Ihre Parfümerie - Gürzenich Orchester
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»moderner« war, als er selbst sich sah oder darstellte. Gewidmet<br />
hat Korngold seine einzige Sinfonie Franklin D. Roosevelt, von<br />
1933 bis 1945 Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika,<br />
die dem Emigranten eine neue Heimat geboten hatten. Auch wenn<br />
der Sinfonie dezidiert kein Programm zugrunde liegt, wurde aus<br />
ihrer Stimmung oft der musikalische Widerschein des Schreckens<br />
von Krieg und Faschismus sowie die Trauer um deren Opfer herausgehört.<br />
Mit einem Trauergesang der Klarinetten, von einem<br />
variantenreich wiederkehrenden Dreitonmotiv zerhackt, beginnt<br />
der erste Satz (»Moderato ma energico«), den trotz vereinzelter<br />
Lichtblicke und euphorischer Momente doch Verzweiflung und<br />
Zerrissenheit prägen. Im Gegensatz dazu erfüllt den bewegten<br />
zweiten Satz (»Scherzo«) mitunter sogar schwelgerischer Übermut.<br />
Den lyrischen Trioteil bezeichnete Korngold selbst als »Art eines<br />
Wiegenliedes«. Düster und verhangen schließt der dritte Satz<br />
(»Adagio«) an. In ihm verarbeitet Korngold Hauptmotive aus seinen<br />
Filmmusiken zu »The Private Lives of Elizabeth and Essex«, »Captain<br />
Blood« und »Anthony Adverse«. Das »lange Gesangsstück«, wie<br />
der Komponist es nennt, erklingt als große, wehmütige Erinnerung<br />
an verlorenes Glück. Immer wieder nimmt er Anlauf zu großer Apotheose<br />
und versinkt schließlich doch in Resignation. Der Traum<br />
der Vergangenheit wird versenkt. Korngold: »ein extatischer Abgesang«.<br />
Der Finalsatz, ein »Allegro gaio«, verarbeitet in Rondoform<br />
Themen der früheren Sätze. Feingliedrig, verspielt, übermütig und<br />
nur bisweilen von Melancholie gestreift, schwingt er sich mit zunehmend<br />
großer Geste schließlich zu einem triumphalen Finale<br />
in reinem FisDur auf. So gilt doch der Hoffnung, wenngleich sie<br />
mit besonderem Nachdruck in Töne gesetzt zu sein scheint, das<br />
letzte Wort in einem sonst so bitteren Resümee.