel „Ich b<strong>in</strong> jetzt<br />
hier und das ist gut so“ basiert auf Interviews<br />
über die „Lebenswelt von Flüchtl<strong>in</strong>gen<br />
und Vertriebenen <strong>in</strong> der Lausitz“.<br />
Von besonderem Wert s<strong>in</strong>d beim Thema<br />
Ostdeutschland seit 1945 die Autobiografien<br />
und Aufzeichnungen. Im Kölner Verlag<br />
Kiepenheuer und Witsch hat der 1939<br />
geborene Danziger Rupert Neudeck s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Lebenser<strong>in</strong>nerungen „Abenteuer Menschlichkeit“<br />
veröffentlicht. Dieser für s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> humanitären<br />
E<strong>in</strong>sätze bekannte Mann, auf den<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Danziger Landsleute stolz se<strong>in</strong> können,<br />
wäre fast mit dem Flüchtl<strong>in</strong>gsschiff<br />
„Wilhelm Gustloff“ am 30. Januar 1945<br />
untergegangen, wenn er, s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Mutter und<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Geschwister die Abfahrt nicht verpasst<br />
hätten. Das war dann wohl auch e<strong>in</strong>s s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r<br />
Motive, seit 1979 mit dem Schiff „Cap<br />
Anamour“ Menschen aus Seenot zu retten.<br />
Die 1914 <strong>in</strong> Gablonz an der Neiße geborene<br />
Sudetendeutsche Lisl Urban, deren<br />
Vorfahren die Gablonzer Glasschmuck<strong>in</strong>dustrie<br />
mitbegründet haben, wohnt heute,<br />
als pensionierte Lehrer<strong>in</strong>, <strong>in</strong> Woltersdorf bei<br />
Berl<strong>in</strong>. Nach leidvollen Erfahrungen <strong>in</strong> der<br />
alten Heimat und nach der Austreibung <strong>in</strong><br />
Thür<strong>in</strong>gen hat sie unter dem Titel „E<strong>in</strong> ganz<br />
gewöhnliches Leben“ <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n autobiografischen<br />
Roman geschrieben, von dem<br />
2006/07 zwei Teile im Querfurter D<strong>in</strong>gsda-<br />
Verlag erschienen s<strong>in</strong>d, der dritte folgt 2008.<br />
Im gleichen Verlag veröffentlichte auch der<br />
<strong>in</strong> Dresden wohnende Schlesier Rudolf<br />
Scholz (1939), der 1995 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Roman<br />
„Die Schwalben der K<strong>in</strong>dheit“ (über Plagwitz<br />
im Kreis Löwenberg) bekannt wurde,<br />
se<strong>in</strong> neues Buch „E<strong>in</strong> wunderbar verstimmtes<br />
Klavier“. Hildegard Rauschenbach,<br />
die 1945 aus Ostpreußen <strong>in</strong> den Ural<br />
verschleppte Bauerntochter, hat im Westkreuz-Verlag/<br />
Bad Münstereifel unter dem<br />
Titel „Vergeben ja, vergessen nie“ <strong>e<strong>in</strong>e</strong> erweiterte<br />
Fassung ihres Lagerberichts von<br />
1995 „Von Pillkallen nach Schadr<strong>in</strong>sk“ veröffentlicht.<br />
Diesen Nachkriegsjahren ist auch<br />
das Buch von Erna Ewert, Marga Pollmann<br />
und Hannelore Müller gewidmet „Frauen <strong>in</strong><br />
Königsberg 1945 – 1948“, das 2006 im Verlag<br />
der „Kulturstiftung der deutschen Vertriebenen“<br />
erschienen ist.<br />
Von ganz herausragender Bedeutung<br />
aber ist das Tagebuch des Breslauer Juden<br />
Willy Cohn 1933/41, bearbeitet und <strong>in</strong> zwei<br />
Bänden (1646 Seiten) ediert von Norbert<br />
Conrads, dem 1938 <strong>in</strong> Breslau geborenen<br />
und von 1985 bis 2006 an der Stuttgarter<br />
Universität wirkenden Professor für schlesische<br />
Geschichte. Die beiden Bände tragen<br />
den Titel „Ke<strong>in</strong> Recht, nirgends“ und<br />
bietet <strong>in</strong> bedrückenden Aufzeichnungen die<br />
Verfolgungsgeschichte schlesischer Juden<br />
bis zur Verschleppung nach Litauen 1941<br />
und der Ermordung durch ihre deutschen<br />
DE LIBRIS <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Landsleute. Mit der Edition dieses Buches<br />
hat Norbert Conrads s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m engeren<br />
Landsmann Willy Cohn (1888 – 1941),der<br />
Gymnasialprofessor <strong>in</strong> Breslau war, nach 65<br />
Jahren e<strong>in</strong> würdiges Denkmal gesetzt!<br />
Autobiografien, die Flucht und Vertreibung<br />
e<strong>in</strong>schließen, werden seltener, je weiter<br />
die Zeit voranschreitet und die Erlebnisgeneration<br />
ausstirbt. Die ehemalige<br />
Lehrer<strong>in</strong> Monika Taubitz, die seit 1965 <strong>in</strong><br />
Meersburg am Bodensee lebt und<br />
schreibt, ist 1937 <strong>in</strong> Breslau geboren und<br />
<strong>in</strong> der Grafschaft Glatz aufgewachsen, von<br />
wo sie mit ihrer Mutter 1946 nach Nordenham<br />
<strong>in</strong> Niedersachsen vertrieben wurde.<br />
Sie hat also die E<strong>in</strong>drücke, aus denen ihr<br />
erstes Buch „Durch Lücken im Zaun. E<strong>in</strong>e<br />
K<strong>in</strong>dheit zwischen 1944 und 1946“ (1977)<br />
entstand, als schlesisches Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>d<br />
erfahren. Für diesen frühen, autobiografisch<br />
e<strong>in</strong>gefärbten Text, der 2006 <strong>in</strong> Breslau auch<br />
<strong>in</strong> polnischer Übersetzung erschien, wurde<br />
sie 1978 mit dem Eichendorff-Preis <strong>in</strong><br />
Wangen/Allgäu ausgezeichnet. Mit ihrem<br />
neuen Roman „Abstellgleis“, der 2007 im<br />
Dresdner Neisse-Verlag veröffentlicht wurde,<br />
wechselte sie vom Autobiografischen<br />
zur literarischen Fiktion und schilderte die<br />
letzten Tage <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r aus Schlesien vertriebenen<br />
Frau <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m westdeutschen Altenund<br />
Pflegeheim.<br />
Er<strong>in</strong>nerungen an die „letzten Tage Gerhart<br />
Hauptmanns“ (Untertitel) hat se<strong>in</strong><br />
langjähriger Freund und Mitarbeiter Gerhart<br />
Pohl (1902 – 1966) aufgeschrieben und 1953<br />
unter dem Titel „B<strong>in</strong> ich noch <strong>in</strong> m<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Haus“ veröffentlicht. Diese wichtigen Aufzeichnungen<br />
über den schlesischen Nationaldichter<br />
(1862 – 1946), die der aus<br />
Schlesien stammende und im thür<strong>in</strong>gischen<br />
Jena lebende Literaturkritiker Günter<br />
Gerstmann (1933) <strong>in</strong> der Stiftung Mart<strong>in</strong>-<br />
Opitz-Bibliothek <strong>in</strong> Herne 2006 noch e<strong>in</strong>mal<br />
edierte, ist 2007 von Tatjana Dattschenko<br />
auch <strong>in</strong>s Russische übersetzt worden.<br />
Der e<strong>in</strong>stige DDR-Schriftsteller Harry<br />
Thürk (1927 – 2007), geboren im oberschlesischen<br />
Zülz, hat sich erst nach dem<br />
Untergang des SED-Staats mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Roman<br />
„Sommer der toten Träume“ (1993) zu<br />
alten Heimat bekannt, wofür er 1995 mit<br />
dem Literaturpreis des Landesverbands<br />
Thür<strong>in</strong>gen des „Bundes der Vertriebenen“<br />
ausgezeichnet wurde. Jetzt hat der „Mitteldeutsche<br />
Verlag“ <strong>in</strong> Halle, wo alle s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Romane,<br />
Erzählungen und Reportagen erschienen<br />
s<strong>in</strong>d, <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Band „Harry Thürk. E<strong>in</strong><br />
Erzähler im Spiegel s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Zeit“ vorgelegt,<br />
der deshalb so nützlich ist, weil der Autor<br />
1957 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m glänzend geschriebenen<br />
Kriegsroman „Die Stunde der toten Augen“<br />
berühmt und später zweimal mit dem Nationalpreis<br />
(1964/78) ausgezeichnet wurde.<br />
In diesem Roman, der heftig kritisiert und<br />
fleißig gelesen wurde, g<strong>in</strong>g es um <strong>e<strong>in</strong>e</strong> deutsche<br />
Fallschirmjägere<strong>in</strong>heit, die im Herbst<br />
1944 <strong>in</strong> Ostpreußen h<strong>in</strong>ter der deutsch-russischen<br />
Front operierte.<br />
Die 1964 mit dem Nationalpreis, 1977<br />
mit dem Bremer Literaturpreis und 1980 mit<br />
dem Georg-Büchner-Preis ausgezeichnete<br />
DDR-Schriftsteller<strong>in</strong> Christa Wolf ist 1929<br />
<strong>in</strong> Landsberg an der Warthe geboren, wur-<br />
de mit ihrer Erzählung „Der geteilte Himmel“<br />
(1963) schlagartig bekannt und hat <strong>in</strong><br />
ihrem Roman „K<strong>in</strong>dheitsmuster“ (1976)<br />
Flucht und Vertreibung aus der ostbrandenburgischen<br />
Heimat beschrieben. Im<br />
Jahr 2006 hat sie unter dem Titel „Der Worte<br />
Adernetz“ <strong>in</strong> der edition suhrkamp e<strong>in</strong><br />
Bändchen mit Essays und Reden veröffentlicht,<br />
wor<strong>in</strong> sie über Schriftstellerkollegen<br />
schreibt, darunter auch über ihren<br />
akademischen Lehrer, den Leipziger Literaturprofessor<br />
Hans Mayer (1907 – 2001),<br />
von dem sie 1953 exam<strong>in</strong>iert worden war<br />
und dessen 100. Geburtstags am 19. März<br />
gedacht wurde. Die 1953 im Banat geborene<br />
Schriftsteller<strong>in</strong> Herta Müller gehörte<br />
zur deutschen M<strong>in</strong>derheit der Banater<br />
Schwaben <strong>in</strong> Rumänien und konnte 1987<br />
nach Westdeutschland ausreisen, wo sie<br />
mit zahlreichen Literaturpreisen ausgezeichnet<br />
wurde. Der Münchner Hanser-Verlag<br />
hat jetzt <strong>in</strong> <strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Neuausgabe den Roman<br />
„Herztier“ (1994) veröffentlicht. Sie ist<br />
wohl die wichtigste Autor<strong>in</strong> der an Begabungen<br />
so reichen rumäniendeutschen Literatur.<br />
An dieser Stelle muss auch zweier Schlesier<br />
gedacht werden, die sich um die Literatur<br />
Ostdeutschlands <strong>in</strong> besonderer<br />
Weise verdient gemacht haben: Eberhard<br />
Günter Schulz (1929) aus Neusalz an der<br />
Oder veröffentlichte unter dem Titel<br />
„Leuchtendes Schlesien“ (2007) s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> gesammelten<br />
„Betrachtungen zu Ereignissen<br />
und Persönlichkeiten“ im Freiburger Bergstadt-Verlag,<br />
der 1732 <strong>in</strong> Breslau gegründet<br />
worden war; und Louis Ferd<strong>in</strong>and Helbig<br />
(1935) aus Liegnitz ist <strong>e<strong>in</strong>e</strong> nachträgliche<br />
Festschrift „Zwischen Verlust und Fülle“<br />
(2006) zum 70. Geburtstag im Dresdner<br />
Neisse-Verlag gewidmet, die 26 Aufsätze<br />
versammelt, darunter Beiträge von<br />
Klaus Hildebrandt/Nürnberg über den<br />
schlesischen Schriftsteller Horst Lange<br />
(1904 – 1971) und von Wolfgang Bittner/Köln<br />
über die Nachkriegsjahre als<br />
Flüchtl<strong>in</strong>gsk<strong>in</strong>d „Aufgewachsen <strong>in</strong> Ostfriesland“.<br />
Louis F. Helbig, der <strong>in</strong> den amerikanischen<br />
Staaten Indiana und Arizona<br />
Professuren <strong>in</strong>nehatte, heute <strong>in</strong> Südfrankreich<br />
lebt und 2000/04 Gastprofessor im<br />
schlesischen Grünberg war, hat sich <strong>in</strong> besonderer<br />
Weise verdient gemacht durch das<br />
umfassende Werk „Der ungeheure Verlust“<br />
(1988) über die deutschsprachige Literatur<br />
zum Thema „Flucht und Vertreibung“,<br />
das 1996 <strong>in</strong> dritter Auflage vorlag. Diese<br />
Buch ist e<strong>in</strong> e<strong>in</strong>zigartiges Standardwerk,<br />
das Maßstäbe setzt zur Erforschung dieser<br />
Literatur, die an den germanistischen<br />
Instituten deutscher Universitäten immer<br />
noch kaum wahrgenommen oder bewusst<br />
ignoriert wird. In dieser Literatur werden der<br />
Schmerz und die Trauer lebendig über den<br />
jähen Heimatverlust, den die Betroffenen<br />
bis zu ihrem Lebensende nicht bewältigen<br />
können. Jetzt, wo die dritte Nachkriegsgeneration<br />
das Studium aufnimmt, sollte<br />
man hoffen dürfen, dass jüngere, von Krieg<br />
und Nachkriegszeit nicht mehr biografisch<br />
vere<strong>in</strong>nahmte Wissenschaftler den Mut f<strong>in</strong>den,<br />
sich diesem Jahrhundertthema zu stellen!<br />
Jörg Bernhard Bilke
<strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007 LANDSLEUTE / DE LIBRIS / TERMINE<br />
15<br />
Schlesier, die sie kennen sollten<br />
Günter Oskar Dyhrenfurth letzter Teil<br />
Es mag <strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frage jener Zeit gewesen se<strong>in</strong>,<br />
warum Dyhrenfurth nicht s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rseits die<br />
Fortführung dieser wissenschaftlich doch<br />
sehr bedeutenden Monographie übernommen<br />
hat, zumal sie über <strong>e<strong>in</strong>e</strong> der damals<br />
renommiertesten Fachzeitschriften,<br />
der Palaeontographica herausgegeben<br />
wurde. Die Antwort dafür liegt zum <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
im Ausbruch des Ersten<br />
Weltkrieges, zu<br />
dem sich Dyhrenfurth<br />
sofort als Freiwilliger<br />
gemeldet<br />
hatte, zum andern<br />
wohl auch dar<strong>in</strong>,<br />
dass gleich zu<br />
Kriegsbeg<strong>in</strong>n, im Zeitraum<br />
von nur 10<br />
Monaten, <strong>in</strong>sgesamt<br />
70 Universitätsangehörige<br />
(darunter 3<br />
Dozenten) den Tod<br />
fanden und dass<br />
auch noch se<strong>in</strong> Doktorvater<br />
und Mentor,<br />
Fritz Frech, während<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Kriegse<strong>in</strong>sat-<br />
zes <strong>in</strong> Syrien 1917 an<br />
Malaria starb. Diese<br />
schicksalhaften Ereignisse<br />
haben auch<br />
bei Dyhrenfurth Spuren h<strong>in</strong>terlassen und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Zukunftspläne bee<strong>in</strong>flusst.<br />
Reich dekoriert war er aus s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m<br />
Kriegse<strong>in</strong>satz zurückgekehrt, an dem er als<br />
Geologischer Sachverständiger, vornehmlich<br />
<strong>in</strong> den Alpen, teilgenommen hatte. Genannt<br />
seien hier nur das Eiserne Kreuz, das<br />
Militärverdienstkreuz der Österreichischen<br />
Feldjäger, das Österreichisch-Ungarische<br />
Ehrenzeichen des Roten Kreuzes und das<br />
Karl-Truppen-Kreuz. Was für ihn aber sehr<br />
viel mehr zählte, waren s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> 195 Bergtouren,<br />
die er während dieser Zeit durchführte<br />
und die er sorgfältig <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Tourenbuch<br />
festgehalten hat. Dass er diesen<br />
Krieg <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n geliebten Bergen und mit<br />
wissenschaftlichen Aufgaben betraut<br />
überstehen durfte, zählte für ihn sehr viel<br />
mehr als der Krieg selbst. Nach der Rückkehr<br />
„Aus dem Felde" im Sommersemester<br />
1919 setzte er sich wieder mit voller Kraft<br />
als Privatdozent an s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Universität <strong>in</strong><br />
Breslau e<strong>in</strong> und bot u.a. Vorlesungen und<br />
Übungen über die Historische Geologie und<br />
über den Bau der Alpen an. Bereits 1913<br />
hatte er s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Habilitationsschrift „Monographie<br />
der Engad<strong>in</strong>er Dolomiten" als Beitrag<br />
zur „Geologischen Karte der Schweiz"<br />
veröffentlicht und sich damit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n <strong>in</strong>ternationalen<br />
Namen gemacht. Nach dem<br />
Krieg hatte er somit beste Aussichten auf<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n renommierten Lehrstuhl berufen zu<br />
werden. Umso überraschender mag daher<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Entscheidung gewesen se<strong>in</strong>, sich<br />
Günter Oskar Dyhrenfurth im<br />
Jahre 1911 mit s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Ehefrau<br />
Hettie, geb. Heymann.<br />
schon zwei Jahre danach für das Sommersemester<br />
beurlauben zu lassen. Daran<br />
änderte auch nicht die zwischenzeitliche Berufung<br />
zum Professor.<br />
In Wirklichkeit hatte das Bergsteigerfieber<br />
schon längst voll und ganz von Dyhrenfurth<br />
Besitz ergriffen und er war im Begriff,<br />
s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m zukünftiges Leben <strong>e<strong>in</strong>e</strong> voll-<br />
Günter Oskar Dyhrenfurth <strong>in</strong> der<br />
Uniform <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Schweizer Gebirgsjägers<br />
im Jahre 1918.<br />
kommen andere Richtung zu geben. Bevor<br />
er nach dem Krieg 1919 von der Schweiz<br />
aus zu s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Familie und zur Universität<br />
nach Breslau zurückgekehrt war, hatte er<br />
für sich und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Familie die E<strong>in</strong>reise- und<br />
Aufenthaltsgenehmigung <strong>in</strong> der Schweiz erwirkt.<br />
Dass er zwischenzeitlich s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n<br />
Wohnsitz <strong>in</strong> Salzburg nahm und von dort<br />
aus regelmäßig s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n Dozentenpflichten<br />
<strong>in</strong> Breslau nachkam, war somit nur das Vorzeichen<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r endgültigen Loslösung von<br />
Breslau und von s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>r Laufbahn als Universitätsprofessor<br />
und Wissenschaftler.<br />
Dieses neue Leben von Günter Oskar Dyhrenfurth,<br />
se<strong>in</strong> kometenhafter Aufstieg als Extrembergsteiger<br />
und anschließend auch der<br />
ähnlich gelagerte Lebensweg s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Sohnes<br />
Normann Dyhrenfurth beschreibt Andreas<br />
Nickel <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Buch „Dyhrenfurth<br />
– Zum dritten Pol", das soeben beim AS Verlag<br />
<strong>in</strong> Zürich erschienen ist. Auf 328 Seiten,<br />
mit zahlreichen erstmals veröffentlichten<br />
Fotos aus dem Familienarchiv der Dyhrenfurths<br />
hat Andreas Nickel, der selbst<br />
ebenfalls Bergsteiger und Filmregisseur <strong>in</strong><br />
der Schweiz ist, auf e<strong>in</strong>fühlsame und zugleich<br />
offenbarende Weise zusammengestellt.<br />
Mit vielen Details, H<strong>in</strong>tergrund<strong>in</strong>formationen<br />
(Dyrenfurth und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau Hettie,<br />
entstammten begüterten, alte<strong>in</strong>gesessenen<br />
Breslauer Familien, ursprünglich jüdischen<br />
Glaubens) und den Ause<strong>in</strong>andersetzungen<br />
mit dem Nationalsozialismus, gestaltete An-<br />
dreas Nickel e<strong>in</strong> spannendes Bergsteigerbuch,<br />
das ebenso als e<strong>in</strong> Zeitdokument und<br />
<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Familienbiographie gelten kann.<br />
Das Bergsteigerbuch umfasst Kapitel<br />
über zahlreiche Erstbegehungen <strong>in</strong> den Alpen,<br />
<strong>in</strong>sbesondere aber von Expeditionen<br />
und extremen Bergtouren im Himalaya und<br />
zwar im Spannungsbereich sowohl nationaler<br />
und sportlicher Konkurrenzkämpfe als<br />
auch <strong>in</strong> den Wirren des Ersten Weltkrieges.<br />
1930 und 1934 leitete er zwei Internationale<br />
Himalaya-Expeditionen (Jongsong Peak<br />
7420 m und Hidden Peak 8068 m). Zahlreiche<br />
Erstbegehungen gehen auf se<strong>in</strong> Konto,<br />
wobei s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Frau Hettie <strong>e<strong>in</strong>e</strong>n neuen Höhenweltrekord<br />
mit 7500 m aufstellte. Während<br />
der Olympischen Sommerspiele 1936<br />
<strong>in</strong> Berl<strong>in</strong> wurden beide mit der Bergsteigermedaille<br />
Prix olympique d`alp<strong>in</strong>isme ausgezeichnet.<br />
Dyhrenfurth und später auch<br />
se<strong>in</strong> Sohn Norman, waren darüber h<strong>in</strong>aus<br />
Pioniere als Filmproduzenten im Hochgebirge.<br />
Das Buch als Zeitdokument bezieht s<strong>e<strong>in</strong>e</strong><br />
Bedeutung vor allem durch erstmals veröffentlichte<br />
Tagebuchaufzeichnungen und<br />
Briefe von Günter Oskar Dyhrenfurth, aber<br />
auch durch andere schriftliche Belege. Über<br />
200 Schwarzweiß-Fotos aus dem Archiv<br />
von Norman Dyhrenfurth unterstreichen die<br />
dokumentarische Aussage wesentlich und<br />
die verb<strong>in</strong>denden Kapitel des Autors Andreas<br />
Nickel machen das Buch nicht nur<br />
flüssig lesbar, sondern auch <strong>in</strong> s<strong>e<strong>in</strong>e</strong>n gelegentlichen<br />
thematischen Sprüngen übersichtlich<br />
und verständlich.<br />
Das wissenschaftliche Buch offenbart<br />
sich nur, wenn man danach sucht. Zahlreiche<br />
H<strong>in</strong>weise mögen dazu anregen,<br />
weiterführende Literatur zur Hand zu nehmen.<br />
Dies gilt sowohl <strong>in</strong> Bezug auf zeitgeschichtliche<br />
Themen des Dritten Reiches,<br />
der Völkerkunde und der Naturwissenschaft,<br />
speziell der Geowissenschaften. Das Buch<br />
des Rezensenten Hans Völkel „M<strong>in</strong>eralogen<br />
und Geologen der Universität Breslau<br />
von 1811 bis 1945“ enthält viele biographische<br />
Informationen des Geologen Günter<br />
Oskar Dyhrenfurth. Nähere Angaben f<strong>in</strong>det<br />
man unter: www-voelkel.hans.de<br />
Dieses empfehlenswerte Buch aber von<br />
Andreas Nickel „Dyhrenfurth — Zum dritten<br />
Pol" mit <strong>e<strong>in</strong>e</strong>m Vorwort von Re<strong>in</strong>hold<br />
Messner, ist im Buchhandel zum Preis von<br />
26,80 € und unter ISDN 978-3-909111-27-<br />
5 erhältlich. Hans Völkel<br />
TERMINE<br />
DEUTSCHLANDTREFFEN DER SCHLESIER<br />
Freitag, 29. 6. 2007 (Stadtzentrum Hannover)<br />
17.00 Uhr, Ökumenischer Gottesdienst,<br />
Marktkirche, Hanns-Lilje-Platz 2. Predigt: Präsident<br />
des <strong>Schlesische</strong>n Kirchentages Landespastor<br />
i.R. Dr. Hans-Ulrich M<strong>in</strong>ke<br />
19.30 Uhr, Kulturveranstaltung der Stiftung<br />
Schlesien, Sparkassen-Forum, Schiffgraben 6<br />
– 8, Thema: Carl Gotthard Langhans – e<strong>in</strong><br />
schlesischer Baumeister zwischen Breslau und<br />
Berl<strong>in</strong> (Lichtbildervortrag von Prof. Dipl.-Ing.<br />
Friedhelm Grundmann) – Kostenbeitrag:<br />
2,00 Euro
16<br />
TERMINE<br />
Fraenkel/P<strong>in</strong>kus Sem<strong>in</strong>ar <strong>in</strong> Schlesien am Sonntag, den 15. Juli 2007,<br />
ca. 16 Uhr: Symposium: Die Familie P<strong>in</strong>kus der Fraenkel FABRIKEN im<br />
20. jahrhundert: Max und Hans Hubert P<strong>in</strong>kus.<br />
Vorträge werden gehalten von: Mr. Michael Simonson: Archivist/<br />
Bibliothekar: Leo Baeck Institute, New York City.<br />
Thema: H<strong>in</strong>tergrund u. Wichtigkeit der Forschung <strong>in</strong> der Sammlung der<br />
Familie P<strong>in</strong>kus im Archiv der Leo Baeck Institute, New York City.<br />
– Dr. A. Baron, PHD. Gymnasiallehrer im Lyzeum <strong>in</strong> Zawatzkie, <strong>Oberschlesien</strong>,<br />
Thema: Max P<strong>in</strong>kus und s<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Welt.<br />
– Dr. R. Horn<strong>in</strong>g-Wistuba, CH.; Spezialist, Historiker <strong>in</strong> der P<strong>in</strong>kus<br />
Sammlung der Leo Baeck Institute, New York City; New York, u.a: Thema:<br />
Hans Hubert P<strong>in</strong>kus und die letzten Jahre der Fraenkel Fabriken<br />
unter der Nazi Gewaltherrschaft 1933 – 1939.<br />
Die Sprache der Messe, Feier u. der Vorträge werden ausschließlich <strong>in</strong><br />
Deutsch se<strong>in</strong>.Veranstaltungsort: Deutsche Hauptgaststätte, Hauptstr., Krobusch,<br />
nahe Zuelz, Kreis Neustadt, <strong>Oberschlesien</strong>, Lic. D. Robert Horn<strong>in</strong>g,<br />
CH, manzco@hotmail.com<br />
Silesia –<br />
<strong>Schlesische</strong>s Verkaufsstübel<br />
der Landsmannschaft Schlesien<br />
im Haus Schlesien<br />
Postfach 15 01 32, 53040 Bonn,<br />
Tel.: 02 28/23 21 54 (AB/24 Std.)<br />
Öffnungszeiten:<br />
Dienstag bis Freitag: 15.00 bis 17.00 Uhr<br />
Sonnabend und Sonntag: 14.00 bis 17.00 Uhr<br />
Montag: Ruhetag<br />
Besuchergruppen werden um rechtzeitige Anmeldung gebeten.<br />
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Bunzlauer Keramik, CD und MC u.v.m.).<br />
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ANZEIGEN / TERMINE <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong> 12/2007<br />
Sonnabend<br />
23. 6. 2007<br />
Jahresausflug nach<br />
Bad Münstereifel<br />
mit Führungen<br />
durch Prof. Dr.<br />
Günther Walzik<br />
Montag<br />
25. 6. 2007,<br />
16.30 Uhr<br />
Hotel Daufenbach,<br />
Bonn, Brüdergasse:Conservativer<br />
politischer<br />
Cirkel: „Ostdenkschrift<br />
der EKD <strong>in</strong><br />
der Diskussion“<br />
Referent: Prof. Dr.<br />
Mart<strong>in</strong> Honecker<br />
Kurzfristige Änderungenvorbehalten<br />
– Bitte auf Tagespresse<br />
achten!<br />
Auskünfte / Infos /<br />
Anmeldungen:<br />
Tel: 0228/ 28 26 16<br />
www.schlesienbonn.de<br />
Landsmannschaft Schlesien, Dollendorfer Str. 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter<br />
Postvertriebsstück, DPAG, Entgelt bezahlt, G 9638<br />
Impressum: <strong>Schlesische</strong> <strong>Nachrichten</strong>, Zeitung für Schlesien, vere<strong>in</strong>t mit Oberschlesischer<br />
Kurier · Herausgeber: Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e. V.,<br />
vertreten durch den Bundesvorsitzenden Rudi Pawelka, Dollendorfer Straße 412, 53639 Königsw<strong>in</strong>ter,<br />
Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-290.<br />
Die Landsmannschaft Schlesien – Nieder- und <strong>Oberschlesien</strong> e.V. – Bundesleitung – im Internet:<br />
www.schlesien-lm.de<br />
Redaktion: Michaela S. Ast – ma – (Chefredakteur<strong>in</strong>). Die Redaktion behält sich das Recht vor,<br />
Beiträge redaktionell zu kürzen. Telefon (0 22 44) 92 59-0, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />
Nachdruck: Der Nachdruck von redaktionellen Beiträgen der <strong>Schlesische</strong>n <strong>Nachrichten</strong> ist bei<br />
Quellenangabe und Zusendung <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s Belegexemplars gestattet.<br />
Texte und Anzeigen: Gertrud Bunzel, Telefon (0 22 44) 92 59-295, Fax (0 22 44) 92 59-190,<br />
E-Mail: schlesische-nachrichten@freenet.de.<br />
Bestellungen bei der Bundesgeschäftsstelle der Landsmannschaft Schlesien · Bezugspreis:<br />
E<strong>in</strong>zelexemplar 2,00 Euro, 3,00 Zloty; Jahresabonnement 40,00 Euro · Ersche<strong>in</strong>ungsweise: zweimal<br />
im Monat; Abonnementskündigung nur bis zum 30. November <strong>e<strong>in</strong>e</strong>s laufenden Jahres für<br />
das kommende Jahr möglich. Für unverlangte Manuskripte und Bilder wird k<strong>e<strong>in</strong>e</strong> Haftung übernommen.<br />
Unverlangt e<strong>in</strong>gesandte Manuskripte, Bilder und Bücher können nur zurückgeschickt<br />
werden und Zuschriften sowie Anfragen können nur beantwortet werden, wenn ausreichend Rückporto<br />
beiliegt. Die mit Namen oder Chiffre gezeichneten Artikel geben nicht unbed<strong>in</strong>gt die Me<strong>in</strong>ung<br />
des Herausgebers oder der Redaktion wieder.<br />
Bankkonto: Volksbank Bonn Rhe<strong>in</strong>-Sieg eG., BLZ 380 601 86, Kto.-Nr. 260 089 3036.<br />
Herstellung: Br<strong>in</strong>kmann Henrich Medien GmbH, M<strong>e<strong>in</strong>e</strong>rzhagen<br />
SCHNELL<br />
SCHNELL * GUT * PREISWERT<br />
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Sprachvermittlungsdienst<br />
SPIELVOGEL<br />
Übersetzungs- und Dolmetscherdienst<br />
für die polnische Sprache<br />
Dipl.-Ing. Damian Spielvogel<br />
Mit staatlicher Anerkennung geprüfter Dolmetscher und<br />
Übersetzer für die polnische Sprache<br />
Geislarstraße 63-65 • 53225 Bonn<br />
Tel./Fax: 02 28 – 97 37 958<br />
Auskünfte zu Eigentumsfragen, Immobilienerwerb,<br />
Urkundenbeschaffung, Ahnen- und Familienforschung<br />
können nicht erteilt werden.