Der Zappelphillip und der Vielfraß
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Basa-Online Theorieprojekt Wintersemester 2014/2015<br />
Theorieprojekt<br />
<strong>Der</strong> Zappelphilipp <strong>und</strong> <strong>der</strong> <strong>Vielfraß</strong><br />
ADHS <strong>und</strong> Adipositas<br />
Welchen Einfluss hat die Ernährung auf das Verhalten von übergewichtigen Kin<strong>der</strong>n<br />
mit ADHS-Symptomatik?<br />
Bearbeitet von<br />
Gertrud Frankenbach<br />
Fachhochschule Koblenz<br />
Fachbereich Sozialwesen<br />
BASA-Online<br />
Lehrbeauftragter:<br />
Dozent: Prof. Dr. Katy Dieckerhoff
Inhaltsverzeichnis<br />
1. Einleitung ....................................................................................................................... 1<br />
2. ADHS: Symptome, Diagnose ............................................................................................ 2<br />
2.1ADHS: Ursachen .............................................................................................................. 5<br />
2.2 ADHS: Folgen für Kind, Familie <strong>und</strong> Umwelt ................................................................... 5<br />
3. Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Symptome, Diagnose ........................................................... 6<br />
3.1 Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Ursachen ........................................................................... 8<br />
3.2 Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Folgen für Kind, Familie <strong>und</strong> Umwelt ................................ 9<br />
4. <strong>Der</strong> Zusammenhang zwischen Adipositas <strong>und</strong> ADHS ......................................................10<br />
4.1 <strong>Der</strong> Serotonin- <strong>und</strong> Dopaminfaktor .................................................................................11<br />
4.2 <strong>Der</strong> Blutzuckerstoffwechsel ............................................................................................12<br />
5. Heutige Ernährung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen ...............................................................................13<br />
5.1 Nahrungsmittelzusatzstoffe ............................................................................................17<br />
6. Diskussion <strong>und</strong> Ausblick ...................................................................................................17<br />
7. Fazit .................................................................................................................................20<br />
Literaturverzeichnis ............................................................................................................ 1<br />
Abkürzungsverzeichnis/Erklärungen: ..................................................................................... 4<br />
1. Diabetes-Entwicklung in Deutschland ............................................................................. 7<br />
2. Tabelle: Vitamine: Bedeutung, Vorkommen <strong>und</strong> Tagesbedarf ........................................ 8<br />
3. Tabelle: Mineralstoffe, Vorkommen, Wirksamkeit, Bedarf ............................................... 9<br />
4. PR E S S EMI T T E I LUNG Den Tsunami <strong>der</strong> chronischen Krankheiten stoppen ........10<br />
Eidesstattliche Erklärung ......................................................................................................13
1<br />
1. Einleitung<br />
Mit wachsen<strong>der</strong> Besorgnis wird die Verbreitung von übergewichtigen Kin<strong>der</strong>n in<br />
Deutschland beobachtet. Die KiGGS-Studie (Hempel 2006) vom Robert-Koch-Institut<br />
ergab, dass insgesamt 15 % <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen von 3-17 Jahren übergewichtig<br />
sind. Inzwischen sind etwa 20 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> in <strong>der</strong> B<strong>und</strong>esrepublik<br />
heute übergewichtig. Die Tendenz ist steigend. Fachleute sprechen bereits von einer<br />
Epidemie. Im Gegenzug sind auch die psychiatrischen Erkrankungen im Kindes<strong>und</strong><br />
Jugendalter rasant gestiegen. Vor allem ist hier die Anzahl <strong>der</strong> ADHS-Diagnosen<br />
zu nennen, die von 2006 bis jetzt um 42 % gestiegen ist (vgl .Barmer GEK,<br />
29.01.2013). „Alleine die Verschreibung von Ritalin sowie Insulin (weltweit) steigt<br />
seit Jahren enorm an <strong>und</strong> zieht ein Milliardengeschäft hinter sich her. Genauer gesagt<br />
eine halbe Billion Dollar, das sind umgerechnet 385 Milliarden Euro pro Jahr“<br />
(Orschler 2014, S. ).<br />
Es scheint zunächst paradox einen Zusammenhang zwischen dem hyperkinetischem<br />
Syndrom <strong>und</strong> Übergewicht herzustellen. Das Bild von dem mageraussehenden<br />
Zappelphilipp, <strong>der</strong> über Tische <strong>und</strong> Bänke geht, ist allgegenwärtig. Doch zunehmend<br />
gibt es Hinweise darauf, dass die häufigste kin<strong>der</strong>psychiatrische Störung<br />
ADHS häufiger als vorher angenommen mit einem ungeregelten <strong>und</strong> ungebremsten<br />
Essverhalten einhergeht <strong>und</strong> somit Übergewicht mit ADHS-Symptomatik immer öfter<br />
diagnostiziert wird (vgl. Winkler, 2007).<br />
In meiner Arbeit als Integrationskraft in einer Erweiterten Schulischen Betreuung<br />
kam ich genau mit diesem Bild von Kind zusammen. Einerseits Zappelphilipp <strong>und</strong><br />
an<strong>der</strong>erseits übergewichtig. Da ich selber aus meiner langjährigen Erfahrung in <strong>der</strong><br />
Schulsozialarbeit einer Son<strong>der</strong>schule, auch nur den mageraussehenden Zappelphilipp<br />
kannte, war ich zuerst einmal über die Diagnose verw<strong>und</strong>ert, bis ich zu dem<br />
Schluss kam, mein Theorieprojekt genau über dieses Thema zu schreiben. Wenn<br />
sich diese zwei Zustände bedingen, muss <strong>der</strong> Ernährung eine zentrale Bedeutung<br />
beigemessen werden, so meine Überlegungen. Für eine optimale kindliche Entwicklung<br />
ist eine gute Ernährung eine wichtige Voraussetzung. Da das zu betreuende<br />
Kind Schwierigkeiten hat sein Essverhalten zu regulieren <strong>und</strong> Süßes, Fettes bevorzugt,<br />
entstand daraus meine Frage, welchen Einfluss hat die Ernährung auf das<br />
Verhalten von übergewichtigen Kin<strong>der</strong>n mit ADHS-Symptomatik? Um theoretisch
2<br />
diese komplexe Frage zu beantworten werde ich auf das Symptom ADHS eingehen,<br />
sowie mögliche Ursachen <strong>und</strong> Folgen für die betroffenen Kin<strong>der</strong> aufgreifen. Im zweiten<br />
Kapitel nehme ich mir Übergewicht von Kin<strong>der</strong>n vor. Die Ursachen, wann ist<br />
denn ein Kind übergewichtig, die Folgen von Übergewicht <strong>und</strong> mögliche Ursachen.<br />
Im dritten Kapitel werde ich auf die Zusammenhänge von ADHS <strong>und</strong> Adipositas<br />
eingehen. Ich werde nicht nur auf einen möglichen Mineralstoffmangel, son<strong>der</strong>n<br />
auch über die Wichtigkeit von biochemischen Prozessen auf das Nervensystem,<br />
sowie auf den Serotonin/Dopaminfaktor eingehen.<br />
Danach gehe ich in die Diskussion. Dabei ist es mir wichtig auf mögliche Handlungsspielräume<br />
einzugehen, wie man diesen Kin<strong>der</strong>n besser helfen kann. Das wäre<br />
dann für mich <strong>der</strong> Ausblick für meine Arbeit. Auch erhoffe ich mir auf meine Frage<br />
Antworten zu finden.<br />
2. ADHS: Symptome, Diagnose<br />
ADHS ist die Abkürzung für Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung <strong>und</strong> ist<br />
einer <strong>der</strong> häufigsten psychischen Störungen im Kindesalter. ADHS ist durch eine<br />
Beeinträchtigung <strong>der</strong> Aufmerksamkeit, <strong>der</strong> Impulskontrolle <strong>und</strong> <strong>der</strong> Aktivität gekennzeichnet.<br />
Symptom-Kriterien <strong>der</strong> hyperkinetischen Störung nachdem <strong>der</strong>zeit gültigen<br />
internationalen Klassifikationssystem des DSM-IV („Diagnostic and Statistical<br />
Manual of Mental Disor<strong>der</strong>s”) sind: (da im internationalen wissenschaftlichen Studien sich auf das DSM-IV<br />
<strong>und</strong> neuerdings auf DSM-5 bezogen wird, gehe ich nicht explizit auf das europäische Klassifizierungssystem ICD-10 ein).<br />
a.)<br />
Unaufmerksamkeit<br />
‣ Beachtet häufig Einzelheiten nicht o<strong>der</strong> macht<br />
Flüchtigkeitsfehler.<br />
‣ hat oft Schwierigkeiten, die Aufmerksamkeit bei Aufgaben<br />
o<strong>der</strong> beim Spielen aufrechtzuerhalten.<br />
‣ scheint häufig nicht zuzuhören, wenn an<strong>der</strong>e sie/ihn<br />
ansprechen.<br />
‣ hält häufig Anweisungen an<strong>der</strong>er nicht durch <strong>und</strong><br />
kann Arbeiten nicht zu Ende bringen.<br />
‣ hat häufig Schwierigkeiten, Aufgaben zu organisieren.<br />
‣ hat eine Abneigung gegen Aufgaben, die länger<br />
dauernde geistige Anstrengung erfor<strong>der</strong>n.<br />
‣ verliert häufig Gegenstände, <strong>der</strong> sie/er für Aktivitäten<br />
benötigt.<br />
‣ lässt sich öfter durch äußere Reize ablenken.<br />
‣ ist bei Alltagsaktivitäten häufig vergesslich.
3<br />
b.) Hyperaktivität<br />
C.) Impulsivität<br />
‣ zappelt häufig mit Händen o<strong>der</strong> Füßen <strong>und</strong> rutscht<br />
auf dem Stuhl herum.<br />
‣ steht in <strong>der</strong> Klasse o<strong>der</strong> in an<strong>der</strong>en Situationen, in<br />
denen Sitzenbleiben erwartet wird, häufig auf.<br />
‣ läuft häufig herum o<strong>der</strong> klettert exzessiv in Situationen,<br />
in denen dies unpassend ist (bei.<br />
‣ Jugendlichen o<strong>der</strong> Erwachsenen kann dies auf ein<br />
subjektives Unruhegefühl beschränkt bleiben.<br />
‣ hat häufig Schwierigkeiten, ruhig zu spielen o<strong>der</strong><br />
sich mit Freizeitaktivitäten ruhig zu beschäftigen.<br />
‣ ist häufig „auf Achse“ o<strong>der</strong> handelt oftmals, als wäre<br />
sie/er getrieben.<br />
‣ redet häufig übermäßig viel.<br />
‣ platzt häufig mit den Antworten heraus, bevor die<br />
Frage zu Ende gestellt ist.<br />
‣ kann nur schwer warten, bis sie/er an <strong>der</strong> Reihe ist.<br />
‣ unterbricht <strong>und</strong> stört an<strong>der</strong>e häufig (platzt z. B. in Gespräche<br />
o<strong>der</strong> Spiele an<strong>der</strong>er hinein).<br />
Quelle: vgl. Döpfner, Fröhlich, Lehmkuhl, 2013, S.1-2<br />
Um von einer ADHS zu sprechen, müssen sechs o<strong>der</strong> mehr <strong>der</strong> Symptome eines<br />
o<strong>der</strong> mehreren Bereichen während <strong>der</strong> letzten sechs Monate beständig in einem<br />
mit dem Entwicklungsstand des Kindes nicht zu vereinbarenden <strong>und</strong> unangemessenen<br />
Ausmaß vorhanden gewesen sein, sowie die Symptome vor dem 7. Lebensjahr<br />
erkennbar. Die Beeinträchtigungen durch diese Symptome zeigen sich in ein,<br />
zwei o<strong>der</strong> mehreren Bereichen (z. B. Schule, zu Hause, in Peergroups). Dabei unterscheidet<br />
man im amerikanischen Kriterienkatalog psychischer Störungen DSM-<br />
IV zwischen drei Subtypen:<br />
<br />
<br />
<br />
<strong>Der</strong> kombinierte Typus (unaufmerksam, überaktiv, impulsiv).<br />
<strong>Der</strong> vorwiegend unaufmerksame Typus (Träumer).<br />
<strong>Der</strong> vorwiegend impulsiv -überaktive Typus (zeigt keine Unaufmerksamkeit).<br />
In den letzten Jahren wurde auch darauf aufmerksam gemacht (auf internationalen<br />
wissenschaftlichen Kongressen), dass diese Kriterien für Jungen im Alter von 6-12<br />
Jahren gelten, nicht für Mädchen <strong>und</strong> nicht für Altersklassen unter sechs <strong>und</strong> über<br />
zwölf Jahren (vgl. Neuhaus, 2012, S.28-30).<br />
Das im Jahre 2013 erschienene Klassifikationssystem DSM-5 hat einige Kriterien<br />
zur Erfassung <strong>der</strong> Impulsivität ergänzt <strong>und</strong> die Altersgrenze für den Beginn <strong>der</strong><br />
Symptomatik von 6 auf 12 Jahre angehoben (vgl. Döpfner, 2013,S. 4).
4<br />
Typische Symptome, die nicht im Kriterienkatalog des DSM IV zu finden <strong>und</strong> offensichtlich<br />
auf ein ganz spezifischer Wahrnehmungs- <strong>und</strong> Reaktionsstil beruhen, sind:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
ausgeprägter Gerechtigkeitssinn<br />
Bei Interesse extreme Konzentrationsfähigkeit<br />
Spontane Hilfsbereitschaft, Empathiefähigkeit<br />
Guter Orientierungsinn<br />
Kreativität<br />
Zähigkeit<br />
Um einige zu nennen. Es scheint, das Kin<strong>der</strong> mit ADHS-Symptomatik ihre neuronalen<br />
Netzwerke an<strong>der</strong>s nutzen (Vgl. Neuhaus, 2012, S.34).<br />
An<strong>der</strong>e Merkmale sind in <strong>der</strong> Physiologie zu finden <strong>und</strong> gleichen oft dem allergischen<br />
Kind. Es sind Auffälligkeiten beobachtet worden, wie stets verstopfte Nase,<br />
Augentränen, Tränensäcke, dunkle Augenringe, geschwollene, aufgesprungene<br />
Lippen, rote Ohren, Ausschläge <strong>und</strong> Ekzeme, häufig starkes Schwitzen, Schmerzen<br />
im Kopf, Rücken, Ohren, Gelenke. Aber auch Verdauungsstörungen, Infektionsanfälligkeit<br />
<strong>und</strong> Unverträglichkeit von Antibiotika (Calatin 1992, S.19-22).<br />
Um eine ADHS zu diagnostizieren bedarf es einer gründlichen Untersuchung. Dabei<br />
bedienen sich Fachärzte bestimmter Leitlinien. Eine Exploration <strong>der</strong> Eltern, Kin<strong>der</strong>/Jugendliche,<br />
<strong>der</strong> Erzieher/Lehrer steht im Zentrum <strong>der</strong> Diagnostik. Dabei werden<br />
gerne standardisierte Fragebögen mit einbezogen, die Auftreten <strong>der</strong> Leitsymptome,<br />
Häufigkeit, Intensivität <strong>und</strong> situativer Variabilität <strong>der</strong> Symptomatik in <strong>der</strong> Familie,<br />
Kin<strong>der</strong>garten, Schule <strong>und</strong> Aktivitäten abfragen, sowohl auch die Beeinträchtigung<br />
<strong>und</strong> Belastung des Patienten <strong>und</strong> seines Umfeldes durch die Symptomatik.<br />
Weiterhin sind Informationen hinsichtlich <strong>der</strong> Entwicklungsgeschichte des Kindes/Jugendlichen<br />
zu erfassen, sowie spezifische medizinische Anamnese, um auszuschließen,<br />
dass an<strong>der</strong>e Krankheiten die Symptome verursachen. Ein weiterer Bestandteil<br />
<strong>der</strong> Exploration ist eine spezifische Familienanamnese sowie Informationen<br />
zu den Bedingungen im Kin<strong>der</strong>garten/Schule. Auch wird darauf eingegangen<br />
was bisher schon unternommen wurde. Ein weiterer Baustein <strong>der</strong> Diagnose sind<br />
testpsychologische Untersuchungen <strong>der</strong> Intelligenz <strong>und</strong> des Entwicklungsstandes<br />
bzw. <strong>der</strong> schulischen Leistungsfähigkeit. Dabei kann auch ein Test gemacht werden,<br />
ob eine Teilleistungsstörung einer Legasthenie/Dyskalkulie vorliegt. Eine körperliche<br />
Untersuchung soll im Rahmen <strong>der</strong> Diagnostik mit einfließen (vgl. Döpfner
5<br />
2013, S.43-48). Erst wenn alle Kriterien einer ADHS diagnostiziert sind, kann man<br />
auch von dieser sprechen.<br />
2.1 ADHS: Ursachen<br />
Bei dem Aufmerksamkeitsdefizit/Hyperaktivitätsstörung geht man heute von einem<br />
multifaktoriellen Geschehen aus. Das bedeutet, dass es nicht eine einzige Ursache<br />
für diese Schwierigkeit gibt, son<strong>der</strong>n dass meist mehrere Faktoren eine Rolle bei<br />
<strong>der</strong> Entwicklung <strong>der</strong> Probleme spielen. Eine Hauptursache soll in <strong>der</strong> Problematik<br />
<strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen <strong>der</strong> Funktionsweise des Gehirns zu suchen sein. Funktionsstörungen<br />
des Gehirns können möglicherweise durch Komplikationen während <strong>der</strong><br />
Schwangerschaft, <strong>der</strong> Geburt o<strong>der</strong> in <strong>der</strong> Neugeborenenperiode, erbliche Faktoren,<br />
Bestandteile unserer Nahrung <strong>und</strong> Nährstoffmangel ausgelöst werden. Aber auch<br />
Bedingungen, unter denen Kin<strong>der</strong> innerhalb <strong>der</strong> Familie, im Kin<strong>der</strong>garten <strong>und</strong> in <strong>der</strong><br />
Schule aufwachsen, beeinflussen die Ausprägung <strong>und</strong> den Verlauf <strong>der</strong> ADHS erheblich.<br />
Nach dem heutigen Stand <strong>der</strong> Wissenschaft wird den erblichen Faktoren<br />
eine erhebliche Rolle bei <strong>der</strong> Entstehung <strong>der</strong> hyperkinetischen Störung beigemessen.<br />
Manche Wissenschaftler vermuten auch, dass Bestandteile <strong>der</strong> Nahrung, wie<br />
Zucker, Phosphate, Lebensmittelzusätze diese auslösen können (vgl. Döpfner<br />
2011, S. 42-46).<br />
Hirnforscher, wie Gerald Hüther, gehen davon aus, dass das Gehirn weniger durch<br />
genetische Programme festgelegt ist, son<strong>der</strong>n eher durch jeweilige Gegebenheiten<br />
<strong>und</strong> die konkreten Nutzungsbedingungen des Gehirns beeinflussbar sind. Mögliche<br />
Ursachen sieht er vor allen in den familiären Strukturen, Bindungsstörungen, Fehlentwicklungen<br />
des Erziehungs- <strong>und</strong> Sozialisationsprozesses, sowie an<strong>der</strong>e Ursachen<br />
wie in Stoffwechselstörungen, Allergien, Fehlernährungen <strong>und</strong> Umweltgifte<br />
<strong>und</strong> <strong>der</strong> allgemeinen Zumutung, wie Kin<strong>der</strong> heute aufwachsen müssen (vgl. Hüther<br />
2011, S 142-145).<br />
2.2 ADHS: Folgen für Kind, Familie <strong>und</strong> Umwelt<br />
Aufgr<strong>und</strong> des unruhigen <strong>und</strong> impulsiven, bis hin zum aggressiven Verhalten, stoßen<br />
hyperkinetische Kin<strong>der</strong> häufiger an Grenzen als an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> übertreten sie<br />
auch häufiger. Darüber hinaus reagieren Kin<strong>der</strong> mit ADHS auf normale Erziehungsmaßnahmen<br />
oft nicht. Deshalb kommen Eltern, Erzieher <strong>und</strong> Lehrer des Öfteren in
6<br />
schwierige Erziehungssituationen. Ein Teufelskreis aus Ermahnungen <strong>und</strong> Grenzverletzungen<br />
entsteht. Positive Erfahrungen treten in den Hintergr<strong>und</strong>, sowohl in <strong>der</strong><br />
Familie wie auch im Kin<strong>der</strong>garten/Schule. Dadurch nehmen oft Verhaltensauffälligkeiten<br />
an Intensität zu. Viele Kin<strong>der</strong> entwickeln mit <strong>der</strong> Zeit Ängste <strong>und</strong> Unsicherheiten<br />
<strong>und</strong> trauen sich weniger zu als an<strong>der</strong>e Kin<strong>der</strong>. Sie leiden oft an mangelndem<br />
Selbstvertrauen. Auch ist eine Ablehnung durch Gleichaltrige zu beobachten, da<br />
hyperkinetische Kin<strong>der</strong> wegen ihrer teilweise aggressiven Verhaltensweisen als<br />
Störenfriede empf<strong>und</strong>en werden <strong>und</strong> an<strong>der</strong>e gerne dominieren <strong>und</strong> kontrollieren<br />
wollen, was bei Gleichaltrigen Ablehnung hervorruft. (vgl.Döpfner 2011, S. 46ff).<br />
3. Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Symptome, Diagnose<br />
Bei <strong>der</strong> Adipositas (lat. adeps ‚Fett‘), umgangssprachlich auch Fettsucht, handelt es<br />
sich um eine Ernährungs- <strong>und</strong> Stoffwechselkrankheit mit starkem Übergewicht. Zur<br />
Erfassung von Normal- <strong>und</strong> Übergewicht wurde ein Größen-Gewicht-Indizes entwickelt<br />
<strong>der</strong> „Body-Mass-Index (BMI). <strong>Der</strong> BMI beschreibt das Verhältnis vom Körpergewicht<br />
zur Körpergröße <strong>und</strong> hängt eng mit dem Körperfettanteil zusammen. <strong>Der</strong><br />
Body-Mass-Index wird folgen<strong>der</strong>maßen berechnet:<br />
BMI = Körpergewicht (kg) : Körpergröße (m)2<br />
Für Kin<strong>der</strong> wurden die BMI-Grenzen statistisch festgelegt: Ein Kind ist übergewichtig,<br />
wenn sein BMI höher ist als bei 90 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus einer Vergleichsgruppe<br />
deutscher Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en BMI zwischen 1985 <strong>und</strong> 1999 gemessen wurde.<br />
Als adipös gelten Kin<strong>der</strong>, <strong>der</strong>en BMI höher ist als bei 97 Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> aus<br />
dieser Vergleichsgruppe (vgl.Kronmeyer-Hausschild 2005, S. 6-10).<br />
Diagnostiziert wird Übergewicht o<strong>der</strong> Adipositas nicht nur über den Body-Mass-Index,<br />
son<strong>der</strong>n es werden auch noch an<strong>der</strong>e Messverfahren hinzugezogen, z.B. die<br />
Hautfaltendicke mittels Caliper (Messung <strong>der</strong> Hautfaltendicke mit einem Messschieber)<br />
o<strong>der</strong> durch Körperfettpersonenwaagen, die mit sogenannten bioelektrischen<br />
Impedanzmessungen arbeiten. Schließlich geht eine körperliche Untersuchung voraus,<br />
um einen Gesamteindruck von dem Kind/Jugendlichen zu erhalten.<br />
Die Symptome von Übergewicht sind vielfältig. Nicht nur das körperliche Aussehen<br />
<strong>und</strong> die Unbeweglichkeit sind maßgebend für ein übergewichtiges Kind, son<strong>der</strong>n<br />
zudem die Begleitumstände, die es ausmachen, dass das Kind nicht ges<strong>und</strong> aufwächst.
7<br />
Folgebelastungen können sein:<br />
Herz-Kreislaufsystem: Atemnot <strong>und</strong> Kurzatmigkeit im Schlaf sowie anfallsweise<br />
auftretende, länger als zehn Sek<strong>und</strong>en anhaltende Atemstillstände<br />
(Schlafapnoesyndrom).<br />
Schnelle Ermüdung <strong>und</strong> geringere Belastbarkeit.<br />
Orthopädische Probleme: Kreuzschmerzen (vor allem Lendenwirbelsäule),<br />
Hüft- <strong>und</strong> Kniebeschwerden, da die Gelenke durch das Gewicht überlastet<br />
werden <strong>und</strong> sich schneller abnutzen, Fersensporn.<br />
Seelische Probleme wie Min<strong>der</strong>wertigkeitskomplexe <strong>und</strong> mangelndes<br />
Selbstwertgefühl.<br />
Verstärktes Schwitzen.<br />
Ein beschleunigtes Längenwachstum <strong>und</strong> frühere Skelettreife.<br />
Ein nicht rückgängig zu machendes Reißen des Bindegewebes, bedingt<br />
durch Überbelastung des Gewebes bei schneller o<strong>der</strong> starker Gewichtszunahme<br />
(so genannte Schwangerschaftsstreifen); tritt bei Jungen <strong>und</strong> Mädchen<br />
auf.<br />
Hypertonie (Bluthochdruck): Eine Hypertonie kann langfristig u.a. Nieren,<br />
Herz <strong>und</strong> Augen schädigen.<br />
Diabetes mellitus 1 , Fettstoffwechselstörungen, sowie Gallensteine<br />
Essstörungen wie Anorexia nervosa, Bulimie, <strong>und</strong> Binge Eating disor<strong>der</strong> (<br />
Erklärung siehe Anhang)<br />
durch Bewegungsmangel Konzentrationsstörungen <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstörungen<br />
(vgl. Lehrke 2009, S. 9-12).<br />
„An<strong>der</strong>e mögliche Faktoren, die die Entstehung von Adipositas begünstigen, sind<br />
multiple Nährstoffmängel, dysfunktionale Organsysteme, aus dem Gleichgewicht<br />
geratene endokrine <strong>und</strong> hormonale Aktivitäten…….“ (o.V., 1b. Zentrum für Ges<strong>und</strong>heit,<br />
03.11.2014).<br />
1<br />
Tabelle <strong>der</strong> Diabetesentwicklung in Deutschland im Anhang
8<br />
3.1 Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Ursachen<br />
Zur Entstehung von Übergewicht <strong>und</strong> Adipositas bedarf es über einen längeren Zeitraum<br />
eine Energiezufuhr, die dem Energieverbrauch übersteigt.<br />
Dennoch sind die Bedingungsfaktoren multifaktoriell. Einen Einblick gibt Lehrke<br />
2009 in Ihrem Buch „Adipositas im Kindes- <strong>und</strong> Jugendalter“ (S. 13-14):<br />
Essverhalten: Die Energieaufnahme wird durch das Essverhalten einer Person bestimmt.<br />
Entscheidend ist dabei, wie viel <strong>und</strong> was jemand pro Tag zu sich nimmt.<br />
Durch falsche Ernährung wird ein Nährstoffmangel erzeugt.<br />
Quantitative Nahrungsaufnahme: Zahlreiche Studien belegen, dass eine erhöhte<br />
Kalorienzufuhr bei <strong>der</strong> Entstehung von Übergewicht maßgebend ist. Übergewichtige<br />
unterschätzen meist, wie viel sie essen.<br />
Qualitative Nahrungsaufnahme: Eine große Bedeutung hat die Nahrungszusammensetzung<br />
bei <strong>der</strong> Entstehung von Übergewicht. Eine fettreiche Ernährung begünstigt<br />
die Entstehung von Übergewicht, sowie von zu vielen Kohlenhydraten <strong>und</strong><br />
Zucker. Durch die Aufnahme industrieller pflanzlicher Öle, Zucker, tierischen Fette<br />
<strong>und</strong> Eiweiße, exogener Hormone <strong>und</strong> Umweltgiften wird <strong>der</strong> Körper überfor<strong>der</strong>t <strong>und</strong><br />
kann nicht mehr so gut funktionieren.<br />
Energieverbrauch <strong>und</strong> Stoffwechsel: Übergewichtige Kin<strong>der</strong> bewegen sich weniger<br />
als normalgewichtige <strong>und</strong> verbringen mehr Zeit mit Ruheaktivitäten, dadurch<br />
kann ein erniedrigter Gr<strong>und</strong>umsatz entstehen.<br />
Genetische Faktoren: Es gibt Belege, dass es eine starke genetische Komponente<br />
bei Adipositas gibt. Vererbt wird nicht die Adipositas selber, son<strong>der</strong>n nur die Veranlagung.<br />
Psychologische <strong>und</strong> psychosoziale Einflüsse: Die Nahrungsaufnahme wird<br />
durch emotionale Faktoren <strong>und</strong> Lernprozesse (Lernen am Modell) beeinflusst. Dem<br />
Modellverhalten <strong>der</strong> Eltern kommt eine wichtige Rolle zu. Hunger ist nicht mehr <strong>der</strong><br />
Auslöser zum Essen, son<strong>der</strong>n oft wird Essen als Trost o<strong>der</strong> Belohnung eingesetzt.<br />
Soziokulturelle Einflüsse: Wir leben heute in einer Überflussgesellschaft, wo Nahrungsmittel<br />
in uneingeschränktem Ausmaß vorhanden sind <strong>und</strong> es existieren viele
9<br />
Freizeitangebote mit körperlicher Inaktivität. Eine wichtige Rolle haben Computerspiele,<br />
Fernsehen, sowie Fast Food-Produkte, Fertigprodukte, bei <strong>der</strong> Entstehung<br />
von Übergewicht.<br />
Weitere Möglichkeiten sehen Wissenschaftler (Fre<strong>der</strong>ick vom Saal 2007) in <strong>der</strong> Belastung<br />
von Weichmachern wie Bisphenol A. Sie konnten herausfinden, dass<br />
Frauen wie Kin<strong>der</strong> mit hohen Konzentrationen an Bisphenol A Werten im Blut mehr<br />
wogen, als Frauen <strong>und</strong> Kin<strong>der</strong> mit niedrigen Werten. Es zeigte sich, dass Kin<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendliche mit einer höheren Belastung an Weichmachern, doppelt so häufig<br />
Übergewicht hatten als mit niedrigen Werten. Bisphenol A findet man insbeson<strong>der</strong>e<br />
in Plastikflaschen <strong>und</strong> Konservendosen. Aber auch Glutamat beeinflusst das Essverhalten.<br />
Es soll das Sättigungszentrum im Gehirn beeinflussen, sodass eine Regulation<br />
des Appetits entgleisen kann. Problematisch sind dabei nicht nur die vielen<br />
industriell hergestellten Nahrungsmittel, die Momonatriumglutamat enthalten, son<strong>der</strong>n<br />
auch die insgesamt zu hohe Eiweißzufuhr, da Glutaminsäure ein natürlicher<br />
Eiweißbestandteil darstellt. (z. B. in Fleisch, Käse, Weizenvollkorn). Aber auch <strong>der</strong><br />
Konsum von zuckerhaltigen Lebensmittel, sowie Getränke, durch Fettmangel (essenzielle<br />
Omega-3-Fettsäuren), leere Kohlenhydrate (Weißmehlprodukte), ist ausschlaggebend<br />
für eine unges<strong>und</strong>e Ernährungsweise (vgl. o.V. 1a, Zentrum für Ges<strong>und</strong>heit<br />
30.11.2014).<br />
„Es ist noch nicht klar, inwieweit die Verän<strong>der</strong>ungen unserer Umwelt mit Reizüberflutung<br />
<strong>und</strong> Nahrungsüberfluss zu vermehrter Nahrungsaufnahme <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstörungen<br />
führen“(Sawitzky 2001, S.23).<br />
3.2 Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht: Folgen für Kind, Familie <strong>und</strong> Umwelt<br />
Die wachsende Zahl von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen, die unter Übergewicht <strong>und</strong> Adipositas<br />
leiden, ist deshalb alarmierend, weil die ges<strong>und</strong>heitlichen Folgen sehr<br />
schwerwiegend sind. Da ich schon im Kapitel <strong>der</strong> Ursachen auf die Folgeschäden<br />
eingegangen bin, ist hier kurz noch einmal zu vergegenwärtigen, wie die WHO Consultation<br />
on Obesity 1998 (modifiziert nach Dietz 1995), die Folgeschäden nach <strong>der</strong><br />
Wahrscheinlichkeit ihres Auftretens einteilt:<br />
Hohe Wahrscheinlichkeit: Schnelleres Wachstum, Stabilität des Übergewichtes,<br />
Fettstoffwechselstörungen, erhöhter Blutdruck, Herz-Kreislaufprobleme.<br />
Mittlere Wahrscheinlichkeit: Störungen im Zuckerstoffwechsel, Leberverfettung
10<br />
Niedrige Wahrscheinlichkeit: orthopädische Probleme, Schlafstörungen, Gallensteine<br />
Dennoch sind auch die psychosozialen Belastungen <strong>der</strong> Betroffenen nicht zu unterschätzen.<br />
Vor allem das oftmals niedrige Selbstwertgefühl, das den Kin<strong>der</strong>n schwer<br />
zu schaffen macht. Generell haben Kin<strong>der</strong> mit Übergewicht es nicht nur unter<br />
Gleichaltrigen schwer, son<strong>der</strong>n sie <strong>und</strong> ihre Familien sind nicht anerkannt. Sie werden<br />
wegen ihres Aussehens oft gehänselt <strong>und</strong> verspottet <strong>und</strong> haben Schwierigkeiten<br />
dazuzugehören. Oft werden Vorurteile geschürt, wie Dicke sind unsportlich,<br />
langweilig, unschön. Beson<strong>der</strong>s trifft es dicke Kin<strong>der</strong>, wenn die Kritik <strong>und</strong> Herablassung<br />
aus <strong>der</strong> eigenen Familie kommt. In diesem Fall kann ein Kreislauf entstehen,<br />
dass <strong>der</strong> Frust mit Essen beseitigt wird <strong>und</strong> das Kind immer mehr zunimmt. Aufgr<strong>und</strong><br />
<strong>der</strong> seelischen Belastungen können auch schwerwiegende psychische Störungen,<br />
wie Ängste, Depressionen o<strong>der</strong> Essstörungen entstehen (vgl.Grumbert<br />
2014).<br />
Adipositas <strong>und</strong> Übergewicht hat allerdings nicht nur persönliche Folgen, son<strong>der</strong>n ist<br />
weiterhin ein volkswirtschaftliches Problem. Bereits im Jahr 2003 verursachten Adipositas/Übergewicht<br />
<strong>und</strong> elf damit assoziierte Folgeerkrankungen Kosten von mindestens<br />
13 Milliarden Euro. Das waren über fünf Prozent <strong>der</strong> gesamten Ges<strong>und</strong>heitsausgaben<br />
von 254 Milliarden Euro (vgl. Szarek 2012).<br />
4. <strong>Der</strong> Zusammenhang zwischen Adipositas <strong>und</strong> ADHS<br />
Mit dem BELLA–Modul, einer Substudie <strong>der</strong> KiGGS-Erhebung liegen erstmals repräsentative<br />
Daten zur psychischen <strong>und</strong> gleichzeitig zur körperlichen Ges<strong>und</strong>heit<br />
von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen in Deutschland vor (vgl. Ravens-Sieberer 2007, S.<br />
871-878). In dieser Studie, die zwischen 2003 <strong>und</strong> 2006 in Deutschland erhoben<br />
wurde, haben ADHS Kin<strong>der</strong> im Vergleich mit Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen ohne ADHS<br />
ein doppelt so hohes Risiko für Übergewicht. Bei <strong>der</strong> Selbstbeurteilung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong><br />
zwischen 11 <strong>und</strong> 17 Jahren mit ADHS gaben die Kin<strong>der</strong> ein signifikant häufiger unkontrolliertes<br />
Essverhalten an, als Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche <strong>der</strong> gleichen Altersgruppe<br />
ohne ADHS. Erst in den letzten Jahren wurde überhaupt ein Zusammenhang<br />
zwischen ASHS <strong>und</strong> Adipositas festgestellt. Man geht davon aus, dass beide
11<br />
Krankheiten eine Störung im dopaminergen System aufweisen (vgl. Sawitzky-Rose<br />
2011, S.76-82).<br />
Die KiGGS-Daten belegen, dass im Vergleich zu den Ernährungsempfehlungen<br />
deutlich mehr als die Hälfte <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen zu wenig Getreide, Gemüse,<br />
Obst, Milchprodukte, usw. essen <strong>und</strong> <strong>der</strong> Konsum von Süßigkeiten, Snacks<br />
<strong>und</strong> gesüßten Getränken dagegen zu hoch ist (vgl. Hempel 2006, S. 60). Inwieweit<br />
die Verän<strong>der</strong>ungen in unserer Umwelt mit Reizüberflutung, verän<strong>der</strong>ter Nahrung<br />
<strong>und</strong> Nahrungsüberfluss zur vermehrter Nahrungsaufnahme <strong>und</strong> Aufmerksamkeitsstörungen<br />
führen, ist noch wenig erforscht. Man kann davon ausgehen, dass Kin<strong>der</strong><br />
mit Übergewicht <strong>und</strong> auch Kin<strong>der</strong> mit ADHS Schwierigkeiten haben ihr Essverhalten<br />
zu kontrollieren. Wie schon zuvor gesagt, bevorzugen Kin<strong>der</strong> mit Übergewicht <strong>und</strong><br />
Kin<strong>der</strong> mit ADHS bevorzugt süße Nahrungsmittel, sowie Weismehlprodukte, Chips<br />
<strong>und</strong> Co. Weniger werden Obst, Gemüse <strong>und</strong> Vollkorngetreide gegessen. Das daraus<br />
entstehende Defizit an Nährstoffen <strong>und</strong> Vitalstoffen, kann Kin<strong>der</strong> auf dem<br />
Gleichgewicht bringen. Gerade unser Gehirn ist auf Nährstoffe angewiesen. Inwieweit<br />
die Ernährung <strong>und</strong> ein eventueller Nährstoffmangel mit ADHS <strong>und</strong> Übergewicht<br />
zu tun haben, möchte ich folgend erklären.<br />
4.1 <strong>Der</strong> Serotonin- <strong>und</strong> Dopaminfaktor<br />
Dopamin ist ein Botenstoff, <strong>der</strong> im Gehirn produziert wird. Es ist eine Vorstufe <strong>der</strong><br />
Stresshormone Adrenalin <strong>und</strong> Noradrenalin <strong>und</strong> wird auch als "Glückshormon" bezeichnet.<br />
Dopamin ist ein Neurotransmitter (Botenstoff), <strong>der</strong> dafür zuständig ist, Erregungen<br />
von einer Nervenzelle auf die nächste weiterzuleiten. Dopamin dient demnach<br />
dazu, die Weiterleitung elektrischer Impulse zu beeinflussen. Um Dopamin zu<br />
produzieren, braucht <strong>der</strong> Körper Folsäure, Vitamin B6 <strong>und</strong> B12. Eine vermin<strong>der</strong>te<br />
Ausschüttung von Dopamin (z.B. durch Stress o<strong>der</strong> Mangel <strong>der</strong> Aminosäure Tyrosin)<br />
kann Körper <strong>und</strong> Geist beeinträchtigen.<br />
Serotonin spielt eine wichtige Rolle im Gehirn <strong>und</strong> ist bei <strong>der</strong> Reizübertragung im<br />
Nervensystem beteiligt. „Es ist als Neurotransmitter an <strong>der</strong> Regulation des Eßverhaltens<br />
beteiligt <strong>und</strong> spielt eine Rolle beim Schlaf-Wach-Rhythmus“ (Calatin 1992,<br />
S. 157). Ein Mangel an Serotonin führt dazu, dass Wahrnehmungen nicht normal<br />
verarbeitet werden können. Es kann zu Schlaflosigkeit, Depressionen, aber auch<br />
zur vermehrten Aggressivität kommen. Ein Zuviel an Serotonin kann weiterhin ein
12<br />
hyperaktives Verhalten auslösen. Serotonin wird im Körper selbst erzeugt <strong>und</strong> benötigt<br />
dafür Tryptophan, Vitamin B6 <strong>und</strong> B 12 (vgl. Huibers 2000 S. 35-42).<br />
Zusammenfassend kann gesagt werden, dass Dopamin <strong>und</strong> Serotonin für die Gesamtregulation<br />
des Verhaltens beson<strong>der</strong>s wichtig sind <strong>und</strong> für ihren reibungslosen<br />
Lauf, genügende Bereitstellung von Mineralstoffen <strong>und</strong> Vitaminen benötigen.<br />
4.2 <strong>Der</strong> Blutzuckerstoffwechsel<br />
<strong>Der</strong> Blutzuckerstoffwechsel ist sehr bedeutend für alle lebenswichtigen Vorgänge<br />
im Körper. Um dies zu verdeutlichen, hier eine Grafik:<br />
Bildnachweis: (W&B/Jörg Neisel bearb. Ulrike Möhle, W&B/Simon Katzer, W&B/Bernhard Limberger) www.diabetis-ratgeber.net<br />
Durch falsche Ernährung mit viel Zucker, Weißmehl, Nudeln, u.a. kann <strong>der</strong> Blutzuckerspiegel<br />
ins Wanken geraten. Sobald aus raffinierten Kohlenhydraten wie Zucker,<br />
Weißmehl in den Blutkreislauf gelangen, kommt es zu einer überschießenden
13<br />
Insulin-Freisetzung <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse mit schnellem Abfall des Blutzuckerspiegels<br />
unter den Nüchternwert. Durch eine dauernde Zufuhr von raffinierten Kohlenhydraten<br />
verliert die Bauchspeicheldrüse allmählich ihre normale Funktionsfähigkeit.<br />
Sie scheidet mehr Insulin aus als nötig wäre <strong>und</strong> es kommt zu den typischen<br />
hypoglykämischen Blutzucker-Schwankungen. Da zwar das Gehirn nur 6 % des<br />
Körpergewichts ausmacht, verbraucht es zwischen ¼ bis 1/3 des Sauerstoffes <strong>und</strong><br />
Blutzuckers im Körper. Es benötigt die Energie, um Neurotransmitter wie Dopamin<br />
o<strong>der</strong> Serotonin herzustellen, u.a.m. Das Gehirn ist daher von eine gleichmäßige<br />
Blutzucker-Zufuhr abhängig <strong>und</strong> reagiert auf Schwankungen empfindlich. Es können<br />
Konzentrationsstörungen, Vergesslichkeit <strong>und</strong> heftige Stimmungsschwankungen<br />
entstehen. Um die Symptome zu min<strong>der</strong>n, wird versucht durch häufige kleinerer<br />
Mahlzeiten mit Süßem, o<strong>der</strong> mit Kohlenhydraten den Blutzuckerspiegel zu stabilisieren.<br />
Um Insulin zu bilden braucht <strong>der</strong> Körper Zink, Vitamin B6, Mangan, Chrom,<br />
Selen, Magnesium u.a.m.. Durch ständige Zufuhr von Zucker, Weißmehl, Nudeln,<br />
Gebäck entsteht schnell ein Nährstoffmangel, da diese Lebensmittel wenig bis keine<br />
Nährstoffe enthalten, aber für ihren Abbau im Körper viele Nährstoffe benötigen (<br />
vgl. Völker 2015). „Vitamine, Mineralien, Spurenelemente, Fett- <strong>und</strong> Aminosäuren<br />
wirken dabei als heimliche Motoren dieser lebensnotwendigen Vorgänge. 2 Ihr Mangel<br />
beeinflusst o<strong>der</strong> blockiert deshalb den Glukose-Stoffwechsel <strong>und</strong> die Aktivität<br />
<strong>der</strong> endokrinen Drüsen bei <strong>der</strong> Blutzuckerregulierung“ (Völker 2015). Eine ägyptische<br />
Studie belegte, dass ADHS-Kin<strong>der</strong> signifikant niedrigere Werte an Magnesium,<br />
Zink <strong>und</strong> Eisen 3 hatten, als die Kontrollgruppe(vgl. Mahmoud, 2011, S. 37-<br />
60). Das Gehirn funktioniert daher nur, wenn es lebensnotwendige Nährstoffe zugeführt<br />
bekommt.<br />
5. Heutige Ernährung <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen<br />
In den letzten 40 Jahren hat sich auf dem Nahrungsmittelsektor ein großer Wandel<br />
vollzogen. Aus einer bäuerlichen Landwirtschaft wurde eine Agrarindustrie. Lebensmittel<br />
werden zum größten Teil seitdem verarbeitet. Wir kaufen nicht mehr im Tante-<br />
Emma-Läden ein, son<strong>der</strong>n in Supermärkten. Dies führte dazu, dass ursprüngliche,<br />
2<br />
Tabelle Vitamine im Anhang<br />
3<br />
Tabelle Spurenelemente im Anhang
14<br />
ges<strong>und</strong>e Lebensmittel in einem unbekannten Ausmaß behandelt, manipuliert, verän<strong>der</strong>t<br />
<strong>und</strong> mit Nahrungsmittelzusatzstoffen schmackhaft <strong>und</strong> haltbar gemacht wurden<br />
<strong>und</strong> werden. Durch die extensive Nutzung <strong>der</strong> Agrarfläche, <strong>der</strong> Einsatz von<br />
Pestiziden, Kunstdünger <strong>und</strong> Chemie, sowie Luftverschmutzung, haben die Nährstoffgehalte,<br />
innerhalb <strong>der</strong> letzten 40 Jahre, <strong>der</strong> Pflanzen abgenommen. Dies macht<br />
folgende Tabelle sehr deutlich:<br />
Mineralien<br />
<strong>und</strong> Vitamine<br />
in mg<br />
je 100g Lebensmittel<br />
untersuchte Inhaltsstoffe<br />
Ergebnis<br />
1985<br />
Ergebnis<br />
1996<br />
Ergebnis<br />
2002<br />
Verlust<br />
1985-1996<br />
Verlust<br />
1985-2002<br />
Brokkoli<br />
Calzium<br />
Folsäure<br />
Magnesium<br />
103<br />
47<br />
24<br />
33<br />
23<br />
18<br />
28<br />
18<br />
11<br />
-68 %<br />
-52 %<br />
-25 %<br />
-73 %<br />
-62 %<br />
-55 %<br />
Kartoffeln<br />
Calzium<br />
Magnesium<br />
14<br />
27<br />
4<br />
18<br />
3<br />
14<br />
-70 %<br />
-33 %<br />
-78 %<br />
-48 %<br />
Möhren<br />
Calzium<br />
Magnesium<br />
37<br />
21<br />
31<br />
9<br />
28<br />
6<br />
-17 %<br />
-57 %<br />
-24 %<br />
-75 %<br />
Apfel Vitamin C 5 1 2 -80 % -60 %<br />
Quellen: 1985 Pharmakonzern Geigy (Schweiz), 1996/2002 Lebensmittellabor Karlsruhe/Sanatorium<br />
Oberthal<br />
An sich ist eine starke Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Nahrungsmittel erkennbar. Es fehlen lebenswichtige<br />
Inhaltsstoffe, die Belastung <strong>der</strong> Vielzahl an chemischen Substanzen,<br />
aus <strong>der</strong> Landwirtschaft, aus <strong>der</strong> Luft <strong>und</strong> vor allem aus <strong>der</strong> Nahrungsmittelindustrie,<br />
machen es schwer sich mit allen Nährstoffen, die <strong>der</strong> Körper braucht, zu ernähren.<br />
Die folgenschweren Fehler <strong>der</strong> Ernährung sind heute eine übermäßige Anzahl von<br />
künstlichen Nahrungsmittel-Zusatzstoffen, sowie übermäßig viele raffinierte Kohlenhydrate,<br />
wie Zucker <strong>und</strong> Weißmehlprodukte. Darüber hinaus konsumieren Kin<strong>der</strong><br />
<strong>und</strong> Jugendliche übermäßig viel Süßigkeiten <strong>und</strong> gezuckerte Getränke, essen zu<br />
viele tierische Eiweiße <strong>und</strong> ernähren sich viel zu oft durch verarbeitete Fertigprodukte.<br />
Dies hat zu Folge, dass Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche nicht mehr ausreichend mit
15<br />
natürlichen Vitaminen <strong>und</strong> an<strong>der</strong>en Vitalstoffen versorgt sind (vgl.Klammrodt 2004,<br />
80-88).<br />
Im Rahmen von EsKiMo 2007 (Ernährungsstudie im KiGGS-Modul) wurde das Ernährungsverhalten<br />
von Kin<strong>der</strong>n- <strong>und</strong> Jugendlichen untersucht. Folgendes wurde<br />
festgestellt:<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
<br />
Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendliche trinken zu viele Erfrischungsgetränke mit hohem Zuckeranteil<br />
die Verzehrempfehlungen von obtimix (für Fleisch, Fleischwaren <strong>und</strong> Wurst)<br />
werden von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen deutlich überschritten.<br />
nur ein Drittel <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> essen ausreichend Obst <strong>und</strong> Gemüse<br />
es werden deutlich mehr Süßwaren als empfohlen gegessen<br />
es werden mehrfach ungesättigte Fettsäuren in zu geringem Umfang zugeführt<br />
<strong>und</strong> gesättigte Fettsäuren in zu hohem Umfang.<br />
Die Proteinzufuhr liegt bei Jungen <strong>und</strong> Mädchen in allen Altersgruppen deutlich<br />
über den Empfehlungen.<br />
Kohlenhydrate werden im Mittel ausreichend zugeführt, aber einen Großteil<br />
machen Mono- <strong>und</strong> Disaccharide (z.B. aus Süßigkeiten, Weißbrot, Gebäck)<br />
<strong>und</strong> nicht die aus ernährungsphysiologischer Sicht günstigen Polysaccharide<br />
(z.B. aus Vollkornbrot) aus.<br />
die Ballaststoffzufuhr ist bei den meisten Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen zu niedrig.<br />
Diese Ernährung führt zu einem Überangebot von gesättigten Fetten, Zucker, leeren<br />
Kohlenhydraten <strong>und</strong> tierischem Eiweiß. All diese Zutaten ruinieren das natürliche<br />
Geschmacks- <strong>und</strong> Sättigungsempfinden. Daraus können Mangelerscheinungen<br />
bei Mikronährstoffen wie Kalium, Calzium, Eisen <strong>und</strong> Zink sowie mit Vitamin A,<br />
C, D <strong>und</strong> Folsäure auftreten.<br />
Hier noch ein anschauliches Grafik dazu: ( Foodwatch2012)
16<br />
Dies betrifft ganz normale Kin<strong>der</strong>. Kin<strong>der</strong> mit ADHS-Symtomatik haben oft eine auffallende<br />
Ernährungsanamnese. Sie verspüren in <strong>der</strong> Regel sehr viel Durst, den sie<br />
oft mit Süßgetränken o<strong>der</strong> Kuhmilch löschen. Auch wurde beobachtet, dass sie<br />
schlechte Esser sind <strong>und</strong> sich einseitig ernähren. Beson<strong>der</strong>s <strong>der</strong> hohe Zuckerkonsum<br />
ist auffallend (Egger 1991, S.86). Bei übergewichtigen Kin<strong>der</strong> sieht es nicht<br />
an<strong>der</strong>s aus. Gerade <strong>der</strong> deutlichhohe Zuckerkonsum von übergewichtigen Kin<strong>der</strong>n<br />
führt dazu, dass lebenswichtige Mineralstoffe <strong>und</strong> Vitamine dem Körper entnommen<br />
werden <strong>und</strong> Zucker (Glukose), <strong>der</strong> nicht benötigt, in Fettdepots des Körpers umgewandelt<br />
wird (Bin<strong>der</strong> 1993, S. 102).<br />
Ein bedeuten<strong>der</strong> Faktor in <strong>der</strong> Ernährung sind auch die richtigen Fettsäuren. Wie<br />
schon vorher gesagt haben generell Kin<strong>der</strong> ein Defizit an Omega-3-Fettsäuren <strong>und</strong><br />
Omega-6-Fettsäuren, die auch als Gehirnfette bezeichnet werden. Sie kommen vor<br />
in Fisch, sowie wertvolle Öle, wie Leinöl, Walnussöl, Hanföl. Aus den Fettsäuren<br />
werden nicht nur Nervenzellhüllen eingebaut, son<strong>der</strong>n auch daraus Hormone gebildet.<br />
Forschungsergebnisse stellten fest, dass beson<strong>der</strong>s ADHS Kin<strong>der</strong> einen Mangel<br />
an Gehirnfettsäuren AA <strong>und</strong> DHA aufwiesen. Bei weiteren Forschungen konnte<br />
man feststellen, dass Serotonin <strong>und</strong> Dopamin in Abhängigkeit von <strong>der</strong> Menge an<br />
Gehirnfettsäuren im Blutplasma ist. Daraus ergab sich, dass die Menge an Gehirnfettsäuren<br />
im Blutplasma mit dem Dopamin- <strong>und</strong> Serotoninpegel im Gehirn im engen<br />
Zusammenhang steht. Durch geeignete Fettsäuren kann das Ungleichgewicht
17<br />
<strong>der</strong> Neurotransmitter normalisiert werden. (Keller 2004, S.59-75). Ein Ungleichgewicht<br />
<strong>der</strong> Fettsäuren kann man auch bei übergewichtigen Kin<strong>der</strong>n beobachten.<br />
5.1 Nahrungsmittelzusatzstoffe<br />
Nahrungsmittelzusatzstoffe kommen immer wie<strong>der</strong> in den Verruf, Krankheiten, wie<br />
Allergien, Neuro<strong>der</strong>mitis, aber auch Depression, Übergewicht sowie ADHS auszulösen.<br />
Sie sind eine Begleiterscheinung des heutigen Ernährungs- <strong>und</strong> Lebensstils.<br />
Welche beson<strong>der</strong>s in Verdacht stehen, ADHS Symptome, sowie Übergewicht hervorzurufen<br />
sind folgende:<br />
Phosphate: Phosphate werden in zahlreichen Fertigprodukten als Säureregulatoren<br />
<strong>und</strong> Stabilisatoren zugesetzt, vor allem gerne in Wurst.<br />
Farb-, Konservierungs- <strong>und</strong> Aromastoffe Stoffe: geben den Lebensmittel einen<br />
beson<strong>der</strong>en Geschmack, Geruch o<strong>der</strong> Aussehen <strong>und</strong> lassen sie haltbar werden.<br />
Die Nahrungsmittelfarbstoffe Tartrazin (E102), Gelborange S (E110), Azorubin<br />
(E122), Cochenillerot A (E124) <strong>und</strong> <strong>der</strong> Konservierungsstoff Natriumbenzoat (E211)<br />
sind Zusatzstoffe, die beson<strong>der</strong>s häufig <strong>und</strong> in vielen von Kin<strong>der</strong>n verzehrten Lebensmitteln<br />
verwendet werden, wie zum Beispiel Süßigkeiten, Snacks o<strong>der</strong> Limonaden.<br />
Sie alle stehen im Verdacht, Kin<strong>der</strong> hyperaktiv zu machen.<br />
Glutamat: Geschmacksverstärker. Kin<strong>der</strong>, die früh <strong>und</strong> hauptsächlich Lebensmittel<br />
mit Geschmacksverstärkern verzehren, können kein natürliches Geschmacksempfinden<br />
entwickeln. Geschmacksverstärker wirken zudem appetitanregend <strong>und</strong> begünstigen<br />
Übergewicht schon bei Kin<strong>der</strong>n. Glutamat gilt außerdem als gefährliches<br />
Nervenzellgift, das die Blut-Hirn-Schranke überwindet <strong>und</strong> Gifte ins Gehirn schleusen<br />
kann (vgl. Umweltbrief, Gift-ABC).<br />
6. Diskussion <strong>und</strong> Ausblick<br />
Die Fragestellung, welchen Einfluss die Ernährung auf das Verhalten von übergewichtigen<br />
Kin<strong>der</strong>n mit ADHS-Symptomatik aufweist, hat mich persönlich sehr tief<br />
greifend verän<strong>der</strong>t. Beson<strong>der</strong>s in diesem Zusammenhang achte ich noch mehr auf<br />
eine ausgewogene Ernährung <strong>und</strong> ich bekam einen Einblick, wie <strong>der</strong> menschliche<br />
Körper funktioniert. Es ist entscheidend, was wir unseren Körper zuführen. Langfristige<br />
Fehlernährung macht nicht nur den Körper krank, son<strong>der</strong>n auch die Seele.<br />
O<strong>der</strong> wissenschaftlicher ausgedrückt: Das Gehirn, unsere Schaltzentrale <strong>und</strong> auch
18<br />
mitentscheidend für unser Verhalten, benötigt alle Nährstoffe, wie Vitamine, Spurenelemente<br />
<strong>und</strong> ungesättigte Fettsäuren, Glukose. Wenn dem Gehirn diese Dinge<br />
vorenthalten werden, durch einseitige Ernährung, kann das Gehirn nicht mehr normal<br />
funktionieren. Und ein Hauptursache von ADHS <strong>und</strong> Fettsucht ist in <strong>der</strong> Verän<strong>der</strong>ungen<br />
<strong>der</strong> Funktionsweise des Gehirns zu suchen. Gerade <strong>der</strong> Dopamin <strong>und</strong><br />
Serotoninhaushalt ist für die Gesamtregulation des Verhaltens beson<strong>der</strong>s wichtig<br />
<strong>und</strong> für ihren reibungslosen Lauf bedarf es eine genügende Bereitstellung von Mineralstoffen<br />
<strong>und</strong> Vitaminen. Mehrere Studien haben bestätigt, dass es mit <strong>der</strong> ges<strong>und</strong>en<br />
Ernährung unserer Kin<strong>der</strong> nicht gut bestellt ist. Wenn darüber hinaus unsere<br />
Nahrung mit Farb- <strong>und</strong> Konservierungsstoffe, Zucker, Glutamat, Trans-Fettsäuren,<br />
usw., angereichert ist, können beson<strong>der</strong>s junge Menschen mit Krankheiten darauf<br />
reagieren. Daraus ergibt sich die allgemeine Hypothese, dass die Ernährung auf<br />
das Verhalten von Kin<strong>der</strong>n Auswirkungen hat. Eine zweite Hypothese ist, dass eine<br />
konsequente Umstellung <strong>der</strong> Nahrung, zu einer vitalstoffreichen Ernährung, das unkontrollierte<br />
Essverhalten <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Verhalten, von Übergewichtigen ADHS Kin<strong>der</strong>n<br />
beeinflusst werden kann. Es wäre zum Vorteil, wenn bei Kin<strong>der</strong>n, die Übergewicht<br />
haben <strong>und</strong> eine ADHS aufweisen, zuallererst versucht wird, die Biochemie<br />
des Körpers wie<strong>der</strong> ins Gleichgewicht zu bringen, mit wertvoller, vitalstoffreicher<br />
Nahrung <strong>und</strong> eventuell einer zeitlich begrenzten Substitution mit Spurenelementen,<br />
Vitaminen <strong>und</strong> essenziellen Fettsäuren, um dann zu entscheiden, ob an<strong>der</strong>e Maßnahmen<br />
nötig sind (medikamentöse Behandlung, Verhaltenstraining, u.n.a.). Dass<br />
dieses Wissen, um die Biochemie des Körpers nicht gerade populär ist <strong>und</strong> von den<br />
Medizinern wenig Beachtung findet ist eigentlich ein Skandal. Man bekommt den<br />
Anschein, dass es hier nicht mehr darum geht, den Kin<strong>der</strong>n wirklich zu helfen, son<strong>der</strong>n<br />
mit <strong>der</strong> Krankheit ein Geschäft zu machen. Mit einer medikamentösen Behandlung<br />
kann man Geld verdienen. Vor ca. zwanzig Jahren wurden in Deutschland 34<br />
Kilo Methylphenidat ärztlich verordnet, heute sind es 1,8 Tonnen. Für die Pharmaindustrie<br />
ist MPH (Methylphenidat, Handelsname Ritalin) ein riesen Geschäft (vgl.<br />
Faz 2012, S. 3). Bezeichnend ist zudem, dass sich die Ernährungsgewohnheiten<br />
unserer Kin<strong>der</strong> gerade in den letzen Jahrzehnten zum Schlechten verän<strong>der</strong>t haben.<br />
Und somit schließt sich <strong>der</strong> Kreis wie<strong>der</strong> - Schlechte Nahrung, mehr Übergewicht,<br />
mehr ADHS <strong>und</strong> mehr Medikamente. Aber auch Übergewicht ist ein Geschäft. Man<br />
glaubt es kaum, aber Übergewicht <strong>und</strong> <strong>der</strong>en Folgen wie Diabetes, kostet dem Ges<strong>und</strong>heitswesen<br />
jährlich ca. 42 Milliarden € (vgl. Empera 2014).
19<br />
Meine Beobachtungen in meiner Arbeit bestätigen das Bild. Kin<strong>der</strong> essen heute zutage<br />
unges<strong>und</strong>. Das Kantinenessen entspricht nicht <strong>der</strong> Qualität, dass die Kin<strong>der</strong><br />
ausreichende Nährstoffe zu sich nehmen können. „Zu viel Zucker, Fett <strong>und</strong> Fleisch<br />
<strong>und</strong> zu wenig Gemüse: Laut einer Studie ist die Verpflegung in deutschen Schulen<br />
mangelhaft“ (Spiegel-online 2014).<br />
Um den Tsunami <strong>der</strong> chronischen Krankheiten zu stoppen for<strong>der</strong>t die NCD Allianz<br />
2014 4 :<br />
• 1 St<strong>und</strong>e Sport in Kita <strong>und</strong> Schule,<br />
• eine Zucker <strong>und</strong> Fettsteuer,<br />
• verbindlichen Qualitätsstandards für Kita- <strong>und</strong> Schulverpflegung<br />
• eine Verbot von an Kin<strong>der</strong>gerichtete Lebensmittelwerbung.<br />
Wie können wir als Pädagogen nun darauf einwirken, dass Kin<strong>der</strong> sich gesün<strong>der</strong><br />
ernähren? Unser Handlungsrahmen ist lei<strong>der</strong> sehr begrenzt. We<strong>der</strong> können wir im<br />
Großen <strong>und</strong> Ganzen das Kantinenessen verän<strong>der</strong>n, noch das was Kin<strong>der</strong> von zu<br />
Hause <strong>und</strong> als Pausenbrot mitbekommen. Als Imbiss reichen wir bewusst nur Obst<br />
<strong>und</strong> Rohkost (Karotten, Paprika, Gurken, u.a.), manchmal ein Knäckebrot mit<br />
Frischkäse dazu. Eine Verän<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten könnte nur mit<br />
einem Bewusstseinswandel einhergehen, seitens <strong>der</strong> Eltern, <strong>der</strong> Schule <strong>und</strong> dem<br />
Hort. Dies wäre nur möglich, wenn man einerseits Eltern informiert, einlädt, sich mit<br />
Ernährung auseinan<strong>der</strong>zusetzen, aber auch an<strong>der</strong>erseits, den Kin<strong>der</strong>n eine spielerische<br />
Möglichkeit bietet, verschiedene Lebensmittel auszuprobieren, selber zu kochen<br />
<strong>und</strong> zu experimentieren. Kin<strong>der</strong> teilhaben zu lassen, am Entstehen von Kräutern,<br />
Gemüse <strong>und</strong> Obst ernten <strong>und</strong> was Leckeres daraus zu zaubern, <strong>und</strong> dann mit<br />
Genuss zu essen, wäre ein Unterrichtsfach, dass in keiner Schule fehlen dürfte.<br />
Dazu benötigt man allerdings begeisterungsfähige Erwachsene, denen es bewusst<br />
ist, dass unsere Nahrung auch unsere Heilmittel sind.<br />
Durch die Auseinan<strong>der</strong>setzung mit diesem Thema haben wir vor, dass Mittagessen<br />
zu fotografieren <strong>und</strong> unsere eingeladene Ernährungsexpertin, die im Februar zu uns<br />
kommt, die Fotos sowie den Essensplan zu zeigen. Wir erhoffen uns, dass wir mit<br />
Fachleuten, langfristig das Mensaessen aufwerten können <strong>und</strong> mit dem Caterer<br />
4<br />
Pressemitteilung im Anhang
20<br />
Möglichkeiten finden, dass er an die Ges<strong>und</strong>heit unserer Kin<strong>der</strong> auch ein Interesse<br />
zeigt <strong>und</strong> nicht nur den wirtschaftlichen Gewinn im Fokus sieht.<br />
Auch wenn Übergewicht <strong>und</strong> ADHS ein multifaktorielles Geschehen ist <strong>und</strong> viele<br />
Faktoren diese Krankheiten im Kindesalter bedingen, ist ein Hinkucken auf die Ernährung<br />
unserer Kin<strong>der</strong> eine Möglichkeit, manches Leiden zu min<strong>der</strong>n.<br />
7. Fazit<br />
In dieser Hausarbeit konnte anhand vieler Studien, wie KIGGS/ESKIMO/BELLA u.a.<br />
herauskristallisiert werden, dass die Ernährung sehr wohl einen Einfluss auf das<br />
Verhalten von Kin<strong>der</strong>n hat. Je schlechter das Kind mit essenziellen Nährstoffen versorgt<br />
ist, je eher kann eine Verhaltensauffälligkeit auftreten.<br />
Besorgniserregend sind nicht nur die Zahlen von übergewichtigen ADHS Kin<strong>der</strong>n in<br />
Deutschland, die immer mehr werden, son<strong>der</strong>n auch <strong>der</strong> Umstand, dass Kin<strong>der</strong> generell<br />
in Deutschland ein immer schlechter werdendes Ernährungsverhalten aufweisen.<br />
Generell geht es darum, bewusster darauf zu achten, was wir <strong>und</strong> unsere Kin<strong>der</strong><br />
in den M<strong>und</strong> nehmen. Ein dringen<strong>der</strong> Handlungsbedarf ist von Nöten, um Eltern,<br />
Kin<strong>der</strong>garten, Schule, Hort aufzuklären, dass eine ges<strong>und</strong>e Ernährung für die Entwicklung<br />
unserer Kin<strong>der</strong> sehr wichtig ist.<br />
Es kam zum Vorschein, dass gerade übergewichtige Kin<strong>der</strong> nicht mit allen essenziellen<br />
Nährstoffen versorgt werden, da sie Lebensmittel bevorzugen (Süßes, Fettes,<br />
Fertigprodukte), die ihnen wenig bis gar keine Nährstoffe bereitstellen, aber zur Verstoffwechselung<br />
sehr viele benötigen. Es kam zur Sprache, dass Zucker, Weißmehl,<br />
industriell hergestellte Lebensmittel, nicht nur Vitamin/Mineralstoff- Räuber sind,<br />
son<strong>der</strong>n auch die Biochemie des Körpers beträchtlich stören. Beson<strong>der</strong>s zu nennen<br />
ist das Glutamat, das in Verruf kam, als gefährliches Nervenzellgift, die Blut-Hirn-<br />
Schranke zu überwinden <strong>und</strong> Gifte ins Gehirn schleusen kann, als auch appetitanregend<br />
ist. Durch diese vielfältigen Faktoren schlechter Ernährung kann nicht nur<br />
Übergewicht, son<strong>der</strong>n auch ADHS entstehen, weil insbeson<strong>der</strong>e <strong>der</strong> Gehirnstoffwechsel<br />
viele Nährstoffe braucht, um gut zu funktionieren. Eine Än<strong>der</strong>ung <strong>der</strong> Ernährungsgewohnheiten<br />
zu einer vitalstoffreichen Ernährung kann nicht nur das Gewicht<br />
regulieren, son<strong>der</strong>n auch die Symptome <strong>der</strong> ADHS merklich lin<strong>der</strong>n.
21<br />
In Zukunft ist es unabdingbar, Aufklärungsarbeit zu leisten. Eltern <strong>und</strong> alle Beteiligten<br />
benötigen mehr Wissen. Wissen um die Biochemie des Körpers <strong>und</strong> welche<br />
Nahrung ges<strong>und</strong> erhält. Ganz nach dem Motto: „ Bildung beginnt im Magen“.
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4<br />
Abkürzungsverzeichnis/Erklärungen:<br />
AA<br />
Arachidonsäure, hochungesättigte Fettsäure<br />
ADHS<br />
Anorexia nervosa<br />
Body-Mass-Index<br />
Aufmerksamkeitsdefizit-Hyperaktivitäts-Syndrom<br />
Magersucht<br />
<strong>Der</strong> Body-Mass-Index ist eine Maßzahl für die Bewertung<br />
des Körpergewichts eines Menschen in Relation zu seiner<br />
Körpergröße. Sie wurde 1832 von Adolphe Quetelet entwickelt.<br />
Bringe Eating Disor<strong>der</strong> (Heißhungeranfälle ohne gegenregulierende Maßnahmen<br />
zur Verhin<strong>der</strong>ung von Gewichtszunahme, wie z. B. Erbrechen.<br />
Bulimie<br />
Cobalamin<br />
DHA<br />
DSM-IV<br />
Folsäure<br />
Insulin<br />
Fress-Erbrechenanfälle<br />
Vitamin B 12 (vorhanden in tierischen Produkten)<br />
Docosahexaensäure , Omega-3-Familien<br />
Diagnostic and Statistical Manual of Mental Disor<strong>der</strong>s Das<br />
DSM-IV ist ein nationales Klassifikationssystem für psychische<br />
Störungen <strong>der</strong> Vereinigten Staaten von Amerika.<br />
wasserlösliches Vitamin (vorhanden in Blattgemüse, Getreidesorten,<br />
Hülsenfrüchte, Zitrusfrüchte) <strong>Der</strong> Großteil <strong>der</strong><br />
Bevölkerung in Deutschland nimmt mit <strong>der</strong> Nahrung zu wenig<br />
Folsäure auf.<br />
ist ein für alle Menschen lebenswichtiges Hormon, das in<br />
den β-Zellen <strong>der</strong> Bauchspeicheldrüse gebildet wird.<br />
Mikronährstoffen<br />
MPH<br />
Mikronährstoffen sind in erster Linie Vitamine, Mineralstoffe<br />
<strong>und</strong> Spurenelemente.<br />
Methylphenidat ist ein Arzneistoff mit stimulieren<strong>der</strong> Wirkung.<br />
Er gehört zu den <strong>Der</strong>ivaten von Amphetamin.
5<br />
NCD Allianz<br />
Niacin<br />
optimix<br />
Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten.<br />
Setzen sich für eine nachhaltige Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung in<br />
Deutschland ein.<br />
Vitamin B3 (tierische Produkte, Milchprodukte, Kaffee, Cashew-Kerne,)<br />
Forschungsinstitut für Kin<strong>der</strong>ernährung. Die Optimierte<br />
Mischkost – kurz optiMIX® – ist ein wissenschaftlich Begründetes,<br />
praktisch formuliertes Konzept für die Ernährung<br />
von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen im Alter von 1–18 Jahren.<br />
<br />
<br />
<br />
Reichlich: Getränke (kalorienfrei o<strong>der</strong> -arm) <strong>und</strong><br />
pflanzliche Lebensmittel (Gemüse, Obst, Getreideerzeugnisse,<br />
Kartoffeln)<br />
Mäßig: tierische Lebensmittel (Milch, Milchprodukte;<br />
Fleisch, Wurst, Eier, Fisch).<br />
Sparsam: Fett- <strong>und</strong> zuckerreiche Lebensmittel<br />
(Speisefette, Süßwaren, Knabberartikel) Kin<strong>der</strong>ernährung<br />
aktuell. Schwerpunkte für Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung<br />
<strong>und</strong> Prävention.<br />
Physiologie<br />
Pyridoxin<br />
die Physiologie (altgr. φύσις phýsis ‚Natur‘ <strong>und</strong> λόγος lógos<br />
‚Lehre‘, ‚Vernunft‘ bzw. physiologica = Naturk<strong>und</strong>e) ist als<br />
Teilgebiet <strong>der</strong> Biologie, die Lehre von den physikalischen<br />
<strong>und</strong> biochemischen Vorgängen in den Zellen, Geweben<br />
<strong>und</strong> Organen aller Lebewesen<br />
Vitamin B6 (vorhanden in tierische Produkte, Gemüse, Getreide)<br />
Vitamin B6 Gehalt eines Lebensmittels hängt stark<br />
davon ab, wie es zubereitet o<strong>der</strong> vor dem Kauf verarbeitet<br />
wurde.<br />
U. a. m. unter an<strong>der</strong>em mehr.<br />
Tryptophan<br />
proteinogene Aminosäure (vorhanden in Samen, Bohnen,<br />
Nüsse)
6<br />
Tyrosin<br />
L-Tyrosin zählt zu den nichtessenziellen Aminosäuren. Es<br />
kann, außer über die Nahrungsaufnahme normalerweise<br />
aus <strong>der</strong> essenziellen Aminosäure L-Phenylalanin in ausreichen<strong>der</strong><br />
Menge gebildet werden.
7<br />
1. Diabetes-Entwicklung in Deutschland<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Diabetes-Erkrankten in Deutschland (Prävalenz<br />
in Prozent) - Quelle: Michaelis et al., Exp. Clin. Endocrinol.<br />
1990, Köster et al., PMV 2008 & IDF 2012
8<br />
2. Tabelle: Vitamine: Bedeutung, Vorkommen <strong>und</strong> Tagesbedarf<br />
Quelle: St. Jakobs Apotheke. http://www.sjapo.ch/spezialgebiete/mineralstoffe-vitamine
9<br />
3. Tabelle: Mineralstoffe, Vorkommen, Wirksamkeit, Bedarf<br />
Quelle: St. Jakobs Apotheke. http://www.sjapo.ch/spezialgebiete/mineralstoffe-vitamine
10<br />
4. PR E S S EMI T T E I LUNG Den Tsunami <strong>der</strong> chronischen Krankheiten<br />
stoppen<br />
Vier Maßnahmen für eine wirkungsvolle <strong>und</strong> bevölkerungsweite<br />
Prävention<br />
Berlin, 12. November 2014 – Übergewicht <strong>und</strong> Bewegungsmangel gehören zu den Hauptursachen<br />
für nicht übertragbare Krankheiten. Ob Bluthochdruck, Schlaganfall, Typ-2-Diabetes,<br />
Krebs, Herz-Kreislauf- o<strong>der</strong> Atemwegserkrankungen, sie stehen in direktem Zusammenhang<br />
mit diesen Risikofaktoren. Um die Zunahme dieser Leiden zu stoppen, for<strong>der</strong>t die Deutsche<br />
Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz) die politisch Verantwortlichen in<br />
Deutschland auf, wirksame Maßnahmen zu ergreifen. Dazu gehören täglich mindestens eine<br />
St<strong>und</strong>e Sport in Kita <strong>und</strong> Schule, eine Zucker-/Fettsteuer auf unges<strong>und</strong>e Lebensmittel <strong>und</strong> die<br />
steuerliche Entlastung ges<strong>und</strong>er Lebensmittel, verbindliche Qualitätsstandards für die Schulverpflegung<br />
<strong>und</strong> ein Verbot von Lebensmittelwerbung, die sich an Kin<strong>der</strong> richtet. Prominente<br />
wie Eckart von Hirschhausen <strong>und</strong> Matthias Steiner stellen dieses Vier-Punkte-Programm<br />
zusammen mit Experten am 12. November in Berlin vor. Über die Hälfte <strong>der</strong> Erwachsenen <strong>und</strong><br />
fünfzehn Prozent <strong>der</strong> Drei- bis Siebzehnjährigen in Deutschland sind übergewichtig, ein knappes<br />
Viertel <strong>der</strong> Erwachsenen <strong>und</strong> sechs Prozent <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen sogar adipös –<br />
Tendenz steigend. Sie haben ein hohes Risiko, in <strong>der</strong> Folge ihres Übergewichts auch an Diabetes,<br />
Krebs, Herzinfarkt, Schlaganfall, Bluthochdruck o<strong>der</strong> Atemwegsleiden zu erkranken. In<br />
Europa verursachen diese chronischen Krankheiten bereits 86 Prozent <strong>der</strong> vorzeitigen Todesfälle<br />
<strong>und</strong> 77 Prozent <strong>der</strong> Krankheitslast. Dies führt nicht nur zu großem Leid, son<strong>der</strong>n auch zu<br />
Kosten in mehrstelliger Milliardenhöhe. Um die Zunahme dieser Erkrankungen zu stoppen,<br />
for<strong>der</strong>t die NCD Allianz daher B<strong>und</strong> <strong>und</strong> Län<strong>der</strong> auf, endlich wirkungsvolle Maßnahmen einzuleiten.<br />
„Es gibt h<strong>und</strong>erte von Präventionsangeboten in Deutschland. Sie haben den Tsunami<br />
<strong>der</strong> chronischen Krankheiten nicht aufhalten können. Appelle an die Vernunft des Einzelnen<br />
sind gescheitert“, erklärt Dr. Dietrich Garlichs, Sprecher <strong>der</strong> Allianz. „Wir müssen wegkommen<br />
von <strong>der</strong> bisherigen ‚Projektitis‘ hin zu Strukturlösungen, die einen ges<strong>und</strong>en Lebensstil för<strong>der</strong>n“,<br />
so Garlichs. Zu diesem Zweck hat die Allianz ein Vier-Punkte-Programm formuliert, das<br />
auch bildungsferne Schichten erreicht, die beson<strong>der</strong>s von den chronischen Krankheiten betroffen<br />
sind <strong>und</strong> die von den bisherigen Angeboten nicht erreicht werden.<br />
(1) Täglich mindestens eine St<strong>und</strong>e Bewegung (Sport) in Kita <strong>und</strong> Schule<br />
<strong>Der</strong> Lebensstil wird in jungen Jahren geprägt. Kin<strong>der</strong> bewegen sich heute viel zu wenig. Dabei<br />
ist Bewegung für ein ausgewogenes Verhältnis von Energieaufnahme <strong>und</strong> Energieverbrauch<br />
sehr wichtig: Täglich 60 bis 90 Minuten mo<strong>der</strong>ate Aktivität steigern den Energieverbrauch um<br />
r<strong>und</strong> zehn Prozent <strong>und</strong> verhin<strong>der</strong>n dadurch eine Gewichtszunahme – dies wird schon durch<br />
strammes Spazierengehen o<strong>der</strong> Fahrrad fahren erreicht. Deshalb gehört eine St<strong>und</strong>e Sport<br />
täglich auf den St<strong>und</strong>enplan für Schulen <strong>und</strong> Kitas, da nur dort alle Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
erreicht werden.<br />
(2) Adipogene Lebensmittel besteuern <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>e Lebensmittel entlasten (Zucker-<br />
/Fettsteuer)<br />
<strong>Der</strong> Lebensmittelpreis kann das Verbraucherverhalten stark beeinflussen. Wir essen heute<br />
doppelt so viel Zucker, Fett <strong>und</strong> Salz, als uns gut täte. Wenn in Lebensmitteln ein bestimmter<br />
Anteil an Fett, Zucker o<strong>der</strong> Salz überschritten wird, sollten sie durch eine Steuer verteuert<br />
werden. Entsprechend sollten ges<strong>und</strong>e Lebensmittel verbilligt werden. Län<strong>der</strong> wie Dänemark,<br />
Ungarn, Finnland <strong>und</strong> Frankreich haben bereits differenzierte Lebensmittelsteuern eingeführt.<br />
Selbst die nach kurzer Zeit in Dänemark aus koalitionspolitischen Gründen wie<strong>der</strong> abgeschaffte<br />
Fettsteuer senkte den Konsum stark fetthaltiger Produkte um 10 bis 20 Prozent.
11<br />
Wie erfolgreich Preissignale sein können, haben auch die Erfahrungen mit den Tabaksteuererhöhungen<br />
in Deutschland gezeigt. Erst durch sie konnte <strong>der</strong> Anteil <strong>der</strong> rauchenden Jugendlichen<br />
in den letzten zehn Jahren halbiert werden. Dagegen haben die Informations- <strong>und</strong> Aufklärungsprogramme<br />
an Schulen kaum einen Effekt gehabt.<br />
(3) Verbindliche Qualitätsstandards für Kita- <strong>und</strong> Schulverpflegung<br />
Kita <strong>und</strong> Schule können beim ges<strong>und</strong>en Aufwachsen von Kin<strong>der</strong>n eine wichtige Rolle übernehmen,<br />
da sie sich mit zunehmendem Nachmittagsunterricht <strong>und</strong> dem steigenden Anteil an<br />
Ganztagesschulen immer mehr zum zentralen Lebensraum von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen<br />
entwickeln. Infolgedessen essen Kin<strong>der</strong> auch immer häufiger in <strong>der</strong> Schule. Die Zusammensetzung<br />
<strong>und</strong> Qualität des täglichen Essens beeinflusst nicht nur die körperliche <strong>und</strong> geistige<br />
Entwicklung <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong> <strong>und</strong> Jugendlichen, son<strong>der</strong>n bestimmt auch maßgeblich, wie sich ihr<br />
Ernährungsverhalten bis ins Erwachsenenalter ausbildet <strong>und</strong> verfestigt. Die Schulverpflegung<br />
spielt daher nicht nur eine zentrale Rolle in <strong>der</strong> Entwicklung von Kin<strong>der</strong>n <strong>und</strong> Jugendlichen,<br />
son<strong>der</strong>n kann auch einen nachhaltigen Beitrag zum Ges<strong>und</strong>heitsverhalten in <strong>der</strong> Bevölkerung<br />
insgesamt leisten.<br />
(4) Verbot von an Kin<strong>der</strong> gerichtete Lebensmittelwerbung<br />
Die Lebensmittelindustrie bewirbt fast ausschließlich unges<strong>und</strong>e Nahrungsmittel, die viel Zucker,<br />
Fett o<strong>der</strong> Salz enthalten <strong>und</strong> welche die Entstehung von Übergewicht för<strong>der</strong>n; dazu gehören<br />
Süßwaren, stark zuckerhaltige Frühstückscerealien, Milchprodukte <strong>und</strong> Softdrinks sowie<br />
fett- <strong>und</strong> salzreiche Knabberwaren. Da die Ernährungsgewohnheiten in Kindheit <strong>und</strong> Jugend<br />
geprägt <strong>und</strong> dann zu einem hohen Grad im Erwachsenenalter beibehalten werden, versucht<br />
die Lebensmittelindustrie, Kin<strong>der</strong> als K<strong>und</strong>en von morgen mit Hilfe spezieller Kin<strong>der</strong>produkte<br />
<strong>und</strong> entsprechen<strong>der</strong> Werbung frühzeitig an Marken <strong>und</strong> Produkte zu binden. Kin<strong>der</strong> können<br />
häufig Werbebotschaften als solche nicht erkennen. Daten belegen, dass Kin<strong>der</strong>marketing<br />
das Risiko erhöht, überschüssiges Gewicht zuzulegen. Freiwillige Selbstverpflichtungen<br />
<strong>der</strong> Industrie haben sich als wirkungslos erwiesen.<br />
Dr. med. Eckart von Hirschhausen, ehemaliger Arzt an <strong>der</strong> Kin<strong>der</strong>klinik <strong>der</strong> Freien Universität<br />
Berlin, unterstützt das Anliegen <strong>der</strong> Allianz. „In Kin<strong>der</strong>gärten <strong>und</strong> Schulen entscheidet sich für<br />
das Leben, ob man seinen Körper verstehen <strong>und</strong> lieben lernt. Und weil ein ges<strong>und</strong>es Selbstvertrauen,<br />
Neugier <strong>und</strong> Freude die besten Garanten für ein glückliches <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>es Leben<br />
sind, ist es höchste Zeit, dass die Mediziner, Pädagogen <strong>und</strong> Erzieher mo<strong>der</strong>ne <strong>und</strong> praxiserprobte<br />
Konzepte an die Hand bekommen“, meint <strong>der</strong> Komiker <strong>und</strong> Mo<strong>der</strong>ator. Auch Matthias<br />
Steiner, Olympiasieger im Gewichtheben <strong>und</strong> Buchautor, findet den Ansatz richtig: „Sport o<strong>der</strong><br />
– für weniger Ambitionierte: tägliche Bewegung – ist <strong>der</strong> richtige Hebel, um das Verhältnis von<br />
Energiezufuhr <strong>und</strong> – verbrauch in eine stabile Balance zu bringen.“<br />
Die vier Maßnahmen werden auch von <strong>der</strong> Weltges<strong>und</strong>heitsorganisation (WHO) im Globalen<br />
Aktionsplan gegen nichtübertragbare Krankheiten 2013-2020 empfohlen. Mit <strong>der</strong> politischen<br />
Deklaration des ersten UN-Gipfels zur Prävention <strong>und</strong> Kontrolle nichtübertragbarer Krankheiten<br />
2011 <strong>und</strong> <strong>der</strong> Annahme des Globalen NCD-Aktionsplans bei <strong>der</strong> Weltges<strong>und</strong>heitsversammlung<br />
2013 ist Deutschland die Selbstverpflichtung eingegangen, die empfohlenen Politikstrategien<br />
umzusetzen. „Nun müssen die Verantwortlichen endlich handeln!“, for<strong>der</strong>t Garlichs.<br />
Quelle:<br />
Strategiepapier <strong>der</strong> Arbeitsgruppe Adipositasprävention in <strong>der</strong> Deutschen Allianz gegen<br />
Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz). Berlin. November 2014.<br />
Die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten (NCD Allianz)<br />
Die Deutsche Allianz gegen Nichtübertragbare Krankheiten hat sich 2011 zusammengeschlossen,<br />
um gemeinsam den UN-Gipfel gegen die nicht übertragbaren Krankheiten zu begleiten <strong>und</strong> sich<br />
für nachhaltige Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung in Deutschland, Europa <strong>und</strong> <strong>der</strong> Welt einzusetzen.<br />
<strong>Der</strong> NCD Allianz in Deutschland gehören die folgenden Organisationen an:<br />
B<strong>und</strong>esvereinigung Prävention <strong>und</strong> Ges<strong>und</strong>heitsför<strong>der</strong>ung (bvpg)<br />
Deutsche Adipositas Gesellschaft (DAG)
Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG)<br />
Deutsche Diabetes-Stiftung (DDS)<br />
Deutsche Gesellschaft für Kardiologie - Herz- <strong>und</strong> Kreislaufforschung e.V.<br />
Deutsche Gesellschaft für Pneumologie <strong>und</strong> Beatmungsmedizin (DGP)<br />
Deutsche Herzstiftung<br />
Deutsche Hochdruckliga e.V. (DHL)<br />
Deutsche Krebsgesellschaft (DKG)<br />
Deutsche Krebshilfe<br />
Deutscher Hausärzteverband<br />
Deutsches Krebsforschungszentrum (dkfz)<br />
diabetesDE – Deutsche Diabetes Hilfe<br />
Kompetenznetz Adipositas<br />
Verband <strong>der</strong> Diabetes-Beratungs- <strong>und</strong> Schulungsberufe in Deutschland<br />
(VDBD)<br />
westdeutsches tumorzentrum (wtz)<br />
Kontakt für Journalisten:<br />
Pressestelle DDG<br />
Anne-Katrin Döbler <strong>und</strong> Dagmar Arnold<br />
Postfach 30 11 20, 70451 Stuttgart<br />
Tel.: 0711 8931-380, Fax: 0711 8931-167<br />
arnold@medizinkommunikation.org<br />
Deutsche Diabetes Gesellschaft<br />
Geschäftsstelle<br />
Reinhardtstr. 31, 10117 Berlin<br />
Tel.: 030 3116937-0, Fax: 030 3116937-20<br />
info@ddg.info<br />
www.ddg.info<br />
12
Eidesstattliche Erklärung<br />
13