Das Bühnenbild des Jahres 2007 stammt von Katrin Brack, die für die Inszenierung von „Tartuffe“ am Thalia Theater dieses einzigartige Feuerwerk komponierte.
Theater des Jahres 2007 Ulrich Khuon, Intendant des Thalia Theaters, ist die Nummer Eins in Deutschland. Was er davon hält, hat er uns hier berichtet. Was bedeutet es Ihnen eigentlich, „Theater des Jahres 2007“ geworden zu sein? Erst einmal ist man stolz, wenn von 40 Kritikern in Deutschland 18 sagen: Aus 180 Theatern seid ihr die Besten. Es ist schon imponierend, so eingeschätzt zu werden. Das andere ist, dass durch diese Nennung auch die Menschen, die nicht ins Theater gehen – und das sind ja die meisten – aufmerksam werden. Das ist ein enormer Rückenwind. Sie haben sich selbst einmal als Kulturnomaden bezeichnet. Wie sesshaft wird man nach acht Jahren <strong>Hamburg</strong>? Die Lust nach Bewegung ist ja eher eine prinzipielle, wenn man Theater macht. Natürlich fühlt man sich irgendwann auch heimisch, wenn man Städten näherkommt. Es gibt diese Ambivalenz, den Wunsch zu bleiben, weil man sich wohlfühlt und Menschen kennenlernt. Das andere ist, dass Kunst immer wieder Reibung, Aufbruch und neue Begegnungen braucht. Ich bin nicht gefährdet, mit einer Stadt zu puschelig zu werden, trotzdem bergen Akzeptanz und Wertschätzung die Gefahr, in irgendeiner Form bequem zu werden. Neue Bewegung ist sinnvoll und notwendig. Welches waren die wichtigsten künstlerischen Meilensteine Ihrer Thalia-Intendanz? Charakteristisch für meine Arbeit ist, dass sie eigentlich nicht durch Meilensteine gekennzeichnet ist, sondern eher durch eine subkultane Wirkung. Wir treten nicht laut und explosionsartig auf. Überhaupt nicht. Wir sind modern, überraschend, widersprüchlich, intelligent. Aber nicht laut. Meilensteine sind vielleicht die Autorentheatertage oder die großen Gastspiele wie in Berlin, Paris, Moskau oder New York. Oder auch, dass wir neue Regiehandschriften durchgesetzt und junge Leute entdeckt haben. Ich glaube nicht, dass Feuerwerke die richtigen Sinnbilder für Kunst sind. Es geht eher um eine Art Bergbesteigung, mit großer Energie Schritt für Schritt voranzugehen. Das ist uns gelungen. Ich bin kein Zappelphilipp, sondern ein Kunstarbeiter. Was ist charakteristisch für das <strong>Hamburg</strong>er Publikum? Das Publikum – so schwierig dieser Begriff überhaupt zu greifen ist – ist zurückhaltend und nicht überschwenglich. Es hat einen gesunden Hochmut, ist aber nicht ungerecht. Es ist offen und guckt hin – es will überzeugt werden und verschenkt sein Herz nicht. Das widerspricht meiner Arbeit überhaupt nicht. Sehr viele Menschen mögen unsere Arbeit und sagen, solche Impulse brauchen wir. Es gibt aber auch Fälle, bei denen man darüber staunt, wie dünn die zivilisatorische Bereitschaft ordentlicher Kommunikation ist (lacht). Wir haben mittlerweile einen Vertrauensvorschuss und ein Publikum, das sehr lange sehr genau hinhört. Letztendlich muss man immer Lust haben zu erobern. Wenn man selbst offen bleibt, wird das auch beanwortet. Welche Art von Selbstverständnis haben Sie für das Thalia Theater während Ihrer Intendanz etabliert? Ich glaube, dass ein Gemeinwesen ohne einen fruchtbaren Dialog, der klug, bilder- und assoziationsreich über sich selber geführt wird, nicht auskommt. Da gibt es natürlich viele Dialogeinspeisungen, wobei die Ranking Theaterheute 2007 METROPOLREGION HAMBURG THEATER 15 Jedes Jahr benennt die Jury von „Theaterheute“, der bedeutendsten Zeitschrift der deutschsprachigen Theaterwelt, die erfolgreichsten Theatermenschen und -arbeiten des Jahres. 40 Kritiker gaben auch 2007 ihr Votum ab – die Auszeichnungen gelten als die wichtigsten für die Theaterszene in Deutschland, Österreich und der Schweiz. Theater des Jahres (18 Stimmen): Thalia Theater <strong>Hamburg</strong>, Intendanz: Ulrich Khuon Inszenierung des Jahres (8 Stimmen): Die Perser – Regie: Dimiter Gotscheff am Deutschen Theater Berlin Schauspieler des Jahres (10 Stimmen): Joachim Meyerhoff für Hamlet am Schauspielhaus Zürich und für Viel Lärm um nichts am Burgtheater Wien Schauspielerin des Jahres (9 Stimmen): Judith Rosmair für Ulrike Maria Stuart und Tartuffe am Thalia Theater <strong>Hamburg</strong> Stück des Jahres/Dramatikerin des Jahres (9 Stimmen): Ulrike Maria Stuart von Elfriede Jelinek Nachwuchsautor des Jahres (6 Stimmen): Dirk Laucke für Alter Ford Escort Dunkelblau Nachwuchsregisseurin des Jahres (6 Stimmen): Jette Steckel für Nachtblind am Thalia Theater <strong>Hamburg</strong> Bühnenbildnerin des Jahres (13 Stimmen): Katrin Brack für Tartuffe am Thalia Theater <strong>Hamburg</strong> Kostümbildner des Jahres (11 Stimmen): Andrea Schraad für Drei Schwestern an den Münchner Kammerspielen