UH022015
Magazin für den Kreis Herzogtum Lauenburg
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Fotos: Jens Butz<br />
Der Landarzt<br />
Wichtiger Baustein der Daseinsvorsorge<br />
Gehören Landärzte zu einer aussterbenden Gattung? Immer häufiger<br />
liest und hört man heutzutage, dass Landärzte, die in Rente gehen,<br />
Probleme haben, einen Nachfolger zu finden. Schaffen sie es nicht,<br />
klafft in der entsprechenden Gemeinde eine Versorgungslücke. Das<br />
Problem ist allgemein bekannt, eine Patentlösung gab es bislang<br />
nicht. In der Gemeinde Sterley wurde jedoch eine Lösung gefunden,<br />
die vielleicht Schule machen könnte.<br />
Fotos: Jens butz<br />
Wer an den Beruf des Landarztes denkt,<br />
wird vermutlich ein an die gleichnamige<br />
ZDF-Serie angelehntes romantisch<br />
verklärtes Bild im Kopf haben:<br />
Ein Mann in den besten Jahren, der<br />
emsig von Dorf zu Dorf fährt, seine Patienten<br />
besucht, immer Zeit für einen<br />
kleinen Klönschnack hat und somit<br />
auch über jeden Klatsch und Tratsch<br />
in der Gemeinde stets bestens informiert<br />
ist. Sein Beruf ist ihm Berufung,<br />
und die Dankbarkeit seiner Patienten<br />
gleicht das fehlende Privat- und Freizeitleben<br />
locker aus.<br />
In der Realität sieht das heute etwas<br />
anders aus. Kaum ein junger Arzt,<br />
kaum eine junge Ärztin, vielleicht noch<br />
Single, träumt von einer eigenen Praxis<br />
mitten auf dem Lande. Das kann<br />
auch Markus Knöfler, Geschäftsführer<br />
vom Praxisnetz Herzogtum Lauenburg<br />
bestätigen. »Keiner will mehr eine eigene<br />
Praxis. Wenn, dann nur noch im<br />
Rahmen einer Gemeinschaft.« Zu groß<br />
seien einerseits die Investitionskosten<br />
für Praxis, Einrichtung und Instrumente<br />
sowie andererseits die laufenden<br />
Kosten für Personal und Verwaltung.<br />
»Man reibt sich nicht mehr alleine<br />
auf«, beschreibt Knöfler den Zeitgeist.<br />
Daher müsse das Gesamtpaket attraktiv<br />
sein, in Kooperationsstrukturen<br />
ließe sich im Alltag viel mehr austarieren.<br />
Auch der bisherige in Sterley praktizierende<br />
Arzt, Dr. Peter Zwerg hörte,<br />
wenn auch nicht aus Altersgründen,<br />
auf. Eine Nachfolge zu finden, gestaltete<br />
sich zunächst schwierig. »Wir<br />
sind dann als Praxisnetzwerk auf eine<br />
Gemeinschaftspraxis in Ratzeburg zugegangen«,<br />
so Knöfler. Gemeint sind<br />
die Ärzte Gerhard Tolksdorf, Dr. Gert<br />
Schwiethal und Dr. Grit Wilke, die zu<br />
diesem Zeitpunkt bereits gemeinsam<br />
mit der Großen Wallstraße und dem<br />
Dechower Weg zwei Praxisstandorte<br />
bewirtschafteten. Diese hatten bereits<br />
zwei Jahre mit Dr. Katja Brüdersdorf<br />
zusammengearbeitet. »Als sie mit ihrer<br />
Ausbildung zur Fachärztin fertig war,<br />
haben wir festgestellt, dass wir mit ihr<br />
weiter zusammenarbeiten wollen, weil<br />
das einfach gut harmoniert hat«, erklärt<br />
Dr. Gert Schwiethal, »Es hat sich<br />
dann so ergeben, dass die Praxis von<br />
Herrn Zwerg frei werden sollte. Wir<br />
sagten, das passt dann ja ganz gut.<br />
Frau Brüdersdorf kann dann mit dazukommen,<br />
so dass wir jetzt zu viert<br />
diese drei Praxen bewirtschaften.« Das<br />
Ganze nennt sich offiziell ortsübergreifende<br />
Berufsausübungsgemeinschaft.<br />
Einfach ausgedrückt: Eine Praxis mit<br />
drei Standorten.<br />
So führte in Sterley eines zum anderen:<br />
Die vermittelnde Rolle des Praxisnetzwerkes<br />
sowie eine bereits vorhandene<br />
Gemeinschaftspraxis. Dazu kam der<br />
Wille, innerhalb der Gemeinde Sterley<br />
die Praxis im Ort zu halten. Auf Worte<br />
folgten Taten und ein Bürger des Ortes<br />
kaufte das Haus, dessen Räume die<br />
Gemeinschaftspraxis dann mieten<br />
konnte.<br />
Die Praxis in Sterley.<br />
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