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karriereführer ingenieure 1.2016

Ingenieure: Trendthema Enabling Der englische Begriff steht für einen neuen Trend in technischen Unternehmen. Es geht darum, Strukturen zu schaffen und Mitarbeiter zu finden, die Weiterentwicklungen ermöglichen. Ob Geschäftsmodelle aus Weltraumträumen oder ein Drachenantrieb für Ozeantanker: Innovative Unternehmen suchen nach experimentierfreudigen Ingenieuren. Damit das funktioniert, bieten sie eine Unternehmenskultur, die Innovationen ermöglicht, statt sie zu verhindern.

Ingenieure: Trendthema Enabling

Der englische Begriff steht für einen neuen Trend in technischen
Unternehmen. Es geht darum, Strukturen zu schaffen und Mitarbeiter
zu finden, die Weiterentwicklungen ermöglichen. Ob Geschäftsmodelle aus
Weltraumträumen oder ein Drachenantrieb für Ozeantanker: Innovative
Unternehmen suchen nach experimentierfreudigen Ingenieuren. Damit das
funktioniert, bieten sie eine Unternehmenskultur, die Innovationen ermöglicht,
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<strong>karriereführer</strong> <strong>ingenieure</strong><br />

<strong>1.2016</strong><br />

Foto: Fotolia/ra2 studio<br />

Brauchen<br />

Ingenieure Ethik?<br />

Oftmals müssen Entwickler<br />

von Technik aufgrund<br />

unvollständigen Wissens<br />

entscheiden und können dann<br />

Nebenfolgen kaum oder gar nicht<br />

abschätzen. In seinem Gastartikel<br />

geht Prof. Dr. Klaus Kornwachs den<br />

Fragen nach, ob Ingenieure auch für<br />

unabsehbare Nebenfolgen ihrer<br />

Produkte verantwortlich sind und ob<br />

man Nichtwissen moralisieren kann.<br />

Von Prof. Dr. phil. habil. Dipl. Phys.<br />

Klaus Kornwachs, Universität Ulm und<br />

Deutsche Akademie für<br />

Technikwissenschaften, München<br />

Entscheidungen über technische Entwicklungen<br />

werden heute nicht mehr<br />

von einzelnen Ingenieuren, sondern<br />

von Teams, Gremien und Ausschüssen<br />

getroffen. Dies gilt auch für die Festlegung<br />

von Grenzwerten und Richtlinien.<br />

Dann stellt sich irgendwann später<br />

heraus, dass man eine Nebenfolge<br />

eines Produkts – man denke an die Giftigkeit<br />

des Pflanzenschutzmittels DDT<br />

oder an die Wirkung von FCKW als<br />

Kühlmittel – übersehen hatte. Wer ist<br />

nun für diese Nebenfolge verantwortlich,<br />

die Schaden und Kosten verursacht?<br />

Das einzelne Mitglied der Entwicklergruppe<br />

oder des Entscheidungsgremiums,<br />

das Gremium, die<br />

Herstellerfirma oder gar die Politik?<br />

Ingenieure können schnell in ein<br />

Dilemma geraten, gerade dann, wenn<br />

sie sich an einer entsprechenden Scharnierstelle<br />

im Entwicklungsprozess oder<br />

im Prozessmanagement befinden.<br />

Beteiligen sie sich an Arbeiten und Projekten,<br />

die ihren eigenen ethischen<br />

Maßstäben und moralischen Überzeugungen<br />

nicht genügen (Militärtechnik,<br />

Missachtung von Umwelterfordernissen,<br />

Verletzung der Privatsphäre werden<br />

hier häufig genannt) oder lehnen<br />

sie dies ab und gefährden durch ihre<br />

Haltung ihre Karriere?<br />

Ein klassisches Beispiel stellt die Warnung<br />

des damals jungen Ingenieurs<br />

Roger Boisjoly dar, die dem Challenger-<br />

Unglück im Januar 1986 voranging. Es<br />

ging um mögliche Materialfehler an<br />

Dichtungsringen bei niedrigen Temperaturen.<br />

Das Management soll geantwortet<br />

haben: „Take off your engineering<br />

hat and put on your management<br />

hat!" Heute weiß man, dass die politisch<br />

Verantwortlichen den Start unbedingt<br />

durchführen wollten. Das Ergebnis<br />

ist bekannt.<br />

In der Ethik nennen wir das den Konflikt<br />

zwischen einer allgemeinen moralischen<br />

Verantwortung und einer Rollenverantwortung,<br />

zum Beispiel als Ingenieur<br />

und Mitarbeiter einer Firma oder<br />

Behörde, die einen gewissen Loyalitätsanspruch<br />

haben. Wer in einen solchen<br />

Konflikt gerät braucht zweierlei: Die<br />

Kompetenz, seine eigene Verantwortlichkeit<br />

im Lichte der eigenen moralischen<br />

Maßstäbe zu prüfen. Dazu bedarf<br />

es einer gewissen ethischen Urteilskraft,<br />

das heißt der Fähigkeit, seine eigenen<br />

moralischen Urteile auch begründen zu<br />

können. Dazu ist auch das Wissen nützlich,<br />

das Fachleute über solche Fragen<br />

erarbeitet haben. Diese Fachleute für<br />

Ethik kommen aus der Philosophie.<br />

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