Kunst als Ausruck politischen Widerstands in Mittelamerika

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Bei ihrer Arbeit auf den Bananenplantagen in den 1980ern haben die Arbeiter die giftigen Pestizide direkt abbekommen. Nicaragua Ein Hauch von Entschädigung Etappenerfolg für 1.700 erkrankte Ex-Bananenarbeiter aus Nicaragua: Nach langen Verhandlungen hat der US-Bananenproduzent Dole humanitäre Hilfen für die Opfer der Pestizide Nemagon und Fumazone zugesagt. TEXT: KNUT HENKEL s ist wieder etwas Bewegung in den „EFall gekommen, aber letztlich ist die internationale Aufmerksamkeit entscheidend, um doch noch zu Zugeständnissen von Seiten der Unternehmen zu kommen“, sagt Ramon Barrantes. Der Gewerkschaftler aus Puerto Viejo de Sarapiquí, einer Kleinstadt in der Bananenregion Costa Ricas, ist ein graumelierter etwas rundlicher Hüne, der früher selbst für den US-Bananenproduzenten Dole geschuftet hat und durch den Einsatz von Nemagon steril wurde. So erging es Schätzungen zufolge rund 60.000 Bananenarbeitern in Mittel- und Südamerika. Erste Zahlungen Die fordern seit Jahrzehnten Entschädigung, doch trotz zahlreicher Prozesse und reichlich internationaler Aufmerksamkeit haben viele der ehemaligen Arbeiter auf den Bananenplantagen keine Entschädigung erhalten und leben oft in Armut. So auch viele der 300 von insgesamt 1.700 ehemaligen Bananenarbeiter aus Nicaragua, die laut Antonio Hernández Ordeñana im Januar ihre ersten Zahlungen erhalten haben. Das hat der Jurist aus Chinandega, eine der Bananenstädte Nicaraguas, gegenüber der nicaraguanischen Tageszeitung „El Nuevo Diario“ mehrfach erklärt. Doch wie viel Geld die erkrankten Plantagenarbeiter bekommen, behielt der Anwalt für sich. Rund um Chinandega, einer 130.000-Einwohnerstadt im Nordwesten Nicaraguas, leben viele ehemalige Plantagenarbeiter der Dole Food Company in prekären sozialen Verhältnissen. Ihnen will die Dole Food Company, angeblich 20 presente 2/2015
Länderberichte FOTOS: KNUT HENKEL der größte Fruchtkonzern der Welt, mit einer „humanitären Zahlung“ unter die Arme greifen. Die Höhe der Summe ist dabei genauso top secret wie der Grund der Hilfsleistung. De facto erhalten die 1.700 Bananenarbeiter, die von Antonio Hernández Ordeñana vertreten werden, finanzielle Entschädigungen für die gesundheitlichen Folgen des Einsatzes von Nemagon und Fumazone, so die Handelsnamen der beiden populärsten Pestizide, die damals in Mittel- und Südamerika oft aus der Luft versprüht wurden. „Dole würde jedoch nie akzeptieren, dass diese Zahlungen als Entschädigungen deklariert werden“, so Helge Fischer, Bananenexperte der deutschen Fairtrade-Organisation Banafair unisono mit dem nicaraguanischen Gewerkschafter Roberto Ruiz. Alles was in die Richtung eines Rechtsanspruchs geht, steht bei Dole auf dem Index und das hält auch die Konkurrenz von Chiquita und Del Monte so. Der Grund dafür liegt auf der Hand: Klagen weiterer Opfer von Nemagon und Fumazone will man nicht riskieren. Giftcocktail per Sprühflugzeug zid Nemagon ausgebracht. Seitdem leidet Fernando Morales Brenes unter den Spätfolgen der DBCP-Vergiftung. Der Wirkstoff steht unter dem Verdacht, Sterilität herbeizuführen und Krebs zu erregen. Fernando Morales musste sich gleich mehrfach operieren lassen: an den Augen, der Prostata und den Genitalien – die haben ihm die ÄrztInnen schließlich wegen der Krebswucherungen amputiert. Brenes ist kein Einzelfall. Weltweit wird die Heute warnen Schilder vor dem Einsatz giftiger Pestizide aus der Luft oder per Hand. Die beiden Pestizide wurden en Gros in der Bananenproduktion Mittel- und teilweise auch Südamerikas in den 1970er und 1980er Jahren eingesetzt. Beide Schädlingsbekämpfungsmittel enthalten den Wirkstoff 1,2-Dibrom- 3-chlorpropan (DBCP) und wurden von Dole, aber auch von den Konkurrenzunternehmen Chiquita und Del Monte auf den Plantagen eingesetzt, um Fadenwürmern im Wurzelbereich der Pflanzen den Garaus zu machen. Ohne jede Sicherheitsvorkehrung wurden die hochtoxischen Chemikalien auf den Plantagen gemischt und ausgebracht. Teilweise per Sprühflugzeug, teilweise von Männern wie Morales Brenes. Der Costa-Ricaner hat in den siebziger Jahren auf der Plantage Carmen de Siquirres der Dole Food Company gearbeitet Zahl der „Afectados“, der Betroffenen, auf bis zu 60.000 geschätzt. Die meisten wurden aus der Luft von Sprühflugzeugen mit dem Giftcocktail besprüht, weil sie meist direkt auf den Plantagen lebten. Dole ignorierte Urteile Mittlerweile laufen die Klagen für Entschädigung und die Begleichung der Behandlungskosten seit mehr als 20 Jahren. Doch die Erfolge sind bescheiden. Barrantes und 500 seiner ehemaligen Kollegen erhielten von Dole eine Entschädigung von jeweils 7.500 Dollar. Ein relativ läppischer Betrag, aber besser als nichts, denn die Arbeiter wissen auch, dass die großen Fruchtkonzerne in der Region extrem und dort regelmäßig das hochgiftige Pesti- einflussreich sind. > presente 2/2015 21
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