DerivateMagazin_No1_2016
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56<br />
! ALTERNATIVE INVESTMENTS<br />
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Das genannte Beispiel eignet sich zwar nicht unbedingt<br />
für Einsteiger, genug bezahlbare Einstiegsweine, die bei<br />
guter Lagerung Wertsteigerungen von 200 Prozent erzielen,<br />
sind aber vorhanden. Hierfür sind Vertreter aus dem<br />
Hause Mouton- und Lafite-Rothschild, Pétrus, Ausone,<br />
Cheval Blanc oder auch Haut-Brion prädestiniert. Alljährlich<br />
machen sich arrivierte Facheinkäufer auf den Weg in<br />
die Weingüter, um diese en primeur zu verkosten. Das<br />
Urteil dieser verschworenen Gemeinschaft ist dann die<br />
Grundlage für den Preis, zu dem der gute Tropfen zum<br />
frühesten möglichen Zeitpunkt nach der Flaschenfüllung<br />
in den Läden verkauft werden darf. Weitere ein bis drei<br />
Jahre wird der Wein noch in Fässern gelagert, bis er ausgeliefert<br />
wird. Subskription heißt dieses für die Spitzenweingüter<br />
so lukrative wie bedeutungsvolle Prozedere.<br />
DOCH WAS SIND DIE ENTSCHEIDUNGSGRUND-<br />
LAGEN FÜR EINEN ANLEGER BEIM KAUF EINES<br />
WEINES UND BEI DER PREISBEMESSUNG?<br />
JÄGER UND SAMMLER MÜSSEN HIER<br />
IMMER REALISTISCH UND AUF DEM BODEN<br />
DER TATSACHEN BLEIBEN.<br />
Auch mit der besten Auswahl ist es nicht immer bestens<br />
bestellt: Da sich die Qualität eines Weines aus dem Bordelais<br />
letztendlich erst nach etwa zehn Jahren erweist,<br />
bleibt immer auch ein Risiko bestehen. Ein Faktor ist zum<br />
Beispiel der Winzer, bei dem abgefüllt wird.<br />
Einige Sicherheit darf man sich aber von den Tropfen der<br />
Champions League dennoch erhoffen. Wem das aber zu<br />
ungewiss ist, der greift bei bereits trinkbaren Weinen zu<br />
und bildet sich seine eigene Meinung über das Wunschprodukt.<br />
Während junge Weine erst noch halten müssen,<br />
was sie ihren Käufern versprechen, gibt es aber immer<br />
noch die alten, edlen Tropfen, für deren Besitzer exklusiver<br />
Wein ein Statussymbol ist.<br />
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WEINHÄNDLER MIT<br />
ROTWEIN-SUBSKRIPTION<br />
Villa Caviciana<br />
www.villacaviciana.com<br />
Hanseatisches<br />
Wein & Sekt Kontor<br />
www.hawesko.de<br />
Kölner Weinkeller<br />
www.koelner-weinkeller.de<br />
Mövenpick Wein<br />
www.moevenpick-wein.de<br />
C&D<br />
Weinhandelsgesellschaft<br />
www.c-und-d.de<br />
Rund 290.000 Dollar erzielte eine spektakuläre<br />
Auktion vor ungefähr zehn Jahren bei<br />
Christie‘s für eine Kiste mit zwölf Flaschen<br />
Rotwein. Doch der anonyme Bieter, der für die Raritäten<br />
aus dem Hause „Mouton Rothschild 1945“ bot, wollte<br />
sich damit nicht zufriedengeben. Er ersteigerte noch<br />
weitere sechs Magnumflaschen desselben Jahrgangs<br />
zu 57.500 Dollar die Flasche für insgesamt 250.000<br />
Euro. Laut Hersteller Château Mouton-Rothschild war<br />
der Rekordwein noch von hervorragender Qualität.<br />
Die Geschichte zeigt, wie sich große Jahrgänge zu<br />
herausragenden Wertanlagen entwickeln können.<br />
Ob es nun die Besonderheit des Jahrgangs ist oder wie<br />
in diesem Fall ein historisches Bezugsdatum wie das<br />
Ende des Zweiten Weltkriegs oder aber auch wie in<br />
vielen Fällen ein Geburtstag – Zugänge für die Begründung<br />
astronomischer Preise sind beim Wein auf Käufer,<br />
wie auf Verkäuferseite reichlich vorhanden.<br />
Einer der besten und wichtigsten Anhaltspunkte vor jeder<br />
Kaufentscheidung ist die berühmte Bewertungsliste<br />
des Amerikaners Robert Parker. Der weltweit anerkannteste,<br />
aber auch gefürchtetste Weinkritiker vergibt bis zu<br />
100 Punkte für einen Top Wein. Die Parker-Punkte kann<br />
man also getrost als die wichtigste Währung in diesem<br />
Geschäft bezeichnen. Je näher ein Top-Wein eines global<br />
bekannten Gutes der 100-Punkte-Marke kommt, desto<br />
größer die Wahrscheinlichkeit, dass man einen potentiellen<br />
Schatz in seinem Weinkeller hat. Jahrgänge unter<br />
90 Punkten bieten dagegen kaum monetäre Chancen jenseits<br />
des Genussfaktors.<br />
Der beste Weg zu einem Weinkeller mit Potenzial führt<br />
daher über die alljährliche Subskriptionsliste arrivierter<br />
Weinhändler. Aber auch hier sollte man sich die Zeit zum<br />
Vergleichen nehmen, denn oft kalkulieren die Anbieter<br />
ganz unterschiedlich. Daher sollte man auf einen oder<br />
mehrere Weinhändler seines Vertrauens zurückgreifen.<br />
Natürlich gibt es auch hier gesetzte Marken, bei denen<br />
man eigentlich nichts falsch machen kann: Wer zum Beispiel<br />
an Cheval Blanc oder Pétrus herankommt, der liegt<br />
auf lange Sicht richtig.<br />
Information ist aber auch hier alles. Und das eigene<br />
Urteilsvermögen sollte daher nie außer Acht gelassen<br />
werden. Sind also riesige Tranchen aus ertragreichen<br />
Jahrgängen im Umlauf, mindert dies auf jeden Fall die<br />
Exklusivität – wenn auch nicht den Genuss.<br />
David Ritter, FreeImages.com<br />
!derivate MAGAZIN 01/<strong>2016</strong>