Bambus ist das grösste Gras der Welt, hart wie Stein, zäh ... - Natürlich
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Südamerika sind wild wachsende <strong>Bambus</strong>arten<br />
vertreten. Zu den bekanntesten Gattungen<br />
gehören: Dendrocalamus, Arundinaria,<br />
<strong>Bambus</strong>a, Melocanna und Phyllostachys.<br />
Fossilienfunde aus <strong>der</strong> Braunkohlezeit<br />
zeigen, <strong>das</strong>s die Riesengräser auch bei uns<br />
heimisch waren, jedoch in einer massiven<br />
Trockenzeit des Tertiärs ausstarben. Deshalb<br />
finden wir heute in Europa keinen<br />
wild wachsenden <strong>Bambus</strong> mehr.<br />
Bis 45 Meter hoch<br />
Die Zwerg- o<strong>der</strong> Riesensprosse des <strong>Bambus</strong><br />
besitzt infolge <strong>der</strong> Kieselsäurespeicherung<br />
die Eigenschaft, zu verholzen, stein<strong>hart</strong><br />
zu werden und trotzdem elastisch zu<br />
bleiben. Der einzelne Trieb besteht aus<br />
einer regelmässigen Aufeinan<strong>der</strong>folge von<br />
Internodien und Nodien (Knoten). Das<br />
Mark <strong>ist</strong> nur in den Nodien vorhanden,<br />
während die Internodien hohl sind. Unterirdisch<br />
besitzen die me<strong>ist</strong>en <strong>Bambus</strong>se<br />
ein dicht verzweigtes Wurzelnetz, mit<br />
dem sich die Pflanze ausbreitet und durch<br />
Ausläufer vermehrt.<br />
Manche Arten sind nur wenige Zentimeter<br />
hoch (z.B. Pleioblastus pygmaeus),<br />
an<strong>der</strong>e <strong>wie</strong><strong>der</strong>um (z.B. Phyllostachys<br />
viridiglaucescens) überschreiten selbst<br />
in unseren Breitengraden eine Höhe von<br />
10 Metern. An Naturstandorten erreichen<br />
einige <strong>Bambus</strong>arten Höhen bis zu 45 Meter<br />
mit einem Halmdurchmesser von gegen<br />
35 Zentimetern. Der Schildkrötenbambus<br />
z. B. besitzt ein kreuzgefächertes Muster<br />
auf dem Stamm, womit jedes Segment<br />
einem Schildkrötenpanzer ähnelt. Der<br />
Goldene <strong>Bambus</strong> <strong>ist</strong> eine <strong>der</strong> kostbarsten<br />
Formen mit reizenden Goldtönen an<br />
den Stämmen. Der Sesambambus dagegen<br />
<strong>ist</strong> mit einem Muster <strong>wie</strong> von schwarz<br />
verstreuten Sesamsamen verziert; <strong>der</strong><br />
Schwarze <strong>Bambus</strong> kennzeichnet sich durch<br />
einen schwarzen Stamm, welcher mit<br />
zunehmendem Alter gelb wird. Den Grossblättrigen<br />
<strong>Bambus</strong> erkennt man an seinen<br />
grossen, bis 60 cm langen und 12 cm<br />
breiten, lanzettlichen Blättern.<br />
Im vorletzten Jahrhun<strong>der</strong>t schuf <strong>der</strong><br />
Botaniker Eugène Mazel einen <strong>Bambus</strong>park<br />
in Frankreich (siehe Kasten auf<br />
Seite 44). Er weilte in Asien, um Maulbeerbäume<br />
für die Seidenraupenzucht zu<br />
studieren. Dabei begegnete er dem <strong>Bambus</strong>.<br />
Bege<strong>ist</strong>ert von dem exotischen, in<br />
Europa praktisch unbekannten Gewächs,<br />
brachte er bei seiner Rückkehr nach<br />
Frankreich einige Exemplare mit. Sie gediehen<br />
gut und dank weiterer Reisen<br />
hatte er schon bald einen prächtigen Park<br />
mit über 100 <strong>Bambus</strong>sorten. Bis zum<br />
heutigen Tag werden sie gehegt und gepflegt<br />
und <strong>der</strong> Öffentlichkeit zugänglich<br />
gemacht.<br />
Zierholz im Garten<br />
Seit Mazel vor über 200 Jahren den <strong>Bambus</strong><br />
von Asien nach Frankreich importierte,<br />
hat <strong>das</strong> fremdartige Riesengras in<br />
<strong>der</strong> europäischen Bevölkerung zahlreiche<br />
Bewun<strong>der</strong>er gefunden. Die so genannten<br />
«Gräser <strong>der</strong> Superlative» wurden immer<br />
mehr als Kulturpflanzen angebaut, so<br />
<strong>das</strong>s <strong>der</strong> <strong>Bambus</strong> heutzutage in unseren<br />
Parks und Zieranlagen keine Seltenheit<br />
mehr <strong>ist</strong>. Die Differenzierung <strong>der</strong> häufig<br />
sehr ähnlich aussehenden Anbauarten <strong>ist</strong><br />
oft nicht leicht, zumal ein wichtiges Unterscheidungsmerkmal,<br />
die Blüte, praktisch<br />
nicht zur Verfügung steht. Bei manchen<br />
Sorten sind sich die Botaniker sogar<br />
uneinig, zu welcher Gattung sie eingestuft<br />
werden können. So kommt es vor,<br />
<strong>das</strong>s einige <strong>Bambus</strong>se unter zwei o<strong>der</strong><br />
mehreren Namen bekannt sind.<br />
Für den Anbau in Haus- und Ziergarten<br />
eignen sich in unseren Breitengraden<br />
nur winter<strong>hart</strong>e Sorten, welche in<br />
Baumschulen und Gartenzentren erhältlich<br />
sind. Diesbezüglich gibt es hohe<br />
Arten <strong>wie</strong> Phyllostachys viridiglaucescens<br />
(6–9 Meter hoch), mittelhohe (3–5 Meter<br />
hoch mit pechschwarzen Halmen) als<br />
Phyllostachys nigra var. punctata, kleinwüchsige<br />
(1,5–3,5 Meter hoch – in Horst<br />
wachsende) als Fargesia murielae, niedrige<br />
(0,5–1 Meter hoch mit quirlig stehen-<br />
Chrüteregge GESUNDHEIT<br />
uch Exotik im Garten<br />
dem Blattwerk) als Shibataea kumasasa<br />
so<strong>wie</strong> als Bodendecker (0,8 Meter hoch)<br />
als Pleioblastus pummilus.<br />
Unbändige Lebenskraft<br />
Der <strong>Bambus</strong> besitzt viele Facetten: Furchterregend<br />
und beängstigend <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Knattern<br />
seiner Stämme, wenn sie <strong>der</strong> Wind aneinan<strong>der</strong><br />
schlägt. Sanft <strong>ist</strong> <strong>das</strong> Flüstern<br />
seiner Blätter – eine Geräuschkulisse seltenster<br />
Art. Explosiv verhält er sich im<br />
Feuer. Im Winter, wenn <strong>der</strong> <strong>Bambus</strong> unter<br />
<strong>der</strong> Schwere des Schnees sich bogenförmig<br />
zu Boden neigt, erscheint er als ein geduldiger<br />
Lastenträger. Doch <strong>das</strong> interes-<br />
Horstbildende <strong>Bambus</strong>art: Anbau im Ziergarten<br />
<strong>Natürlich</strong> | 6-2004 43