Das afrikanische Zebu-Rind und seine Beziehungen zum europäischen Brachyceros-Rind. (Conrad Keller, 1848-1930)
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<strong>Das</strong> <strong>afrikanische</strong> <strong>Zebu</strong>-<strong>Rind</strong>. 483<br />
variablen Somali-<strong>Rind</strong> in der Mehrzahl der untersuchten Fälle<br />
ebenfalls, in einem Falle sogar beinahe auf 54 oft, der Schädellänge<br />
ansteigt.<br />
Schwierigkeiten scheint ā uf den ersten Moment der Hornansatz<br />
zu bereiten. Die knöchernen Hornzapfen entspringen beim <strong>Zebu</strong><br />
an der hinteren Stirngrenze <strong>und</strong> sind gestielt, was bei <strong>Brachyceros</strong><br />
nicht der Fall ist. Wie uns 'jedoch die gehörnten Somali-<strong>Rind</strong>er<br />
lehren, wird die Sachlage eine ganz andere, wenn die Hörner an<br />
Grösse abnehmen, dann verschwinden auch die Hornstiele vollständig<br />
<strong>und</strong> der Ansatz rückt merklich vor die hintere Stirngrenze;<br />
die Richtung der Hörner ist genau derjenigen unseres Braunviehs<br />
entsprechend (Fig. 1).<br />
Die Stirnplatte ist bei <strong>Brachyceros</strong> uneben <strong>und</strong> namentlich<br />
zwischen den Augen vertieft, die Höhlen -der - letzteren treten über<br />
die Stirnfläche hervor. Auffallend uneben ist die Stirnfläch e bei<br />
den Somali-<strong>Rind</strong>ern; die Augenhöhlen <strong>und</strong> darauf möchte ich ein<br />
grosses Gewicht legen, sind bei den <strong>afrikanische</strong>n <strong>Zebu</strong>-Rassen<br />
nie röhrenförmig nach vorn gerichtet wie beim Primigenius, sondern<br />
seitlich gerichtet. Sie treten im Allgemeinen beim <strong>Zebu</strong><br />
nicht merklich über die Stirnfläche hervor, sondern auch in dieser<br />
Gegend fällt der Schädel seitlich ab, jedoch finde ich ein starkes<br />
Vortreten der Orbitalhöhlen beim Zehn der Madagassen ganz nach<br />
Art des Braunviehs. Legt man ein Lineal über die oberen Ränder<br />
der Augen, so bleibt ein bis Centimeter hoher Raum zwischen<br />
diesem <strong>und</strong> der Stirneinsenkung.<br />
Bei einem jungen Schädel ist diese Eigentümlichkeit besonders<br />
auffallend. Beim algerischen <strong>Rind</strong> ist die starke Einsenkung<br />
zwischen den Äugenhöhlen früher schon von Rütim ey er hervorgehoben<br />
worden.<br />
Der Hinterkopf ist bei grosshörnigen <strong>Zebu</strong>rindern auffallend<br />
primigeniusähnlich. Ich halte dies für eine einfache Konvergenzerscheinung,<br />
welcher keinerlei tiefere Verwandtschaft zu Gr<strong>und</strong>e<br />
liegt, sie Wird lediglich durch mechanische Verhältnisse bedingt.<br />
Sobald das Gehörn kleiner wird, nähert sich auch der Hinterkopf<br />
dem Typus des <strong>Brachyceros</strong>. Der Stirnwulst erhebt sich alsdann<br />
stark <strong>und</strong> fällt 'steil nach der Seite ab, bei einem Schädel des<br />
Somali-<strong>Rind</strong>es stösst ganz wie bei <strong>Brachyceros</strong> die Stirnfläche mit<br />
der Hinterhauptfläche unter einem spitzen Winkel zusammen. Die