Schwäbische Nachrichten & AuLa - März 2016

REGIONALES
AmWestheimerKobelbergsolleinunterirdischerGang
insOsterhasenwunderlandführen…
GustavGuisez
Autor
historischer
Geschichten
JedesJahr,wennnachWeihnachten
die letzten Nikoläuse und
Lebkuchen verschwinden, tauchen
sie in Hülle und Fülle auf.
Die Rede ist von den Schokoladen-Osterhasen,
die bereits Anfang
des neuen Jahres ihre langen
Löffel in die Welt der kindlichen
Konsumenten stecken. Mit
von der Partie sind außerdem
Ostereier, die eine Nougat-, Marzipan-,
Creme- oder Waffelfüllung
versprechen. Auch weisen
grüngepolsterte Nester noch
manche andere Leckereien auf,
welche die Eltern bereits in diesen
Tagen auf das kommende
Festhinweisen.
AnOsternlegendieHasenausnahmsweisedieEier.
Ist es da so weit, werden selbst
Erwachsene vom Zauber der
österlichen Atmosphäre angesteckt,
welche die Tage vor dem
Fest mit sich bringen. Andere
wiederum stöhnen und ächzen
über den Stress und die nie aufhörende
Eile des Festrummels,
der geprägt von Einkäufen und
kulinarischen Vorbereitungen.
Und doch ist das Besinnliche
von Ostern, dem
höchsten fest der
christlichen Kirche,
mit all den liebenswerten
Dingen,
an denen
sich alle
erfreuen und
ergötzen, der
unbestritten
schönste Teil
des Jahres für die Kleinen.
So zählt zu meinen liebsten
Kindheitserinnerungen dieses
Fest. Jedes Jahr bleibe ich vor
den wohlgefüllten Regalen
der Supermärkte
andächtig stehen
und gedenke
längst vergangener
Tage. Wir
wohnten damals in
den nicht gerade
„Goldenen Zwanziger
Jahren“ in der
Augsburger Morellstraße
Nr. 2, über
der Bäckerei Bühler-Gröber.DieSeite
zur Gögginger
Straße nahm ein kleines
Podest ein, das den Lieblingsplatz
meiner Mutter darstellte.
Hier pflegte sie im Lehnstuhl zu
ruhen, vor sich die Pfaffnähmaschine,
daneben das Fenster,
durch das sie auf dasTreiben der
belebten Straße hinaussah. Mama
besaß die Gabe, eindrucksvollvorlesenzukönnen.Mitzärtlich
flüsternder Stimme überschüttete
sie mich vor Ostern
stets mit Hasengeschichten, von
denen mir heute noch eine in Erinnerunggebliebenist.
©fotoknips,tigatelu/123rf.de
„Es war einmal“, so begann sie,
„da führte ein unterirdischer
Gang vom Westheimer Kobelwald
hinein ins Osterhasenwunderland.
Derjenige, der den Mut
besaß, durch das Dunkel zu gehen
und dann endlich ins Helle
zu kommen, sah eine weite, von
Blumen und blühenden Bäumen
gezierte Wiese, auf der eine Anzahl
von Osterhasen rote, grüne
und blaue Farben in Kübeln umrührten.
Andere Häslein verhandelten
mit einem majestätisch
aussehenden Hahn über die bestellten
Eierlieferungen, der in
derNähelegendenundeifriggackerndenHühner.MitPinselnbewaffnete
Langohren bemalten
die angelieferten Eier. Und über
aller Geschäftigkeit wachte der
Osterhasenkönig mit seiner Frau
aufihrenThronsesseln.
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