08.12.2012 Aufrufe

Alpinski-Set Skischuh - Leben im Salzkammergut

Alpinski-Set Skischuh - Leben im Salzkammergut

Alpinski-Set Skischuh - Leben im Salzkammergut

MEHR ANZEIGEN
WENIGER ANZEIGEN

Sie wollen auch ein ePaper? Erhöhen Sie die Reichweite Ihrer Titel.

YUMPU macht aus Druck-PDFs automatisch weboptimierte ePaper, die Google liebt.

43<br />

Schafe in Fernweide (ohne Stall) auf dem Sarstein<br />

Das genutzte Grünland war jedoch<br />

nicht von Menschenhand geschaffen,<br />

also gerodet, sondern aufgrund besonderer<br />

natürlicher Voraussetzungen<br />

in den – für das Dachsteinplateau<br />

typischen – Karstmulden entstanden.<br />

In diesen Karstmulden herrscht ein<br />

„Kleinkl<strong>im</strong>a“, da sich dort Kälteseen<br />

bilden. Diese verhindern Strauchund<br />

Baumbewuchs, stattdessen<br />

wachsen dort Gräser und Kräuter.<br />

Almen auf dem Dachsteinplateau<br />

sind nicht nur für die Bronzezeit, sondern<br />

auch für die Römerzeit (man hat<br />

sogar römerzeitliche Almglocken gefunden!),<br />

das Mittelalter und die Neuzeit<br />

nachgewesen. „Am Stoa“ dürfte<br />

die Almwirtschaft bis vor rund 400<br />

Jahren geblüht haben, da ein wärmeres<br />

Kl<strong>im</strong>a herrschte. Man hat <strong>im</strong> Eis<br />

der Rieseneishöhle eingeschlossene<br />

Blütenpollen entdeckt und analysiert<br />

und den Blütenstaub klassischer<br />

„Kulturbegleiter“, wie des Walnussbaums<br />

festgestellt, der damals noch<br />

bis auf 1000 m Seehöhe wuchs. Auch<br />

der Blütenstaub von Kornblume,<br />

Buchweizen, Getreide, Hopfen und<br />

Hanf konnte <strong>im</strong> rund 500 Jahre alten<br />

Höhleneis nachgewesen werden. Da<br />

um 1600 eine „Kl<strong>im</strong>averschlechterung“<br />

einsetzte und damit einhergehend<br />

die Vergletscherung eingesetzt<br />

hatte, waren die Auswirkungen auf<br />

die Almwirtschaft entsprechend negativ.<br />

Im Volksmund versuchte man<br />

solche Kl<strong>im</strong>aphänomene mit christlich<br />

motivierten Sagen zu erklären,<br />

eben mit „Der Rache des Dachsteinkönigs“<br />

von der übergossenen Alm,<br />

die erzählt, dass die Menschen in<br />

Saus und Braus lebten und ihre reichen<br />

Almen zur Strafe unter Schnee<br />

und Eis begraben wurden.<br />

Generell kann man davon ausgehen,<br />

dass – die Bevölkerung war ab der Be-<br />

siedlung und Rodung der <strong>Salzkammergut</strong>täler,<br />

also ab dem 8./9. Jahrhundert<br />

stetig gewachsen – mit dem<br />

15. Jahrhundert viele Bauern eine Nieder-<br />

und eine Hochalm hatten. Dort,<br />

wo keine natürlichen Urweiden vorhanden<br />

waren, hatte man die steinigen<br />

Flächen almtauglich gemacht<br />

oder geschwendet (gerodet).<br />

Der Kampf um Weide- und Almrechte<br />

Almwirtschaft war zwar seit jeher unerlässlich<br />

für die alpine Viehwirtschaft<br />

und für die Versorgung der<br />

Bevölkerung, <strong>im</strong> Salz-Kammergut jedoch<br />

prallten bald die Interessen der<br />

Bauern auf jene der Landesfürsten,<br />

nämlich der Habsburger und ihrer Salinen.<br />

Der dominierende Wirtschaftsfaktor<br />

ab dem 14. Jahrhundert war<br />

nun einmal das Salzwesen, das den<br />

Habsburgern seit ihrem Herrschaftsanspruch,<br />

seit den 1280ern, wichtige<br />

Einnahmen sicherte. Die Sudpfannen<br />

zum Sieden der Sole mussten ununterbrochen<br />

mit ausreichend Holz „gefüttert“<br />

werden und daher stand aller<br />

Wald bald unter der „Oberhoheit“ der<br />

landesfürstlichen Hofkammer, deren<br />

verlängerter Arm das Salzamt in<br />

Gmunden war.<br />

Die Landesfürsten wurden aus<br />

„Angst“ um die ausreichende Versorgung<br />

der Sudpfannen mit Holz geradezu<br />

zu Gegnern jeglicher Alm- und<br />

Waldweide <strong>im</strong> Kammergut. Man sah<br />

sie – nicht zu Unrecht – als massive<br />

Gefährdung für die Wiederaufforstung<br />

der Kahlschläge und den Jungwald<br />

an.<br />

Ein ständiger und Jahrhunderte währender<br />

Kampf um Gebirgs- und<br />

Waldweiden zwischen Salzamt und<br />

Bauern, begleitet von Verboten und<br />

Strafandrohungen, war die Folge.<br />

Hänge durften zur Gewinnung von<br />

Grasland und Almweiden nicht gerodet<br />

werden. Alle Flächen sollten dem<br />

Wald vorbehalten sein, um Schäden<br />

durch Vieh zu vermeiden.<br />

Im ersten „Reformationslibell“ (eine<br />

Art Verfassung und „Betriebsordnung“,<br />

die als Grundlage für die Wirtschaftsweise<br />

<strong>im</strong> Kammergut diente,<br />

aus dem Jahr 1524) wurde den Almleuten<br />

ausdrücklich untersagt, „in die<br />

LEBENSART<br />

verlassenen Werkstätten zu ziehen<br />

und sie zu Alben zu machen“. Da das<br />

Verbot nichts half, mussten die Holzknechte<br />

bis ins 19. Jahrhundert, bis<br />

die Befeuerung der Sudpfannen auf<br />

Kohle umgestellt wurde, nach vollbrachtem<br />

Kahlschlag und entsprechender<br />

Holzarbeiten, die Holzknechtstuben<br />

wieder abbauen. So<br />

sollten die Bauern davon abgehalten<br />

werden, die Stuben als Almhütten<br />

und die Kahlschläge als Weiden zu<br />

nützen. Jedoch, so schreibt Carl<br />

Schraml weiter, die zähe Entschlossenheit<br />

der Gebirgsbauern in der Verteidigung<br />

des zur Erhaltung des<br />

Viehsandes nötigen Weidegrundes,<br />

blieb nicht ohne Wirkung. Die Regierung<br />

musste schließlich das Bedürfnis<br />

der Bevölkerung nach Aufbesserung<br />

der kargen Ernährungssituation<br />

durch Viehzucht und Almwirtschaft<br />

anerkennen. In Urbaren (Verzeichnisse<br />

über Besitzrechte der Grundherrren<br />

und zu erbingende Leistungen<br />

der Untertanen) und in den<br />

Waldordnungen (z.B. unter Kaiser<br />

Maxmilan I.) wurden die den Bauern<br />

zugestandenen Rechte niedergeschrieben.<br />

Man verlieh zum Beispiel<br />

Almrechte, aber nur für so viel Vieh,<br />

als die Bauern auch wirklich über den<br />

Winter brachten. Aber mit den Auftriebszahlen<br />

nahmen es die Bauern<br />

nicht so genau, wie das Beispiel Hallstatt<br />

von 1702 belegt: 24 Rinder waren<br />

zum Almauftrieb zugelassen, 50<br />

Stück grasten stattdessen munter auf<br />

den Almweiden vor sich hin. Das<br />

hatte natürlich auch seinen Grund in<br />

der ständig wachsenden Bevölkerung.<br />

Und daher stellte das Pflegamt<br />

Wildenstein trotz Verbots der Hofkammer<br />

auch weiterhin Almbriefe für<br />

seine Untertanen aus… bis die Hofkammer<br />

1707 drohte, das überzählige<br />

Vieh zu beschlagnahmen.<br />

Als besonders schädlich für den Wald<br />

galt das viele „Gaisvieh“. Ziegen<br />

waren sehr beliebt. Sie gaben relativ<br />

viel Milch, brauchten aber weniger<br />

Futter als Rinder. Vor allem Kleinhäusler<br />

und Arbeiter ohne Grundbesitz<br />

hätten sich die Haltung einer Kuh<br />

niemals leisten können, schon die<br />

Haltung von 1 bis 2 Ziegen (vor allem<br />

über den Winter) war für sie eine existentielle<br />

Herausforderung. Der Auftrieb<br />

des „Gaisviehs“ wurde aber

Hurra! Ihre Datei wurde hochgeladen und ist bereit für die Veröffentlichung.

Erfolgreich gespeichert!

Leider ist etwas schief gelaufen!