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Saale-Holzland-Echo Ausgabe 7

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10SAALE-HOLZLAND ECHO<br />

WAHLKREIS RALPH LENKERT BUNDESTAG<br />

Ökologischer Anspruch versus soziale Realität<br />

Blaue Plakette: Millionen Dieselfahrer für Abgasskandal in Mithaftung nehmen?<br />

Die blaue Plakette soll kommen,<br />

wenn es nach der Umweltministerkonferenz<br />

der Länder<br />

geht. Demnach könnten bald alle<br />

Fahrzeuge, die der Euro-6-Norm nicht<br />

entsprechen, aus den Innenstädten<br />

verbannt werden. Dabei geht es nicht<br />

nur um mehr als 13 Millionen ältere<br />

Diesel-PKWs, sondern um alle Fahrzeuge,<br />

die „nur“ Euro-4 oder -5-Norm<br />

erfüllen.<br />

Ist die Einführung solch einer Plakette<br />

notwendig?<br />

„Jain“. Die Euro-6-Norm begrenzt nicht<br />

nur den Feinstaub, sondern nimmt<br />

endlich auch vermehrt Stickoxide in<br />

den Blick. Stickoxide entstehen jedoch<br />

nur bei Dieselverbrennung in<br />

relevanten Mengen. Die Hauptverursacher<br />

von Stickoxiden sind ältere<br />

Diesel-PKWs. Diese emittieren, wie<br />

seit Monaten bekannt, erheblich mehr<br />

Stickoxid und Feinstaub, als bei der<br />

Zulassung angegeben, und viel mehr,<br />

als nach Normung erlaubt. Aus Gesundheitsgründen<br />

sind Maßnahmen<br />

zur Stickoxid- und Feinstaubreduzierung<br />

zwingend erforderlich. Die Frage<br />

ist aber auch, ob die Einführung solch<br />

einer Plakette sozial verantwortbar ist.<br />

Für DIE LINKE ist nicht akzeptabel,<br />

dass Käufer von Dieselfahrzeugen,<br />

die den Aussagen der Autoindustrie<br />

zur Umweltfreundlichkeit von Dieseln<br />

glaubten, jetzt durch Fahrverbote geschädigt<br />

werden. Die blaue Plakette<br />

würde mindestens 13 Millionen Diesel-PKWs<br />

aus den Innenstädten verbannen.<br />

Das für die Bundesregierung unlösbare<br />

Dilemma zwischen ökologischem Anspruch<br />

und sozialer Realität ist durchaus<br />

auflösbar. Verantwortlich für die<br />

Abgassituation in den Innenstädten<br />

sind Bundesregierung und Automobilhersteller.<br />

Die Hersteller tricksten<br />

über Jahre, und die Bundesregierung<br />

verweigerte dem Kraftfahrtbundesamt<br />

die Mittel, um eigene Tests mit eigener<br />

Technik durchführen zu können. Die<br />

Verursacher stehen in der Pflicht, nicht<br />

die Opfer!<br />

Erforderlich wäre, ein unabhängiges,<br />

staatliches Messwesen und reale Abgastests<br />

verpflichtend einzuführen.<br />

Dabei würde mit hoher Wahrscheinlichkeit<br />

festgestellt werden, dass ein<br />

großer Teil der PKW-Flotte, die auf<br />

dem Papier die Euro-6-Norm erfüllen<br />

sollte, nicht einmal die Euro-5-Vorgaben<br />

erfüllt. DIE LINKE fordert: Wer es<br />

verbockt hat, muss Ausgleich schaffen!<br />

Und da gäbe es viele Ansätze.<br />

Solange die Dieselmotoren nicht auch<br />

im Realbetrieb den Angaben der jeweiligen<br />

Norm entsprechen, müssten<br />

Automobilbauer beispielsweise zum<br />

Unterhalt von zusätzlichen städtischen<br />

Grünanlagen herangezogen werden.<br />

Das schafft ökologischen Ausgleich<br />

dort, wo die Feinstaubbelastungen<br />

am höchsten sind, kommt den Betroffenen<br />

vor Ort direkt zu Gute und entlastet<br />

nebenbei kommunale Kassen.<br />

Um Stickoxide zu verringern, könnten<br />

Autohersteller die Elektrifizierung von<br />

Bahnstrecken bezahlen, beispielsweise<br />

unsere Mitte-Deutschland-Verbindung<br />

von Weimar über Jena und<br />

Gera nach Gößnitz. Diese Beteiligung<br />

müsste erfolgen, bis der letzte Diesel-<br />

Alt-PKW umgerüstet oder stillgelegt<br />

wurde. Die Bundesregierung sollte aus<br />

Sicht der LINKEN als Entschädigung<br />

für ihr Versagen zusätzliche Gelder für<br />

mehr regionalen Zugverkehr und für<br />

mehr Fernverkehr (z.B. IC zwischen<br />

Nürnberg, Saalfeld, Jena und Leipzig)<br />

bereitstellen, denn auch durch<br />

Verkehrsverlagerung auf die Schiene<br />

verringert sich der Stickoxid- und<br />

Feinstaubausstoß.<br />

Es gibt also kein Dilemma zwischen<br />

sozial und gesund, wenn die Verursacher<br />

herangezogen werden. Die LINKE<br />

hat den sozial-ökologischen Anspruch,<br />

die Umwelt zu verbessern und Mobilität<br />

zu sichern. Ralph Lenkert<br />

Datenkraken, teuer und meist überflüssig: Intelligente Stromzähler<br />

Am 23. Juni 2016 hielt<br />

ihr Abgeordneter Ralph<br />

Lenkert (DIE LINKE.) im<br />

Bundestag folgende Rede zu<br />

den negativen Auswirkungen<br />

des Zwangs zur Umstellung<br />

auf neue, angeblich intelligente<br />

Stromzähler:<br />

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,<br />

es geht ausschließlich um den<br />

Einbau von intelligenten Stromzählern<br />

bei Ihnen zu Hause. Legen<br />

Sie schon einmal Geld beiseite,<br />

ab 2020 werden die meisten<br />

von Ihnen, einen solchen Zähler<br />

eingebaut bekommen. Ihr Vermieter<br />

oder ein Messstellenbetreiber<br />

legt das für Sie fest. Sie<br />

haben kein Mitspracherecht, dürfen<br />

aber die 60 Euro für den Zähler<br />

und die 20 Euro für die jährliche<br />

Datenauswertung schon<br />

mal bezahlen. Damit Sie Strom<br />

sparen können, zeigt Ihnen eine<br />

Anzeige, wie viel Strom Sie gerade<br />

verbrauchen. Das soll Sie<br />

zum Sparen anregen. Die Stadtwerke<br />

Nürnberg machten einen<br />

Versuch bei 600 Stromkunden mit<br />

einem ernüchternden Ergebnis:<br />

Nichts wurde eingespart.<br />

Nun erklärt diese Regierung, das<br />

Gesetz soll Sie, die Stromkunden,<br />

dazu anregen, Strom dann zu verbrauchen,<br />

wenn es reichlich und<br />

genügend billigen Strom gibt. Erstens:<br />

Es gibt keine angebotsabhängigen<br />

Tarifangebote für Privatkunden.<br />

Zweitens: Das gibt viel Spaß<br />

mit Ihren Nachbarn und Vermietern,<br />

wenn dann nachts die Waschmaschine<br />

plötzlich anspringt. Es ist<br />

doch wirklich toll, wenn das Mittagessen<br />

morgens früh um 4 Uhr gekocht<br />

wird, weil dann der Stromtarif<br />

gerade billig ist. Nicht einmal meine<br />

Oma glaubt Ihnen, dass man so<br />

Strom spart.<br />

Selbst die besten Freunde der Koalition,<br />

die Übertragungsnetzbetreiber,<br />

sind der Ansicht - hören Sie<br />

gut zu! -, dass es bei intelligenten<br />

Stromzählern sinnlos ist, sie bei<br />

Kunden mit einem Jahresverbrauch<br />

unter 20 000 Kilowattstunden einzubauen.<br />

Das nächste Argument<br />

Foto: @ FM2 - fotolia.com<br />

von Union und SPD lautet, dieses<br />

Gesetz sei notwendig für die Netzstabilität<br />

und dafür, dass mehr<br />

Lastmanagement, also gesteuerter<br />

Stromverbrauch, möglich wäre. Ich<br />

sitze im Beirat der Bundesnetzagentur,<br />

der BNetzA. Noch nie war<br />

die Stromversorgungssicherheit so<br />

hoch wie heute, sagt die BNetzA.<br />

Selbst die Übertragungsnetzbetreiber<br />

räumen ein - ich zitiere -: Für<br />

den sicheren Betrieb der Stromnetze<br />

ist das normale kleine Verbrauchssegment<br />

nicht maßgebend.<br />

Es gibt sogar noch eine preiswerte<br />

Alternative für ein besseres<br />

Lastmanagement. Die Stadtwerke<br />

Nürnberg investierten 17 Millionen<br />

Euro in zwei 25 Megawatt fassende<br />

Warmwasserspeicher, gekoppelt<br />

mit einem Kraftwerk mit Wärmenutzung<br />

und zwei großen Tauchsiedern.<br />

Damit könnten die Stadtwerke<br />

Nürnberg mehr Regelleistung für<br />

das Stromnetz bereitstellen, und<br />

zwar mehr, als 2,5 Millionen intelligente<br />

Stromzähler zum Beispiel<br />

über Kühlschränke regeln könnten.<br />

Liebe Verbraucherinnen und Verbraucher,<br />

anstatt diese verbraucherfreundliche<br />

Lösung wie in<br />

Nürnberg zu unterstützen, führt<br />

diese Bundesregierung parallel<br />

zu diesem Gesetzentwurf ein<br />

Gesetz ein, das den Rahmen für<br />

Speicher verschlechtert. Damit<br />

verhindert diese Bundesregierung<br />

den Bau weiterer Speicher.<br />

Gleichzeitig verlagert diese Bundesregierung<br />

das Geschäft der<br />

Stromabrechnung von den Stadtwerken<br />

zu privaten Konzernen.<br />

Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer,<br />

dieses Gesetz will nicht nur Ihr<br />

Geld, sondern auch Ihre persönlichen<br />

Daten. Die Zähler können<br />

den Verbrauch in Milliwatt erfassen,<br />

wenn die Nachttischlampe<br />

ausgeschaltet wird usw.<br />

Deshalb lehnt die Linke das Sammeln<br />

und Versenden dieser überflüssigen<br />

Daten komplett ab.“<br />

Die ungekürzte Rede und Artikel<br />

dazu finden Sie unter: http://<br />

www.ralph-lenkert.de/themen/energiewende/

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