06.12.2012 Aufrufe

Konsuminfo Spielwaren

Konsuminfo Spielwaren

Konsuminfo Spielwaren

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Erfolgreiche ePaper selbst erstellen

Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.

FOKUS: CHINAS<br />

WANDERARBEITERINNEN<br />

FALLBEISPIEL: MATTEL<br />

EvB-Konsum-Info_02_2011<br />

SPIELSACHEN__3<br />

Im Osten Chinas, im Pearl River Delta (Provinz Guangdong), sind rund 4000 Spielzeugfabriken<br />

angesiedelt, in denen zwischen drei und fünf Millionen Menschen – hauptsächlich<br />

Frauen – arbeiten. Oft sind es mittellose, ungebildete Wanderarbeiterinnen, die in den Fabriken<br />

schuften. Sie kehren häufig nur über die Feiertage des Neujahrsfestes zu ihren<br />

Familien zurück. Die Arbeitsbedingungen der Frauen sind prekär. Konkret heisst das: bis<br />

zu 100 Stunden Arbeit pro Woche, häufig ohne freien Tag. Werden die Produktionsziele<br />

nicht erreicht, gibt es weitere Überstunden oder Lohnabzug. Vom tiefen Lohn wird zudem<br />

Essensgeld und Unterkunft abgezogen, sodass ein durchschnittlicher Monatslohn (inklusive<br />

Überstunden) bei rund 130 Euro liegt. Löhne werden oft verzögert ausbezahlt, schriftliche<br />

Verträge sind selten, von Sozial- oder Krankenversicherungen ganz zu schweigen.<br />

Meist wird ohne Schutzkleidung gearbeitet, wodurch die Arbeiterinnen giftigen Substanzen<br />

ausgesetzt sind. Häufig kommt es aufgrund von Übermüdung zu Unfällen.<br />

Auch die Wohnsituation belastet die Arbeiterinnen: Die meisten können sich keine eigene<br />

Unterkunft leisten. So wohnen sie in den Schlafsälen der Fabrik, wo sich zwischen<br />

zehn und zwanzig Personen ein Zimmer teilen.<br />

Produktions- und Lieferkette in der Spielzeugbranche<br />

Lizenzgeber<br />

z.B. Disney,<br />

Warner, Mattel<br />

Produktionsstätten<br />

/ Zulieferbetriebe<br />

z.B. Fabriken in China<br />

Internationale<br />

Spielzeughersteller<br />

& Markenfi rmen<br />

z.B. Mattel, Hasbro,<br />

Lego, Playmobil,<br />

Ravensburger<br />

Einzelhändler<br />

z.B. Migros, Manor,<br />

Coop, Franz Carl<br />

Weber, Toys”R”Us,<br />

McDonald’s<br />

Konsumentinnen<br />

und Konsumenten<br />

Mattel gehört mit einem Umsatz von 952 Millionen Dollar (2010) und 27‘000 Mitarbeitenden<br />

zu den grössten Spielzeugherstellern weltweit. Dem Konzern mit Hauptsitz in El Segundo,<br />

Kalifornien, gehören Marken wie Fisher-Price, Barbie oder Scrabble. Wegen seiner<br />

Produktion in China geriet Mattel schon mehrfach negativ in die Schlagzeilen.<br />

2007 mussten rund 18 Millionen Spielzeuge zurückgerufen werden, weil sie mit einer<br />

zu stark bleihaltigen Farbe bemalt waren. Kritisiert werden auch die ausbeuterischen Arbeitsbedingungen<br />

bei Mattels Zulieferbetrieben.<br />

Im Mai 2011 nahm sich Hu Nianzhen, eine Mitarbeiterin des Mattel-Zulieferers Tai Qiang,<br />

das Leben, nachdem sie von ihren Vorgesetzten gedemütigt und zu Strafarbeit verdonnert<br />

worden war, weil sie die vorgeschriebenen Produktionsquoten nicht erfüllen konnte. Mattel<br />

schreibt in einer Stellungnahme, dass der Suizidfall ein Einzelfall sei und nichts mit den Arbeitsbedingungen<br />

zu tun habe. Recherchen von Nichtregierungsorganisationen zeigen jedoch,<br />

dass der Arbeitsdruck in der Tai-Qiang-Fabrik enorm hoch ist. Indem Mattel immer kürzere<br />

Lieferfristen festlegt und die Stückpreise wo immer möglich senkt, übt die Firma schon bei<br />

der Auftragsvergabe Druck auf die Zulieferer aus. Den Preis dafür zahlen die ArbeiterInnen.

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!