"Vorhang Auf" Elternteil
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in den bergen. er lernte die ebenen<br />
wechseln und stand auf diesem Wege<br />
sechs bis sieben Jahre lang in enger<br />
Verbindung zu seinen hohen lehrern,<br />
darunter auch der sagenumwobene,<br />
legendäre babaji. Was swami erläutert,<br />
unterstreicht er mit gesten seiner ungewöhnlich<br />
großen und schönen hände<br />
mit eigener aura. hinter ihm flutet sonnenlicht<br />
durch die scheibe und taucht<br />
den redenden in helles licht.<br />
das jahrelange meditative arbeiten ließ<br />
die Persönlichkeit immer durchlässiger<br />
werden. aus einem tiefen innenraum<br />
stetigen übens erwuchsen die kräfte, die<br />
im wahrsten sinne des Wortes magisch<br />
genannt werden können. doch darüber<br />
verliert er selber kein Wort.<br />
seine hohen Fähigkeiten erwirbt der<br />
mensch nicht, um sich selbst als fähiger<br />
zu erweisen, sondern um sich umso<br />
mehr in den dienst seiner mitmenschen<br />
zu stellen. er verfügt über die angemessene<br />
demut, sich nicht zu besserem berufen<br />
zu fühlen, sondern den menschen<br />
wahrzunehmen, der seiner hilfe bedarf.<br />
der wahre meister stellt seine Fähigkeiten<br />
niemals zur schau. der wahre meister<br />
beansprucht niemals einer zu sein.<br />
der wahre meister ist ein meister der<br />
menschlichkeit. er repräsentiert durch<br />
sein seltenes menschentum, wonach andere<br />
suchen und ringen.<br />
es ist das Jahr 2006 und eine Zeit, in der<br />
viele menschen von der empfindung eines<br />
gewaltigen Zeitenumschwungs ergriffen<br />
werden, als die schulung des 19-<br />
jährigen noor nicht mit dem abitur,<br />
nein, mit seiner erleuchtung ihre kulmination<br />
erfährt. auch darüber redet er<br />
nicht, denn wer diesen Prozess durchlaufen<br />
hat, hat zu schweigen gelernt.<br />
durch ein jahrelang konzentriert gerichtetes<br />
denken und Fühlen hat er die vollkommene<br />
kontrolle über denken und<br />
Fühlen, sowie über körperliche befindlichkeiten<br />
erlangt. sein ich ist herrscher<br />
geworden über körper, seele und geist.<br />
Wie swami aatma Physisch-materielles<br />
beherrscht, kann der erleben, der ihm<br />
persönlich begegnet.<br />
Das Leben – ein Wunder<br />
der jugendliche noor war somit im alter<br />
von nur 19 Jahren gereift zu swami<br />
aatma. mit der erleuchtung hatte sein<br />
meister seine arbeit vollendet und ging<br />
vollbewusst und vorbereitet über die<br />
schwelle: er starb.<br />
swami aatma, der die völlige selbstbeherrschung<br />
errungen hatte und sich im<br />
Vollbesitz seiner kräfte und energien befand,<br />
entwickelte nun den Wunsch, die<br />
erde zu bereisen, um sein Wissen und seine<br />
Fähigkeiten anzuwenden. so sprach er<br />
mit seinen eltern. Wie im rahmen einer<br />
Familie füreinander sorge getragen werde,<br />
dieses Verständnis sei in indien ein<br />
ganz anderes als bei uns, erklärt der swami<br />
mir. Wenn in indien kinder größer<br />
werden, übernehmen sie die sorge für die<br />
eltern. in deutschland hingegen verlassen<br />
die kinder ihre eltern, um ihr individuelles<br />
leben zu leben und die eltern gehen<br />
in altersheime. das sei völlig entgegen<br />
seiner kultur und gesinnung.<br />
als der Vater ihm mitteilte, dass die situation<br />
finanziell so nicht stimme, erwiderte<br />
er: gut, er werde hart arbeiten und seine<br />
Verantwortung tragen. also arbeitete er<br />
rund zwei Jahre lang sehr hart als taxifahrer<br />
und erwarb sich dadurch die möglichkeit,<br />
ein kleines geschäft für die reparatur<br />
elektronischer geräte zu eröffnen.<br />
nach 18 monaten suchte ihn ein<br />
großer bauunternehmer auf, der an eben<br />
jener stelle seines ladens ein großes bauvorhaben,<br />
ein shoppinghotel verwirklichen<br />
wollte und ihm eine geldsumme<br />
bot. nein, erwiderte swami, dieses geschäft<br />
sei wichtig für ihn, er könne es<br />
nicht abgeben. da bot der bauherr die<br />
zweifache und dreifache und als swami<br />
immer noch ablehnte, die fünffache summe.<br />
er wollte partout in den besitz dieses<br />
ladens gelangen, der sich an genau jener<br />
stelle befand, wo der große haupteingang<br />
des hotels liegen sollte. ohne den<br />
laden wäre das gewaltige bauvorhaben<br />
nicht zu verwirklichen gewesen. Was er<br />
denn verlange, wollte der baulöwe wissen<br />
und swami entgegnete, er wolle kein<br />
geld. stattdessen begann er ihm seine<br />
spirituelle sicht darzulegen, seine Vision<br />
und die situation seiner eltern. daraufhin<br />
erwiderte der bauherr, gut, er wolle zahlen,<br />
was die eltern benötigten und er,<br />
swami könne gehen, wohin er wolle -<br />
wenn er nur gehe. so erfüllte jeder des<br />
anderen Wünsche. es wurde möglich,<br />
den eltern ein haus zu erwerben und sie<br />
mit kapital zu versorgen.<br />
<strong>Vorhang</strong> auF • elternteil • heft 105 • Zeit<br />
6<br />
der Weg war geebnet. alles vollzog sich<br />
in seinem leben wie ein Wunder für ihn,<br />
erläutert der swami. er sei nicht wirklich<br />
ein guter geschäftsmann. aber was man<br />
aus tiefstem herzen wirklich will, mit innerer<br />
kraft und allem ernst, das komme<br />
auch – davon ist er überzeugt – zu den<br />
eigenen Füßen. es sei eine Frage des<br />
selbstlosen Willens.<br />
Das sich selbst<br />
zum Leuchten bringende Ich<br />
Welche selbstbeherrschung und charakterstärke<br />
diesen erleuchteten leiten,<br />
wird jeder gewahren können. Wer die<br />
meisterschaft über die materie gewonnen<br />
hat, muss jede spur von egoismus<br />
überwunden haben, muss gelernt haben,<br />
die konzentration zu einem brennglas<br />
selbstloser liebe und erkenntniskraft<br />
werden zu lassen. seine mission ist,<br />
bewusstsein zu wecken, klärungs- und<br />
reinigungsprozesse in gang zu bringen,<br />
Wachstum einzuleiten und heilung zu<br />
bewirken auf allen ebenen. aber wie ein<br />
katalysator in der chemie Prozesse in<br />
gang bringt und beschleunigt, ohne sich<br />
selber in Verbindung zu bringen, so<br />
bringt auch der meister in gang, was<br />
letztendlich nur aus der eigenen inneren<br />
substanz, aus dem eigenen ich gewonnen<br />
werden kann. Wer agiert, das ist das<br />
innere menschliche ich, das die eigene<br />
substanz ergreift, jenes stumpfe erz, das<br />
durch die arbeit am eigenen selbst immer<br />
leuchtender und kristalliner zur erscheinung<br />
kommt. Wie gewöhnlich sind<br />
die substanzen, sand, kalk und soda,<br />
aus welchen man durchsichtiges glas<br />
gewinnt. tatsächlich ist glas kein chemischer<br />
stoff, sondern ein energetischer