Alpinski-Set Skischuh - Leben im Salzkammergut
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Schafe in Fernweide (ohne Stall) auf dem Sarstein<br />
Das genutzte Grünland war jedoch<br />
nicht von Menschenhand geschaffen,<br />
also gerodet, sondern aufgrund besonderer<br />
natürlicher Voraussetzungen<br />
in den – für das Dachsteinplateau<br />
typischen – Karstmulden entstanden.<br />
In diesen Karstmulden herrscht ein<br />
„Kleinkl<strong>im</strong>a“, da sich dort Kälteseen<br />
bilden. Diese verhindern Strauchund<br />
Baumbewuchs, stattdessen<br />
wachsen dort Gräser und Kräuter.<br />
Almen auf dem Dachsteinplateau<br />
sind nicht nur für die Bronzezeit, sondern<br />
auch für die Römerzeit (man hat<br />
sogar römerzeitliche Almglocken gefunden!),<br />
das Mittelalter und die Neuzeit<br />
nachgewesen. „Am Stoa“ dürfte<br />
die Almwirtschaft bis vor rund 400<br />
Jahren geblüht haben, da ein wärmeres<br />
Kl<strong>im</strong>a herrschte. Man hat <strong>im</strong> Eis<br />
der Rieseneishöhle eingeschlossene<br />
Blütenpollen entdeckt und analysiert<br />
und den Blütenstaub klassischer<br />
„Kulturbegleiter“, wie des Walnussbaums<br />
festgestellt, der damals noch<br />
bis auf 1000 m Seehöhe wuchs. Auch<br />
der Blütenstaub von Kornblume,<br />
Buchweizen, Getreide, Hopfen und<br />
Hanf konnte <strong>im</strong> rund 500 Jahre alten<br />
Höhleneis nachgewesen werden. Da<br />
um 1600 eine „Kl<strong>im</strong>averschlechterung“<br />
einsetzte und damit einhergehend<br />
die Vergletscherung eingesetzt<br />
hatte, waren die Auswirkungen auf<br />
die Almwirtschaft entsprechend negativ.<br />
Im Volksmund versuchte man<br />
solche Kl<strong>im</strong>aphänomene mit christlich<br />
motivierten Sagen zu erklären,<br />
eben mit „Der Rache des Dachsteinkönigs“<br />
von der übergossenen Alm,<br />
die erzählt, dass die Menschen in<br />
Saus und Braus lebten und ihre reichen<br />
Almen zur Strafe unter Schnee<br />
und Eis begraben wurden.<br />
Generell kann man davon ausgehen,<br />
dass – die Bevölkerung war ab der Be-<br />
siedlung und Rodung der <strong>Salzkammergut</strong>täler,<br />
also ab dem 8./9. Jahrhundert<br />
stetig gewachsen – mit dem<br />
15. Jahrhundert viele Bauern eine Nieder-<br />
und eine Hochalm hatten. Dort,<br />
wo keine natürlichen Urweiden vorhanden<br />
waren, hatte man die steinigen<br />
Flächen almtauglich gemacht<br />
oder geschwendet (gerodet).<br />
Der Kampf um Weide- und Almrechte<br />
Almwirtschaft war zwar seit jeher unerlässlich<br />
für die alpine Viehwirtschaft<br />
und für die Versorgung der<br />
Bevölkerung, <strong>im</strong> Salz-Kammergut jedoch<br />
prallten bald die Interessen der<br />
Bauern auf jene der Landesfürsten,<br />
nämlich der Habsburger und ihrer Salinen.<br />
Der dominierende Wirtschaftsfaktor<br />
ab dem 14. Jahrhundert war<br />
nun einmal das Salzwesen, das den<br />
Habsburgern seit ihrem Herrschaftsanspruch,<br />
seit den 1280ern, wichtige<br />
Einnahmen sicherte. Die Sudpfannen<br />
zum Sieden der Sole mussten ununterbrochen<br />
mit ausreichend Holz „gefüttert“<br />
werden und daher stand aller<br />
Wald bald unter der „Oberhoheit“ der<br />
landesfürstlichen Hofkammer, deren<br />
verlängerter Arm das Salzamt in<br />
Gmunden war.<br />
Die Landesfürsten wurden aus<br />
„Angst“ um die ausreichende Versorgung<br />
der Sudpfannen mit Holz geradezu<br />
zu Gegnern jeglicher Alm- und<br />
Waldweide <strong>im</strong> Kammergut. Man sah<br />
sie – nicht zu Unrecht – als massive<br />
Gefährdung für die Wiederaufforstung<br />
der Kahlschläge und den Jungwald<br />
an.<br />
Ein ständiger und Jahrhunderte währender<br />
Kampf um Gebirgs- und<br />
Waldweiden zwischen Salzamt und<br />
Bauern, begleitet von Verboten und<br />
Strafandrohungen, war die Folge.<br />
Hänge durften zur Gewinnung von<br />
Grasland und Almweiden nicht gerodet<br />
werden. Alle Flächen sollten dem<br />
Wald vorbehalten sein, um Schäden<br />
durch Vieh zu vermeiden.<br />
Im ersten „Reformationslibell“ (eine<br />
Art Verfassung und „Betriebsordnung“,<br />
die als Grundlage für die Wirtschaftsweise<br />
<strong>im</strong> Kammergut diente,<br />
aus dem Jahr 1524) wurde den Almleuten<br />
ausdrücklich untersagt, „in die<br />
LEBENSART<br />
verlassenen Werkstätten zu ziehen<br />
und sie zu Alben zu machen“. Da das<br />
Verbot nichts half, mussten die Holzknechte<br />
bis ins 19. Jahrhundert, bis<br />
die Befeuerung der Sudpfannen auf<br />
Kohle umgestellt wurde, nach vollbrachtem<br />
Kahlschlag und entsprechender<br />
Holzarbeiten, die Holzknechtstuben<br />
wieder abbauen. So<br />
sollten die Bauern davon abgehalten<br />
werden, die Stuben als Almhütten<br />
und die Kahlschläge als Weiden zu<br />
nützen. Jedoch, so schreibt Carl<br />
Schraml weiter, die zähe Entschlossenheit<br />
der Gebirgsbauern in der Verteidigung<br />
des zur Erhaltung des<br />
Viehsandes nötigen Weidegrundes,<br />
blieb nicht ohne Wirkung. Die Regierung<br />
musste schließlich das Bedürfnis<br />
der Bevölkerung nach Aufbesserung<br />
der kargen Ernährungssituation<br />
durch Viehzucht und Almwirtschaft<br />
anerkennen. In Urbaren (Verzeichnisse<br />
über Besitzrechte der Grundherrren<br />
und zu erbingende Leistungen<br />
der Untertanen) und in den<br />
Waldordnungen (z.B. unter Kaiser<br />
Maxmilan I.) wurden die den Bauern<br />
zugestandenen Rechte niedergeschrieben.<br />
Man verlieh zum Beispiel<br />
Almrechte, aber nur für so viel Vieh,<br />
als die Bauern auch wirklich über den<br />
Winter brachten. Aber mit den Auftriebszahlen<br />
nahmen es die Bauern<br />
nicht so genau, wie das Beispiel Hallstatt<br />
von 1702 belegt: 24 Rinder waren<br />
zum Almauftrieb zugelassen, 50<br />
Stück grasten stattdessen munter auf<br />
den Almweiden vor sich hin. Das<br />
hatte natürlich auch seinen Grund in<br />
der ständig wachsenden Bevölkerung.<br />
Und daher stellte das Pflegamt<br />
Wildenstein trotz Verbots der Hofkammer<br />
auch weiterhin Almbriefe für<br />
seine Untertanen aus… bis die Hofkammer<br />
1707 drohte, das überzählige<br />
Vieh zu beschlagnahmen.<br />
Als besonders schädlich für den Wald<br />
galt das viele „Gaisvieh“. Ziegen<br />
waren sehr beliebt. Sie gaben relativ<br />
viel Milch, brauchten aber weniger<br />
Futter als Rinder. Vor allem Kleinhäusler<br />
und Arbeiter ohne Grundbesitz<br />
hätten sich die Haltung einer Kuh<br />
niemals leisten können, schon die<br />
Haltung von 1 bis 2 Ziegen (vor allem<br />
über den Winter) war für sie eine existentielle<br />
Herausforderung. Der Auftrieb<br />
des „Gaisviehs“ wurde aber