Das afrikanische Zebu-Rind und seine Beziehungen zum europäischen Brachyceros-Rind. (Conrad Keller, 1848-1930)
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<strong>Das</strong> <strong>afrikanische</strong> <strong>Zebu</strong>-<strong>Rind</strong>. 479<br />
Zuai-See ihre stärkste Entwicklung erlangt hat, aber durch abessinische<br />
Emigranten nach dem Zwischenseengebiet gebracht wurde.<br />
<strong>Das</strong>s es überall an die Hirtenkolonien der Wahuma geb<strong>und</strong>en ist,<br />
kann wohl als deutlicher Fingerzeig angesehen werden. <strong>Das</strong> grosshörnige<br />
Sanga ist alsdann offenbar den Betschuanen übermittelt<br />
worden, welche in der <strong>Rind</strong>erzucht excellieren. Der Umstand,<br />
dass heute die Betschuanen stark nach Süden gedrängt erscheinen,<br />
kann nicht als Einwand gelten, denn diese Stämme überliefern<br />
Traditionen, dass sie aus dem Norden her eingewandert sind <strong>und</strong><br />
ihre einstigen Wohnsitze können ganz gut in das centrale Seengebiet<br />
verlegt werden, womit die Kontinuität des Verbreitungsweges<br />
für das Sangarind hergestellt ist. Von den Betschuanen<br />
aus gelangt die Langhorn-Rasse, die sogenannte Transvaal-Rasse<br />
heute noch fortwährend über die Kapkolonie nach Südwestafrika<br />
<strong>und</strong> damit ist nun die wiederholt hervorgehobene, bisher rätselhaft<br />
gebliebene Erscheinung erklärt, dass die altägyptische Langhorn-Rasse<br />
in Südwestafrika fortexistiert.<br />
<strong>Das</strong> Vordringen der Sanga-<strong>Rind</strong>er in grosskörnigen Formen<br />
bis nach Madagaskar denke ich mir so, dass in frühester Zeit<br />
Sanga über die ganze Ostküste verbreitet waren <strong>und</strong> von auswandernden<br />
Negerstämmen nach der grossen Insel gebracht wurden.<br />
Die malayischen Howa haben dort das Sanga übernommen.<br />
Heute ist in Ostafrika die Kontinuität der Sanga-Rasse unterbrochen,<br />
indem von den Somaliländern her eine breite Zone bis <strong>zum</strong><br />
Zambesi <strong>und</strong> bis <strong>zum</strong> Südufer des Viktoria-Nyanza reicht, welche<br />
von kurzhörnigen oder hornlosen •Buckelrindern bewohnt wird.<br />
Zwergartige Ausläufer reichen bis nach Angola. Aber in der<br />
Gegenwart vollzieht sich eine fortwährende Rückstauung, indem<br />
Madagaskar von <strong>seine</strong>m Überschuss an das Festland abgibt, sodass<br />
die Küste von Mozambique die stattlichen Ochsen aus dem Sakalavenlande<br />
erhält.<br />
Um den ausgedehnten Gr<strong>und</strong>stock der Sanga-Rasse sehen wir<br />
im Südosten <strong>und</strong> im Nordwesten zwei grosse Zonen mit kurzhörnigen<br />
<strong>Rind</strong>ern gelagert, dort Buckel-<strong>Rind</strong>er, im Norden <strong>und</strong><br />
Nordwesten buckellose <strong>Rind</strong>er von geringer Grösse; sie beginnen<br />
in Nubien <strong>und</strong> setzen sich über Algier bis nach Marokko fort;<br />
die kleinen Kurzhornrinder Altägyptens sind als Bindeglied zu<br />
betrachten.