Das afrikanische Zebu-Rind und seine Beziehungen zum europäischen Brachyceros-Rind. (Conrad Keller, 1848-1930)
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<strong>Das</strong> <strong>afrikanische</strong> Zehu-<strong>Rind</strong>. 469<br />
Hornscheiden sind sehr fein .<strong>und</strong> deutlich gefasert, sie erscheinen<br />
nicht aufwärts gerichtet, sondern seitlich <strong>und</strong> abwärts, wobei die<br />
Spitzen eine kleine, halbspirale Windung bilden.<br />
Ueberschauen wir den <strong>afrikanische</strong>n <strong>Rind</strong>erbestand, so treten<br />
uns sehr verschiedene Elemente entgegen, die bald höckertragend,<br />
bald höckerlos, breitstirnig oder schmalstirnig, langhörnig oder<br />
kurzhörnig, selbst vollkommen hornlos sein können. Ganz schwere<br />
Formen haben sich nirgends entwickelt, was wohl eine einfache<br />
Folge der wirtschaftlichen Verhältnisse ist; dagegen treten eigentliche<br />
Zwergrinder sporadisch auf (Batoka-<strong>Rind</strong> <strong>und</strong> Angola-<strong>Rind</strong>).<br />
Eine bestimmte geographische Abgrenzung der Rassen lässt sich<br />
nicht wohl durcbführen, wenn wir vielleicht am zweckmässigsten<br />
die beiden Hauptgruppen der Langbornrinder <strong>und</strong> der Kurzhornrinder<br />
aufstellen, so dominieren letztere wohl in der nordwestlichen<br />
Hälfte des <strong>afrikanische</strong>n Kontinentes, während in der südöstlichen<br />
Hälfte die Langhornrinder ihre grösste Entwicklung zeigen ; allein<br />
mitten im Verbreitungsgebiet der einen Form finden sich Kolonien<br />
der andern oder fanden sich wenigstens früher. Es kann dies<br />
nicht rätselhaft erscheinen, da ja die menschliche Bewohnerschaft<br />
Afrikas die Wohnsitze vielfach gewechselt hat, ein Volk schob das<br />
andere, Völkertrümmer wurden wohl auch von der Hauptmasse<br />
abgesprengt.<br />
Wir müssen mit, dieser ethnologischen Thatsache rechnen, denn<br />
sie giebt uns Winke über die Verbreitung des <strong>Rind</strong>es, das für<br />
manche nomadisierende Stämme die Gr<strong>und</strong>lage der wirtschaftlichen<br />
Existenz bildete.<br />
Ueber die mutmasslichen Wege der Migration später. Vorerst<br />
mag die osteologische Analyse zweier wenig bekannter <strong>afrikanische</strong>r<br />
<strong>Rind</strong>errassen vorausgehen.<br />
II. Schädelbau des Somali-<strong>Rind</strong>es <strong>und</strong> des Madagaskar-Kindes.<br />
Aeusserlich sind beide <strong>Rind</strong>erformen stark verschieden ; sie<br />
haben jedoch das gemeinsame, dass sie längere Zeit hindurch von<br />
äusseren Einflüssen unberührt geblieben sind. Die Somaliländer<br />
waren bis vor wenigen Jahren im Innern unzugänglich <strong>und</strong> Madagaskar<br />
bildet ein abgeschlossenes, insulares Gebiet.