HEINZ Magazin Essen 09-2016
HEINZ Magazin September 2016, Ausgabe für Essen
HEINZ Magazin September 2016, Ausgabe für Essen
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Auf dem Teller<br />
darf es bunt zugehen<br />
Nachgefragt: Die <strong>Essen</strong>er Diplom-Oecotrophologin Heike Stumpf ist<br />
Ernährungsberaterin und beschäftigt sich tagtäglich mit gesunder und<br />
ausgewogener Kost. Im Interview verdeutlicht sie, was für eine genussvolle<br />
Ernährung unerlässlich ist.<br />
<strong>HEINZ</strong>: Fehlt uns heute oft die Zeit für eine genussvolle Ernährung?<br />
Heike Stumpf: Schnelles <strong>Essen</strong> muss nicht unbedingt schlechtes <strong>Essen</strong><br />
bedeuten – auf die entsprechende Vorbereitung kommt es an. Viele<br />
Menschen denken, eine Pizza vom Lieferdienst geht schnell, könnten in<br />
der mindestens halbstündigen Wartezeit aber auch selbst ein leckeres<br />
<strong>Essen</strong> auf den Tisch zaubern.<br />
Es hapert also an der richtigen Planung?<br />
Genau! Der Verbraucher muss sich die Frage stellen, was er zubereiten<br />
möchte und entsprechend seinen Einkauf planen. Der Blick in den leeren<br />
Kühlschrank inspiriert natürlich nicht; mit ein paar Ideen und zuvor<br />
erfolgtem Einkauf sieht die Sache aber schon anders aus.<br />
Eine genussvolle Ernährung fängt also beim Einkaufszettel an!<br />
Ja, und sie basiert<br />
darauf, dass man sich<br />
an diesen hält. „Konsequentes<br />
Einkaufen“<br />
lautet das Stichwort.<br />
Auf dem Teller darf es<br />
später dann so bunt wie<br />
nur möglich zugehen:<br />
Ausreichend Gemüse,<br />
nicht zu viele Kohlenhydrate,<br />
Fleisch in Maßen,<br />
genügend Ballaststoffe.<br />
Wie viele Mahlzeiten<br />
pro Tag sind denn ratsam?<br />
Ein anständiges<br />
Frühstück, Mittag- und<br />
Abendessen – warm<br />
oder kalt – ist nach wie<br />
vor zeitgemäß. Es darf<br />
natürlich nicht vergessen<br />
werden: Nicht alles, was man isst, bedeutet gleichzeitig eine vollwertige<br />
Mahlzeit. Die Regelmäßigkeit spielt eine wichtige Rolle.<br />
Inwiefern sorgen immer neue Trends, Hypes und Diät-Tipps für Unklarheit<br />
und stiften Verwirrung?<br />
Die verunsichern absolut. Viele Konsumenten sind auf der Suche nach<br />
„der richtigen“ Ernährung, ohne aber auf den eigenen Körper zu hören.<br />
Man läuft Trends hinterher und hofft, dass diese für Veränderung sorgen<br />
– ohne eigenes Zutun. Es gilt vielmehr die Frage: Inwiefern kann<br />
ich verschiedene Ernährungsweisen für mich abwandeln, sodass sie mir<br />
gut tun? Weg von Verboten, hin zum eigenen Körpergefühl.<br />
Welche Rolle spielt denn das Gemeinschaftsgefühl beim <strong>Essen</strong>?<br />
Da mache ich unterschiedliche Erfahrungen. In manchen Familien<br />
dienen Mahlzeiten tatsächlich lediglich der schnellen Nahrungsaufnahme.<br />
In vielen Fällen spielt das gemeinsame <strong>Essen</strong> aber glücklicherweise<br />
eine große Rolle: zusammen am Tisch sitzen, den Tag Revue passieren<br />
lassen – mindestens für eine Mahlzeit.<br />
Also steigert auch Geselligkeit den Genuss?<br />
In Familien ist es wichtig, dass mindestens ein Elternteil Spaß an der<br />
Thematik hat und die Kinder bei Organisation und Zubereitung der<br />
Mahlzeiten miteinbezieht. Dabei sollten Vorlieben, aber auch Abneigungen<br />
berücksichtigt und akzeptiert werden. Den Genuss am <strong>Essen</strong><br />
kann man vorleben.<br />
Das Gespräch führte Robert Targan<br />
PRIVAT<br />
Ghost (nach Goyas „Hexenflug“), 2014-15, Sammlung Wemhöner © VG Bild-Kunst, Bonn <strong>2016</strong><br />
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<strong>09</strong>.<strong>2016</strong> | <strong>HEINZ</strong> | 15