AUSSTELLUNGEN ÜBERSICHT <strong>HEINZ</strong>-AUTORIN DIRK SCHLICHTING JUBILÄUMSAUSSTELLUNG IN HERNE Flottmann 30 hoch ■ Zum 30-jährigen Bestehen als Veranstaltungs- und Ausstellungsort haben sich die Kunst-Verantwortlichen der Herner Flottmann-Hallen ein besonderes Projekt ausgedacht: Alle Künstler, die seit 1986 in der 600 m² großen ehem. Industriehalle ausgestellt hatten, wurden aufgerufen, für einen umfassenden Jubiläumsüberblick Werke im Quadratformat einzureichen: 30 x 30 cm im Idealfall, aber auch 60 x 60, 90 x 90 oder 120 x 120 cm waren genehm (dem Anlass entsprechend teilbar durch 30), um die Präsentation formal zu rastern. Es wird, dank hohem Rücklauf, erwartungsgemäß eng an der Wand und auf dem Boden. Denn fast alle Ehemaligen machen mit: 152 Künstlerinnen und Künstler, von A wie Susanne Adami bis Z wie Günther Zins – die Fülle künstlerischer Vielfalt aus der Region. In „Petersburger Hängung“ erhält alles eine gewisse Gleichrangigkeit. ch ❚ FLOTTMANN 30 hoch Flottmann-Hallen, Straße des Bohrhammers 5, Herne; Dauer: 3.9.-16.10., Di-So 14-18 Uhr; www.flottmann-hallen.de FARBEREIGNISSE Jerry Zeniuk ■ Der frühere Professor an der Münchner Akademie Jerry Zeniuk (geb. 1945 in Bardowick, Niedersachsen) schafft Raum für Farb- Sensationen. Monochrome Farbüberlagerungen und -flächen werden zu Bildgefügen mit bunten Punkten, Flecken, Farbinseln und -geflechten. In der exquisiten Reihe „Albers im Kontext“ zeigen sie eine eigene Position von Farb-Sensationen, die er in seiner Schrift „How to paint“ erörtert. „Zeniuks Malerei“, sagt Museumsleiter Liesbrock, „konzentriert sich auf die Farbe und ihren Auftrag sowie auf die Frage der Komposition. Eine Verknappung aller Bildelemente ist zu beobachten. Er steht damit in einer Tradition der Malerei des 20. Jahrhunderts, wie sie in den Gemälden von Albers und den ‚letzten Bildern‘ Ad Reinhardts kulminierte.“ So trifft auf Albers’ Leidenschaft an der Farbe Zeniuks Idee: „Farbe ist für mich wie das Leben“. bws ❚ JERRY ZENIUK. How to Paint Josef Albers Museum Quadrat Bottrop, Im Stadtgarten 20; Dauer: 4.9.-27.11., Di-Sa 11-17, So 10-17 Uhr; www.quadrat-bottrop.de JERRY ZENIUK, FOTO: WERNER J. HANNAPPEL (AUSSCHNITT) CLAUDIA HEINRICH Damals in den 80ern Das Ruhrgebiet in den 80ern – möchte man sich eigentlich daran erinnern? Ja, man möchte! Zumindest wenn es so rüberkommt wie auf den Fotos von Reinhard Krause, gebürtiger <strong>Essen</strong>er, jetzt Fotochef der Nachrichtenagentur Reuters und längst in London ansässig. Seine Fotos sind schwarzweiß, denn damals gab es im Ruhrgebiet bekanntlich ja noch gar keine Farben. Die Menschen im Pott machten Sonderbares an tristen Orten. Da sieht man den frisch gekürten „Mister Pilswampe“, ein Männerballett, Unterwäschemodels, muffelige Straßenbahnnutzer, Disco-Dancer, Stadtbummler am Bier- oder Bratwurststand, Rangeleien und alkoholseligen Unfug rund um Kirmes, Rosenmontag und Strandbad. Na, so war das eben. Und zuweilen auch ganz lustig. Wie Krauses Bilder: entlarvend und amüsant zugleich, aber nie bösartig, sondern so, dass die Porträtierten sicher mitlachen würden, wenn sie sich so sehen könnten. Das könnten sie noch bis 4.9. in der Ping Pong Gallery c/o „Trinkhalle“ an der Herner Straße in Bochum. Oder dauerhaft im Netz unter reinhard-krause-80er. squarespace.com Claudia Heinrich © <strong>2016</strong> VG BILD-KUNST, BONN © VG BILD-KUNST, BONN, <strong>2016</strong> (AUSSCHNITT) JUBILÄUM IN SOLINGEN 70. Internationale Bergische COLLAGEN UND MONTAGEN Hannah Höch DAVID CZUPRYN: PALENEONPLASTICS (AUSSCHNITT) © DAVID CZUPRYN IRONISCHER BLICK INS UNBEHAGEN Valérie Favre ■ Mit altbekannten Geschichten und Archetypen, aus anderer Sicht neu erzählt, figürlich und abstrahierend surreal montiert, bevölkert Valérie Favre, Professorin für Malerei an der Universität der Künste Berlin, ihre bemerkenswerten- oft monumentalen – Bilder. Sie verweist auf Erzähltraditionen mit Titeln wie „Drei Hexen nach Füssli“ (2008), oder die Kreuzabnahme „Redescription #1 (nach Rembrandt)“. Ein Bild pro Jahr fertigt sie für ihre abstrakte Serie „Balls and Tunnels“. In der aktuellen Serie der „Théâtres“ finden sich Akrobaten, Figurinen, Trommler und Totenskelette, die mit Figuren ins Jenseits tanzen. Sie male, so Favre, das närrische Spiel des menschlichen Daseins und schaffe Bühnen (mit Rollen, Vorhang, Beleuchtung), auf denen sich die Parodien der Welt abspielten. Die Bilder lassen sich vergleichen mit Werken aus der Sammlung des Von der Heydt Museums, etwa von Beckmann und Dix. bws ❚ VALÉRIE FAVRE Von der Heydt-Kunsthalle, Geschwister- Scholl-Platz 4-6, Wuppertal; Dauer: 28.8.<strong>2016</strong>-8.1.2017, Di-So 11-18 Uhr; www.von-der-heydt-kunsthalle.de ■ „Schnitt mit dem Küchenmesser durch die letzte Weimarer Bierbauchkulturepoche Deutschlands“: Die Titel ihrer Bilder sind nicht immer so ausufernd, ihre geistvolle Fantasie schon. Hannah Höch (1889-1979) war nicht nur eine der wenigen Frauen der Dada- Avantgarde, die Grafikkünstlerin hat auch die Collage als eigenständiges Bildmedium in die Kunst eingeführt und zur Höchstform ausgebildet. Sie war rebellisch, revolutionär, unangepasst, vorbildhaft für viele nachfolgende Künstlerinnen und Künstler. Sie hatte längst begonnen, feine Brüsseler Spitze und banale Schnittmusterbögen zu anmutig-skurrilen Bildern zusammenzufügen, als Dada aus Zürich nach Berlin schwappte. Trotzdem stritt sie mit ihrem damaligen Lebensgefährten Raoul Hausmann über die Urheberschaft der Collage. Ist zwar egal, aber doch typisch. Eine Freude sind die Bilder allemal. kb ❚ HANNAH HÖCH. Revolutionärin der Kunst Kunstmuseum Mülheim an der Ruhr, Synagogenplatz 1; Dauer: 11.9.<strong>2016</strong>-8.1.2017; www.kunstmuseum-mh.de ■ Ein renommierter Preis für junge Kunst mit überregionaler Strahlkraft wird am 2.9., 19 Uhr zum 70. Mal vergeben. 1946 feierte die Bergische Kunstausstellung im Solinger Museum Premiere. Seither kürt eine Fachjury alljährlich einen Preisträger, meist Absolvent/-in der Düsseldorfer Kunstakademie. 2015 fiel die Wahl auf David Czupryn (geb. 1983 in Duisburg) und sein Bild „PaleNeonPlastics, Radio, Marble etc.“ Das Ölgemälde zeigt in eigenwillig hyperrealistischem Stil ein rätselhaftes Traumszenarium aus bunten Fantasiegebilden; Natur und Synthetik verschmelzen. Die Ausstellung stellt nun nicht nur den Kunstpreisträger vor, sondern traditionell eine Bandbreite innovativer und spannender Positionen: 15 Künstler sind dieses Mal vertreten – aus insgesamt 220 Bewerbungen. Auch die Besucher dürfen wählen; am Ausstellungsende winkt noch ein Publikumspreis. ch ❚ 70. INTERN. BERG. KUNSTAUSSTELLUNG Kunstmuseum Solingen, Wuppertaler Str. 160; Dauer: 2.9.-30.10., Di-So 10-17 Uhr; www.kunstmuseum-solingen.de 54 | <strong>HEINZ</strong> | <strong>09</strong>.<strong>2016</strong>
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