Rechtsform

Endbericht
Potenziale und Hemmnisse von unternehmerischen
Aktivitäten in der Rechtsform der Genossenschaft
Die Einschätzung einiger Experten, dass die Pflichtprüfungen in der jüngeren Vergangenheit stärker angepasst
und gerade für kleinere Genossenschaften verbessert wurden, teilen die befragten Genossenschaften
nicht. Die große Mehrheit hat keine Veränderungen der Anforderungen wahrgenommen; eine
Minderheit (insbesondere vor 2006 gegründete Genossenschaften sowie Dorfläden und Wohnprojekte)
berichtet sogar von gestiegenen Anforderungen. Die Hälfte der Befragten fordert, dass die Anforderungen
grundsätzlich verringert werden sollten. Auch finden 60 Prozent der nichtgenossenschaftlichen Dorfläden
und Wohnprojekte, dass eine Verringerung der Pflichtprüfungskosten die Rechtsform der eG attraktiver
machen würde.
Diese Ergebnisse verdeutlichen, dass weiterhin viele Verbesserungsmöglichkeiten bestehen. Dies gilt für
alle befragten Genossenschaften, wobei insbesondere Dorfläden der momentanen Praxis deutlich kritischer
gegenüberstehen. Es werden stärkere Anpassungen und Vereinfachungen gefordert sowie mehr
Wahlfreiheit hinsichtlich der Frage, wer die Prüfung durchführen kann. Dies spricht für einen Wunsch nach
weniger Standardisierung und stärkerer Berücksichtigung der Heterogenität im Genossenschaftswesen.
Außerdem fällt auf, dass die Anforderungen gerade für kleine Initiativen im Bereich des bürgerschaftlichen
Engagements oftmals als zu hoch empfunden werden.
An zweiter Stelle der von den Genossenschaften genannten Verbesserungsmöglichkeiten liegen Kostensenkungen
(siehe unten). Zudem spricht sich eine deutliche Mehrheit dafür aus, die Befreiung von der
Jahresabschlussprüfung grundsätzlich zu erleichtern (vergleiche hierzu auch Kapitel 9.5).
Höhe und Beurteilung der Kosten
Die Kosten der regelmäßigen Pflichtprüfung liegen bei einem Drittel der nach 2006 gegründeten Genossenschaften
oberhalb von 2.000 Euro; 40 Prozent geben Kosten zwischen 1.000 und 2.000 Euro an, insgesamt
ein weiteres Drittel Kosten in Höhe von weniger als 1.000 Euro. Acht Prozent haben sogar Kosten
von unter 500 Euro. Bei den genossenschaftlichen Wohnprojekten ist die Kostenverteilung ähnlich; im
Durchschnitt liegen die Kosten aber etwas höher. 58 Die regelmäßigen Prüfungskosten der Dorfläden sind
niedriger; fast die Hälfte hat Kosten von weniger als 1.000 Euro zu tragen, lediglich ein Fünftel von mehr
als 2.000 Euro.
58 Die vorliegenden Daten lassen keine Schlussfolgerungen hinsichtlich des vom GdW verabschiedeten Maßnahmenpakets zur
Förderung der Neugründung von Wohnungsgenossenschaften (GdW 2013b) zu. Das Maßnahmenpaket, welches unter anderem
pauschalierte Prüfungsgebühren für junge Genossenschaften vorsieht, ist erstens vermutlich zu jung, als dass es bei der Befragung
umfassend berücksichtigt worden wäre. Zweitens zielt es auf Prüfungserleichterungen für junge Genossenschaften in den
ersten drei bis fünf Jahren und somit nicht auf ältere Genossenschaften ab. Drittens wird die Mehrzahl der befragten Wohnungsgenossenschaften
von Prüfungsverbänden außerhalb des GdW geprüft.
© Kienbaum Management Consultants GmbH, Seminar für Genossenschaftswesen der Universität zu Köln, 2015 295