Das afrikanische Zebu-Rind und seine Beziehungen zum europäischen Brachyceros-Rind. (Conrad Keller, 1848-1930)
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<strong>Das</strong> <strong>afrikanische</strong> <strong>Zebu</strong>-<strong>Rind</strong>. 487<br />
Die Vermutung liegt nahe, dass dieses Vieh schon in vorhistorischer<br />
Zeit nach dem Wallis kam; es dürfte vom Mittelmeergebiet aus<br />
<strong>seine</strong>n Weg durch das Rhonethal genommen haben. <strong>Das</strong>s dort<br />
früher ebenfalls zwergartige <strong>Rind</strong>er gehalten wurden, geht nämlich<br />
aus der Bemerkung eines römischen Schriftstellers hervor, welcher<br />
das ligurische Vieh „Bettelzeug" nennt. <strong>Das</strong> Ehringer-<strong>Rind</strong> dürfte<br />
also von allen schweizerischen Braunvieh-Schlägen, denn diesen<br />
muss es genetisch zugerechnet werden, den ältesten <strong>und</strong> ursprünglichsten<br />
darstellen; es hat das Bild des zartgebauten Torfrindes<br />
offenbar am getreuesten erhalten.<br />
Wie zäh die Bewohner des Wallis an dieser Reliquie aus<br />
dem tierischen Inventar des Hauses festhalten, kann man gerade<br />
in der Gegenwart beobachten. In den letzten Dezennien ist dort<br />
die reine Rasse stark zurückgegangen, da man vielfach Kreuzungen<br />
mit Fleckvieh vorgenommen hat. Allein der Umschwung ist schon<br />
eingetreten <strong>und</strong> gegenwärtig werden wirkliche Rassentiere wieder<br />
sorgfältig hervorgesucht, um den alten Ehringer-Schlag ganz rein<br />
zu züchten.<br />
Aber nicht nur in unseren Alpen, sondern auch auf der<br />
Balkanhalbinsel sind, wie kürzlich L. Adametz in überzeugender<br />
Weise nachwies, vereinzelte Inseln sehr alter <strong>Brachyceros</strong>-<strong>Rind</strong>er<br />
stehen geblieben. Bemerkenswert ist, dass auch Werner auf die<br />
grosse Übereinstimmung der Kopfmasse zwischen dem Duxer-<strong>Rind</strong><br />
<strong>und</strong> dem abessinischen Sanga-<strong>Rind</strong> hinweist.:<br />
Alles drängt eben zu der Annahme hin, dass der brachycere<br />
Zweig im <strong>europäischen</strong> <strong>Rind</strong>erbestande von aussen her eingewandert<br />
ist, zunächst dem <strong>afrikanische</strong>n Gebiete entstammt, in<br />
<strong>seine</strong>r letzten Wurzel aber auf den Süden Asiens hinweist <strong>und</strong><br />
während <strong>seine</strong>r Migration eine tiefeingreifende Umbildung erlitt.