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Smartguide GANZWIEN2016_neu

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eine Ecke der Gesellschaft getrieben<br />

werden. Ich habe in<br />

dem Bookstore eine junge<br />

Mitarbeiterin gefragt, was sie<br />

von der Chinatown-Idee hält,<br />

und sie hat gemeint: Wieso<br />

Chinatown? Chinatown ist in<br />

China, es gibt ja auch kein<br />

Turkishtown in Wien.“<br />

Für Gan Wang gilt: „Wenn<br />

man hierher kommt, kann<br />

man seine Muttersprache<br />

sprechen, chinesisch essen,<br />

sich an seine Heimat erinnern,<br />

Leute treffen,“ erklärt<br />

er in Moslehs Buch. Es kämen<br />

auch besonders viele Auslands -<br />

chinesen „um diese Wärme zu<br />

spüren, dieser Kultur näherzukommen.“<br />

Integration ist<br />

ihm dennoch wichtig: „Ich<br />

finde, wenn man in Österreich<br />

lebt, muss man gute Beziehungen<br />

zu den inländischen<br />

Leuten haben, sich kulturell<br />

anpassen.“ Sein Landsmann<br />

Simon Xie Hong sieht<br />

das ähnlich: „Fremdsein ist<br />

kein Zustand für ewig, nur ein<br />

Anfang, der nach und nach zu<br />

Vertrautheit führen kann,<br />

wenn man nur will“.<br />

Was nicht heißt, dass auf alte<br />

Traditionen völlig verzichtet<br />

werden muss. Der chinesische<br />

Frauenverein organsiert z. B.<br />

jedes Jahr das größte chinesische<br />

Neujahrsfest der Stadt<br />

und zwar im Haus der Begegnung<br />

in Meidling.<br />

Und auch sonst reicht das chinesische<br />

Wien weit über das<br />

Naschmarktgrätzl hinaus. Die<br />

Wohnsitze der „Wiener Chinesen“<br />

sind kreuz und quer<br />

über die Stadt verteilt, „die<br />

Leute wohnen vor allem da,<br />

wo sie sich von ihrem sozialen<br />

Status her zugehörig fühlen,“<br />

sagt Mosleh. Allein in der<br />

Sechshauser Straße finden<br />

sich gleich mehrere von Chinesen<br />

betriebene Shops, man<br />

trifft sich in austrochinesischen<br />

Vereinen, singt in Neubau<br />

oder Rudolfsheim Karaoke,<br />

schickt seine Kinder samstags<br />

in die chinesische Schule<br />

– etwa in der Wasagasse oder<br />

am Beethovenplatz – damit<br />

sie auch in der Muttersprache<br />

BUCHTIPP<br />

„Vienna Chinatown INvisible“ von Fariba<br />

Mosleh (Praesens Verlag) ist ein<br />

lesenswerter Sammelband mit zahlreichen<br />

Essays, Interviews und Bildbeiträgen,<br />

der die unterschiedlichen Facetten<br />

des chinesischen Wiens porträtiert.<br />

n Die chinesische<br />

Community trifft sich<br />

auch gerne beim Friseur –<br />

man ist unter sich.<br />

Lesen und Schreiben lernen,<br />

und speist beispielsweise im<br />

Happy Buddha am Mariahilfer<br />

Gürtel, in Simon Xie<br />

Hongs viertem Lokal, der<br />

„Chinabar“ in der Burggasse,<br />

dem „Ostwind“ in der<br />

Lindengasse, dem „Feine<br />

Sichuan Küche“ auf der<br />

Hütteldorfer Straße, dem<br />

„Sichuan“ beim Donaupark<br />

oder dem letzten September<br />

eröffneten „Kiang<br />

Dine & Wine“ in der Grünentorgasse<br />

im Neunten, wo<br />

das Ehepaar Joseph und<br />

Chenli Kiang Quallensalat<br />

und chinesische Burger ebenso<br />

anbietet wie mit Grammeln<br />

gefüllte Fladen. Womit<br />

wir wieder beim Essen wären.<br />

Und bei den Kutteln. Und den<br />

Schweinsohren. Denn die gibt<br />

es bei den Kiangs natürlich<br />

auch.<br />

smartguide für GANZ WIEN<br />

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