buchreport express 40 2015

uchreport.express Nr. 40 · 1. Oktober 2015
Den großen Auftritt für einen Indie-Autor kontert die Tolino-Allianz jetzt
mit dem Druck und der stationären Präsenz für 10 Autoren von Spannungsromanen
und Frauenunterhaltung. Die Bücher werden zum üblichen
Taschenbuch-Preis von 9,99 Euro verkauft.
Die in diesem Herbst zunächst auf die genannten Filialisten beschränkte
Verkaufsaktion soll laut Jördis Schulz, die das Tolino-Publishing-Programm
leitet, in eine „Reihenroutine“ gebracht werden: „Wir sind davon
überzeugt, dass gedruckte Selfpublisher-Bücher im Buchhandel Erfolg haben
können – es braucht nur eine entsprechende Organisation.“ Nach der
Pilotphase würden die zu Verlegern gewordenen Tolino-Händler das Projekt
auch gern mit einem Verlag weiterführen und mit seinem Vertrieb
auch andere Händler erreichen.
Dass einige Tolino-Partner wie Großhändler Libri und seine angeschlossenen
Tolino-Händler jetzt nicht mit von der Partie sind, sei keine grundsätzliche
Absage, versichert ein Sprecher. Auch die kürzlich in den Tolino-
Verbund eingestiegene NRW-Kette Mayersche ist außen vor geblieben. Sie
betreibt seit diesem Sommer mit Bookmundo eine eigene Selfpublishing-
Plattform, über die Autoren ihre Bücher digital oder gedruckt anbieten
können und bei besonderem lokalem Bezug auch in den Läden.
E-BOOK Tolino: Verzögerung beim Wechsel auf weiches DRM
Hämmern an der Hürde
Weg mit dem Handelshemmnis: Im August hatte die Holtzbrinck-Gruppe
das „harte“ DRM bei E-Books beerdigt und den weichen Kopierschutz eingeführt.
Käufer, die sich über die Tolino-Händler mit digitalem Lesestoff
von Rowohlt, S. Fischer und Co. versorgen wollen, bekommen die Titel
aber nach wie vor mit dem ungeliebten Adobe-DRM geliefert. „Auf den Tolino-Reader
bezogen hat sich die Umstellung auf Wasserzeichen-DRM in
der Tat verzögert“, räumt Martin Spieles, Leiter Kommunikation der S. Fischer
Verlage, für die Holtzbrinck-Verlage ein.
Kontroverse über das Wasserzeichen
Hintergrund ist ein Disput über die Wasserzeichen-Lösung des Tolino, die
von den Verlagen offenbar für nicht sicher gehalten wird. Offiziell bestätigen
wollte Spieles das nicht. Aber: „Inzwischen gibt es einen Konsens über
den technischen Standard. Die Verlage der Holtzbrinck-Gruppe freuen
sich sehr darüber, dass jetzt Einigkeit besteht – und warten nun auf die Bekanntgabe
eines konkreten Umstellungszeitpunkts durch die Tolino-Allianz“,
erklärt Spieles. „Einzelne Sonderanforderungen der Verlage müssen
derzeit noch abgestimmt und geprüft werden, weshalb die Umstellung auf
Wasserzeichen noch nicht vollständig erfolgt ist“, schildert Matthias Wulff,
Unternehmenskommunikation Club Bertelsmann und in Doppelfunktion
auch Sprecher für den Tolino.
Wie hält es die Verlagsgruppe Random House, die zum 1. Oktober auf
hartes DRM verzichtet und auf Wasserzeichen umschwenkt? „Wir befinden
uns im Umstellungsprozess. Einige Händler werden bereits ab Oktober
auf weiches DRM umstellen, bei anderen wird es ein wenig länger dauern
und manche werden auch weiterhin mit hartem DRM anbieten“, antwortet
Unternehmenssprecherin Claudia Limmer auf Anfrage von buchreport.
„Wir sind aber zuversichtlich und gemeinsam mit unseren Handelspartnern
– wie auch den Tolino-Kollegen – sehr daran interessiert, zeitnah
die Voraussetzungen zur Umstellung auf weiches DRM zu schaffen und
die Ausführung entsprechend zu beschleunigen.“
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