Obersee Nachrichten 26. Mai 2016
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DOSSIER KESB<br />
OBERSEE NACHRICHTEN<br />
Donnerstag, <strong>26.</strong> <strong>Mai</strong> <strong>2016</strong><br />
9<br />
DER «FALL LANGENEGGER» UND DIE KESB LINTH<br />
Maria Langenegger: Aus der<br />
Psychi direkt auf die Philippinen<br />
Maria Langenegger wurde<br />
letzten Donnerstag nach 86<br />
Tagen Zwangseinlieferung in<br />
die Psychi von der KESB auf<br />
die Philippinen ausgeflogen.<br />
Die ON waren dabei.<br />
Die Artikel zum «Fall Langenegger»<br />
verzeichnen in den ON und auf Facebook<br />
eine Rekordleserschaft. Dies erstaunt<br />
nicht. Dass in der Schweiz Menschen<br />
jederzeit in die Psychi verfrachtet<br />
werden können, macht vielen Angst.<br />
Die KESB brauchte nach ihrem ersten<br />
Auftritt bei den Langeneggers<br />
in Benken nur vier Monate bis zur Katastrophe:<br />
Am 23.Februar orchestrierte<br />
ihre Vize-Präsidentin, Natascha Moser,<br />
einen Übergriff auf die zwei harmlosen<br />
Bürger. Die 73-jährige Maria Langenegger<br />
wurde in die Psychi abgeführt, ihr<br />
Mann wurde gegen seinen Willen in ein<br />
Altersheim verfrachtet. Er mit der Ambulanz,<br />
sie mit der Polizei. Beiden wurden<br />
die Wohnungsschlüssel abgenommen,<br />
mitnehmen durften sie nichts.<br />
Danach wurde in ihrer Abwesenheit<br />
ihre Wohnung geräumt.<br />
Letzten Donnerstag war für Maria<br />
Langenegger die Schreckensherrschaft<br />
der KESB zu Ende. Sie konnte auf die<br />
Philippinen ausfliegen.<br />
Auf einmal ging’s schnell<br />
Der «Fall Langenegger» wurde für<br />
Dr.Grob und seine Leute immer heikler.<br />
Denn in jedem Protokoll von den<br />
Ärzten ist zu lesen, dass Frau Langenegger<br />
eigentlich nicht in die Psychi<br />
gehört. Das geht auch aus den Akten<br />
der St. Galler Verwaltungsrekurskommission<br />
unter Präsident Urs Gmünder<br />
hervor – trotzdem stützte der Richter<br />
ein unsinniges KESB-Vorgehen einmal<br />
mehr.<br />
Mit zunehmender Dauer von Frau<br />
Langeneggers Zwangsaufenthalt in der<br />
Urs und Maria Langenegger kurz vor dem Abschied am Flughafen Kloten.<br />
Psychi Pfäfers und der durch die ON geschaffenen<br />
Öffentlichkeit wurden die<br />
KESB-Aktionen hektisch. Urs Langenegger<br />
erhielt im Altersheim nervöse<br />
Telefonate und Besuche von seiner Beiständin.<br />
Sie warf ihm vor, er sei «undankbar»,<br />
schuldig am Schlamassel und habe «die<br />
Schmierenpresse» informiert. Sogar die<br />
Psychiatrie-Ärztin wollte von ihm wissen,<br />
wie er zu seinen Pressekontakten<br />
gekommen sei.<br />
Ab nach Manila<br />
Am 13.<strong>Mai</strong> buchte (und bezahlte) die<br />
KESB für Frau Langenegger das Flugticket<br />
nach Manila.<br />
Psychiatrische Klinik Pfäfers: Hier war Maria Langenegger 86 Tage eingesperrt.<br />
Ihr Mann wurde darüber aber nur<br />
vage informiert: Seine Frau könne bald<br />
ausfliegen, wurde ihm nur gesagt. Es<br />
schien, als herrsche bei der KESB die<br />
nackte Angst vor dem Scheitern «der<br />
Ausschaffung» vor.<br />
Erst fünf Tage nach der Buchung,<br />
also am Mittag des 18.<strong>Mai</strong>, wurde Urs<br />
Langenegger eröffnet, seine Frau werde<br />
am anderen Morgen in der Frühe in<br />
der Psychi abgeholt. Um acht Uhr werde<br />
man ihn im Altersheim im Linthgebiet<br />
zuladen.<br />
Letzten Donnerstag, am 19. <strong>Mai</strong>,<br />
war es dann so weit: Maria Langenegger<br />
hat ihren Mann morgens um zehn<br />
Uhr händchenhaltend geküsst und danach<br />
die Zollschranke des Flughafens<br />
passiert. Um halb zwölf hob sie mit der<br />
Etihad Airwys ab nach Manila.<br />
Der Tetraplegiker Urs Langenegger<br />
wird nun in den nächsten Monaten entscheiden,<br />
ob er seiner Frau auf die<br />
Philippinen folgt, oder ob er wegen seiner<br />
Behinderung in der Schweiz bleibt.<br />
Aktion fällt auf Urheber zurück<br />
Als die KESB die Langeneggers am<br />
23.Februar überfallen hat, war deren<br />
Wohnung in Benken gekündigt. Hat jemand<br />
keine Wohnung, muss ihm die<br />
Gemeinde eine Notwohnung zur Verfügung<br />
stellen. Stattdessen inszenierte die<br />
KESB ihren Übergriff und «deportierte»<br />
die beiden buchstäblich.<br />
Vielleicht war die Einlieferung von<br />
Maria Langenegger in die Psychi nicht<br />
von Anfang an kalkuliert, obwohl<br />
nichts mehr auszuschliessen ist. Sicher<br />
aber ist: Wer mit einem Achtpersonen-<br />
Aufgebot, mit Beamten, Arzt, Polizeiautos,<br />
Polizisten, Ambulanzfahrzeug<br />
und -helfern frühmorgens unangemeldet<br />
eine Familie überfällt, kann nie<br />
wissen, was geschieht.<br />
Dass aber solches in der Schweiz –<br />
und nicht in einem totalitären Staat –<br />
passiert, sprengt jede Vorstellungskraft.<br />
60 Seiten Papier<br />
Den ON liegen knapp 60 Seiten an Protokollen<br />
und Beschlüssen zu diesem<br />
Fall vor. Mindestens so viele werden<br />
noch innerhalb der Ämter entstanden<br />
sein. Diese Arbeiten sowie all die Polizei-,<br />
Richter-, Ärzte- und Helfereinsätze<br />
haben mit Sicherheit weit über<br />
30000 Franken verschlungen. Die<br />
Kosten für die 86 Tage Psychiatrie betragen<br />
rund 55000 Franken. Ein grosser<br />
Teil der Kosten hat übrigens die<br />
Gemeinde Benken zu bezahlen.<br />
Was mit einem Hilferuf der Langeneggers<br />
wegen gut 10000 Franken<br />
Schulden begonnen hat, endete in Rekordzeit<br />
in einem sozialen Desaster<br />
und mit Kosten von gegen 100 000Franken.<br />
Die Frage sei erlaubt: Wie lange<br />
tolerieren wir das?<br />
Bruno Hug<br />
KOMMENTAR<br />
Eine geladene<br />
Pistole<br />
Von Bruno Hug<br />
Im Entlassungszeugnis der Psychi<br />
Pfäfers steht: Maria Langenegger<br />
sei «wach, aufmerksam, bei vollem<br />
Bewusstsein und vollkommen orientiert».<br />
Sie sei «freundlich», halte Augenkontakt<br />
und kommuniziere gerne.<br />
Trotzdem liess die KESB Linth sie<br />
unter dem Regime von Präsident<br />
Walter Grob 86 Tage in die Psychi<br />
einsperren. Wie ist das möglich?<br />
Letzte Woche führte ich mit alt Bundesrat<br />
Dr. Christoph Blocher über<br />
die KESB ein Gespräch. In seiner<br />
Amtszeit als Bundesrat wurde das<br />
neue Kindes- und Erwachsenenschutzgesetz<br />
amtlich abgesegnet.<br />
Ich wollte wissen, warum. Das<br />
Interview dazu erscheint nächstens<br />
in den ON. So viel vorneweg: Blocher<br />
ist gegen das Gesetz. Es sei<br />
«schlüsselfertig» auf seinem Pult<br />
gelegen. Er habe es noch herausschieben,<br />
aber nicht verhindern<br />
können. Blocher wies auf einen<br />
grossen Missstand im Gesetz hin:<br />
Im Normalfall müsse der Staat jemandem<br />
eine Schuld beweisen, bis<br />
er ihn verurteilen könne. Bei der<br />
KESB aber müsse der Bürger<br />
beweisen, dass er unschuldig sei.<br />
Das müsste korrigiert werden.<br />
Unter anderem ist es diese verkehrte<br />
Beweislast, die der KESB<br />
ihre fast unbegrenzte Macht gibt.<br />
Gerät diese in falsche Hände, ist<br />
das wie eine geladene Pistole:<br />
brandgefährlich. Bis die Umkehrung<br />
der Beweislast (allenfalls)<br />
vorgenommen wird, wird es Jahre<br />
dauern. Wenigstens bis dahin<br />
sollten diejenigen, die eine KESB<br />
führen, mit einer scharfgestellten<br />
Pistole umgehen können. Bei der<br />
KESB Linth scheint das nicht der<br />
Fall zu sein.<br />
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