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Kreisverbandswahlen: Viel Altbewährtes und zwei Neue

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67. Jahrgang des<br />

Die Zeitschrift der Arbeiterwohlfahrt in Bayern4<br />

Ausgabe 4<br />

Dezember 2012<br />

IN BAYERN<br />

Großes Treffen:<br />

Landeskonferenz<br />

in Schweinfurt<br />

Grüner Daumen:<br />

AWO-Gärtnerei<br />

in Kitzingen<br />

Gemeinsamer Flyer:<br />

AWO <strong>und</strong> SoVD<br />

Drogenfreies Leben:<br />

Prop-Therapiezentrum<br />

Aiglsdorf wird 40<br />

Ausgabe<br />

Oberbayern


Editorial<br />

Inhalt<br />

Liebe Fre<strong>und</strong>innen <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e,<br />

wieder einmal liegt ein Jahr fast hinter uns. Ein Jahr, das leider ganz im Schatten der europäischen<br />

Finanz- <strong>und</strong> Schuldenkrise lag, die wohl niemanden von uns kalt lässt. Doch gerade weil sich<br />

viele Sorgen machen um die Zukunft Europas, den Euro <strong>und</strong> die eigenen Ersparnisse <strong>und</strong> Renten,<br />

sollten wir einen kühlen Kopf bewahren.<br />

Europa ist mehr als eine Wirtschaftsgemeinschaft, wie auch unser Landesvorsitzender Thomas<br />

Beyer im Sommer auf der AWO-Bezirkskonferenz <strong>und</strong> der SPD-Spitzenkandidat Christian Ude<br />

im Herbst auf der AWO-Landeskonferenz in Schweinfurt eindrücklich betonten. Die Europäische<br />

Gemeinschaft ist vor allem ein Garant für Frieden in Europa, den wir auf keinen Fall gefährden<br />

sollten. Für kein Geld der Welt.<br />

Die Griechen, die alles verprassen, gibt es ebenso wenig wie die Deutschen, die immer brav sparen. Sondern griechische<br />

Mitbürgerinnen <strong>und</strong> Mitbürger, die nicht mehr nur um ihren gewohnten Lebensstandard, sondern vielfach um ihre blanke<br />

Existenz bangen. Das entschuldigt extremistische Ausschreitungen Einzelner nicht, aber erklärt sie wenigstens teilweise.<br />

Trotzdem sollten wir unseren europäischen Nachbarn beistehen. Aus Menschlichkeit <strong>und</strong> um des Friedens willen.<br />

Deshalb verabschiede ich mich für dieses Jahr mit einem glühenden Appell an Sie, liebe Leserinnen <strong>und</strong> Leser, den europäischen<br />

Gedanken - trotz der gegenwärtigen Probleme – nicht aufzugeben <strong>und</strong> am „europäischen Haus“ weiterzubauen.<br />

Der Friedensnobelpreis, der in diesem Jahr an die Europäische Union ging, ermutigt uns dazu.<br />

Ich danke allen Helferinnen <strong>und</strong> Helfern, aber auch allen hauptamtlichen Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern der AWO in<br />

Oberbayern herzlichst für ihr Engagement im zu Ende gehenden Jahr <strong>und</strong> wünsche Ihnen, liebe Mitglieder <strong>und</strong> Fre<strong>und</strong>e<br />

der AWO, ein besinnliches Weihnachtsfest im Kreise ihrer Lieben <strong>und</strong> ein ges<strong>und</strong>es <strong>und</strong> zufriedenes Jahr 2013.<br />

Ihr<br />

Herbert Hofauer<br />

Vorsitzender<br />

AWO in Bayern<br />

Landeskonferenz 2012 in Schweinfurt:<br />

Das große Treffen 4<br />

Der neue Vorstand: Siegfried Depold verstärkt das Team 7<br />

Aktuelles aus der AWO 8<br />

AWO-Gärtnerei in Kitzingen: Chance für psychisch Kranke 9<br />

SoVD <strong>und</strong> AWO: Bündnis wird enger 10<br />

7 9<br />

AWO in Oberbayern<br />

Leben ohne Drogen<br />

40 Jahre Prop-Therapiezentrum Aiglsdorf 11<br />

Ausflugstipp für Mitglieder 13<br />

AWO-Kreisverband im Porträt: Rosenheim 14<br />

Die neu gewählten Kreisvorstände in Oberbayern 16<br />

11


4<br />

„Die AWO ist ein Garant<br />

für ein soziales Bayern“,<br />

sagte Christa Prinzessin<br />

von Thurn <strong>und</strong> Taxis, Präsidentin<br />

des Bayerischen<br />

Roten Kreuzes.<br />

„Die AWO hilft in Stadt<br />

<strong>und</strong> Landkreis Schweinfurt<br />

denen, die unter die<br />

Räuber gefallen sind“,<br />

sagte Bürgermeisterin<br />

Kathi Petersen (SPD).<br />

„Das Miteinander über<br />

Parteigrenzen hinweg<br />

ist in der Sozialpolitik<br />

besonders wichtig,“<br />

sagte Brigitte Meyer (FDP),<br />

Vorsitzende des sozialpolitischen<br />

Ausschusses im<br />

Bayerischen Landtag <strong>und</strong><br />

frühere 1. Bürgermeisterin<br />

von Merching.<br />

Bei herrlichem Sonnenschein trafen sich die<br />

Delegierten im Kongresszentrum Schweinfurt,<br />

das auf einer Insel im Main liegt. (Fotos: AWO)<br />

25. Landeskonferenz in Schweinfurt<br />

Das große Treffen<br />

Kontinuität <strong>und</strong> Meinungsstärke kennzeichneten die 25.<br />

Landeskonferenz der bayerischen Arbeiterwohlfahrt, die im<br />

September in Schweinfurt stattfand: Einhellig ermahnte die<br />

Konferenz die Staatsregierung, soziale Schieflagen zu beseitigen,<br />

indem sie die Ergebnisse des Zweiten Bayerischen<br />

Sozialberichts ernst nimmt. Mit großer Mehrheit wurde<br />

Thomas Beyer zum dritten Mal zum Landesvorsitzenden<br />

gewählt, neu in den engeren Vorstand aufgenommen wurde<br />

Siegfried Depold. Bejubelter Hauptredner am <strong>zwei</strong>ten<br />

Tag der Veranstaltung im Schweinfurter Kongresszentrum<br />

Maininsel war Christian Ude. Alle vier Jahre kommt es zu<br />

diesem großen landesweiten Treffen der AWO-Delegierten,<br />

dem höchsten Entscheidungsgremium innerhalb der bayerischen<br />

Arbeiterwohlfahrt. Die Unterfranken erwiesen sich<br />

als gute Gastgeber.<br />

<strong>Viel</strong> Lob für die AWO<br />

„Die Stadt Schweinfurt ist seit jeher in besonderer Weise<br />

mit der AWO verb<strong>und</strong>en“, sagte Thomas Beyer in seiner<br />

Begrüßung. Beyer erinnerte an die Schweinfurterin Gretel<br />

Baumbach, die erste weibliche Vorsitzende innerhalb der<br />

AWO. Bürgermeisterin Kathi Petersen verglich die AWO in<br />

ihrem Grußwort mit dem Samariter aus der Bibel: Sie helfe<br />

„in Stadt <strong>und</strong> Landkreis Schweinfurt denen, die unter die<br />

Räuber gefallen sind.“ Und nicht nur das: Die AWO sorge<br />

durch ihr gesellschaftspolitisches Engagement auch dafür,<br />

dass „die Straßen künftig sicherer sind.“ Die besondere<br />

Rolle der AWO als nichtkonfessioneller Wohlfahrtsverband<br />

hob Christa Prinzessin von Thurn <strong>und</strong> Taxis, Präsidentin<br />

des Bayerischen Roten Kreuzes, in ihrem Grußwort für die<br />

Landesarbeitsgemeinschaft der Wohlfahrtsverbände her-<br />

AWO in Bayern 4-2012


Leiteten die Konferenz: Alfons Schier (von links),<br />

Angelika Limmer, Siegfried Depold,<br />

Kathrin Sonnenholzner <strong>und</strong> Stefan Wolfshörndl.<br />

vor. Die AWO sei „ein Garant für ein soziales Bayern“, so die<br />

Prinzessin. Gemeinsam müsse man dafür kämpfen, dass<br />

die Soziale Arbeit besser anerkannt werde: „Die Arbeit am<br />

Menschen darf nicht schlechter gestellt sein als die Arbeit<br />

am Schreibtisch oder an der Maschine.“ Die Prinzessin lobte<br />

Thomas Beyer, der sich mit viel Energie <strong>und</strong> Sachkenntnis<br />

für die Wohlfahrtspflege engagiere.<br />

Das konnte Brigitte Meyer (FDP), die im Landtag den<br />

sozialpolitischen Ausschuss leitet, nur bestätigen: Das<br />

Miteinander über Parteigrenzen hinweg sei gerade in der<br />

Sozialpolitik wichtig. Bayern sei ein „starkes Stück AWO“,<br />

diese Botschaft überbrachte AWO-B<strong>und</strong>esgeschäftsführer<br />

Wolfgang Stadler aus Berlin. Dies sei vor allem auch fachlich<br />

gemeint: Ob Kinderbetreuung, faire Löhne, Fachkräftemangel<br />

oder Armut – der bayerische Landesverband habe<br />

bei vielen Themen die Diskussion im B<strong>und</strong> vorangebracht.<br />

Dabei, so Stadler, dürfe man die innere Entwicklung nicht<br />

vergessen: Was hält die AWO zusammen? Welche Werte <strong>und</strong><br />

Gr<strong>und</strong>prinzipien sind wichtig? Darüber müsse dringend<br />

diskutiert werden.<br />

„Jahre der Stabilität“<br />

Thomas Beyer hielt eine kurze Rückschau auf die vergangenen<br />

vier Jahre, „Jahre der Stabilität in immer schwierigeren<br />

Zeiten“. Es sei dem Landesverband gelungen, seit langem<br />

wieder mit einem kleinen finanziellen Plus abzuschließen<br />

– dank Personaleinsparungen ohne betriebsbedingte Kündigungen,<br />

einer Neuordnung der Spitzenverbandsabgabe<br />

<strong>und</strong> einer maßvollen Abgabe im Bereich Kindertagesstätten.<br />

Wie viele andere Verbände müsse man stets gegen<br />

den Mitgliederschw<strong>und</strong> kämpfen, im Fall der AWO seien<br />

70 000 die magische Marke. „Wenn wir überzeugend<br />

sind, werden wir immer Menschen finden, die sich uns<br />

anschließen“, sagte Beyer.<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

„Ein starkes Stück AWO“: Thomas Beyer dankt Wolfgang Stadler.<br />

Voll <strong>und</strong> ganz Ohr für die AWO: Kathi Petersen (v.l.), Christa<br />

Prinzessin von Thurn <strong>und</strong> Taxis, Brigitte Meyer <strong>und</strong> Wolfgang Stadler.<br />

Auch Ehrenvorsitzender Seban Dönhuber gab seine Stimme ab.<br />

Emsiges Sortieren hinter den Kulissen: Wie ging die Wahl aus?<br />

5


6<br />

Im Saal gab es für die Delegierten viel zu tun – <strong>und</strong> im Foyer fand am Stand des Ortsvereins Gochsheim reger Handel statt.<br />

Am Abend verhalf das Duo SchenkSpaß...<br />

...zu Vergnügen <strong>und</strong> Bewegung.<br />

Die Band RedPack sorgte für den richtigen Ton.<br />

Beyer erinnerte an zahlreiche Aktionen, mit denen die AWO in den<br />

vergangenen vier Jahren von sich reden machte: zu Dumpingpreisen<br />

in der Pflege, zu den Auswirkungen des Sparkonzepts („Letztes-<br />

Hemd-Aktion“) <strong>und</strong> zum Fachkräftemangel in der Pflege. Auch<br />

weiterhin werde man für einen Entgelttarifvertrag kämpfen, sodass<br />

alle Pflegeeinrichtungen unter denselben Bedingungen arbeiten<br />

würden. „Wir sind für Qualität in der Pflege <strong>und</strong> gegen Billigkonkurrenz“,<br />

so Beyer. Mit herausragenden 96 Prozent der Stimmen<br />

wurde Thomas Beyer im Amt bestätigt, er wird nun für weitere vier<br />

Jahre die Geschicke der bayerischen Arbeiterwohlfahrt lenken. Noch<br />

vor seiner Wahl hatte der promovierte Jurist <strong>und</strong> Rechtsanwalt, der<br />

als SPD-Abgeordneter im bayerischen Landtag wirtschaftspolitischer<br />

Sprecher seiner Fraktion ist, klargestellt, was der Verbandsvorsitz<br />

ist – ein Ehrenamt, für das er eine monatliche Aufwandspauschale<br />

von 300 Euro erhält.<br />

<strong>Neue</strong> Gesichter gibt es in der Landesgeschäftsführung <strong>und</strong> beim<br />

Landesjugendwerk: Wolfgang Schindele (s. Seite 8) stellte in Aussicht,<br />

den eingeschlagenen Weg als neuer Geschäftsführer konsequent<br />

weitergehen zu wollen. Ralph Helmreich, Vorsitzender des Landesjugendwerks,<br />

berichtete von überw<strong>und</strong>enen Turbulenzen der<br />

vergangenen Jahre. Nach dem Umzug von München nach Nürnberg<br />

sei es gelungen, das Jugendwerk in ruhigeres Fahrwasser zu bringen.<br />

Für gute Pflege, gegen Betreuungsgeld<br />

Schlagkraft zeigten die Delegierten bei der Beratung der Anträge.<br />

Einstimmig votierten sie für den Leitantrag, der die Staatsregierung<br />

dazu auffordert, den Zweiten Bayerischen Sozialbericht ernst zu<br />

nehmen. Unter dem Motto „Solidarität statt sozialer Kälte“ weist<br />

der Antrag auf wesentliche Gerechtigkeitslücken im Freistaat hin:<br />

das Gefälle zwischen den Regionen, das hohe Risiko von Altersarmut,<br />

die ungleichen Chancen für Kinder. Unter den Anträgen, die<br />

ebenfalls einstimmig angenommen wurden, befand sich auch eine<br />

Resolution mit dem Titel „Gut pflegen! Ein Bekenntnis zur Qualität“<br />

<strong>und</strong> die Ablehnung des Betreuungsgeldes zugunsten von Qualitätsverbesserungen<br />

in der Kinderbetreuung.<br />

Gesellschaftlicher Höhepunkt der Konferenz war die Abendveranstaltung<br />

in der Stadthalle Schweinfurt mit der Band RedPack <strong>und</strong> dem<br />

Komikerduo SchenkSpaß, das mit Jonglagen <strong>und</strong> allerlei Gaukelspiel<br />

durch den Abend führte. Beeindruckt zeigten sich die Delegierten<br />

von einem PR-Film der AWO Unterfranken, der zeigt, auf welchen<br />

Gebieten sich die AWO engagiert <strong>und</strong> welche Bedeutung sie hat.<br />

AWO in Bayern 4-2012


Eingespieltes Team<br />

mit Neuzugang<br />

In seiner dritten Amtszeit wird AWO-Landeschef Thomas<br />

Beyer von einem bewährten Team unterstützt: Ute Braun,<br />

Herbert Franz <strong>und</strong> Max von Heckel wurden auf der Landeskonferenz<br />

als engere Vorstandsmitglieder bestätigt.<br />

Neu hinzugekommen ist Siegfried Depold. Er übernimmt<br />

die Aufgabe von Antje Esser, die aus beruflichen <strong>und</strong><br />

privaten Gründen nicht wieder kandidierte.<br />

„Das ist für mich eine völlig neue Aufgabe, ich bin schon<br />

sehr gespannt“, sagt Siegfried Depold. Dabei ist der<br />

71-Jährige, der auch Vorsitzender des Bezirksverbandes<br />

Niederbayern/Oberpfalz ist, mehr als AWO-erprobt: Seit<br />

1981 leitet er den Ortsverein Pocking, war acht Jahre<br />

lang Vorsitzender im Kreisverband Passau Süd <strong>und</strong><br />

ist nun dessen Vize. In seiner beruflich aktiven Zeit im<br />

Kassen- <strong>und</strong> Verwaltungsdienst der Post war Depold<br />

überdies Personalrat <strong>und</strong> später Betriebsratsvorsitzender.<br />

Und er ist nach wie vor kommunalpolitisch aktiv,<br />

ist seit 31 Jahren SPD-Stadtrat in Pocking <strong>und</strong> Fraktionssprecher.<br />

Vor 20 Jahren hat er einen Sportjugendaustausch<br />

zwischen dem Kreis Passau <strong>und</strong> südafrikanischen<br />

Jugendlichen initiiert, der bis heute fortlebt. Da<br />

lag es nahe, dass eine seiner ersten Aufgaben im Landesvorstand<br />

ist, im Vorstand der LAG Mali mitzuwirken.<br />

Kam, sprach <strong>und</strong> siegte<br />

Einer der Höhepunkte der diesjährigen Landeskonferenz<br />

war der Auftritt von Münchens Oberbürgermeister Christian<br />

Ude, des Präsidenten des Deutschen Städtetags <strong>und</strong><br />

Spitzenkandidaten der BayernSPD. Dass Ude in Sachen<br />

Sozialpolitik auf einer Wellenlänge mit der AWO liegt,<br />

zeigte sich an mehreren Stellen seiner Rede „Sozialer<br />

Sprengstoff in Zeiten guter Konjunktur“. Auslese aus den<br />

Ude-Positionen: „Beim Betreuungsgeld verhält es sich<br />

Die Mitglieder des engeren Vorstands nach der Wahl:<br />

Thomas Beyer (von links), Max von Heckel,<br />

Herbert Franz, Ute Braun <strong>und</strong> Siegfried Depold.<br />

Hielt am <strong>zwei</strong>ten Tag eine flammende Rede zur Sozialpolitik: der Münchner Oberbürgermeister Christian Ude.<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Neu im Vorstand:<br />

Siegfried Depold.<br />

so, als würde man jedem, der nicht studiert, eine Entschädigung<br />

zahlen.“ Zur Eurokrise resümierte Ude unter<br />

dem Beifall der mehr als 200 Gäste: „Das Kapital schafft<br />

keine Werte, sondern soziale Probleme.“ Dass Menschen<br />

gezwungen sind, ihr niedriges Einkommen aufzustocken,<br />

sei Subventionsbetrug. Und schließlich: „Politik muss so<br />

gestaltet sein, dass sozialer Sprengstoff von vornherein<br />

verhindert wird – bevor er verdienstvollen Organisationen<br />

wie der AWO zu schaffen macht.“ Christian Ude ist<br />

seit 1980 selbst Mitglied der Arbeiterwohlfahrt.<br />

7


Infos aus der AWO<br />

8<br />

* Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten * Nachrichten<br />

<strong>Neue</strong>r Geschäftsführer<br />

Seit 1. September 2012 hat der<br />

Landesverband einen neuen Geschäftsführer:<br />

Wolfgang Schindele.<br />

Der 61-Jährige ist ein erfahrener<br />

AWO-Mann: Schon 1983 unterrichtete<br />

er, damals noch Student, an<br />

der Hans-Weinberger-Akademie.<br />

1986 übernahm er dann die Leitung<br />

des Seniorenzentrums Landsberg,<br />

wurde <strong>zwei</strong> Jahre später Referent für<br />

Altenhilfe <strong>und</strong> 1997 Geschäftsführer<br />

der AWO Oberbayern. Dabei sollte<br />

Schindele ursprünglich die elterliche<br />

Bäckerei in Attenkirchen (Lkr. Freising)<br />

übernehmen. Doch nach einer<br />

Bäcker- <strong>und</strong> einer Kaufmannslehre<br />

zog es ihn weiter ins Studierzimmer,<br />

zunächst zum BWL-Studium an die<br />

Fachhochschule Landshut, dann<br />

zur Soziologie an die Universitäten<br />

in München <strong>und</strong> Wien. Als Landesgeschäftsführer<br />

war Schindele von<br />

Anfang an gefordert: Die AWO hat<br />

im Jahr 2012 die Federführung in<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege in Bayern<br />

inne, <strong>und</strong> die Landeskonferenz stand<br />

vor der Tür. Die bisherige Geschäftsführerin<br />

Andrea Ziegler schied aus<br />

persönlichen <strong>und</strong> ges<strong>und</strong>heitlichen<br />

Gründen <strong>und</strong> im guten Einvernehmen<br />

aus.<br />

Breite Front gegen BayKiBiG<br />

Ein breites Aktionsbündnis hat sich<br />

gebildet gegen die Novelle des Bayerischen<br />

Kinderbildungs- <strong>und</strong> Erziehungsgesetzes<br />

(BayKiBiG), wie sie<br />

die Regierung plant. Auf Initiative<br />

der Landesarbeitsgemeinschaft der<br />

Freien Wohlfahrtspflege in Bayern<br />

(LAGFW) wurden 54 000 Unterschriften<br />

gesammelt, 4000 davon in Einrichtungen<br />

der AWO. Die Aktion, die von<br />

elf Verbänden veranstaltet <strong>und</strong> von<br />

weiteren elf Organisationen unterstützt<br />

wird, appelliert an die Landtagsabgeordneten,<br />

für mehr Personal<br />

für die Betreuung Unterdreijähriger<br />

zu sorgen, für eine Verbesserung des<br />

Anstellungsschlüssels <strong>und</strong> für die<br />

Beseitigung bürokratischer Hürden<br />

bei der Inklusion. Die Unterschriften<br />

wurden am 16. Oktober an Landtagspräsidentin<br />

Barbara Stamm (CSU)<br />

übergeben – unmittelbar vor der<br />

Expertenanhörung zum Thema.<br />

<strong>Neue</strong> Schirmherrin<br />

Hoher Besuch in der AWO Seenlandklinik<br />

Lindenhof im fränkischen<br />

Gunzenhausen: Daniela Schadt, die<br />

Lebensgefährtin von B<strong>und</strong>espräsident<br />

Joachim Gauck, hat sich als neue<br />

Schirmherrin des Müttergenesungswerkes<br />

über die Arbeit der Einrichtung<br />

informiert. „Mütter sollten an<br />

die eigene Ges<strong>und</strong>heit denken <strong>und</strong><br />

zwar bevor alle ihre Kraftreserven<br />

aufgebraucht sind“, betonte Schadt<br />

bei ihrem Besuch. Einrichtungen wie<br />

die Seenlandklinik böten Müttern <strong>und</strong><br />

Kindern eine hervorragende Möglichkeit,<br />

ihre Ges<strong>und</strong>heit zu stärken. Die<br />

AWO unterhält b<strong>und</strong>esweit 20 Mutter-<br />

Kind-Einrichtungen, drei davon in<br />

bayerischer Trägerschaft.<br />

Aktiv Altern<br />

Gebrechlichkeit, Passivität <strong>und</strong> Abhängigkeit<br />

– noch immer wird „Alter“<br />

mit etlichen negativen Assoziationen<br />

verknüpft. Um dies zu ändern, hat<br />

AWO-Chef Thomas Beyer mit den Abgeordneten<br />

Christa Steiger <strong>und</strong> Peter<br />

Paul Gantzer sowie den Referenten<br />

Lukas Graf <strong>und</strong> Walter Rehberg den<br />

Aktionsplan „Aktiv Altern“ erstellt.<br />

Darin fordern sie: Die Altersgrenzen<br />

für Rentner müssen flexibilisiert<br />

werden, körperlich schwer arbeitende<br />

Menschen sollten das Recht haben,<br />

früher in Rente zu gehen. Senioren<br />

sollten mehr an das Internet herangeführt<br />

werden. Dringend notwendig<br />

seien mehr barrierefreie Wohnungen,<br />

damit „ambulant vor stationär“ kein<br />

leeres Versprechen bleibt.<br />

Rollentausch: Ein Tag in der Kita<br />

Das Fach Deutsch bereitet kein Kopfzerbrechen<br />

– weder den Schülern<br />

noch den Erwachsenen: Während<br />

ihrer Hospitanz in der AWO-Kindertagesstätte<br />

am Münchner Plievierpark,<br />

nahmen AWO-Landesvorsitzender<br />

Thomas Beyer <strong>und</strong> Sozialministerin<br />

Christine Haderthauer an der Hausaufgabenbetreuung<br />

teil. (Foto: aki)<br />

Zum Auftakt der „Aktion Rollentausch“<br />

verbrachten die beiden ein paar Stun-<br />

den in der Kita. Persönlichkeiten aus<br />

Politik, Wirtschaft, Verwaltung <strong>und</strong><br />

Medien konnten sich bei der gemeinsamen<br />

Aktion von Sozialministerium<br />

<strong>und</strong> LAGFW Einblicke in die Soziale<br />

Arbeit verschaffen. „Wir sind mit der<br />

Beteiligung zufrieden, nur würden wir<br />

uns mehr Vertreter aus der Wirtschaft<br />

wünschen“, erklärte Thomas Beyer.<br />

Die Ministerin zeigte sich beeindruckt<br />

von der AWO-Einrichtung, die Krippe,<br />

Kindergarten <strong>und</strong> Hort unter einem<br />

Dach vereint. Es sei gut, „wenn ein<br />

Kind nicht alle drei Jahre die Einrichtung<br />

wechseln muss“. Für Beyer<br />

war das nicht der letzte Rollentausch:<br />

Anderntags hospitierte er in der Tagespflege<br />

der Caritas in Schnaittach.<br />

AWO in Bayern 4-2012


„Manch einer ist hier<br />

sichtlich aufgeblüht“:<br />

Regine L. macht die<br />

Arbeit mit Zierpflanzen<br />

viel Spaß (linkes Bild).<br />

Gemeinsames<br />

Gärtnern verbindet,<br />

haben Winfried K.<br />

(rechtes Bild, r.) <strong>und</strong><br />

Thorsten F. in der<br />

AWO-Gärtnerei in<br />

Kitzingen erlebt.<br />

(Fotos: Bechter)<br />

Gärtnerei der AWO Unterfranken hilft psychisch Kranken zurück in den Alltag<br />

Da wächst was W<strong>und</strong>erbares<br />

Früher hat Winfried K. Haare geschnitten. Heute bringt er<br />

Buchsbäume in Form. „Das ist ja fast das Gleiche“, sagt der<br />

56-Jährige scherzhaft. Die Freude an der Arbeit in der AWO-<br />

Gärtnerei in Kitzingen ist ihm jedenfalls anzumerken. Vor<br />

zehn Jahren wurde K. in München von einem betrunkenen<br />

Taxifahrer angefahren. Seither ist sein Leben nicht mehr,<br />

wie es vorher war. „Wegen der schweren Folgeschäden<br />

konnte ich nicht mehr als Frisör arbeiten“, erzählt er.<br />

Nach der Trennung von seiner Frau zog er zurück in die<br />

fränkische Heimat <strong>und</strong> verkroch sich immer mehr in den<br />

eigenen vier Wänden. Bis seine Betreuerin ihm 2011 vorschlug,<br />

in der AWO-Gärtnerei anzufangen. „Seither geht es<br />

mir immer besser: Ich habe hier neue Fre<strong>und</strong>e gef<strong>und</strong>en.“<br />

Pflanzen bringen Lebensfreude<br />

Man steckt einen Kürbiskern in die Erde, <strong>und</strong> schon kurz<br />

darauf schaut der Keimling heraus. Er wächst <strong>und</strong> wächst<br />

<strong>und</strong> nach wenigen Wochen kann geerntet werden. Ein Kürbis,<br />

r<strong>und</strong> <strong>und</strong> prall – immer wieder ein W<strong>und</strong>er des Lebens.<br />

„Das Gärtnern ist eine so positive Tätigkeit: Täglich kann<br />

man sehen, wie sich etwas Lebendiges entwickelt, man<br />

hat häufig Erfolgserlebnisse“, sagt Franz Bechter, Leiter der<br />

Kitzinger AWO-Gärtnerei. Deshalb eigne sich das Gärtnern<br />

auch so gut für die Arbeit mit psychisch kranken Menschen.<br />

„Sie können bei uns ihre Leistungsfähigkeit erproben <strong>und</strong><br />

schrittweise ins Arbeitsleben zurückfinden“, so Bechter.<br />

Begonnen hat alles im Jahr 2006. Der Bezirksverband der<br />

AWO Unterfranken wollte sich verstärkt für psychisch kranke<br />

<strong>und</strong> behinderte Menschen engagieren <strong>und</strong> suchte nach<br />

einem geeigneten Projekt. Was lag in der traditionsreichen<br />

Gärtnereiregion Kitzingen näher, als einen Pflanzbetrieb<br />

zu übernehmen? Unter der Regie von Franz Bechter, der<br />

bis dahin das Bezirksjugendwerk der AWO Unterfranken<br />

geleitet hat, übernahm die AWO einen brachliegenden Be-<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

trieb. „Da gab es ganz schön viel zu tun“, erzählt Thorsten<br />

F. Der 34-Jährige gelernte Landmaschinenmechaniker war<br />

von Anfang an dabei <strong>und</strong> half, Ordnung in das Chaos zu<br />

bringen. Eigentlich wollte er nur für die Aufbauzeit bleiben,<br />

aber nach sieben Jahren ist er immer noch da. „Das ist<br />

eine so abwechslungsreiche Tätigkeit hier, <strong>und</strong> ich lerne<br />

immer noch dazu“, sagt F.<br />

Je nach Jahreszeit werden auf r<strong>und</strong> 7000 Quadratmetern<br />

Gewächshausfläche <strong>und</strong> 5000 Quadratmetern Freilandanbaufläche<br />

Zierpflanzen, Gemüse, Salat <strong>und</strong> Kräuter – die<br />

Lebensmittel in Bioqualität – angebaut. Die Ernte wird<br />

im eigenen kleinen Laden vermarktet, auf Märkten in der<br />

Region <strong>und</strong> auch über ein eigenes Verkaufsfahrzeug mit<br />

wechselndem Standort. Auch die Pflege von Außenanlagen<br />

gehört zur Angebotspalette – <strong>und</strong> ebenso die Möglichkeit,<br />

Kübelpflanzen in der Gärtnerei überwintern zu lassen.<br />

Außer Franz Bechter, der als Sozialpädagoge <strong>und</strong> Kaufmann,<br />

der außerdem in einem landwirtschaftlichen<br />

Betrieb aufgewachsen ist <strong>und</strong> somit optimale Voraussetzungen<br />

mitbringt, kümmern sich drei fest angestellte<br />

Kräfte kontinuierlich um den Betrieb, der freilich ohne<br />

die Zuverdienstkräfte nicht laufen würde. 18 bis 20 Personen<br />

können eingesetzt werden – je nach Interessen<br />

<strong>und</strong> Vorkenntnissen auch im Verkauf, im Fahrdienst oder<br />

bei der Pflege von Außenanlagen. Die meiste Arbeit fällt<br />

aber natürlich bei der Kultivierung von Salat, Gemüse <strong>und</strong><br />

Zierpflanzen an. Topfen, Pflanzen, Ausgeizen, Anbinden,<br />

Hacken <strong>und</strong> Ernten – der Lebenszyklus der Pflanzen bestimmt<br />

auch den Rhythmus in der Gärtnerei. Gearbeitet<br />

wird in Teams: „Da kommt es oft zu guten Gesprächen“,<br />

sagt Franz Bechter, der soweit wie möglich mitarbeitet. Der<br />

Kontakt zu anderen Menschen, das gemeinsame sinnvolle<br />

Arbeiten, helfe den Menschen sichtlich: „Manch einer ist<br />

hier schon richtig aufgeblüht.“<br />

9


10<br />

Der Sozialverband Deutschland – kurz SoVD – <strong>und</strong> die<br />

bayerische Arbeiterwohlfahrt rücken noch enger zusammen.<br />

Nachdem schon seit Anfang 2011 die Möglichkeit<br />

besteht, dass sich Mitglieder beim jeweils anderen Verband<br />

beraten lassen können, will man nun auch sozialpolitisch<br />

stärker mit einer Stimme sprechen. <strong>Neue</strong>rdings ist der SoVD<br />

auch korporatives Mitglied der AWO.<br />

Ein starker Button<br />

„Gerade die kleinen Leute können sich gegen soziale<br />

Missstände oft nicht wehren“: Diese Erfahrung hat Achim<br />

Seiler, Vorsitzender des bayerischen SoVD, schon sehr<br />

früh im Leben machen müssen. Mit gerade mal 20 Jahren<br />

hatte er unverschuldet einen schweren Unfall <strong>und</strong> wurde<br />

danach von den Ärzten falsch behandelt. Zu spät wurden<br />

die Verletzungen richtig diagnostiziert, sagt er, nun war der<br />

Fehler nicht mehr zu korrigieren. Auf der Suche nach ausgleichender<br />

Gerechtigkeit gewann Seiler mehr <strong>und</strong> mehr<br />

den Eindruck: „Wenn eine Privatperson eine Beschwerde<br />

schreibt, wird das einfach nicht so ernst genommen.“ Er<br />

trat dem SoVD bei, um anderen in einer ähnlichen Situation<br />

helfen zu können. „Wenn ein Schreiben im Briefkopf<br />

ein Verbandslogo enthält, ist das gleich wirkungsvoller.<br />

Der SoVD ist insofern ein starker Button“, ist der heute<br />

48-Jährige überzeugt.<br />

Inzwischen ist Seiler seit 25 Jahren Mitglied in dem traditionsreichen<br />

Verband, der vor 1999 noch unter dem eher<br />

irreführenden Namen „Reichsb<strong>und</strong>“ bekannt war. Voriges<br />

Jahr übernahm Seiler den Landesvorsitz von Josef Haas.<br />

Während der SoVD b<strong>und</strong>esweit eine halbe Million Mitglieder<br />

zählt, ist er in Bayern heutzutage eher klein. Aber<br />

dafür besonders mitgliederfre<strong>und</strong>lich: Die ehrenamtlichen<br />

Berater gehen individuell auf die Belange des Einzelnen<br />

ein <strong>und</strong> machen oft auch Hausbesuche. Dennoch hat sich<br />

Seiler auch vorgenommen, dass die Zahl der Mitglieder<br />

wieder steigen soll.<br />

Mit einem neuen Flyer wollen AWO<br />

<strong>und</strong> Sozialverband Deutschland<br />

(SoVD) künftig auf ihre Zusammenarbeit<br />

aufmerksam machen.<br />

SoVD-Landesvorsitzender<br />

Achim Seiler (von links) freut sich<br />

mit AWO-Landesgeschäftsführer<br />

Wolfgang Schindele <strong>und</strong> Herbert<br />

Franz, Ute Braun, Siegfried Depold<br />

vom engeren Landesvorstand<br />

der AWO sowie dem Ehrenvorsitzenden<br />

Seban Dönhuber auf die<br />

künftig noch engere Zusammenarbeit.<br />

(Foto: AWO)<br />

Zusammenarbeit von SoVD <strong>und</strong> AWO wird ausgebaut<br />

Gemeinsam für mehr Gerechtigkeit<br />

Einst lagen sie auch in Bayern bei 24 000 Mitgliedern.<br />

Eine steigende Tendenz sei in diesen Zeiten der sozialen<br />

Verunsicherung trotz blühender Konjunktur im Freistaat<br />

spürbar, sagt Seiler. Vor allem für die Generation 40 Plus<br />

habe man viel zu bieten: Das Sozial- <strong>und</strong> Rentenrecht ist<br />

kompliziert, <strong>und</strong> bei Schwierigkeiten kommt man selten<br />

ohne fachliche Hilfe aus. Aufgr<strong>und</strong> einer Kooperationsvereinbarung<br />

können seit Januar 2011 auch AWO-Mitglieder<br />

in eine der fünf SoVD-Beratungsstellen kommen. „Ein<br />

wertvolles Zusatzangebot“, findet AWO-Landeschef Thomas<br />

Beyer. Es geht allerdings um Erstberatung: „Wir schauen<br />

die Unterlagen durch <strong>und</strong> loten aus, welche Möglichkeiten<br />

es gibt“, sagt Seiler. Für ein Widerspruchs- oder Klageverfahren<br />

müsse der Betreffende aus rechtlichen Gründen<br />

Mitglied beim SoVD sein.<br />

Mit einer Stimme sprechen<br />

Auf B<strong>und</strong>esverbandsebene sind AWO <strong>und</strong> SoVD seit Jahrzehnten<br />

eng verb<strong>und</strong>en, nun also auch in Bayern: „Wir<br />

wollen unsere Kräfte bündeln <strong>und</strong> so noch mehr erreichen“,<br />

sagt Thomas Beyer. Die engere Vernetzung soll in<br />

gemeinsamen Pressemitteilungen, Auftritten <strong>und</strong> Informationsveranstaltungen<br />

zum Ausdruck kommen – <strong>und</strong><br />

demnächst auch in einem gemeinsamen Flyer.<br />

„Gemeinsam sind wir nicht zu überhören“ – unter diesem<br />

Titel stellen sich AWO <strong>und</strong> SoVD mit ihren Strukturen <strong>und</strong><br />

Leistungen vor <strong>und</strong> formulieren ihre Ziele. „Gemeinsam<br />

können wir die Öffentlichkeit noch besser auf soziale<br />

Missstände hinweisen“, sagt Achim Seiler. Die Betroffenen<br />

würden von der Politik viel zu wenig gehört, das müsse<br />

sich ändern. „Die Arbeiterwohlfahrt tritt wie der SoVD ein<br />

für ein Soziales Bayern – ein gerechtes Bayern, das Arbeit<br />

<strong>und</strong> Bildung für alle ermöglicht, ein Bayern mit guter Arbeit<br />

<strong>und</strong> gerechtem Lohn, ein Bayern, in dem die Bewohnerinnen<br />

<strong>und</strong> Bewohner aller Regionen gute Zukunftschancen<br />

haben“, heißt es im Flyer.<br />

AWO in Bayern 4-2012


Markanter Mittelpunkt der Fachklinik:<br />

Speisesaal mit Terrasse<br />

Wieder ohne Drogen leben<br />

40 Jahre Prop-Therapiezentrum Aiglsdorf<br />

Manuel K. (Name geändert) ist 26 Jahre alt, dunkelhaarig,<br />

groß <strong>und</strong> kräftig. Schwer zu glauben, dass der<br />

charmante junge Mann noch vor kurzer Zeit wegen<br />

seiner Drogensucht körperlich <strong>und</strong> psychisch völlig am<br />

Ende war. Seit Manuel 19 war <strong>und</strong> ihn seine langjährige<br />

Fre<strong>und</strong>in verlassen hatte, konsumierte er regelmäßig <strong>und</strong><br />

exzessiv Methamphetamin, kurz Crystal Meth genannt.<br />

Methamphetamin ist ein preiswertes, synthetisch hergestelltes<br />

Aufputschmittel, das starke Euphorie auslöst.<br />

Geschnupft, geraucht oder gespritzt, steigert es zunächst<br />

die Leistungsfähigkeit <strong>und</strong> reduziert im Gegenzug das<br />

Schlafbedürfnis ebenso wie Hunger <strong>und</strong> Durst auf ein<br />

Minimum. Hochwirksam <strong>und</strong> hochgefährlich, was das<br />

Suchtpotenzial <strong>und</strong> den unweigerlich folgenden körperlichen<br />

Verfall betrifft. So wird Crystal zu den am schnellsten<br />

zerstörenden Drogen überhaupt gezählt.<br />

Das hat auch Manuel K. zu spüren bekommen, der während<br />

seines Konsums oft <strong>zwei</strong> Wochen am Stück nicht<br />

schlief, ständig „auf Hochtouren lief“, um irgendwann<br />

völlig erschöpft zusammenzubrechen <strong>und</strong> 24 St<strong>und</strong>en<br />

durchzuschlafen. Schließlich kündigte der ausgebildete<br />

Logistikfachmann seinen Job, weil er die geregelte Arbeit<br />

physisch <strong>und</strong> psychisch nicht mehr aushalten konnte.<br />

Danach kam das, was man den „totalen Absturz“<br />

nennt. Manuel nahm über 30 Kilogramm ab, verlor<br />

Zähne <strong>und</strong> fing an zu halluzinieren. Er bekam massive<br />

Schwierigkeiten beim Sprechen, Gedächtnislücken, starke<br />

Zuckungen <strong>und</strong> Krämpfe, „die man selbst oft gar nicht<br />

bemerkt“, aber der Umwelt natürlich nicht verborgen<br />

bleiben. Nach einem Gefängnisaufenthalt schaffte er es<br />

zwar, ein Jahr drogenfrei zu leben <strong>und</strong> an seinem neuen<br />

Arbeitsplatz sogar zum stellvertretenden Abteilungsleiter<br />

<strong>und</strong> Betriebsrat aufzusteigen. Doch dann kam der Rückfall,<br />

als er in seine Heimatstadt <strong>und</strong> sein altes soziales<br />

Umfeld zurückkehrte. Die Kleinstadt an der Grenze zu<br />

Tschechien wird von Crystal Meth aus Osteuropa regelrecht<br />

überschwemmt <strong>und</strong> Manuel kennt dort „eigentlich<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Erweitert das Sportangebot:<br />

Beachvolleyball-Platz<br />

Zum Jubiläum ein neuer Name, in Erinnerung an<br />

Prop-Gründungsmitglied Luise Jost (v.l.)<br />

Falko Krankenhagen (Vorsitzender), Kerstin Heigl<br />

(Leiterin), Andreas Czerny (Geschäftsführer)<br />

niemanden, der nicht konsumiert.“ Seit etwa dreieinhalb<br />

Monaten lebt er jetzt im Prop-Therapiezentrum Aiglsdorf,<br />

um endgültig von der Droge loszukommen. Er ist einer<br />

von h<strong>und</strong>erten Heroin-, Kokain-, Amphetamin- oder<br />

anderen illegalen Drogen abhängigen Patienten, die<br />

sich dort in den vergangenen vier Jahrzehnten einer<br />

Entwöhnungsbehandlung unterzogen haben.<br />

Das Therapiezentrum ist eine Einrichtung von Prop e.V.,<br />

einem gemeinnützigen Verein zur Prävention, Jugendhilfe<br />

<strong>und</strong> Suchttherapie mit Sitz in München. Prop wurde<br />

vor 42 Jahren von Angehörigen <strong>und</strong> einer Handvoll engagierter<br />

Bürgerinnen <strong>und</strong> Bürger gegründet, die ihren<br />

süchtigen Kindern professionelle Hilfe zukommen lassen<br />

wollten. Das Therapiezentrum Aiglsdorf war in der Folge<br />

die erste Einrichtung, die der Verein vor genau 40 Jahren<br />

eröffnete, <strong>und</strong> seinerzeit die erste Möglichkeit zur<br />

stationären Entwöhnungsbehandlung in Deutschland<br />

überhaupt.<br />

Genau genommen war das Zentrum ein alter gemieteter<br />

Bauernhof inmitten eines oberbayerischen 90-Seelen-<br />

Dorfes, etwa 15 Kilometer nördlich von Freising. Ein ungewöhnlicher<br />

Ort, an den die ersten neun Patienten damals<br />

mit ihren Therapeuten zogen, der aber gerade wegen seiner<br />

ländlichen Abgeschiedenheit viele Vorteile bot.<br />

Vierzig Jahre später ist aus Prop e.V. ein professioneller<br />

Träger von 28 Drogenberatungs- <strong>und</strong> Therapieeinrichtungen<br />

mit 210 Mitarbeiterinnen <strong>und</strong> Mitarbeitern<br />

geworden. Und aus dem Bauernhof in Aiglsdorf eine<br />

Fachklinik zur Drogenentwöhnung mit vierzig Plätzen<br />

für Frauen <strong>und</strong> Männer <strong>und</strong> einem umfangreichen<br />

therapeutischen Angebot. Außerdem ist der Verein korporatives<br />

Mitglied der AWO Oberbayern.<br />

Falko Krankenhagen, Mitbegründer <strong>und</strong> erster Vorsitzender<br />

von Prop, rekapitulierte in seiner Rede auf der<br />

Jubiläumsfeier am 28. September den Werdegang des<br />

Zentrums: von der Suche nach einer geeigneten Immo-<br />

11


12<br />

Klettern, Fußball, Tennis, Laufen - Bewegung <strong>und</strong> Sport<br />

sind ein wichtiger Bestandteil der Therapie<br />

bilie <strong>und</strong> potenten Spendern, über die Verhandlungen<br />

mit örtlichen Gemeindevertretern <strong>und</strong> Dorfbewohnern,<br />

deren anfängliche Skepsis gegenüber den „Haschern“<br />

aus der Stadt zum Glück bald überw<strong>und</strong>en werden<br />

konnte, die Beschaffung von Möbeln <strong>und</strong> Hausrat aus<br />

Privat- <strong>und</strong> Sperrmüllbeständen <strong>und</strong> schließlich den<br />

Erwerb des Objekts viele Jahre später. Erst im Jahr 2007<br />

wurde das 4.800 Quadratmeter große Gr<strong>und</strong>stück durch<br />

einen Neubau mit modernen Bewohnerdoppelzimmern,<br />

Therapie- <strong>und</strong> Gruppenräumen erweitert.<br />

Die stationäre Entwöhnungsbehandlung dauert im<br />

Regelfall sechs Monate <strong>und</strong> beinhaltet in einem mehrstufigen<br />

Prozess eine intensive Einzeltherapie, aber auch<br />

Kleingruppen- <strong>und</strong> Gruppentherapien (z.B. mit Drogenablehnungstraining),<br />

Arbeitstherapien in verschiedenen<br />

Bereichen wie Schreinerei, Töpferei oder Küche,<br />

Beratungen über wichtige Themen wie etwa Ernährung,<br />

Wohnungssuche oder Schuldenabbau, Sporttherapie sowie<br />

zahlreiche kreative <strong>und</strong> musikalische Angebote <strong>und</strong><br />

eine lebendige Freizeitgestaltung.<br />

Ob Fußball, Klettern, Tennis, Laufen, Wandern oder<br />

Beachvolleyball - auf das umfassende <strong>und</strong> professionelle<br />

Sport- <strong>und</strong> Bewegungsprogramm ist Kerstin Heigl, psychologische<br />

Psychotherapeutin <strong>und</strong> seit 2005 engagierte<br />

Leiterin des Therapiezentrums Aiglsdorf, besonders stolz.<br />

So gibt es nicht nur einen Fitnessraum, einen Tennisplatz<br />

<strong>und</strong> einen nagelneuen Beachvolleyballplatz hinter dem<br />

Hof – <strong>zwei</strong> der Patienten bereiten sich derzeit sogar auf<br />

einen richtigen Marathonlauf vor. All das hilft den Betroffenen<br />

auf ihrem Weg zurück in ein drogenfreies Leben.<br />

Am wichtigsten aber bleibt, wie Heigl betont, die<br />

Einzeltherapie, in der die Therapeuten auf die ganz<br />

spezifischen Problemlagen der einzelnen Patienten eingehen<br />

<strong>und</strong> persönliche Therapieschwerpunkte festlegen<br />

können. Zumal diese neben ihrer Drogensucht häufig<br />

an individuellen Zweiterkrankungen wie Depressionen,<br />

Essstörungen, Traumata u.a. leiden. Auch Manuel K.<br />

profitiert nach eigener Einschätzung von den wöchentlichen<br />

Einzeltherapiest<strong>und</strong>en am meisten. <strong>Viel</strong> schlimmer<br />

als der körperliche Entzug sei für ihn der psychische<br />

Suchtdruck, sagt er, zumal er das Methamphetamin mit<br />

Zutaten aus Baumarkt <strong>und</strong> Apotheke „immer <strong>und</strong> überall<br />

selbst kochen“ kann. Trotzdem ist der sympathische junge<br />

Mann zuversichtlich, dass er nach seinem Aufenthalt<br />

in Aiglsdorf <strong>und</strong> einer <strong>zwei</strong>monatigen Übergangsphase<br />

in einer Münchner Prop-Einrichtung (Adaptionsphase)<br />

stabil genug ist, der Droge zu widerstehen. Dieses Mal<br />

für immer…<br />

Sozialtherapie<br />

Der alte Hof mitten in Aiglsdorf beherbergt<br />

jetzt Aufenthalts- <strong>und</strong> Büroräume<br />

Das Therapiezentrum Aiglsdorf beherbergt mit sechs<br />

Plätzen auch eine kleine sozialtherapeutische Abteilung<br />

für langjährig Drogenabhängige, die aufgr<strong>und</strong> der<br />

ausgeprägten körperlichen <strong>und</strong> seelischen Folgen ihrer<br />

chronischen Suchterkrankung kurzfristig nicht rehabilitierbar<br />

sind. Sie bleiben u.U. bis zu <strong>zwei</strong>einhalb Jahre in<br />

Aiglsdorf <strong>und</strong> erhalten neben ärztlichen <strong>und</strong> therapeutischen<br />

Behandlungen ein tagesstrukturierendes Angebot<br />

mit dem Ziel, die Belastbarkeit <strong>und</strong> Selbständigkeit<br />

langsam zu erhöhen.<br />

Andreas Czerny ist als Nachfolger von Franz Wimmer<br />

seit 2011 Geschäftsführer des Prop e.V.<br />

„Der Name Prop ist abgeleitet von dem englischen Wort<br />

proposal, was so viel wie Vorschlag heißt. Und der Name<br />

ist Programm. Wir wollen unseren Klienten sinnvolle<br />

Ziele vorschlagen, die persönlich passen, aber niemanden<br />

zwangsverbiegen oder bestimmte konventionelle<br />

Lebensentwürfe vorschreiben.Autonomie,Selbstbestimmung,<br />

persönliche<br />

Freiheit <strong>und</strong> Respekt<br />

stehen ganz oben auf<br />

der Werteskala von<br />

Prop <strong>und</strong> seinen Einrichtungen“.<br />

AWO in Bayern 4-2012


Serie<br />

Inn-Damm bei Schechen<br />

Die AWO-Wandergruppe Rosenheim am Waldsee<br />

Fahren Sie doch mal in den Landkreis Rosenheim ...<br />

Vom Erlensee zum<br />

Waldsee<br />

Als langjährige Leiterinnen der Wandergruppe der AWO<br />

Rosenheim könnten wir den Mitgliedern in Oberbayern<br />

so viele Ausflugstipps geben, dass das ganze Magazin<br />

voll wäre. Wir haben hier im Landkreis praktisch alles<br />

- außer Salzwasser: w<strong>und</strong>erschöne Seen, vor allem natürlich<br />

den Chiemsee, Inseln, Berge <strong>und</strong> Täler, Thermalbäder,<br />

die Flüsse Mangfall <strong>und</strong> Inn, malerische Dörfer,<br />

aber auch schöne Städte mit viel Kunst <strong>und</strong> Kultur wie<br />

z.B. Wasserburg <strong>und</strong> Rosenheim. Gerade weil es hier so<br />

viele Freizeitangebote, Sehenswürdigkeiten <strong>und</strong> Besucher<br />

gibt, haben wir für die Leserinnen <strong>und</strong> Leser des<br />

AWO-Magazins eine nicht so überlaufene, einfache <strong>und</strong><br />

ebene Wanderung entlang des Inn-Damms in Schechen<br />

bis zum Waldsee ausgesucht. Startpunkt ist der Erlensee,<br />

der direkt an der B 15 zwischen Rosenheim <strong>und</strong><br />

Wasserburg auf der Höhe der Gemeinde Schechen liegt.<br />

Dort kann man auf dem Parkplatz des „Erlebnisgasthofs<br />

Erlensee“ in der Regel gut parken. Mit seinem sauberen,<br />

smaragdgrünen Wasser liegt der kleine See eingebettet in<br />

der reizvollen Natur eines Landschaftsschutzgebietes. Von<br />

dort beginnen wir unsere Wanderung am Ufer des Inns<br />

Richtung Innstausee/Griesstätt (offiziell Mozart-Weg).<br />

Durch den Damm fließt der ursprünglich wilde Fluss hier<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Edda Schwaiger <strong>und</strong> Heidi Durst,<br />

AWO-Stadtverband Rosenheim<br />

ganz gemächlich vor sich hin, <strong>und</strong> die Wasseroberfläche<br />

ist meist glatt wie ein Spiegel. Nach etwa 45 Minuten<br />

erreichen wir so gemütlich den Waldsee. Der Waldsee<br />

ist genau genommen ein größerer Kiesweiher, der aus<br />

den Zeiten des Kiesabbaus für den Inn-Damm übrig<br />

geblieben ist. Mit Kiosk <strong>und</strong> Wasserwachtstation ist er<br />

im Sommer ein beliebter Badesee für die Einheimischen.<br />

Man kann aber zu jeder Jahreszeit dort w<strong>und</strong>erbar<br />

spazieren gehen. Zurück geht´s auf demselben Weg auf<br />

oder unterhalb des Damms. Selbstverständlich müssen<br />

sich die Wanderer dann zum Schluss im „Erlebnisgasthof<br />

Erlensee“ mit Kaffee <strong>und</strong> Kuchen oder einer Brotzeit<br />

belohnen. Ob Ente, Schwammerl, Schweinsbraten oder<br />

Kalbshaxe – das Wirtshaus bietet eine große Auswahl<br />

bayrischer Schmankerl zu günstigen Preisen, die wirklich<br />

sehr zu empfehlen sind. Wegen der schönen Lage <strong>und</strong><br />

der guten Küche ist der Gasthof mit großer Seeterrasse<br />

längst über die Landkreisgrenzen hinaus beliebt <strong>und</strong> es<br />

kann bei schönem Wetter am Wochenende schon mal<br />

recht voll werden. Wer ganz sicher gehen will, einen<br />

schönen Platz zu bekommen, sollte deshalb lieber einen<br />

Tisch reservieren (Tel. 08039 2935).<br />

Wer übrigens gerne einmal mit unserer Gruppe wandern<br />

will, ist herzlich eingeladen. Wir würden uns sehr über<br />

Verstärkung freuen! Wenn Sie ein Auto haben, umso<br />

besser. Denn wir treffen uns alle <strong>zwei</strong> Wochen am Freitag<br />

um 9.30 Uhr am Parkplatz 5 Loretowiese in Rosenheim,<br />

um in Fahrgemeinschaften zu unseren Ausflugszielen<br />

zu fahren. In diesem Jahr steht zum Beispiel noch eine<br />

R<strong>und</strong>wanderung um den Simsee auf dem Programm<br />

(7. Dezember). Nähere Infos <strong>und</strong> das Programm<br />

für 2013 gibt es unter der Telefonnummer bei Frau<br />

Edeltraud Strauß, der Vorsitzenden des AWO-Stadtverbands<br />

Rosenheim, Tel. 08031 941373 60 (Mo-Mi<br />

8.30 bis 11.00 Uhr).<br />

13


Serie<br />

14<br />

Das erste AWO-Mehrgenerationenhaus<br />

in Oberbayern – Feier mit B<strong>und</strong>esministerin<br />

Dr. Ursula von der Leyen<br />

Der Vorstand (v. l.) Udo Satzger,<br />

Alexandra Burgmaier, Dr. Werner Keitz,<br />

Edeltraud Strauß, Karl Plisch (Ehrenvorsitzender),<br />

Herbert Weißenfels (Vorsitzender)<br />

Die AWO im Landkreis Rosenheim<br />

„Eine AWO ohne Mitglieder ist für mich nicht mehr die<br />

AWO“, so bringt Rosenheims langjähriger Kreisvorsitzender<br />

Herbert Weißenfels seine Auffassung über den<br />

Verband auf den Punkt. Zwar sind die Mitgliederzahlen<br />

auch im Landkreis Rosenheim wie überall in Deutschland<br />

tendenziell rückläufig, doch abfinden mag sich<br />

Weißenfels damit nicht. Dabei könnte er sich durchaus<br />

auf dem beachtlichen <strong>und</strong> stetig wachsenden Erfolg der<br />

AWO als professioneller Einrichtungsträger <strong>und</strong> sozialer<br />

Dienstleister im Landkreis ausruhen. Denn in den gut<br />

zwanzig Jahren, in denen er die Rosenheimer AWO leitet,<br />

hat Weißenfels den verschuldeten Kreisverband nicht<br />

nur finanziell saniert, sondern zu einem der großen<br />

Anbieter im Bereich Kinder- <strong>und</strong> Jugendhilfe mit r<strong>und</strong><br />

sieben Millionen Euro Jahresumsatz <strong>und</strong> knapp 180<br />

Mitarbeitern ausgebaut.<br />

Es gibt wohl kaum eine andere Gliederung, in der die<br />

Arbeit der AWO seit dem 2. Weltkrieg so lückenlos <strong>und</strong><br />

detailliert aufgezeichnet ist, wie im Rosenheimer Land.<br />

Dank einer 50-seitigen Dokumentation, die der ehemalige<br />

Bad Aiblinger Bürgermeister <strong>und</strong> langjährige AWO-<br />

Aktive Dr. Werner Keitz in aufwändiger Recherchearbeit<br />

zusammengetragen hat. Diese Chronik belegt eindrucksvoll,<br />

mit wie viel Idealismus <strong>und</strong> Elan die ehrenamtlichen<br />

AWO-Helferinnen <strong>und</strong> Helfer in den 40er <strong>und</strong> 50er Jahren<br />

in den damals noch vier Kreisverbänden Bad Aibling,<br />

Wasserburg, Rosenheim-Land <strong>und</strong> Rosenheim-Stadt<br />

losgelegt haben, um die schrecklichen Kriegsfolgen zu<br />

mildern. Tausende arme Kinder wurden zu Weihnachten<br />

beschenkt <strong>und</strong> in Ferienlagern aufgepeppelt, man errichtete<br />

Lehrlings- <strong>und</strong> Jugendwohnheime, Nähschulen für<br />

arbeitslose Mädchen <strong>und</strong> kümmerte sich um Heimatvertriebene.<br />

Noch zehn Jahre nach Kriegsende wurden etwa<br />

in Wasserburg 700 Kilogramm Lebensmittel an Bedürftige<br />

Geschäftsstelle mit<br />

Mehrgenerationenhaus<br />

in der Ebersberger Straße,<br />

Rosenheim<br />

ausgegeben, <strong>und</strong> die AWO Rosenheim verteilte 2.304<br />

kostenlose <strong>und</strong> 25.890 verbilligte Mittagessen.<br />

Trotz dieser guten Tradition geriet der Kreisverband<br />

Rosenheim-Stadt Ende der 80er Jahre in eine gefährliche<br />

finanzielle Schieflage, die der Vorstand aus eigener Kraft<br />

nicht mehr bewältigen konnte. Schuld daran war der<br />

Bau einer Kurzzeitpflegestation, der kostenmäßig völlig<br />

aus dem Ruder gelaufen war <strong>und</strong> die sich auch nach<br />

Fertigstellung nur mit hohen Defiziten betreiben ließ.<br />

Während die ursprünglich eigenständigen Kreisverbände<br />

Bad Aibling <strong>und</strong> Wasserburg im Nachvollzug der Kreisgebietsreform<br />

bereits zum 01.01.1973 im Kreisverband<br />

Rosenheim-Land aufgegangen waren, fasste man deshalb<br />

1991 die beiden Kreisverbände Rosenheim-Stadt<br />

<strong>und</strong> -Land zusammen <strong>und</strong> beauftragte den neuen Vorsitzenden<br />

Herbert Weißenfels mit der Sanierung. Edeltraud<br />

Strauß wurde im selben Jahr zur stellvertretenden<br />

Kreisvorsitzenden <strong>und</strong> Vorsitzenden des Stadtverbands<br />

Rosenheim gewählt, der seit der Fusionierung den Status<br />

eines Ortsvereins hat. Auch sie ist wie Herbert Weißenfels<br />

bis heute im Amt. In Personalunion als ehrenamtlicher<br />

Kreisvorsitzender <strong>und</strong> ehrenamtlicher Geschäftsführer<br />

gelang es Weißenfels in der Folgezeit, den Verband aus<br />

den tiefroten Zahlen zu holen. Hatte er bei Amtsantritt<br />

eine Million Mark, also r<strong>und</strong> 500.000 Euro Schulden<br />

übernehmen müssen, wird der Kreisverband nunmehr<br />

denselben Betrag als Eigenmittel in den Bau <strong>zwei</strong>er neuer<br />

Kinderkrippen stecken.<br />

Ein wenig stolz ist Weißenfels schon auf diese positive<br />

Entwicklung. Auch dass „sein“ Kreisverband 2007 als<br />

erste AWO-Gliederung in Oberbayern den Zuschlag des<br />

B<strong>und</strong>esfamilienministeriums für ein Mehrgenerationenhaus<br />

erhalten hat, darf ihn stolz machen. Zumal<br />

AWO in Bayern 4-2012


das Rosenheimer Mehrgenerationenhaus mit seinen vielfältigen<br />

Angeboten für Jung <strong>und</strong> Alt eines von b<strong>und</strong>esweit sechs Projekten<br />

war, das 2010 wegen seines guten Rufs im Schloss Bellevue beim<br />

B<strong>und</strong>espräsidenten vorgestellt wurde.<br />

Von diesen Erfolgen macht der stets besonnen <strong>und</strong> überaus bescheiden<br />

wirkende Kreisvorsitzende jedoch ebenso wenig Aufhebens<br />

wie etwa vom B<strong>und</strong>esverdienstkreuz am Bande, das er 2002<br />

für seine zahlreichen Verdienste verliehen bekam.<br />

Im Juni wurde Herbert Weißenfels auf der AWO-Kreiskonferenz für<br />

weitere vier Jahre als Vorsitzender im Amt bestätigt. „Aber ganz<br />

bestimmt zum letzten Mal“, betont der 68-Jährige. Ziel des alten<br />

<strong>und</strong> neuen Vorstands sei es, „das Wachstum des Kreisverbands<br />

fortzusetzen, aber immer auf finanziell solider Basis <strong>und</strong> auf<br />

einem qualitativ hochwertigen Niveau“. Darüber hinaus will der<br />

Vorstand auch engagierte jüngere Mitglieder für verantwortliche<br />

Arbeiten in der Führungsebene gewinnen <strong>und</strong> die Geschäftsleitung<br />

mit einer hauptamtlichen Person besetzen.<br />

Weißenfels könnte sich dann noch mehr als bisher der Mitgliederentwicklung<br />

widmen, denn ein regelmäßiger <strong>und</strong> im besten<br />

Fall persönlicher Kontakt ist in seinen Augen das Allerwichtigste<br />

für eine lebendige Mitgliederorganisation. „Es tut weh, wenn ein<br />

langjähriges Mitglied austritt oder gar ein Ortsverein wegbricht“,<br />

sagt der Vorsitzende <strong>und</strong> bemüht sich deshalb nach Kräften, die<br />

Mitgliedschaft in der Rosenheimer Region stabil zu halten <strong>und</strong><br />

möglichst auszubauen. So freut er sich über jedes neue Mitglied<br />

<strong>und</strong> auch über die Tatsache, dass mehrere Landkreisbürgermeister,<br />

Rosenheims Oberbürgermeisterin Gabriele Bauer <strong>und</strong> auch<br />

Landrat Josef Neiderhell der AWO als Mitglieder angehören. „Das<br />

hat es in der 66-jährigen Geschichte unseres Kreisverbands noch<br />

nicht gegeben <strong>und</strong> zeigt auch, dass die soziale Arbeit der AWO in<br />

unserer Region durchaus anerkannt wird“, so der Kreisvorsitzende.<br />

Ob Glückwunschkarten oder Hausbesuche, Rabatte in lokalen<br />

Geschäften oder Vergünstigungen bei den beliebten Seniorenreisen<br />

des Kreisverbands – man müsse den Mitgliedern schon<br />

etwas bieten <strong>und</strong> sie laufend über die vielfältigen Angebote der<br />

AWO informieren, findet Weißenfels. Außerdem soll unentgeltliche<br />

ehrenamtliche Arbeit wenigstens angemessen gewürdigt<br />

werden, weshalb der Kreisverband 2003 eine eigene Ehrenmedaille<br />

geschaffen hat. Die Verleihung dieser Medaille in festlichem<br />

Rahmen <strong>und</strong> mit prominenten Gästen an verdiente Helferinnen<br />

<strong>und</strong> Helfer in der Rosenheimer Region gehört inzwischen zu den<br />

Highlights des AWO-Jahres. Am Ende aber steht <strong>und</strong> fällt die<br />

AWO-Mitgliederorganisation mit dem Engagement der Menschen<br />

in den Ortsvereinen, ist Weißenfels überzeugt: „Und da sind eben<br />

manche sehr <strong>und</strong> manche weniger erfolgreich.“<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Steckbrief:<br />

Kreisverband<br />

Rosenheim<br />

Mitglieder: 2.350<br />

Kreisvorsitzender:<br />

seit 1991<br />

Herbert Weißenfels<br />

19 Ortsvereine (Vorsitzende)<br />

Bad Aibling (Christian Otto)<br />

Bad Endorf (Petra Sziladi)<br />

Bad Feilnbach (Gorch Pollow)<br />

Bernau (Gertrud Bichl)<br />

Bruckmühl (Heidi Lindner)<br />

Feldkirchen-Westerham (Anne Amsbeck)<br />

Großkarolinenfeld (Emil Maier)<br />

Kiefersfelden (Hans Hanusch)<br />

Kolbermoor (Peter Burgschmidt)<br />

Oberaudorf (Klaus Muno)<br />

Ostermünchen-Tuntenhausen (Jutta Träger)<br />

Prien (Elke Flender-Back)<br />

Raubling (Willi Schwaiger)<br />

Riedering (Eveline Kleinmaier)<br />

Rott (Josefine Sewald)<br />

Rosenheim Stadt (Edeltraud Strauß)<br />

Schloßberg (Vroni Engel)<br />

Thansau-Rohrdorf (Erich Bielmeier)<br />

Wasserburg (Anne Höffer von Loewenfeld)<br />

Geschäftsstelle:<br />

Arbeiterwohlfahrt Kreisverband Rosenheim e.V.<br />

Ebersberger Straße 8<br />

D-83022 Rosenheim<br />

Telefon: +49 (0)8031/941373-0<br />

Fax: +49 (0)8031/941373-19<br />

Email: kreisverband@awo-rosenheim.de<br />

Internet: www.awo-rosenheim.de<br />

Einrichtungen <strong>und</strong> Angebote (ohne BV Obb <strong>und</strong> LV):<br />

13 Kindertagesstätten<br />

4 Begegnungsstätten <strong>und</strong> Bürgertreffs<br />

1 Mehrgenerationenhaus<br />

2 Soziale Mittagstische <strong>und</strong> 1 Tafel<br />

Einsatz <strong>und</strong> Vermittlung von Haushaltshilfen<br />

Essen auf Rädern<br />

Mittags- <strong>und</strong> Hausaufgabenbetreuungen<br />

Betreuung von Ganztagsklassen<br />

Jugendsozialarbeit an Schulen<br />

Offene Jugendarbeit<br />

Schuldnerbegleitung<br />

Schülerpatenschaften, Lesepaten<br />

Beratung <strong>und</strong> Hilfen für Alleinerziehende<br />

Allg. Sozialberatung<br />

Seniorenreisen <strong>und</strong> Seniorenclubs<br />

Kinder- <strong>und</strong> Jugendfreizeiten<br />

Mutter-Kind-Gruppen<br />

Spiel- <strong>und</strong> Krabbelgruppen<br />

15


16<br />

<strong>Kreisverbandswahlen</strong>: <strong>Viel</strong> <strong>Altbewährtes</strong> <strong>und</strong> <strong>zwei</strong> <strong>Neue</strong><br />

Nach Ablauf von vier Jahren fanden in den meisten AWO-Kreisverbänden Oberbayerns turnusgemäß Neuwahlen<br />

statt. Fast immer wurden die amtierenden Vorsitzenden im Amt bestätigt. Nur in den Kreisverbänden Miesbach,<br />

München-Stadt <strong>und</strong> Mühldorf traten die Vorsitzenden Christine Negele, Max von Heckel <strong>und</strong> Wiebke Müller nicht<br />

mehr an. Sie wurden von Walter Sedlmayer (Miesbach) <strong>und</strong> Jürgen Salzhuber (München-Stadt) abgelöst, während<br />

der am 14. Juni in Mühldorf neu gewählte Kreisvorsitzende Markus Schwaiger bereits wieder zurückgetreten ist. In<br />

den Kreisverbänden Pfaffenhofen, Freising <strong>und</strong> Garmisch-Partenkirchen stehen noch Neuwahlen an. Von dem am<br />

16. März gewählten Vorstand des Kreisverband Erding liegt kein Foto vor. Ein Überblick:<br />

Altötting (28.4.12) v. l.: Ursula Obergröbner,<br />

Seban Dönhuber, Volker Schneider, Renate Perschl,<br />

Marianne Kirchhoff-Kasböck, Herbert Hofauer,<br />

Helmut Häring (Vorsitzender), Werner Riedhofer<br />

Traunstein (29.10.11) v. l.: Ingrid Simet<br />

(BV Obb.), Maria Hültner, Rudolf Schenkl,<br />

Brigitte Zimmermann (Vorsitzende),<br />

Gaby Griesbeck, Elfi Dzial, Maria Noichl (Gast)<br />

Starnberg (5.5.12) v. l.: Herbert Sladek (Vorsitzender),<br />

Günter Meier, Xenia Strowitzki,<br />

Wilfried Tettweiler, Natascha Niederleitner.<br />

Ebersberg (27.1.12) v. l.: Armin Richter, Gerald Fuchs,<br />

Georg Hohmann, Anton Richter (Vorsitzender), Karin Scharl,<br />

Edith Seidl, Jürgen Schäpe, Peter Dingler, Roland Podehl<br />

Dachau (8.11.11) Oskar Krahmer<br />

(Vorsitzender), Brigitte Soleder, Thea<br />

Zimmer, Lothar Zimmer<br />

(nicht im Bild: Paula Herzinger,<br />

Ingrid Grössler, Hans Philipp<br />

Schrobenhausen (17.3.12) v. l. vorne:<br />

Günther Rief (Vorsitzender),<br />

Astrid Welter-Herzberger,<br />

Robert Huber, Adolf Gaib;<br />

hinten: Peter Dingler u.<br />

Regina Besch (BV Obb.),<br />

Ulrike Sperrer, Rosa Kothmeier,<br />

Jenny Douda-Kückelhaus, Peter Mießl<br />

Bad Tölz-Wolfratshausen (12.5.12)<br />

v. l.: Ingrid Pölt (Vorsitzende),<br />

Stefan Lang, Heidi Hirsch,<br />

Gerda Müller<br />

Miesbach-Tegernsee (23.4.12) v. l.:<br />

Ingrid Simet (BV Obb.),Veronika Zürl,<br />

Tobias Valtl, Elisabeth Stumpf, Hannelore<br />

Schwarz, Kurt Weber, Thomas<br />

Mandl, Walter Sedlmayer (Vorsitzender)<br />

AWO in Bayern 4-2012


Landsberg a.L. (21.5.12) v. l.: Helmut Schiller<br />

(Vorsitzender), Tanja Hipp, Volker Päplow, Martha<br />

Bohr, Wolfgang Schindele, Monika Tinkl<br />

Rosenheim (23.6.12) v. l.: Udo Satzger,<br />

Alexandra Burgmaier, Dr. Werner Keitz,<br />

Edeltraud Strauß, Karl Plisch (Ehrenvorsitzender),<br />

Herbert Weißenfels (Vorsitzender)<br />

Ingolstadt-Eichstätt (4.7.12) v. l.: Günter Süß (Vorsitzender), Francesco<br />

Garita, Dr. Andreas Schleef, Jakob Falkenburger, Gerda Büttner,<br />

Ralph Aubele, Monika Eichner, Johann Stachel, Christel Reimann,<br />

Ernst Menzel, Hermann Steger, Franz Hutter, Otto Hell<br />

Berchtesgadener Land (22.10.11)<br />

v. l.: Roman Niederberger, Isabella Zuckschwerdt<br />

(Vorsitzende), Landesvorsitzeder<br />

Dr. Thomas Beyer (nicht im Bild: Michael Wiebeck,<br />

Erika Ribes-Häusl, Josef Hartl)<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Weilheim-Schongau (28.4.12) v. l.: Michael Asam (Vorsitzender)<br />

Gerhard Trautinger, Barbara Weber, Ingrid Simet (BV Obb.),<br />

Eleonore Moritz, Adolf Kapfer, Ute Frohwein-Sendl, Hannelore Gmach,<br />

Brigitte Reßler, werner Geretzshuber, Gunnar Prielmeier<br />

München-Land (12.5.12) v. l.: Ingrid Lenz-Aktas,<br />

Werner Landmann, Conny Pfaffinger, Max Wagmann<br />

(Vorsitzender), Ariane Wißmeier-Unverricht,<br />

Florian Spirkl, Marcel Schaller<br />

Fürstenfeldbruck (21.4.12) v. l.:<br />

Karina Werner (Vorsitzende), Klaus Straßer,<br />

Saskia Schon, Ulrich Schmetz, Ingrid Wild,<br />

Dr. Michael Gumtau, Monika Fiedler, Michael Fiedler,<br />

Regina Besch <strong>und</strong> Kathrin Sonnenholzner (BV Obb.)<br />

München-Stadt (3.3.12) v. l.: Martin Bengsch, Anne Hirschmann,<br />

Verena Dietl, Ella Engel, Jürgen Salzhuber (Vorsitzender),<br />

Kurt Damaschke, Hans-Dieter Kaplan, Solveig Gruber, Elisabeth Reiter<br />

17


18<br />

AWO in München<br />

Der Schirmherr Christian Ude schlendert über die Festmeile Steinsdorfstraße<br />

IsarInselFest - trotz Regen <strong>und</strong> Kälte ein tolles Fest!<br />

Obwohl es das einzige regnerische <strong>und</strong> kalte Wochenende<br />

im September war, <strong>und</strong> gerade mal der Sonntag ohne Dauerregen<br />

glänzte, besuchten an die 60.000 Besucherinnen<br />

<strong>und</strong> Besucher das dritte IsarInselFest.<br />

Auch dieses Jahr verwandelte das IsarInselFest die Praterinsel<br />

<strong>und</strong> das umliegende Gelände wieder in das was<br />

es einst war, in eine Flaniermeile für die Münchner <strong>und</strong><br />

Münchnerinnen mitten in der Stadt.<br />

Eröffnet wurde das dritte IsarInselFest zum ersten Mal<br />

von seinem Schirmherren, unserem Oberbürgermeister<br />

Christian Ude, der sich trotz Regen nicht davon abhalten<br />

ließ, die Steinsdorfstraße hinunter zu schlendern <strong>und</strong> mit<br />

dem einen oder anderen Standbetreiber oder Besucher ein<br />

paar Worte zu wechseln.<br />

Fünf Bühnen, die Kulturbühne am Vater-Rhein-<br />

Brunnen, die Brett‘l-Bühne vor der Lukaskirche,<br />

die Jugendbühne „Platz da!“, die Arabellabühne<br />

in der Steinsdorfstraße <strong>und</strong> die Straßenkünstlerbühne<br />

sorgten auch dieses Jahr wieder für<br />

ein vielfältiges kulturelles Programm. Sehr gut<br />

angekommen bei den Festgästen ist die neu<br />

hinzugekommene Straßenkünstlerbühne, auf<br />

der unterschiedlichste Kunststile präsentiert<br />

wurden. Die ersten drei mit einem Preis dotierten<br />

Plätze gewannen eine Performancekünstlerin,<br />

<strong>zwei</strong> junge Jonglagekünstler <strong>und</strong> ein sehr<br />

talentierter Gitarrenspieler.<br />

Flying Fox, verschiedene Stände, Feuerwehrmodenschau,<br />

buntes Kinderprogramm, Rettungsh<strong>und</strong>estaffel,<br />

Tanzkurse, Karaoke, Slacklines,<br />

Kletterturm, politischer <strong>und</strong> sozialkritischer<br />

Talk, Führungen, Karikaturen, Glücksräder,<br />

eine Ausstellung im Alpinen Museum <strong>und</strong> vieles<br />

mehr vervollständigte das Programm r<strong>und</strong> um<br />

die Bühnen.<br />

Wie auch in den ersten beiden Jahren stellten die Gründungsmitglieder<br />

des IsarInselFest e.V., AWO München-<br />

Stadt, ASB München <strong>und</strong> SPD München wieder das ehrenamtliche<br />

Organisationskomitee <strong>und</strong> präsentierten sich mit<br />

ihren Ständen in der Steinsdorfstraße.<br />

Am Ende, aber nicht zuletzt, sei hier wieder allen gedankt,<br />

die für ein großartiges, friedliches, stimmungsvolles Fest<br />

sorgten, das den Münchnern ihre Isar wieder näher bringt.<br />

Ein besonders großes Dankeschön geht vor allem an die<br />

vielen ehrenamtlichen Helfer, die auch dieses Jahr an allen<br />

Ecken <strong>und</strong> Enden mitgeholfen haben. Und ein letzter Dank<br />

an die großzügigen Sponsoren, insbesondere die König<br />

Ludwig Schlossbrauerei, die auch dieses Jahr wieder sehr<br />

viel zum Gelingen beigetragen hat!<br />

IsarInselFest-Arabella-Bühne<br />

AWO in Bayern 4-2012


Schulaufgaben machen, pflegen <strong>und</strong> spielen -<br />

Politiker besuchen unsere Einrichtungen im<br />

Rahmen des 6. bayerischen Rollentausches.<br />

Bereits zum sechsten Mal wurden Persönlichkeiten aus<br />

Politik, Wirtschaft, Verwaltung <strong>und</strong> Medien für ein paar<br />

St<strong>und</strong>en in eine soziale Einrichtung eingeladen, um sich<br />

anzusehen, wie das soziale Bayern<br />

aussieht, wenn man „direkt<br />

darin“ arbeitet. Den Auftakt der<br />

Veranstaltung machten der AWO-<br />

Landesvorsitzende Thomas Beyer<br />

<strong>und</strong> Sozialministerin Christine<br />

Haderthauer in der AWO-Kindertagesstätte<br />

Plievierpark.<br />

„Diese Aktion ermöglicht entscheidende<br />

Einblicke in den Bereich<br />

sozialer Arbeit, den man nur in<br />

der Praxis erfährt“, erklärte Dr.<br />

Thomas Beyer, der in den vergangenen<br />

Jahren als „Rollentauscher“<br />

unter anderem bei Essen auf<br />

Rädern, in der Sozialberatung, in<br />

einer Einrichtung für Menschen<br />

mit psychischen Erkrankungen <strong>und</strong> in der Tagespflege<br />

mitgewirkt hat. Auch die Sozialministerin Christine Haderthauer<br />

zeigte sich beeindruckt von der Einrichtung,<br />

die Krippe, Kindergarten <strong>und</strong> Hort vereint.<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Nicole Gohlke (MdB) mit Jugendlichen<br />

beim „Polstern“ bei Anderwerk<br />

Auch der Landtagsabgeordnete Florian Ritter nahm die<br />

Gelegenheit zum Rollentausch wahr <strong>und</strong> verbrachte<br />

seinen Rollentausch in der Kita in der Schmaedelstraße<br />

<strong>und</strong> im Seniorenpflegeheim Fritz-Kistler-Haus.<br />

Aber Rollentausch muss nicht zwangsläufig in Kitas oder<br />

Pflegeeinrichtungen stattfinden, Nicole Gohlke (MdB,<br />

B<strong>und</strong>estagsfraktion Die Linke) entschloss sich in einem<br />

Projekt für benachteiligte Jugendliche in der Berufsvorbereitung<br />

reinzuschnuppern <strong>und</strong> besuchte unsere Anderwerk<br />

Einrichtung in der Gärtnerstraße. Unprätentiös,<br />

sehr interessiert <strong>und</strong> offen ging sie auf die Jugendlichen<br />

zu <strong>und</strong> so manche Barriere von Seiten der Jugendlichen<br />

zur Politik fällt an diesem Nachmittag.<br />

Rollentausch ein schönes Projekt - wünschen würden<br />

wir uns nur, dass auch mal Verteter <strong>und</strong> Vertreterinnen<br />

der Wirtschaft <strong>und</strong> Medien unsere Einrichtungen beim<br />

Rollentausch besuchen würden!<br />

Christine Haderthauer (Sozialministerin)<br />

<strong>und</strong> Dr. Thomas Beyer (MdL,<br />

AWO-Landesvorsitzender Bayern)<br />

beim „Hausaufgaben machen“ mit Kindern<br />

der AWO-Kindertagesstätte Plievierpark<br />

19<br />

AWO in München


20<br />

AWO in München<br />

Offener Eltern-Kind-<br />

Treff mit pädagogischer<br />

Anleitung in AWO<br />

Ortsverein Maxvorstadt/<br />

München-Mitte!<br />

Seit kurzem hat der AWO-Ortsverein Maxvorstadt/<br />

München-Mitte sein Angebot um einen offenen Eltern-<br />

Kind-Treff erweitert. Eltern mit Babys <strong>und</strong> Kleinkindern<br />

in der Altersgruppe 0-3 Jahre sind herzlich willkommen,<br />

sich in netter R<strong>und</strong>e in der Arcisstraße zu treffen.<br />

Jeden Freitag von 10.00-12.00 Uhr können sich junge<br />

Mütter <strong>und</strong> Väter in der gemütlichen Atmosphäre der<br />

Arcisstraße gemeinsam mit anderen Kindern <strong>und</strong> Eltern<br />

bei einer Tasse Kaffee über die Freuden <strong>und</strong> kleinen<br />

Sorgen des Alltags austauschen, während die Kleinen<br />

unter Aufsicht <strong>und</strong> Anleitung einer pädagogischen Fachkraft<br />

in der Spielecke spielen <strong>und</strong> ihre ersten Kontakte<br />

knüpfen können.<br />

Kinder <strong>und</strong> Eltern lernen gemeinsam Kinderlieder <strong>und</strong><br />

Reime. Darüber hinaus beantwortet die pädagogische<br />

Fachkraft kindbezogene Fragen <strong>und</strong> gibt ihr Fachwissen<br />

gerne weiter.<br />

Für den offenen Eltern-Kind-Treff ist keine Anmeldung<br />

erforderlich. Für Mitglieder der Arbeiterwohlfahrt beträgt<br />

die Besuchsgebühr € 3.00, für Noch-nicht-Mitglieder<br />

der Arbeiterwohlfahrt € 6.00.<br />

Die AWO Senioren- <strong>und</strong> „Junioren-“ Begegnungsstätte<br />

Arcisstraße 45, 80799 München, ist erreichbar in der<br />

Zeit von 10:00 bis 16:30 unter der Telefonnummer:<br />

089/2720526<br />

Der offene Eltern-Kind-Treff steht unter der Schirmherrschaft<br />

der OV-Vorsitzenden Christine Richter.<br />

Die AWO hilft<br />

Wanderarbeitern aus<br />

Südosteuropa!<br />

Seit Jahren kommen immer mehr Zuwanderer aus<br />

Bulgarien <strong>und</strong> Rumänien nach München, um Arbeit zu<br />

finden. Oftmals landen sie jedoch in unsicheren Arbeitsverhältnissen,<br />

ohne Kündigungsschutz, ohne Vertrag <strong>und</strong><br />

geregeltes Einkommen.<br />

Die Konsequenz daraus ist leider oft der vollständige<br />

soziale Absturz in Hilf- <strong>und</strong> Obdachlosigkeit.<br />

Seit 1. September bieten die Beratungsdienste AWO<br />

München gemeinnützige GmbH in der Schwanthalerstraße<br />

ein „Infozentrum Migration <strong>und</strong> Arbeit“ an, dass<br />

sich als Anlaufstelle für Zuwanderer bewähren soll.<br />

Rechtsberatung <strong>und</strong> Aufklärung zum deutschen Sozial-,<br />

Ges<strong>und</strong>heits- <strong>und</strong> Bildungssystem werden angeboten.<br />

Jeden Tag besucht auch ein Mitarbeiter den entstandenen<br />

Taglöhnermarkt Landwehrstraße/Ecke Goethestraße, um<br />

mit den Arbeitssuchenden ins Gespräch zu kommen.<br />

Wie viele Zuwanderer Hilfe <strong>und</strong> Beratung brauchen,<br />

ist nicht feststellbar, aber das Angebot wird sehr gut<br />

angenommen.<br />

In den meisten bekannten Fällen wurden die Arbeiter<br />

um ihren Lohn geprellt oder nur als „Selbstständige“<br />

engagiert, um niedrigere Löhne zahlen zu können <strong>und</strong><br />

um sich die Sozialversicherung zu sparen.<br />

Durch Aufklärung <strong>und</strong> Unterstützung hofft das Infozentrum<br />

Migration <strong>und</strong> Arbeit die Situation zu entschärfen.<br />

Finanziert wird die Beratungsstelle vom Referat für Arbeit<br />

<strong>und</strong> Wirtschaft erst mal für die nächsten eineinhalb bis<br />

<strong>zwei</strong> Jahre.<br />

AWO in Bayern 4-2012


ASZ Laim feiert<br />

30-jähriges Jubiläum<br />

<strong>und</strong> Wiedereröffnung<br />

nach Renovierung!<br />

„Das ist doch ein Gr<strong>und</strong> zum Feiern, oder?“ meinte der<br />

neue Einrichtungsleiter des ASZ Laim, J.-Peter Pinck,<br />

„die Renovierung hat eine Weile gedauert, aber jetzt ist es<br />

richtig schön geworden. Das ASZ Laim der AWO München<br />

erstrahlt in neuem Glanz.“<br />

Nach eineinhalb Jahren ist die energetische Sanierung<br />

abgeschlossen <strong>und</strong> der Betrieb, der allerdings nie eingestellt<br />

wurde, kann jetzt wieder uneingeschränkt seinen<br />

Ablauf nehmen. Seit 30 Jahren ist das ASZ als wichtiger<br />

Treffpunkt für die Senioren in Laim nicht wegzudenken.<br />

Etwa 120 Besucher täglich nutzen die vielfältigen Angebote<br />

des ASZ, die generationsübergreifend <strong>und</strong> für alle<br />

Menschen in Laim sein sollen.<br />

Ein herzliches Danke geht auch an den bisherigen Leiter<br />

Johannes Schardt, der bei der Wiedereröffnungs-/<br />

Jubiläumsfeier in den wohlverdienten Ruhestand verabschiedet<br />

wurde.<br />

Collage zur<br />

Wiedereröffnung/Jubiläum<br />

AWO in Bayern 4-2012<br />

Blick in den neurenovierten Saal<br />

Johannes Schardt,<br />

ehemaliger Leiter<br />

ASZ Laim<br />

der Vorstand des OV München-Süd: v.l.<br />

Erika Bornhütter (stellv. OV-Vorsitzende), Fritz Berger<br />

(OV-Vorsitzender), Uschi Ruml (stellv. OV-Vorsitzende),<br />

Gerd Baumann (Kassier), Ulrike Seuffert (Schriftführerin)<br />

Starke Ortsvereine -<br />

starker Verband!<br />

Auch in dieser Ausgabe freuen wir uns, ihnen einen<br />

unserer Ortsvereine näher vorstellen zu können.<br />

AWO Ortsverein München-Süd<br />

50 Jahre ist es nun her, dass der Ortsverein München-<br />

Süd gegründet wurde.<br />

Er ist der viertgrößte Ortsverein in München <strong>und</strong> zählt<br />

182 Mitglieder. Seit 1962 sind die Mitglieder sehr gut im<br />

Viertel, aber auch in der Stadtpolitik (Stadtrat, Bezirksausschuss<br />

Sozialverband usw.) vernetzt.<br />

Es ist ein sehr aktiver Ortsverein, der nicht nur vorort im<br />

Stadtviertel tätig ist, sondern auch immer wieder den<br />

Kreisverband in seiner sozialen Arbeit unterstützt, z.B.<br />

im Loswagen <strong>und</strong> beim IsarInselFest.<br />

Drei sehr lebendige Seniorenclubs, der sonnige Süden,<br />

Thomas-Wimmer <strong>und</strong> die fröhliche R<strong>und</strong>e, bieten älteren<br />

Damen <strong>und</strong> Herren die Möglichkeit, Kontakte zu knüpfen,<br />

gemeinsam etwas zu unternehmen <strong>und</strong> miteinander<br />

Spaß zu haben.<br />

Der Ortsverein hat natürlich auch ein offenes Herz für<br />

Familien. Sehr engagiert werden auch die beiden AWO-<br />

Kindertagesstätten in der Hansastraße <strong>und</strong> Neunkirchnerstraße<br />

unterstützt.<br />

Regelmässige Ausflüge, Bildungsveranstaltungen <strong>und</strong><br />

auch Feiern r<strong>und</strong>en das Angebot ab <strong>und</strong> belegen die gute<br />

Arbeit der Mitglieder <strong>und</strong> des Vorstandes.<br />

21<br />

AWO in München


Kreuzworträtsel<br />

22<br />

Agatha Christie – Miss Marple <strong>und</strong> Co. ermitteln<br />

Ein Dorf gerät wegen Verleumdungsbriefen in Aufruhr, eine Schauspielerin entkommt nur knapp einem Mordanschlag,<br />

ein Langschläfer erwacht nicht mehr zum Leben, die Überlebende eines Schiffsunglücks verschwindet <strong>und</strong> in einem<br />

Altenheim stören Gerüchte die Beschaulichkeit – das wird selbst Meisterdetektivin Miss Marple zu viel. In <strong>zwei</strong> kniffligen<br />

Fällen ermittelt daher das Ehepaar Tommy <strong>und</strong> Tuppence, in einem beweist Superintendent<br />

Battle seinen Spürsinn.<br />

Lösungswort<br />

Impressum<br />

Herausgeber:<br />

Arbeiterwohlfahrt Landesverband Bayern e.V.<br />

Edelsbergstraße 10, 80686 München<br />

Telefon 089 546754–0, Fax 089 54779449<br />

redaktion@bayern.awo.de<br />

Landesvorsitzender: Dr. Thomas Beyer, MdL<br />

Redaktion AWO in Bayern:<br />

Wolfgang Schindele (V.i.S.d.P.), Dr. Anke Sauter<br />

Redaktionsanschrift siehe oben<br />

Redaktion AWO in Oberbayern:<br />

Andreas Niedermeier (V.i.S.d.P.)<br />

Michaela Lichtblau<br />

AWO Bezirksverband Oberbayern e.V.<br />

Edelsbergstr. 10, 80686 München<br />

Tel. 089 74316050, Fax 089 74316051<br />

awo-in-bayern@awo-obb.de<br />

www.awo-obb.de<br />

Herma Koch, Edm<strong>und</strong> Telgenkämper, Stephan Schad, Peter Kaempfe <strong>und</strong> Johannes Steck<br />

verleihen mit ihren Stimmen den fünf spannenden Lesungen Witz <strong>und</strong> Charme.<br />

Agatha Christie – Miss Marple <strong>und</strong> Co. ermitteln<br />

15 CD Lesungen, erschienen in der Hörverlag<br />

ISBN 978-3-86717845-7, € [D] 29,99<br />

Dieses CD-Paket können Sie gewinnen. Senden Sie das Lösungswort an den AWO-Landesverband<br />

Bayern e.V., Petra Dreher, Edelsbergstraße 10, 80686 München, Einsendeschluss ist der<br />

25.02.2013.<br />

Mitarbeiter des AWO-Landesverbandes sind von der Teilnahme ausgeschlossen. Die Gewinner werden schriftlich benachrichtigt, der Rechtsweg ist ausgeschlossen.<br />

Redaktion AWO in München:<br />

Jürgen Salzhuber (V.i.S.d.P.),<br />

Karin Sporrer<br />

Redaktionsanschrift:<br />

AWO München gemeinnützige Betriebs-GmbH<br />

Gravelottestraße 8, 81667 München<br />

Layout <strong>und</strong> Grafik:<br />

Geiselberger Medien-Gesellschaft mbH<br />

Martin-Moser-Str. 23, 84503 Altötting<br />

Tel. 08671 5065-33, Fax 08671 5065-35<br />

www.gmg.de, mail@gmg.de<br />

Druck:<br />

Gebr. Geiselberger GmbH<br />

Martin-Moser-Str. 23, 84503 Altötting<br />

Tel. 08671 5065-0, Fax 08671 5065-68<br />

www.geiselberger.de, mail@geiselberger.de<br />

Anzeigenleitung:<br />

GMG, Hildeboldstraße 3, 80797 München,<br />

Tel. 089 360474-0, Fax 089 361923-50<br />

awo.anzeigen@gmg.de<br />

Erscheinungsweise: 4 x jährlich<br />

Bezugspreis:<br />

Der Bezugspreis ist für Mitglieder im<br />

Mitgliedsbeitrag enthalten.<br />

ISSN 2191-1495<br />

Hinweis: Die Beiträge stellen die Meinung des<br />

Verfassers dar, nicht unbedingt die des Herausgebers.<br />

Für unverlangt eingesandte Manuskripte<br />

<strong>und</strong> Fotos wird keine Gewähr übernommen.<br />

Ein Nachdruck kann nur mit Genehmigung<br />

der jeweiligen Redaktion erfolgen.<br />

Fotos AWO, wenn nicht anders vermerkt.<br />

AWO in Bayern 4-2012


Gastbeitrag der BfS<br />

Angebotsarchitektur für das Wohnen <strong>und</strong> die Pflege von Senioren im Umbruch<br />

Die bisherige Leistungsarchitektur im Bereich Unterstützung,<br />

Wohnen <strong>und</strong> Pflege von Senioren wird in Zukunft nicht<br />

fortgeschrieben werden können. Die Leistungsangebote,<br />

die Immobilienstrukturen <strong>und</strong> die Geschäftsmodelle stehen<br />

ebenso unter Veränderungsdruck wie die Investitionsstrategien<br />

der Anbieter. Wesentliche Einflussfaktoren dafür<br />

sind vor allem die Versorgungssteuerung der öffentlichen<br />

Finanzierungsträger, die Veränderung der Bedarfslagen <strong>und</strong><br />

der Nachfrage sowie eine zunehmende Wettbewerbsintensität.<br />

Handlungsbedarf besteht auch, um die wirtschaftliche<br />

Zukunftsfähigkeit der Anbieter <strong>und</strong> Investoren zu sichern.<br />

Dabei ist der Pflegemarkt nach wie vor von einer positiven<br />

Wachstumsdynamik geprägt. Die Anzahl der pflegebedürftigen<br />

Personen hat sich von 2,25 Mio. Ende 2007 bis<br />

auf 2,42 Mio. Ende 2010 erhöht (+ 7,6%). In Folge der<br />

demographischen Entwicklung wird bis zum Jahr 2030 ein<br />

kontinuierlicher Anstieg auf bis zu 3,4 Mio. Pflegebedürftige<br />

erwartet.<br />

In Pflegeheimen werden aktuell r<strong>und</strong> 750.000 bzw.<br />

31% der pflegebedürftigen Personen versorgt. Ende<br />

2009 gab es 10.384 Pflegeheime für vollstationäre Dauerpflege.<br />

Dies waren r<strong>und</strong> 24% mehr als Ende 2001.<br />

Obwohl bereits eine zunehmende Differenzierung der<br />

Leistungsangebote zu beobachten ist, verfügen noch mehr<br />

als 75% aller Einrichtungen mit einem vollstationären<br />

Pflegeangebot ausschließlich über Dauerpflegeplätze.<br />

Thomas Dettweiler,<br />

Direktor der Bank für Sozialwirtschaft,<br />

Geschäftsstelle München<br />

Martin Hölscher,<br />

Pflegemarktanalyst der IS Immobilien-Service GmbH<br />

Steigendes Auslastungsrisiko für Pflegeheime<br />

Zwar hat sich die wirtschaftliche Lage der Pflegeheime im<br />

Zeitraum zwischen 2003 bis 2010 verbessert. Dennoch<br />

werden Pflegeheime künftig zunehmend unter Ertragsdruck<br />

geraten. Insbesondere das Auslastungsrisiko steigt - das bedeutendste<br />

wirtschaftliche Risiko von Pflegeheimen. Bereits<br />

in den letzten Jahren wurde das Angebot an Pflegeplätzen<br />

deutlich stärker ausgeweitet, als die Inanspruchnahme<br />

gestiegen ist. Zwischen 2001 <strong>und</strong> 2009 wurden die Kapazitäten<br />

der vollstationären Dauerpflege in Deutschland um<br />

etwa 160.000 Plätze aufgestockt. Die Anzahl der dauerhaft<br />

vollstationär versorgten Pflegebedürftigen ist im gleichen<br />

Zeitraum nur um r<strong>und</strong> 128.000 Personen gestiegen. Infolgedessen<br />

hat sich der b<strong>und</strong>esdurchschnittliche Auslastungsgrad<br />

um 2,5 Prozentpunkte auf 90,4% im Jahr 2009<br />

verringert. Dabei bestehen deutliche regionale Unterschiede<br />

in Bezug auf die Entwicklung der Auslastungssituation – dies<br />

gilt sowohl im Vergleich der B<strong>und</strong>esländer untereinander als<br />

auch im Vergleich der Regionen innerhalb eines B<strong>und</strong>eslandes<br />

wie z. B. Bayern.<br />

Anreize zur Schaffung alternativer<br />

Versorgungsformen<br />

Die Steuerungsmaßnahmen der öffentlichen Finanzierungsträger<br />

(B<strong>und</strong>, Länder <strong>und</strong> Kommunen) sind auf<br />

eine Stärkung der zur vollstationären Pflege substitutiven<br />

Wohn-, Unterstützungs- <strong>und</strong> Pflegeangebote für Senioren<br />

ausgerichtet. Durch Neuregelungen im Rahmen des Pflege-<br />

Weiterentwicklungsgesetztes aus dem Jahre 2008 sowie<br />

durch das zum 01. Januar 2013 in Kraft tretende Gesetz<br />

zur Neuausrichtung der Gesetzlichen Pflegeversicherung<br />

werden bedeutende Anreize für die Inanspruchnahme alternativer<br />

Versorgungsformen gesetzt. Hinzu kommt, dass<br />

gemäß dem Leitsatz „ambulant vor stationär“ der Bereich<br />

der ambulanten <strong>und</strong> teilstationären Pflege in den meisten<br />

B<strong>und</strong>esländern stärker gefördert wird als der Bereich der<br />

vollstationären Dauerpflege. Auf kommunaler Ebene wird<br />

zudem das Ziel verfolgt, die zukünftigen Ausgaben der<br />

Sozialleistung „Hilfe zur Pflege“ durch die Vermeidung einer<br />

stationären Unterbringung von pflegebedürftigen Sozialhilfeempfängern<br />

zu verringern.<br />

Damit steht fest: Die Angebotsarchitektur für das Wohnen,<br />

die Unterstützung <strong>und</strong> die Pflege von Senioren wird sich<br />

weiter verändern. Im Mittelpunkt der künftigen Entwicklung<br />

wird weniger die Pflegeeinrichtung stehen, sondern<br />

verstärkt das Wohnen <strong>und</strong> die entsprechenden komplementären<br />

Dienste <strong>und</strong> sozialen Netze.<br />

Für eine wirtschaftlich nachhaltige <strong>und</strong> tragfähige Positionierung<br />

in dieser neuen Angebotsarchitektur ist unternehmerische<br />

Kreativität in Bezug auf Leistungsangebote<br />

<strong>und</strong> Geschäftsmodelle gefordert. Diese sollte auf einer klar<br />

definierten Unternehmensstrategie basieren. 1<br />

1 Weiterführende Informationen <strong>und</strong> Best-Practise-Beispiele finden sie in <strong>zwei</strong> aktuellen Publikationen: E-Book „Wohnen <strong>und</strong> die Pflege von Senioren“, Hrsg. Dr. Berthold Becher/<br />

Martin Hölscher, Vincentz Network, 2011; „BFS Pflegemarktreport 2012 – Pflegeheime unter Druck“, Jens Hayer/ Frank Kunstmann/ Markus Sobottke, Eigenverlag Bank für Sozialwirtschaft<br />

AG, Juni 2012


Arbeiterwohlfahrt<br />

Landesverband Bayern e. V.<br />

Edelsbergstraße 10<br />

80686 München<br />

Telefon 089 546754-0<br />

Fax 089 54779449<br />

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www.bayern.awo.de<br />

ISSN 2191-1495<br />

Namens- <strong>und</strong> Adressänderungen bitte melden beim AWO Bezirksverband Oberbayern e.V., Telefon 089 54714-116

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