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zett-Magazin August / September

Magazin für Stadtkultur, Schlachthof / Lagerhaus

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Schlachthof / Lagerhaus

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zMA<br />

S C H L A C H T H O F L A G E R H A U S<br />

GA<br />

ZIN<br />

F Ü R S T A D T K U L T U R<br />

AUG<br />

SEP<br />

15<br />

F r e i z e i t<br />

AGAINST M E!<br />

Transgender<br />

Dysphoria Blues<br />

A M ARO FESTIVA L<br />

Kultur d e r Sinti<br />

und R oma<br />

BIG U P<br />

Funkhaus Europa-<br />

Party<br />

SNACKEN<br />

Plattdeutsch in<br />

allen Lebenslagen<br />

VERTELLEN<br />

KLÖNEN<br />

THEMA<br />

Halbzeitwissen<br />

Freizeit


FRÜHER<br />

WAR<br />

MEHR<br />

LAMETTA<br />

Grillmaster Flash<br />

ist ein Typ mit ’ner Gitarre und ein paar Songs zum Liebhaben.<br />

Meistens müde, doch hellwach, wenn es drauf ankommt. In<br />

Bremen-Nord aufgewachsen, im Außenseitertum gereift, jahrelang<br />

auf kleinster Ebene getourt und jetzt endlich mit dem<br />

Debütalbum ›Andere Leute My Ass‹ ausgestattet.<br />

Wie würdest du den Sound deines Albums beschreiben?<br />

Das Album klingt grundsolide und wenn es sein muss pompös<br />

oder schmächtig. Das ist sicher nicht immer virtuos. Aber<br />

wirkungsvoll und das finde ich wichtig! Es ist eine ziemlich<br />

zeitlose Rockpladde geworden, die man toll beim Duschen oder<br />

Autofahren hören kann.<br />

Gibt es noch einen anderen Bruce Springsteen-Einfluss als die<br />

Cover-Gestaltung?<br />

Springsteen ist in den letzten Jahren allgegenwärtig, sobald<br />

irgendeine Rockplatte erscheint, gibt es da einen Verweis zum<br />

Boss. Ich finde seine Musik und seine ganze Haltung tatsächlich<br />

inspirierend. Einen allzu starken Springsteen-Bezug gibt es<br />

auf meinem Album aber nicht.<br />

Bist du der Olli Schulz in Rock’n’Roll gemeißelt?<br />

Also, ich bin seit 2005 wirklich großer Olli Schulz-Fan. Ich glaube,<br />

jeder hat da seine Pfeiler wenn er oder sie Musik macht.<br />

Bei mir waren es in erster Linie die Ärzte, weil ich den ganzen<br />

Stil, ihren Output und die kreativen Ideen der Band abfeiere.<br />

Blumenthal builds Character?<br />

Auf jeden Fall hat mich meine Jugend in Bremen-Nord nicht<br />

gerade beschwingt. Ich konnte bei vielen Dingen nicht mitmachen,<br />

zum Beispiel in Sportvereinen sein oder bei anderen coolen<br />

Sachen, die die Kids da so betrieben haben. Also habe ich<br />

Bands gegründet. Man sagte mir, dass man dann voll cool auf<br />

Mädchen wirkt. Wenn man nix wirklich kann, muss man auf<br />

eine Bühne gehen, sofern es eine gibt.<br />

Jetzt musst du mir eine Frage stellen …<br />

Wie viel Müll produziert dein Haushalt jeden Monat?<br />

Zuviel für diese Welt! Das neue Lionel Messi-Trikot ist bereits<br />

bestellt!<br />

Warum Bremen und nicht New York, Rio, Tokio, Hamburg, Berlin?<br />

Mir sind Großstädte passenderweise zu groß. Ich finde Bremen<br />

zum Wohnen sehr gut. In Berlin würde ich mich nur verlaufen,<br />

weil da alles gleich aussieht. Und ich bin auch nicht kaputt<br />

genug, um zu versuchen, mich in eine florierende, hippe Musikszene<br />

einzufügen.<br />

Was würdest du für mich kochen und warum?<br />

Labskaus! Weil das kann ich sehr gut und schmeckt immer!<br />

War früher mehr Lametta?<br />

Auf jeden Fall war früher weniger Social Network und mehr<br />

Kneipe. Frag mich nochmal in 50 Jahren oder so.<br />

Interview: SEAN-PATRIC BRAUN<br />

08<br />

Christiane Ehlers und<br />

Dr. Reinhard Goltz vom INS<br />

11<br />

14<br />

4<br />

6<br />

7<br />

8<br />

10<br />

11<br />

12<br />

13<br />

14<br />

18<br />

Vo n L e n a S t u c k e n s c h m i d t<br />

inhalt<br />

T H E M A<br />

Snacken Klönen Vertellen<br />

Dat löppt sik allens trecht<br />

| Joschka Schmitt<br />

Auf Supen reimt sich Pupen | Arne Helms<br />

Eine Herzensangelegenheit | Andreas Schnell<br />

Oromia als Wiege des Plattdeutschen<br />

| Gudrun Goldmann<br />

Von Harry Potter bis Shakespeare | Lena Philipp<br />

Kulturelle Kurznachrichten<br />

Florian Berg ist sterblich<br />

Literatur | Janko Marklein<br />

Allens platt maken<br />

Glosse | Jürgen Kropp<br />

H A L B Z E I T<br />

F R E I Z E I T<br />

<strong>August</strong>:<br />

Against Me! | Tanzwerk | Open Air-Kino |<br />

Pop II Go | Crowdfunding<br />

<strong>September</strong>:<br />

A MARO FESTIVAL | Big Up Funkhaus Europa-<br />

Festival | Maybebop | Jessy Martens |<br />

Weird Xperience | Ralf König | BOB-Fest |<br />

Kruisko| Ruts DC | Schkandolmokers | Caveman<br />

K U L T U R G U T<br />

F o t o : FABIANE LANGE


zMA<br />

GA<br />

ZIN<br />

F Ü R S T A D T K U L T U R<br />

editorial<br />

EIN MAGAZIN<br />

MACHT<br />

STADTKULTUR<br />

›Kruse Hoor, krusen Sinn, steckt’n lütten Düvel drin!‹ Diesen Spruch musste<br />

ich mir von meinem Urgroßvater als Kind oft anhören. War nicht böse<br />

gemeint, aber was meine Haare mit dem Teufel zu tun hatten, war mir nicht<br />

klar. Eine Sprache ist eben immer ein Spiegel ihrer Zeit und im Falle meines<br />

Urgroßvaters war diese Zeit schon ein wenig vorbei. Es zeigt aber auch,<br />

dass Plattdeutsch nicht ein niedlicher Dialekt ist, sondern eine Sprache, die<br />

direkt, derb, ehrlich und alles andere sein kann. Auch Liebeserklärungen<br />

kann man auf Platt machen. ›Kein Problem‹, sagt Yared Dibaba – der Mann<br />

vom Titel – und macht im Interview vor, wie es geht. Der Plattschnacker<br />

lehnt an einer dicken Eiche, die in Falkenburg steht, dem Ort, an dem er<br />

nach der Flucht seiner Familie aus Äthiopien aufgewachsen ist – und Platt<br />

gelernt hat.<br />

Wer in Bremen Platt sucht, findet das Institut für Niederdeutsche Sprache,<br />

das für den ganzen Norden zuständig ist, wenn es um Fragen rund ums<br />

Plattdeutsche geht. So haben wir uns dort beispielsweise die Schreibweise<br />

für eine Überschrift absegnen lassen. Das Institut bemüht sich seit jeher<br />

um ein positives Platt-Image und bekam vor einigen Jahren unerwartete<br />

Hilfe, ausgerechnet von jungen Musikern. Die Rede ist von De Fofftig Penns<br />

aus Bremen-Nord, die Bremen 2013 im Bundesvision Songcontest vertraten<br />

und spätestens seitdem Kult sind. Außerdem gibt es einen Beitrag über<br />

die Frau hinter dem ersten Bremer Platt-Slam und die Übersetzungstücken<br />

bei Shakespeare, wenn der Jambus ins Plattdeutsche muss.<br />

Vergnügliche Lektüre!<br />

G u d r u n G o l d m a n n<br />

( C h e f r e d a k te u r i n )<br />

Übrigens:<br />

Wir sind eine offene<br />

Redaktion. Jede<br />

und jeder kann gerne<br />

mitmachen!<br />

Kontakt:<br />

<strong>zett</strong>@schlachthofbremen.de<br />

Schlachthof<br />

HERAUSGEBER<br />

Vi sit<br />

F o t o : B EGÜM YÜCELAY


THE<br />

MA 4<br />

’Joschka<br />

Schmitt<br />

hat in Bremen English-Speaking<br />

Cultures und Politikwissenschaft<br />

studiert, lebt und arbeitet dort<br />

als freier Journalist.<br />

Mitten im Schnoor liegt eine<br />

Zentrale von gleich acht Bundesländern,<br />

denn das Institut<br />

für Niederdeutsche Sprache (INS)<br />

ist für alle zuständig, in denen<br />

Plattdeutsch gesprochen wird.<br />

Ausschlaggebend für die Institutsgründung<br />

Anfang der 70er Jahre<br />

war die zentrale Lage im Norden.<br />

Seitdem wird hier geforscht,<br />

gefördert und in die Zukunft gedacht.<br />

Dat löppt<br />

sik allens<br />

trecht<br />

F o t o s : B EGÜM YÜCELAY


5<br />

Anders als häufig angenommen ist Plattdeutsch nicht bloß eine<br />

Mundart des Hochdeutschen. Aber was dann? Laut Dr. Reinhard<br />

Goltz eine schwierige, weil definitorische Frage. Funktionell fehlt<br />

die Lückenlosigkeit. Wirtschaft und Wissenschaft finden nicht auf<br />

Platt statt. ›Chemievorlesungen wird man so nicht halten. Mündlichkeit<br />

überwiegt die Schriftlichkeit, womit man es Dialekt nennen<br />

könnte‹, sagt Goltz. Der systematische Abstand zwischen Hochund<br />

Plattdeutsch hingegen rückt es mit seinen Regeln und Lautverschiebungen<br />

in die Nähe des Niederländischen und Englischen –<br />

Stichwort: Apfel und Appel. ›Aufgrund der großen formalen Abstände<br />

sprechen wir von einer eigenen Sprache.‹<br />

Seit 1999 ist diese in der Europäischen Charta der Regionaloder<br />

Minderheitensprachen anerkannt und geschützt und somit<br />

Grundlage für die Arbeit des INS. ›Im Bildungsbereich nutzen wir<br />

die Verpflichtungen der Bundesländer für sprachpolitische Arbeit‹,<br />

fügt Christiane Ehlers hinzu. 1981 in Schleswig-Holstein geboren,<br />

kann die Wissenschaftlerin im wahrsten Sinne von einer Muttersprache<br />

sprechen. ›Meine Mutter ist Platt-Aktivistin. Sie spricht<br />

immer Platt mit uns.‹ Ganz anders bei Reinhard Goltz, er wuchs<br />

in Hamburg-Finkenwerder mit Hochdeutsch auf und kam erst im<br />

Deutschstudium mit Platt in Kontakt, als er Fischer interviewte.<br />

Seit 2003 ist er Geschäftsführer des INS. ›Jeder, der Fragen hat,<br />

kann sich an uns wenden; gleich ob zu Literatur, Übersetzungen<br />

oder Platt in Kindergarten, Schule und Pflege‹, umreißt Ehlers ihre<br />

Tätigkeitsfelder. Was sie hingegen nicht wollen, sei, die Sprache<br />

zu konservieren und unveränderlich zu bewahren.<br />

Es gehe vielmehr darum, ihr in die Zukunft zu helfen, Anreize<br />

und Angebote für den Nachwuchs zu schaffen. Hamburg und<br />

Niedersachsen haben bereits entsprechende Schulfächer eingeführt,<br />

Schleswig-Holstein zog mit einem Modellversuch nach. ›Da<br />

sitzen wir mit am Tisch. Auch in Bremen, wo es nun an vier Grundschulen<br />

Angebote gibt‹, so Ehlers. Früher war Platt dort verboten<br />

und wurde regelrecht bekämpft. ›Es wurde dabei völlig außer<br />

Acht gelassen, dass man auch mit zwei oder drei Sprachen in<br />

einem Land existieren kann und das nicht wehtut‹, moniert Goltz.<br />

›Wir Deutschen neigen wohl zu Einfalt, Vielfalt ist nicht in unseren<br />

Köpfen. Andere Länder gehen damit anders um.‹<br />

Auch die niedersächsische Aktionsgemeinschaft ›Platt is cool‹<br />

sucht mit ihrem Wettbewerb ›Plattsounds‹ nach zeitgemäßen und<br />

aktivierenden Formaten, um jüngere Menschen zu erreichen. ›Wollten<br />

wir nur das klischeehaft Ländliche bedienen, dann könnten wir<br />

einpacken. Das ist längst überholt‹, so Goltz. Ein moderner Bauer<br />

sei hoch industrialisiert und mit romantischen Bildern sei nicht<br />

mehr viel zu erreichen. Deswegen stelle sich die Frage nach alternativen<br />

Ausdrucksformen. Neben der Musik wird auch über Visuelles<br />

nachgedacht: ›Wichtig, um Facebook und Youtube zu bedienen‹,<br />

glaubt Goltz. ›In den Clips der Bremen-Norder Elektro-Rapper<br />

Fofftig Penns gibt es durchaus Maritimes und es guckt auch mal<br />

die Kuh ins Bild. Aber das ist gebrochen und spielerisch.‹<br />

Das Institut bemüht sich um ein neues Image für Platt. ›De<br />

Fofftig Penns haben das erfolgreich vorgemacht, andere folgen.<br />

Info: Am 26. <strong>September</strong>,<br />

dem Europäischen<br />

Sprachentag, gibt es wieder<br />

›Platt, Land, Fluss‹ mit<br />

Ständen, Konzerten und<br />

Veranstaltungen vor dem<br />

Goethe-Theater und an vielen<br />

anderen Orten.<br />

So De Schkandolmokers mit Punkrock oder die Tüdelband mit<br />

Schlager‹, sagt Goltz hoffnungsvoll. Fettes Brot mit ihrer Platt-<br />

Hymne ›Nordisch by Nature‹ von 1995 lassen sich kaum zur aktuellen<br />

Entwicklung zählen, wenngleich sie wegbereitende Pioniere<br />

waren. Als De Fofftig Penns sich 2003 gründeten, kannte sie noch<br />

keiner. Auch nicht das INS. Zehn Jahre später brillierten sie beim<br />

Bundesvision Song Contest für Bremen, ihre Videos laufen im<br />

Internet hunderttausendfach.<br />

Die Ursprünge der aktuellen Platt-Renaissance sind selbst den<br />

Experten unklar. ›Aus Sicht des alten Mannes, der seit Jahrzehnten<br />

die Szene beobachtet, sage ich: Es hieß stets, wir müssen<br />

junge Leute erreichen, aber alle waren ratlos.‹ Plötzlich wären sie<br />

dann da gewesen, diese jungen Leute mit selbstbewusster Platt-<br />

Musik, obwohl die Alten meckerten. ›Es ist ihr Anrecht, sich nicht<br />

um irgendwelche Sprachpfleger im Bremer Institut zu kümmern.‹<br />

Der Kontakt sei jedoch immer gut gewesen. ›Aber nicht, weil wir<br />

die Päpste des Platt sind, sondern weil wir vielleicht auch mal<br />

gute Ratschläge haben.‹ Ähnliches sei beim plattdeutschen Theaterspiel<br />

zu beobachten. Erst kürzlich auf die Unesco-Liste des<br />

immateriellen Kulturerbes gesetzt, geht es hier mit modernen<br />

Inhalten und dem Nachwuchs bergauf.<br />

Die Platt-Verfechter können nach finsteren Zeiten des Niedergangs<br />

wieder zuversichtlicher dreinblicken. ›Wir sind nicht nur<br />

Berufsoptimisten, es gibt durchaus Gründe. Die Frage ist, wie<br />

weit stabilisiert sich das?‹, merkt Goltz an. Befragungsergebnisse<br />

zu Platt-Kenntnissen sind niederschmetternd. Es gibt repräsentative<br />

Umfragen von 1984 und 2004: Innerhalb von nur einer<br />

Generation hat sich die Zahl der Sprecher auf die Hälfte reduziert,<br />

ihr Durchschnittsalter liegt über 50 – deutliche Tendenzen.<br />

Dabei versucht das INS nicht, den Trend umzukehren, sondern<br />

abzumildern und wieder eine Selbstverständlichkeit von Mehrsprachigkeit<br />

zu stärken. ›Nicht nur bei Grauhaarigen, sondern<br />

auch bei den ganz Kleinen‹, so Goltz. Dass dies auch bei der<br />

mittleren Generation ankommt, registriert das INS. Besonders<br />

viele 20- bis 30-Jährige klopfen an, um die Sprache ihrer Großeltern<br />

zu lernen. Daraus haben sich auch informelle Angebote<br />

entwickelt. Afterwork auf Platt etwa, also Klönschnack nach<br />

Feierabend. Dabei treffen sich Menschen zwischen 20 und<br />

70 zum Quatschen. ›Das ist der niedrigschwelligste Lernweg:<br />

zuhören und mitschnacken‹, so Ehlers. Goltz ist derweil optimistisch:<br />

›Ich sehe Bewegung und eine gute Zukunft für das<br />

Plattdeutsche in einer offenen Gesellschaft, die sich als multilingual<br />

begreift. Das müssen wir sowieso, weil international<br />

in der Wirtschaft fast alles über Englisch oder Spanisch läuft.<br />

Unsere Gesellschaft wird mehrsprachiger durch die vielen<br />

Menschen, die aus anderen Ländern zu uns kommen. Und<br />

wenn das so ist, dann lasst uns doch die Sprache mitnehmen,<br />

die es hier schon so lange gibt. Also weg von diesem eindimensionalen<br />

Denken: ein Volk, eine Kultur, eine Sprache!‹


THE<br />

MA 6<br />

F o t o : TILL VIELROSE<br />

I N T E R V I E W : A R N E H E L M S<br />

AUF SUPEN REIMT SICH PUPEN<br />

Deutschsprachige Musik scheint wieder im Kommen zu sein. Im Juni waren zum ersten Mal<br />

die kompletten Top 10 der Albumcharts auf Deutsch. Aber warum die Amtssprache pflegen,<br />

wenn man sich der heimischen Mundart widmen kann? De Fofftig Penns aus Bremen-Nord<br />

machen feinsten ›Dialektro‹, wie sie es selbst nennen – Elektro-HipHop auf Plattdeutsch.<br />

2013 vertraten sie Bremen beim Bundesvision Songcontest, erreichten einen respektablen<br />

siebten Platz und zeigten: Man kann auch außerhalb Norddeutschlands mit Platt punkten.<br />

Wir haben mit Malte ›Malde‹ Battefeld, Jakob ›Jaykopp‹ Köhler und Torben ›Torbo‹ Otten<br />

geschnackt und herausgefunden: Auf Platt rappt es sich einfach besser.<br />

Wie habt ihr euch als Band gefunden?<br />

Jaykopp: Torbo und ich haben uns im Bremen-Norder Freizi kennengelernt,<br />

unsere damaligen Bands haben sich einen Proberaum geteilt.<br />

Torbo hat Punk gemacht, ich Metal. Übers Sprayen haben wir dann<br />

schnell zum HipHop gefunden. Malde haben wir über ein Rap-Forum<br />

kennengelernt.<br />

Wie seid ihr auf die Idee gekommen, dass Plattdeutsch die<br />

ideale Sprache für eure Texte ist?<br />

Torbo: Auf Platt reimt sich viel mehr als auf Hochdeutsch. Zum<br />

Beispiel supen und pupen. Hochdeutsch: saufen und pupsen. Verstehste?<br />

Und man braucht den Mund beim Sprechen nicht so weit aufzumachen.<br />

Das ist besonders für Double-Time-Passagen interessant.<br />

Malde: Platt ist auch die einzige Sprache, in der ich nicht nuschel.<br />

Seid ihr selber mit Platt aufgewachsen oder wie seid ihr mit<br />

der Sprache in Berührung gekommen?<br />

Jaykopp: Als Bremen-Norder lebste quasi automatisch mit einem<br />

Bein im Dorf. Lemwerder, Schwanewede, Platjenwerbe und wie sie<br />

alle heißen. Die Grenze zwischen Stadt und Land ist da sehr relativ.<br />

Torbo: An Platt ist man im Bremen-Nord-und-Umzu unserer Kindheit<br />

nicht vorbeigekommen. Selbst manche Lehrer sprachen Platt,<br />

insbesondere im Plattdeutschunterricht.<br />

Wie sieht es außerhalb der Musik aus? Schnackt ihr da noch<br />

Platt?<br />

Torbo: Jo, na klor, aber nur mit denen, die es ebenfalls sprechen.<br />

Um zu vermeiden, dass man wunderliche Monologe führt. Das kann<br />

man später immer noch machen.<br />

Bekommt ihr Hilfe beim Texten?<br />

Malde: Das ginge gar nicht. Omi muss man immer erst alle Punchlines,<br />

Wortspiele und Slangausdrücke erklären, was voll abnervt.<br />

Aber sie weigert sich auch partout, mal in der Juice zu blättern.<br />

Habt ihr eine Mission, seht ihr euch als Verfechter einer sterbenden<br />

Sprache?<br />

Jaykopp: Platt hat in der Tat diesen spirituellen Aspekt. Etwas, das<br />

einem in einer hektischen Welt Halt gibt. An das man glauben<br />

kann. Und ähnlich wie bei Religionen gibt es Leute, die behaupten,<br />

es gäbe Plattdeutsch überhaupt gar nicht. Unsinn!<br />

Torbo: Verfechten, sterben, dies, das. Hauptsache, wir kommen<br />

ins Fernsehen.<br />

Viele sagen, Platt sei nur ein Dialekt. Seht ihr das anders?<br />

Malde: Als studierter Linguist sage ich mal: Kann man so und so<br />

sehen, am Ende bleibt es Definitionssache. Natürlich ist Platt eine<br />

Sprache und zwar eine mit verschiedenen Dialekten. Aber am<br />

Ende des Tages kommt man damit nicht in allen Bereichen gleichweit.<br />

Kleiner Vergleich: Dorfkrug – sehr weit. HipHop-Battle –<br />

in der Vorrunde ausgeschieden.<br />

Der Bundesvision Songcontest 2013 hat euch einer breiteren<br />

Masse bekannt gemacht. War das nur der erste Schritt einer<br />

steilen Karriere? Wie sieht eure Zukunft aus?<br />

Torbo: Hoffentlich kommt bald der zweite Schritt. Besser als letzter<br />

Platz beim Eurovision Song Contest können wir allemal. Wir bringen<br />

uns hiermit offiziell ins Gespräch für den Vorentscheid 2016.<br />

War das für euch auch eine Plattform, das Bewusstsein für Platt<br />

zu stärken und die Sprache wieder in den Fokus zu rücken?<br />

Jaykopp: Whoa, das ist zu kompliziert gedacht. Erst mal waren wir<br />

sehr überrascht, dass es überhaupt ein Publikum für unsere Performancekunst<br />

gab. Man darf nicht vergessen, dass alles als großer Jux<br />

anfing. Wir waren zu keinem Zeitpunkt mit Karriereplanung beschäftigt<br />

und somit auch nicht damit, was das alles anrichten könnte.<br />

Malde: An dieser Stelle ein dickes Sorry an alle, denen es nicht<br />

gefällt.


7<br />

I N T E R V I E W : A N D R E A S S C H N E L L<br />

EINE HERZENSANGELEGENHEIT<br />

Platt lässt sie nicht los: Janine Claßen war die erste niederdeutsche<br />

Dramaturgin am Staatstheater Oldenburg und im letzten Jahr<br />

veranstaltete sie den ersten Bremer Poetry-Slam auf Platt.<br />

Wie sind Sie darauf gekommen, einen Poetry-Slam auf Platt zu machen?<br />

Claßen: Darauf hat mich Vera Ihler gebracht, eine Freundin, die ich<br />

über das Platt kennengelernt habe. Sie gehört zu den wenigen Menschen,<br />

die mit Platt als Muttersprache aufgewachsen sind. Sie ist gerade mal über<br />

30, kommt aus Ostfriesland, lebt aber in Bremen und sitzt auch mit am<br />

Runden Tisch für Plattdeutsch in Bremen und Bremerhaven. Sie ist Poetry-<br />

Slam-Fan und hatte die Idee. Als ich dann vor einem Jahr im Brodelpott<br />

anfing, habe ich mir zum einen vorgenommen, das Publikum zu verjüngen<br />

und zum anderen ist mir Plattdeutsch eine Herzensangelegenheit, deswegen<br />

wollte ich das auch ins Programm integrieren. Da lag es nahe, den<br />

Poetry-Slam auszuprobieren.<br />

Gab es so etwas schon vorher?<br />

Claßen: In Bremen zumindest nicht. Es gibt aber in anderen Städten<br />

plattdeutsche Poetry-Slams. Dafür muss man allerdings weiter in den<br />

Norden gehen. In Schleswig-Holstein wird das gemacht, in Teilen Niedersachsens<br />

und auf den Inseln.<br />

Wie viele Teilnehmer gab es beim Bremer Platt-Slam?<br />

Claßen: Ich glaube, es waren vier. Bezeichnenderweise kamen sie<br />

allesamt nicht aus Bremen, sondern aus Schleswig-Holstein und Niedersachsen.<br />

Unter anderem war Marlene aus Wilhelmshaven dabei, die ist in<br />

der Slammer-Szene recht bekannt. Marlene ist schon über 70 und slammt<br />

auch auf Hochdeutsch.<br />

Und die anderen?<br />

Claßen: Sven Kamin ist Ende 20, der hat sich Platt erst beigebracht.<br />

Ein anderer kam aus dem Bremer Umland, ist Anfang 30, und kann gar<br />

kein Platt, dem haben wir das beigebracht für den Abend. Der Vierte<br />

kommt aus Schleswig-Holstein und ist schon über 50. Das ist eine sehr<br />

kleine Szene.<br />

Unterscheiden sich die Texte von denen bei normalen Slams?<br />

Claßen: Weniger, aber manche machen Platt durchaus zum Thema.<br />

Sven Kamin hat darüber geschrieben, mit welchen Widerständen er<br />

umgehen musste, als er Platt lernte.<br />

Janine Claßen<br />

beim Sommerinterview<br />

Wird es eine Wiederholung geben?<br />

Claßen: Ich würde das sehr gern wieder machen. Ich stelle<br />

mir einen Zweijahresrhythmus vor. Ich würde gern versuchen,<br />

eine kleine Szene aufzubauen und mich vielleicht auch noch<br />

intensiver umzuschauen, um Leute zu finden, die das können.<br />

Könnten Sie nicht Workshops im Brodelpott veranstalten?<br />

Claßen: Ich mache einen offenen monatlichen Plattschnacker-Treff,<br />

wo sich Leute treffen, die Platt sprechen,<br />

aber auch solche, die Platt schön finden und das lernen wollen<br />

oder einfach nur gern hören. Das mache ich seit April und<br />

das läuft sehr gut. Wir sind so ungefähr ein Dutzend Teilnehmer.<br />

Ich lade aber auch plattdeutsche Künstler ein. Es gibt<br />

zum Beispiel eine plattdeutsche Comedienne, Annie Heger,<br />

geboren und aufgewachsen in Aurich. Sie lebt in Berlin und<br />

ist eine totale Rampensau. Die kommt mit ihrem Programm<br />

›Watt’n Skandal‹ nach Bremen. Es gibt kein großes Publikum<br />

dafür, das ist mir klar. Aber das kann ich aushalten. Ich merke,<br />

dass es viel Sympathie und Interesse für das Thema gibt.<br />

Auch im Golden City gab es ja ein kleines Platt-Festival.<br />

Ist Platt im Aufwind?<br />

Claßen: Ich glaube schon, dass De Fofftig Penns durchaus<br />

inspirierend wirken. Es gibt zum Beispiel einen jungen Musiker<br />

namens Blowm, der macht Hiphop auf Platt. Ich glaube,<br />

der hat sich davon ermutigen lassen. Es wäre wohl übertrieben<br />

zu sagen, dass es da jetzt eine große Szene gäbe.<br />

Aber ich finde es super, wenn jemand künstlerisch mit Platt<br />

arbeitet. In Bremen gibt es jetzt die Band Knipp Gumbo*, die<br />

machen Rock’n’Roll mit plattdeutschen Texten. Das ist toll.<br />

Warum liegt Ihnen Platt so am Herzen?<br />

Claßen: Ich habe einen sehr persönlichen Bezug dazu. Ich<br />

habe Platt immer im Ohr, weil meine Oma das viel mit uns<br />

gesprochen hat. Ich komme aus Zetel bei Wilhelmshaven, da<br />

wird noch viel Platt gesprochen. Ich wollte außerdem als Kind<br />

schon Theaterspielen und die einzige Möglichkeit war bei<br />

einer plattdeutschen Amateurbühne im Nachbarort. Da habe<br />

ich im Grunde das Theaterspielen<br />

gelernt. Mich auf<br />

Platt zu unterhalten, habe<br />

ich aber erst vor drei oder<br />

vier Jahren angefangen. Das<br />

hat mich zuerst große Überwindung<br />

gekostet. Das ist<br />

natürlich was ganz anderes,<br />

als einen auswendig gelernten<br />

Text zu sprechen.<br />

*Live zu erleben sind<br />

Knipp Gumbo gemeinsam<br />

mit Den Schkandolmokers<br />

am 26. <strong>September</strong> im<br />

Lagerhaus.<br />

F o t o : B EGÜM YÜCELAY


THE<br />

MA 8<br />

F o t o s : BEGÜM YÜCELAY<br />

I N T E R V I E W : G U D R U N G O L D M A N N<br />

OROMIA ALS WIEGE<br />

DES PLATTDEUTSCHEN<br />

Wenn man Yared Dibaba sieht, denkt man nicht als Erstes an die norddeutsche Tiefebene,<br />

wenn man ihn hört allerdings schon. Der Plattschnacker kann seine Heimat nicht<br />

verleugnen und genau das ist sie für ihn – allerdings eine von mehreren. Yared hat<br />

Heimaten. Das Interview war eine sehr vergnügliche und kurzweilige Angelegenheit,<br />

das Du wurde schon am Telefon abgemacht und bleibt deshalb auch in der Schriftform,<br />

denn es passt zu dem Moderator, Schauspieler und Sänger. Er möchte und mag den<br />

Menschen nahe sein.<br />

Yared, wie viele Sprachen sprichst du eigentlich?<br />

Yared: Das schwankt! Auf fünf, sechs Sprachen kann ich mich gut unterhalten<br />

und dann kann ich hier und da mal so klugscheißernd was einwerfen<br />

oder das Notwendigste sagen, wie Hallo, wie spät ist es oder was gibt es<br />

zu essen.<br />

Und in welchen Sprachen fühlst du dich zuhause?<br />

Yared: Eigentlich kommt es darauf an, wo ich mich gerade zuhause fühle.<br />

Hier im Norden fühle ich mich in der deutschen Sprache zuhause. Ich<br />

fühle mich auch in der Oromo-Sprache zuhause, wenn ich sie mit meinen<br />

Geschwistern und meinen Eltern spreche, und im plattdeutschen Kontext<br />

fühle ich mich natürlich im Plattdeutschen zuhause. Wenn ich Freunde treffe,<br />

die diese Sprachen nicht können, fühle ich mich tatsächlich auch im<br />

Englischen zuhause, nur beim Französischen muss ich mir die Sätze vorher<br />

erst mal im Kopf konstruieren, da geht die Verbindung vom Herz zur Zunge<br />

auf jeden Fall über das Gehirn.<br />

Aber du bist dagegen, dass man Sprachen vermischt, also<br />

beispielsweise englische Begriffe ins Deutsche übernimmt.<br />

Warum?<br />

Yared: Weil ich finde, dass dadurch das Ursprüngliche verlorengeht.<br />

Englisch ist ja eine schöne Sprache, aber wenn man<br />

sie mit dem Französischen vermischt, geht was verloren.<br />

Ich finde es schön, wenn man die Dinge in einer gewissen<br />

Reinheit hat, weil dann die Originalität und die Regionalität<br />

besser widergespiegelt werden. Im Alltag passiert dieses Vermischen<br />

natürlich, in meiner Muttersprache Oromo gibt es<br />

zum Beispiel einige Wörter nicht und dann sagen wir Staubsaugeri<br />

und jeder weiß, was gemeint ist.


9<br />

Aber du schlägst ja für die eingebürgerten englischen Wörter<br />

plattdeutsche als Ersatz vor.<br />

Yared: Na ja, es geht nicht darum, das englische durch ein plattdeutsches<br />

Wort zu ersetzen, sondern darum, für ein Gerät beispielweise einen<br />

plattdeutschen Begriff zu finden.<br />

Und der soll dann auch im Hochdeutschen verwendet werden?<br />

Yared: Ja, genau. Die Idee, das Wort Ackerschnacker für Handy zu verwenden,<br />

stammt ja nicht von mir, das ist jemandem eingefallen und es hat sich<br />

festgesetzt. Und Handy ist ja noch nicht mal ein englisches Wort, sondern<br />

ein kaputtes Kunstwort, wieso das nicht ersetzen durch etwas, was die<br />

Menschen kennen. Ackerschnacker kommt ja vom Feldtelefon, wie sie es<br />

früher bei der Bundeswehr verwendet haben.<br />

Was kann man auf Platt besonders gut erzählen oder sagen? Wofür<br />

eignet sich diese Sprache?<br />

Yared: Ich glaube, das ist eine Sprache wie jede andere. Sie ist eben eine<br />

Sprache aus dem Norden und gibt das norddeutsche Lebensgefühl wieder,<br />

sie ist ja die Sprache der Menschen hier. Sie gibt bestimmt nicht das<br />

südkoreanische Lebensgefühl wieder.<br />

Eine Liebeserklärung auf Platt?<br />

Yared: Ja klar, wenn ich sage ›Du bist mien söten Schietbüddel‹, dann weiß<br />

man doch, was gemeint ist, und wenn ich sage ›Mensch, klei mi an Mors‹,<br />

dann heißt das du gehst mir gerade richtig auf den Wecker, aber es klingt<br />

netter.<br />

Es gibt ja die Geschichte, dass du Plattdeutsch in einem Schulkurs<br />

gelernt hast und ich halte das ja für ein Märchen.<br />

Yared: Wer erzählt das denn?<br />

Kann man überall lesen. Ich wüsste jetzt aber gern, wie es wirklich war.<br />

Yared: (lacht) Plattdeutsch ist ja eine Sprache, die gibt es schon Ewigkeiten<br />

und ich komme aus Oromia, das ist bekanntlich die Wiege der Menschheit<br />

in Ostafrika, und da kommt ja das Ur-Platt her. Und der Geschichte<br />

nach habe ich das schon von meinem Ur-Opa gelernt.<br />

Der Bär, den du mir hier aufbindest, wird ziemlich groß, ich versuche<br />

mal, das mit Würde zu tragen.<br />

Yared: Nein, natürlich lernt man Sprachen nicht in der Schule, sondern<br />

nur, indem man sie spricht.<br />

Aber in Falkenburg, wo du aufgewachsen bist, spricht nun auch nicht<br />

jeder Platt.<br />

Yared: Aber viele. Dort bin ich das erste Mal mit Plattdeutsch in Berührung<br />

gekommen und habe mich dann viel mit der Sprache beschäftigt und<br />

Spaß daran gefunden: Es ist ein Schatz, der in einem wächst! Und ich liebe<br />

Sprachen. Als wir 1979 aus Äthiopien nach Falkenburg kamen, war ich<br />

zehn Jahre alt und habe bereits vier Sprachen gesprochen: Deutsch, Englisch,<br />

Amharisch und Oromo. Und vorher waren wir noch für fünf Monate in<br />

Kenia, da haben wir Kinder spielend Suaheli gelernt. Und so war das auch<br />

mit dem Plattdeutschen: Ich war im plattdeutschen Kinderchor, habe<br />

bei plattdeutschen Lesewettbewerben mitgemacht und so füllte sich die<br />

Festplatte.<br />

Du sprichst es aber ja richtig gut und auch schnell. Übt das jemand<br />

mit dir?<br />

Yared: Nö. Aber ich höre mir viele Sachen an: Hörspiele, Hörbücher,<br />

Theater, Comedyprogramme und natürlich auch Musik, angefangen bei Lars<br />

& Dixi, De Fofftig Penns und Ina Müller. Außerdem gibt es mit Peter<br />

Nissen und Hartmut Cyriaks in Hamburg zwei Platt-Experten, die ganz viele<br />

Bücher ins Plattdeutsche übersetzt haben.<br />

Bei der Recherche bin ich darauf gestoßen, dass du deine Schauspielausbildung<br />

in der 90er Jahren bei uns im Schlachthof gemacht hast.<br />

Wie kam es dazu?<br />

Yared: Ich habe damals mit einem Schulfreund im Viertel gewohnt und<br />

während ich bei Jacobs gearbeitet habe, ging er zur Schauspielschule. Dort<br />

wurde nach dem Stanislawski-System Theater gelehrt und gespielt, was auf<br />

einer wissenschaftlichen Methode basiert. Ich habe mir dann zwei Stücke<br />

angeschaut, die dort auf die Bühne gebracht wurden, und war völlig fasziniert<br />

davon, wie gut diese jungen Leute schon gespielt haben, wie sie in<br />

ihren Rollen waren. Mein Freund hat mich dann ermuntert, zur Aufnahme-<br />

’Ich glaube, das ist eine Sprache<br />

wie jede andere. Sie ist<br />

eben eine Sprache aus dem<br />

Norden und gibt das norddeutsche<br />

Lebensgefühl wieder, sie<br />

ist ja die Sprache der Menschen<br />

hier.<br />

Yared Dibaba<br />

prüfung zu kommen. Ich war aber völlig eingebunden in<br />

meinen Arbeitsalltag als Kaffeetester bei Jacobs und konnte<br />

mir für das Vorsprechen nicht noch nebenbei einen Klassiker<br />

draufschaffen. Ich habe mir dann einen Sketch ausgedacht,<br />

eine Solonummer, und anscheinend gefiel der dem Schauspiellehrer.<br />

Jedenfalls war ich aufgenommen und damit fing<br />

auch mein Problem an: Ich hatte einen gut bezahlten Job mit<br />

einer guten Perspektive und musste mich entscheiden –<br />

mache ich das weiter oder gehe ich zur Schauspielschule? Ich<br />

habe das eine Zeitlang parallel gemacht, aber es ist sehr zeitaufwändig,<br />

denn dazu gehören ja auch noch Tanzen, Fechten,<br />

Ballett, Sprachausbildung sowie Vor- und Nachbereitung des<br />

Unterrichts.<br />

Und diese Gleichung, Plattdeutsch und Theater gleich<br />

Ohnsorg, die hat ja bei dir tatsächlich gestimmt. War das<br />

geplant?<br />

Yared: (lacht) Das war kein Plan, ich hatte nie auf dem Zettel,<br />

ins Ohnsorg zu gehen. Das war für mich Theater meiner<br />

Kindheit, was wir mit der Familie geguckt haben. Ich kam mit<br />

dem Ohnsorg in Berührung, weil ich da mit einer Band Musik<br />

gemacht habe, und habe dem Regisseur gesagt: Wenn de wat<br />

op Plattdütsch hest, dann seg mol Besched. Ich habe nicht<br />

ernsthaft damit gerechnet, dass ich als Neuling in Hamburg<br />

da eine Chance habe.<br />

Vielleicht brauchten die einen Exoten.<br />

Yared: Das war’s dann tatsächlich auch – obwohl ich das<br />

Wort hasse.<br />

Im Moment kann man das Gefühl bekommen, dass Plattdeutsch<br />

gerade dabei ist, Kult zu werden. Wie siehst du<br />

das? Ist das nur eine Seifenblase oder eine nachhaltige<br />

Entwicklung, dass die Menschen ihre Regionalsprachen<br />

wieder mehr pflegen?<br />

Yared: In Zeiten der Globalisierung ist vielen das Regionale<br />

wieder wichtig geworden, sie besinnen sich auf ihre Wurzeln<br />

und da erfährt auch das Plattdeutsche eine Renaissance.<br />

Ich weiß gar nicht, ob wirklich mehr Menschen aktiv Plattdeutsch<br />

sprechen, aber viele mögen es oder entdecken ihre<br />

Liebe zu der Sprache und wollen es lernen.<br />

Gibt es demnächst eigentlich ein Lernprogramm ›Platt<br />

lernen mit Yared‹ oder so ähnlich?<br />

Yared: (lacht) Das ist ja lustig, das ist tatsächlich in Planung.<br />

Es wird einen Youtube-Kanal geben, der mit meiner Website<br />

verbunden ist, wo man so kleine Plattdeutsch-Häppchen<br />

lernen kann.


THE<br />

MA<br />

10<br />

L E N A P H I L I P P<br />

KONKRET, KNAPP, KLAR<br />

Ü b e r s e t z u n g e n v o n H a r r y P o t t e r b i s S h a k e s p e a r e<br />

Plattdeutsch wirkt niedlich und friedlich und freundlich. Wer sich die plattdeutschen<br />

Nachrichten auf Bremen Eins anhört, wird ein Schmunzeln nicht unterdrücken<br />

können. Ungeübte Ohren stoßen hier auf Worte, die unwillkürlich<br />

diese Reaktion hervorrufen. Woher kommt das? Und ist das tatsächlich alles,<br />

was diese Sprache bietet?<br />

Ob im Theater oder im Rundfunk, Plattdeutsch wird medial als niedlich<br />

vermittelt. Seit über 60 Jahren gibt es beispielsweise die werk-<br />

Schwanktext oder dramatischer Text der Weltliteratur, eine eigene<br />

Dream. Beim Übersetzen versuchen sie für die Texte, egal ob<br />

täglich laufende Glosse ›Hör mal ’n beten to‹ – die plattdeutsche und neue ästhetische Form zu finden.<br />

Morgenplauderei im Radio und niederdeutsch anmutende Stücke des ›Plattdeutsch als gesprochene Sprache bringt vom sprachlichen<br />

Ohnsorg-Theaters im Fernsehen. Beim Norddeutschen Rundfunk Ansatz in jedem Falle einen gewissen Konkretheitsgrad mit sich‹,<br />

war hierfür immer die Unterhaltungsabteilung verantwortlich, deren erklärt Hartmut Cyriacks. Es wird nicht mit Worthülsen jongliert,<br />

Aufgabe es ist, Stücke mit möglichst großem Unterhaltungswert herauszusuchen,<br />

also lustige. Bei lustigen Stücken werden auch lustige turen. 18 Jahre lang haben Cyriacks und Nissen außerdem Nach-<br />

Passivkonstruktionen fallen weg und man verwendet einfache Struk-<br />

Begriffe gesucht und eingesetzt – beispielsweise Rükelbusch anstelle richten übersetzt. Dabei sind sie nicht bei schwammigen Bildern<br />

vom neutralen Blumenstruus oder Moors für das viel härtere Wort stehengeblieben, sondern haben nach Details gefragt, um konkrete,<br />

Arsch. Für Platt-Fremde verdichtet sich das zu einem Bild, in dem sie klare Bilder beim Zuhörer entstehen zu lassen. Welche Waffe?<br />

die Sprache nahezu als niedlich, friedlich und lustig empfinden<br />

Welche Form der Bedrohung? Sie denken auf der Ebene der Hörer<br />

müssen – obwohl in ihr die gleiche Härte und Schärfe wie im Hochdeutschen<br />

liegt.<br />

durch ihren Gebrauch der Sprache Neutralität, Schärfe oder Härte<br />

und wollen der erwarteten Komik entgegenwirken, indem sie<br />

Hartmut Cyriacks und Peter Nissen stellen sich seit über 25 Jahren erzielen.<br />

immer wieder neuen Herausforderungen und begeben sich auf plattdeutsche<br />

Übersetzungsabenteuer. Cyriacks arbeitet nach seinem Shakespeares Sommernachtstraum, ein Werk mit einer hohen Dich-<br />

Zu ihrer spannendsten und herausforderndsten Arbeiten zählt<br />

Studium in Hamburg am Ohnsorg-Theater innerhalb der Dramaturgie. te an komplexen Bildern. Ob auf Englisch, auf Hochdeutsch oder<br />

Dort lernt er 1987 Nissen kennen. Nach einem Intendantenwechsel auf Plattdeutsch, keiner wird es komplett verstehen. Cyriacks und<br />

verlassen sie das Theater, fangen an freiberuflich zu arbeiten und Nissen probierten, mit den einzelnen Bildern eine Qualität zu<br />

gründen ihre Textmanufaktur. Nach einem weiteren Intendantenwechsel<br />

kehren sie, weiterhin freiberuflich, ans Ohnsorg-Theater zurück. zu Shakespeares Zeit gewirkt hat, können wir heute lesen, viel-<br />

erschaffen, die dem englischen Original nahe kommt. ›Ein Bild, das<br />

Ihre bisherige Arbeit umfasst die verschiedensten Texte, darunter leicht auch übersetzen, aber das heißt noch lange nicht, dass wir<br />

Asterix, Harry Potter, Under Milkwood und A Midsummer Night's es auch verstehen‹, so Cyriacks. Wenn an einer Stelle im Original<br />

ein Witz steht, dann gilt das auch für die Übersetzung – ein Witz,<br />

Hartmut Cyriacks<br />

über den Leute heute lachen können, ein Witz, der funktioniert.<br />

Die Wirkung muss auf der Bühne erzielt werden. Dazu kommt,<br />

dass sie sich das Ziel gesetzt haben, eng am streng formalen<br />

Aufbau zu bleiben. Immer zehn Silben, häufige Endreime und wo<br />

ein fünfhebiger Jambus ist, erscheint dieser auch in ihrer Fassung.<br />

Die beiden lesen sich die Texte immer wieder laut vor, um richtige<br />

Worte zu finden und das Werk fließen und klingen zu lassen.<br />

In der vorletzten Spielzeit wurde im Ohnsorg-Theater ›Onkel<br />

Wanja‹ ›eingenordet‹ und aufgeführt. Cyriacks und Nissen versuchen,<br />

eine Situation zu beschreiben, die in Norddeutschland spielt.<br />

›Etwas, das auf Plattdeutsch gespielt wird, muss es nicht im plattdeutschen<br />

Sprachgebiet geben, aber es muss hier denkbar sein‹,<br />

erzählt Cyriacks über ihren Arbeitsprozess. Bei Anton Tschechows<br />

Werk von 1896 erscheint das fast unmöglich. Wohlformulierte<br />

Tiraden in langen komplizierten Satzgebilden sind unüblich im<br />

Plattdeutschen. In ihrer Übersetzung lösen Cyriacks und Nissen<br />

diese in kurze, klare Sätze auf. Sie machen dabei die Erfahrung,<br />

dass eine lebendige Sprache entsteht, die die Emotionalität<br />

und Konflikte der Charaktere nachvollziehbarer macht.<br />

Übersetzungen ins Plattdeutsche haben eine andere Funktion<br />

als Übersetzungen ins Hochdeutsche. Die Texte werden den<br />

Menschen, die das Original nicht verstehen, nicht nur sprachlich<br />

zugänglich gemacht, sondern es entsteht vielmehr eine eigene<br />

ästhetische Chance. Der Umweg zeigt neue Ideen auf und ermöglicht<br />

einen anderen Zugang zu einem Text.<br />

F o t o : WOLFGANG SEESKO


zMA<br />

GA<br />

ZIN<br />

F Ü R S T A D T K U L T U R<br />

halbzeitwissen<br />

11<br />

K L E I N S T E G A L E R I E B R E M E N S<br />

Neu verortet<br />

Die kleine Galerie Eichenbergerstraße in Findorff dürfte wohl<br />

eine der kleinsten Galerien Bremens sein, aber auch 1,5 Räume<br />

bieten Wand- und Stellfläche und so stellt die Künstlerin Helga<br />

Busch seit zehn Jahren immer wieder kleine, feine Ausstellungen<br />

zusammen, die überraschen. Bis zum 28. <strong>September</strong> präsentieren<br />

nun sechs Künstlerinnen ihre Positionen zum Thema<br />

›Neu verortet‹, sie spüren dem stetigen Wandel nach, der uns<br />

in der Mode, den Lebensbedingungen und der Sprache umgibt.<br />

www.helgabusch.de<br />

N A T U R E R L E B E N<br />

W i l d n i s s c h u l e Ve r d e n<br />

Für Kinder und für Erwachsene gibt es hier tolle Kurse rund ums<br />

Sich-in-der-Natur-Zurechtfinden, etwa zum Fährtenlesen, zur<br />

Lagerfeuerküche, zum Tarnen, Schleichen, dem wilden Wolf,<br />

alten Handwerken, der Sprache des Waldes, essbaren Pflanzen<br />

und zum Bogenbauen und -schießen. Angeboten werden<br />

die Themen in verschiedenen Seminaren, für Schulklassen,<br />

PädagogInnen, Familien oder sonstige Interessierte und als<br />

Feriencamps. Auf ins Waldabenteuer!<br />

J O B M E S S E<br />

Logistiktag<br />

Am 24. <strong>September</strong> stellt sich die Welt der Logistik auf unterhaltsame<br />

Weise vor: Neben Infoständen zu Jobs und Ausbildungen<br />

im Logistikbereich kann sich am Lkw-Rückfahrsimulator ausprobiert,<br />

die eigene Geschicklichkeit an Gabelstaplern getestet<br />

und aus einer Krangondel der Blick über die Überseestadt<br />

genossen werden. Weitere Punkte unter anderem: Schachspielen<br />

mit Marco Bode und Segway-Fahren. Eintritt frei, von<br />

9 bis 14 Uhr im BLG-Forum<br />

F o t o : ANDRÉ SCHMOLL


zMA<br />

GA<br />

ZIN<br />

12<br />

F Ü R S T A D T K U L T U R<br />

halbzeitwissen<br />

FLORIAN BERG<br />

IST STERBLICH<br />

V O N J A N K O M A R K L E I N ( A U S Z U G )<br />

J a n k o<br />

M a r k l e i n<br />

wurde 1988 in Bremen<br />

geboren. Er studierte<br />

Literarisches Schreiben<br />

am Deutschen Literaturinstitut<br />

Leipzig und<br />

Philosophie an der<br />

Universität Leipzig<br />

sowie der Freien Universität<br />

Berlin. Janko<br />

Marklein erhielt den<br />

ersten Preis beim Open<br />

Mike 2010 und das<br />

Bremer Autorenstipendium<br />

2012. Sein Roman<br />

›Florian Berg ist sterblich‹<br />

erscheint am<br />

21. <strong>August</strong> 2015 bei<br />

Blumenbar im Aufbau-<br />

Verlag.<br />

Bei der Buchpremiere<br />

am 22. <strong>September</strong><br />

im Lagerhaus liest er<br />

Auszüge daraus.<br />

Die Reporter der Nordseezeitung kehrten noch einmal nach<br />

Wulsbüttel zurück, nachdem Ole an einem Sonntagmorgen vor<br />

der Kirche auf eine Deutschlandfahne gepinkelt hatte. Der Verein<br />

hieß mittlerweile Ortsgruppe Grüne Jugend Wulsbüttel-<br />

Osterholz, Ole war nicht mehr Vorsitzender, sondern Sprecher,<br />

Isa war Sprecherin, Florian Schatzmeister. Jeden Mittwochabend<br />

trafen sie sich zum Plenum im Gemeindehaus. Vom Landesverband<br />

Grüne Jugend Niedersachsen, der seinen Sitz in<br />

Hannover hatte, bekamen sie monatlich fünfzig Euro, die sie<br />

vornehmlich für den Kauf von Filzstiften und Transparenten<br />

ausgaben.<br />

Beim nächsten Plenum kam es zum Streit zwischen Fundis<br />

und Realos. Die Fundis, zu denen sich auch Florian zählte,<br />

waren von Oles Aktion begeistert. Sie betonten den Nutzen<br />

der medialen Aufmerksamkeit und die moralische Unhaltbarkeit<br />

des deutschen Staates. Die Realos, zu denen unter anderem<br />

Isa, Malte und Juria gehörten, fanden die Aktion zu krass.<br />

Deutschland sei doch gar nicht so schlimm, eigentlich, sagte<br />

Malte. ›Deutschland ist schon schlimm‹, sagte Isa, ›doch es<br />

geht um die Vermittelbarkeit.‹<br />

Zu seinem siebzehnten Geburtstag bekam Florian von seinen<br />

Eltern, entsprechend seiner Wunschliste, eine rot-schwarzgestreifte<br />

Stoffhose, fair gehandelt und bio, einen Wollpullover<br />

mit Lamamotiven und Jürgen Trittins ›Ökologische Globalisierung‹.<br />

Außerdem, von seinen Großeltern, ein Tischgedeck aus<br />

Porzellan. Florians Patenonkel schickte eine Karte mit zwei<br />

tanzenden Teddybären, dazu eine Packung Kondome.<br />

Als Florians Eltern die Kondome sahen, baten sie Florian, sich<br />

einmal kurz zu ihnen an den Wohnzimmertisch zu setzen. Florians<br />

Vater räusperte sich und fragte: ›Weißt du, was das ist, mein<br />

Sohn?‹ Florian sagte: ›Ja.‹ Florians Mutter sagte: ›Wenn du irgendwelche<br />

Fragen hast, ist dein Vater gerne bereit, dir weiterzuhelfen.‹<br />

Eine Weile betrachtete Florian das Muster der Tischdecke,<br />

blaue Wellenlinien, auf beigen Stoff gestickt, dann sagte seine<br />

Mutter: ›Wenn du willst, kann er dir auch bestimmte Dinge<br />

zeigen.‹ Florian stand auf und sagte, es sei schon in Ordnung.<br />

In der Schule bekam er weitere Geschenke. Von Juria ein<br />

Buch über berühmte Zirkusclowns, von Malte einen Stoffbeutel<br />

mit der Aufschrift ›Stacheln zeigen!‹ und der Zeichnung<br />

eines wütenden Igels, dem Wappentier der Grünen Jugend.<br />

Von Ole einen Joint, von Isa einen veganen Apfelkuchen mit<br />

siebzehn Wunderkerzen. Florians Religionslehrerin, die seine<br />

Eltern aus dem Kirchenvorstand kannte, übergab ihm nach<br />

dem Unterricht die soeben neu erschienene Bibelübersetzung<br />

in geschlechtergerechter Sprache.<br />

Am Nachmittag trafen sich Florian und Ole beim größten<br />

Forellenteich, um gemeinsam den Joint zu rauchen. Ole<br />

erzählte, am Tag nach dem Erscheinen des Deutschlandfahnenartikels<br />

habe er vom Bundesvorstand der Grünen Jugend<br />

eine E-Mail erhalten, mit der Einladung zur Teilnahme am<br />

Arbeitskreis Antirassismus, kurz AK AntiRa.<br />

Florian zog den Joint aus seiner Hosentasche. Er hatte<br />

einen leichten Knick in der Mitte. Solange das Papier nicht<br />

reiße, sagte Ole, sei das kein Problem. Dann jedoch stellten<br />

sie fest, dass sie beide kein Feuerzeug dabei hatten. Sie redeten<br />

noch eine Weile über die kommende Landtagswahl. Als<br />

die Dämmerung einsetzte, gingen sie nach Hause.<br />

Im Herbst begann Florians Vater mit seinen Wanderungen.<br />

Zunächst machte er noch längere Spaziergänge durch das<br />

Dorf, zum Edeka, zur Waffelfabrik, zu den Windrädern, und<br />

immer wieder zu den Forellenteichen. Beim Abendbrot<br />

berichtete er Florian und der Mutter von den Dingen, die er<br />

auf seinen Wanderungen erlebt hatte. Einmal erzählte er von<br />

einer Wühlmaus, die vor seinen Augen ein Kabel angefressen<br />

habe. Er sei sich nicht sicher, sagte Florians Vater, was das<br />

für ein Kabel gewesen sei, vermutlich Telefon oder Internet,<br />

obwohl, es habe da einfach quer auf dem Weg gelegen und<br />

in den Wald geführt, das sei ja auch irgendwie komisch.<br />

Florians Mutter fragte Florians Vater, ob er eigentlich keine<br />

Arbeit zu tun habe. ›Ja‹, sagte Florians Vater mit ruhiger Stimme,<br />

›Arbeit, Arbeit, Arbeit.‹<br />

Je kälter es wurde, desto häufiger verlegte der Vater seine<br />

Wanderungen in geschlossene Räume. Er verbrachte ganze<br />

Nachmittage damit, zwischen dem Bücherregal im Flur im<br />

ersten Stockwerk und dem Bücherregal im Wohnzimmer im<br />

Erdgeschoss hin- und herzulaufen. Meistens betrachtete er<br />

nur die Buchrücken, fuhr mit den Fingern darüber und murmelte<br />

ein paar unverständliche Worte in seinen Bart. Nur<br />

F o t o : BEGÜM YÜCELAY


13<br />

Jürgen Kropp<br />

ALLENS PLATT MAKEN!<br />

VER<br />

ZETT<br />

ELT<br />

WRITER’S<br />

CORNER<br />

ganz selten zog er eines der Bücher aus dem Regal, meistens<br />

Hesse oder Kierkegaard.<br />

Florian hatte Hesse gelesen, war allerdings von ihm eher<br />

gelangweilt gewesen. Kierkegaard kannte er nicht, doch die<br />

Titel seiner Werke, ›Furcht und Zittern‹ beispielsweise oder<br />

›Die Krankheit zum Tode‹, fand er beunruhigend. Um den Vater<br />

von seinen dunklen Gedanken abzubringen, stellte Florian<br />

Reclam-Bändchen aus der Reihe ›Glück leben‹ in die Regale,<br />

unter anderem Bertrand Russels ›Die Eroberung des Glücks‹<br />

und Senecas ›Vom glücklichen Leben‹. Doch der Vater schien<br />

die neuen Bücher einfach zu übersehen. Und dann, an einem<br />

Samstagabend im November, als Florian spät in der Nacht,<br />

leicht angetrunken, von einem Scrabble-Abend nach Hause<br />

kam, trat er ins Wohnzimmer und sah seinen Vater weinend<br />

auf dem Sofa sitzen.<br />

Vor ihm, auf dem Knietisch, stand eine noch beinahe volle<br />

Weißweinflasche, daneben ein leeres Glas. Das Gesicht des<br />

Vaters war aufgequollen. Er machte sich keine Mühe, die<br />

Tränen, die ihm über die Wange liefen und dann im Bart verschwanden,<br />

vor Florian zu verstecken. Florian setzte sich auf<br />

den Schaukelstuhl, dem Vater gegenüber. Ein paar Sekunden<br />

saßen sie schweigend beisammen, die Stille wurde nur vom<br />

Schniefen und den gelegentlichen Schluckauf-Hicksern des<br />

Vaters unterbrochen. Florian stand noch einmal auf, holte sich<br />

aus der Küche ein Glas, kam zurück, goss sich einen Schuss<br />

Weißwein ein, setzte sich wieder auf den Schaukelstuhl.<br />

Der Vater räusperte sich, öffnete den Mund, sagte ›Es ist ...‹<br />

und bekam einen Weinkrampf. Er versuchte es noch einmal,<br />

und noch einmal, immer wieder setzte der Vater zum Sprechen<br />

an, sagte ›Du musst verstehen ...‹, ›Es tut mir leid, dass ...‹,<br />

›Sicher denkst du jetzt ...‹ und unterbrach sich dann jedesmal<br />

selbst mit einem neuen Weinkrampf. Als Florian sein Glas ausgetrunken<br />

hatte, spürte er, wie sein Kopf und seine Augenlider<br />

schwer wurden. Er schaukelte ein wenig mit dem Schaukelstuhl<br />

hin und her, um wieder fit zu werden, doch es half nichts.<br />

Schließlich schlug er dem Vater vor, ein anderes Mal zu reden.<br />

Der Vater nickte und wischte sich mit dem Handrücken über<br />

die Nase. Florian klopfte dem Vater auf die Schulter, dann ging<br />

er schlafen.<br />

Ik kunn hier ja nu mien Text op Platt schrieven, man ik bün bang,<br />

dat dat denn keeneen in Bremen lesen kann, denn daar ward twaars<br />

veel över Platt snackt, man ’keen snackt denn sülven noch Platt? Un<br />

Lesen …?<br />

Also schrief ik beter op Hochdüütsch, so swaar as mi dat ok fallt.<br />

Dann wäre nur noch die Frage, was es denn über das Plattdeutsche<br />

zu schreiben gibt, denn das ganze Geschreibe über Plattdeutsch<br />

bringt ja nix! Snacken mutt’n dat, anners is düsse Spraak nich mehr<br />

to redden. Oder villicht doch?<br />

Bi uns in Sleswig-Holsteen, also da soll ja nun das Plattdeutsche<br />

auch Amtssprache werden, das heißt, der Untertan darf dann seine<br />

Anfragen oder Anträge an die Obrigkeit in seiner geliebten plattdeutschen<br />

Muttersprache stellen. Das wurde aber auch Zeit! Ich habe<br />

nämlich seit langem vor, an mein Haus eine klassische Veranda<br />

anzubauen. Das geht natürlich nur mit einer Baugenehmigung und<br />

die bekommt man selbstverständlich erst dann, wenn man vorher<br />

einen Bauantrag stellt. Aber wie hätte ich das tun sollen, geht es mir<br />

doch wie vielen hunderttausend Landsleuten, die der hochdeutschen<br />

Sprache nicht mächtig sind. Ich stehe regelmäßig hilflos vor hochamtlichen<br />

Sachbearbeitern und versuche mit Hand-, Arm- und Fußzeichen<br />

mein Anliegen zu erläutern und ernte stets nur Mitleid,<br />

Unverständnis, wenn nicht Hass.<br />

Ja, als Plattdeutscher weiß ich, wie es Asylbewerbern zumute sein<br />

muss, wenn sie hochdeutschen Behördenvertretern ausgeliefert sind.<br />

Man wird zur Wurst!<br />

Aber nun will man mir meine plattdeutsche Menschenwürde<br />

zurückgeben. Der Veranda steht keine Sprachbarriere mehr im<br />

Wege. Ich rechne fest damit, bereits in ein paar Jahren eine behördliche<br />

Antwort zu erhalten. Nun ja, vielleicht dauert es auch etwas länger,<br />

schließlich müsste mein Sachbearbeiter erst einmal einen vereidigten<br />

Übersetzer finden und dann müsste, denke ich, denn bei<br />

amtlichen Angelegenheiten kommt es ja auf genaueste und eindeutige<br />

Formulierungen an, dann müsste zunächst eine geregelte plattdeutsche<br />

Rechtschreibung verbindlich eingeführt werden.<br />

Aber wenn ich mir das Ganze nun doch noch mal durch’n Kopp<br />

gehen lasse, denn frag ich mich, wozu ich als plattdeutscher Mensch<br />

eigentlich ’ne Veranda brauche. Wahrscheinlich wäre es besser, wenn<br />

ich das Geld dafür in einen anständigen Urlaub auf’m Bauernhof<br />

investiere. Wenn ich Glück habe, kann ich mit dem Bauern ja sogar<br />

ohne Antrag und Übersetzer einfach nur so Platt snacken, as mi de<br />

Snavel wussen is. Man annerlest, as ik maal op’n Buurnhoff ’n paar<br />

Höhnereier köpen wull un de Buurnfro op Platt ansnacken dä, dar<br />

weer ik al wedder de Wurst: ›Glauben Sie, bloß weil wir Bauern sind,<br />

können wir kein Hochdeutsch?!‹<br />

Das hätte ich wissen müssen, schließlich zeugte ja schon das Ortsschild<br />

von der Zweisprachigkeit: ›Schwarzenbek – Swattenbeek‹<br />

stünn dar. Anners harr ik düssen Placken as Plattsnacker förwiss gar<br />

nich funnen. Bloots mien Navi will vun mien Modderspraak partu<br />

nix weten. Daar mutt ik wull mal ’n Andrag stellen bi de Japaansche<br />

Firma, op Platt natüürlich: Ik will, dat mien Navi Platt snacken kann!<br />

Denn bloots mit Platt kümmt de Minsch seker dörch de Welt!


z08<br />

20<br />

15<br />

FREI<br />

ZEIT<br />

14<br />

K O N Z E R T D E S M O N A T S<br />

A U G U S T<br />

freizeit<br />

Against me!<br />

TR ANSGENDER DYSPHORIA BLUES<br />

Against Me!, die Punkrocker aus Florida, die seit mittlerweile zwei Jahrzehnten<br />

das Genre prägen, haben 2014 mit ›Transgender Dysphoria Blues‹<br />

ihr neuntes Studioalbum aufgenommen und veröffentlicht, das zweite auf<br />

dem bandeigenen Label Total Treble Music. Die Band, die Tom Gabel 1997<br />

in seinen Highschooljahren als Soloprojekt gründete, hat seitdem einige<br />

Wechsel von Bandmitgliedern erlebt.<br />

Seit 2012 begleitet sie einen Wechsel, der im Punkrock des Prominenzgrads<br />

von Against Me! der erste seiner Art ist. Tom Gabel lebt nämlich seitdem<br />

als Frau unter dem Namen Laura Jane Grace. Die Bandmitglieder und einige<br />

Freunde und Angehörige waren die ersten, denen Gabel erzählte, dass er als<br />

Transsexueller schon seit seiner frühen Jugend unter Gender Dysphoria leidet,<br />

dem Unwohlsein im eigenen Körper, ein Phänomen, das er in einem ausführlichen<br />

und im Netz nachlesbaren Interview mit dem Rolling Stone zu seiner<br />

14 AUG FR // L AG E R H AU S<br />

Geschichte und Gegenwart so beschreibt: ›The cliché is that you’re a<br />

woman trapped in a man’s body, but it’s not that simple. It’s a feeling<br />

of detachment from your body and from yourself. And it’s shitty,<br />

man. It’s really fucking shitty.‹<br />

Ansonsten hat sich bei Against Me! allerdings gar nicht allzuviel<br />

geändert; ›Transgender Dysphoria Blues‹ ist wie auch schon seine<br />

Vorgängeralben ›Reinventing Axl Rose‹, ›White Crosses‹ und ›New<br />

Wave‹ eine klare Absage an Intoleranz, Konservatismus und Homophobie.<br />

Nach der Club-Tournee im April kommen Against Me! neben<br />

einigen Festivalauftritten in Deutschland für drei Konzerte auch nach<br />

Hamburg, Bremen und Karlsruhe.<br />

MARTHA GRAF<br />

➟Saal, 19.30 Uhr // Tickets € 18,– ( zzgl. VVK)<br />

23 JULI – 02 SEP // V I E L E O RT E<br />

Sommertanz<br />

E I N A U S W E I S – Ü B E R 1 0 0 A N G E B O T E<br />

Das tanzwerk bietet auch diesen Sommer ein beschwingtes Ferienprogramm<br />

an: Über 100 Angebote auf einem Ausweis für 65,– €,<br />

Kinder zahlen die Hälfte. Damit kann kann dann rundum probiert<br />

werden, von Jazz Dance über Ballett, Pilates bis hin zur japanischen<br />

Bewegungskunst Aiki Shin Taiso. Es gibt Yoga für Kinder, Tanzexperimente<br />

für SeniorInnen und zeitgenössische Tanztechniken. Der<br />

Sprung in den Tanz sei sehr empfohlen: einen Sommer Auftanken<br />

und vielleicht ein den nächsten Winter erhellendes Hobby finden.<br />

➟viele Orte<br />

MARTHA GRAF


THE<br />

MA<br />

15<br />

01 AUG SA // S C H L AC H T H O F<br />

Monsieur Claude und seine Töchter<br />

O P E N A I R - K I N O A M S C H L A C H T H O F<br />

Monsieur Claude und seine Frau Marie sind ein zufriedenes Ehepaar in der Provinz<br />

mit vier schönen Töchtern. Am glücklichsten sind sie, wenn die Familientraditionen<br />

genau so bleiben, wie sie sind. Erst als sich drei ihrer Töchter mit einem Muslim,<br />

einem Juden und einem Chinesen verheiraten, geraten sie unter Anpassungsdruck<br />

und jedes Familienfest wird zum interkulturellen Minenfeld. Musik in den Elternohren<br />

ist da die Ankündigung der jüngsten Tochter, einen französischen Katholiken zu heiraten.<br />

Doch als sie dem schwarzen Charles gegenüberstehen, reißt Claude und Marie<br />

der Geduldsfaden. Geschwächt durch Beschneidungsrituale, Hühnchen halal und<br />

koscheres Dim Sum, ist ihr Toleranzvorrat aufgebraucht. Doch auch Charles’ Familie<br />

knirscht über diese Partie mächtig mit den Zähnen. Weniger, um bei den Hochzeitsvorbereitungen<br />

zu helfen, als sie zu sabotieren, lassen sich die Eltern auf ein Kennenlernen<br />

ein. Was folgt, ist ein Gemetzel der nationalen Ressentiments und kulturellen<br />

Vorurteile, die die Lust am Heiraten zu verderben droht …<br />

➟Arena, 22 Uhr // Eintritt: € 5,–<br />

GUDRUN GOLDMANN<br />

24–28 AUG MO–FR // S C H L AC H T H O F<br />

POP II GO Bandcamp<br />

N AC H W U C H S G E S U C H T<br />

Von TeamerInnen begleitet könnt ihr in verschiedene Bereiche des Bandlebens hinein<br />

schnuppern. Bandcoachings, T-Shirt-Druck und ein Bandrecording werden<br />

die Schwerpunkte des Camps sein. Unsere TeamerInnen sind echte Profis aus<br />

dem Musikgeschäft und haben schon mit Künstlern wie Fettes Brot, Mando Diao<br />

und Xavier Naidoo zusammengearbeitet. Zum Abschluss des Camps findet am<br />

28. <strong>August</strong> ein gemeinsames Konzert im <strong>Magazin</strong>keller des Schlachthofs statt. Dort<br />

werden die Ergebnisse der Woche präsentiert. Eure Familien und FreundInnen sind<br />

alle eingeladen.<br />

Wenn du Interesse hast oder jemanden kennst, für den oder die das genau das<br />

Richtige wäre, melde dich einfach bei uns! Auch Bands, die sich extra für das Camp<br />

zusammenfinden, sind willkommen.<br />

PAUL POST<br />

➟ Das Camp ist für 14- bis 18-Jährige.<br />

Die Teilnahme ist kostenlos, für Verpflegung ist gesorgt.<br />

Anmeldungen an: pop2go@schlachthof-bremen.de<br />

S C H L AC H T H O F<br />

Schlachthof goes Crowdfunding<br />

W I N D T U R B I N E Z U R Ü C K A U F D E N T U R M<br />

Schnell wurde die quirlartige Turbine zum Wahrzeichen des Kulturzentrums und<br />

des angrenzenden Stadtteils Findorff. Am 5. Mai dieses Jahres, nach gerade einem<br />

Jahr auf dem Schlachthofschornstein, kam es bedauerlicherweise zu Sturmschäden<br />

an den Flügeln, so dass die Anlage mit Hilfe von Schwerlastkränen und Industriekletterern<br />

demontiert werden musste.<br />

Nach der erfolgten Reparatur, mit der in etwa zwei Monaten zu rechnen ist, würden<br />

wir die Windturbine gerne wieder auf den Schornstein setzen. Das ist auch der Wunsch<br />

vieler Findorffer*innen und Freund*innen des Kulturzentrums.<br />

Die Demontage hat den Verein bereits über 4.000 Euro gekostet. Der erneute Aufbau<br />

wird ebenfalls mit 4.000 Euro kalkuliert. Wir würden uns freuen, wenn wir dieses Geld<br />

mit eurer Hilfe zusammenbekämen.<br />

MATTHIAS OTTERSTEDT<br />

➟ Hier könnt ihr den Wiederaufbau unterstützen:<br />

www.visionbakery.com/kulturstrom-schlachthof


z09<br />

20<br />

15<br />

FREI<br />

ZEIT<br />

16<br />

F E S T I V A L D E S M O N A T S<br />

S E P T E M B E R<br />

freizeit<br />

A MARO FESTIVAL<br />

KULTUR DER SINTI UND ROMA<br />

12 SEP SA // S C H L AC H T H O F<br />

Im <strong>September</strong> 2012 fand das Bremer Gypsy Festival zum ersten<br />

Mal im Schlachthof statt. Inhaltlich stieß unsere Idee mit der<br />

Mischung aus Workshop, Diskussionen, Konzerten und Aktionen<br />

auf große Zustimmung, aber mit dem Namen konnten sich viele<br />

nicht anfreunden. So üblich es bei verschiedenen Bandnamen auch<br />

ist, den Begriff Gypsy zu verwenden, als Titel eines Festivals war er<br />

unglücklich gewählt. Die Diskussion zog sich, hat aber nun eine<br />

Ende, denn es heißt jetzt: A MARO FESTIVAL – unser Festival – auf<br />

Romanes. Weil das Romanes der Sinti und Roma unterschiedlich<br />

ist, ist unsere Version jetzt ein Kompromiss zwischen An maro Festival<br />

(Sinti) und Amaro Festival (Roma). Ein gutes Ergebnis, mit dem<br />

alle Seiten leben können!<br />

Und wir möchten unser Festival gerne fortführen, denn über keine<br />

Minderheit wissen wir so wenig wie über die Sinti und Roma und Antiziganismus<br />

ist nach wie vor die am weitesten verbreitete Rassismus-<br />

Form in Deutschland und Europa. In einer aktuellen Umfrage des<br />

Zentralrats Deutscher Sinti und Roma unter 3.100 Mitgliedern gaben<br />

76 Prozent an, Diskriminierung in der Schule, in Gaststätten, auf der<br />

Arbeit und von Vermietern zu erfahren.<br />

Inzwischen haben sich Angehörige der Minderheit selbst in<br />

der Antidiskriminierungsarbeit qualifiziert und eigene Konzepte für<br />

die Aufklärungsarbeit entwickelt. Ein Ergebnis ist der Workshop<br />

›Antiziganismus – erkennen und bearbeiten‹, den der Bremerhavener<br />

Sinti-Verein konzipiert hat und den dessen Vorsitzender Dardo<br />

Balke auf dem Festival anbietet. Um Anmeldung wird gebeten<br />

unter: 0421 / 37775-0<br />

GUDRUN GOLDMANN<br />

➟Eintritt frei // Kulturzentrum Schlachthof in Kooperation<br />

mit dem Landesverband der Deutschen Sinti und Roma Bremen<br />

P R O G R A M M<br />

15–17.30 Uhr | Workshop<br />

›Antiziganismus – erkennen und bearbeiten‹<br />

Leitung: Dardo Balke,<br />

Mitarbeit: Siegfried Pohl und Ralf Lorenzen<br />

ab 16.30 Uhr | Sommergarten<br />

Grillen & Kinderspaß<br />

17–18 Uhr | Filme<br />

›Wir unter Euch‹ von Bernd Hinz und<br />

›Wir über uns‹ produziert<br />

von Eike Besuden – Pinguin Studios<br />

| Arena<br />

18–18.30 Uhr | HipHop mit Rano MC u. a.<br />

19–20 Uhr | Sinti Band<br />

20–21 Uhr | Boyko Borisov Band


17<br />

05 SEP SA // S C H L AC H T H O F<br />

Flavia Coelho<br />

B I G U P – D I E F U N K H A U S E U R O P A - P A R T Y<br />

Gute Musik aus der großen weiten Welt für lau? Das gibt es doch nicht! Bei Big Up<br />

schon. Wie jedes Jahr präsentiert Funkhaus Europa KünstlerInnen aus den verschiedensten<br />

Ecken der Welt im Schlachthof – und das als Geschenk an seine Gäste. Dieses<br />

Mal steht Flavia Coelho auf der Bühne in der Kesselhalle. Die hinreißende Brasilianerin<br />

versteht es, südamerikanische Musik mit afrikanischen Klängen zu einer<br />

energiegeladenen Mischung zu vermengen. Ihre vom Bossa getriebenen Kompositionen<br />

schwirren zwischen Samba, Rumba und Reggae. Durch den kamerunischen<br />

Musiker Pierre Bika Bika, den sie in ihrer Wahlheimat Paris kennenlernte, kamen die<br />

afrikanischen Einflüsse in ihre leichten, groovenden Songs – die ideale Musik für den<br />

ausklingenden Sommer.<br />

Wer nach Flavia Coelho noch nicht genug vom Tanzen und Feiern hat, macht einfach<br />

auf der anschließenden Global Pop-Party weiter. Auf zwei Ebenen heizen die Funkhaus<br />

Europa-DJs nochmals richtig ein, um den Abend gebührend ausklingen zu lassen.<br />

➟Kesselhalle, 20 Uhr // Veranstalter: Funkhaus Europa<br />

Eintritt frei<br />

ARNE HELMS<br />

Django 3000<br />

11 SEP FR // S C H L AC H T H O F<br />

SOLD OUT!<br />

Maybebop<br />

DA R F M A N N I C H T, G I B T E S N I C H T<br />

Wo andere sagen ›Das darf man nicht!‹, sagen Maybebop ›Egal!‹. Das Quartett um<br />

Gründungsmitglied Oliver Gies wandert durch die verschiedensten Genres – von Pop<br />

über HipHop zu Jazz – vermischt gerne mal das eine mit dem anderen und stellt die<br />

Hörvorstellungen von A-cappella-Musik auf den Kopf. Dabei machen sie auch keinen<br />

Halt vor gesellschaftlichen und menschlichen Missständen – ungewohnt für Gesangsgruppen<br />

wie Maybebop. Pointiert, gewitzt und intelligent tragen sie ihre Kritik vor und<br />

machen sie zu einem wichtigen Bestandteil ihres neuen Programms ›Das darf man<br />

nicht‹. Statt das zu machen, was alle tun, pfeifen sie auf Tabus und Grenzen und überschreiten<br />

sie einfach.<br />

Dennoch dürfen die unzähligen Klassiker aus dem reichhaltigen Repertoire nicht<br />

fehlen. Wie immer können sich die Konzertbesucher Songs wünschen, beim Karaoke<br />

auf der Bühne mitsingen oder die Improvisationskünste der vier Sänger genießen,<br />

wenn sie aus zugerufenen Worten spontan einen Ohrwurm zaubern.<br />

➟ Kesselhalle, 20 Uhr //<br />

Tickets: VVK: € 21,– (zzgl. Gebühren) // AK: € 26,–<br />

SOLD OUT!<br />

ARNE HELMS<br />

Siyou’n’Hell<br />

11 SEP FR // L AG E R H AU S<br />

Jessy Martens & Band<br />

B L U E S Z U M N I E D E R K N I E N<br />

Sie explodiert auf der Bühne wie eine Naturgewalt und haucht schon im nächsten<br />

Moment eine ergreifende Ballade ins Mikrophon: Jessy Martens’ unverwechselbare<br />

Stimme braucht Vergleiche mit Amy Winehouse, Janis Joplin oder Tina Turner nicht zu<br />

scheuen, gleichzeitig hat sie längst ihren eigenen Stil gefunden.<br />

Erst Ende 2010 formiert, mit Preisen überhäuft und von der Presse gefeiert, stellen<br />

die Energiebündel von Jessy Martens & Band mit ›Touch My Blues Away‹ bereits ihr viertes<br />

Album vor. Und sie haben sich unbestritten an die Spitze der Rock- und Bluesszene<br />

gespielt. Was kein Wunder ist. Denn die Möglichkeiten der ›Stimme zum Niederknien‹<br />

(Rock-times) scheinen unbegrenzt: Mal wird geröhrt wie nach einer durchzechten Nacht,<br />

mal mit klarer Stimme einfach geradeaus gesungen. Jessy Martens ist mit ihrer Band ein<br />

überwältigendes Erlebnis. Live on stage ist ihr Ding!<br />

MARTHA GRAF<br />

➟Saal, 20 Uhr // Tickets: € 15,– (zzgl. VVK)


FREI<br />

ZEIT<br />

18<br />

11 SEP FR // L AG E R H AU S<br />

17 SEP DO // S C H L AC H T H O F<br />

Weird Xperience<br />

HERSHELL GORDON LEWIS-NACHT<br />

Die etage 3 wird an jedem zweiten Freitag zum Hinterhofkino: Weird Xperience<br />

zeigt Perlen des obskuren und absonderlichen Filmschaffens. Gestartet wird<br />

mit einem Double-Feature des Godfather of Gore: Hershell Gordon Lewis begründete<br />

in den 60er Jahren das Genre des Splatter-Films. In ›Two Tousand<br />

Maniacs‹ von 1964 rächt sich die Hinterwäldlergemeinschaft eines<br />

Südstaatendorfs für die Niederlage im amerikanischen Bürgerkrieg. Mit<br />

›She-Devils On Wheels‹ drehte Lewis 1968 einen hierzulande wenig bekannten<br />

Biker-Gang-Film. Der Film über die weibliche Outlaw Gang ›The Man Eaters‹<br />

mischt typische Juvenile-Delinquency-Elemente mit Horror und Gewalt und<br />

mündet in ein großartiges Finale. Nach den Filmen kann man noch gemütlich<br />

zusammensitzen und das Gesehene Revue passieren lassen, musikalisch<br />

untermalt von DJ Wolfinger.<br />

JÖRG WINDSZUS<br />

➟ etage 3, 20 Uhr // Eintritt: € 4,–<br />

Ralf König<br />

DER DICKE KÖNIG<br />

Aus Comics vorlesen? Das klingt jetzt nicht so unterhaltsam. Wenn Ralf<br />

König aus seinen Comics liest, ist es das aber. Nach über 30 Jahren als<br />

Comic-Zeichner und mit dem Max-und-Moritz-Preis für sein Lebenswerk<br />

ausgezeichnet, hat er sich mit ›Der dicke König‹ selbst ein Geschenk<br />

gemacht und quasi ein Best-Of seines bisherigen Schaffens zusammengestellt.<br />

Auf der Bühne lässt er die verschiedenen Comic-Strips im Großformat<br />

auf der Leinwand zeigen und spricht sie mit verstellten Stimmen<br />

nach. So werden die Protagonisten seiner Geschichten lebendig und egal,<br />

ob es um Religion, die Entwicklungsgeschichte des Menschen oder um<br />

Partnerschaften geht, König schafft es immer, pointiert, witzig und hintersinnig<br />

zu erzählen. Seine schwulen Kurzgeschichten sind bei Schwulen<br />

und Heteros gleichermaßen beliebt – und das weltweit. ARNE HELMS<br />

➟ Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: VVK: € 12,– (zzgl. Gebühren) / AK: € 15,–<br />

Reklame<br />

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Angebot gilt bis zum 1. 11. 2015


DREADFUL CHILDREN<br />

19<br />

BOB Fest<br />

P U N K F O R E V E R :<br />

B R E M E N ★ O A K L A N D ★ B AT H<br />

18 bis 19 SEP FR bis SA // S C H L AC H T H O F<br />

In den Achtzigerjahren hatte sich, ganz ohne Internet, ein internationales<br />

Punk-Netzwerk herausgebildet, das es auch unkommerziellen<br />

Bands ermöglichte, auf der ganzen Welt auf Tour zu<br />

gehen, ohne professionelle Agenten oder die Unterstützung großer<br />

Plattenfirmen. Do It Yourself hieß die Devise und die Szene<br />

reagierte äußerst sensibel darauf, wenn Bands das Netzwerk<br />

benutzen wollten, um über diesen Umweg doch noch Erfolg im<br />

Mainstream zu haben. Das Buch ›Our Band Could Be Your Life‹<br />

von Michael Azerrad schildert anschaulich, wie es damals<br />

zuging. Eine der Bands, die im Zuge des Hardcore-Aufbruchs<br />

nach Europa kamen, war 1986 die Hardcore-Band Fang aus<br />

dem kalifornischen Oakland, einer Nachbarstadt von San Francisco.<br />

Der Mann, der damals die Tour organisierte, lebte in Bremen,<br />

weshalb die Band auch an der Weser vorbeischaute.<br />

Freundschaften entstanden, Besucher aus dem britischen Bath<br />

in der Nähe von Bristol stießen dazu, man besuchte sich in den<br />

Jahren darauf gegenseitig und es entstand mit der Zeit eine<br />

ganz besondere Beziehung zwischen Bremen, Oakland und<br />

Bath.<br />

In diesem Jahr ist es nun schon fast 20 Jahre her, dass sich<br />

Punks aus Bremen, Oakland und Bath zum ersten Mal zum BOB-<br />

Fest trafen. Die Geschichte dieser unregelmäßig-regelmäßigen<br />

Treffen reicht noch einmal mindestens zehn Jahre weiter zurück.<br />

Warum es ausgerechnet diese drei Städte waren, zwischen denen<br />

auch 30 Jahre später noch enge Bindungen existieren? So genau<br />

weiß das wohl niemand. Kate Knox aus Oakland, seit Anbeginn<br />

dabei, vermutete einmal, dass es zumindest auch ein bisschen mit<br />

der Geografie zu tun haben könnte: ›Alle drei sind in der Nähe<br />

größerer Städte, wo viel mehr los ist. Aber in kleineren Städten<br />

sind die Szenen viel enger verbunden als in großen Städten.‹<br />

1996 kam es dann in Bath zum ersten BOB-Fest. Seither haben<br />

immer wieder in einer der drei Städte Treffen stattgefunden,<br />

1997 zum ersten Mal in Bremen. Und nicht nur das: Über die<br />

Jahre ließen sich immer wieder Punks aus den drei Städten in<br />

einer Partnerstadt nieder, manche heirateten, manche bekamen<br />

Kinder. Und wenn jemand aus der Szene in Not geriet,<br />

schmiss man ganz unbürokratisch zusammen. Punk und der<br />

dazugehörige Do-It-Yourself-Spirit sind dabei so etwas wie die<br />

kulturelle Klammer, aber eigentlich geht es beim BOB-Fest um<br />

Freundschaft und den gemeinsamen Spaß.<br />

Dabei geht es alles andere als elitär zu. Auch wer nicht aus<br />

Bremen, Oakland oder Bath kommt, ist herzlich zum Mitfeiern eingeladen,<br />

Bands aus Norwegen oder den Niederlanden waren in<br />

der Vergangenheit gern gesehene Gäste. Fünf Tage und Nächte<br />

lang feiert die Punk-Internationale dieses Jahr in Bremen, über 15<br />

Bands kommen von nah und fern, darunter gute alte Bekannte wie<br />

die Sworn Liars und Sapere Aude aus Bremen, die britischen Subhumans,<br />

Dreadful Children, Clocks, Jake und Party Force aus den<br />

USA und viele andere.<br />

Weil Hardcore aber ›more than music‹ ist, gibt es nicht nur viel<br />

Musik, sondern auch eine gemeinsame Bootsfahrt, Sportveranstaltungen<br />

und natürlich ganz viel Party.<br />

ANDREAS SCHNELL<br />

➟Kesselhalle, 20 Uhr<br />

| Freitag<br />

Dreadful Children (US) Fondükotze (D) WWK (D)<br />

Party Force (US) Sense (D)<br />

| Sonnabend<br />

Cholera Tarantula (D) Sapere Aude (D) Clocks (US)<br />

Restarts (UK) Subhumans (UK)


FREI<br />

ZEIT<br />

20<br />

18 SEP FR // L AG E R H AU S<br />

24 SEP DO // L AG E R H AU S<br />

Kruisko trifft Koppruch<br />

ZYDECO VOM DEICH<br />

Zydeco ist die auf Englisch und Cajun-Französisch gesungene Tanzmusik<br />

aus den Sümpfen Louisianas, traditionell gespielt auf Akkordeon und<br />

Waschbrett. Eine zündende Variante vom Hamburger Deich spielten der<br />

Akkordeonist Kruisko und Romain Vicente an Drums, Waschbrett und<br />

Gitarre bereits vor einem Jahr in einer kammermusikalisch knisternden<br />

Aufführung in etage 3. Der Abend fand zu Ehren des viel zu früh verstorbenen<br />

Liedermachers Nils Koppruch statt – Kruisko und Vicente spielten<br />

seine Stücke, aber auch eigene, traditionelle und welche der 17 Hippies,<br />

denen beide angehören. Es sind kleine bezaubernde Songs, herzzerreißende<br />

Liebeslieder, Alltagsbeobachtungen vom Kiez, Geschichten<br />

von der Küste. Und sie passen perfekt zu Kruisko und seinem Cajun- und<br />

Blues-Style-Akkordeon.<br />

MARTHA GRAF<br />

➟etage 3, 20.30 Uhr // Tickets: € 10,–<br />

Ruts DC<br />

R A S T A - P U B R O C K - P U N K<br />

Die 1977 in London aus dem Geiste des Pubrock gegründeten Ruts klangen zornig<br />

und dreckig, von Anfang an waren die weißen Jungs aber auch vom Reggae<br />

inspiriert. Die Single ›In a Rut‹ wurde zum Überraschungserfolg, ›Babylon’s<br />

Burning‹ Top-Ten-Hit. Es folgten eine John Peel-Session, ein Vertrag mit Virgin<br />

Records und Aufnahmen mit Henry Rollins am Mikrofon. 1980 wurde dann zum<br />

Wendepunkt, als nach einer Tour der Band mit Laurel Aitken ihr Sänger Malcolm<br />

Owen mit 26 Jahren an seiner Heroinsucht verstarb. Die Ruts nannten sich in<br />

Ruts DC um, DC steht für da capo – von vorne. 1981 wurde ›Animal Now‹<br />

veröffentlicht, 1982 ›Rhythm Collision‹, 2013 ›Rhythm Collision 2‹, ein klassisches<br />

Rocksteady- und Reggae-Riddim-Album. Und im letzten Jahr erschien<br />

dann ›Live On Stage‹, aufgenommen im Lagerhaus. Welcome back, Ruts DC!<br />

MARTHA GRAF<br />

➟Saal, 20 Uhr // Tickets: € 14,– (zzgl. VVK)<br />

26 SEP SA // L AG E R H AU S<br />

26 SEP SA // S C H L AC H T H O F<br />

De Schkandolmokers /<br />

Knipp Gumbo<br />

P L A T T ’ N ’ P U N K<br />

Endlich mal wieder ein Platt-Doppelkonzert! De Schkandolmokers aus Oldenburg<br />

zeigen, dass Punk auch wunderbar auf Platt funktioniert: Bei Hits wie ›Trekker<br />

Förn!‹ oder ›Mors Hoch‹ gibt es kein Halten mehr. 2012 gegründet, haben<br />

sie unzählige Bühnen im platt- und nicht plattdeutschen Raum bespielt. Ihre<br />

ironischen Texte treffen den Nerv der Zuhörer und ihr Album ›Luud at Schkiet‹<br />

ist längst kein Geheimtipp mehr. Weiterhin geben Knipp Gumbo ›Rock’n’Roll un<br />

sowat – op platt‹ zum Besten. Knipp Gumbo ist das Soloprojekt von Lars<br />

Köster. Nachdem der bei den Mimmi’s und Velvetone hinter dem Schlagzeug<br />

seinen Beitrag geleistet hatte, griff er sich eine Gitarre, um dem Spaßprinzip<br />

zu frönen. Heraus kam ein musikalisches Mahl aus Rock’n’Roll und Artverwandtem.<br />

Veel Pläseer!<br />

MARTHA GRAF<br />

➟etage 3, 20 Uhr // Eintritt: € 7,–<br />

Caveman<br />

DIE KULT-KOMÖDIE GREIFT WIEDER AN!<br />

Tom steht im Bademantel mit gepackten Koffern auf der Bühne. Heike hat<br />

ihn aus der Wohnung geworfen. Er sinniert über die Frage: ›Warum<br />

Frauen und Männer nicht miteinander klarkommen‹ und streift durch die<br />

80er, das ›Ja-Tschuldigung-Jahrzehnt‹, und die 90er Jahre, als endgültig<br />

beschlossen wurde, dass sich die Menschheit in Frauen und Scheißkerle<br />

teilt. Tom erklärt, dass Männer eben Jäger sind und Frauen Sammlerinnen.<br />

Das ist schon seit 30.000 Jahren so und hat dazu geführt, dass beide unterschiedliche<br />

Instinkte aufgebaut haben: Männer gehen zielorientiert auf eine<br />

Sache zu, können in zwei Minuten ein Hemd kaufen. Frauen sind weitschweifiger.<br />

Sie brauchen eine Stunde, um ein Paar Schuhe auszuwählen.<br />

Caveman nimmt diese Unterschiede aufs Korn – mit hohem Wiedererkennungswert.<br />

GUDRUN GOLDMANN<br />

➟Kesselhalle, 20 Uhr // Tickets: € 22,– (zzgl. Gebühren)


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STROM<br />

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ZEIT<br />

22<br />

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FESTIVAL FÜR JUNGES THEATER // 13.-17.01.2016 //<br />

KULTURZENTRUM SCHLACHTHOF // BREMEN<br />

*Angst ist ein bestimmendes Gefühl unserer Zeit. Angst ist überall, Angst brennt, Angst<br />

lähmt. Angst motiviert unser Denken und Handeln, ganz privat und weltpolitisch. Sie macht<br />

uns zu schlechteren Menschen oder zu besseren weil sie Mitgefühl ermöglicht. Angst, die<br />

uns einsam macht, Angst zu versagen, Angst vor der Zukunft, vor Gewalt, vor dem Fremden,<br />

vor Veränderung, vor Stillstand, sich zu verlieben, zu verlieren, zu sterben. Angst vor der<br />

Angst. Ein verborgenes, diffuses Gefühl, irgendwo da drunter. Angst als Ausgangspunkt<br />

unserer Bewegung ins Leben.<br />

www.explosivefestival.de


FR<br />

EIZ<br />

EIT<br />

Ghana – eine Reise, eine Schule<br />

01<br />

A U G U S T / S E P T E M B E R 2 0 1 5<br />

Sa 01<br />

Fr 07<br />

Fr14<br />

A U G U S T<br />

lagerhaus<br />

Ghana – eine Reise, eine Schule | Fotoausstellung von Michael Krone |<br />

bis 28. <strong>September</strong>, täglich ab 19 Uhr im Kafé<br />

Vernissage der Ausstellung Ghana –<br />

eine Reise, eine Schule | Kafé 19 Uhr<br />

Against Me! | Konzert | Saal 19.30 Uhr<br />

Jessy Martens & Band<br />

11<br />

Sa 05<br />

Do 10<br />

Fr 11<br />

Sa 12<br />

Fr 18<br />

Sa 19<br />

Di 22<br />

Do 24<br />

Fr 25<br />

Sa 26<br />

Mi 30<br />

S E P T E M B E R<br />

SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr<br />

Die Efkaka-Improshow | Improtheater | etage 3, 20 Uhr<br />

Slam Bremen | anschließend Open Slam | Saal 19.30 Uhr<br />

Jessy Martens & Band | Konzert | Saal 20 Uhr<br />

Weird XPerience präsentiert Hershell Gordon Lewis-Nacht |<br />

Two Thousand Maniacs (1964) / She Devils On Wheels (1968),<br />

anschließend DJ Wolfinger |etage 3, 20 Uhr<br />

AMS!-Improabend | Improtheater | etage 3, 21 Uhr<br />

Celo & Abdi | Konzert | Saal 19.30 Uhr<br />

Kruisko trifft Koppruch | Konzert | etage 3, 20.30 Uhr<br />

SPH Bandcontest | Konzert | Saal 18 Uhr<br />

V. B. Schulze’s Bernsteinzimmer | Das große Politik-Quiz | etage 3, 21 Uhr<br />

Crime Slam | Slam | Saal 19.30 Uhr<br />

Janko Marklein liest aus: Florian Berg ist sterblich |<br />

Buchpremiere | etage 3, 20 Uhr<br />

Ruts DC | Konzert | Saal 20 Uhr<br />

Black Lizard | Konzert | Saal 19.30 Uhr<br />

Philipp Dittberner & Band | Konzert | Saal 19.30 Uhr<br />

Platt’n’Punk: De Schkandolmokers / Knipp Gumbo |<br />

Konzert | etage 3, 20 Uhr<br />

Audio88 & Yassin | Konzert | Saal 19.30 Uhr<br />

Montags offene Tanzgelegenheit | ab 20 Uhr Standard & Latein |<br />

ab 21.30 Uhr Tango mit dem DJane-Trio Natascha, Nina & Tango Anima<br />

Philipp Dittberner<br />

26


FR<br />

EIZ<br />

EIT<br />

A U G U S T / S E P T E M B E R 2 0 1 5<br />

Sa 01<br />

Mo–Fr<br />

24–28<br />

Mo–Fr<br />

24–28<br />

A U G U S T<br />

Monsieur Claude und seine Töchter |<br />

schlachthof<br />

Open Air-Kino am Schlachthof | Arena 22 Uhr<br />

Frei Raus! | Kurzfilmworkshop für 12- bis 15-Jährige |<br />

Medienwerkstatt 9.30 –15 Uhr<br />

Pop II Go |<br />

Bandcamp für 14- bis 18-Jährige | Friese und <strong>Magazin</strong>keller<br />

AUSGEBUCHT<br />

// I M P R E S S U M<br />

Frei raus!<br />

24–28/8<br />

Flavia Coelho<br />

05/09<br />

BOB Fest<br />

18 & 19/09<br />

Sa 05<br />

S E P T E M B E R<br />

Big Up – Die Funkhaus Europa-Party mit Flavia Coelho & Band |<br />

Konzert anschließend Global Pop-Party / präsentiert von Funkhaus<br />

Europa und Schlachthof | Kesselhalle 20 Uhr<br />

Fr 11 Maybebop | mit neuem Programm: Das darf man nicht! |<br />

Kesselhalle 20 Uhr<br />

Sa 12 A MARO FESTIVAL | Kultur der Sinti und Roma |<br />

ganzes Haus 15–22 Uhr<br />

Stand Up Disco | Party für Schwule, Lesben und Freunde |<br />

<strong>Magazin</strong>keller 23 Uhr<br />

Do 17 Ralf König | Der dicke König –<br />

C O MII NG G S OS ON<br />

O N<br />

schwule Kurzgeschichten /<br />

0 1 /10 Gloria L A G E R H A U S<br />

Comic-Lesung | Kesselhalle 20 Uhr<br />

Fr18 BOB Fest | Dreadful Children/<br />

02/10 Fehlfarben L A G E R H A U S<br />

Fondükotze/WWK/Party Force/<br />

1 3 /10 Bill Frisell Music For Strings<br />

S C H L A C H T H O F<br />

Sense | Kesselhalle 20 Uhr<br />

17/10 Irie Révoltés S C H L A C H T H O F<br />

Sa 19 BOB Fest | Cholera Tarantula / Sapere<br />

Aude/Clocks/Restarts/<br />

21/10 Tocotronic S C H L A C H T H O F<br />

Subhumans | Kesselhalle 20 Uhr<br />

23/10 Schmutzki L A G E R H A U S<br />

Sa 26 Caveman | Die Kult-Comedy für alle,<br />

23/10 Ferris MC S C H L A C H T H O F<br />

die eine Beziehung führen, führten oder<br />

führen wollen! | Kesselhalle 20 Uhr<br />

30/10 Glasperlenspiel S C H L A C H T H O F<br />

Di 29 Markus Maria Profitlich |<br />

Halbzeit – Comedy | Kesselhalle 20 Uhr<br />

28/10 Zebrahead L A G E R H A U S<br />

31/10 Snarky Puppy S C H L A C H T H O F<br />

SOLD OUT!<br />

Ferienprogramm Das Jugendzentrum Die Friese im<br />

Viertel bietet Jugendlichen ein buntes Programm von<br />

Kochen und Grillen über Batiken bis zur Fahrradtour.<br />

Außerdem stehen beziehungsweise hängen Kicker,<br />

Billardtisch und Dartscheibe bereit für den spontanen<br />

Wettkampf. Genaueres steht unter www.friese.de<br />

31/10 Snarky Puppy<br />

0 1 /1 1 Ewan Dobson L A G E R H A U S<br />

05/1 1 Klaus Lage S C H L A C H T H O F<br />

06/1 1 Monsters of Liedermaching<br />

L A G E R H A U S<br />

14/1 1 Rhonda L A G E R H A U S<br />

Schlachthof<br />

Herausgeber: Kulturzentrum Schlachthof, Findorffstraße 51, 28215 Bremen, Büro: Mo–Fr: 10–19 Uhr, Fon: 0421/37 7750, Fax: 37775 11, <strong>zett</strong>@schlachthof-bremen.de,<br />

Kulturzentrum Lagerhaus, Schildstraße 12–19, 28203 Bremen, Telefon: 0421/701461, -fax: 701306, Z-<strong>Magazin</strong> im Internet: www.schlachthof-bremen.de<br />

Redaktion: Gudrun Goldmann (V.i.S.d.P.), Sophie Hellgardt, Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Ausland: Anette Harasimowitsch, Südafrika, Robert Best, Schweiz<br />

Grafische Gestaltung: Jörg Möhlenkamp, Marlis Schuldt Beiträge: Sean-Patric Braun, Martha Graf, Arne Helms, Jürgen Kropp, Janko Marklein, Matthias Otterstedt,<br />

Lena Philipp, Paul Post, Joschka Schmitt, Andreas Schnell, Jörg Windszus Fotos/Illustration: Begüm Yücelay (Titel), Lena Stuckenschmidt (Kulturgut),<br />

Bernard Benant,Sara Förster, Michael Krone, Fabiane Lange, Thomas Leidig, Norbert A. Müller, Raven, Kerstin Rolfes, Ryan Russell, André Schmoll,<br />

Wolfgang Seesko, Jens Werner, Till Vielrose, Begüm Yücelay Namentlich gekennzeichnete Artikel geben nicht unbedingt die Meinung der Redaktion wieder.<br />

Druckerei: Girzig & Gottschalk, Bremen.<br />

Z-<strong>Magazin</strong>

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