Konsuminfo Spielwaren
Konsuminfo Spielwaren
Konsuminfo Spielwaren
Erfolgreiche ePaper selbst erstellen
Machen Sie aus Ihren PDF Publikationen ein blätterbares Flipbook mit unserer einzigartigen Google optimierten e-Paper Software.
INITIATIVE DER<br />
INDUSTRIE<br />
UND WIE SIEHT ES<br />
IN DER SCHWEIZ AUS?<br />
EvB-Konsum-Info_02_2011<br />
SPIELSACHEN__5<br />
Der Weltverband der Spielzeugindustrie ICTI (International Council of Toy Industries) verabschiedete<br />
Mitte der 1990er-Jahre einen Verhaltenskodex mit dem Ziel, faire Arbeitsbedingungen<br />
sowie die Arbeits- und Gesundheitssicherheit zu fördern. 2001 wurde der Kodex<br />
um ein Kontroll- und Zertifizierungsprogramm, den sogenannten ICTI-CARE-Prozess<br />
erweitert. Tritt ein Hersteller dem ICTI-CARE-Prozess bei, wird seine Fabrik von einer akkreditierten<br />
Auditfirma geprüft. Bei Einhaltung des Kodexes wird ein für ein Jahr gültiges<br />
Zertifikat vergeben. Zurzeit sind 2407 Fabriken – fast alle aus China – im ICTI-CARE-Prozess<br />
registriert, jedoch nur 846 davon sind zertifiziert. Und auch dieses Zertifikat ist sehr<br />
fragwürdig.<br />
Obwohl sich Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz in den Fabriken gemäss der<br />
Aktion „fair spielt“ dank dem ICTI-Kodex verbessert haben, gibt es noch zahlreiche Kritikpunkte:<br />
Gewerkschaften und ArbeiterInnen sind an der Ausgestaltung, Umsetzung und Kontrolle<br />
des Kodexes so gut wie nicht beteiligt. Zudem liegen die Anforderungen des Kodexes<br />
teilweise unter jenen des chinesischen Arbeitsrechts: Ein ICTI-Zertifikat erhalten selbst Fabriken<br />
mit Arbeitszeiten von über 72 Wochenstunden. Gesetzlich erlaubt sind 49 Stunden<br />
(Überstunden eingerechnet).<br />
Kritisiert wird auch, dass bei den Fabrikkontrollen die tatsächlichen Arbeitsbedingungen<br />
häufig nicht ans Licht kommen. Viele Arbeiterinnen wissen nichts vom Kodex. Die<br />
Teilnahme der Markenfirmen am Prozess ist freiwillig und unverbindlich. Die Entwicklung<br />
eines Kodexes wie den des ICTI ist zu begrüssen, doch mangelt es noch in vielen Bereichen<br />
an der Umsetzung.<br />
Auch in der Schweiz stammen die meisten <strong>Spielwaren</strong> aus China. Denn die grössten Verkaufsfilialen<br />
Migros, Manor und Coop sowie Fachgeschäfte wie Franz Carl Weber oder<br />
Toys“R“Us und kleine lokale Läden verkaufen die Markenprodukte diverser internationaler<br />
Firmen wie Hasbro, Mattel oder Disney, welche in China produzieren lassen.<br />
Schweizer Spielzeughersteller konzentrieren sich eher auf Nischen- und Qualitätsprodukte<br />
wie z.B. hochwertige Holzspielzeuge. Doch sobald grössere Mengen benötigt werden,<br />
lassen auch viele Schweizer Unternehmen in China produzieren.<br />
Sowohl Schweizer Hersteller wie auch die Verkaufsstellen tragen die Verantwortung für<br />
die von ihren Geschäften angepriesenen Produkte. Sie sollten von den Zulieferfirmen ausdrücklich<br />
eine faire Produktion und angemessene Arbeitsbedingungen fordern.<br />
Gemäss Informationen des Schweizerischen <strong>Spielwaren</strong>verbandes verlangen Marktführer<br />
Coop, Migros und Manor von ihren Lieferanten eine Teilnahme am ICTI-CARE-Prozess.<br />
Coop und Migros sind Mitglied der Business Social Compliance Initiative BSCI, einem von<br />
Unternehmen ausgearbeiteten und getragenen Verhaltenskodex. Beide verlangen von ihren<br />
Spielzeug-Lieferanten eine BSCI-Audit, anerkennen jedoch auch eine ICTI-Zertifizierung.<br />
Das heisst, wo das ICTI-System nicht umgesetzt wird, kommt BSCI zum Zug. Sowohl BSCI<br />
wie auch ICTI sind Business-Initiativen, bei denen die betroffenen ArbeiterInnen, Gewerkschaften<br />
oder Organisationen nicht mitentscheiden können. Beide Initiativen reichen in<br />
ihrer jetztigen Ausgestaltung und Umsetzung nicht aus, um die Einhaltung der Arbeitsrechte<br />
zu garantieren.