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Herdern Magazin

3. Ausgabe, ET 19.03.2016

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Moralisch inakzeptabel und gefährlich<br />

Nein zu Tierversuchen!<br />

Jedes Jahr sterben in Deutschland etwa drei Millionen Tiere im Tierversuch.<br />

In der Grundlagenforschung und der Zoologie spielt die Neugier eine große Rolle.<br />

Dr. Tanja Breining ©Foto: privat<br />

Haben Sie im Fernsehen schon<br />

einen Tierversuch gesehen? Vermutlich<br />

nicht. Denn in Tierversuchslaboren<br />

spielen sich qualvolle Szenen<br />

ab und niemand möchte, dass diese Bilder<br />

an die Öffentlichkeit gelangen. Jedes Mal,<br />

wenn es Tierschützern gelingt, heimlich zu<br />

filmen, wie zum Beispiel die Versuche an<br />

Affen in Tübingen, schockieren die Bilder<br />

Millionen Zuschauer und der Appell nach<br />

einer tierfreien Forschung wird lauter.<br />

Jedes Jahr leiden<br />

und sterben in<br />

Deutschland um die<br />

drei Millionen Tiere<br />

im Tierversuch. Dabei<br />

gerät die Glaubwürdigkeit<br />

ihrer<br />

medizinischen Relevanz<br />

für uns Menschen<br />

immer mehr<br />

ins Wanken. Im Januar<br />

2016 starb ein<br />

menschlicher Proband<br />

in Frankreich nach der Einnahme eines<br />

Schmerzmittels, das zuvor im Tierversuch<br />

getestet worden war. Fünf weitere Probanden<br />

erkrankten schwer. Hätte ich als Patientin die<br />

Wahl zwischen einem Medikament, das zuvor<br />

an menschlichen, im Labor gezüchteten Zellen<br />

getestet wurde und einem Medikament, das<br />

an Mäusen erprobt wurde, ich würde ersteres<br />

wählen. Denn die verschiedenen Tierarten<br />

reagieren auf verschiedene Substanzen völlig<br />

unterschiedlich. Zum Beispiel ist Penicillin<br />

schädlich für Meerschweinchen und Katzen<br />

vertragen kein Aspirin. Laut der amerikanischen<br />

Arzneimittelbehörde (FDA) fallen 92<br />

Prozent der Medikamente, die sich im Tierversuch<br />

als wirksam erwiesen haben, in klinischen<br />

Studien am Menschen durch.<br />

In der Grundlagenforschung und in der Zoologie<br />

spielt die Neugier eine große Rolle. Hirnversuche<br />

gibt es nicht nur an Affen, sondern<br />

auch an Krähen (und anderen Tieren). Unter<br />

Narkose werden den Vögeln durch ein Loch<br />

im Schädel, über das eine Kammer montiert<br />

wird, feine Dauerelektroden ins Gehirn ein-<br />

gepflanzt. Am Bildschirm müssen die Krähen<br />

Aufgaben lösen. Ziel der Untersuchung ist es,<br />

im Gehirn, den „Mechanismus der visuellen<br />

Speicherung im Arbeitsgedächtnis“ zu verstehen.<br />

Am Ende werden die Krähen getötet. Die<br />

Ergebnisse bringen keinen Nutzen für die medizinische<br />

Forschung. Sie dienen dem reinen<br />

Wissensgewinn.<br />

Wie sieht es eigentlich in Freiburg aus? Hier<br />

werden an vier Einrichtungen Tierversuche betrieben:<br />

Die Zahl der verwendeten Tiere liegt<br />

im fünfstelligen Bereich. Darunter Mäuse und<br />

Ratten (oft Krebsforschung), Fische, Frösche,<br />

Kaninchen, Schweine (Herzforschung), Schafe<br />

und Vögel.<br />

Das Problem: In Deutschland hat die im<br />

Grundgesetz verbriefte Freiheit von Forschung<br />

und Wissenschaft einen höheren Status als<br />

der Tierschutz. Noch immer fließen mehrere<br />

Milliarden Steuergelder in die Tierversuchsforschung<br />

und nur ein Bruchteil in die tierversuchsfreie<br />

Forschung. Kaum eine Hochschule<br />

bietet Studenten ein tierfreies Biologiestudium<br />

an.<br />

Was können wir also tun? Wir können Politiker<br />

auffordern, die tierfreie Forschung finanziell<br />

sehr viel stärker zu unterstützen. Wir können<br />

an die Hochschulen appellieren, an menschlichen<br />

Zellen, Organs-on-a Chip-Modellen und<br />

mit bildgebenden Verfahren zu forschen. Wir<br />

können unser Konsumverhalten ändern und<br />

tierversuchsfreie Haushaltsmittel und Kosmetika<br />

kaufen.<br />

Wir alle möchten, dass Krankheiten wie Krebs<br />

und Alzheimer besiegt werden. Tierversuche<br />

brachten bislang nicht den Durchbruch, es<br />

wird Zeit für einen Richtungswechsel. Das<br />

geht ohne Tiere – besser!<br />

Von Tanja Breining<br />

Dr. Tanja Breining hat Zoologie und Meereskunde<br />

studiert und arbeitet als<br />

wissenschaftliche Mitarbeiterin beim<br />

Verein Menschen für Tierrechte – Tierversuchsgegner<br />

Baden-Württemberg e.V.<br />

Freiburg <strong>Herdern</strong> Stadtteilmagazin | 13

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