06.10.2015 Aufrufe

aspect 1/14

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

Agiles Projektmanagement<br />

Agiles Projektmanagement<br />

Bilder © istockphoto.com<br />

Agiles Projektmanagement<br />

für IT-Projekte<br />

bei Energieversorgern<br />

Agiles Projektmanagement, häufiger bekannt auch unter einer der bekanntesten Varianten<br />

„Scrum“, wird bei Energieversorgern gerade in letzter Zeit immer häufiger als Wunschansatz<br />

in allen Arten von Projekten genannt bzw. bereits zum Teil angewendet und ist aktuell<br />

„in aller Munde“. Gerade in der Energieversorgungsbranche, typischerweise in Bereichen mit<br />

einem hohen Anteil an stetigen oder auch größeren IT-Anpassungen dauern Projekte sehr lang,<br />

binden damit enorme Kapital- und Mitarbeiterressourcen und werden dabei häufig von neuen<br />

Anforderungen aus Business oder Regulative inhaltlich überholt. Zudem gibt es das stete Risiko,<br />

dass Projekte auch scheitern oder große Verzögerungen beinhalten können. Baut man hier z.B. bei<br />

IT- oder/und Prozessoptimierungsprojekten auf den klassischen Wasserfallansatz, der lange auf den<br />

tatsächlichen Umsetzungstermin hin ausgerichtet ist und zu dem dann per „Big Bang“ eine Umstellung<br />

erfolgt, sind diese Risiken durchaus gegeben sowie teils in der Branche auch schon eingetreten.<br />

Darüber hinaus machen klassische Ansätze oftmals jegliche<br />

gewünschte Flexibilität zunichte: beispielsweise<br />

sollte für mögliche IT-Erweiterungen in Richtung Gatewaybetreiber<br />

oder Smart Meter im Sinne des Projektmanagements<br />

am besten ein Jahr im Voraus die strategische<br />

Entscheidung getroffen werden, um anschließend<br />

ein IT-Umsetzungsprojekt von gut eineinhalb bis zwei<br />

Jahren zu beplanen. So ist es durchaus verständlich,<br />

dass man gerade in diesen Bereichen nach Alternativen<br />

im Projektmanagement sucht.<br />

Aber auch andere Bereiche, wie die Unternehmensorganisation,<br />

sind hier dem gleichen volatilen Umfeld ausgesetzt.<br />

Auch hier bergen klassische Ansätze Risiken, die<br />

sich zum Teil über die genannten Themen der fehlenden<br />

Flexibilität, hohen Ressourcenbindung und inhaltlichen<br />

Risiken auch in Risiken bei Mitarbeitern ausdrücken: lange<br />

Planungsphasen und ein hoher geforderter Anteil an<br />

Mitarbeitermitwirkung fordern die Organisation lang und<br />

intensiv. Der Mehrwert stellt sich hingegen erst spät, gar<br />

erst mit einem finalen Anwendungserfolg heraus. Dies<br />

heizt die Unzufriedenheit im Unternehmen auf.<br />

Wie kann also ein agiler Ansatz in Projekten für Energieversorger<br />

aussehen?<br />

Grundsätzlich lohnt ein Blick in die „agilen Manifeste“,<br />

also die sogenannten Grundprinzipien dieser Art des Projektmanagements,<br />

um ein Verständnis zum agilen Projekt<br />

zu entwickeln:<br />

1. Menschen und Interaktionen sind wichtiger als<br />

Prozesse und Werkzeuge<br />

2. Funktionierende Software ist wichtiger als umfassende<br />

Dokumentation<br />

3. Zusammenarbeit mit dem Kunden ist wichtiger als<br />

Vertragsverhandlungen<br />

4. Eingehen auf Veränderungen ist wichtiger als<br />

Festhalten an einem Plan<br />

Es gibt aus Sicht des IT-Projektfokus kritische Punkte, die<br />

hier genannt werden: „wenig umfassende Dokumentation“<br />

sowie fehlende Relevanz von „Prozessen und Werkzeugen“<br />

sind sowohl aus Sichtweise der Revisionssicherheit,<br />

als auch aus der Sicht einer erforderlichen<br />

Basis als Anwendungsdokumentation für Mitarbeiter sowie<br />

spätere Veränderungen, Prinzipien, die im typischen<br />

IS-U-IT-Projekt nicht nutzbar sind. So entspringt der Ansatz<br />

des typischen agilen Projektmanagements dem Bereich<br />

der Produktentwicklung, worin man sich mit einem<br />

konkreten, anfassbaren Endprodukt immer mehr einer<br />

Vorstellung und Anforderung des Auftraggebers nähert<br />

und auch schon erste Teilproduktbestandteile zur Ansicht<br />

und inkrementellen Änderung anstrebt. Dies ist natürlich<br />

nicht vollständig vergleichbar. Vermutlich ist es auch<br />

nicht in jedem Energieversorgungsunternehmen denkbar,<br />

sich morgens zum „Daily Scrum“ zu treffen, in<br />

dem Probleme und To Dos besprochen und täglich<br />

verteilt werden.<br />

So ist es jedoch machbar, ein bestimmtes Gedankengut<br />

aus den agilen Grundsätzen aufzugreifen: Bezogen<br />

auf die „Problematik“ im Bereich des klassischen<br />

IT-Projektmanagements sind hier natürlich die Punkte<br />

2 und 4 diejenigen, die die Hauptprobleme und Wünsche<br />

klassischer EVU-IT-Projekte angehen: schneller<br />

eine für den Anwender nutzbare Software zu haben,<br />

um entsprechende Effekte auch frühzeitiger nutzen zu<br />

können und auch mehr Flexibilität in eine umfassende<br />

IT-Veränderung zu bringen. Wie könnte dies konkret umsetzbar<br />

sein?<br />

Bei dem Zuschnitt von Projekten könnte Apriori bereits<br />

geprüft werden, ob sich das Projekt nicht auch in kleinere<br />

Projekte „zerlegen“ lässt.<br />

Prinzipiell sollte dabei der<br />

„Big Bang“, als erst nach<br />

einer langen Projektlaufzeit angesetzter<br />

Produktivsetzungstermin, überdacht und Optionen<br />

für die Auslieferung in kleineren Einheiten, also<br />

Teilauslieferungen, ermöglicht werden.<br />

Aus dem klassischen Projektmanagement werden<br />

Arbeitspakete hochaggregiert zu Teilaufgaben.<br />

Innerhalb des klassischen Wasserfallmodells<br />

könnten aber auch inkrementelle Entwicklungen<br />

genutzt und Phasen in mehrere<br />

Zeitstrecken unterteilt werden, um bereits eigenständige<br />

Teilergebnisse zu erreichen. Konkret bedeutet dies,<br />

eine Fachkonzeptphase, die z.B. für sechs Monate angesetzt<br />

ist, in drei Teile aufzubrechen und dies auch für die<br />

Folgephasen, wie die Realisierungsphase gleich zu tun,<br />

um so Vorauslieferungen oder potenziell anwendbare Teile<br />

zu schaffen.<br />

Ob dies umsetzbar ist, sollte in Szenarien vorab untersucht<br />

werden. Sofern die Teilauslieferungen systemseitig<br />

abkoppelbar sind, prozessual einen überschaubaren<br />

Teil der Prozesskette ausmachen und die Organisation<br />

damit auch bereits arbeiten kann, sind dies denkbare Optionen.<br />

Gerade bei der Einführung von IT hat dies ggfs.<br />

zur Folge, dass die Organisation dann auf zwei systemischen<br />

Plattformen arbeitet. Zu untersuchen ist dabei, ob<br />

dies innerhalb der Organisation nicht in Teams konkret<br />

aufgeteilt werden kann und damit machbar ist.<br />

Agilität in Projekten ist für Energieversorger damit sicherlich<br />

ein Ansatz, der nicht nur eine Option, sondern auch<br />

eine Anforderung ist. Process Consulting berichtet im<br />

nächsten Heft über mögliche weitere agile Ansätze und<br />

hält Sie so auf dem Laufenden. Gerne unterstützen wir<br />

Sie bei der pragmatischen Umsetzung von agilen Projektmethoden.<br />

Autoren: Katharina Meiler & Karsten Knechtel<br />

18 | <strong>aspect</strong> 1 / 20<strong>14</strong><br />

<strong>aspect</strong> 1 / 20<strong>14</strong> | 19

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!