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Smart Grid<br />

Smart Grid<br />

Die aufgeführten Punkte sind nur einige Aspekte, die auf<br />

die Komplexität des Umbaus der Energieversorgung hindeuten.<br />

Auf der einen Seite stehen die bewährten Strukturen,<br />

die in den letzten Jahren bereits den Zubau der<br />

regenerativen Energien aufgefangen haben und die für<br />

eine hohe Netzstabilität stehen. Dem gegenüber stehen<br />

kommunale Interessen, die eher weg vom zentralistischen<br />

System gehen.<br />

Die Lösung liegt wahrscheinlich, wie so oft, in einem<br />

Mittelweg. Die kommunalen Interessen berücksichtigen<br />

und gleichzeitig das bestehende System kostengünstig<br />

und stabilitätsorientiert umbauen. Dezentralität in diesem<br />

Umfeld heißt dabei nicht nur Kleinerzeuger mit einzubinden,<br />

sondern das gesamte System zu dezentralisieren.<br />

Das heißt Erzeugung, Verbrauch und Handel technisch,<br />

wirtschaftlich und organisatorisch breiter aufzustellen.<br />

Anlagen für erneuerbare Energien weiter dort ausbauen,<br />

wo es große Flächen gibt, im ländlichen Bereich. Hierzu<br />

müssen Anwohner und regionale Investoren eingebunden<br />

werden, was heute oft über Genossenschaften<br />

geschieht. Das stützt die dortige Bevölkerungs- und Infrastruktur<br />

und führt damit zur breiten Anerkennung der<br />

Aktivitäten der Energiewende. Die Energie bedarfsorientiert<br />

vorzuhalten und Erzeugung und Verbrauch zu entkoppeln<br />

kann sicherlich durch die Einbindung verschiedener<br />

Speicher gestützt werden. Verbraucher können hier<br />

auch über vertraglich zugesicherte Flexibilitäten (Zugriff<br />

auf Abschaltung durch Netzbetreiber) wirtschaftlich eingebunden<br />

werden.<br />

Um dies alles umzusetzen, müssen alle Möglichkeiten<br />

erkannt und die Grenzen im Sinne der Netzstabilität definiert<br />

werden. Dazu sollte jedoch erst einmal Transparenz<br />

geschaffen werden.<br />

ERZEUGUNG<br />

· Konventionelle Kraftwerke<br />

· Photovoltaik / Windkraft<br />

· Biomasse / Wasserkraft<br />

· …<br />

Beteiligte<br />

· Kommunen<br />

· Industrie<br />

· Verbraucher<br />

· …<br />

IKT<br />

IKT<br />

Technisch:<br />

Welche Grenzen gibt es, damit zukünftig die Versorgung<br />

so zuverlässig ist wie heute?<br />

Wirtschaftlich:<br />

Welche Möglichkeiten sollen entstehen?<br />

(Handel auf einem offenen Marktplatz, Vermarktung<br />

von Speichern, erhöhte Variabilität des Strombezugs,…)<br />

Organisatorisch:<br />

Einbindung der Beteiligten (Kleinerzeuger, Kommunen,<br />

Verbraucher, Händler,…)<br />

Im technischen Bereich wissen Verteilnetzbetreiber heute<br />

schon viel über die Qualität ihres jeweiligen Netzes.<br />

Störungshäufigkeit und Störungsdauer werden protokolliert<br />

und jahrzehntelange Datenerfassung erlaubt Prognosen<br />

auf die Belastbarkeit von einzelnen Netzabschnitten.<br />

Seit mehr als zehn Jahren hat man auch deutschlandweit<br />

Erfahrungen sammeln können, wie man erneuerbare<br />

Energien einbindet. Hier liegt also ein guter Status Quo<br />

zu Grunde, auf dem man aufbauen kann.<br />

Im wirtschaftlichen Bereich besteht ein hoher Handlungsbedarf,<br />

da die bisherige Struktur der EEG-Förderung<br />

vor dem Umbau steht. Ansätze der Direktvermarktung<br />

laufen eher schleppend an. Verschiedene Vorschläge<br />

unterschiedlicher Verbände zum künftigen Strommarktdesign<br />

haben bisher lediglich Konzept- oder Pilotstatus<br />

erreicht. Hier herrscht noch hoher Handlungsbedarf bei<br />

der Politik, die Rahmenbedingungen für ein neues Strommarktdesign<br />

zu schaffen. Es lassen sich derzeit höchstens<br />

Szenarien konzeptionell berücksichtigen.<br />

Bei der organisatorischen Betrachtung wachsen die<br />

Themen zusammen. Die Beteiligten wollen einspeisen,<br />

vermarkten, verbrauchen und sicher versorgt werden.<br />

Um dies alles zu gewährleisten,<br />

muss mehr als<br />

heute eine umfangreiche<br />

Datenkommunikation auf-<br />

ENERGIEMARKTPLATZ<br />

· Energielieferungen<br />

· Energienahe<br />

Dienstleistungen<br />

· Energiehandel<br />

SPEICHER<br />

· Batterie<br />

· Erdgas / P-2-G<br />

· Pumpspeicherkraftwerke<br />

· …<br />

gebaut werden. Der Ausbau<br />

der IKT (Informations-<br />

und Kommunikationstechnologie)<br />

steht an.<br />

Netzüberwachungssysteme,<br />

Preissignale für den<br />

Handel sowie (Echtzeit-)<br />

Messung und Visualisierung<br />

von Einspeise- und<br />

Verbrauchsmengen sind<br />

nur ein paar der Kommunikationssysteme,<br />

welche<br />

die Basis für eine Energieversorgung<br />

der Zukunft<br />

bilden.<br />

Fazit<br />

Der große Umbau eines Systems verlangt nicht nur nach<br />

technischen Lösungen, sondern nach einem Umdenken<br />

der Branche. Es sind vorab entscheidende Themen zu<br />

klären. Alle Beteiligten müssen eingebunden werden,<br />

damit das Vorhaben eine Chance auf Erfolg hat. Die technischen<br />

Gegebenheiten müssen, basierend vom Status<br />

Quo, so überwacht werden, dass man Stabilität gewährleisten<br />

kann und ein Platz zum Handeln, ein echter Markt<br />

muss geschaffen werden. Wenn sich dann noch alle im<br />

Rahmen einer durchdachten und sicheren Datenkommunikation<br />

miteinander „unterhalten“, sind wir dem Smart<br />

Grid schon sehr nahe.<br />

Beginnen kann man mit der Erfassung der technischen<br />

Möglichkeiten. Zum zukünftigen Strommarktdesign fehlen<br />

heute noch viele Rahmenparameter, so dass sich hier<br />

schwer Piloten durchführen lassen. Bei der konzeptionell<br />

organisatorischen Betrachtung lassen sich jedoch die<br />

vielfältigen Ideen, die gerade diskutiert werden, in Szenarien<br />

durchdenken.<br />

Es sind aber sicherlich die Energieversorgungsunternehmen,<br />

die, basierend auf Ihren Kernkompetenzen die<br />

Potenziale haben, die Entwicklung voranzutreiben. Sie<br />

sollten sich jedoch nicht auf Ihre heutigen Aktivitäten<br />

beschränken, sondern sich vermehrt in die regionalen<br />

Strukturen einbringen.<br />

Autor: Reinhard Höfer<br />

jortgies / photocase.com<br />

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