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KOMMENTAR ZUR GESUNDHEITS- UND SOZIALPOLITIK:<br />

Lauterbach: Sitzungen „schwänzen“, aber Staatsknete kassieren – 8.000 € pro Präsenz !?<br />

In wenigen Wochen muß der Sachverständigenrat zur Begutachtung<br />

der Entwicklung im Gesundheitswesen (SV-Rat) im<br />

20. Jahr seines Bestehens sein 15. Gutachten vorlegen. Die Mitarbeiter<br />

der Bonner Geschäftsstelle und sechs der sieben Mitglieder<br />

arbeiten zur Zeit intensiv an dem voluminösen Werk,<br />

diskutieren, telefonieren, schwitzen - mithin, sie feilen an den<br />

Schlußformulierungen der Empfehlungen des Gutachtens.<br />

Denn im Verlauf der letzten beiden Jahrzehnte erhielten die<br />

Stellungnahmen der „Gesundheitsweisen” in Politik wie im Gesundheitswesen<br />

einen immer höheren Stellenwert. Nur ein Mitglied<br />

des Rates scheint auf der faulen Haut zu liegen und sich<br />

mehr um seine öffentlichkeitswirksamen Auftritte zu kümmern<br />

als um seinen staatlichen Auftrag, für das es immerhin eine<br />

fünfstellige Eurosumme aus dem Bundeshaushalt kassiert: Prof.<br />

Dr. med. Dr. sc. (Harvard) Karl W. Lauterbach (42). Von ihm soll<br />

im kommenden Gutachten keine Zeile aus eigener Feder stammen<br />

- und im hochbezahlten Schwänzen von Zusammenkünften<br />

des Rates scheint er absoluter Meister zu sein.<br />

„Laut Erlaß über die Errichtung des Sachverständigenrates sind<br />

die Mitglieder des Rates und die Mitarbeiter der Geschäftsstelle<br />

zur Verschwiegenheit über die Beratungen verpflichtet,“<br />

erläuterte Ratsvorsitzender Prof. Dr. rer. pol. Eberhard Wille (62)<br />

in einem Schreiben des Rates vom 25. Februar 2005 an die dfg-<br />

Redaktion das „offizielle“ Schweigen der Wissenschaftler über<br />

den internen Lauterbach-Frust im Rat. Man hält sich an die Vorgaben,<br />

man hält dicht, beantwortet keine auch noch so dezidierte<br />

Anfrage. In „inoffziellen Gesprächen“, hinter vorgehaltener<br />

Hand, bricht jedoch bei den meisten der Gesprächspartner<br />

der Unmut über „Karlchen Überall” sofort los. Spricht man diesen<br />

Namen nur aus, sprudeln die Details über das „unmögliche<br />

Benehmen” des Mannes aus Düren heftigst. Die Wissenschaftsprimadonna<br />

mit Lehrstuhl im rheinischen Köln scheint es beim<br />

„daneben Benehmen“ übertrieben zu haben. Mittlerweile scheint<br />

es jedoch nicht nur „Stories“ über ihn zu geben, nicht nur Affairen<br />

und Skandälchen, die er bisher eloquent abwimmeln konnte,<br />

sondern jetzt existieren auch harte, dokumentierte Fakten.<br />

So soll es Lauterbach im Jahr 2004 z.B. mit seinen Rats-Absentien<br />

etwas zu wild getrieben haben. Im Jahr 2004 nahm er<br />

- je näher der Zeitpunkt der Abgabe des aktuellen Gutachtens<br />

rückte - rein rechnerisch nur an knapp jeder vierten Sitzung<br />

des Rates teil. Anders herum ausgedrückt: Für ein Salär von<br />

rund 6.000 € vierteljährlich aus der Staatskasse ließ sich der<br />

Herr Professor in diesem Zeitraum vielleicht einmal bei den<br />

regelmäßigen Things der Gesundheitsweisen blicken. Das Geld<br />

floß aber pünktlich (4 x im Jahr) auf seine Konten. Allerdings,<br />

wenn Lauterbach einmal dabei war, dann saß er die Plenumsstunden<br />

noch nicht einmal voll ab. Und wenn er denn doch die<br />

Runde mit seiner Anwesenheit „adelte”, dann soll er entweder<br />

deutlich geschwiegen, telefoniert oder SMS versandt oder<br />

empfangen haben. Für sein frühes Verschwinden aus den z.T.<br />

drögen Ratssitzungen gab es immer einen - aus seiner Sicht<br />

entschuldbaren - Grund: Immer war etwas wesentlich Wichtigeres<br />

zu erledigen. Sei es ein Beratungstermin bei der amtierenden<br />

Gesundheitsministerin, ein Interviewwunsch eines Me-<br />

diums oder Publikation, sei es ein Parteitermin. Bekanntlich<br />

tingelte er in den letzten Monaten u.a. mit der SPD-Parteilinken<br />

Andrea Nahles (34) fleißig in Sachen „Bürgerversicherung“<br />

durch deutsche Lande. Die anderen Ratsmitglieder, fleißig bis<br />

zur Aufopferung an ihrem Staatsauftrag werkelnd, wurmte es<br />

gewaltig. Vor allem deshalb, weil Lauterbach zusätzlich noch<br />

nicht einmal zum Gelingen des aktuellen Jahresgutachtens<br />

beitrug. Der Ministerin Lieblingsprofessor steuerte bis heute<br />

angeblich keine eigene Zeile aus eigener Feder zum aktuellen<br />

Gutachten bei.<br />

Alles was recht ist, für den Honorarexperten Lauterbach lohnt<br />

sich ein derartiges Verhalten zumindest wirtschaftlich. Geht<br />

man von elf Sitzungen des Rates im Jahr 2004 aus und einer<br />

Teilnahmequote von 20 bis 30 Prozent, so wird er sich zwei<br />

oder drei Mal bequemt haben, zu einer Sitzung zu erscheinen.<br />

24.000 € Jahressalär wären durch - großzügig gerechnet - drei<br />

Teilnahmen zu dividieren. Dann hätte der umtriebige Lauterbach<br />

für jede bloße Präsenz an einem Plenum gut 8.000 € an Honorar<br />

aus der Staatskasse kassiert. Gar nicht auszudenken, wie<br />

hoch das Stundensalär ausfällt, würde man die reine Anwesenheitszeit<br />

an einem Plenum berechnen. Da müßte jeder hochbezahlte<br />

Manager oder Unternehmensberater blaß vor Neid werden.<br />

Da Lauterbach sich zudem auch sonst nicht an der wissenschaftlichen<br />

Arbeit des Rates durch Beisteuerung eines Beitrages<br />

am Gutachten ausgezeichnet haben soll, wäre diese Summe<br />

rein netto (vor Abzug von Steuern) in seine privaten Taschen<br />

geflossen.<br />

In einem Staat, in dem aktuell 5,216 Millionen „offizielle“ Arbeitslose<br />

gezählt werden, in einem Staat, in dem manche mehrköpfige<br />

Familie monatlich mit wesentlich weniger als 2.000 €<br />

zurechtkommen und leben muß, stellt sich die Frage: „muß das<br />

sein?“. Muß eine Bundesministerin, die für „Soziale Sicherung“<br />

verantwortlich zeichnet, sich ein derartiges Verhalten bieten<br />

lassen? Wäre es nach den ganzen Affairen, Sottisen und Peinlichkeiten,<br />

die mit dem Namen Lauterbach verbunden sind,<br />

nicht langsam an der Zeit, den Kölner Professor vorzeitig aus<br />

dem Rat abzuberufen? Denn niemand soll glauben, daß Prof.<br />

Dr. med. Dr. sc. (Harvard) Karl W. Lauterbach freiwillig seinen<br />

Stuhl räumt. Bislang hat ihm sein allseits bekannter politischer<br />

Opportunismus und sein Lavieren zwischen rot und grün bzw.<br />

zwischen dem Mitglied des wertkonservativen „Seeheimer Kreises“<br />

Ulla Schmidt MdB (55) und der Parteilinken Andrea Nahles<br />

wenig geschadet. Lauterbach hat noch jede Krise durchgestanden,<br />

sich nach deren Aufdecken geschüttelt und danach weiter<br />

gemacht wie zuvor. Erinnert sei nur an den letzten Fall, seine<br />

umstrittene Beteiligung an der Affaire bei der Auswahl von<br />

Brustkrebs-Referenzzentren. Lauterbach hat also gewissermaßen<br />

„Steherqualitäten“. Aber irgendwann muß sein Verhalten doch<br />

den Berliner Regierenden zu bunt werden? Wie lange wollen sie<br />

noch seinem inkriminierten Verhalten zuschauen, vor allem<br />

wenn er sich derartig für bloßes Nichtstun aus der Staatskasse<br />

„bedient“?<br />

Dienst für Gesellschaftspolitik, 3.3.2005<br />

ZAHNÄRZTLICHE<br />

NACHRICHTEN<br />

NIEDERSACHSEN 4/05<br />

3

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