Das afrikanische Zebu-Rind und seine Beziehungen zum europäischen Brachyceros-Rind. (Conrad Keller, 1848-1930)
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462 <strong>Conrad</strong> Kelter.<br />
nach der andern Seite wiegenden Riesengehörn sollen inmitten<br />
der grossartigen Vegetation der Quolla ein malerisches Bild darbieten.<br />
Bei den Arussi-Galla <strong>und</strong> den Dschilli wird die Zucht<br />
dieses Schlages stark betrieben, <strong>und</strong> die Angabe, dass die starke<br />
Hornentwicklung bei krankhaften Tieren vorkomme, ist durchaus<br />
unrichtig. Die allerschwersten <strong>und</strong> geschätztesten Hörner liefern<br />
die <strong>Rind</strong>er am Zuai-See <strong>und</strong>. südlich bis <strong>zum</strong> Wohngebiet der<br />
Sidama-Galla. Hier sucht der Abessinier <strong>seine</strong> grossen Trinkhörner,<br />
die ihm auf <strong>seine</strong>n Kriegszügen so gute Dienste leisten;<br />
denn als Trinkhorn ist das Horn des Hochlandrindes zu klein, es<br />
liefert nur das Material zu Trinkbechern. Bei den Sidama-Galla<br />
hört genannter <strong>Rind</strong>erschlag auf <strong>und</strong> wird d urch ein kleinhörniges<br />
Buckelrind ersetzt, das wohl identisch ist mit dem später zu<br />
erwähnen den Somali-<strong>Rind</strong>.<br />
Im Nordosten von Abessinien grenzen die Wohngebiete der<br />
Gadabursi, Eissa-Somali <strong>und</strong> Dankali an; arabisches Vieh <strong>und</strong><br />
Somali-<strong>Rind</strong>er mögen da <strong>und</strong> dort beigemischt sein; doch wiegt<br />
hier ein langkörniges Sanga-<strong>Rind</strong> vor, dessen Horndicke aber verhältnismässig<br />
gering ist.<br />
Die Farbe der Niederungsrinder ist weiss, braun, schwarzscheckig<br />
oder schwarz.<br />
Bei allen abessinischen <strong>Rind</strong>ern ist der Milchertrag der Kühe<br />
Mn geringer.<br />
Eine wesentlich andere Physiognomie des <strong>Rind</strong>erbestandes<br />
tritt uns in dem keck in den Indischen Ocean vorspringenden Osthorn,<br />
im S o mal i l a n cl entgegen. Die Viehzucht ist im Inneren<br />
eine recht bedeutende <strong>und</strong> hat wiederholt die Beutelust der Abessinier<br />
angelockt. Die Bedingungen für eine reiche Viehzucht sind<br />
denn auch sehr günstig.<br />
Ueberschreitet man den öden Küstengürtel <strong>und</strong> das Küstengebirge,<br />
welches im Norden parallel der Küste hinzieht, so dehnen<br />
sich im Inneren immense Grassteppen aus, die noch viel stärker<br />
bevölkert sein könnten, als sie es thatsächlich sind.<br />
Ich habe die nötigen Einzelheiten über die bisher fast unbekannten<br />
Somali-<strong>Rind</strong>er vor einigen Jahren sammeln können <strong>und</strong><br />
werde in einem besonderen Abschnitt die Schädelmasse mitteilen.<br />
In der Grösse <strong>und</strong> den körperlichen Proportionen stimmen<br />
dieselben mit den abessinischen Sanga überein, <strong>und</strong> es ist wahr-