Sekretariat - Verein Quelle
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Mister Cool weiss Rat<br />
In dieser Rubrik werden Fragen von Eltern beantwortet, die Anliegen rund um<br />
Teenager und jungen erwachsenen Menschen haben. Deine Fragen richte bitte an:<br />
mistercool@quelleonline.ch. Die Fragen werden vertraulich behandelt, und jede<br />
Frage wird persönlich beantwortet.<br />
Ausgabe 43<br />
Mein Sohn ist nun bald 14 und lernt immer mehr die Ausgangskultur derjenigen<br />
Jugendlichen kennen, mit denen er im Alltag unterwegs ist. Wir sind der Meinung, dass in seinem Alter die<br />
späteste Zeit für das „nach Hause kommen“ 21:30 Uhr ist. Seit wir diese Entscheidung getroffen haben,<br />
gibt es immer wieder die grössten Diskussionen. Oftmals enden sie mit gegenseitigen Beschuldigungen<br />
und groben Anspielungen auf unseren „hinterwäldlerischen“ Lebenswandel. Was sollen wir tun? Liebe<br />
Grüsse U<br />
Lieber U<br />
Der abendliche Ausgang für die Jugendlichen bedeutet für sie:<br />
➡ ein „Leben in der Freiheit“. Je länger sie in den Ausgang können, umso „erwachsener“, sprich unabhängiger,<br />
fühlen sie sich.<br />
➡ eine Möglichkeit zur ungezwungenen Annäherung gegenüber dem anderen Geschlecht.<br />
Diese zwei Bereiche sind extrem wichtig für dieses Alter. Wir als Eltern wollen ja auch, dass sich unsere Kinder zu<br />
einer gesunden unabhängigen Persönlichkeit entwickeln. Ebenso gehört, zum bereits eingeübten sozialen Verhalten<br />
mit Geschwistern und Kameraden, ein verantwortungsvoller Umgang mit dem anderen Geschlecht. Für uns Eltern<br />
ist diese Zeit von großen Unsicherheiten geprägt. Gewalt, Sachbeschädigungen, Nachtruhestörungen, sexuelle<br />
Entgleisungen mit Minderjährigen und anders mehr, gehören schließlich schon fast auf jede Titelseite einer soliden<br />
Zeitung. Diese Schlagzeilen beflügeln unseren Beschützerinstinkt und wir laufen in Gefahr, vom eigentlichen<br />
pädagogischen Auftrag abzukommen.<br />
Es ist ein grundsätzlicher Fehler, wenn wir aus Angst<br />
unsere Kinder erziehen. Dadurch entsteht beim<br />
Sprössling der Eindruck, ihm grundsätzlich nicht<br />
vertrauen zu wollen. Das Gefühl wiederum, von seinen<br />
Eltern nicht vollends geliebt zu werden, stürzt die Kinder<br />
in eine unerträgliche Ohnmacht. Die Reaktion kommt<br />
meistens postwendend. Es entsteht ein Kampf um<br />
Akzeptanz und Liebe, der auf beiden Seiten immer<br />
wieder seine Opfer fordert.<br />
Ich persönlich bin der Meinung, dass wir die Kinder, auf<br />
Grund ihrer gereiften Verantwortung gegenüber<br />
Mitmensch und Sache, in die Unabhängigkeit (Ausgang)<br />
entlassen sollten. Ganz praktisch: wenn wir feststellen, dass bei unserem 14 jährigen Sohn oder Tochter,<br />
Disziplinlosigkeit und Respekt gegenüber den anderen Familienmitgliedern zu wünschen übrig lässt, geben wir<br />
abends und am Wochenende ein relativ kleines Ausgangszeitfenster. Mit steigendem Alter und der entsprechend<br />
gewachsener Verantwortlichkeit, wird der Zeitraum für „Unabhängigkeit und Freiheit“ nach oben geöffnet. Ist dies<br />
nicht der Fall (auch phasenweise), drehen wir an der „Ausgangsschraube“ zurück und argumentieren mit dem<br />
mangelnden Mass an gelebter Verantwortung. Hinweise auf vernachlässigte „Ämtli“, zu spät nach Hause<br />
kommen, verschlampte Hausaufgaben, schnoddrigen Umgang mit Eltern oder Geschwistern, untermauern die<br />
elterliche Entscheidung. Sie zeigen dem Jugendlichen unmissverständlich an, dass nicht wahrgenommene<br />
Verantwortungen, immer nachhaltige Konsequenzen mit sich bringen. Auf diese Weise trainieren wir die<br />
„Spielregeln“ für ein unabhängiges Leben in dieser Gesellschaft.<br />
Noch was. Grundsätzlich hat meiner Meinung nach ein schulpflichtiges Kind nach 22:00 Uhr auf der öffentlichen<br />
Strasse nichts mehr zu suchen. Ab diesem Zeitpunkt braucht es ein praktisch voll ausgereiftes<br />
Verantwortungsempfinden, um Situationen die aus Langeweile, Übermut und Gruppendruck entstehen, emotional<br />
und praktisch entgegen treten zu können.<br />
<strong>Quelle</strong>, Bernstrasse 70, 3122 Kehrsatz www.quelleonline.ch Seite 15