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DerivateMagazin_No1_2016

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40<br />

! MERGERS & ACQUISITIONS<br />

Parallel erfolgte ein vergleichbares Angebot nach US-<br />

Recht für US-Aktionäre. Der Unternehmenserwerb stand<br />

zum Redaktionsschluss des Derivate Magazins unter dem<br />

Vorbehalt einer Zustimmung durch die Wettbewerbsbehörden<br />

– insbesondere des US-Regierungsausschusses<br />

zur Kontrolle von Auslandsinvestitionen in den USA<br />

(CFIUS). So befindet sich unter den bisherigen Syngenta-Anteilseignern<br />

der US-Vermögensverwalter Blackrock<br />

mit einem Anteil von 4,88 Prozent. Zumindest bestätigte<br />

ein Gutachten der chinesischen Kanzlei Fangda, dass<br />

die Trennung von Regierung und Unternehmensführung<br />

gewährleistet sei. Entsprechend erwartet die Schweizer<br />

Kommission daher keine staatlichen Eingriffe in die strategischen<br />

oder unternehmerischen Entscheidungen von<br />

ChemChina oder ihrer Töchterfirmen. Selbst der Syngenta-Verwaltungsrat<br />

hat bereits empfohlen, das Angebot<br />

aus China anzunehmen. Ihm wurde durch ChemChina<br />

zugesichert, dass nach einer Übernahme von den aktuell<br />

zehn Mitgliedern vier unabhängige Räte weiter amtieren<br />

dürften. Zusätzlich wurde vereinbart, Syngenta binnen<br />

fünf Jahren wieder an die Börse zu bringen.<br />

Mit diesen Offerten bestätigte ChemChina erneut seinen<br />

Ruf als expansionsfreudiges chinesisches Unternehmen.<br />

Erst Anfang Januar war die Übernahme des deutschen<br />

Herstellers von Spezialmaschinen KraussMaffei für 929<br />

Millionen Euro bekanntgegeben worden. Der chinesische<br />

Staatskonzern hat seit Mitte der 1990er Jahre zahlreiche<br />

Übernahmen in den verschiedensten Bereichen und Weltgegenden<br />

getätigt. So auch 2015, als der italienische Reifen-Hersteller<br />

Pirelli aufgekauft wurde.<br />

M&As CHINESISCHER UNTERNEHMEN<br />

IN EUROPA 2015 (2014)<br />

Deutschland<br />

Großbritannien<br />

Frankreich<br />

Italien<br />

Spanien<br />

Niederlande<br />

Russland<br />

Schweden<br />

Schweiz<br />

Portugal<br />

Luxemburg<br />

Belgien<br />

Tschechien<br />

Österreich<br />

Türkei<br />

andere<br />

3 (3)<br />

3 (2)<br />

3 (1)<br />

3 (1)<br />

2 (4)<br />

6 (5)<br />

5 (4)<br />

7 (3)<br />

!derivate MAGAZIN 01/<strong>2016</strong><br />

9 (10)<br />

9 (4)<br />

10<br />

12 (10)<br />

17 (11)<br />

20 (13)<br />

Quelle: Ernst & Young GmbH Wirtschaftsprüfungsgesellschaft,<br />

Chinesische Unternehmenskäufe in Europa, Februar <strong>2016</strong><br />

36 (36)<br />

34 (24)<br />

HILFSBEDÜRFTIGE UNTERNEHMEN GESUCHT<br />

Dass es durchaus lohnend sein kann, ein notleidendes<br />

Unternehmen zu akquirieren, zeigte die Übernahme von<br />

Dürkopp Adler durch die ShangGong Gruppe im Jahr<br />

2005. Denn das Bielefelder Unternehmen, das mit seinen<br />

industriellen Nähmaschinen noch vor beinahe unüberwindbaren<br />

Hürden stand, konnte mithilfe der Reorganisation<br />

und Produktionsauslagerung nach Rumänien schon<br />

bald wieder profitabel agieren. Für die Shanghaier Shang-<br />

Gong war dies jedoch nicht weniger als der Start einer<br />

strategischen Einkaufstour in Deutschland. Es folgte die<br />

Übernahme der angeschlagenen Pfaff Industriesysteme<br />

und Maschinen im Jahr 2013, übrigens ein seit 150 Jahren<br />

äußerst ungeliebter Wettbewerber von Dürkopp Adler.<br />

Nach der Integration der Kaiserslauterer in den Konzern<br />

des chinesischen Serieninvestors lernten die beiden deutschen<br />

Unternehmen aus der Welt der Industrie-Näh- und<br />

Schweißmaschinen, wenn auch als eigenständige Marken<br />

mit eigenen Produkten, die Zusammenarbeit unter<br />

einem Dach und das Ausschöpfen sinnvoller Synergien<br />

beim weltweiten Vertrieb, in der Produktentwicklung,<br />

dem Sourcing und der Produktion von Näh- und Schweißtechnik.<br />

Im persönlichen Gespräch mit der Redaktion des<br />

Derivate Magazins bestätigte Min Zhang, Vorstandsvorsitzender<br />

der ShangGong Gruppe, dass vor allem die individuelle<br />

Definition der Marktstrategien sowie die Fokussierung<br />

der Schwerpunkte in der Produktentwicklung<br />

den internen Wettbewerb vermieden haben.<br />

Mit einer weiteren Übernahme in 2013, der von KSL Kellmann,<br />

stärkte ShangGong schließlich seinen Automatisierungsbereich.<br />

Die damit ohnehin bereits starke Präsenz<br />

in Europa unterstrich die Minderheitsbeteiligung von<br />

26 Prozent am Reutlinger Traditionsunternehmen Stoll,<br />

dem führenden deutschen Hersteller von Flachstrickmaschinen.<br />

Letztlich zeigten die Übernahmen durch Shang-<br />

Gong, dass Befürchtung, der deutsche Mittelstand würde<br />

aufgekauft, zerlegt und nach China exportiert werden,<br />

unbegründet sind. Schließlich wurde sogar der Dürkopp<br />

Adler-Standort Bielefeld zum Forschungs- und Entwicklungszentrum<br />

des gesamten Konzerns ausgebaut. Das<br />

chinesische Ziel war es, die eigene Marktposition vor<br />

allem in China wieder aufzubauen, zu festigen und zeitgleich<br />

eine Internationalisierungsstrategie zu verwirklichen,<br />

um weltweit neue Märkte erschließen zu können.<br />

Insgesamt lässt sich anhand der aufgeführten Beispiele<br />

festhalten, dass der wirtschaftliche Wandel Chinas zu einer<br />

innovativen Volkswirtschaft führt, in der chinesische Unternehmen<br />

zunehmend Unternehmen aus den Industrieländern<br />

auf Augenhöhe begegnen. Strategische Beteiligungen,<br />

Übernahmen und Kooperationen werden da auch<br />

in Zukunft nicht ausbleiben.<br />

Marcus Kapust<br />

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