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PERSÖNLICH<br />
Rückfahrt der besondern Art<br />
Meran – Starnberg<br />
Am nächsten Morgen stand meinen<br />
Rückweg nach Deutschland nichts mehr<br />
im Wege – oder doch?<br />
Foto: Klaus Isemann<br />
V<br />
erzweifelt suchte ich<br />
mein Navigationssystem,<br />
ganz sicher hatte ich<br />
es ins Hotel mitgenommen,<br />
da ich ja per Navi<br />
zu diesem Hotel gefunden<br />
hatte. Werner angerufen:<br />
„Du hast doch Deinen<br />
Korb gestern bei mir<br />
im Zimmer deponiert, ist<br />
da vielleicht irgendwas<br />
drin, das so aussieht wie<br />
ein Navi? Moment, nee,<br />
da ist nix derartiges drin.“<br />
Und jetzt der Klassiker!<br />
Das Handy lege ich auf das Dach<br />
meines <strong>Fiat</strong>s und gehe nochmal zur<br />
Rezeption und tatsächlich hatten<br />
die mein Navi gefunden: Ich hatte<br />
es bei meiner Ankunft 2 Tage zuvor<br />
nach dem Prosecco liegen gelassen<br />
und sie konnten es niemanden zuordnen.<br />
Erleichtert, meine Heimfahrt mit<br />
Navi anzutreten, fuhr ich los. Den<br />
Handyverlust bemerkte ich erst 60<br />
km später. Aber beginnen wir am<br />
Anfang. Zuerst mal tanken fahren.<br />
Zapfhahn ziehen und in den Tank<br />
stecken, da kam<br />
aber kein Benzin.<br />
Oh nein, eine<br />
Tanke mit Automat.<br />
Hilfe, ich<br />
hatte ja schon einige Tankstellendesaster<br />
(Tour des Grandes Alpes)<br />
hinter mir. Aber eigentlich ganz einfach:<br />
In diesem Falle konnte man<br />
Bargeld einschieben, dann Zapfsäule<br />
wählen und den Zapfhahn in den<br />
Tank stecken!<br />
240 km lagen vor mir, und da ich<br />
ja immer noch nicht genug Pässe<br />
absolviert hatte, beschloss ich,<br />
über den Jaufenpass (2.094 m) nach<br />
Sterzing zu fahren. Dabei fiel mir<br />
schon eine ganze Weile ein SUV<br />
auf, der mir folgte. Wer Touren im<br />
Vom Winde verweht<br />
am Jaufenpass:<br />
Aufgenommen von<br />
meinem Verfolger<br />
(Klaus) mit meiner<br />
Kamera.<br />
Beweisfoto:<br />
Passschild Jaufenpass<br />
2.094 m<br />
Tachostand am<br />
Beginn der Reise:<br />
53.245 km<br />
Konvoi fährt, für den ist der Blick<br />
in den Rückspiegel ein Muss! Außerdem<br />
achte ich auch extrem auf<br />
Motorradfahrer. Wusstet ihr, dass<br />
die sich den rechten Fuß ausstreckend<br />
bedanken?<br />
Warum fiel mir dieser SUV auf?<br />
Weil er mich auf den Geraden nicht<br />
überholte, manchmal sich der Abstand<br />
sogar vergrößerte. Am Jaufenpass<br />
angekommen – eine steife<br />
Brise wehte – fotografierte ich erst<br />
mal das Passschild (mit <strong>Fiat</strong>, na<br />
klar!). Der SUV blieb auch stehen,<br />
ein Mann stieg aus und bot mir an,<br />
ein Foto von mir und meinem <strong>Fiat</strong><br />
zu machen. Na klar. Weitere 20 km<br />
später machte ich eine Kaffeepause<br />
in Sterzing. Auch der SUV blieb<br />
stehen. Er entschuldigte sich, ob<br />
ich mich verfolgt fühle, was ich<br />
mit einem JA beantwortete, und<br />
so kamen wir ins Gespräch. Ihm<br />
wäre meine Fahrweise aufgefallen,<br />
ich würde wie ein Motorradfahrer<br />
fahren. Wie jetzt? Die Art, wie ich<br />
die Kurven anfahre, wie ich die<br />
Spitzkehren nehme, bergab würden<br />
die Bremslichter so gut wie<br />
nie leuchten und sofort. Dann legte<br />
ich ihm noch das <strong>Fiat</strong> <strong>500</strong> <strong>IG</strong> Heft<br />
2012 zum Lesen hin, und schon<br />
hatten wir gemeinsame Bekannte,<br />
das Kamerateam aus GRIP – Das<br />
Tachostand am Ende der Reise: 56.341 km<br />
(siehe Foto). Ich bin insgesamt 3.096 km in<br />
13 Tagen gefahren.<br />
Motormagazin würde er auch kennen.<br />
Als ich dann nach dem zweiten<br />
Kaffee meinte, ich sollte doch mal<br />
meinen Mann anrufen und mitteilen,<br />
wo ich schon bin, fand ich das<br />
Handy nicht. Lieber Klaus, was für<br />
ein Glück, Dich kennen gelernt zu<br />
haben. Mit seinem Handy habe ich<br />
mich erst mal selbst angerufen, kein<br />
Anschluss unter dieser Nummer.<br />
Mein Handy ist<br />
weg, die vielen<br />
Fotos sind weg,<br />
die ich auf der<br />
Tour des Grandes<br />
Alpes gemacht habe. Ein Alptraum.<br />
Und dann fiel es mir wieder ein:<br />
Wann hast Du zuletzt telefoniert?<br />
Klar, beim Hotel. Das Hotel angerufen<br />
und die HABEN DOCH TAT-<br />
SÄCHLICH MEIN HANDY GEFUNDEN.<br />
Klaus hat mir dann angeboten, mich<br />
zum Hotel zurückzufahren, was ich<br />
abgelehnt habe, bedeutete es doch<br />
einen Zeitverlust von mindestens 2,<br />
eher 3 Stunden.<br />
Mit meiner Erlaubnis durfte er mich<br />
weiter verfolgen, wir speisten noch<br />
gemeinsam in Seefeld, wo sich<br />
dann unsere Wege trennten. Wieder<br />
alleine fuhr ich in Garmisch<br />
auf die Autobahn, mit dem Wissen,<br />
kein Handy dabei zu haben – ein<br />
komisches Gefühl vor allem, wenn<br />
du mit einem Oldtimer unterwegs<br />
bist, der jetzt über 3.000 km abgeschrubbt<br />
hat und neue komische<br />
Geräusche macht. Ein paar Mal<br />
habe ich Parkplätze aufgesucht,<br />
in den Motor gehört, gerüttelt und<br />
geschüttelt, konnte aber nichts feststellen.<br />
Abends gegen 19.30 Uhr bin ich in<br />
Starnberg angekommen, den Tacho<br />
habe ich zum Beweis fotografiert:<br />
3.096 km in 13 Tagen mit 26 PS,<br />
23 Pässe, über 30.000 Höhenmeter,<br />
was für ein Urlaub.<br />
Foto: Klaus Isemann; Angie Schlegel<br />
40 <strong>500</strong>er <strong>2015</strong>/www.fi at<strong>500</strong>ig.de