Das Ende des 2.Weltkrieges in Bremerhaven
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auf die Nacht von 22.15 bis 6.30 Uhr beschränkt. <strong>Das</strong> Leben <strong>in</strong> der Stadt g<strong>in</strong>g weiter.<br />
Politische Verhandlungen und e<strong>in</strong> politischer Neubeg<strong>in</strong>n hatten begonnen. 80 ln den<br />
Tagen nach der Kapitulation veränderte sich vieles <strong>in</strong> der Stadt. E<strong>in</strong>ige, die vorher<br />
"stramme Nazis" gewesen waren und das Parteiabzeichen zur Schau getragen hatten,<br />
wandelten gewissermaßen von e<strong>in</strong>em Tag zum anderen ihre Ges<strong>in</strong>nung. Sie<br />
waren nun nach eigener Darstellung niemals Nazis gewesen. 81 Um die eigene Haut<br />
zu retten, um sich Vorteile zu verschaffen, schreckten viele nicht vor Verleugnungen,<br />
Lügen und Denunziationen zurück. 82 Wer Soldaten, die der Gefangenschaft entkommen<br />
wollten, Unterschlupf gewährte, war besonders gefährdet. Vorsicht und Mißtrauen<br />
stand zwischen vielen menschlichen Begegnungen. Männer oder Frauen, die bei der<br />
Begrüßung noch wie gewohnt, gewissermaßen automatisch, die rechte Hand zum<br />
Hitlergruß erhoben -das ist übrigens vielen <strong>in</strong> diesen Tagen unterlaufen- mußten<br />
Angst haben, "angezeigt" zu werden, obwohl man teilweise wußte, daß sie mit den<br />
Nazis wenig zu schaffen gehabt hatten. 83 Engländer und Amerikaner übersahen meist<br />
amüsiert diese automatisierte Gebärde.<br />
Breites Betätigungsfeld fanden bald Mädchen und Frauen, die sich für materielle<br />
Wohltätigkeiten verkauften. Mit ihrer "liebevollen Art" konnten sie ihre eigene, teilweise<br />
auch die Situation anderer aufbessern. 84 Wer überleben wollte, mußte sich etwas<br />
beschaffen. Gelagerte Lebensmittel, Kleider und Brennholz waren vor Zugriffen<br />
der Bevölkerung nicht mehr sicher. <strong>Das</strong> große "Organisieren" begann <strong>in</strong> den Häfen.<br />
Städter zogen über Land, um sich Obst, Milch, Eier und Brot zu besorgen, erste Ansätze<br />
e<strong>in</strong>es "Schwarzen Marktes" zeigten sich <strong>in</strong> Wesermünde. 85 Die Nachkriegszeit<br />
hatte begonnen und mit ihr e<strong>in</strong>e "neue Angst". 86 Wer den Krieg überlebt hatte, wollte<br />
im Frieden erst recht überleben.<br />
Abkürzungen und Literaturh<strong>in</strong>weise<br />
Azb: Augenzeugenberichte<br />
Ltn: Leutnant<br />
Ob.-Ltn.: Oberleutnant<br />
NK 85: Nordseekalender 1985<br />
He<strong>in</strong> Carstens: Kriegsende im Elbe-Weser-W<strong>in</strong>kel S. 39-49<br />
Kurt Ditzen: Aufzeichnungen über den Volkssturm S. 50-53<br />
NWZ: Nordwestdeutsche Zeitung<br />
NZ: Nordsee-Zeitung<br />
5. 5. 1965- 8. 5. 1965<br />
H. W. Stürzer: <strong>Bremerhaven</strong> - offene Stadt, Serie<br />
7./8. 5. 1970<br />
Hans Petersen: Selbst der Stadtkommandant hielt nichts vom letzten Kampf<br />
7. 5. 1975 H. W. Stürzer<br />
Scheper, a. a. 0.:<br />
Seheper am angegebenen Ort =<br />
Burchard Scheper: Die jüngere Geschichte der Stadt <strong>Bremerhaven</strong>,<br />
<strong>Bremerhaven</strong> 1977<br />
Schwarzwälder, a. a. 0.:<br />
Schwarzwälder am angegebenen Ort =<br />
Herbert Schwarzwälder: <strong>Das</strong> <strong>Ende</strong> an der Unterweser 1945,<br />
<strong>Bremerhaven</strong> 1974<br />
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