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Peer Pasternack „Demokratische Erneuerung“

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dalitäten des Umbaus der Disziplinen erübrigte sich damit. Man ging von einem planierten<br />

Gelände aus. Auf diesem konnte der rechts- wie wirtschaftswissenschaftliche Landschaftspark<br />

angelegt werden, ohne früheren Bewuchs ins Kalkül ziehen zu müssen.<br />

Schließlich mußte zu all dem eine Anzahl von Professuren besetzt werden, die die beiden<br />

Fächer überforderte. Wer westelbisch habilitiert war, konnte in den neuaufzubauenden<br />

Rechts- und Wirtschaftswissenschaften nicht abgewiesen werden. (Freilich bewährte sich<br />

aber auch unter diesen Bedingungen die paradigmatische Hermetik etwa der<br />

Wirtschaftswissenschaften: Gleichsam als Konfessionsvorbehalt war ein Bekenntnis zu den<br />

normativen Grundlagen des bestehenden Wirtschaftssystems Berufungsvoraussetzung.<br />

Vereinzelte Bewerbungen, die daran scheiterten, berühren angesichts der verschwindenden<br />

Größenordnung diesbezüglicher Vorkommnisse den Gesamtbefund – daß im Grundsatz<br />

niemand abgewiesen werden konnte – nur marginal.) Insofern brauchte sich auch niemand<br />

streiten, da (fast) alle zufriedengestellt werden konnten. Es gab also in den Rechts- und<br />

Wirtschaftswissenschaften keine inhaltlichen Gründe, den Neuaufbau Ost zu diskutieren oder<br />

einer Analyse zu unterziehen.<br />

(B.3.) Einen besonderen Fall in mehrfacher Hinsicht stellte die (evangelische) Theologie<br />

dar. Sie stand zunächst unter politischer Protektion. Diese äußerte sich insbesondere im kapazitativen<br />

Ausbau des Faches in den ansonsten vornehmlich von Abbau betroffenen Universitäten.<br />

Sodann nahmen, wie die Pfarrer in der Politik, zahlreiche Theologen im Wissenschaftsumbau<br />

zentrale Positionen ein. Diese Exponiertheit weckte Aufmerksamkeit beim Publikum.<br />

Recht bald war die ostdeutsche Theologie in die kircheninternen Stasi-Debatten geraten.<br />

Mit dem Berliner Humboldt-Rektor Heinrich Fink hatte sie sich eine zentrale Projektionsfigur<br />

erschaffen. 36 An Fink arbeiteten die unterschiedlichen Fraktionen des Faches ihr jeweiliges<br />

Verhältnis zur DDR ab. Eine symbolische Überfrachtung war die Folge. Fink war nur noch<br />

entweder Lichtgestalt oder der Leibhaftige. Vermischt war all dies mit institutionellen Konkurrenzen<br />

durch die Auflösung der Kirchlichen Hochschulen und ihre Überführung in die<br />

Universitätsfakultäten. 37<br />

Im übrigen ging die ostdeutsche Theologie Debatten über interne Umgestaltungen längere<br />

Zeit eher aus dem Wege. 38 Eine Reihe von disziplingeschichtlichen Studien und Dokumen-<br />

(1996). {H;DZ} Sich Respekt zu verschaffen vermochte schließlich auch Rosemarie Will als Übergangsdekanin<br />

der Juristen an der Berliner Humboldt-Universität.<br />

36<br />

Vgl. die ausführliche Darstellung dieser Affäre unter IV.2. "Abwicklung. Gerüchte um den Rektor.<br />

Konfliktzuspitzungen" bis "Gerichtliche Auseinandersetzungen. Außergerichtliche Begleitung".<br />

37<br />

Beispielhaft ein Streit zwischen Berliner Sprachenkonvikt (dann Kirchliche Hochschule Berlin-<br />

Brandenburg) und Theologischer Fakultät der Humboldt-Universität in <strong>Pasternack</strong> (1996, 197-<br />

240). {H;pM;DZ} Dieser Band vertieft auch im übrigen zahlreiche Aspekte der ostdeutschen Theologie-<br />

Entwicklung nach 1989, insbesondere die Auseinandersetzungen um die Deutungsmacht hinsichtlich der<br />

DDR-Theologiegeschichte.<br />

38<br />

Vereinzelte Meldungen, neben Kähler (1994) {DZ;pA} , m.w.N., und Krötke (1994) {DZ;pM} , sind dokumentiert<br />

in <strong>Pasternack</strong> (1996). {H;DZ;pM;PA;sD}<br />

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