EINER VON EINER MILLION
Liberal-02_2016
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Querfront<br />
durch<br />
die Mitte<br />
Ukraine-Krieg, IS-Terror, Flüchtlingskrise: An allem ist Amerika schuld, tönt es<br />
von rechts wie links. Die neue Querfront mag auf den ersten Blick<br />
überraschen. Tatsächlich boomen Ressentiments und Verschwörungstheorien<br />
in der ganzen Gesellschaft.<br />
// TEXT // TOBIAS JAECKER<br />
Die AfD ist im Aufwind. Die Stimmungsmache<br />
gegen Flüchtlinge beschert den Rechtspopulisten<br />
immer mehr Zuspruch. Die Kommentare<br />
der AfD-Sympathisanten auf der<br />
Facebook-Seite der Partei lassen tief blicken: Da wird<br />
etwa in Nazi-Manier von einem geheimen Plan einer<br />
„systematisch gelenkten Überfremdung und Umvolkung<br />
Deutschlands“ geraunt. Ein anderer schreibt:<br />
„In meinen Augen ist das eine Invasion, und zwar eine<br />
gezielte.“<br />
Auch in der Szene der Verschwörungstheoretiker<br />
wird das Thema heiß diskutiert. Dort kursiert der<br />
Begriff der „Migrationswaffe“. Es sei „der genialste<br />
Krieg aller Zeiten“, schreibt Bestsellerautor Gerhard<br />
Wisnewski bei Kopp Online. Die Bilder von geflüchteten<br />
Frauen und Kindern sollten „uns moralisch wehrlos<br />
machen“. So könne die Terrorgruppe IS ihren Krieg<br />
klammheimlich auf Europa ausweiten – „wobei man IS<br />
bekanntlich immer mit CIA beziehungsweise USA<br />
übersetzen muss“. Der Publizist Ludwig Watzal, ein<br />
ehemaliger Mitarbeiter der Bundeszentrale für politische<br />
Bildung, berichtet in seinem Blog von angeblichen<br />
Meldungen, „nach denen die USA pro Flüchtling<br />
den internationalen Schleuserbanden Tausende von<br />
Euro zahlen, um Europa politisch zu destabilisieren,<br />
um es willfähriger für weitere US-Eroberungskriege,<br />
wie zum Beispiel in der Ukraine, zu machen“. Und der<br />
CDU-Politiker und Ex-Verteidigungs-Staatssekretär<br />
Willy Wimmer behauptet in einem Interview mit dem<br />
früheren Radiomoderator Ken Jebsen auf dessen<br />
Webportal KenFM, der Einsatz der „Migrationswaffe“<br />
zeige, dass die Deutschen „nicht mehr Herr im eigenen<br />
Haus“ seien. Man müsse „davon ausgehen, dass<br />
die vollziehende Gewalt in unserem Land eigentlich<br />
durch den amerikanischen Präsidenten dargestellt<br />
wird“.<br />
Antiamerikanische Verschwörungstheorien sind<br />
in Krisenzeiten der Renner – nicht nur am rechten<br />
Rand des politischen Spektrums. Als die US-Regierung<br />
Deutschland im Dezember 2015 zu mehr Unterstützung<br />
im Kampf gegen den IS aufforderte, schrieb<br />
Linken-Fraktionschefin Sahra Wagenknecht auf Face-<br />
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