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Lindenhof Hotelzeitung \"Ausgabe I Frühling 2015\"

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SEITE 07<br />

DIE LINDENHOF HOTELZEITUNG<br />

GOURMET<br />

WEINVERKOSTUNG<br />

DARF’S EIN<br />

ROTWEIN ZUM<br />

FISCH SEIN?<br />

Auch Sommeliers wie Alex Panin lernen immer dazu –<br />

und so weiß er: Auf die Zutaten des Essens kommt es an<br />

Schon für Wolfgang von Goethe stand fest: „Das Leben ist zu kurz, um schlechten<br />

Wein zu trinken“, schrieb er so gegen 1810. Und vielleicht hat der große deutsche<br />

Dichter dazu beigetragen, dass es inzwischen Menschen wie Alex Panin gibt. Der<br />

Chef de Rang im Hotel <strong>Lindenhof</strong> ist gelernter Sommelier und sorgt dafür, dass die<br />

Gäste jeden Abend den richtigen Wein zum richtigen Essen bekommen.<br />

Alex Panin ist alles andere als ein Alkoholiker – und trotzdem hatte er<br />

vor allem einen Grund, 2003 in den <strong>Lindenhof</strong> zu wechseln: den Wein. „Zusammen<br />

mit Helmut Stieger habe ich 2002 den letzten Kurs zum Sommelier<br />

gemacht – und bei ihm habe ich gemerkt, dass sein Hotelchef viel mehr Wert<br />

auf gute Weine und auf beste Weinkenntnis legt als meiner“, sagt Panin. Jetzt<br />

ist er seit gut zehn Jahren „Chef de Rang“ bei Joachim Nischler.<br />

Der 44-jährige Panin war schon immer Weinliebhaber – obwohl er selbst<br />

nicht so viel trinkt wie seine Gäste („Im Jahr verkaufen wir schon so 15.000<br />

Flaschen“). Aber: er interessiert sich vor allem für die Philosophie der verschiedenen<br />

Weine, für die Herkunft, für die Charakteristik. Er interessiert<br />

sich dafür, warum der eine Wein gut zu einem gedünsteten Fisch passt und<br />

der andere besser zu einem gegrillten. „Früher wären wir bei der Prüfung<br />

durchgefallen, wenn wir behauptet hätten, dass man auch einen Rotwein<br />

zum Fisch trinken kann“, sagt Panin, der die Entwicklung sehr spannend<br />

findet. Denn heute lässt man sich vom Koch vor allem die Zutaten zu den<br />

Gerichten notieren – und entscheidet dann, welche Weinempfehlung es zu<br />

welchem Gang im <strong>Lindenhof</strong> gibt. Und das kann dann durchaus auch mal<br />

ein Weißwein zum Fleisch sein. „Wichtig ist, dass der Wein nicht zu dominant<br />

ist gegenüber den Zutaten“, sagt Panin.<br />

AUS DEM LINDENHOF-KELLER<br />

ALEX PANIN:<br />

JEDER GAUMEN<br />

IST ANDERS -<br />

ABER FÜR MICH<br />

SIND DAS UNSERE<br />

RARITÄTEN<br />

BATARD-MONTRACHET<br />

2001<br />

„Ich glaube, es ist der beste<br />

Weißwein der Welt.<br />

Anne-Claude Leflaive baut<br />

seit 1997 biologisch-dynamisch<br />

an und lässt ihre<br />

Chardonnay-Trauben in<br />

Barrique-Fässern reifen, bis<br />

sie den opulenten Pfirsich-Haselnuss-<br />

Geschmack haben. Ich würde den Batard-<br />

Montrachet 2001 zu einem komplexen Gericht<br />

empfehlen – zum Beispiel zu einem Steinbuttfilet<br />

mit Sauce Béarnaise und Trüffel.“<br />

Weingut: Leflaive in Burgund/Frankreich<br />

SASSICAIA 1985<br />

„Der berühmte Toskana-<br />

Wein ist durch Zufall<br />

entstanden. Weil Marchese<br />

Mario Incisa della Rocchetta<br />

der französische Rotwein<br />

ausging, baute er nur für<br />

den eigenen Verzehr 1944<br />

die Rebsorten Cabernet<br />

Sauvignon und Cabernet Franc an – auf 1,5<br />

Hektar an der toskanischen Mittelmeerküste.<br />

Da es ein steiniges Feld war, nannte er den<br />

Wein Sassicaia. Obwohl er von der Struktur her<br />

ein einfacher Wein ist, essen Sie kein Schnitzel<br />

dazu. Lieber ein Filet mit Kruste.“<br />

Weingut Tenuta San Guido in Bolgheri/<br />

Toscana<br />

Alex Panin ist ausgebildeter<br />

Sommelier. Seit über zehn Jahren<br />

berät er die Gäste in Sachen Wein. Als<br />

Chef de Rang führt er die Kellner und<br />

Kellnerinnen und ist direkt dem<br />

Service-Leiter unterstellt. Panin ist 44<br />

Jahre alt, verheiratet und hat einen<br />

Sohn (Jonas/20) und drei Töchter<br />

(Chiara/13, Lucia/9 und Emilia/4). Der<br />

Weinkeller im <strong>Lindenhof</strong> ist 80<br />

Quadratmeter groß. Hier lagern bis zu<br />

15.000 Flaschen, der Wert beläuft sich<br />

wohl auf eine halbe Million Euro.<br />

Mit Joachim Nischler, Helmut Stieger und Alex Panin gibt es im <strong>Lindenhof</strong><br />

gleich drei Herren des Weinkellers. Immer wieder lädt zum Beispiel Service-<br />

Chef Stieger Gäste zur Verkostung der Weine ein – und erklärt Interessierten<br />

alles über Südtiroler Rebsorten. Denn obwohl es im Hotel das Beste aus<br />

Italien, Frankreich und Deutschland gibt und mehr als 600 Etiketten auf der<br />

großen Karte stehen, entscheiden sich 80 Prozent der Gäste immer für den<br />

Wein aus der Gegend. „Das freut uns sehr, weil es zeigt, dass die Südtiroler<br />

Weine inzwischen mithalten können“, sagt Alex Panin. Dabei geht es mit<br />

dem Weinbau in Südtirol erst langsam wieder voran, nachdem die meisten<br />

Bauern jahrzehntelang mehr auf die Apfelernte als auf Rebsorten gesetzt haben.<br />

Im Moment gibt es pro Saison 5.300 Hektoliter Wein aus Südtirol. Zum<br />

Vergleich: Apulien produziert 400.000 Hektoliter.<br />

Vernatsch ist die Rebsorte, die in Südtirol am meisten angebaut wird,<br />

aber Alex empfiehlt durchaus auch die anderen Trauben: Kerner, Weißburgunder<br />

und Pinot Grigio bei den Weißen, Lagrein, Blauburgunder,<br />

Merlot und Cabernet bei den Roten, wobei der Blauburgunder allein wegen<br />

der Farbe oft verwundert. „Er ist nicht so dunkel wie die schweren<br />

Weine aus der Toskana. Aber er muss so sein. Wenn ein Blauburgunder<br />

mal richtig rot ist, ist er aufgepeppt worden, nur um die Farbe kräftiger<br />

zu machen“, sagt der Experte – und der Laie probiert den Roten, der<br />

nicht rot aussieht, und ist angenehm überrascht.<br />

„Es ist für uns immer ein großes Kompliment, wenn dem Gast unsere<br />

Empfehlung schmeckt“, sagt Alex Panin, der den Wechsel in den <strong>Lindenhof</strong><br />

nie bereut hat. „Hier habe ich mein Hobby Wein mit zum Beruf<br />

machen können. Und hier lerne ich immer mehr, weil der Chef auch<br />

Wert auf Fortbildung legt.“<br />

Und weil die Gäste Wert legen auf die Herren, die sich mit dem Wein<br />

auskennen...<br />

CHATEAU MOUTON<br />

ROTHSCHILD 1985<br />

„Das Chateau zählt zu den<br />

fünf Premium Cru-Classe-<br />

Weingütern. Es liegt auf<br />

einer Kuppe, die mit<br />

Kiesauflagen aufgestockt ist<br />

- und so für beste<br />

Voraussetzungen vor allem<br />

für die Rebe Cabernet Sauvigon sorgt. Die<br />

Flaschen haben alle ein von Künstlern wie<br />

Chagall oder Picasso entworfenes Etikett. Ich<br />

würde zum Chateau Mouton Rothschild 1985<br />

etwas Kräftiges essen – zum Beispiel gute<br />

Wildgerichte.“<br />

Weingut: Mouton Rothschild bei Pavillac/<br />

Bordeaux.<br />

BAROLO MONFORTINO<br />

1993<br />

„Roberto Conterno gilt wie<br />

sein Vater als kompromissloser<br />

Traditionalist, der nur<br />

gute Qualität verkauft. So<br />

dauert die Maischung schon<br />

mindestens fünf Wochen.<br />

Außerdem wird der Barolo<br />

auf jeden Fall drei Jahre gelagert, bis er verkauft<br />

wird, der Riserva sogar vier. Ich würde am<br />

liebsten einen Schmorbraten mit einer kräftigen<br />

Sauce zu dem Barolo Monfortino 1993 essen.“<br />

Weingut: Giacomo Conterno in Monforte<br />

d’Alba im Piemont.

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