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Peer Pasternack „Demokratische Erneuerung“

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Die Untersuchung greift aus dem großflächigen Analysefeld Schwerpunkte heraus. Diese<br />

müssen zum einen inhaltlich sinnvoll, methodisch handhabbar und quantitativ in einem vertretbaren<br />

Rahmen zu bewältigen sein; sie sollen zum anderen unter dem Gesichtspunkt, Typisches<br />

zu vertreten, gewählt werden.<br />

In diesem Sinne sollen hier Einzelgegenstände aus dem Untersuchungsfeld in zwei sich<br />

kreuzenden Richtungen selektiert werden; sie sind einerseits prozessual, andererseits institutionell<br />

bestimmt:<br />

(1) Die prozessual eingegrenzten Gegenstände sind<br />

� die demokratische Initiation der Akteure an den ostdeutschen Hochschulen in der<br />

Aufbruchsphase ab Herbst 1989 sowie<br />

� der Personalumbau innerhalb des Hochschulumbaus.<br />

(2) Die institutionell bestimmten Gegenstände, anhand deren die genannten Prozesse<br />

fallweise untersucht werden, sind<br />

� die Humboldt-Universität zu Berlin und<br />

� die (Karl-Marx-)Universität Leipzig.<br />

Die auf der Grundlage dieser Auswahl gewonnenen Rekonstruktionen von Prozeßprogrammierungen<br />

und Prozeßvollzügen in Berlin und Leipzig werden anschließend einer vergleichenden<br />

Betrachtung unterworfen. —<br />

Was verleiht den derart eingegrenzten Einzelgegenständen das Merkmal des Typischen?<br />

Welche Gründe also legen es nahe, im Untersuchungsfeld eine Eingrenzung in der genannten<br />

Weise vorzunehmen?<br />

(1.) Innerhalb des ostdeutschen Hochschulumbaus gab es einen Initiationsprozeß und einen<br />

Kernprozeß. Im ersteren wurden spontane Initiationen in demokratisches Handeln geleistet; er<br />

ist zeitlich eingrenzbar. Zweiterer, der Kernprozeß, bildete die zentrale Referenzachse der<br />

Umgestaltungsdebatten und des Umgestaltungshandelns: die sog. personelle Erneuerung; sie<br />

zog sich über den gesamten Untersuchungszeitraum hin, ist mithin nur systematisch zu selektieren.<br />

Der Initiationsprozeß vollzog sich in einer Aufbruchsetappe vom Herbst 1989 bis zum<br />

Vollzug der Abwicklung einzelner Hochschulbereiche im ersten Halbjahr 1991. Zweierlei Initiationen<br />

wurde hier geleistet. Zunächst fanden sich basisdemokratisch inspirierte Initiativen<br />

entwickelt (bzw. nicht basisdemokratisch inspirierte Initiativen zumindest als solche apostrophiert).<br />

Sodann vollzog sich ein Übergang: von basisdemokratisch inspiriertem bzw. legitimiertem<br />

Agieren gelangten die Akteure zur Ausprägung repräsentativdemokratischer Handlungsroutinen.<br />

Dieser Vorgang war, an den Hochschulen ebenso wie gesamtgesellschaftlich,<br />

durch die Verabschiedung von den Illusionen des 89er Herbstes gekennzeichnet. Beide Initiationen,<br />

die basisdemokratische und die repräsentativdemokratische, überformten jeweils die<br />

Ausbildung korporativer Selbstverständnisse an den Hochschulen.<br />

Zentrale Referenzachse des Umgestaltungsdiskurses und -handelns war die sog.<br />

personelle Erneuerung. Der Begriff personelle Erneuerung wurde allgemein verwendet, um<br />

den vielschichtigen Kernprozeß des ostdeutschen Hochschulumbaus zu kennzeichnen. In<br />

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