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die stücke der spielzeit 2011/2012 - Schauspiel Essen

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MICHAEL KOHLHAAS<br />

NACH DER NOVELLE VON HEINRICH VON KLEIST<br />

Inszenierung Christoph Roos<br />

Bühne und Kostüme Peter Scior<br />

Musik Markus Maria Jansen<br />

Dramaturgie Marc-Oliver Krampe<br />

Premiere am 2. Dezember <strong>2011</strong>, Casa<br />

Der rechtschaffene Pferdehändler Michael Kohlhaas lebt gemeinsam<br />

mit seiner Frau und seinen Kin<strong>der</strong>n in Kohlhaasenbrück an den Ufern <strong>der</strong><br />

Havel. Auf einer Reise ins Sächsische, wo er seine Pferde auf den Märkten<br />

verkaufen will, wird er an <strong>der</strong> Landesgrenze bei einer Ritterburg an <strong>der</strong><br />

Elbe mit ungewohnten Einreiseformalitäten konfrontiert: Neuerdings verlangt<br />

<strong>der</strong> Schlossherr, Junker von Tronka, einen Passierschein. Kohlhaas<br />

verspricht notgedrungen, sich in Dresden nachträglich darum zu bemühen.<br />

Als Pfand muss er zwei seiner Rappen zurücklassen, <strong>die</strong> er seinem Knecht<br />

anvertraut. In Dresden stellt sich jedoch heraus, dass <strong>die</strong> For<strong>der</strong>ung nach<br />

einem Passierschein jeglicher rechtlichen Grundlage entbehrt. Und damit<br />

nicht genug: Zurück in <strong>der</strong> Tronkenburg findet er seine Pferde auch noch<br />

abgemagert im Schweinekoben vor. Der Burgvogt hatte <strong>die</strong>se als Zugtiere<br />

auf dem Feld und seinen Knecht als Prügelknaben missbraucht. In seinem<br />

gerechten Zorn sucht Kohlhaas juristischen Beistand, muss aber erkennen,<br />

dass <strong>die</strong> verwandtschaftlichen Beziehungen <strong>der</strong>er von Tronka bis weit in<br />

<strong>die</strong> Gerichtsbarkeit reichen.<br />

Als seine Frau bei dem Versuch, in <strong>der</strong> Sache ihres Mannes beim Landesherrn<br />

vorzusprechen, tödlich verletzt wird, beginnt Kolhaas einen blutigen<br />

Rachefeldzug: Er sammelt seine Getreuen und bläst zur Jagd auf Junker<br />

Tronka. Blind vor Wut und prinzipientreu bis zur Selbstaufgabe kämpft<br />

er gegen alles, was sich ihm in den Weg stellt und zündet ganze Städte an.<br />

Martin Luther höchstpersönlich gemahnt ihn, in <strong>die</strong> Gemeinschaft zurück-<br />

MICHAEL KOHLHAAS<br />

zukehren und <strong>die</strong> Obrigkeit anzuerkennen. Doch Kohlhaas, <strong>der</strong> sich vom<br />

Rechtsstaat verstoßen sieht, überzieht das Land mit rigorosem Terror, welcher<br />

Opfer for<strong>der</strong>t, Angst und Denunziation gedeihen lässt und eine Spirale<br />

<strong>der</strong> Gewalt in Gang setzt.<br />

Der Willkür und Korruption des Staates stehen in Kleists Erzählung – nicht<br />

min<strong>der</strong> zerstörerisch – private Rachgier und Selbstjustiz gegenüber. Das<br />

Stück zeigt <strong>die</strong> Verzweiflung des Menschen am Unrecht in <strong>der</strong> Gesellschaft<br />

und stellt <strong>die</strong> Frage, ob Gerechtigkeit mit Gewalt durchgesetzt werden darf.<br />

Heinrich von Kleists „Michael Kohlhaas“ wurde – in vollständiger Form –<br />

1810 veröffentlicht, ein Jahr vor dem Freitod des Dichters. „Ich passe mich<br />

nicht unter <strong>die</strong> Menschen“, zog <strong>die</strong>ser das Fazit aus seinem Leben. Wie<br />

Kohlhaas waren auch viele an<strong>der</strong>e Protagonisten Kleists, wie ihr Autor<br />

selbst, Entrechtete, Außenseiter. Das Gefühl des Ausgestoßenseins und das<br />

Aufbegehren dagegen sind seinen Figuren eingeschrieben. Neben „Prinz<br />

Friedrich von Homburg“ ist „Michael Kohlhaas“ <strong>der</strong> zweite Kleist-Stoff, den<br />

das <strong>Schauspiel</strong> <strong>Essen</strong> anlässlich des 200. Todestages des Dichters im November<br />

<strong>2011</strong> auf <strong>die</strong> Bühne bringt.<br />

Regisseur Christoph Roos, 1969 in Düsseldorf geboren, stu<strong>die</strong>rte zunächst<br />

Theater- und Filmwissenschaft, Germanistik und Religionswissenschaft<br />

und anschließend <strong>Schauspiel</strong>regie. Während des Studiums übernahm<br />

er <strong>die</strong> künstlerische Leitung <strong>der</strong> Tournee „Doctor Faustus Lights the<br />

Light“ von Gertrude Stein in <strong>der</strong> Inszenierung von Robert Wilson. 1994<br />

wechselte er als Regieassistent an <strong>die</strong> Schaubühne am Lehniner Platz in<br />

Berlin. Seit 1996 ist er freischaffen<strong>der</strong> Regisseur, Übersetzer und Autor. Er<br />

inszeniert u. a. am Nationaltheater Mannheim, am <strong>Schauspiel</strong> Bonn und am<br />

Staatsschauspiel Dresden. Am <strong>Schauspiel</strong> <strong>Essen</strong> ist mit „Buddenbrooks“<br />

bereits eine Inszenierung von Christoph Roos zu sehen.<br />

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