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2011-04_kl

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Inhaltsübersicht / Aus der Redaktion<br />

Nachrichten aus dem Kreis Siegen-Wittgenstein 6<br />

De Gresdachsgeschechde of Sejener Blatt 14<br />

Hohner-Sobbe / Das verschlossene Zimmer 15<br />

Tante Metas Nikolausüberrachung 16<br />

Weihnachten / Onkel Hermann 17<br />

O Tannenbaum 18<br />

Sechs Frauen und (k)eine Weihnachtsgans / Himmels-Kapriolen 19<br />

Luftangriff auf Siegen / Kriegskinder 20<br />

Der Kommentar 21<br />

Reinigungspartner / Erzgruben, Eisenhütten und Hauberg 22<br />

Für sich, für uns, für alle 24<br />

Lokalzeit Südwestfalen 25<br />

Sieger und Besiegte 26<br />

Eine Reise mit Hindernissen 27<br />

Warten auf die Straßenbahn 28<br />

Ich bin nicht „Aller-Welts-Oma“! 29<br />

Atemlos bis zur letzten Zeile 32<br />

Das Schafott auf dem Hasengarten 34<br />

Vorgestellt 40<br />

Gedanken auf Abwegen 42<br />

„handeln erwünscht“ 44<br />

Willi Otto Hahnenstein geb. am 19.9.1911 47<br />

Got gedocht! / Hussbotz 48<br />

Gefährlicher Müll 49<br />

Mitbestimmung: 50<br />

„Mittagessen“ 51<br />

Gedächtnistraining 52<br />

Selbstbestimmt leben... 54<br />

Gedanken über Ethik in der Medizin 56<br />

Veranstaltungshinweise 63<br />

Leserbriefe 72<br />

Es fiel uns auf... / Lösungen / Zu guter Letzt / Impressum 74<br />

Der große Zuspruch, den wir zu unserem 25-jährigen Jubiläum von Ihnen, liebe<br />

Leserinnen und Leser, in vielfältiger Form erhalten haben, hat uns sehr gefreut. Er<br />

stärkt unseren Anspruch, weiterhin dazu beizutragen, die Aktivitäten älterer Menschen<br />

in der Stadt Siegen und im Kreis Siegen-Wittgenstein sichtbar zu machen.<br />

Geholfen hat uns bei diesem Bemühen auch die ausführliche Berichterstattung in<br />

den lokalen Ausgaben der Westfälische Rundschau, Westfalenpost, Siegerlandkurier<br />

und in der WDR-Lokalzeit Südwestfalen! Für die anerkennenden Grußworte<br />

der Ministerin Barbara Steffens, der Landesvorsitzenden der Seniorenvereinigung,<br />

Gaby Schnell, und des Seniorenbeiratsvorsitzenden Bernd Alberts, die wir in unserer<br />

Jubiläumsausgabe abgedruckt hatten, bedanken wir uns ebenfalls ganz herzlich. All<br />

diese Aufmerksamkeiten sollen uns weiterhin Ansporn sein.<br />

Unsere langjährige Kollegin Dorothea Istock ist im September aus dem Redaktionsteam<br />

ausgeschieden, sie hat ihren Wohnsitz in den Frankfurter Raum verlegt. Frau<br />

Istock ist ein leuchtendes Beispiel für gelungene Integration. 1991 kam sie als Spätaussiedlerin<br />

nach Siegen, begann in der Uni eine Tätigkeit als Chemikerin und beteiligte<br />

sich gleichzeitig ehrenamtlich in vielen, vor allem kirchlichen Organisationen. Seit<br />

2002 gehörte Dorothea Istock zu unserer Redaktion. Den durchblick bereicherte sie vor<br />

allem mit heimatkundlichen Artikeln, die sie sorgfältig und gewissenhaft recherchierte.<br />

Wir wünschen Ihnen schöne Weihnachtstage, ein gutes neues Jahr und natürlich<br />

viel Freude beim Le sen des neuen durchblick.<br />

GSS<br />

Gesundheits-Service<br />

Siegen<br />

Näher am Menschen<br />

Die Dienstleistung von Mensch zu<br />

Mensch ist die Hauptaufgabe der<br />

etwa 400 Mitarbeiterinnen und<br />

Mitarbeiter in unseren Wohn- und<br />

Pflegeeinrichtungen<br />

Marienheim Weidenau<br />

Haus St. Elisabeth Netphen<br />

Haus St. Raphael Burbach<br />

Haus St. Klara Friesenhagen<br />

Haus Mutter Teresa Niederfischb.<br />

Wir als christliche Organisation<br />

haben es uns zur Aufgabe gemacht,<br />

älteren Menschen ein behagliches<br />

Zuhause zu geben, in dem sie Lebensqualität<br />

und Freude im Alter<br />

finden.<br />

GSS Wohn- und Pflegeeinrichtungen,<br />

Kampenstraße 51, 57072 Siegen,<br />

Telefon: (0271) 231-21<strong>04</strong> oder unter<br />

www.marienkrankenhaus.com<br />

Der GSS Gesundheits-Service Siegen ist ein Unternehmen<br />

der St. Marien-Krankenhaus Siegen gem. GmbH<br />

durchblick 4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 3


Kultur erleben und mit allen Sinnen genießen – Hilchenbach bietet dazu viele Gelegenheiten.<br />

In einer Zeit, in der von den Menschen immer größere Flexibilität und Leistungsfähigkeit verlangt wird, bietet ein erst<strong>kl</strong>assiges Kulturangebot<br />

einen wertvollen Ausgleich für Geist und Seele. Theater, Konzerte und Kabarett vermitteln Kunst als ganz persönliches Erlebnis.<br />

3. Dezember<br />

„Classic Brass“<br />

widmet sich voller<br />

Enthusiasmus dem<br />

reichen Schatz kompositorischen<br />

Schaffens<br />

alter Meister<br />

24. Januar<br />

Freiheit!?<br />

Vince Ebert, macht sich<br />

mit seinem neuen Bühnenprogramm<br />

ganz<br />

unkonventionell auf<br />

die Suche danach.<br />

9. Februar<br />

Altweiberfrühling<br />

Auf der Grundlage dieses<br />

erfolgreichen Films<br />

hat Stefan Vögel ein<br />

einfühlsames Theaterstück<br />

verfasst.<br />

1. März<br />

Verbrennungen<br />

Mouawad‘s Inzenierung<br />

zeigt, wie durch Krieg,<br />

die Seelen der Menschen<br />

nicht wieder zu heilende<br />

Verletzungen erleiden.<br />

Gebrüder Busch-Theater, Bernhard-Weiss-Platz 6, Hilchenbach-Dahlbruch<br />

Karten erhältlich im Bürgerbüro Hilchenbach, Tel. 02733/288-134, Gebrüder-Busch-Kreis, Tel. 02733/53350<br />

Weitere Infos und Buchungsmöglichkeiten: www.gebrueder-busch-kreis.de und www.proticket.de


… der besondere Wintermarkt<br />

bis 15. Januar


Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

Wohnraum<br />

gesucht !<br />

Fernweh<br />

AWO-Reisen 2012<br />

Siegen. In einem gemeinsamen Appell<br />

bittet die Stadt Siegen, die Universität,<br />

das Studentenwerk und die AStA Wohnraum<br />

für Studenten zur Verfügung zu<br />

stellen! „Es gebe“, so Bürgermeister<br />

Mues, „sicherlich viele Eigentümer,<br />

deren Einliegerwohnung nicht genutzt<br />

sei, die sich angesichts der Wohnraumnot<br />

aber überlegen könnten, einen Studenten<br />

als Mieter aufzunehmen“.<br />

Auch ehemalige Kinderzimmer in<br />

geräumigen Wohnungen und Häusern<br />

sind für die Studierenden „<strong>kl</strong>eine Paradiese“<br />

im Vergleich zu den Notbetten,<br />

die das Studentenwerk in begrenztem<br />

Umfang und nur für begrenzte Zeit zur<br />

Verfügung stellen kann.<br />

Auch AStA-Vorsitzender Julian Hopmann<br />

machte die Dringlichkeit des<br />

Wohnraumbedarfs deutlich: In Kommilitonenkreisen<br />

würden zur Zeit noch<br />

Sofas und Matratzen zur Verfügung gestellt.<br />

Das sei aber auf Dauer natürlich<br />

kein Zustand.<br />

Wer ein Zimmer, eine Wohnung oder<br />

ein Haus für Studierende oder studentische<br />

Wohngemeinschaften zur Verfügung<br />

stellen will, kann sich an folgende<br />

Ansprechpartner wenden.<br />

Universität Siegen, International Office<br />

(Akademisches Auslandsamt), Zimmervermittlung<br />

0271/740-39<strong>04</strong> <br />

Siegen. Das Museum für Gegenwartskunst<br />

Siegen widmet dem Katalanen<br />

Antoni Tàpies mit der Ausstellung eine<br />

Retrospektive auf sein beeindruckendes<br />

künstlerisches Lebenswerk. Zu sehen sind<br />

47 Gemälde des Rubenspreisträgers aus<br />

über sieben Jahrzehnten. Viele der Werke<br />

werden das erste Mal in Deutschland präsentiert.<br />

Die Ausstellung ist bis 19. Febr.<br />

2012 zu sehen, bevor sie anschließend ins<br />

Art Museum nach Reykjavík geht. <br />

Autorenfoto<br />

Foto: Helmut Drabe<br />

Siegen-Wittgenstein. Auch im Jahr<br />

2012 organisiert der AWO-Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe eine<br />

breite Palette von „Reisen mit Herz“, die<br />

besonders für Menschen in der zweiten<br />

Lebenshälfte geeignet sind.<br />

Der neue Reisekatalog bietet wieder eine<br />

reichhaltige Auswahl von Urlaubszie-<br />

Bündnis für Demokratie<br />

Seniorenbeirat tritt bei<br />

len an. Von den Bergen im Süden bis zu<br />

den Küsten im Norden finden Reisebegeisterte<br />

tolle Angebote. Wie gewohnt<br />

werden alle Fahrten von ehrenamtlichen<br />

Reisebegleitern betreut. Bestellt werden<br />

kann der druckfrische Katalog beim<br />

AWO-Kreisverband in 57072 Siegen,<br />

Koblenzer Str. 136 0271-3386132 <br />

Siegen. Der Seniorenbeirat der Stadt<br />

Siegen ist jetzt dem „Siegener Bündnis<br />

für Demokratie“ beigetreten. Nach<br />

teilweise kontroverser Diskussion im<br />

großen Saal des Gemeinnützigen<br />

Pflege- und Begegnungszentrums<br />

Christofferhaus in der Friedrich-Wilhelm-Straße<br />

fand der von den Vorstandsmitgliedern<br />

Michael Horak und<br />

Dr. Horst Bach eingebrachte Antrag<br />

mit 10 Ja-Stimmen eine deutliche<br />

Mehrheit. Drei Beiratsmitglieder votierten<br />

gegen den Beitritt, drei enthielten<br />

sich der Stimme.<br />

Damit wird der Seniorenbeirat sich<br />

erstmals offiziell an den „Gehdenken“-<br />

Veranstaltungen<br />

zur<br />

Erinnerung<br />

an die Bombardierung<br />

Siegens am<br />

16. Dezember<br />

1944 beteiligen. Mehr als ein Dutzend<br />

Bewohner des Christofferhauses<br />

und deren Angehörige verfolgten mit<br />

Interesse den Ablauf der umfangreichen<br />

Tagesordnung dieser erstmals<br />

außerhalb der Siegener Rathäuser<br />

veranstalteten Seniorenbeiratssitzung.<br />

Auch ein Vorleseprojekt in den Kindergärten<br />

und Grundschulen der<br />

Krönchenstadt zum Thema „Altersbilder“<br />

wurde beschlossen, ebenso die<br />

Durchführung einer eintägigen Klausurtagung<br />

des Beirats im Frühjahr des<br />

nächsten Jahres.<br />

Zu Beginn der Sitzung hatte Familienrichter<br />

a.D. Reiner Capito über das Thema<br />

„Vorsorgevollmacht<br />

und<br />

Patienverfügung“<br />

referiert.<br />

hoba<br />

6 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

Zwei neue Beratungsbroschüren<br />

Stellten die Broschüre vor. Susanne Dettmann,<br />

Astrid E.Schneider und Babette Bammann. (v. li.)<br />

Krautheim. Wie breit muss eine Tür<br />

sein? Was bedeutet Barrierefreiheit in<br />

Zentimetern? Antwort auf diese Fragen<br />

gibt es in der neuen Beratungsbroschüre<br />

„ABC Barrierefreies Bauen“ Bundesverband<br />

Selbsthilfe Körperbehinderter e.V.<br />

Auf über 130 Seiten werden wichtige<br />

Begriffe der DIN-Norm 18<strong>04</strong>0-1 anhand<br />

leicht verständlicher Grafiken und Beispiele<br />

er<strong>kl</strong>ärt. Jeder mit einem Bauvorhaben<br />

soll nach Vorstellung der Herausgeber<br />

nach einer kurzen Lektüre Lebensräume<br />

gestalten können, die ohne fremde Hilfe<br />

zugänglich und nutzbar sind.<br />

Auch in der Vielzahl von Finanzierungsmöglichkeiten<br />

gibt die Broschüre<br />

Aufschluss darüber, wer Fördermittel<br />

erteilt und welche für den Leser in Frage<br />

kommen. Um die eigene Planung auf<br />

die Schnelle zu überprüfen, liegt hinter<br />

der letzten Seite eine handliche Check-<br />

Foto: Dr. Horst Bach<br />

liste bei, welche die wichtigsten<br />

Punkte der Broschüre knapp zusammenfasst.<br />

Die Broschüre gibt es gegen<br />

eine Schutzgebühr von fünf<br />

Euro beim Bundesverband<br />

06294-4281-70 <br />

Siegen. Im Rathaus Weidenau<br />

stellte die Stadt Siegen das neue<br />

Handbuch „Aktiv & gesund –<br />

älter werden in Siegen“ vor. Da<br />

kam Ernst Göckus mit seiner weltumspannenden<br />

Selbstverteidigungsgruppe „International<br />

Combat Arts“ gerade richtig, um<br />

eines der vielen Sportangebote für ältere<br />

Menschen in der Krönchenstadt vorzustellen.<br />

Marlene Stettner warb für den Erwerb<br />

des Sportabzeichens, der an vielen Orten<br />

Siegens möglich ist.<br />

Ansonsten wiesen Astrid E. Schneider<br />

von der städtischen Regiestelle und ihre<br />

Mitarbeiterin Susanne Dettmann auf die<br />

große Vielfältigkeit („Der Mix macht`s“)<br />

der Sportangebote für Ältere in Siegen<br />

hin. Ein wichtiger Baustein zur Erhaltung<br />

bzw. Verbesserung der Gesundheit sei da<br />

die regelmäßige Bewegung.<br />

Die zuständige Beigeordnete, Stadträtin<br />

Babette Bammann, hob neben den<br />

Gesundheitssportangeboten auch die<br />

umfangreichen Kultur- und Bildungsangebote<br />

in der Krönchenstadt hervor.<br />

Die Broschüre, die für jeden Stadtteil<br />

die Angebote separat aufgelistet hat, beinhaltet<br />

neben den Sportangeboten auch<br />

Hinweise für eine gesunde Ernährung<br />

und „15 Tipps für gesundes Älterwerden“.<br />

Sie liegt in den Siegener Rathäusern<br />

und den üblichen „Anlaufstellen“<br />

im Stadtgebiet wie Sparkassen, Banken<br />

und Apotheken aus.<br />

hoba<br />

AWO Bürgerservice Brückenbauer<br />

Koblenzer Str. 136 · 57072 Siegen<br />

Tel.: 0271 / 3386 - 144<br />

Fax: 0271 / 3386 - 199<br />

www.awo-siegen.de<br />

E-Mail: brueckenbauer@awo-siegen.de<br />

Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

Hilfe bei:<br />

Problemen mit Behörden, dem Vermieter<br />

Antragstellungen u.v.m.<br />

kostenfrei unbürokratisch vertraulich<br />

Sprechzeiten:<br />

Dienstag: 09.00 - 12.00 Uhr<br />

(Peter Bahnschulte; im Bild rechts)<br />

Donnerstag: 15.00 - 17.00 Uhr<br />

(Wolf Heller; links)<br />

sowie nach Vereinbarung.<br />

BLASENSCHWÄCHE ?!<br />

Siegen. Unter Inkontinenz versteht man<br />

das Unvermögen, den Harn oder/und<br />

Stuhl willkürlich zu halten. – Nur: man<br />

spricht nicht darüber! „Ursachen, Diagnostik,<br />

Therapie und Versorgungsmöglichkeiten<br />

müssten in der Öffentlichkeit<br />

mehr diskutiert werden“, so Brigitte Voß,<br />

Leiterin der Selbsthilfegruppe Kontinenz.<br />

Damit der erste Schritt zum Arzt nicht<br />

so schwer fällt, hat die Senioren Service<br />

Stelle der Stadt Siegen Kontinenz-Beratungssprechstunden<br />

eingerichtet.<br />

Brigitte Voßhoff, Leiterin der Kontinenz-Selbsthilfegruppe,<br />

steht in verschiedenen<br />

Siegener Einrichtungen für<br />

ein beratendes Gespräch zur Verfügung.<br />

Genaue Termine entnehmen Sie bitte dem<br />

Veranstaltungsteil dieser Ausgabe. <br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 7


Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

Senior enbeirat eine Männerdomäne?<br />

Siegen. Der Anteil der Frauen im Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen entspricht<br />

nicht dem Anteil der über 60-jährigen<br />

Frauen in der Krönchenstadt. Darauf<br />

wies jetzt Vorstandsmitglied Dr. Horst<br />

Bach (Geisweid) in einer Beiratssitzung<br />

hin. So gab es am am 30.6.<strong>2011</strong> unter<br />

den 26.835 Siegener Einwohnern über<br />

60 Jahre 11.601 Männer (43,45 %) und<br />

15.174 Frauen (56,55 %).<br />

In dem im Jahre 2007 gewählten Seniorenbeirat<br />

beträgt die aktuelle Frauenquote<br />

aber nur 27,59 %. Im Vorstand<br />

beträgt sie derzeit gar nur 20 %: In den<br />

vergangenen knapp 15 Jahren konnten<br />

Frauen jeweils „nur“ eine stellvertretende<br />

Vorsitzende in dem Führungsgremium<br />

stellen. Die Ursachen hierfür sollen<br />

noch erforscht werden.<br />

Während viele<br />

Frauen im Seniorenalter<br />

sich ansonsten<br />

doch sehr<br />

stark ehrenamtlich<br />

engagieren,<br />

scheint der Seniorenbeirat<br />

eher eine<br />

Männerdomäne<br />

zu sein. Es wurde<br />

aber auch darauf<br />

Foto: Dr. Horst Bach<br />

hingewiesen, dass gerade die Frauen im<br />

Zuge des demografischen Wandels vermehrt<br />

häusliche Pflegeleistungen erbringen<br />

müssen, so dass ihnen die Zeit für ein<br />

politisches und soziales Engagement im<br />

Seniorenbeirat fehlt.<br />

hoba<br />

„Kultursensible Pflege“ braucht Dolmetscher<br />

Eindrucksvoller „Begehungstag“ des Seniorennetzwerkes<br />

Senioren aus vier Nationen informierten sich im<br />

Fliednerheim über die Pflegesituation im Alter.<br />

Foto: Dr. Horst Bach<br />

Siegen. Mit einem „Begehungstag“ hat<br />

das von Alfonso López García geleitete<br />

Interkulturelle Seniorennetzwerk jetzt vor<br />

allem älteren Menschen mit Migrationshintergrund<br />

die Gelegenheit gegeben, sich<br />

im Fritz-Fries-Seniorenzentrum Rosterberg<br />

und im Weidenauer<br />

Fliednerheim über die Situation<br />

älterer pflegebedürftiger<br />

Migrantinnen und Migranten<br />

zu informieren.<br />

In beiden Einrichtungen wurden<br />

die Gäste aus vier Nationen<br />

ausführlich beraten. Ziel<br />

der eintägigen Veranstaltung<br />

war es, Personen mit und ohne<br />

Migrationsgeschichte über<br />

verschiedene Möglichkeiten<br />

der Seniorenhilfe und Seniorenpflege<br />

in Siegen zu informieren. „Wir<br />

wollen unsere Mitbürger mit Migrationshintergrund<br />

ermutigen, sich selbst mit der<br />

Planung ihrer Zukunft im Alter auseinanderzusetzen“,<br />

so Diplom-Sozialarbeiter<br />

i.R. Alfonso López García.<br />

Besonders eindrucksvoll geschah dies<br />

im Fliednerheim, wo Einrichtungsleiter<br />

Gerhard Ziel und sein Mitarbeiterteam<br />

konkrete Tagesabläufe im Leben älterer<br />

Heimbewohner mit Migrationshintergrund<br />

schilderten. Nach wie vor sei die<br />

sprachliche Verständigung ein besonderes<br />

Problem. Gerhard Ziel appellierte<br />

in diesem Zusammenhang an hilfsbereite<br />

Menschen mit verschiedenen<br />

Sprachkenntnissen, sich als ehrenamtliche<br />

Dolmetscher im Fliednerheim zur<br />

Verfügung zu stellen, um bei der „kultursensiblen“<br />

Pflege die Fachkräfte zu<br />

unterstützen. Niemand solle alleingelassen<br />

werden. So werden auch ständig<br />

Bettlägerige im Fliednerheim mit einer<br />

individuellen Tagesstruktur gefordert<br />

und gefördert.<br />

hoba<br />

8 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

Taschengeldbörse<br />

Vorteil für Jung und Alt<br />

Siegen-Wittgenstein. Die Taschengeldbörse<br />

des Siegen-Wittgensteiner Vereins<br />

ALTERAktiv besteht seit einem Jahr.<br />

Zeit für eine Zwischenbilanz. Die Börse<br />

ist dafür gedacht, dass sich Jugendliche<br />

mit leichten Hauswirtschaftsarbeiten ihr<br />

Taschengeld aufbessern können. Bei den<br />

Tätigkeiten muss es sich um geringfügige<br />

Hilfeleistungen für Ältere und/oder Familien<br />

handeln. Die mindestens 13 Jahre<br />

alten Schülerinnen und Schüler helfen für<br />

etwa fünf Euro Stundenlohn bei Einkäufen,<br />

bei der Versorgung von Haustieren,<br />

übernehmen Gartenarbeiten, helfen bei<br />

<strong>kl</strong>einen Problemen mit dem Computer<br />

usw. Sie dürfen maximal zwei Stunden<br />

pro Tag beschäftigt werden. Die Arbeiten<br />

können einmalig, gelegentlich oder auch<br />

regelmäßig als Minijob vereinbart werden.<br />

Regelmäßig ausgeführte Tätigkeiten<br />

im Privathaushalt müssen natürlich angemeldet<br />

werden, dabei hilft aber ALTER<br />

Aktiv. Für die Jugendlichen besteht somit<br />

Unfallversversicherungsschutz bereits<br />

auf dem Weg zur Arbeitsstelle.<br />

Bisher wurden etwa 100 Schüler/innen<br />

durchaus erfolgreich an ca. 60 Seniorenhaushalte<br />

vermittelt. „Der Bedarf wächst<br />

zunehmend auf beiden Seiten“, berichtet<br />

Camilla Stettner, Ansprechpartnerin<br />

und zuständig für die Taschengeldbörse.<br />

„Weiteres Ziel der Vermittlungsstelle ist,<br />

dass sich ‚Alt und Jung‘ besser kennenlernen,<br />

dass Jugendliche erfahren, wie<br />

die Alten ticken. Die Alten lernen, wie<br />

die Jungen so drauf sind“, so Stettner<br />

weiter. Die Vermittlungsstelle führt neben<br />

Senioren auch Familien und Berufstätige<br />

mit den Schülern zusammen und<br />

berät bei allen aufkommenden Fragen.<br />

Näheres unter 0271/2339425 bla<br />

Malgruppe sucht Nachwuchs<br />

Gegenseitige Hilfe ?????<br />

In den Malstunden geht es sehr gesellig zu<br />

Siegen. Vor einigen Jahren haben sich<br />

Seniorinnen und Senioren zusammengefunden,<br />

um gemeinsam ihrem Hobby,<br />

dem Malen, nachzugehen. Im städtischen<br />

Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ fanden die Rentner ihr<br />

Domizil.<br />

Jeder kann dort frei malen, wie<br />

und was er möchte, in Aquarell- oder<br />

Acrylfarbe, mit Stiften oder Kohle.<br />

„Die Motive sind frei gewählt. Erfahrungen<br />

werden ausgetauscht<br />

und die<br />

fertigen Bilder<br />

werden gemeinsam<br />

besprochen“ berichtet<br />

Horst Voigt,<br />

ältester Teilnehmer<br />

des Malclubs.<br />

Jeder lernt dort<br />

vom anderen. „Das<br />

Wesentliche ist<br />

nicht, sich zu einer<br />

„Frida Kahlo“<br />

zu entwickeln,<br />

viel wichtiger ist<br />

Freude am Tun<br />

und vor allem, gemeinsam mit anderen<br />

zu arbeiten.“ Genau das hat das<br />

jüngste Gruppenmitglied, Maria Koll,<br />

zur Teilnahme motiviert. Karl-Heinz<br />

Tenoort 0271/37387, Sprecher der aktiven<br />

Malgruppe, weist darauf hin, dass<br />

noch einige Plätze an den Maltischen<br />

frei sind. Interessierte sind herzlich<br />

willkommen! Termine finden Sie im<br />

Veranstaltungsteil dieser durchblick-<br />

Ausgabe (ab Seite 60).<br />

bla<br />

Foto: Brigitte Lanko<br />

Gesund und beweglich bleiben<br />

Praxis für chinesische Medizin<br />

Dr. Hans-Joachim Kraemer<br />

Herborner Str. 2<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

Tel. 02737/3180<br />

Akupunktur- und<br />

chinesische Heilkräuter bei<br />

Augenerkrankungen<br />

<br />

<br />

<br />

Anspannungszuständen<br />

<br />

und <br />

allen Gelenken<br />

Wir haben Zeit für unsere Gäste!<br />

Alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der<br />

Tagespflege Villa Bohn möchten, dass ihre<br />

Besucher freudig am Leben teilnehmen.<br />

Jeder Gast bekommt die Hilfe, die er - unter<br />

Einbeziehung der eigenen Fähigkeiten -<br />

benötigt.<br />

<br />

anvertrauten Menschen als Einheit von<br />

Körper und Seele zu sehen.<br />

<br />

see <br />

in der Villa Bohn berücksichtigt und individuell<br />

gefördert.<br />

VILLA<br />

LA BOHN<br />

Tag<br />

esp<br />

flege<br />

Tagespflege in freundlichem,<br />

familärem Ambiente<br />

tagsüber sinnvoll betreut<br />

am Abend wieder im eigenen Haus<br />

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Marburger Str. 21<br />

57250 Netphen-Deuz<br />

(Inhaber: Dr. med. H.-J. Kraemer)<br />

Tel. 02737-592870<br />

Eigener Fahrdienst.<br />

Fast völlige Übernahme aller Kosten<br />

durch Ihre Krankenkasse.<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 9


SeniorenServiceStellen des Kreises Siegen-Wittgenstein<br />

Bad Berleburg<br />

Holger Homrighausen 02751/923-268<br />

Poststr. 42 57319 Bad Berleburg<br />

h_homrighausen@bad-berleburg.de<br />

Mo-Mi. u. Fr. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-16.00 Uhr<br />

Do. 8.30-12.30 Uhr und 14.00-18.00 Uhr<br />

Stadt Siegen<br />

Manuela Krafft 0271/4<strong>04</strong>-2200<br />

Weidenauer Str. 211-215 57076 Siegen<br />

m_krafft@siegen.de<br />

Mo-Fr. 8.00-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Erndtebrück<br />

Udo Schneider 02753/605-124<br />

Talstr. 27 57339 Erndtebrück<br />

u_schneider@erndtebrueck.de<br />

Mo-Fr 8.00-12.00 Uhr u. Do 14.00-16.00<br />

Stadt Freudenberg<br />

Heike Weigel 02734/43-174<br />

Mórer Platz 157258 Freudenberg<br />

h_weigel@freudenberg-stadt.de<br />

Mo-Fr 8.00-12.30 Uhr<br />

Di 14.00-16.00 Uhr u. Do14.00-17.00 Uhr<br />

Stadt Bad Laasphe<br />

Gisela Homrighause 02752/909-153<br />

Mühlenstr. 20 57334 Bad Laasphe<br />

g_homrighause@bad-laasphe.de<br />

Mo, Di, Mi, Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Do. 14.00-17.00 Uhr<br />

Stadt Kreuztal<br />

Helga Rother 02732/51-314<br />

Siegenerstr. 5 572223 Kreuztal<br />

h_rother@kreuztal.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Gemeinde Burbach<br />

Christine Sahm 02736/45-56<br />

Eicher Weg 13 57299 Burbach<br />

c_sahm@burbach-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Stadt Hilchenbach<br />

Annette Kreutz 02733/288-117<br />

Marktstr. 13 57271 Hilchenbach<br />

a_kreutz@hilchenbach.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Stadt Netphen<br />

Eva Vitt 02738/603-145<br />

Amtsstr. 6 57250 Netphen<br />

e_vitt@netphen.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Ihr Ansprechpartner:<br />

Reiner Jakobs<br />

Zukunftsinitiative<br />

Siegen-Wittgenstein 2020<br />

Gemeinde Wilnsdorf<br />

Jutta Schmidt 02739/802-129<br />

Marktplatz 1 57234 Wilnsdorf<br />

j_schmidt@wilnsdorf.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Programmleitung<br />

„Leben und Wohnen im Alter“<br />

Servicezentrum für soziale Beratung,<br />

Betreuung und Prävention<br />

Gemeinde Neunkirchen<br />

Bettina Großhaus-Lutz 02735/767-207<br />

Bahnhofstr. 3 57290 Neunkirchen<br />

b_grosshaus-lutz@neunkirchen-siegerland.de<br />

Mo-Fr. 8.30-12.00 Uhr<br />

Bismarckstr. 45,<br />

57076 Siegen<br />

0271/333-2720 • E-Mail:<br />

lwa@siegen-wittgenstein.de<br />

Stadt Siegen<br />

SeniorenServiceStellen<br />

Weidenau Rathaus<br />

Weidenauer Str. 211-215<br />

Mo - Fr. 8 - 12 Uhr 0271/4<strong>04</strong>-2208<br />

Geisweid Bürgerhaus<br />

Obere Kaiserstr. 6<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/23392519<br />

Siegen Ost - Haus Herbstzeitlos<br />

Marienborner Str. 151<br />

Mo + Mi. 10 - 12 Uhr 0271/3846108<br />

Eiserfeld - Sparkasse<br />

Eiserfelder Str. 474<br />

Di + Do. 10 - 12 Uhr 0271/80937825<br />

Honoraranwalt der<br />

Verbraucherzentrale<br />

NRW<br />

VertrauensAnwalt<br />

Mitglied im AnwaltVerein<br />

Arbeitsgemeinschaft der<br />

Fachanwälte für Arbeitsrecht<br />

Dipl. Soz. Michael Kringe - Rechtsanwalt und Notar<br />

57234 Wilnsdorf, Rathausstraße 1<br />

02739 - 1<strong>04</strong>9<br />

info@rechtsanwalt-kringe.de<br />

10 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Siegen. Nach langer Zeit war es wieder<br />

so weit... Das Seniorenbegegnungszentrum<br />

in der Marienborner Straße 151<br />

öffnete seine Türen, damit alle Interessierten<br />

bei entspannter Atmosphäre<br />

einen schönen Tag verbringen konnten.<br />

Für Spaß und gute Laune sorgte vor<br />

allem das abwechslungsreiche Programm,<br />

welches hauptsächlich durch<br />

die Gruppen des Hauses gestaltet wurde.<br />

Auch die „Regiestelle Leben im Alter“<br />

der Stadt Siegen und die Ehrenamtsagentur<br />

„SAfE“, eine Kooperation<br />

der Stadt Siegen und der AWO Siegen-<br />

Wittgenstein/Olpe, waren vertreten.<br />

Eröffnet wurde der Tag um 11 Uhr<br />

zunächst von der Leiterin der Regiestelle,<br />

Frau Astrid E. Schneider, die<br />

nach einer kurzen Begrüßung das Wort<br />

an den stellvertretenden Bürgermeister<br />

der Stadt Siegen, Herrn Jens Kamieth,<br />

abgab.<br />

Dieser stellte das Haus kurz vor und<br />

fasste zusammen, was sich in den letzten<br />

ca. 14 Jahren verändert und entwickelt<br />

hat. Aus anfänglich vier Gruppen,<br />

die alle auch jetzt noch aktiv sind, sind<br />

inzwischen zwanzig Gruppen mit über<br />

80 Freizeit-, Bildungs- und Kulturveranstaltungen<br />

im Monat geworden. Hier<br />

können ältere Menschen etwas für sich,<br />

etwas für andere und etwas mit anderen<br />

gemeinsam tun. Die Aktivitäten im Haus<br />

Herbstzeitlos sind vielfältig, ebenso wie<br />

das Motto des Hauses „Graue Haare –<br />

Buntes Leben“ – davon konnten sich die<br />

Besucher/innen beim Tag der offenen<br />

Tür überzeugen.<br />

Erst im letzten Jahr wurde das Haus<br />

komplett saniert und im Frühsommer<br />

dieses Jahres mit einem Aufzug versehen,<br />

der nun bestaunt und benutzt werden<br />

konnte.<br />

Außerdem hatten die Gäste die Möglichkeit,<br />

die verschiedenen Infostände<br />

zu besuchen, die sich alle mit Themen<br />

des Alters beschäftigten. Dort standen<br />

fachkundige Vertreter/innen der einzelnen<br />

Gruppen und Vereine, bei denen<br />

man sich informieren und austauschen<br />

konnte, z.B. die Selbsthilfegruppen<br />

„Asthma“ und „Kontinenz“ sowie das<br />

Trauercafé der „Ambulanten ökumenischen<br />

Hospizhilfe e.V.“.<br />

Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

„Tag der offenen Tür im Haus Herbstzeitlos“<br />

ein Bericht von Valeska Breuer<br />

Autorenfoto<br />

Siegens zweiter Bürgermeister, Jens Kamieth, eröffnete den „Tag der offenen Tür.“<br />

Anke Berg 2.v.lks. betreut seit 2 Jahren hauptberuflich die Seniorenbegegnungsstätte<br />

Um einen Eindruck von der Arbeit<br />

der Gruppen zu gewinnen, konnten die<br />

Besucher/innen alle Räume des Hauses<br />

erkunden und sich bei Fragen direkt an<br />

die Ansprechpartner dort wenden.<br />

Die Gruppe des „Mittagstisch für<br />

Senioren“ sorgte mit einem deftig leckeren<br />

Eintopf für Abwechslung und<br />

lud zum gemütlichen Zusammensitzen<br />

ein.<br />

Mit viel Liebe und Mühe wurde<br />

auch das Kuchenbuffet gezaubert,<br />

welches ausschließlich aus Spenden<br />

der Gruppen bestand und vom Team<br />

des „Sonntagscafés unter der Linde“<br />

organisiert wurde.<br />

Highlights waren einzelne Vorführungen<br />

der Gruppen, die zum Mitmachen<br />

und Kennenlernen einluden. Beispielsweise<br />

konnte man sich mit der<br />

Spieleconsole „Wii“ vertraut machen,<br />

die vom Computertreff „Senecafé“ zur<br />

Verfügung gestellt wurde, eine Vorführung<br />

der Selbstverteidigungsgruppe<br />

anschauen oder auch direkt bei der<br />

Schnupperstunde der Sitzgymnastik<br />

mitmachen.<br />

Auch die „Live“- Aquarellmalerei der<br />

Malgruppe und die musikalischen Einlagen<br />

von Walter Lebschy wurden mit<br />

Interesse verfolgt, ebenso wie die selbst<br />

hergestellten Filme, die der Film- und<br />

Videoclub Siegerland zeigte, der in diesem<br />

Jahr immerhin sein 50jähriges Jubiläum<br />

feiert.<br />

Kurz gesagt war der „Tag der offenen<br />

Tür“, bei dem sogar das herbstlich-sonnige<br />

Wetter mitspielte, ein sehr erfolgreicher<br />

und gelungener Tag mit circa<br />

200 Gästen.<br />

An dieser Stelle soll vor allem den<br />

Gestaltern und Helfern des Hauses noch<br />

einmal ein „Dankeschön“ ausgesprochen<br />

werden, denn ohne sie hätte der<br />

„Tag der offenen Tür“ in diesem Rahmen<br />

nicht stattfinden können. <br />

Der durchblick<br />

als Hör-CD<br />

Siegen. Jede neue Ausgabe des durchblick<br />

erhalten Sie auch als Tonträger.<br />

Die CD, mit unterhaltsamen, ausgewählten<br />

Texten werden für 5 Euro das<br />

Stück verkauft. Die Abspielzeit beträgt<br />

ca. 60 Min. Zu beziehen sind die Scheiben<br />

beim Verein durchblick-siegen e.V.<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Im ABO werden vier Tonträger pro Jahr<br />

porto- und verpackungsfrei, also ohne<br />

Aufpreis, bequem ins Haus geliefert.<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 11


Neunkirchen. „Durchweg positiv<br />

war die Resonanz auf den<br />

1. Neunkirchener Seniorentag“,<br />

so die Seniorenberaterin<br />

Bettina Großhaus-Lutz: „Die<br />

Aussteller waren begeistert von<br />

dem großen Interesse, und die<br />

vielen Gäste von dem bunten<br />

Programm.“<br />

Einen abwechslungsreichen<br />

Mix aus Unterhaltung und Information<br />

hatte das Team der<br />

Senioren-Service-Stelle um<br />

Großhaus-Lutz für die Veranstaltung<br />

zusammengestellt.<br />

Ob Modenschau, Fachvortrag<br />

oder Gedächtnistraining – jeder<br />

konnte seinen Interessen entsprechend<br />

auswählen und die Veranstaltungen<br />

im Otto-Reiffenrath-Haus bzw.<br />

im Ratssaal besuchen.<br />

Bürgermeister Bernhard Baumann<br />

wies in seiner Eröffnungsrede darauf<br />

Nachrichten aus Siegen-Wittgenstein<br />

Erfolgreich gestartet:<br />

1. Neunkirchener Seniorentag<br />

Stephanie Woltering und Bettina Großhaus-<br />

Lutz (von links) am Stand der Senioren-<br />

Service-Stelle.<br />

hin, dass das Älterwerden leider häufig<br />

negativ behaftet sei, es aber auch vielerlei<br />

Chancen böte. Das Ehrenamt sei<br />

eine solche Möglichkeit: Wer sich engagiere,<br />

könne seine Freizeit nicht nur<br />

Foto: Autorenfoto<br />

besser strukturieren, sondern auch von<br />

seiner Arbeit profitieren.<br />

Wie viel Spaß es macht, selbst initiativ<br />

zu werden, konnten die Zuschauer<br />

der Modenschau beobachten. Die Models<br />

–alles „reifere“ Damen – waren mit<br />

großer Freude dabei, und es gelang ihnen<br />

mit ihrem Spaß und ihrer Natürlichkeit<br />

ein großes Publikum zu erfreuen.<br />

Gleiches galt für die Seniorengymnastik:<br />

Die 12 Teilnehmerinnen waren<br />

so motiviert, dass sie ihre Darbietung<br />

außerhalb des Otto-Reiffenrath-Hauses<br />

gleich noch einmal zeigten.<br />

Für die Besucher, die sich vornehmlich<br />

informieren wollten, gab es Wissenswertes<br />

über Wohnen und Sicherheit<br />

im Alter. Nach diesem gelungenen Start<br />

ist für Bettina Großhaus-Lutz <strong>kl</strong>ar: „Im<br />

kommenden Jahr steht zwar wieder der<br />

Familientag auf dem Programm, aber<br />

2013 wird es ganz sicher den 2. Seniorentag<br />

geben.“<br />

<br />

Burbach. Unter dieser Überschrift fanden<br />

fünf Veranstaltungen statt. Das Älterwerden<br />

stellt alle Menschen vor eine<br />

besondere Herausforderung, eine dieser<br />

Herausforderungen war das Thema der<br />

ersten Veranstaltung: „Gemeinsam lernen<br />

für Menschen mit Demenz“.<br />

Eine Woche später kamen rund 170<br />

Senioren zum dritten Seniorenfrühstück<br />

in das Dorfgemeinschaftshaus<br />

nach Würgendorf, das von der Arbeitsgemeinschaft<br />

Seniorenfrühstück organisiert<br />

wurde. Das gesunde Frühstück<br />

mit viel Obst und Gemüse passte zum<br />

Vortrag von Bärbel Altland-Neuser, Referentin<br />

der AOK. Neben ausgewogener<br />

Ernährung hilft auch Bewegung, um im<br />

Alter fit zu bleiben. Hierzu hatte Edeltraut<br />

Kruschwitz, Übungsleiterin beim<br />

TV Würgendorf, ein <strong>kl</strong>eines Bewegungsprogramm<br />

zusammengestellt, das<br />

gemeinsam absolviert wurde.<br />

Das Highlight der Thementage war<br />

sicher der Vortrag mit Henning Scherf,<br />

dem langjährigen Bremer Bürgermeister.<br />

„FRÜHER schon an SPÄTER denken“<br />

Burbacher Thementage waren gut besucht<br />

„Ich bin der Lange aus Bremen“, so<br />

begrüßte Henning Scherf die Zuhörer in<br />

der ev. Kirche am Römer in Burbach.<br />

Seit 24 Jahren lebt Henning Scherf<br />

mit seiner Frau in einer ungewöhnlichen<br />

Wohngemeinschaft, über die er ausgiebig<br />

berichtete. Seine Gedanken zum<br />

Altern beziehen sich nicht nur auf das<br />

Wohnen. Scherf sieht in der Generation<br />

der Älteren auch die Basis für das<br />

<strong>kl</strong>assische ehrenamtliche Engagement<br />

unserer Gesellschaft. „Es gibt für jeden<br />

die passende Aufgabe. Geben Sie Ihre<br />

Erfahrungen weiter und lassen Sie andere,<br />

auch die jüngere Generation, daran<br />

teilhaben“, so lautete sein Apell an die<br />

zahlreichen Zuhörer.<br />

Unter dem Veranstaltungsmotto<br />

fand am Samstag, 5. November, ein<br />

Informationstag zu den Themen „Gesundheitsvorsorge,<br />

Prävention, Pflege<br />

und Wohnen“ statt, initiiert vom „Gesundheitsforum<br />

Burbach“. Vorträge,<br />

Mitmach-Aktionen und ein attraktives<br />

Rahmenprogramm luden zu dieser<br />

kurzweiligen Veranstaltung in das Bürgerhaus<br />

Burbach ein.<br />

So waren die Zielsetzungen des Thementages:<br />

Betroffene und Interessierte<br />

über aktuelle Angebote, Neuigkeiten und<br />

Entwic<strong>kl</strong>ungen<br />

zu informieren.<br />

Regionale Anbieter<br />

berieten<br />

an Informationsständen<br />

und nützliche<br />

Alltagshilfen<br />

wurden an<br />

diesem Tag<br />

vorgestellt und<br />

demonstriert.<br />

Die Angebote<br />

und Vorträge<br />

waren sehr<br />

vielseitig und<br />

somit konnte<br />

sich jeder umfassend<br />

informieren.<br />

<br />

12 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong><br />

Foto: Autorenfoto<br />

Henning Scherf in<br />

der ev. Römer-Kirche


Die Redaktion<br />

Nach dem Bericht in der WDR-Lokalzeit,<br />

anlässlich unseres 25-jährigen<br />

Jubiläums, beanstandete eine Leserin<br />

in ihrem Leserbrief: „Zu obiger Sendung möchte<br />

ich Ihnen sagen, dass ich sehr enttäuscht war.<br />

Enttäuscht deshalb, weil Sie sich nicht persönlich<br />

vorgestellt haben...“.<br />

Das können wir leicht ändern, dürfen dabei aber<br />

ausdrüc<strong>kl</strong>ich darauf hinweisen, dass zum Gelingen<br />

des Projekts durchblick viele weitere Menschen,<br />

viele weitere Gesichter notwendig sind! Erst<br />

das Zusammenspiel aller Beteiligten sorgt dafür,<br />

dass der durchblick immer wieder neu erscheinen<br />

kann – und das nun schon seit 25 Jahren!<br />

Aber was wären wir ohne Sie, ohne unsere<br />

Leser? Lassen Sie uns diese Gelegenheit nutzen,<br />

um auch Ihnen einmal danke zu sagen, danke<br />

für Ihr andauerndes Interesse!<br />

In diesem Sinne wünschen wir Ihnen schöne<br />

Weihnachten und ein gutes Jahr 2012!<br />

Maria Anspach<br />

im db seit 4/2002<br />

Thomas Benauer<br />

im db seit 4/2003<br />

Helmuth Drabe<br />

im db seit 1/2007<br />

Ingrid Drabe<br />

im db seit 1/2007<br />

Ingrid Düringer<br />

im db seit 1/<strong>2011</strong><br />

Friedhelm Eickhoff<br />

im db seit 1/2002<br />

Friedrich Fischer<br />

im db seit 2/2008<br />

Eberhard Freundt<br />

im db seit 1/20<strong>04</strong><br />

Hubertus Freundt<br />

im db ab 4/<strong>2011</strong><br />

Gerda Greis<br />

im db seit 1/2006<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

im db seit 2/<strong>2011</strong><br />

Erich Kerkhoff<br />

im db seit 3/2003<br />

Gottfried Klör<br />

im db seit 3/2007<br />

Erika Krumm<br />

im db seit 1/1999<br />

Brigitte Lanko<br />

im db seit 1/2010<br />

Horst Mahle<br />

im db seit 3/2005<br />

Tessie Reeh<br />

im db seit 3/2007<br />

Helga Siebel-Achenbach<br />

im db seit 3/20<strong>04</strong><br />

Agnes Spar<br />

im db seit 3/2007<br />

Peter Spar<br />

im db seit 3/2007<br />

Ulli Weber<br />

im db seit 2/2008<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 13


Weihnachten<br />

De Gressdachsgeschechde of Sejener Blatt<br />

So häd se de Gohde Lowis dä Gläine em Huss emmer verzealt<br />

Ho, ier Kennercher, well ech ou die Geschechde<br />

verzealn, wie et Gressdkennche of de Ear komme<br />

es. Et woar en der Zitt, wi der Kaiser Augustus et<br />

Sä hadde. On die, die et Sä ha, die gugge doch emmer wi<br />

se noch me Gäld endriwe konn. On du les hä usschälln,<br />

dat all Li sech scheatze lose sonn. Dobet woar gemaint,<br />

dat sech rondsröm de Mänsche of<br />

e Babier enträ solle bet allem wat<br />

se so ha: Fäller, Wese, Haubearch,<br />

Ke on Schofe on alles. Dat do dä<br />

Driwes nuer, em zo gucke, dat de<br />

Li de Schdoiern och ackerat bezalde<br />

on sech net defoar dreckde. On<br />

de Mänsche all mossde dohin go on<br />

sech enträ lohse, wo ear Seppschaft<br />

her woar.<br />

Uss däm Grond hät sech och<br />

der Josef of der Wäch gemacht. Hä<br />

hadde als Zemmerma sin Usskomme en Nazareth. Do woar<br />

hä derhaim. Hä mossde enof no Bethlehem. Do woar ganz<br />

freher der Kenich David derhaim gewäse on met däm woar<br />

hä ewer sewe orrer achd Äcke ferwant. Hä nohm dat Mariche<br />

met. Wann ier maint, die zwai wearn beschdat gewäse, dat<br />

es net a däm. Die Jongfer woar grad am aheawe on schoa<br />

zemmlich decke. Dat Kend woar awer net fa däm Josef.<br />

Konn et jo och net, die zwai woarn jo nuer ferschbroche. Et<br />

Marieche schwatte derfa, dat Kend wear fam Helje Gaist.<br />

Die Geschechde hät och geschdemmt, sost stönn et jo net so<br />

en der Schreft.<br />

Dat dä Josef dat Marieche met nohm, woar fillechts en<br />

Dommeräj – et woar jo kuert foar Gressdach on dusse woar<br />

en rächte Källe on se woarn ze Foos dä wire, wire Wäch onnerwäjens.<br />

Awer die ahle Brofede hadde zo earer Zitt schoa<br />

broffezäjt, dat dat Kend en Bethlehem of de Ear komme soll<br />

on dearwäje mossde dat Mariche äwe met. Die zwai hadden<br />

en Eassel derbi, dä schläppde dat ganze Zich, dat se met<br />

genomme hadde. Dä Schossewäch woar wahne schleecht<br />

on metonner doen däm Marieche all Gnoche weh. Da sadde<br />

ät sech of dat Dier on lehs sech drä.<br />

We se ahkomme sin, woar grad der Helje Owend. En<br />

däm ganze Bethlehem onn dremerem fonne se kai Huss<br />

meh met `ner fräie Schdoab. Alles woar schwickefoll. On<br />

schdällt ou foar: Henne am Änn mossde die zwai en nem<br />

Schdall descher de Oasse on de Easseln schlofe. Ah Schloafe<br />

woar awer earscht emohl net ze dänke. Kumm hadden<br />

sech dat Marieche on dä Josef gesatt, do kom ät och schoa<br />

nerer. Dat Kend woar e Jengelche on die fresch gebackene<br />

Mamme weckelte dä Klaj en Wenneln, dat de Wearmde<br />

a en kom. On derno lähde ät dat Weckelkend en nen<br />

Foorerdroch, dä woar grad lear.<br />

En Äcke wäch fa däm Schdall woarn of ner Wehs Schöfern,<br />

die hadde Nachtschecht on mossde of ear Schofe bassgäwe.<br />

All die Zitt woar et schdell rem on dem, nuer af on zo<br />

blähkte en där Disterichkait e Schof. Awer of aimol woar e<br />

gloares Lecht remhear, dat woar so gräll, dat et dä Schöfern<br />

en de Auge weh do. Uss däm Lecht hoarte se de harte<br />

Schdemm fa nem Ängel, dä<br />

säde: „Ier mossd kän Angstschessern<br />

sin. Ech moss ou<br />

on der ganze Ear wat Gores<br />

beschdälln. Grad es en<br />

Bethlehem der Messias geboarn<br />

wurn. Dä broffezäjte<br />

Kenich es komme on ier<br />

konnt dat Kend en Wenneln<br />

Foto: Agnes Spar<br />

geweckelt em Foorerdroch<br />

fenne.” On en Masse Ängelcher<br />

fladderte of aimol<br />

remhear on die songe fa`m Frere of der Ear, juchzte noch e<br />

bessje on of aimol hadde se sech och schoa werrer huerdich<br />

no doawe foart gemacht.<br />

Dä Schöfern woar no däm Schandal ganz annersch.<br />

„Sell dat da schdemme?”, frogde se sech onnerenai. Awer<br />

einer, dä net ganz on gar dernäwer woar, mäinte: „Mier<br />

mosse hällob no Bethlehem go on schbekeliern, ob dat all<br />

so es, we et dä Ängel gesäht hät.” On schdandebe sin se<br />

lossgerannt on hadde ganz fergässe, dat se of die Schofe<br />

bassgäwe mossde. On we die Oasse bollesich bröllde, die<br />

Easseln hart gresche on dat Weckelkend bläkte, hadden se<br />

dä Schdall och schwinn gefonne on och geseh, dat all Sache<br />

so woarn, wie et der Ängel gesäd hadde. Se wenschte fel<br />

Glecke on ferzealte däm Marieche on däm Josef wat se earläwt<br />

on fa däm Ängel gehoard hadde. Wie se werrer zerecke<br />

of`m Wäch no ear Schohfe woarn, konne se de Schnudde<br />

gar net me hale on se mossde all Li, dän se begänten, die<br />

Geschechde ferzealn.<br />

Wie dä Klaj fam Marieche acht Dach alt woar, do gräje<br />

dä Name Jesus. Kuert derno kohme dräj Keniche uss däm<br />

Moarjeland. Et sä ner och, dat wearn dräj wisse Männer gewease,<br />

awer ech glauwe dat net. Wie konn et da dräj wisse<br />

Männer sin, wann ainer fa dä Dräj e Schwarzer eas? Mer<br />

sit dä Böma jo jedes Joar, wänn die Dräj foar der Hussdier<br />

schdo on senge on fochdeln. Die Keniche woarn henner<br />

nem Schdearn hear gemacht on dä blef hoarscharf öwer<br />

däm Schdall en Bethlehem schdo on do wossde se, dat se<br />

et gefonne hadde. Die dräj Keniche brochde däm Klaj gore<br />

Sache bät: Gold on Weihrauch. On da och noch Mürre. Wat<br />

dat for e Zich eas, dat ha ech awer fergässe.<br />

So, ier Kennercher, itz konnd er nuss go on en Schnema<br />

bouwe.<br />

Ulli Weber<br />

14 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Weihnachten<br />

Hohner-Sobbe<br />

Gressdachs-Sobbe<br />

Min ainzichsder Onkel, d’r Brorer fa minner<br />

Modder, woar als zwaitjengsder met seks<br />

Märercher ofgewase. Ferwearnt bes henne<br />

gäje fa dä Wibsli, wollden di da emo wesse, ob hä och<br />

en rechdijer Mannskalle wär, on so sollde hä foar de<br />

kommende Gressdache sin earschdes Ho schlachde. Sost<br />

hadde hä emmer nuer d’rnäwer geschdanne on zogeguckt,<br />

doch itzend woar hä gefrogt. Min Groasmodder<br />

säde da noch: „Nemm dat Glai met, alt genoch erret<br />

met Fenne, da waiset och, daddat all so sin moss wi’et<br />

es - ainer läbt fam annern. On em Schdelle hät si gewess<br />

gedocht, da mosse, da bliwt äm niks annerschdes<br />

ewerich, wann dat Gai d’rnäwer schdeat.<br />

Ech geng och met en d’r Honerschdall hennerm<br />

Huss. Woar darre Gewemmel, als mier do ren komen.<br />

De Honer fladschden wi well emhear, on min Onkel<br />

hadde sin lewe Noat, dat Ho ze packe ze grijje, wat ze<br />

full woar, genoch Äjjer ze lä, on derwäje am Gressdach<br />

em Sobbedebbe schwemme sollde.<br />

Bi däm ganze Gewearr schdolberde hä da noch, fel<br />

en d’r Dräck, gräj awer dat fulle Ho ze fasse, scherrelde<br />

e bessje a däm Dier rem, doch et reschde äm werrer uss<br />

de Hänn on grotschde benomme zwescher sinne Bain<br />

duerch. Hä spurdete schwinn henner hear on dat Ho<br />

fergos, sech ze wearn.<br />

Of aimo brellde ech da wi ferreckt. Ai Ho heng m’r<br />

en de Hoarn on les foar ludder Angst och noch wat falln.<br />

„Scherrel d’r Kobb hin on hear on do’en no onne!”<br />

Däm Ho woar dat net rächt, et fel ronner on duermelde<br />

duerch d’r Honerschdall zo dänn annern. Ech moss net<br />

glec<strong>kl</strong>ich ussgese’ ha, min Onkel säde: „Wedde itz end<br />

Huss?” „Ich bleibe bei dir!” Woar dä fro!<br />

No schdonn hä mem Hackebailche foarm Hauglotz,<br />

fäst en d’r lenke Hand e Ho wat flejje woll on neme<br />

konn on och net soll. Itz feng d’r Giggel a ze krä,<br />

on dat Ho a ze gwikse. „No mossde dra glauwe”, säde<br />

min Onkel on schlog schwinn so fäsde zo, darret<br />

om Hauglotz grachde. D’r Kobb fel ronner, dat Ho<br />

awer bewäjde sech noch, gledschde äm uss d’r Hand,<br />

flog aimol one Kobb em os rem, on da woar dä ganze<br />

Schbok foarbi.<br />

Min Onkel on ech, mier zwai sogen os ferdaddert a<br />

on ha am earschde Gressdach nuer end Sobbe-Debbe<br />

rengeguckt.<br />

Gerda Greis<br />

Das verschlossene<br />

Zimmer<br />

Geheimnisvoll, wie jedes Jahr,<br />

war bestimmt das Christkind da,<br />

und Kinder gucken immer noch<br />

gerne mal durchs Schlüsselloch.<br />

Doch wenn das Weihnachtsglöckchen <strong>kl</strong>ingt,<br />

drinnen schon ein Englein singt,<br />

öffnet sich die Tür ganz weit,<br />

so ist es stets zur Weihnachtszeit.<br />

Dort steht der große Tannenbaum,<br />

reich geschmückt füllt er den Raum,<br />

glanzvoll bunte Kugeln blitzen,<br />

Lametta ziert die Tannenspitzen.<br />

Darunter liegt ganz zart und fein<br />

das Kind in einer Krippe <strong>kl</strong>ein<br />

auf Stroh mit seinem goldnen Schein.<br />

Maria und Josef sind bereit<br />

es zu beschützen jederzeit.<br />

Die Hirten kamen von dem Feld<br />

und haben Gaben aufgestellt.<br />

So ist und bleibt die Tradition<br />

viele hundert Jahre schon!<br />

Und wieder liegt auch in der Luft<br />

Lebkuchen-, Zimt- und Mandelduft.<br />

Wenn angezündet alle Kerzen<br />

und Friede kehrt in uns`re Herzen,<br />

singen wir dann froh im Chor<br />

altbekannte Weihnachtslieder vor.<br />

Frohe Weihnachten!<br />

Helga Düringer<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 15


Weihnachten<br />

Tante Metas Nikolausüberraschung<br />

Seit Onkel Herbert diese Narbe an der Schläfe hat,<br />

essen er und Tante Meta in der Weihnachtszeit nur<br />

noch trockene Kekse. Das war früher anders. Wenn<br />

man die beiden so sieht, stabil, rosig und gut genährt,<br />

dann vermutet man richtig, dass sie allem Essbaren, und<br />

im Besonderen den Spezialitäten in der Vorweihnachtszeit,<br />

nicht abgeneigt sind. Da gab es immer Tante Metas<br />

„Schneekugeln“, ein Traum aus Schokolade, Zucker und<br />

Kokosraspeln.<br />

Doch alles änderte sich an einem Nikolaustag. Frühmorgens<br />

tappte Onkel Herbert gähnend und frierend durchs<br />

Treppenhaus. Grund war Arthur, der junge Hund, den die<br />

beiden sich vor wenigen Tagen zugelegt hatten. Onkel<br />

Herberts Pflicht war es, sofort nach dem Wachwerden mit<br />

dem Kleinen in den Garten zu gehen, damit sich dieser dort<br />

erleichtern konnte. Onkel Herbert war gegen diese Hunde-<br />

Anschaffung, weil er ungebunden bleiben wollte. Doch<br />

Tante Meta setzte wieder einmal mehr ihren Willen durch<br />

und so erledigte Onkel Herbert allmorgendlich diese unangenehme<br />

Pflicht. Er warf den Mantel über seinen Schlafanzug<br />

und ging Richtung Heizung, wo seine vorgewärmten<br />

Winterstiefel standen, die er gestern Abend, nachdem Tante<br />

Meta schon schlief, dort hingestellt hatte… Was er nicht<br />

wusste… dass Tante Meta vorher heimlich eine süße Nikolausüberraschung<br />

in einen seiner Stiefel legte…<br />

Arthur hüpfte schon schwanzwedelnd um Onkel Herbert<br />

herum. Das Zwicken in seinem rundlichen Bauch<br />

signalisierte, dass es höchste Zeit war, in den Garten zu<br />

kommen. Hatte er doch die ganze Nacht über in seinem<br />

Körbchen ausgeharrt und sich nicht von dem „Schneekugelduft“,<br />

der aus Onkel Herberts Stiefel drang, verführen<br />

lassen. Also ergriff Onkel Herbert den ersten Stiefel und<br />

schob seinen Fuß hinein. Im nächsten Augenblick stieß<br />

er ein „äää“ aus und versuchte auf einem Bein hüpfend,<br />

durch wildes Schütteln, den Stiefel wieder vom Fuß zu<br />

bekommen. Doch der Fuß hatte die inzwischen völlig<br />

aufgeweichte Serviette schon durchstoßen, mit der die<br />

„Schneekugeln“ umwickelt waren. Es legte sich eine<br />

warme, weiche <strong>kl</strong>ebrige Masse um seine Zehen.<br />

Sein erster Gedanke galt natürlich nicht der Nikolausüberraschung,<br />

sondern er hegte den Verdacht, das Arthur<br />

sich auf recht unappetitliche Weise in seinem Stiefel vergessen<br />

hatte. So versuchte er nun weiter durch Hüpfen<br />

und Schütteln den Stiefel loszuwerden. Und es gelang ihm<br />

auch. Der Stiefel flog im hohen Bogen davon und knallte<br />

schwungvoll gegen den Flurspiegel. Der laute Knall verschreckte<br />

den Welpen so sehr, dass dieser die mühsam aufrechterhaltene<br />

Kontrolle über seine Blase verlor. In dem so<br />

entstandenen Bächlein landete Onkel Herbert, immer noch<br />

auf einem Bein hüpfend, und verlor die Balance. Im Fallen<br />

riss er den schon ohnehin schiefhängenden Flurspiegel von<br />

Foto: Tessie Reeh / Fotolia<br />

der Wand. Dieser zersprang in viele Stücke. Eines davon<br />

traf Onkel Herbert an der Schläfe und hatte zur Folge, dass<br />

er dort eine Narbe zurückbehielt.<br />

Arthur blieb glüc<strong>kl</strong>icherweise unverletzt und begann<br />

nach einigen Schrecksekunden, hingebungsvoll Onkel Herberts<br />

Fuß abzuschlecken. Allerdings wurde er schnell von<br />

Tante Meta verscheucht, die durch den Lärm aufgeschreckt<br />

die Treppe herunter eilte.<br />

„Schneekugeln“ sind nun wir<strong>kl</strong>ich nichts für einen jungen<br />

Hundemagen.<br />

Seit diesem Vorfall begnügen sich Tante Meta und Onkel<br />

Herbert in der Adventszeit nur noch mit schokoladefreien<br />

Keksen.<br />

Ulla D’Amico<br />

16 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Weihnachten<br />

Weihnachten<br />

Woran denken wir, wenn die Zeit gekommen ist<br />

und wenn wir dieses Wort aussprechen, vielleicht<br />

an glüc<strong>kl</strong>iches Kinderlächeln, an einen<br />

geschmückten Tannenbaum, an weiße Kerzen, an Süßigkeiten,<br />

die in den Zweigen hingen<br />

und an denen wir uns nicht vor<br />

dem Heiligen Abend vergehen<br />

durften. An Lametta, das man<br />

heute wohl kaum noch kennt, an<br />

den Duft grüner Zweige und gebratener<br />

Äpfel, die in der Röhre<br />

des Kachelofens schmorten. Weit<br />

in die Vergangenheit schweifen<br />

unsere Gedanken und holen die<br />

Erinnerungen der Kindheitstage<br />

zurück, als sei das Weihnachtsfest<br />

nur eine Angelegenheit für Kinder.<br />

Die Zeit hat sich geändert.<br />

Selbst der Tannenbaum sieht heute<br />

anders aus. Nur rotbackige Äpfel, und wenn man näher<br />

kommt, stellt man fest, dass sie aus Plastik sind.<br />

Wenn die Geschenke nicht elektronisch<br />

gesteuert werden, genügen sie häufig<br />

nicht mehr den Ansprüchen.<br />

Und der eigentliche Gedanke, dass es da ein Kind gab,<br />

das uns den Frieden und die Liebe bringen sollte, tritt in den<br />

Hintergrund. Und wenn die Geschenke nicht elektronisch<br />

gesteuert werden, genügen sie nicht mehr den Ansprüchen.<br />

aber wohl nur für den, der sie sehen will.<br />

Foto: Wickipedia<br />

Die Zeit hat sich geändert und<br />

man braucht nicht darüber zu<br />

streiten, ob es damals besser war<br />

als heute, es ist alles nur anders.<br />

Aber damals wie heute hat<br />

auch die Weihnachtszeit manchmal<br />

eine dun<strong>kl</strong>e Seite, vor allem<br />

dann, wenn man, nicht wie heute,<br />

nicht in Frieden leben kann.<br />

Und Not und Elend und großes<br />

Leid bleiben auch dann, wenn<br />

es weihnachtet, und doch wird<br />

manchmal gerade in schlimmer<br />

Zeit die Hand Gottes sichtbar,<br />

Johannes Buhl<br />

Onkel Hermann<br />

von Lieselotte Wesely<br />

Wenn sich das Jahr neigt und stiller wird, schaut<br />

man gerne durch die Fenster der Erinnerung.<br />

Dabei taucht Onkel Hermann in meinem<br />

Gedächtnis auf. Er war ein Glücksfall für uns Kinder,<br />

obwohl er kein „richtiger“, kein verwandter Onkel war.<br />

Tante Ilse, die Schwester meiner Mutter, hatte ihn zu<br />

uns ins Haus gebracht und nannte ihn „mein Verehrer“.<br />

Onkel Hermann stellte jedenfalls unsere verwandten Onkel<br />

weit in den Schatten. Er war in einer Kunsthandlung<br />

tätig, wohin er gut passte, weil er selbst eine Art Künstler<br />

war. Er brachte uns Hummelbilder mit, und wir hatten<br />

bald eine Galerie davon und prahlten damit vor unseren<br />

Freunden.<br />

Noch besser gefiel es uns, dass Onkel Hermann auch<br />

malen konnte und uns ganze Geschichten aufs Papier zauberte.<br />

Farbstifte hatte er immer bei sich. War einer von uns<br />

verdrießlich oder traurig, malte ihm Onkel Hermann eine<br />

lustige Figur oder ein Fabelwesen auf die Hände, den Arm<br />

oder auf die Stirn. Die Kunstwerke wurden am Abend nur<br />

unter Protestgeschrei wieder abgewaschen.<br />

Manchmal führte uns Onkel Hermann in den Eispalast.<br />

Diese Leckerei bekamen wir gewöhnlich vom Eismann, der<br />

mit seinem Wagen laut schellend durch die Straßen fuhr.<br />

Dann gab es Eis in einer Waffeltüte für zehn Pfennige. Aber<br />

aus Silberbechern, die der Kellner an Marmortischchen<br />

brachte, wurde das Eisessen zu einem festlichen Akt.<br />

Dann, irgendwann, kam Tante Ilse alleine, ohne Onkel<br />

Hermann, zu uns. Sie hatten sich zerstritten, erfuhren wir.<br />

Und das Schlimmste: Tante Ilse machte keine Anstalten,<br />

diesen Zustand zu ändern.<br />

Später heiratete sie einen Uhrmacher. Der hatte nur wenige<br />

Haare, aber ein Uhren- und ein Lebensmittelgeschäft.<br />

Letzteres musste Tante Ilse besorgen und den großen Haushalt<br />

dazu. Sie <strong>kl</strong>agte oft über zu viel Arbeit. Sie tat uns aber<br />

nicht leid. Zwar verhalf uns ihr Uhrmacher zur ersten Armbanduhr<br />

unseres Lebens; für Onkel Hermann, den sie uns<br />

genommen hatte, hätten wir sie gerne hergegeben. Von den<br />

Wechselfällen irdischen Lebens, die uns Menschen manchmal<br />

arg mitspielen, wussten wir damals noch nichts. <br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 17


Weihnachten<br />

O Tannenbaum<br />

Helma knöpfte den Mantel zu, prüfte, ob sie ein Taschentuch<br />

hatte und steckte das Kleingeld für den<br />

Klingelbeutel ein. „Mama, vor Tante Emmas und<br />

auch vor Onkel Hermanns Kellertür steht ein Weihnachtsbaum,<br />

bei uns steht noch keiner. Und heute ist schon der<br />

vierte Advent.“ Wenn wir kamen, waren die Bäume jedes<br />

Mal ausverkauft.<br />

Auf dem Weg zur Kirche musste Helma über den Marktplatz<br />

und sah die an Mauer und Zaun gelehnten Blautannen,<br />

Fichten und Kiefern. „Komisch. Zu Hause hatte es geheißen:<br />

‚Wenn wir kamen, waren die Bäume immer alle weg.‘<br />

Jetzt sind viele da, doch keine Käufer.“ Sie ging langsamer<br />

weiter und traf ihre Freundin. „Ob ich eben Bescheid sage,<br />

dass neue Tannenbäume geliefert wurden?“ „Dann kommst<br />

du zu spät.“ „Ich könnte ja einfach schwänzen!?“ „Als<br />

Konfirmandin – noch dazu<br />

am Goldenen Sonntag?“<br />

Das Stillsitzen im Gottesdienst<br />

fiel Helma heute besonders<br />

schwer. „Hoffentlich<br />

haben sie gleich noch Tannenbäume“,<br />

flüsterte sie ihrer<br />

Freundin zu. „Die sind doch<br />

froh, wenn alle weg sind.“<br />

Ein Räuspern der Gemeindeschwester<br />

am Anfang der<br />

Bankreihe ließ die Mädchen<br />

verstummen. Helma vergrub<br />

ihre Hände mit gedrückten<br />

Daumen und gestreckten<br />

<strong>kl</strong>einen Fingern in den Manteltaschen.<br />

Die Predigt schien<br />

kein Ende zu nehmen.<br />

Sonst standen die Mädchen<br />

vorm Portal noch<br />

schwätzend und kichernd<br />

zusammen, bevor sie sich<br />

trennten, doch heute rannte<br />

Helma sofort zu den Nadelbäumen<br />

hinüber und begutachtete<br />

sie. So richtig gefiel ihr keiner. Sie war einen<br />

großen, dichten Baum gewöhnt, hier standen jedoch nur<br />

noch <strong>kl</strong>eine krumme und spillerige. Sie ging langsam zum<br />

Ausgang und murmelte: „Es sind ja noch ein paar Tage bis<br />

zum Heiligen Abend. Vielleicht werden morgen bessere<br />

ausgestellt“ und hörte den Händler zu einer unentschlossenen<br />

Kundin sagen: „Wir sind nur noch heute hier.“<br />

Helma kehrte um und schlenderte wieder an den Christbäumen<br />

entlang. Als der Verkäufer neben ihr einen Baum<br />

aufstampfte, zuckte sie zusammen. Er lächelte sie an,<br />

drückte die Zweige herunter und drehte die Tanne langsam.<br />

„Vier Mark.“<br />

In der Mitte war der Baum sehr licht, seine Spitze gebrochen<br />

und unten auch ein Zweig geknickt. „Mit Kugeln, Lametta<br />

und Leckereien geschmückt wird er hübsch sein“, pries<br />

der Verkäufer seine Ware an. Die Angst, Weihnachten ohne<br />

Baum feiern zu müssen, ließ sie kaufen. Der Händler kassierte<br />

und legte ein Stück Zeitung zum Anfassen an den Stamm.<br />

Mal trug Helma die Tanne rechts, mal links, aber stets<br />

mit weit ausgestrecktem Arm, da der Sonntagsmantel nicht<br />

schmutzig werden durfte. Das Papier zerriss bald, die Hände<br />

ver<strong>kl</strong>ebten dadurch harzig, wurden immer kälter und der<br />

Baum mit jedem Schritt schwerer.<br />

Zuhause öffnete ihr Vater die Tür, stutzte und rief:<br />

„Helene!“ Helmas Mutter schaute übers Treppengeländer<br />

zu ihnen herunter, nahm die Lesebrille ab und fragte: „Was<br />

ist das denn?“ „Ein Tannenbaum“,<br />

strahlte Helma. Ihr<br />

Vater nahm den Baum, sang:<br />

„O Tannenbaum...“, und stieg<br />

damit die Treppe hinunter.<br />

Helma folgte ihm. Bedächtig<br />

drehte er den Schlüssel, schaltete<br />

das Licht an und stieß die<br />

Tür weit auf. Sofort kullerten<br />

Tränen über Helmas Wangen,<br />

denn in der Ecke neben<br />

dem alten Schrank lehnte eine<br />

große, schlank und gerade gewachsene<br />

Tanne.<br />

Tante Meta, deren Augen<br />

und Ohren im Haus nichts<br />

verborgen blieb, öffnete die<br />

Korridortür. „Warum weint<br />

das Kind?“ „Sie glaubte“, antwortete<br />

Helmas Mutter, „wir<br />

hätten noch keinen Baum und<br />

kaufte auf dem Rückweg von<br />

der Kirche einen. Jetzt haben<br />

wir zwei.“<br />

Tante Meta stieg langsam<br />

die Kellertreppe hinunter und begutachtete den Baum. „Wir<br />

haben noch keinen. Der hätte genau die richtige Größe für<br />

uns. Was hast du dafür bezahlt?“ „Vier Mark.“. „Vier Mark<br />

für das Gerippe!“ Doch dann folgte: „Geschmückt sieht er<br />

bestimmt ganz gut aus. Ich kaufe ihn dir ab.“ Helma atmete<br />

tief und trocknete die Tränen, denn das Loch in ihrer Taschengeldkasse<br />

würde wieder ausgefüllt werden.<br />

Oben umarmte sie wegen der misslungenen Weihnachtsüberraschung<br />

mit schlechtem Gewissen ihre Mama,<br />

doch die tröstete ihre Tochter.<br />

<br />

Wilma Frohne<br />

Foto: fotolia.com<br />

18 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Sechs Frauen und<br />

(k)eine<br />

Weihnachtsgans<br />

Weihnachten<br />

Kinder fragen Großmütter gerne über die Vergangenheit<br />

aus. So war es auch bei mir, wenn ich meine<br />

Oma abends vor dem Einschlafen bat, mir eine<br />

Geschichte von früher zu erzählen.<br />

Sie tat es gern und ich hörte ihr aufmerksam zu, bis ich<br />

einschlief. Es waren wahre Begebenheiten, so auch diese<br />

Geschichte aus dem Jahre 1944.<br />

Der Krieg hatte grausame Spuren hinterlassen und war<br />

noch nicht zu Ende. Die schlimmsten Ereignisse sparte sie<br />

auf Grund meines Alters bei ihren Schilderungen aus; aber<br />

sie erzählte mir die Geschichte von der Weihnachtsgans!<br />

In ihrem <strong>kl</strong>einen Bauernhaus lebten zu der Zeit sechs<br />

Frauen. Drei Frauen waren aus dem Osten geflohen und<br />

suchten Zuflucht auf dem Bauernhof, das alte Tantchen,<br />

welches einmal als Haushälterin dort Arbeit fand und bis zu<br />

ihrem Lebensende Wohnrecht genoss, meine Großmutter<br />

und meine Mutter, die mit mir schwanger war. So verschieden<br />

auch ihre Jahrgänge waren, hatten alle doch ganz ähnliche<br />

Schicksale zu tragen. Alle waren Kriegerwitwen. Zwei<br />

hatten ihre Männer im Ersten Weltkrieg verloren, die anderen<br />

drei Frauen im Zweiten Weltkrieg. So schweißte sie ihr Erlebtes<br />

besonders zusammen. Sechs Frauen, die Hunger litten<br />

und alles teilten, was auf dem Lande noch aufzutreiben war.<br />

Weihnachten 1944 stand vor der Tür, und sie hatten trotz<br />

aller Missstände einen großen Plan. Sie besaßen eine Gans, die<br />

sie schon monatelang aufzogen, fütterten und sogar stopften,<br />

damit sie bis Weihnachten recht fett war. Die Frauen aus dem<br />

Osten kannten sich damit besonders gut aus und waren täglich<br />

damit beschäftigt, die Gans so gut es ging zu versorgen.<br />

Alle freuten sich auf das Fest mit dem großen Gänsebraten!<br />

Meine Oma konnte schlachten, wunderbar kochen<br />

und braten, alles war perfekt vorbereitet. Die Vorfreude war<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

riesig, doch dabei sollte es wohl auch bleiben! Man hatte<br />

die Gans, damit sie auch im Freien Futter zu sich nahm, in<br />

ein <strong>kl</strong>eines Grasgärtchen hinter der Scheune gesperrt und<br />

ihr auch ab und zu Auslauf gegeben. Eine der Frauen hatte<br />

sie sogar getauft und so bekam sie den Namen „Lisa“.<br />

„Lisa“ watschelte gut genährt über den Hof und alle<br />

waren begeistert. Dann kam der große Tag, an dem „Lisa“<br />

geschlachtet werden sollte, doch zum Entsetzen der vom<br />

Hunger geplagten Frauen war „Lisa“ nicht mehr auffindbar.<br />

Gemeinsam machten sie sich auf die Suche und riefen die<br />

Gans, die „Lisa“ hieß, doch „Lisa“ tauchte nicht mehr auf.<br />

Nach stundenlanger Suche und Tieffliegerbeschuß war <strong>kl</strong>ar,<br />

alle Mühe war vergebens, „Lisa“ blieb verschwunden.<br />

Da kam ein Nachbar vom Bahnhof und erzählte, dass ein<br />

Hamsterer mit einem Rucksack in den Zug gestiegen sei,<br />

aus dem eine Gans ihren langen Hals herausreckte. Da war<br />

alles <strong>kl</strong>ar, das muss wohl unsere „Lisa“ gewesen sein!Alle<br />

haben bitterlich geweint und mussten auch an diesem Weihnachtsfest<br />

auf den ersehnten Gänsebraten verzichten.<br />

Auch heute gibt es immer wieder Kriege und notleidende<br />

Menschen auf der Welt und es nimmt kein Ende. Sind<br />

wir nicht heute oft undankbar beim Schlemmen? Besonders<br />

an den Weihnachtsfeiertagen muss ich immer wieder an<br />

diese Geschichte denken.<br />

Helga Düringer<br />

Himmels-Kapriolen<br />

Der Himmel scheint heut durchgedreht,<br />

ist zickenhaft und sehr labil.<br />

Die Wolkenbänke, abgeweht,<br />

entladen sich immens stabil.<br />

Der Abendlärm ist längst verstummt,<br />

nur Regentropfen trommeln weit.<br />

Wer sich jetzt wagt, der geht vermummt,<br />

noch tapfer durch die Dunkelheit,<br />

mit Hund, der seine Fährte kennt,<br />

(er führt sein Herrchen an der Leine)<br />

nimmt nun Reißaus und überrennt<br />

verschmähend seine Lieblingssteine.<br />

Ein Schneegestöber bester Sorte<br />

das Dunkel schnell mit Weiß versieht.<br />

Der Überraschte, hier vor Orte,<br />

schnellstens in Geschütztes flieht.<br />

Das Ganze hinter Glas betrachtet,<br />

lach ich im Warmen unverhohlen,<br />

im Bett, mit Buch,<br />

die Zeit missachtend,<br />

pfeif ich auf Himmels-Kapriolen.<br />

Edith Maria Bürger<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 19


Historisches<br />

Luftangriff auf Siegen<br />

Erlebt vor 67 Jahren am 16. Dezember 1944<br />

Es war ein winterlich <strong>kl</strong>arer,<br />

sonniger Tag weit<br />

nach der Mittagszeit,<br />

als am 16. Dezember 1944 die<br />

Sirenen heulten. Vor-Alarm.<br />

Ich rannte auf die Straße und<br />

schaute zum Himmel. Wieder<br />

Sirenengeheul. Voll-Alarm.<br />

Bei diesem ersten aufkommenden<br />

Heulton wurde es lebendig<br />

auf der Straße. Menschen<br />

hasteten und rannten<br />

keuchend, mit dem Notwendigsten<br />

an Gepäck beladen, ihre<br />

<strong>kl</strong>einen Kinder auf den Armen<br />

und auch noch im Kinderwagen, in den Charlotten-Bunker.<br />

Ein Tunnel, der eigentlich als Gleisanschluss für eine in<br />

der Nähe gelegene Firma zum Bahnhof Eintracht gedacht<br />

war. Es fehlten nur noch die Schienen. Als Bunker genutzt,<br />

gab er zu der Zeit der Luftangriffe unwahrscheinlich vielen<br />

Menschen Schutz. Auch das Rote Kreuz mit Ärzten und<br />

Helfern war dort stationiert, ebenfalls eine behelfsmäßige<br />

Zahnarztpraxis.<br />

Unsere Wohnung lag in direkter Nähe des Bunkereingangs.<br />

Meine <strong>kl</strong>einere Schwester, wie auch viele andere<br />

Kinder und ältere Menschen, hielten sich oft den ganzen<br />

Tag über dort auf. Einige Anwohner hatten eiserne Bettgestelle<br />

im vorderen Teil aufgestellt, vollbeladen mit Bettzeug,<br />

Be<strong>kl</strong>eidung und vor allem mit Lebensmitteln und<br />

Haushaltgegenständen – wir auch.<br />

Nach dem letzten Heulton der Sirenen stand ich noch<br />

auf der Straße vor unserem Küchenfenster im Parterre<br />

und rief so laut ich konnte mehrmals nach meiner Mutter.<br />

Schwerhörig wie sie war und immer darauf bedacht, schnell<br />

noch etwas erledigen zu müssen, wusste ich, auch wenn sie<br />

dich hört, kommt sie, wann sie will. Und jetzt das Dröhnen<br />

der feindlichen Flugzeuge im Anflug. Immer aufgeregter<br />

und lauter wurde mein Schreien. Es war zwec<strong>kl</strong>os. Meine<br />

Mutter kam nicht. Lauf! Lauf in den Bunker, riefen mir die<br />

noch vorbeieilenden Nachbarn zu.<br />

Foto: Bundesarchiv<br />

Ich stand wie versteinert<br />

da, sah oben im<br />

gleißenden Sonnenlicht<br />

den Flugzeugverband<br />

silbrig glänzend direkt<br />

über mir – und, meine<br />

Mutter kam immer noch<br />

nicht. Eine Frau rannte<br />

an mir vorbei, ihre Arme<br />

grotesk durch die Luft<br />

schwenkend, das Haar<br />

zerzaust, den Mantel offen,<br />

rief sie in einem fort,<br />

während sie weiter rannte,<br />

rannte und rannte: „Mein<br />

Kind! Mein Kind! Mein Kind!” „Was ist mit Ihrem Kind?”<br />

„Da hinten, da unten, im Sportwagen, da auf der Straße!”<br />

Ohne ihr Kind war sie einfach weiter gelaufen. Panik! Das<br />

war die reine nackte Angst.<br />

Immer noch stand ich da, den Blick nach oben gerichtet,<br />

und als habe ich auf etwas gewartet, öffneten sich bei den<br />

ersten Flugzeugen die Ladeluken. In regelmäßigem Gleichmaß<br />

fielen dann die Bomben heraus, eine nach der anderen,<br />

den winterlichen Sonnenschein auf der Oberfläche mitnehmend.<br />

Ich war fasziniert – bis die erste Bombe zur Explosion<br />

kam. Meine Erstarrung wich und ich rannte, rannte und<br />

rannte, gerade noch früh genug, ehe die Bunkertüren hinter<br />

mir geschlossen wurden – ohne meine Mutter.<br />

Ein Trümmerhaufen aus Schutt und Asche, das war einmal<br />

die schöne alte Krönchenstadt Siegen. Nachbarn hatten<br />

das von seiner Mutter verlassene Kind in einen schützenden<br />

Keller geholt, meine Mutter hatte es nur noch bis<br />

zur Haustüre geschafft. Eine Brandbombe fiel ihr fast vor<br />

die Füße. Es war ein Blindgänger. Noch auf der Haustürtreppe<br />

stehend, verspürte sie plötzlich eine Erschütterung<br />

wie ein dumpfer Aufschlag. Mit dem Gefühl, hier stimmt<br />

etwas nicht, rannte sie nach oben und fand auf dem Speicher<br />

ebenfalls eine Blindgänger-Brandbombe. Sie nahm die<br />

Bombe und warf sie aus dem Dachfenster auf die Straße.<br />

Der Blindgänger blieb, was er war! Gerda Greis<br />

Wir,<br />

die mit dem<br />

Henkelmann<br />

Geborenen….<br />

Kriegskinder<br />

von Miriam Kiep<br />

Er war ja nötig,<br />

um alles zu sammeln,<br />

Brot und Knöpfe, Papier<br />

und er wuchs mit,<br />

immer weiter<br />

Brot und Knöpfe, Papier<br />

Tränen<br />

Jetzt, im Alter,<br />

so fest mit<br />

dem Körper verwachsen<br />

in Wind und Wetter<br />

ist er rostig<br />

und schmerzt<br />

voller Löcher<br />

durch die alles fällt<br />

das Brot, die Knöpfe<br />

und das Papier<br />

und die Tränen tropfen<br />

stetig<br />

heraus.<br />

20 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Der Kommentar<br />

Novemberstimmung<br />

Langsam schließt sich wieder ein Jahresring. Der<br />

November schlich sich wie eine „graue Eminenz“<br />

in unseren Alltag. Die Tage wurden früher dunkel<br />

und der Himmel verhüllte sich zunehmend in Nebel. Nur<br />

Kindern, den Kleinen, konnten diese trüben Stimmungen<br />

nichts anhaben. Sie durften abends ihre bunten Laternen anzünden<br />

und teils kräftig schrill oder piepsig schräg, die im<br />

Kindergarten geübten Liedchen singen. Und! Sankt Martin<br />

hoch zu Ross ist ein Höhepunkt geblieben.<br />

Wie in jedem Jahr zog es wieder zahlreiche Shopping- und<br />

Kaufsüchtige über unsere Landesgrenzen, dorthin, wo Allerheiligen<br />

nicht als Feiertag gilt. Und doch war ja eigentlich der<br />

November als der Monat der Besinnung und des Gedenkens<br />

gedacht. So sollte am 31. Oktober das Wirken um die Reformation<br />

wachgehalten bleiben. Aber in unserer Hektik wurde<br />

Martin Luther vergessen und – wie der Buß- und Bettag –<br />

schon vor langer Zeit der Pflegeversicherung geopfert. Nun<br />

ja, diese beiden Tage wurden viel früher schon bei nasskaltem<br />

Wetter auch zum Kuss- und Bett-Tag umfunktioniert. Und wie<br />

verliefen die weiteren Gedenktage des Monats? Wir mussten<br />

66 Jahre nach Kriegsende wieder<br />

Gefallene be<strong>kl</strong>agen! Und<br />

das, „wo doch deutsche Soldaten<br />

nie wieder an Kriegshandlungen<br />

in einem fremden<br />

Land teilnehmen sollten“ …<br />

so oder ähnlich <strong>kl</strong>ang es<br />

doch einmal! Wir mussten<br />

den „Wahl-Verspreche(n)rn<br />

gedenken“. Denn nicht nur<br />

die politische Europa-Euro-<br />

Euphorie ist längst vernebelt.<br />

Naja und was bleibt von<br />

den überlieferten Dingen, die<br />

altbewährt zum Wohle aller<br />

Heute von<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

begangen, gelebt und geachtet wurden? Besinnung?<br />

Advents- und Weihnachtszauber? Ach ja, es stand ja schon<br />

lange vor dem kalendarischen Herbstbeginn in den Läden.<br />

Verkehrte Welt! Nein! …es ist einfach nicht mehr, wie<br />

es einst mal war. Schade<br />

<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

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Kreuztal<br />

Roonstr. 2 0 27 32 - 55 39 77<br />

<br />

Siegen<br />

Im Gebäude der Sparkasse Weidenau<br />

Weidenauer Str. 167 02 71 - 7 41 17 05<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 21


Historisches<br />

Erzgruben, Eisenhütten und Hauberge<br />

Historische Ausstellung in der Sparkasse<br />

Im Kundenzentrum Morleystraße der Sparkasse Siegen<br />

war vier Wochen lang eine heimatgeschichtliche<br />

Ausstellung zu sehen. Unter dem Titel „Im Land der<br />

Erzgruben, Eisenhütten und Hauberge“ waren 70 großformatige<br />

Arbeiten des Betzdorfer Fotografen Peter Wellers<br />

(1868–1940) ausgestellt. Zur Zeit Wellers „boomte“ der<br />

Bergbau an oberer und mittlerer Sieg – viele tausend Bergleute<br />

fanden hier Arbeit. Der Hobbyfotograf konnte sich<br />

vom Haldenjungen der Grube Bindweide zum Bürobeamten<br />

der Kruppschen Bergverwaltung hocharbeiten. Es verwundert<br />

also nicht, dass er dem Bergbau seine besondere<br />

Aufmerksamkeit schenkte. Die Fotografien sind alle kurz<br />

vor oder während des Ersten Weltkrieges bei Streifzügen<br />

durch Wellers Heimat rund um Betzdorf und durch das ganze<br />

Siegerland entstanden.<br />

Neben den Anlagen von Berg- und Hüttenwerken hielt<br />

Weller auch Arbeitsvorgänge im Bergwerk, in der Landwirtschaft<br />

und im Hauberg fest. Besonders beeindruckend sind<br />

die „Innenansichten“, die die Bergleute bei ihrer schweren<br />

und gefährlichen Arbeit zeigen, besonders aber auch der<br />

Wolfgang<br />

Suttner,<br />

Kreiskulturreferent<br />

als interessierter<br />

Besucher<br />

der<br />

Ausstellung<br />

Foto: Dr. Horst Bach<br />

Einsatz von Frauen und Kindern, die als „Erzengel“ vor<br />

den Röstöfen und an der Sortieranlage arbeiten mussten.<br />

Die Ausstellung ist sicher ein wichtiges Dokument der<br />

Siegerländer Wirtschaftsgeschichte aus der Zeit Anfang<br />

des 20. Jahrhunderts. Der Siegerländer Heimat- und Geschichtsverein<br />

hat zum Thema einen repräsentativen Bildband<br />

aufgelegt.<br />

Horst Mahle<br />

Stadtreinigung Siegen<br />

Die Stadtreinigung ist<br />

neben der allgemeinen<br />

Sauberkeit zuständig<br />

für die Müllabfuhr,<br />

die Abfallberatung die<br />

Straßenreinigung und<br />

den Schneeräumdienst.<br />

Indirekt organisiert sie die<br />

Entsorgung von Altpapier,<br />

Altglas und Wertstoffen<br />

(gelber Sack).<br />

Den Großteil der<br />

Müllabfuhr führt die Stadt<br />

mit eigenem Personal<br />

und eigenen Fahrzeugen<br />

durch. Hierzu zählt auch<br />

die Entsorgung des<br />

Restmülls, des Sperrmülls<br />

und der Bioabfälle für<br />

etwa 60.000 Haushalte.<br />

Um unnötige Abfälle zu vermeiden<br />

können wir alle bei unseren täglichen<br />

Einkäufen darauf achten, Produkte in<br />

Einwegverpackungen zu vermeiden.<br />

Jeder Einzelne kann durch sorgfältige<br />

Auswahl von Waren dazu beitragen,<br />

die Umwelt zu schonen und Geld für die<br />

immer aufwändigere Abfallentsorgung<br />

zu sparen.<br />

Straßenreinigung<br />

Neben der Reinigung<br />

bestimmter Straßen ist die<br />

Abteilung Stadtreinigung<br />

für die Säuberung der<br />

städtischen Grundstücke,<br />

die Reinigung der Fußgängerzonen<br />

und die<br />

Leerung von über 2.000 im<br />

Stadtgebiet aufgestellten<br />

Papierkörben zuständig.<br />

Winterdienst<br />

Im Winter hält die Stadtreinigung<br />

nicht nur die<br />

Fahrbahnen schneefrei,<br />

auch der Winterdienst auf<br />

den Gehwegen an städtischen<br />

Liegenschaften gehört<br />

zum Aufgabenbereich.<br />

Müllabfuhr<br />

In Zeiten knapper werdender Rohstoffe ist es besonders<br />

wichtig, Abfälle getrennt zu sammeln und einer<br />

ökologisch unbeden<strong>kl</strong>ichen Verwertung zuzuführen.<br />

Auf diese Weise tragen wir alle ein Stück dazu bei, die<br />

natürlichen Ressourcen zu schonen bzw. eine erneute<br />

Verwertung zu sichern.<br />

Altpapier<br />

Die Entsorgung von<br />

Altpapier ist auf ein privates<br />

Unternehmen übertragen, das<br />

im Auftrag der Stadt Siegen<br />

eine Wiederverwertung sicherstellt.<br />

Altglas / Plastik<br />

Die Entsorgung von<br />

Altglas und Plastik (Gelber<br />

Sack) erfolgt im Rahmen<br />

des Dualen Systems<br />

Deutschland (DSD). Hier<br />

wird die Stadt Siegen lediglich<br />

durch die Bereitstellung<br />

der Wertstoffdepotstandorte<br />

und die Veröffentlichung der<br />

Abfuhrtermine tätig.<br />

Abfallberatung<br />

Weitere Informationen zu<br />

den Themen Stadtreinigung<br />

und Müllabfuhr erhalten Sie<br />

unter:<br />

Stadt Siegen<br />

Stadtreinigung<br />

57074 Siegen<br />

Fludersbach 56<br />

Telefon 0271 / 4<strong>04</strong>-0<br />

www.siegen.de<br />

22 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Kreisverband<br />

Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

Sozialstation<br />

Pflege zu Hause<br />

Unser Angebot im Überblick:<br />

15 Jahre Erfahrung bei Leistungen in<br />

der Grund- und Behandlungspflege<br />

(von der Hilfe bei der Körperpflege bis<br />

hin zu ärztlich verordneten Leistungen)<br />

Hauswirtschaftliche Hilfe<br />

(z.B. Reinigung der Wohnung, Kochen,<br />

gemeinsame Einkäufe, Arztbesuche,<br />

Behördengänge u. a.)<br />

Kurse für pflegende Angehörige<br />

zu wichtigen Themen rund um die<br />

Pflege zu Hause<br />

Rund um die Uhr erreichbar<br />

Eine ausgebildete Wundmanagerin<br />

versorgt verschiedenste Wunden professionell<br />

und nach neuesten Erkenntnissen<br />

Auf die Pflege langzeitbeatmeter<br />

Patienten sind wir spezialisiert<br />

Wir betreuen und unterstützen demenziell<br />

erkrankte Menschen und<br />

ihre Angehörigen<br />

Für mehr Sicherheit in den eigenen<br />

vier Wänden sorgt unser Hausnotrufsystem<br />

AWO-Kreisverband Siegen-Wittgenstein/Olpe<br />

MDK Ergebnis:<br />

„Sehr gut<br />

in der Pflege“<br />

Sozialstation<br />

Tel. 0271 / 89061 - 11<br />

– Pflege zu Hause Fax 0271 / 89061 - 21<br />

Am Sohlbach 18 www.awo-siegen.de<br />

57078 Siegen<br />

pflege@awo-siegen.de<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 23<br />

(Dezember 2010)


Für sich, für uns, für alle.<br />

Alfonso Lopez Garcia für Engagement ausgezeichnet<br />

Ehrenamtliches Engagement<br />

tut einfach<br />

gut – nicht<br />

nur denen, für die man<br />

sich engagiert, sondern<br />

auch dem ehrenamtlich<br />

Tätigen selbst. Und es<br />

darf zu Recht stolz machen.<br />

Diese Erfahrung<br />

durfte kürzlich Alfonso<br />

Lopez Garcia machen,<br />

Siegener mit spanischen<br />

Wurzeln und unter anderem<br />

Koordinator des<br />

Alfonso Lopez Garcia „Interkulturellen Seniorennetzwerks<br />

Siegen“.<br />

In Köln wurde Lopez Garcia jetzt von der für Pflege und<br />

Alter zuständigen Ministerin, Barbara Steffens, für sein außerordentliches<br />

ehrenamtliches Engagement für Menschen<br />

mit Zuwanderungsgeschichte ausgezeichnet; die Urkunde<br />

wurde von Staatssekretärin Marlis Bredehorst überreicht.<br />

Die Staatssekretärin betonte, dass Migrantinnen und Migranten<br />

der ersten Generation sich von Anfang an engagiert<br />

hätten – in den Gewerkschaften, den Migranten-Selbsthilfeorganisationen,<br />

in Kirchen- oder Moscheegemeinden sowie<br />

in kommunalen Migrantenvertretungen; es werde Zeit,<br />

dieses Engagement stärker in den Fokus zu rücken.<br />

Alfonso Lopez Garcia, Jahrgang 1943, kam im Alter<br />

von zwanzig Jahren aus seinem Heimatland Spanien nach<br />

Deutschland. Hier war er bis zu seiner Pensionierung als<br />

Sozialarbeiter tätig. Doch auch im Ruhestand ist der temperamentvolle<br />

und aktive Spanier kaum zu bremsen. Er setzt<br />

sich für die Belange von Migranten und für ein Miteinander<br />

der über 130 Nationen in Siegen ein. Die Liste seiner<br />

ehrenamtlichen Tätigkeiten ist lang:<br />

Foto: Gottfried Klör<br />

Gesellschaft<br />

Alfonso Lopez Garcia ist Vorsitzender der spanischsprachigen<br />

katholischen Gemeinde Siegen, Gründungsmitglied<br />

und ehemaliger Vorsitzender des seit 1984 bestehenden<br />

Ausländerbeirates (seit 20<strong>04</strong> Integrationsrat) der Stadt Siegen<br />

sowie Mitglied im Seniorenbeirat der Stadt Siegen; seit<br />

über 20 Jahren ist Lopez Garcia Mitgestalter des Siegener<br />

Freundschaftsfestes im Park des Oberen Schlosses, und er<br />

leitet außerdem vom Rathaus Weidenau ausgehend eine<br />

Seniorenwandergruppe, den „3000-Schritte-Spaziergang“.<br />

Sein jüngstes Projekt ist das 2008 gegründete „Interkulturelle<br />

Seniorennetzwerk Siegen“ zur Förderung der Integration<br />

von zugewanderten älteren Menschen in Siegen,<br />

dessen Leitung in seinen erfahrenen Händen liegt und das<br />

auch schon Früchte trägt: Seit Oktober 2009 gibt es den<br />

„Interkulturellen Singkreis“, den Lopez Garcia nicht nur<br />

initiiert hat, sondern in dem er – wie sollte es anders sein –<br />

natürlich auch selbst stimmgewaltig mitsingt.<br />

Neben all diesen ehrenamtlichen Tätigkeiten bleibt ihm<br />

auch noch Zeit für seine<br />

Familie; Lopez Garcia, seit<br />

35 Jahren verheiratet, ist<br />

stolzer Vater dreier Söhne<br />

und ein hingebungsvoller<br />

Großvater.<br />

Alfonso Lopez Garcia ist<br />

beispielgebend für die<br />

gesellschaftliche Partizipation<br />

von Menschen mit<br />

Zuwanderungsgeschichte<br />

und die Ehrung, die ihm<br />

am 19. Oktober in Köln<br />

zuteil wurde, eine wohlverdiente<br />

Anerkennung<br />

für sein außerordentliches<br />

Engagement. Anke Berg<br />

Staatssekretärin Marlis Bredehorst<br />

überreichte Garcia<br />

die Urkunde für sein ehrenamtliches<br />

Engagement<br />

Foto: Landesregierung NRW<br />

Ihr Partner fürs<br />

Wohnen und Bauen<br />

24 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Foto: Tessie Reeh<br />

Lokalzeit Südwestfalen<br />

zu Besuch beim durchblick<br />

Anlässlich des 25-jährigen Bestehens unserer Autorenzeitung<br />

durchblick besuchte uns der WDR<br />

mit seiner „Lokalzeit Südwestfalen“ in unserer<br />

Redaktion im städtischen Begegnungszentrum „Haus<br />

Herbstzeitlos“ in der Siegener Marienborner Straße.<br />

Zur Feier des Tages hatten wir uns richtig angestrengt<br />

und unseren großen Besprechungstisch nett<br />

herausgeputzt, ausnahmsweise mit einer leichten Organza-Tischdecke<br />

geschmückt, passend zur Farbe unseres<br />

Kaffee-Services. Ein paar farblich abgestimmte<br />

Teelichter mit <strong>kl</strong>einen brennenden Kerzen warfen etwas<br />

Licht auf den sonst so nüchtern aussehenden großen<br />

Bürotisch. Eines unserer Redaktionsmitglieder brachte<br />

auch noch einen fast warmen „Zwetschgenkuchen“<br />

mit, frisch gebacken von seiner Ehefrau. Nun standen<br />

wir empfangsbereit da und pünktlich um 15 Uhr betraten<br />

drei sehr nette Herren, WDR-Redakteur Thomas<br />

Reichenau, ein Kameramann und ein Tontechniker des<br />

Fernsehens, unseren Redaktionsraum.<br />

Sie hatten zuvor bereits einen Termin mit unserer Redakteurin<br />

Erika Krumm wahrgenommen, die in der Jubiläumsausgabe<br />

unserer Zeitung einen Beitrag mit dem<br />

Titel „Birlenbacher Elegie – Portrait einer Straße“ geschrieben<br />

hatte. Diesen Artikel nahm die Lokalzeit zum<br />

Anlass, Erika Krumm in ihrem Wohnumfeld zu filmen<br />

und genauer zu befragen, warum sie ihre Wohnstraße<br />

eher kritisch sieht.<br />

Seit 1986 wird die Zeitung durchblick herausgegeben<br />

und in diesen 25 Jahren hat sich vieles geändert. Das Fernsehteam<br />

hatte sofort einen Blick für das sich im Laufe<br />

der Jahre veränderte „Layout“ der Zeitung, spiegelte sich<br />

darin doch sichtbar die Entwic<strong>kl</strong>ung der Seniorenzeitung<br />

wider. Das war sehr deutlich in der dann am 13. 9. gesendeten<br />

Fernsehaufzeichnung zu sehen. Darin wurde eine<br />

Redaktionssitzung gefilmt, wie wir sie immer abhalten:<br />

Begrüßung, Besprechung der vorliegenden Post, insbesondere<br />

von Leserbriefen, organisatorische Fragen, Themenvorschläge<br />

für die nächste Zeitung. Nach eingehender<br />

Diskussion wurden die einzelnen Beiträge bestimmt<br />

und auf einer großen Tafel festgehalten: „Damit nichts<br />

unter den Tisch fällt“, wie der Studiomoderator in seiner<br />

Anmoderation anmerkte. In der Regel werden ca. 68–76<br />

Seiten mit Kurznachrichten, Gedichten, Veranstaltungen,<br />

vor allem aber Autorenbeiträgen ausgefüllt. Natürlich<br />

sind auch einige Seiten für Werbeanzeigen reserviert, mit<br />

deren Erlös der Mammutanteil der Druckkosten finanziert<br />

werden muss.<br />

Sobald die derzeit 17 000 Zeitungen gedruckt sind, beginnt<br />

die Belieferung der ca. 400 Verteilstellen im Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein.<br />

Jede und jeder unserer Leserinnen und Leser konnte in<br />

dem dreiminütigen Fernsehbeitrag eine Vorstellung davon<br />

bekommen, wie unsere ehrenamtliche Arbeit abläuft, die<br />

wir immer wieder mit viel Begeisterung und großem Engagement<br />

durchführen. Offen sind wir für tatkräftige Mitarbeit<br />

und natürlich für Ihre Anregungen, auch in Form<br />

von Leserbriefen.<br />

Helga Siebel-Achenbach<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 25


Historisches<br />

Sieger und Besiegte<br />

Eben war der unselige Krieg beendet. Hermann Hesse<br />

hatte zum Friedensschluss aus der Schweiz zum besiegten<br />

deutschen Volk gesprochen. ,,Wollet hoffen,<br />

liebet, und die Erde hört euch wieder.“ Wunderbare Worte!<br />

Ich, die junge Studentin, habe sieben Wochen in Typhusquarantäne<br />

in einer bayrischen Stadt verbracht, hatte mich<br />

durchgeschlagen mit Feldarbeit, Einsatz als Dolmetscherin<br />

bei den Siegern und indem ich Ami-Liebchen Englisch<br />

lehrte. Nun treckte ich, es war Juni 1945, heimwärts<br />

nach Norden. Mit mir auf der Landstraße in der gleichen<br />

Richtung Flüchtlinge und Evakuierte, entgegengesetzt der<br />

Nachschub der Amerikaner.<br />

Oft überfielen mich Mutlosigkeit, Hunger und Erschöpfung.<br />

Würde ich meine Heimat je wiedersehen? Noch so<br />

viele hunderte Kilometer lagen vor mir. Noch war ich in der<br />

amerikanischen Zone. Da fiel ich eines Tages, übermüdet und<br />

entkräftet, in den Straßengraben. An mir vorbei rauschten<br />

Jeeps mit übermütigen Amis: ,,Kleines Fräulein“, riefen sie,<br />

„steig ein, du sollst es gut bei uns haben.“ ,,Ihr könnt mich<br />

mal“, dachte ich und döste wieder ein. Doch da hielt ein<br />

Jeep dicht neben mir, und eine warme Stimme weckte mich:<br />

,,Little girl, please, come here!“ Über mir sah ich das herzlich-besorgte<br />

Antlitz eines hohen amerikanischen Offiziers.<br />

,,are you hungry poor young lady?“ Er und sein Adjutant<br />

ließen sofort einen Regen von Lebensmitteln auf mich herab:<br />

Schokolade, Weißbrot, Pulverkaffee, Dosenmilch, Zucker,<br />

Dosenfleisch, Mais in Dosen, Apfelsinen und zum Schluss<br />

auch noch Lucky Strikes. ,,That's all we have.“ Und dann<br />

setzte der freundliche Offizier hinzu: ,,Ich habe eine Tochter<br />

in deinem Alter. Wenn ich mir vorstelle, sie würde ebenso<br />

elend wie du an der Straße liegen – mein Herz tut mir weh.<br />

Ihr deutschen Frauen und Mädchen habt doch mit dem Krieg<br />

gar nichts zu tun, und nun müsst ihr so leiden.“<br />

Er beugte sich noch einmal wie segnend über mich, ich<br />

stammelte Dankesworte. Dann fuhr der Jeep wieder an. Bis<br />

heute kann ich das liebevolle Gesicht eines unserer Sieger,<br />

die menschlich mit mir verfuhren, nicht vergessen.<br />

Einmal dolmetschte ich bei einer ,,Fraternization“, der<br />

amerikanische Besatzer wollte seinen Wirtsleuten, in deren<br />

Haus er einquartiert war, menschlich näher kommen. Wir<br />

saßen ganz gemütlich beim Kaffee zusammen. Da stand der<br />

gut aussehende amerikanische Offizier auf, hielt eine Rede,<br />

und am Ende machte er mir einen vollendeten Heiratsantrag.<br />

Wobei er nicht nur seinen Zivilberuf nannte, sondern<br />

auch seinen Verdienst in Dollar. Ich war stumm vor Überraschung.<br />

So einen komischen Heiratsantrag hatte ich noch<br />

nie bekommen. Dann aber, obwohl ich zu der Zeit solo war,<br />

antwortete ich zartfühlend: ,,Sie müssen verstehen, dass ich<br />

Ihren ehrenvollen Antrag nicht annehmen kann, aber ich<br />

bin leider schon verlobt.“ Elisabeth Hengstenberg<br />

AUCH IHR AUTO<br />

MÖCHTE NICHT<br />

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Die reinste Freude<br />

26 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Eine Reise<br />

mit Hindernissen.<br />

Foto: Hubertus Freundt<br />

Ein Ehepaar aus meiner Nachbarschaft hier in Freudenberg<br />

war zur Hochzeit des Sohnes nach Borkum<br />

eingeladen. Da die Eltern nicht mehr so ganz jung<br />

sind, beschloss die Familie, Mutter und Vater an den Zug<br />

nach Köln zu bringen, damit sie ganz entspannt und ohne<br />

Aufregung der Feier entgegensehen konnten.<br />

Die Tochter hatte den Auftrag, sich um die entsprechenden<br />

Reiseunterlagen wie Fahrkarten, Abfahrzeiten und<br />

die Umsteigverbindungen zu kümmern. Die Reise sollte<br />

von Köln über Münster, Emden und von dort mit der Fähre<br />

nach Borkum gehen. Schon sehr früh packte die Tochter ihre<br />

Eltern mit dem Reisegepäck in ihr Auto und fuhr über die<br />

Autobahn zum Hauptbahnhof nach Köln los – man wollte<br />

vor der Abfahrt noch gemütlich zusammen frühstücken.<br />

Doch daraus wurde leider nichts, denn schon bald wartete<br />

ein ziemlicher Stau auf der Autobahn auf die Reisenden – das<br />

gemeinsame Frühstück wurde gestrichen. Leider erreichten<br />

sie den Hauptbahnhof Köln einige Minuten zu spät, der Zug<br />

hatte nicht gewartet – dieses Mal war der Zug pünktlich und<br />

die Fahrgäste zu spät, eben mal anders.<br />

Die Aufregung war groß! Was nun! Geschlossen gingen<br />

Eltern und Tochter zum Reisezentrum und berichteten von<br />

ihrem Pech. Ein freundlicher Bahnbeamter meinte: „Kein<br />

Problem, wir werden eine Lösung finden“<br />

Wichtig war für die Senioren, einen durchgehenden Zug<br />

nach Emden zu bekommen. Es dauerte nicht lange und der<br />

Bahnbeamte hatte eine neue Bahnverbindung gefunden –<br />

es gab neue Fahrkarten mit Platzreservierungen und neue<br />

Reiseunterlagen. Zwanzig Minuten später saßen die älteren<br />

Herrschaften nun endlich in ihrem Zug Richtung Emden, leider<br />

ohne Frühstück, aber gut versorgt mit Proviant, den die<br />

Tochter noch schnell besorgt hatte. Entspannt genossen die<br />

Eheleute ihre erste gemeinsame Bahnfahrt. Sie fuhren durch<br />

das Ruhrgebiet, Münster, Osnabrück, Bremen und dann hielt<br />

der Zug in Hamburg. Da wurden sie nervös und meinten, das<br />

sei die falsche Richtung. Der herbeigerufene Schaffner bestätigte<br />

ihren Verdacht und sagte ganz ruhig: „Falls Sie nach<br />

Emden wollen, hätten Sie in Münster umsteigen müssen, das<br />

hier ist der falsche Zug!“ Wieder große Aufregung, doch der<br />

Schaffner behielt die Ruhe, nahm sie mit bis Itzehoe, stellte<br />

ihnen weitere Fahrscheine aus und setzte sie wieder in einen<br />

Zug zurück nach Hamburg. Dort angekommen, sollten<br />

sie an der vorderen Waggontür aussteigen und ein Beamter<br />

mit roter Mütze würde sie in Empfang nehmen, gab er den<br />

beiden Senioren mit auf den Weg. Zurück in Hamburg stand<br />

tatsächlich der Beamte mit roter Mütze an besagter Stelle<br />

und nahm die Herrschaften in Empfang. Und wieder gab es<br />

kein Problem. Der Beamte nahm das Gepäck der beiden Reisenden,<br />

führte sie durch eine Unterführung auf einen neuen<br />

Bahnsteig und schon bald saßen sie wieder in einem anderen<br />

Zug und der fuhr nun wir<strong>kl</strong>ich nach Emden. Das erste Ziel<br />

war bald erreicht, aber die Aufregungen gingen weiter, denn<br />

das letzte Schiff nach Borkum hatte bereits das Festland verlassen,<br />

denn auch Fähren zu den Inseln haben ihren Zeitplan,<br />

und der richtet sich nach den Gezeiten.<br />

Nun kam endlich das „Handy“ des Rentners zum Einsatz.<br />

Er rief seinen Sohn an und erzählte seine Erlebnisse. Der Sohn<br />

beruhigte die Eltern und bat sie dort zu bleiben, wo sie sind,<br />

er melde sich wieder. Nach einigen Minuten fuhr ein Taxi vor,<br />

lud die Herrschaften ein und brachte sie in das nächst gelegene<br />

Hotel. Der Sohn hatte zwischenzeitlich alles für sie organisiert.<br />

Sehr erschöpft und immer noch den aufregenden Tag vor Augen,<br />

versuchte das Ehepaar zu schlafen – sie waren ja noch<br />

nicht auf der Insel, und die Trauung war für den nächsten Tag<br />

um zehn Uhr angesagt. Pünktlich zur verabredeten Uhrzeit<br />

stand das Taxi am nächsten Morgen wieder vor dem Hotel und<br />

brachte die Senioren zum Schiffsanlegeplatz. Das Schiff musste<br />

sich natürlich wieder nach der Tide richten und erreichte<br />

die Insel Borkum um elf Uhr. Das Brautpaar hatte sich schon<br />

nach der Ankunftszeit des Schiffes erkundigt und die Trauung<br />

um eine Stunde verschieben lassen. Der Standesbeamte hatte<br />

natürlich großes Verständnis für die Notsituation und meinte<br />

sehr entspannt: „Kein Problem, dann verschieben wir die<br />

Trauung um eine Stunde.“<br />

Nur drei Stunden konnten die Eltern an der Hochzeitsfeier<br />

teilnehmen, dann traten sie schon wieder die Heimreise<br />

an. Doch dieses Mal kam das Schiff mit Verspätung auf dem<br />

Festland an – der Zug hatte gewartet. Die weitere Reise verlief<br />

dann ohne Zwischenfälle. Die Tochter nahm ihre Eltern<br />

in Köln erleichtert in Empfang.<br />

Auf meine persönliche Frage an die Senioren, ob das nun<br />

ihre erste und letzte Fahrt mit dem Zug gewesen sei, sagten<br />

beide übereinstimmend: „Ganz im Gegenteil, wir haben so<br />

viel Hilfsbereitschaft und Freundlichkeit auf der Reise erfahren,<br />

dass wir jederzeit wieder die Bahn benutzen werden.“<br />

Helga Siebel-Achenbach<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 27


Gesellschaft<br />

Warten auf die Straßenbahn.<br />

Aus dem verfallenen Herrschaftshaus schlüpfte ein Kind.<br />

Der Blick auf die Zeittafel sagte mir, dass die Straßenbahn<br />

sich noch Zeit ließ. Es war zehn Uhr<br />

morgens. Die Sonne lachte fröhlich vom Himmel<br />

herunter, und es war angenehm in der frühsommerlichen<br />

Luft, auch wenn mich Ungeduld beschleichen wollte, denn<br />

ich hatte in der Stadt zu tun und musste meine Verabredung<br />

einhalten. Aber da stand ich nun einmal, hatte Muße und<br />

ließ meine Augen wandern.<br />

Die alten Häuser auf der anderen Straßenseite hinterließen<br />

keinen vorteilhaften Eindruck. Ein Kolonialwarenladen,<br />

die Aufschrift schon verwittert, Villen, mehrstöckig,<br />

deren Glanz entschwundener Zeiten nur noch zu<br />

ahnen war, Balkone mit verrosteten Gittern. Um die einst<br />

beeindruckenden schmiedeeisernen Torflügel zur Auffahrt<br />

der schräg gegenüberliegenden Villa rankten sich<br />

Weinblätter. Wie lange mochten sie nicht mehr geöffnet<br />

worden sein, um Fahrzeugen die Aufwärtsschräge zum<br />

Hof freizumachen? Die hohen Fenster der oberen Etagen<br />

brachten Erinnerungen an fröhliche Feste, Gelächter und<br />

Gläser<strong>kl</strong>irren. Die <strong>kl</strong>eineren Fenster im Souterrain führten<br />

wohl einstmals zu den Bedienstetenräumen und wiesen<br />

jetzt einfache Gardinen auf.<br />

Auf meiner Seite begrenzten zwei Meter hohe Staketenzäune<br />

den breiten Bürgersteig und verloren sich am Ende<br />

der Lindenallee. Hinter dem Zaun wohltuend verborgen,<br />

Wirtschaftsbetriebe, ein Kohlenhändler, „Weber“, wie einem<br />

Firmenschild zu entnehmen war, daneben das weite<br />

Gelände der städtischen Wasserwerke, mit <strong>kl</strong>einen Gärten,<br />

die sich bis zum Zaun zogen, dahinter bis zum Maschinenhaus<br />

ein weites Feld mit Rohren aller Art und Größe.<br />

Foto: Tessie Reeh / Fotolia<br />

Noch ruhte mein Blick auf den trostlosen<br />

Fassaden schäbiger Eleganz, da öffnete<br />

sich plötzlich an der Auffahrt des<br />

schräg gegenüberliegenden Herrschaftshauses<br />

im Souterrain eine Seitentür und ein<br />

Kind schlüpfte heraus, ein <strong>kl</strong>einer Junge mit<br />

bis auf die Schultern fallenden blonden Haaren,<br />

ge<strong>kl</strong>eidet in ein reinlich wirkendes hellblaues<br />

Hemdchen mit langen Ärmeln, eine<br />

beige Hose, deren Beine sich über die Waden<br />

krausten, gehalten von Hosenträgern,<br />

die gar nicht zu dem fast mädchenhaften<br />

Gesicht passten. Die Füße steckten in hellen<br />

Sandalen und dünnen braunen Strümpfchen.<br />

Die lichten Haare wurden von einem <strong>kl</strong>einen<br />

blauen Mützchen teilweise abgedeckt.<br />

Ernsthaft und leise schloss er die Tür und<br />

schritt bedächtig bis zum Bürgersteig, wo<br />

er, den Kopf vorgebeugt, um das schmiedeeiserne<br />

Tor herum, nach beiden Seiten<br />

die Straße auf- und niedersah. Er sah zu mir<br />

herüber, ließ seinen Blick aber gleich weiterschweifen und<br />

nach Interessanterem Ausschau halten. Noch nicht alt genug,<br />

um in die Schule zu gehen, er langweilte sich.<br />

Ein Radfahrer <strong>kl</strong>apperte über das Steinpflaster, ein<br />

DKW ratterte in langsamem Tempo vorüber und hinterließ<br />

eine Wolke von verbranntem Benzin und Öl. Eben steckte<br />

der Bub eine Hand in die Hosentasche, da wurde sein<br />

Blick starr. Er blickte auf die andere Straßenseite. Irgendetwas<br />

fesselte ihn. Zögernd zog er die Hand langsam aus<br />

der Tasche und stieg von der Treppe, auf der er stand, auf<br />

den Bürgersteig, verharrte, immer den Blick weiter auf den<br />

einen Punkt gerichtet, so, als habe er nicht richtig gesehen.<br />

Dann setzte er sich in Bewegung und fing an zu laufen, quer<br />

über die Straße in Richtung seines Zielpunktes.<br />

Entsetzt huschte mein Blick in beide Straßenrichtungen,<br />

aber es gab keine Gefahr.<br />

Etwas lag vor dem Staketenzaun, bewegte sich. Da kniete<br />

er sich auch schon nieder, streckte seine dünnen Arme aus<br />

und schöpfte dieses Etwas ganz behutsam in seine hohlen<br />

Handflächen. Langsam richtete er sich auf und drehte sich<br />

herum, den Blick immer auf die Hände gerichtet. Da sah<br />

ich es, ein <strong>kl</strong>einer brauner Vogel, der den gelb geränderten<br />

Schnabel aufriss und flatternd versuchte, sich aus seinem<br />

Gefängnis zu befreien. Aber der Junge hielt ihn zart und<br />

sicher in den gewölbten Handflächen und strebte mit verhaltener<br />

Eile auf die andere Straßenseite zu, mühte sich, auf<br />

nichts sonst achtend, als auf seine Hände, die Stufen zum<br />

Eingang der Wohnung hinauf und verschwand hinter der<br />

Wohnungstür. Er hatte einen Schatz nach Hause getragen.<br />

Was wohl aus ihm geworden ist? Johannes Buhl<br />

28 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Gesellschaft<br />

Ich bin nicht „Aller Welts OMA“ !<br />

Oh, ich finde es wunderbar, wenn meine jüngste Enkelin<br />

mir „Oma! Oma!“ rufend entgegenrennt und<br />

in meine Arme fällt. Wir sehen uns nicht so häufig,<br />

da ist die gegenseitige Freude besonders groß. Und wenn<br />

die beiden „Großen“ meine Aufmerksamkeit heischend<br />

„Oma, Oma“ rufen, dann stört mich das sicher überhaupt<br />

nicht, im Gegenteil: Ich genieße es, wenn ich für meine Enkelinnen<br />

die Oma, die „Ober-Mama“ sein darf, ihre Große-<br />

Mutter. Das ist mein Platz in der Hierarchie meiner Familie,<br />

meiner Familie.<br />

Damit ist eigentlich schon fast alles gesagt und auch<br />

mein Zorn er<strong>kl</strong>ärt, wenn mich völlig fremde Menschen als<br />

„die Oma“ bezeichnen, selbst wenn ein Jemand einen anderen<br />

Jemand freundlich auffordert, „der Oma“ doch mal<br />

zu helfen oder Platz zu machen und was es sonst noch für<br />

Nettigkeiten gibt, trotzdem: Ich bin nicht ihre Oma! Und<br />

wenn ich es höre, entgegne ich: „Ich wüsste nicht, dass wir<br />

miteinander verwandt sind!“<br />

Leider ist es bei uns allgemeiner Sprachgebrauch, auch<br />

von durchaus sprachbewussten Menschen, von älteren und<br />

alten Menschen einfach als von der Oma und dem Opa zu<br />

reden, in der Siegerländer Variante: „die Omma“ und „der<br />

Obba“. Das ist in der Regel überhaupt nicht böse gemeint,<br />

eher, wenn auch ein wenig herablassend, freundlich, aber<br />

es bedeutet die Einordnung in eine bestimmten „Klasse“<br />

unserer Gesellschaft. Auch das müsste mich nicht stören,<br />

wenn damit nicht eine geheime, manchmal auch ganz offene<br />

Abwertung einherginge:<br />

Die Omas<br />

und die Opas sind eigentlich<br />

„außen vor“.<br />

Sie gehören zwar noch<br />

irgendwie dazu, aber<br />

eher am Rande und auf<br />

dem Abstellgleis, „mega<br />

out“, nicht wir<strong>kl</strong>ich<br />

ernst zu nehmen.<br />

Was verbinden die<br />

Menschen denn – eher<br />

unbewusst – mit dem<br />

Begriff „Oma“? Vielleicht<br />

macht das ein<br />

Spruch deutlich, den<br />

meine Freundin immer<br />

dann loslässt, wenn ich<br />

Klamotten anprobiere,<br />

die ihr nicht „gefallen“:<br />

Es kommt dann<br />

ihrerseits ein heftiges: „Nä!! Da drin siehst du aus wie ’ne<br />

Oma, das kannst du in 10 Jahren anziehen!“ Wie bitte?? Ich<br />

bin ja auch eine Oma (sie übrigens auch!). Nein, gemeint ist<br />

damit etwas ganz anderes: Es macht dich unattraktiv, sieht<br />

langweilig aus, unscheinbar und was sonst noch alles. Wie<br />

eine Oma auszusehen kommt eben nicht gut.<br />

Wir stecken offensichtlich mit drin in dieser „Aller-<br />

Welts-Oma“-Geschichte und gestalten sie mit, indem wir<br />

das Spiel mitspielen und um Gottes Willen nicht aussehen<br />

wollen wie das, was wir doch sind: Menschen, die ihr Leben<br />

bewältigt haben mit all ihrer Kraft und Energie, die viel<br />

geleistet haben, Verantwortung getragen und jede Menge an<br />

guten und schlechten Erfahrungen gemacht haben, Schicksalsschläge<br />

ertragen haben. Menschen, die dieses Leben<br />

geprägt und auch gezeichnet hat. Warum darf man uns das<br />

nicht ansehen? Dass wir uns nicht missverstehen: Ich finde<br />

schon, dass ältere Menschen auf ihr Äußeres achten sollen,<br />

sich pflegen und auch attraktiv <strong>kl</strong>eiden und damit ihre<br />

eigene Würde und ihren Wert unterstreichen, sich so auch<br />

selbst wertschätzen.<br />

Andere Kulturen ehren ihre alten Menschen und achten<br />

auf deren Würde, bringen ihnen Wertschätzung, Respekt<br />

und Anerkennung entgegen. Das ist in unserer Kultur wohl<br />

eher nicht der Fall. Wenn ich also hier für „alle Welt“ einfach<br />

die Oma bin, ist das sicher kein Ehrentitel. Vielleicht<br />

ist es an den „Omas“ und „Opas“ selbst, da was dran zu<br />

drehen?<br />

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4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 29


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Kultur<br />

Atemlos bis zur letzten Zeile<br />

– es darf auch mal ein Krimi sein<br />

Hinter jeder Häkelgardine lauern Abgründe.<br />

Kommissar Wallander, Miss Marple, Hercule Poirot,<br />

Commissario Brunetti, Inspector Linley oder<br />

Kommissar Kluftinger sind alle unsere Freunde,<br />

mit denen wir viele Lesestunden verbringen. Neuerdings<br />

auch die elfjährige Flavia de Luce. Auf der Spur des Verbrechens<br />

lassen sie uns in eine andere Welt tauchen. In andere<br />

Länder oder Landschaften. In andere soziale Schichten.<br />

Wir Leser nehmen teil an einer spannenden Jagd nach dem<br />

Mörder und dem Warum? Wir versuchen das Rätsel schon<br />

vor Ende des Buchs zu lösen. Doch der Autor schickt uns<br />

meist in ein Labyrinth von Verdächtigen und Motiven. Was<br />

treibt den Täter an? Gier, Eifersucht, Neid, Rache, ist er<br />

psychisch gestört? Oft liegt das Motiv in der Vergangenheit,<br />

in unbezahlten Rechnungen des Lebens. Bei näherer<br />

Beschäftigung mit dem Thema lässt sich unterscheiden –<br />

meist im englischsprachigen Raum – zwischen Thriller (die<br />

härtere Gangart des Krimis, der an den Nerven zerrt und<br />

schlaflose Nächte bereitet) und Mystery, ein Roman, der<br />

das Rätsel um ein Verbrechen löst, oder „Cosy crime“ (gemütlicher<br />

Krimi), der etwa wie bei Agatha Christie im ländlichen<br />

Raum Miss Marple auf Verbrecherjagd schickt nach<br />

dem Motto: „Hinter jeder Häkelgardine lauern Abgründe“.<br />

In amerikanischen Krimis, etwa bei John Grisham, ist<br />

immer Action angesagt. Man erfährt einiges über das Innenleben<br />

von Rechtsanwaltskanzleien, politischen Parteien<br />

oder Banken und Firmen. Meist geht es um Machtmissbrauch,<br />

organisierte Kriminalität, Korruption und letztendlich<br />

um Geld und Gier. Viele Hürden muss der Held<br />

nehmen, bis es zu einem Happy<br />

End kommt. Dan Brown arrangiert<br />

seine Romane, die wahrhaft<br />

mysteriös sind, zu Kurztrips nach<br />

London, Paris oder Washington.<br />

Atemlos ist der Leser immer neuen<br />

Geheimnissen auf der Spur und<br />

wird mit dem Helden wie bei einer<br />

Schnitzeljagd von einem Rätsel<br />

zum nächsten gejagt. Dan Brown<br />

verliert sich in vielfältiger Symbolik,<br />

wobei er sich bei der Antike,<br />

im Christentum oder der Freimaurerei<br />

bedient.<br />

Interessant ist ja auch, dass<br />

Donna Leon (die Autorin der<br />

Brunetti-Romane) eine Amerikanerin<br />

ist, die sich in Venedig inzwischen<br />

sicher besser auskennt<br />

als manch Einheimischer. Ebenso<br />

hat sich ihr Landsmann Martin<br />

Walker in Europa verliebt und<br />

schreibt Krimis, in denen der Polizist Bruno Courrèges im<br />

Feinschmeckerland Frankreich (Périgord) ermittelt. Der<br />

Leser erfährt viel über Weinbau, gestopfte Entenleber, Trüffel<br />

und andere Delikatessen.<br />

Anders sind da Bücher aus Nordeuropa. Die Krimis aus<br />

Skandinavien zeigen oft ein düsteres, schwermütiges Szenario,<br />

etwa bei Stieg Larsson oder Henning Mankell, wo<br />

es immer wieder zu roher Gewalt und Brutalität kommt.<br />

Manche Täter sind sadistische Psychopathen, die ohne Empathie,<br />

Gewissen und Verantwortung handeln. Der Leser<br />

schaut in tiefe seelische Abgründe. Er ist entsetzt, verstört<br />

und gleichzeitig fasziniert. Diese Thriller sind keine gute<br />

Bettlektüre, das Grauen schleicht sich in unsere Träume.<br />

Vergnüglicher sind da englische Krimis. Da ist der Leser<br />

in guter Gesellschaft, die englische Queen liest angeblich<br />

auch ab und zu einen gepflegten Kriminalroman von P.D.<br />

James. Agatha Christie und Edgar Wallace haben würdige<br />

Nachfolger der spannenden Lektüre gefunden: Elisabeth<br />

George etwa schickt Inspector Linley – ein eleganter Snob<br />

mit einer „Stiff upper lip“ – und seine Mitarbeiterin Barbara<br />

Heavers, eine eher unscheinbare aber clevere Person,<br />

in London und auf dem englischen Land ins Rennen. Hier<br />

wird in prekären sozialen Schichten ermittelt oder aber in<br />

der Upper class, in den besten Kreisen. Man erfährt viel<br />

über das Klassensystem, Standesdünkel, Multikulti, englische<br />

Exzentrik und allerlei Gewohnheiten der Briten.<br />

Außerdem lassen sich mit dieser Lektüre wunderbar die<br />

Englisch-Kenntnisse auffrischen.<br />

32 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong><br />

Foto: Hartmut Reeh


Kultur<br />

Seit Kurzem sind Krimi-Fans auch mit dem kanadischen<br />

Autor Alan Bradley und seiner elfjährigen Protagonistin<br />

Flavia de Luce dem Verbrechen im England der 50er-Jahre<br />

auf der Spur (sein Debüt-Roman: Tod im Gurkenbeet).<br />

Charmant und witzig ermittelt die zauberhafte Flavia vom<br />

Landgut Buckshaw aus in ihrer Umgebung und kommt<br />

auch Geheimnissen ihrer eigenen Familie auf den Grund.<br />

Manchmal erinnern Passagen ein wenig an die Welt des<br />

Harry Potter. So auch ihr von Onkel Tar geerbtes Chemie-<br />

Labor, das ihr für die eigenen chemischen Experimente<br />

und v.a. als Zufluchtsort und zum Nachdenken über den<br />

aktuellen Fall dient. Aber Flavia ist eine Einzelkämpferin,<br />

immer wieder muss sie sich gegen ihre älteren Schwestern<br />

Daphne (Daffy) und Ophelia (Feely) trickreich wehren:<br />

Zickenkrieg in den 50er-Jahren. Wir schauen in das Bildungsbürgertum<br />

der Mitte des letzten Jahrhunderts. Die<br />

ländliche Idylle trügt.<br />

So ist es auch in Bayern. Das Autorenduo Klüpfel/<br />

Kobr nahm sich vor einigen Jahren das Allgäu und seine<br />

Einwohner vor und schuf in der Figur des etwas umständlichen<br />

Kommissars Kluftinger eine Kultfigur. Mit<br />

seiner Frau Erika und seinem Widerpart, dem agilen Dr.<br />

Langhammer, blicken wir auch in sein Familienleben mit<br />

allen Widrigkeiten. Seine Lieblingsspeise: Kässpatzen.<br />

Und wir kennen bald auch seine <strong>kl</strong>einen menschlichen<br />

Schwächen, die ihn so sympathisch machen. Köstlich zu<br />

lesen, wie er etwa zum ersten Mal in einer Sushi-Bar zu<br />

Gast ist oder wie der Computer immer wieder sein Feind<br />

ist. So landet er bei einer dienstlichen Recherche auf<br />

sehr zwielichtigen Porno-Seiten. Wenn man heute auf<br />

die Hompepage „Kluftinger“ schaut, gibt es inzwischen<br />

einen Fanclub, einen Blog und das volle Merchandising-<br />

Programm mit Kluftinger-Artikeln: vom Brettspiel bis<br />

zum Klufti-Kochbuch kann man alles bestellen. Ein Buch<br />

wurde bis heute verfilmt. Aber wie bei den meisten Verfilmungen<br />

ist es auch hier, der Kino- oder Fernseh-Krimi<br />

ist oft enttäuschend gegenüber den eigenen Vorstellungen<br />

und dem Vergnügen beim Lesen. Die eigene Phantasie<br />

malt sich doch vieles ganz anders aus.<br />

Bei den deutschen Krimi-Autoren darf man natürlich<br />

Ingrid Noll nicht vergessen. Wie Rosamunde Pilcher auch,<br />

begann Ingrid Noll erst nach dem 60. Geburtstag mit der<br />

Schriftstellerei und wurde schon mit ihrem ersten Roman<br />

„Der Hahn ist tot“ sehr erfolgreich. Meist dreht sich die<br />

Handlung ihrer Romane um Frauen, die ihre Liebhaber<br />

oder Ehemänner möglichst raffiniert umbringen. Aber „Selige<br />

Witwen“ ist nur ein Buchtitel, Ingrid Noll lebt immer<br />

noch mit ihrem Ehemann zusammen in Weinheim.<br />

Subtil und raffiniert sind auch die Bücher von Martin<br />

Suter, der die Leser in die snobistische Welt der schweizerischen<br />

Manager und Siegelringträger entführt. Auf gehobenem<br />

Niveau geht es auch hier nur um Gier, Fälschung<br />

und Verrat. Etwa um eine Kunstfälschung eines Felix-Vallotton-Gemäldes,<br />

das in eine Auktion geht (im Roman „Der<br />

letzte Weynfeldt“). Vorher hatte Martin Suter höchst amüsante<br />

und satirische Kolumnen über die „Business Class“,<br />

die Chefetagen großer Unternehmen, geschrieben und den<br />

Managern nicht immer schmeichelhaft den Spiegel vorgehalten.<br />

Natürlich gibt es auch einen Spezialisten für das Siegerland:<br />

den schrulligen Privatdetektiv Tristan Irle. Ralf<br />

Strackbein beschreibt in den Irle-Romanen liebevoll seine<br />

Heimatstadt und verfolgt rund ums Krönchen das Verbrechen.<br />

Diese Regional-Krimis boomen und immer neue<br />

deutsche Städte und Gegenden von Hamburg bis zum Bodensee<br />

werden zur Bühne von Kriminalromanen.<br />

Andere deutsche Autoren, wie Uli Wickert z.B., der ja<br />

auch viele Jahre beruflich in Frankreich als Korrespondent<br />

tätig war, hat in seinen Romanen Paris zum Mittelpunkt<br />

gemacht.<br />

Auffallend ist, dass viele Krimi-Autoren erst im reiferen<br />

Alter mit dem Schreiben beginnen, also ihre „Ernte“ einfahren:<br />

ihr Insider-Wissen über Verlage, Kirche, Kunsthandel,<br />

Universitäten, Theater usw; ihre Menschenkenntnis, selbst<br />

Beobachtetes oder Erlebtes, Recherchiertes und Phantasie<br />

natürlich wird zu spannenden Geschichten verwoben, oft<br />

subtil inszeniert. Wie die Bestseller-Listen beweisen, dem<br />

Leser ist die Einordnung in ernsthafte oder triviale Literatur<br />

egal. Hauptsache: atemlos bis zur letzten Zeile.<br />

Tessie Reeh<br />

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4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 33


Historisches<br />

Das Schafott auf dem Hasengarten<br />

Es begann mit Schmerz und Zorn und endete mit Entsetzen und Wut<br />

Hinter dem Hexenturm beginnt der hintere Teil des Schlossparks.<br />

Opa, stimmt es, dass früher beim Oberen Schloss jemandem<br />

der Kopf abgeschlagen worden ist? Unser<br />

Geschichtslehrer hat das gesagt.“<br />

„Ja, Jörg, das stimmt. Der Mann hieß Friedrich Flender<br />

und stammte aus Weidenau.“<br />

„War das ein Mörder? Oder was hatte er für ein Verbrechen<br />

begangen?“<br />

„Nein, Friedrich Flender war weder ein Mörder noch<br />

hatte er ein Verbrechen begangen. Im Gegenteil: Dass man<br />

ihm auf Befehl des damaligen Fürsten Wilhelm Hyazinth<br />

den Kopf abschlug, das war ein Verbrechen.“<br />

„Boah! Der Fürst ein Verbrecher! Ist ja voll krass! Wie<br />

konnte das denn passieren?“<br />

„Das Ganze ist eine lange Geschichte, die mit Schmerz<br />

und Zorn begann und mit Entsetzen und Wut endete. So<br />

etwas kann nicht mit wenigen Worten er<strong>kl</strong>ärt werden.“<br />

„Ey, Opa, kannst du mir die lange Geschichte nicht einmal<br />

erzählen? Wenn wir in der nächsten Geschichtsstunde<br />

das Thema wieder behandeln, dann weiß ich mehr als die<br />

anderen und bekomme vielleicht eine gute Note.“<br />

„Ich finde es prima, dass ihr in der Schule auch die Vergangenheit<br />

unseres schönen Siegerlandes behandelt und ich<br />

will gerne etwas für deine Noten tun. Am Samstag gehen<br />

wir beide zum Oberen Schloss und ich erzähle dir von den<br />

alten Zeiten.“<br />

Bis zum Samstag sind es noch ein paar Tage. Jörgs Großvater<br />

nimmt sich vor, sein etwas angestaubtes Wissen bis<br />

dahin aufzufrischen. Schnell entdeckt er, dass dies gar nicht<br />

so einfach ist. In seinem Bücherregal stehen<br />

etliche Heimatbücher mit Geschichten<br />

aus früheren Zeiten. Was er in diesen über<br />

den Fürsten Wilhelm Hyazinth findet, kann<br />

zum größeren Teil ins Reich der Fabeln<br />

und der Ammenmärchen verwiesen werden.<br />

So soll der Fürst seinen 15-jährigen<br />

Sohn Franz Joseph, der tatsächlich im<br />

eigenen Bett im Oberen Schloss an einer<br />

schweren Krankheit verstarb, während einer<br />

Treibjagd im Rödger Wald erschossen<br />

haben. Neben einigem anderen rankt sich<br />

auch über das Ende des Herrschers eine<br />

Legende. Im Siegener Flurstück „Stummes<br />

Loch“ habe ihn mitsamt seinem Vierspänner<br />

während eines Gewitters der Teufel<br />

geholt, heißt es.<br />

Weil Jörgs Großvater mit der Zeit geht,<br />

schaut er auch ins Internet und findet unter<br />

anderem bei Wikipedia viele Nennungen.<br />

Doch – oh weh! – was die Glaubwürdigkeit<br />

der Angaben über die in der Stadt Siegen einst herrschenden<br />

Grafen und Fürsten anbelangt, ist es beim ansonsten<br />

doch recht zuverlässigen Online-Lexikon leider nicht<br />

weit her. Jahreszahlen und sonstige Daten für bestimmte<br />

Ereignisse sind mal so und mal anders notiert, teils hanebüchene<br />

Behauptungen stehen im krassen Widerspruch zu<br />

dem, was an anderer Stelle steht. Also noch einmal an den<br />

Bücherschrank. Und er wird fündig. Im Büchlein „Friedrich<br />

Flender vor der Hardt“ von Hermann Böttger und in<br />

Heinrich von Achenbachs „Geschichte der Stadt Siegen“<br />

findet er vieles von dem, wonach er sucht. Als sich Jörg<br />

und sein Großvater am Samstag auf den Weg zum Siegberg<br />

machen, fühlt sich der Ältere gut vorbereitet.<br />

Beide durchqueren den wie immer wohlgestalteten<br />

Schlosspark, passieren den Hexenturm und nehmen ganz<br />

am Ende Platz auf einer der zahlreichen Bänke.<br />

„Wie bei vielen Ereignissen muss man auch bei dieser<br />

Geschichte Ursache und Anlass unterscheiden“, beginnt der<br />

Großvater und ergänzt: „Bevor wir auf die eigentlichen Geschehnisse<br />

kommen, kann ich dir daher einige historische<br />

Vorbemerkungen nicht ersparen. Dass alles so kam, wie es<br />

kam, liegt nämlich zu einem Teil auch an den ständigen Erbteilungen,<br />

die das einst so große Haus Nassau in viele <strong>kl</strong>eine<br />

Grafschaften zersplitterten. Du musst wissen, dass der Besitz<br />

des Adelsgeschlechts ursprünglich von der Siegquelle<br />

bis zur Mündung des Mains hinter Wiesbaden reichte. Die<br />

Nassauer hatten damit durchaus europäische Bedeutung.<br />

Als Graf Johann VI., der mit drei Ehefrauen insgesamt 20<br />

34 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong><br />

Autorenfoto


Historisches<br />

Unbekannter Maler: Johann<br />

VII. – der Mittlere<br />

(Siegerlandmuseum)<br />

Kinder hatte und den man<br />

später ‚den Älteren’ nannte,<br />

im Jahr 1606 starb, folgte<br />

erneut eine bedeutsame Teilung.<br />

Fünf Söhne erbten den<br />

noch recht ansehnlichen Besitz,<br />

der in jener Zeit an der<br />

Lahn endete. Nassau-Siegen<br />

fiel an Johann VII., die Grafschaften<br />

in Dillenburg, Beilstein,<br />

Hadamar und Diez an<br />

vier Brüder.“<br />

„Welche Städte und Dörfer<br />

zählten denn zu Nassau-<br />

Siegen?“, unterbricht ihn<br />

Jörg.<br />

„Von der Größe her entsprach<br />

Nassau-Siegen in etwa dem späteren Kreis Siegen.<br />

Damit war die Grafschaft dennoch so <strong>kl</strong>ein, dass durch<br />

die von den Untertanen zu zahlenden Steuern die Existenz<br />

der Grafenfamilie kaum zu sichern war. Eine weitere Teilung<br />

war somit nicht zu verantworten. Angesichts seiner<br />

zu diesem Zeitpunkt bereits sechs erbberechtigter Söhne<br />

verfasste Graf Johann VII., genannt ‚der Mittlere’, deshalb<br />

gleich nach seinem Amtsantritt ein Testament. In diesem<br />

legte er fest, dass nach seinem Tod der älteste Sohn, Johann<br />

Ernst, die gesamte Grafschaft erhalten solle und eine weitere<br />

Teilung demnach nicht in Frage kam.“<br />

„Waren die anderen Söhne denn damit einverstanden?“,<br />

will Jörg wissen.<br />

„Sie sahen wohl ein, dass es wenig Sinn machte, wenn<br />

jeder von ihnen drei oder vier Dörfer erben würde; auch<br />

sollten sie Abfindungen erhalten, die so hoch waren, dass<br />

alle ihre Zustimmung gaben.“<br />

„Was hat das denn alles mit Friedrich<br />

Flender und dessen Hinrichtung zu tun?“<br />

„Warte ab“, sagt der Großvater und<br />

ergänzt, dass der letzte Wille von Johann<br />

dem Mittleren nicht das letzte Wort in<br />

dieser Angelegenheit war und dass dieser<br />

Jahre später das Testament änderte.<br />

„Welchen Grund hatte der mittlere<br />

Johann denn hierfür?“<br />

„Johann Ernst, als sein ältester Sohn<br />

der auserkorene Erbe, starb überraschend<br />

und nun war eigentlich der zweitälteste<br />

Sohn, Johann VIII., genannt ‚der Jüngere’,<br />

Nachfolger vom Mittleren. Doch<br />

ausgerechnet dieser war zum Entsetzen<br />

seiner gesamten Familie zum katholischen<br />

Glauben übergetreten. Die<br />

Grafenfamilie und die Einwohner der<br />

Grafschaft waren nämlich schon seit<br />

zwei Generationen reformiert. Johann<br />

der Mittlere befürchtete, dass sein Sohn<br />

das gesamte Siegerland wieder katholisch machen würde.<br />

Dieser versprach zwar, jedem seinen Glauben zu lassen,<br />

doch seinen Vater überzeugte das nicht. Ganz leer ausgehen<br />

lassen wollte und konnte der Mittlere seinen Ältesten aber<br />

nicht und so bestimmte er in einem neuen ‚letzten Willen’,<br />

dass nach seinem Tod die Grafschaft in drei Teile aufzuteilen<br />

sei. Und so kam es, dass Johann der Jüngere das Amt<br />

Netphen, die Pfarreien Rödgen und Wilnsdorf sowie die<br />

Orte Kaan, Bürbach, Volnsberg, Weidenau und Eiserfeld<br />

sowie das Obere Schloss erbte. Das nördliche Siegerland<br />

fiel an Graf Wilhelm, das westliche an Graf Johann Moritz.<br />

Die Stadt Siegen blieb ungeteilt und gehörte jedem zu<br />

einem Drittel.“<br />

„Ey, Opa, kannst du dir vorstellen, dass es mir von den<br />

vielen Johanns im Kopf schwirrt?“<br />

„Das glaube ich gerne. Man war damals bei der Namengebung<br />

nicht so einfallsreich wie heutzutage, dazu musste<br />

man stets auf die Namen der Taufpaten Rücksicht nehmen.<br />

Aber wenn du dir merkst, dass Johann der Ältere in der<br />

Grafenfamilie der Opa war, Johann der Mittlere der Papa<br />

und Johann der Jüngere der Sohn, dann müsste es für dich<br />

einfacher werden.“<br />

„Du hast vorhin gesagt, dass das ganze Siegerland kaum<br />

die Grafenfamilie ernähren konnte. Wie ging das denn nun<br />

mit einem Drittel?“<br />

„Gute Frage, Jörg! Dass jemand sein Testament ändert,<br />

das kommt vor. Man kann bei einem solchen Geschehnis<br />

davon ausgehen, dass es hinterher Gewinner und Verlierer<br />

gibt. Als Johann der Mittlere sein aus einem doch sehr<br />

sinnvollen Grund verfasstes Testament änderte, traf dies<br />

so nicht zu, denn eigentlich gab es hinterher nur Verlierer.<br />

Die Änderung sorgte bei seinen Nachkommen für Ärger,<br />

führte zu Verstimmungen, endlich zu Streitigkeiten,<br />

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4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 35


Historisches<br />

Van Dijk: Johann<br />

VIII. – der Jüngere<br />

(Siegerlandmuseum)<br />

letztlich gar zu kriegerischen<br />

Handlungen. Endlose 120 Jahre<br />

lang kehrte keine Ruhe in Nassau-<br />

Siegen ein. Alle Einzelheiten hier<br />

zu behandeln, würde viel zu weit<br />

führen. Eine Tatsache ist aber,<br />

dass Schmerz und Zorn nicht nur<br />

in den Schlössern, sondern auch<br />

bei den Untertanen stets allgegenwärtig<br />

blieben.“<br />

„Hat der Jüngere denn – wie<br />

von seinem Vater befürchtet – in<br />

seinem winzigen Land den katholischen<br />

Glauben wieder eingeführt?“<br />

„Er hatte zwischenzeitlich nach<br />

einem entsprechenden Einspruch<br />

gegen die Gültigkeit des Testaments ein kaiserliches Mandat<br />

erwirkt, das ihn vorläufig sogar zum Alleinherrscher<br />

in ganz Nassau-Siegen machte. Drei Jahre nach seinem<br />

Amtsantritt befahl er, dass im Siegerland alle reformierten<br />

Prediger abzusetzen seien. Alle<br />

Anno 1652 wurden die<br />

Grafschaften in Nassau-<br />

Siegen Fürstentümer<br />

Siegerländer hatten von nun an<br />

dem katholischen Gottesdienst<br />

beizuwohnen. Das war im Jahr<br />

1626, also während des 30-jährigen<br />

Kriegs und zu einer Zeit,<br />

als der katholische Kaiser gerade<br />

die Oberhand hatte. Als der ‚Westfälische Friede’, von dem<br />

du sicherlich auch schon gehört hast, anno 1648 geschlossen<br />

wurde, verordnete ein neuer Kaiser die erneute Dreiteilung<br />

des Landes. Johann der Jüngere war zwischenzeitlich<br />

gestorben und dessen Sohn Johann Franz Desideratus hatte<br />

das Regiment im <strong>kl</strong>einen Herrschaftsgebiet übernommen.<br />

Dieses nannte der Siegerländer Volksmund hinterher ‚das<br />

katholische Land’ und auch ‚das Johannland’.“<br />

„Nach allem was du mir erzählt hast, konnte die Grafenfamilien<br />

sich nun nicht mehr allzu viel leisten“, stellt<br />

Jörg fest.<br />

„Ja, eigentlich war das angesichts der wenigen Steuerpflichtigen<br />

auch so“, bekräftigt der Großvater, „aber sie<br />

ließen sich etwas ganz einfaches einfallen. Die Steuern<br />

wurden erhöht und so konnten sie trotzdem größere Sprünge<br />

machen. Das Johannland war übrigens seit November<br />

1652 keine Grafschaft mehr. Der Kaiser hatte die Regenten<br />

in Nassau-Siegen in den Reichsfürstenstand erhoben und so<br />

gab es bei uns winzig <strong>kl</strong>eine Fürstentümer.“<br />

„Cool! War denn ein Fürst mehr als ein Graf?“, fragt<br />

Jörg wissbegierig.<br />

„So ist es. Ein Graf hatte im Hochadel den niedrigsten<br />

Rang. Ihm stand die Anrede ‚Hochgeboren’ zu. Ein Fürst<br />

stand rangmäßig eine Stufe höher und wurde mit ‚Durchlaucht’<br />

angeredet.<br />

Aber zurück zum Thema! Im Jahr 1699 starb Fürst Johann<br />

Franz Desideratus und dessen Sohn Wilhelm Hyazinth,<br />

gleichzeitig Enkel von Johann dem Jüngeren, wurde<br />

der neue Fürst und damit Chef im Oberen Schloss.“<br />

„Wow!“, freut sich Jörg, „endlich kommen wir zum<br />

Mörder. Der muss doch etwas an der Backe gehabt haben.“<br />

Der Großvater kann dem nur zustimmen: „Schon seine<br />

Zeitgenossen hatten große Schwierigkeiten, seinen Charakter<br />

<strong>kl</strong>ar zu definieren. In höheren Kreisen wurde er als<br />

wunderlicher Mann eingestuft. Und tatsächlich meinten<br />

viele Höhergestellte, dass er einen Sprung in der Schüssel<br />

habe. Ohne Zweifel verfügte er dennoch über viel geistige<br />

Kraft und sprach mehrere Fremdsprachen. Andererseits<br />

wollte er sich weder Gesetz noch Ordnung unterwerfen,<br />

war selbstgefällig und hochmütig, dazu brauste er immer<br />

wieder bei den geringsten Anlässen jähzornig auf. Sogar<br />

dem Kaiser gegenüber trat er mit großer Zügellosigkeit auf,<br />

wenn dieser wegen seiner Gewalttätigkeit Schritte gegen<br />

ihn einleiten musste.“<br />

„Das ist ja der Hammer! Er war also assimäßig zu allem<br />

fähig?“<br />

„Ja, dies vor allem wenn er seine Herrscherrechte verletzt<br />

glaubte. Das hatte sicherlich mit einer völlig falschen Erziehung<br />

zu tun. Er erfuhr wenig<br />

von dem, was mit der Regierung<br />

eines Landes zu tun hat. Wenn<br />

Wilhelm Hyazinth heutzutage<br />

vor Gericht gestellt würde, dann<br />

hätte sein Anwalt mit Sicherheit<br />

das Argument einer schweren<br />

Kindheit parat und würde mildernde Umstände beantragen.<br />

Seine eigene Mutter starb früh und er war noch keine<br />

drei Jahre alt, da heiratete sein Vater eine der Hofdamen<br />

der Verstorbenen. Bitter be<strong>kl</strong>agte sich Wilhelm Hyazinth<br />

stets darüber, dass die nicht standesgemäße böse Stiefmutter<br />

ihn quäle und<br />

ihre eigenen Söhne<br />

unentwegt bevorzuge.<br />

Die Erziehung<br />

sei in seinen<br />

ersten Lebensjahren<br />

einem tölpelhaften<br />

Bedienten<br />

überlassen worden,<br />

so der Vorwurf seinem<br />

Vater gegenüber.<br />

Mir diesem<br />

stritt er im Übrigen<br />

ständig und einmal<br />

so massiv über eine<br />

Schmälerung<br />

seines prinzlichen<br />

Gehalts, dass die<br />

Sache zur Beurteilung<br />

an den Reichshofrat<br />

nach Wien<br />

ging.“<br />

Wilhelm Hyazinth<br />

(Siegerlandmuseum)<br />

36 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Historisches<br />

„Wenn der Alte so wenig blechte, konnte sich der Sohn<br />

ja schon früh auf die geringen Steuern in seinem Johannland<br />

einstellen.“<br />

„Man sollte meinen, dass im Oberen Schloss eine sparsame<br />

Hofhaltung angesagt sein würde – aber die Wahrheit<br />

sah anders aus. Als der Fürst nach dem Tod seines Vaters<br />

die Regentschaft übernahm, blies für die nur 800 Steuerpflichtigen<br />

im Johannland gleich ein anderer Wind. Mehr<br />

und mehr be<strong>kl</strong>agten sich die Untertanen darüber, dass der<br />

Fürst zehnmal mehr Abgaben als sein Vater erhob. Es war<br />

endlich kaum noch zu ertragen und die empörten Untertanen<br />

wurden zornig und immer zorniger.“<br />

„Gab es einen Grund für diese totale Geldgeilheit?“,<br />

fragt Jörg.<br />

„Es erscheint kurios“, so der Großvater, „aber auch diese<br />

hing wieder mit Erbschaften zusammen. Du hast sicher<br />

schon einmal etwas von Wilhelm von Oranien gehört, der<br />

im 16. Jahrhundert eine große Rolle beim Kampf der Niederländer<br />

gegen die spanischen Herrschaft spielte und den<br />

man ‚den Schweigsamen’ und später ‚den Schweiger’ nannte.<br />

Dieser war ein Bruder von Johann dem Älteren und hatte<br />

als Zwölfjähriger das reiche Fürstentum Oranien an der<br />

südlichen Rhone durch das Vermächtnis eines Verwandten<br />

geerbt. In diesem Geschlecht gab es eine Bestimmung,<br />

wonach in dem Fall, dass irgendwann kein männlicher<br />

Nachkomme mehr vorhanden sei, der oranische Besitz an<br />

das Geschlecht Johann des Älteren übergehen solle. Der<br />

letzte männliche Nachkomme Wilhelm von Oraniens war<br />

der sehr krän<strong>kl</strong>iche und kinderlose Wilhelm III., der neben<br />

anderen Titeln auch den des Königs von England innehatte.<br />

Der älteste Nachkomme von Johann dem Älteren indes war<br />

Wilhelm Hyazinth. Und so ging dieser felsenfest und nicht<br />

ganz zu Unrecht davon aus, dass ihm über kurz oder lang<br />

das Erbe in Frankreich zufallen würde.“<br />

„Dass er hierauf Bock hatte, kann ich mir denken. Dann<br />

hätte er ausgesorgt gehabt.“<br />

„Richtig! Als Wilhelm III. tatsächlich 1702 starb, trieb<br />

der Fürst in Erwartung der sicher erscheinenden Erbschaft<br />

sogleich einen noch höheren Aufwand als bislang schon,<br />

übernahm den Titel ‚Prinz von Oranien’ und ließ sich mit<br />

‚Hoheit’ und ‚königliche Hoheit’ anreden. Wer das nicht beachtete,<br />

der konnte im Kerker landen. Wo er sich von nun an<br />

aufhielt, sollte er stets umgeben sein von zwei adligen Gesellschaftern,<br />

zwei Kammerdienern, zwei Sekretären, vier<br />

Lakaien, einem Hofmeister, einem Koch sowie mehreren<br />

Bedienungen. Seiner Frau nebst Sohn wurde ein ähnlicher<br />

Hofstaat zugewiesen. Er war sich sicher, dass er angesichts<br />

der reichen Erbschaft nun einen glänzenden Hof unterhalten<br />

und ein behagliches Leben führen könne.“<br />

„Das wäre eine echt geile Sache für ihn gewesen. Aber<br />

ich vermute, dass irgendetwas schiefging.“<br />

„Jörg, du bist ein Schnellmerker. Ich will es kurz machen,<br />

denn neben Wilhelm Hyazinth gab es weitere vermeintliche<br />

Erben. Wilhelm III. hatte in seinem Testament<br />

seinen gesamten Besitz dem Haus Nassau-Diez vermacht,<br />

dazu meldete auch der König<br />

von Preußen Ansprüche<br />

an. Der Siegener Fürst reiste<br />

nach Paris, um bei Ludwig<br />

XIV. gegenüber den Mitbewerbern<br />

Unterstützung zu<br />

erhalten. Doch das erwies<br />

sich als schlechte Idee,<br />

denn das Resultat war, dass<br />

der Sonnenkönig das Fürstentum<br />

Oranien der Krone<br />

Frankreich einverleibte.<br />

Wilhelm Hyazinth suchte<br />

danach beim Papst und bei<br />

den meisten europäischen<br />

Höfen Unterstützung. Die<br />

Reisekosten für die große<br />

Rechtsanwaltskanzlei<br />

Dr. Buß & Coll.<br />

Dr. jur. Annette Buß<br />

Autorenfoto<br />

Delegation und das Geld für aufwendige Geschenke für<br />

seine Gastgeber stiegen schier ins Unermessliche. Das alles<br />

war von den Untertanen bei weitem nicht zu leisten. Auch<br />

die bei einem Frankfurter Bankhaus geliehenen 20.000<br />

Reichstaler, wofür er die Dörfer Wilnsdorf und Wilgersdorf<br />

zum Pfand gab, erwiesen sich nur als Tropfen auf den<br />

heißen Stein. Und er hätte das ganze Johannland verkauft<br />

– wenn ein Käufer zur Stelle gewesen wäre.“<br />

„Wehrten sich die Untertanen denn nicht gegen den<br />

Schwachmaaten?“, forscht Jörg nach.<br />

„Nun“, bekommt er zur Antwort, „die insgesamt trotz<br />

allem besonnene Johannländer Bevölkerung be<strong>kl</strong>agte sich<br />

bitterlich über die allwöchentlichen Zusatzsteuern, ‚Schatzungen’<br />

genannt, die durch keineswegs zimperlich vorgehende<br />

Schlosssoldaten eingetrieben wurden. Aber ein Dämon,<br />

der mit dem Dolch zum Tyrannen geschlichen wäre,<br />

fand sich nicht. Doch die Unterdrückten verfassten endlich<br />

Klageschriften an den kaiserlichen Hof nach Wien. Haupt<strong>kl</strong>ageführer<br />

waren Johann Wiegel aus Oberdielfen, Adam<br />

Gerhard aus Affholderbach, Johannes Stötzel aus Eschenbach,<br />

Henrich Scheffer aus Dreisbach, Johann Ebert Schütte<br />

aus Müßnershütten, David Kieffel aus Wilnsdorf sowie<br />

die Weidenauer Johannes Truppach, Johann Thomas <br />

Tätigkeitsschwerpunkt<br />

- Erbrecht<br />

- Familienrecht<br />

- Erstellung von<br />

Patientenverfügungen<br />

Denkmal auf dem<br />

Weidenauer Friedrich-<br />

Flender-Platz<br />

<br />

<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 37


Historisches<br />

Gedenktafel auf dem Hasengarten<br />

sowie die Brüder Friedrich und Johann Jakob Flender. Endlich<br />

beauftragte der Kaiser eine Kommission des Kölner<br />

Domkapitels mit der Untersuchung der Siegener Zustände.“<br />

„Das war ja wohl auch total angesagt. Und – haben die<br />

Kölner alles gecheckt?“<br />

„Ehe die Kommission eintraf, geschah der Mord. Der<br />

Fürst vermutete in Weidenau den Mittelpunkt der Widerstandsbewegung<br />

und gab den Befehl zur Festnahme von<br />

Johann Ebert Schütte sowie Johann Jakob und Friedrich<br />

Flender. Die beiden Ersteren rochen beim Anrücken der<br />

Schlosssoldaten den Braten, sprangen ins Wasser der Ferndorf,<br />

flohen ans andere Ufer nach Boschgotthardshütten<br />

und waren damit im sicheren Ausland. Letzterer indes war<br />

bei der Feldarbeit, bemerkte die Häscher wohl zu spät und<br />

wurde gefangen aufs Obere Schloss gebracht.“<br />

„So ein Shit!“, schimpft Jörg. „War dieser Flender denn<br />

der große Boss beim Widerstand?“<br />

„Friedrich Flender, der nach dem Standort seines Hauses<br />

den Beinamen ‚vor der Hardt’ führte, gehörte zu einer der<br />

angesehensten Weidenauer Familien, von denen die meisten<br />

dem reformierten Glaubensbekenntnis treu geblieben<br />

waren. Schon seine Vorfahren waren Anteilseigner des<br />

Hardter Hammers, einer Schmiedefabrik. Er besuchte bis<br />

zu seinem 16. Lebensjahr die Siegener Lateinschule, ging<br />

dann aber ab um im elterlichen Betrieb als Hammerschmied<br />

zu arbeiten. Da der Weidenauer eine über den Normalfall<br />

hinausgehende Schulbildung besaß, außerdem als Fabrik-<br />

Mitbesitzer einer der Hauptbetroffenen war, hatte auch er<br />

– sicherlich nicht zuletzt nach entsprechenden Bitten seiner<br />

Bekannten – über die despotischen Geldeintreibungen Beschwerde<br />

geführt. Er kann aber kaum als Haupträdelsführer<br />

bezeichnet werden.“<br />

Jörg hat noch eine Frage: „Spielten auch religiöse Gründe<br />

eine Rolle?“<br />

„Da Friedrich Flender und seine Verwandtschaft im katholischen<br />

Land nach wie vor dem reformierten Glauben<br />

anhingen, erhielt er irgendwann den Status eines Märtyrers,<br />

denn es wurde später lange Zeit im Siegerland behauptet,<br />

dass er wegen seiner Religion festgenommen worden sei.<br />

Autorenfoto<br />

Dies lässt sich aber nirgendwo belegen, zudem litten die<br />

Katholiken in gleichem Maße wie die Andersgläubigen an<br />

der Geld- und Machtgier des Gewaltherrschers.“<br />

„Nach der Gefangennahme geschah der Mord, oder…?“<br />

„Schon im Jahr zuvor hatte der Fürst verkünden lassen,<br />

dass jedem, der die Auflagen zahlen könne, dies aber nicht<br />

wolle, der Kopf abgeschlagen würde. Nun wollte er durch<br />

einen gewaltsamen Akt den sich verstärkenden Widerstand<br />

niederschlagen und ein abschreckendes Beispiel geben.<br />

Eine Untersuchung gab es nicht, eine auch damals schon<br />

zwingend vorgeschriebene Gerichtsverhandlung mit einem<br />

abschließenden Urteil ebenfalls nicht.<br />

Gleich da vorne auf dem so genannten Hasengarten ließ<br />

der Fürst ein Schafott errichten und drei Tage nach der Gefangennahme<br />

schlug der Scharfrichter dem Unglüc<strong>kl</strong>ichen<br />

am 29. März 1707 den Kopf ab. Diesen steckte man auf<br />

dem Bollwerk oberhalb des Marburger Tors auf eine hohe<br />

Stange mit dem Gesicht nach Weidenau gewendet. Anderntags<br />

wurden still und heimlich Flenders Körper und Kopf<br />

an der Mauer des Weidenauer Friedhofs unter die Erde gebracht.<br />

An der Stange wurde ein hölzerner Kopf befestigt,<br />

der aus großer Entfernung zu sehen war.“<br />

„Jetzt war bei allen anderen doch sicher mächtig Bammel<br />

angesagt?“, vermutet der Junge.<br />

„Na <strong>kl</strong>ar Jörg, die Hinrichtung hatte überall im Johannland<br />

Entsetzen hervorgerufen. Manch einer flüchtete ins<br />

Ausland oder suchte Schutz beim reformierten Fürsten im<br />

Unteren Schloss. Auch in Köln war das Geschehnis rasch<br />

bekannt geworden und so traf nach etlichen Tagen die schon<br />

zuvor mit der Untersuchung betraute Kommission nebst<br />

starker militärischer Begleitung ein. Wilhelm Hyazinth gab<br />

sich anfangs großspurig, machte sich dann aber schleunigst<br />

und feige aus dem Staub und floh nach Hadamar. In der<br />

Friedrich Flenders Abschiedsbrief, bei d<br />

Passagen weggelassen wurden, hat folg<br />

„Hertz Liebe Haus Frau Cattarina Flenderin,<br />

gemahl bis in den Dot, welche sterb stundte mir<br />

worden. So nun ja es sollte volbracht werden, da ic<br />

Augenblick Gottes und Ihrer Hoheitt Gnadt mich<br />

versichert weis im Hertzen kein Arges noch Bößes<br />

Regirung sondern über die schwäre undt große neue<br />

oder mehr nicht als der geringsten Underthanen ein<br />

diesem zeittlichen Leben uns nicht wieder sehen, d<br />

Verstand zu überwinden, auch gudte Acht auff die 3<br />

damit sie christlich aufferzogen werden undt der him<br />

pt und sonders Verpfleger sein würdt.<br />

Vale 1707 den 29. Mertz allen Freunden gude Na<br />

38 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Stadt Siegen feierten die Bürger und die Bauern aus der<br />

Umgebung ein spontanes Freudenfest. Die Kommission<br />

übernahm für die nächsten vier Jahre das Kommando im<br />

Johannland und ließ als Sofortmaßnahme den Körper von<br />

Friedrich Flender ausgraben und der Ermordete erhielt unter<br />

riesiger Beteiligung der Siegerländer Bevölkerung ein<br />

christliches Begräbnis.“<br />

„Dann sind wir jetzt wohl am Ende und können den<br />

Abflug machen?“<br />

„Noch nicht ganz, es gibt noch eine wichtige Sache. Vor<br />

ungefähr 100 Jahren wurde in Weidenau ein Haus abgebrochen.<br />

In diesem hatte einst die Witwe Friedrich Flenders<br />

gewohnt. Beim Abbruch fand sich in einem Geheimfach<br />

ein zu Herzen gehender Abschiedsbrief, den der Getötete<br />

wenige Stunden vor der Hinrichtung geschrieben hatte und<br />

der die große innere Kraft des bescheidenen und aufrechten<br />

Mannes belegt. Der 32-Jährige hoffte zu diesem Zeitpunkt<br />

im Bewusstsein seiner Unschuld noch auf fürstliche Gnade,<br />

ging aber wohl doch schon davon aus, dass diese Hoffnung<br />

vergeblich sein würde. Ich habe den Brieftext dabei und<br />

werde ihn dir gleich vorlesen. Er versichert hierin seiner<br />

Katharina Liebe bis in den Tod und bittet sie, alles mit Geduld<br />

und Verstand zu überwinden. Wichtig war ihm auch,<br />

dass ihm kein todeswürdiges Delikt zur Last gelegt werden<br />

könne, sondern dass er lediglich wie jeder andere gegen die<br />

finanziellen Auflagen ge<strong>kl</strong>agt habe. Dazu bittet er sie, die<br />

älteste Tochter Godelieb und die erst kurz zuvor geborenen<br />

Zwillinge Johannes und Marie Elisabeth in christlichem<br />

Glauben zu erziehen. Außerdem sind am Schluss noch etliche<br />

geschäftliche Anmerkungen enthalten, die zum Teil<br />

für uns heute unverständlich sind.“<br />

Nachdem der Großvater den Brief vorgelesen und<br />

noch ergänzt hat, dass Fürst Wilhelm Hyazinth vier Jahre<br />

nach dem Mord noch<br />

em die geschäftlichen<br />

enden Wortlaut:<br />

ich verbleibe Euerer Eheanheutte<br />

ist angekündiget<br />

h doch noch bis zum letzten<br />

getröste, so dass ich mich<br />

gegen die Gnädigste Hohe<br />

Ufflagen ge<strong>kl</strong>aget, weniger<br />

er. Bitte also, wenn wier in<br />

ieses alles mit Gedult und<br />

unmündige Kinder haben,<br />

mlische Vatter Euerer samcht.<br />

Historisches<br />

Friederich Flender.“<br />

einmal eine Zeitlang das<br />

Regiment am Oberen<br />

Schloss übernahm, bald<br />

aber wieder in gewohnter<br />

Weise seine Untertanen<br />

finanziell ruinierte und<br />

erst 1723 vom Kaiser<br />

endgültig abgesetzt wurde,<br />

verlassen die beiden<br />

ihre Bank. Ehe sie sich<br />

auf den Heimweg machen,<br />

schauen sie sich<br />

noch die vielen Dokumente<br />

aus der einstigen<br />

Zeit im Siegerland-Museum<br />

und in dessen Umfeld<br />

an. Wenn der zuletzt<br />

ganz still gewordene Jörg<br />

jetzt nicht zu seiner guten<br />

Note kommt…<br />

Ulli Weber<br />

Alter Geschlecht Monatsbeitrag in Euro<br />

45 Frauen<br />

Männer<br />

55 Frauen<br />

Männer<br />

65 Frauen<br />

Männer<br />

75 Frauen<br />

Männer<br />

Genau so einzigartig<br />

wie der Mensch ist,<br />

so sollte auch seine<br />

Bestattung sein.<br />

Vorsorge<br />

Absicherung für den letzten Weg<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

<br />

8,94<br />

11,53<br />

12,24<br />

15,82<br />

19,45<br />

24,82<br />

40,50<br />

48,63<br />

12,89<br />

16,79<br />

17,84<br />

23,21<br />

28,63<br />

36,70<br />

60,18<br />

72,38<br />

TÜV SÜD geprüfte Service-Qualität<br />

seit 3 Jahren in Folge<br />

für den Geltungsbereich:<br />

16,84<br />

22,03<br />

23,44<br />

30,59<br />

37,81<br />

48,56<br />

79,86<br />

96,14<br />

Versicherungssumme 3.000 4.500 6.000<br />

Quelle: Ideal Sterbe-Geld <strong>2011</strong><br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 39


Ein Leben ohne Chor kann sich Gerhard Engel eig<br />

er im Chor der St. Peter und Paul Kirche, wo er s<br />

Begeisterung für Kirchenmusik begleitet ihn sei<br />

durch Hören, Sehen und Verstehen später selbst Chorle<br />

spruchsvolle Aufgabe.<br />

Weitere Stationen seiner Dirigententätigkeit sind: 19<br />

St. Peter und Paul, Siegen, der bis 1990 bestanden hat, 19<br />

2000 bis heute Kirchenchor St. Marien, Freudenberg.<br />

Chormusik in einer christlichen Kirche ist kein Selb<br />

schen Messe bzw. des Gottesdienstes. Sie ordnet sich de<br />

Sinne an. So wie auch der feierliche Rahmen der Kirche<br />

Glasfenstern und Wänden, die kunstvoll gestalteten Altä<br />

Lob Gottes.<br />

Zu Gerhard Engels liebsten musikalischen Erinnerun<br />

im Salzburger Dom, dem Paderborner Dom und dem Do<br />

des Oratoriums „Der Messias“ von Georg Friedrich Hä<br />

Besonders schätzt er außerdem die Musik von Felix Men<br />

und Joseph Haydn.<br />

Zur Person:<br />

1936 in Siegen geboren, verheiratet, 5 Kinder<br />

Beruf: Abgeschlossenes BWL-Studium Außendienst<br />

Von 1974 bis 2002 als Anzeigen- und Werbeberater b<br />

40 25 Jahre durchblick ck<br />

4/<strong>2011</strong>


entlich gar nicht vorstellen. Schon seit 1956 singt<br />

eit 1970 auch als Vize-Chorleiter fungiert. Seine<br />

n Leben lang. So musikalisch vorgebildet, ist er<br />

iter geworden, eine verantwortungsvolle und an-<br />

76 Gründung und Leitung eines Kinderchores in<br />

90 bis Ende 1999 Kirchenchor St. Matthias, Deuz,<br />

stzweck. Er dient der Mitgestaltung der katholim<br />

Ablauf des Messerituals unter und spricht die<br />

narchitektur, die bunten Gewänder, die Bilder an<br />

re und der Duft des Weihrauchs. Alles dient zum<br />

gen gehört die Gestaltung der Gemeindemessen<br />

m zu Mainz. Nicht zu vergessen, die Aufführung<br />

ndel in der Kirche St. Peter und Paul in Siegen.<br />

delssohn-Bartholdy, Wolfgang Amadeaus Mozart<br />

tätigkeit für mehrere Markenartikel-Firmen.<br />

ei der Siegener Zeitung<br />

Collage: Gottfried Klör, Text: Tessie Reeh<br />

4/<strong>2011</strong> 25<br />

Jahre durchblick ck<br />

41


Philosophisches<br />

Gedanken auf Abwegen<br />

Walther von der Vogelweide, Lyriker des Mittelalters<br />

(Abb. Große Heidelberger Liederhandschrift um 1300)<br />

Ich saß auf einem Steine und schlug Bein über Beine......<br />

Ein Hauch von Endlichkeit lag schon über der Natur,<br />

ein letztes Aufbäumen in einer alles verschlingenden<br />

Farbenpracht vor dem Vergehen. Der ganze Vorgang mit<br />

einem unendlichen Gleichmut. Aber sie wird wiederkommen,<br />

sammelt Saft und Kraft, um uns einen neuen Frühling<br />

zu bescheren. Altweibersommer, eine sicherlich schillernde<br />

Bezeichnung für diesen herrlichen Jahresabschnitt, jedoch<br />

auch ein wenig provokant, frivol und schmerzhaft, wenn<br />

sie den Älteren unterstellt, dass auch sie noch einmal Rad<br />

schlagen und ihr Gefieder aufplustern vor dem endgültigen<br />

Ableben. Und wie ist es um deren „Come back“ bestellt?<br />

Das Licht nimmt ab. Hin und wieder weht ein noch<br />

grünes Blatt an mir vorüber, ein Gruß aus sommerlichen Tagen,<br />

ein momento mori - Symbol der Vergänglichkeit. Die<br />

letzten wärmenden Sonnenstrahlen legen sich über mein<br />

melancholisches Gemüt. „Leuchtende Tage, nicht weinen,<br />

dass sie vorüber, lächeln, dass sie gewesen (Konfuzius).<br />

Wikipedia<br />

An den vergangenen Abenden übernahm ein Vollmond<br />

den Tag mit einem fahlen, kalten und verstörenden Licht,<br />

das Weltgeschehen zog in dun<strong>kl</strong>en Wolkengebilden an ihm<br />

vorüber. Die Vorstellung eines indifferenten Universums,<br />

im gebrechlichen, oft überheblichen Ich noch ein fernes<br />

Ich suchen. Die Eulen der Minerva beginnen erst in der<br />

Dämmerung ihren Flug.<br />

Ich glaube, es gibt kaum einen Stoff auf diesem Planeten,<br />

aus dem man mehr erschaffen könnte, als aus der Welt der<br />

Gedanken. Manchmal ziehen sie wie Segelschiffchen ihre<br />

Bahn, heute eilen sie, sie überschlagen sich fast. Der Körper<br />

wird im Alter poröser, durchlässiger, die Stimmigkeit des<br />

Lebens nimmt ab, der Wind der Zeit wird stürmischer. Die<br />

Zeit verdichtet sich. Ich erfahre ja die Welt immer hauptsächlich<br />

über mich. Wie ich sie denke, so zeigt sie sich mir.<br />

Meine Gedanken sind heute wie schwere Wurfgeschosse,<br />

sie durchdringen jede Zelle meines Körpers, aber ich bin ihr<br />

Schöpfer und trage die Verantwortung, finde jedoch den<br />

Knopf nicht, um sie abzuschalten. Ich möchte einen Vorhang<br />

herablassen, um sie dahinter zu verbergen. Sie kreisen<br />

um die vielen Verluste im Verlauf jeden Lebens. Kann man<br />

eine Gewinn-Verlust-Rechnung aufstellen? Manchmal nähre<br />

ich die Überzeugung, es gäbe eine Schicksalswaage, die<br />

für eine gewisse Balance sorgt. Manchmal ist ein Gewinn<br />

auch ein Verlust und ein Verlust entpuppt sich als Gewinn.<br />

Die nackte Angst vor weiteren Verlusten, welcher Art auch<br />

immer, brennt sich in meine Seele. Sehnsüchte bleiben in<br />

den Büschen hängen, werden wie Fetzen zu mir zurück geweht.<br />

Leben im Alter heißt Leben am Limit, eine Existenz<br />

führen auf Abruf, eine zeitliche Zäsur, die zur Vergangenheit<br />

gewordene Zukunft. Zeit ist knapp, und es geht darum, sie<br />

angenehm zu entsorgen. Wir versuchen, so las ich einmal,<br />

die Zeiten zu überleben, in denen wir leben. Das Ende denken.<br />

Ich halte Ausschau nach dem Amt für finale Angelegenheiten.<br />

Sollte der Glaube dort beheimatet sein und das Zepter<br />

schwingen? Die erbarmungswürdige menschliche Kreatur<br />

vor ihrem Fall. Den Überblick verlieren als älterer Mensch<br />

in einem Dasein, in dem die Welt sich langsam auflöst und<br />

verflüchtigt in ein nur teilweise verständliches Spiel von Zeichen<br />

und Codes, gefühltes Wissen in einer undurchsichtigen<br />

komplexen und doch geisterhaft funktionierenden Welt.<br />

Der Sack voller Verluste neben mir. Ich lecke mir die<br />

Wunden, die sie geschlagen haben und bebrüte noch einmal,<br />

wie eine Glucke, schon längst gelegte Eier. Selbst<br />

Niederlagen erscheinen mir im späten Licht wie Verluste,<br />

Krankheit und letztendlich auch das Sterben mit einbezogen,<br />

im vollen Bewusstsein dieser Absurdität. Das Erinnern<br />

ist lückenhaft, zum großen Teil rekonstruiert, denn das Gedächtnis<br />

ist keine Festplatte, auf der Erlebtes gespeichert<br />

wird, sondern das Gehirn ist in Fächer aufgeteilt, die allerdings<br />

unter einander agieren. Daher vielleicht auch die<br />

42 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Philosophisches<br />

Bezeichnung des Schubladendenkens! Von Ereignissen und<br />

Erlebnissen werden nur Schnipsel gespeichert.<br />

In jungen Jahren findet sich häufig ein Ersatz für erlittene<br />

Verluste, im Alter sind es dann die Ersatzteile für<br />

Zähne, Haare und Gelenke. Die Verluste beginnen bei der<br />

überwiegenden Zahl der Menschen mit den Milchzähnen,<br />

enden, wenn man Pech hat, mit dem Verlust des Verstandes,<br />

spätestens aber mit dem Ableben. Alles Verlieren dazwischen<br />

reiht sich auf, wie an einer kürzeren oder längeren<br />

Perlenschnur. Angeblich kann ich alles, was mir widerfährt,<br />

in einer Weise fühlen, formen, verwandeln und nutzen, so<br />

dass ich davon profitiere, egal ob es sich um Verluste ideeller<br />

oder materieller Natur handelt. Was ein Verlust ist und<br />

was er für den Einzelnen bedeutet, stellt sich unterschiedlich<br />

dar.<br />

Robert Schumann hat ein<br />

Stück komponiert mit dem Titel:<br />

„Erster Verlust“. Es geht um<br />

ein Vögelchen seiner Tochter. Er<br />

fütterte es mit Grieß<strong>kl</strong>ößchen und<br />

das hat dem Vögelchen den Garaus<br />

gemacht.<br />

Kurt Biedenkopf empfand den<br />

Verlust von Karl-May-Büchern,<br />

die er auf der Flucht zurüc<strong>kl</strong>assen<br />

musste, als das bis dahin größte<br />

Missgeschick. Das war 1992.<br />

Jens Peter Jakobsen führt aus:<br />

„Der Glaube an einen lenkenden<br />

strafenden Gott ist die letzte Illusion<br />

der Menschheit, wenn auch<br />

die verloren geht, dann ist er <strong>kl</strong>üger<br />

geworden, aber auch reicher,<br />

glüc<strong>kl</strong>icher“?<br />

„Freunde, ich habe einen Tag<br />

verloren“, <strong>kl</strong>agt Titus, nachdem<br />

er einen Tag lang nichts Denkwürdiges<br />

vollbracht hatte.<br />

„Meistens lehrt uns erst der<br />

Verlust über den Wert der Dinge.“<br />

(Schopenhauer)<br />

„Während wir durchs Leben<br />

gehen, halten wir nach dem fehlenden<br />

Teil unseres Ichs Ausschau.<br />

Manchmal haben wir Glück und<br />

erkennen in jemand anderen unser<br />

verloren gegangenes Stück<br />

Selbst.“ (Paulo Coelho)<br />

„Wo ist die Weisheit, die wir im<br />

Wissen und das Wissen, welches<br />

wir in der Information verloren<br />

haben?“, fragt T. S. Eliotz.<br />

„Dinge hinausschieben, damit<br />

bestiehlt man die Gegenwart“.<br />

(Seneca)<br />

„Nichts riskieren heißt, einen nicht abschätzbaren Verlust<br />

hinzunehmen“. (Theo Lehmann)<br />

„Wie viel geht nicht auf so langem Weg verloren, Gesundheit,<br />

Kraft, selbst Neigung und Fähigkeit, Einfaches<br />

zu genießen, dessen Duft am leichtesten verflüchtigt, eben<br />

weil er der Feinste ist.“ (Alexander von Villers)<br />

Allem die Krone auf setzt Nietzsche: „Es gibt Verluste,<br />

welche der Seele eine Erhabenheit mitteilen, bei der sie sich<br />

des Jammerns enthält und sich, wie unter hohen, schwarzen<br />

Zypressen, schweigend ergeht.“<br />

Fest steht, ohne Kompensation, Verwandlung und Sublimierung<br />

ist die menschliche Existenz nicht auszuhalten.<br />

Erika Krumm<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 43


„handeln erwünscht“<br />

leben im Überfluss<br />

Collage: Agnes und Peter Spar<br />

Die biblischen Worte: „Unser täglich Brot gib uns heute“ müssten in unserer Zeit wohl lauten:<br />

„Unser täglich Brot und unseren täglichen Sprit gib uns heute“<br />

Die Erde ist groß genug für die Bedürfnisse eines jeden<br />

Mahatma Gandhi<br />

Menschen, aber nicht für seine Gier.<br />

Wer in den letzten Wochen begleitet von den warmen<br />

Sonnenstrahlen der Herbstsonne durch<br />

unsere Natur wanderte, erlebte seine Umwelt<br />

sicher glüc<strong>kl</strong>ich und zufrieden. Es war ein Altweibersommer,<br />

wie wir ihn uns lange wünschten. Die letzten Blumen<br />

brachten noch einmal ihre volle Blütenpracht hervor und<br />

auch der Wald fing Farben des Herbstes ein.<br />

Nach einem verregneten Frühjahr und Sommer hatte sich<br />

die Kraft der Natur durchgesetzt und somit segensreich für<br />

unsere Bedürfnisse gesorgt. In großen Mengen und ausreichend<br />

plünderten die Vögel die roten Kirschen. Es grüßten<br />

und erstrahlten die zahlreichen weit leuchtenden Apfelbäume,<br />

und unter der schweren Last der Früchte brachen teils<br />

übervolle Äste der Pflaumenbäume ab. In den Gärten wuchsen<br />

und gediehen aromatische Beeren an den Sträuchern.<br />

Selbst an Waldesrändern konnte man üppige Wilderdbeeren,<br />

Him- und Brombeeren naschen. Die Natur hatte in diesem<br />

Jahr ihr Füllhorn in einem reichen Übermaß über uns geschüttet.<br />

Ja, und auch die Landwirtschaftsverbände berichteten<br />

über sehr gute und ertragreiche Ernteergebnisse.<br />

Doch was tun wir Menschen? Wir stöhnen und <strong>kl</strong>agen.<br />

Allerorts wurden die Fragen laut: „Willst du noch Äpfel<br />

haben, kannst du noch Pflaumen gebrauchen?“ und dann<br />

der Nachsatz: „Ich kann sie nicht mehr sehen“ oder „ich<br />

habe mich daran satt gesehen“.<br />

Wenn es doch so einfach wäre mit dem Begriff satt. Wir<br />

können uns satt essen!<br />

Abends, wenn wir es uns gemütlich gemacht haben,<br />

mit gesättigtem Bauch in unseren Sesseln sitzen, erreichen<br />

uns Bilder von ausgemergelten Menschen, darunter eine<br />

Vielzahl an <strong>kl</strong>einen Kindern, die mit großen Augen in unsere<br />

Wohnstuben schauen. Es macht betroffen. Doch im<br />

Allgemeinen hören wir schon gar nicht mehr hin, wenn<br />

der Sprecher der Nachrichten – mit dem Hinweis auf ein<br />

Spendenkonto –, auf die entsetzliche Not in Worten und<br />

Bildern aufmerksam macht.<br />

Ja, so wird man an dieser Stelle sagen: Was soll das?<br />

Was helfen unsere vollen Obstbäume den armen Hungernden<br />

am Horn von Afrika? Wir können doch keinen Pflaumentransport<br />

in die Dürre- und Hungergebiete schicken!<br />

Es hinterlässt irgendwo einen faden Nachgeschmack,<br />

wenn man sich mit den Gegebenheiten unserer vom Konsum<br />

geprägten „Denkweise“ beschäftigt. Können wir eigentlich<br />

noch anders leben? Muss das so sein? Wer bestimmt<br />

darüber?<br />

44 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Gesellschaft<br />

Die übervollen Bäume sind ja nur ein <strong>kl</strong>eines<br />

Beispiel dessen, was wir tagtäglich erleben<br />

und hinnehmen. Inwieweit tragen wir mit dazu<br />

bei, dass Teile dieser Erde, in der doch alle<br />

Menschen ein Recht auf Leben haben, maßlos<br />

ausgebeutet und sinnlos zerstört werden? Als sei<br />

es von jeher so gewesen!<br />

Während an unseren Bäumen das Obst nicht<br />

genutzt wird und langsam vor sich hingammelt<br />

und verfault, werden tagtäglich zusätzliche neue<br />

Früchte aus aller Herren Länder in unsere Geschäfte<br />

gebracht. Sie sind wahrscheinlich vom<br />

Aussehen makellos, aber sind sie deshalb wertvoller<br />

als die heimischen Obstsorten?<br />

Wie lange wissen wir schon, dass wir in unserer<br />

Wegwerf- und Überflussgesellschaft unser<br />

eigenes Umfeld belasten? Wie häufig werden wir<br />

darauf hingewiesen, dass die Menschen in den<br />

Dürregebieten dieser Welt mit einem Bruchteil<br />

unseres Überflusses ihr Leben fristen könnten. Es wurden<br />

Organisationen für Menschenrechte, eine Welthungerhilfe<br />

gegründet, und die UNO gibt es auch noch! Große Namen<br />

von edler Bedeutung mit großen Aufgaben. Die Namen<br />

sind uns bekannt, aber den hungernden Menschen fehlt der<br />

Zugang, fehlt eine Lobby.<br />

Die Ökonomen kommen dann sofort mit dem Schlagwort<br />

der „sozialen Marktwirtschaft“, daraus resultierend<br />

mit dem Hinweis: „Ja, wir müssen produzieren, schließlich<br />

ist es doch der Sinn eines marktwirtschaftlichen, globalen<br />

Wirtschaftssystems, usw. usw.“ Studierte Experten er<strong>kl</strong>ären<br />

in Talkrunden „den Wandel der Zeit“! Es sind überwiegend<br />

die gleichen „Fachleute“, die uns Bürgern ihre (oftmals bezahlte)<br />

Meinung zu den Themen exzessiv und mit überaus<br />

wichtigem Gehabe „aufschwatzen“.<br />

In vielen Dingen bedarf es eigentlich nur eines <strong>kl</strong>einen<br />

Rückblicks auf die Werte, die schon für unsere Vorfahren<br />

galten. Ein Leben geprägt vom gesunden Menschenverstand.<br />

Sind wir wir<strong>kl</strong>ich alle in diesem entsetzlichen System<br />

so gefangen, dass wir auf Gedeih und Verderb weiter dieses<br />

zügellose, maßlos-unsinnige Gebaren mitmachen müssen?<br />

Spätestens hier kommt der Einwand, dass das Angebot ausschließlich<br />

nach der Nachfrage geregelt wird!<br />

Daher sei es dringend geboten, dies auch nach der Orientierung<br />

des Marktes vorzunehmen. Ebenso wird diese<br />

Strategie des Konsumdenkens auch unter dem Aspekt des<br />

Arbeitsmarktes gesehen. Mit dem Wegfall von tausenden<br />

Arbeitsplätzen argumentieren überwiegend die Unternehmen,<br />

für die Gewinn an erster Stelle steht.<br />

„Unser täglich Brot gib uns heute“.<br />

Eigentlich müsste es einen Aufschrei, eine Wutbürger-<br />

Mentalität in der Bevölkerung hervorrufen, wenn daran gearbeitet<br />

und geforscht wird, wie man aus lebensnotwendigem<br />

Getreide - mit vollwertigen Nährstoffen – Kraftstoffe<br />

für unsere Mobilität produziert. Oder: Es als das „große<br />

Non-plus-ultra“ preist, wenn man sogar Nahrungsmittel als<br />

Kaufhaus Werbung vom 9. 10. <strong>2011</strong> im SWA<br />

pelletähnliche Brennstoffe verheizt. Ist es nicht eine Verhöhnung<br />

angesichts der hungernden Menschen? Warum<br />

denken wir nicht daran? Wir als Kunden an den Ladentheken<br />

sollten wenigstens den Versuch wagen, ein <strong>kl</strong>ein wenig<br />

die Dinge anders zu lenken. Wir als Verbraucher sollten<br />

unsere Kaufkraft, als Macht gegen dieses schlimme, nach<br />

(Gier)- Gewinndenken ausgerichtete Warenangebot abwägen<br />

und es ganz einfach ablehnen.<br />

Man braucht im Winter bei Eis und Schnee keine erntefrischen<br />

roten Erdbeeren.<br />

Wer heute für den Haushalt einkauft, wird schon an der<br />

Brottheke mit einem Überangebot in runder-, ovaler-, dreieckiger-,<br />

laibähnlicher- oder wie auch immer gestalteter<br />

Brotformen, mit vielen verschiedenen Getreidesorten der<br />

unterschiedlichsten Inhaltsstoffe konfrontiert. Nicht nur das:<br />

Es darf ebenso unter den Brötchen in reichhaltigen Varianten<br />

gewählt werden. Und es sind beileibe keine <strong>kl</strong>einen Mengen,<br />

die dort dem Kunden dargeboten werden. Die Regale und<br />

Körbe müssen stets gefüllt vor den Augen des Kunden gut<br />

sichtbar, eben dem Gaumen anregend, – vor allem: kauffördernd<br />

präsentiert werden. Die gleiche Fülle bietet sich innerhalb<br />

der Warengruppen in den Frischeabteilungen wie Obst<br />

und Gemüse, den Molkereiprodukten, usw. usw.<br />

Sehr oft wird dann im Hintergrund der soziale Aspekt<br />

dieses Überangebotes genannt. Alles was vom Vortag übrig<br />

bleibt, wird der „TAFEL“ zur Verfügung gestellt und das<br />

sei ja nun wir<strong>kl</strong>ich eine sehr vernünftige, sinnvoll und auch<br />

christlich-solidarisch vertretbare Sache!<br />

Und just bot das Siegener Warenhaus „Real“ Mitte Oktober<br />

zu Gunsten der „Tafel“ einen Floh- oder Schnäppchenmarkt<br />

– mit zusätzlicher großer Tombola an. Unter<br />

dem Slogan „handeln erwünscht“ wurde geworben und es<br />

stand wörtlich geschrieben: Das schon „über 90 Geschäfte,<br />

Bäckereien und Großmärkte spenden regelmäßig ihre<br />

Überschussware an die Siegener ‚Tafel‘. Hierbei handelt es<br />

sich ausschließlich um einwandfreie Lebensmittel, die <br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 45


Gesellschaft<br />

noch verwertet werden können. Sie werden aussortiert, bevor<br />

sie verderben. Meistens steht das Ablaufdatum kurz bevor<br />

oder es ist Saisonware, wie z. B. Weihnachten“.<br />

Aber damit nicht genug. Es steht weiter im Text „So<br />

schafft die Siegener Tafel eine Brücke zwischen Überfluss<br />

und Mangel: qualitativ einwandfreie<br />

Lebensmittel, die sonst im<br />

Müll landen würden, und verteilt<br />

diese an sozial und wirtschaftlich<br />

Benachteiligte“. Die Aussage am<br />

Anfang: „die Tafeln in Deutschland<br />

haben eine Bewegung in<br />

Gang gesetzt, die nicht mehr zu<br />

stoppen ist“, usw. usw.!<br />

Ist das nicht skandalös? Und die Krux der Sache: Man<br />

glaubt diesen „betriebswirtschaftlich ausgebildeten, teils<br />

studierten Scharlatanen“!<br />

Was ist sozial? Parteien werben mit Begriffen wie:<br />

christlich-sozial, christlich-demokratisch und sozial-demokratisch.<br />

Sozial steht für gemeinnützig, wohltätig, uneigennützig<br />

und vor allem menschlich. Wie viel Leid könnte<br />

in sinnvolle Hilfe für die wir<strong>kl</strong>ich Hungernden dieser Welt<br />

umgewandelt werden, wenn die Preise auf den Weltmärkten<br />

nach sozialen Maßstäben ausgerichtet würden? An eine<br />

„Tafel“ für den afrikanischen Kontinent denken nicht mal<br />

Der Wahnsinn der<br />

Überproduktion hat<br />

viele Lobbyisten<br />

die Menschen der verschiedenen Glaubensrichtungen. „Es<br />

gibt doch die Hilfsorganisationen“, kommt als Entschuldigung.<br />

Ach ja und „zu allen Zeiten gab es schon immer<br />

Reiche und Arme, kam es schon immer zu Hungersnöten“.<br />

Der Wahnsinn des Überproduzierens hat viele Lobbyisten.<br />

Anlässlich des Erntedankfestes<br />

wurde in einigen Predigten<br />

und Kommentaren angemerkt<br />

und ermahnt, dass wir mit unserer<br />

Nahrung sorgsamer umgehen<br />

mögen. Es würden zunehmend<br />

Lebensmittel eingekauft, die<br />

dann – verpackt, teils noch ungeöffnet<br />

- verdorben in der Mülltonne landen. Unter diesem<br />

Aspekt ist davon auszugehen, dass es einer gewissen Klientel<br />

von Menschen zu gut geht. Dem gegenüber be<strong>kl</strong>agt<br />

man eine stetig zunehmende Zahl von Haushalten, die in<br />

die Verschuldung geraten. Es ist eine Schraube ohne Ende.<br />

Die Zahl derer, die noch die entbehrungsreiche Kriegsund<br />

Nachkriegszeit, den Beginn des wirtschaftlichen Wachsens<br />

miterlebt hatten, wird mit den Jahren geringer.<br />

Den zuvor erwähnten Slogan „handeln erwünscht“ sollten<br />

wir wir<strong>kl</strong>ich beherzigen und mithelfen, dem irrsinnigen<br />

Überfluss ein Ende zu setzen.<br />

Eva-Maria Herrmann<br />

46 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Personen<br />

Willi Otto Hahnenstein geb. am 19.09.1911<br />

Zum 100. Geburtstag eines angesehenen Siegener Bürgers<br />

Der Jubilar<br />

ist auch im<br />

hohen Alter<br />

noch geistig rüstig<br />

und erinnert sich genau<br />

an die Zeit vor etwa<br />

70 Jahren. Damals<br />

wohnte er bei seinen<br />

Eltern in der Nordstraße.<br />

Heute wohnt<br />

er im Haus seiner<br />

Tochter und seines<br />

Schwiegersohnes in<br />

Willi Otto Hahnenstein Kaan Marienborn,<br />

Grimbergstraße 22.<br />

Er war viele Jahre bei<br />

der SIEMAG (jetzt<br />

SMS) in Dahlbruch als Industrie-Kaufmann tätig und hat<br />

in jungen Jahren noch Briefe geschrieben für den bekannten<br />

Chef dieses Unternehmens, Bernhard Weiss. Zuletzt nach<br />

seinem 99. Geburtstag wurde er – wie jährlich – von der<br />

Firmenleitung abgeholt zur Jubilar-Feier, an der er neben<br />

dem jetzigen Vorstandsvorsitzenden Dr. Heinrich Weiss bevorzugt<br />

Platz nehmen konnte.<br />

Hier die Aufzeichnungen des hochdramatischen Geschehens<br />

kurz nach dem ersten schweren Bombenangriff<br />

auf Siegen am 16. Dezember 1944, der allen damals<br />

jugendlichen Mitbürgern nachhaltig im Gedächtnis geblieben<br />

ist. – Willi Hahnenstein war damals als Soldat<br />

an der Ostfront verwundet worden und aus einem Feld-<br />

Lazarett kommend zur Nachbehandlung nach Gießen in<br />

ein Wehrmacht-Lazarett verlegt worden. Dort erfuhr er<br />

von dem Luftangriff auf seine Vaterstadt Siegen. Er konnte<br />

trotz eines noch geschienten Arms mit der Bahn nach<br />

Siegen gelangen; in der Dramatik des Geschehens ohne<br />

bürokratische Urlaubserteilung; denn er war ja noch verwundeter<br />

Frontsoldat.<br />

In Siegen angekommen, wollte er nach Hause und fand<br />

zu seinem Entsetzen und innerlich schwer getroffen, seinen<br />

durch den Bombenangriff zu Tode gekommenen Vater<br />

vor dem Weidenauer Krankenhaus auf der Straße liegen,<br />

buchstäblich nur mit einer Zeitung bedeckt. Die Bergung<br />

der vielen Toten konnte ja nicht sofort von den Hilfskräften<br />

bewältigt werden. Als treuer Sohn und tatkräftiger Mann<br />

gelang es ihm endlich – nach verzweifelten Bemühungen<br />

– einen Schreiner ausfindig zu machen für einen Sarg und<br />

überdies einen einfachen Wagen (Autos gab es ja nicht<br />

mehr) mit einem Pferd bespannt, um seinen Vater in Ehren<br />

zu Grabe zu fahren.<br />

Autorenfoto<br />

Es war der Wunsch seinen Vaters gewesen, auf dem<br />

Friedhof in Gosenbach beerdigt zu werden. Dazu musste er<br />

sich zunächst Wagen und Pferd aus Gosenbach holen. Ein<br />

weiter Weg zu Fuß von Weidenau nach Gosenbach. Eine<br />

neue aufreibende Schwierigkeit kam hinzu. Die Witterung<br />

ergab leichten Schneefall und das Pferd rutschte dermaßen<br />

in der Glätte aus, dass seine Hufe mit Sac<strong>kl</strong>einen umwickelt<br />

werden mussten. Immer neue Probleme und Hürden;<br />

wer kann das aushalten? Schließlich konnte er mühsam und<br />

langsam, seinen toten Vater auf dem Wagen, den Rückweg<br />

zum Gosenbacher Friedhof antreten, doch in der Nähe<br />

der Eisenbahnbrücke am Kaisergarten ertönte ein „HALT“<br />

und zwei Uniformierte mit Stahlhelm und blankem Messingschild<br />

an einer Kette auf der Brust hielten ihn an. Feldgendarmen<br />

(so hießen damals Militärpolizisten – heutzutage<br />

Feldjäger). Willi Hahnenstein trug freilich auch seine<br />

Uniform mit Dienstpistole am Gurt. Weiterfahrt gestoppt.<br />

Ausweispapiere verlangt. Willi H. erläuterte, innerlich<br />

erregt, dass er seinen toten Vater zur Beerdigung fahren<br />

wolle. Als es dennoch (zu viele) Fragen gab, sah unser Vetter<br />

das nicht mehr ein und er schrie aufgebracht, indem<br />

er die Pistole aus dem Futteral zog „Wenn ihr mich jetzt<br />

nicht durchlasst, dann schieße ich...“ Jeder ältere Mitbürger,<br />

der die damalige Zeit erlebt hat weiß, welch hohes<br />

Risiko, selbst erschossen zu werden, unser Vetter einging,<br />

als er seine Pistole zog. Aber, Gott sei Dank, der Älteste<br />

der beiden Feldgendarmen behielt die Nerven und sagte<br />

ruhig: „Jetzt mach mal halblang, wir haben ja auch unsere<br />

Pflichten – aber jetzt sieh zu, dass du weiter kommst.“ Es<br />

konnte weitergehen und nach einer langen und schwierigen<br />

letzten Reise seines Vaters konnte er ihn schließlich ehrenvoll<br />

auf dem Friedhof in Gosenbach bestatten. So etwa<br />

ist das dramatische Geschehen für Willi Hahnenstein vor<br />

fast 70 Jahren abgelaufen. Er sagt noch heute, dass er mit<br />

seiner Nervenkraft völlig am Ende gewesen sei; übrigens<br />

sind Feldjäger im Vorrang, auch wenn der Kontrollierte den<br />

gleichen Rang hat.<br />

Soviel von seiner eigenen Erzählung. Jeder Leser wird<br />

verstehen, wie erschöpft und enttäuscht ein redlicher<br />

Mensch gewesen sein musste, der mehr als seine Pflicht<br />

erfüllt hatte. Unser Vetter Willi Hahnenstein hat trotz allem<br />

Geschehen und einem erfahrungsreichen Leben bis heute<br />

sein gesundes Gottvertrauen behalten. Eine Enkelin und<br />

zwei Urenkel wissen und werden nicht vergessen, mit allen<br />

Familienangehörigen, was sie von einem solchen (Ur)-<br />

Großvater zu halten haben, der auch mit 100 Jahren immer<br />

noch Lebensmut ausstrahlt und diesen auch an andere Menschen<br />

weiter vermittelt.<br />

Ulrich Hahnenstein<br />

(Vetter 2.Grades von Willi Otto Hahnenstein)<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 47


Mundart<br />

Got gedocht !<br />

Sonndachsässe – Doffelns-Glease<br />

En de 80-zicher Joarn, em foarige Joarhondert, konn<br />

m‘r emo en d‘r Zirung läse, darren lesdiger Hussma<br />

fresche Doffeln zom Wäsche en de Wäschmaschin<br />

schdobbde, em se da, wi m‘r hozedach sät, gesondheitsbewosst<br />

met d‘r Schal ze genese, glich woal awer och, em<br />

sech de Arwet mem Schealn ze schbarn.- Got gedocht!<br />

Em 1960 rem mainde min Fadder, hä hädde wat erfonne.<br />

Wann et bi os d‘rhaim Doffelnsglease gob, härre minner<br />

Modder emmer geholfe, dänn rächt arwets‘ofwennich erret,<br />

bes de Doffelnskoggeln om Däller läjje. Em no schwinn<br />

got drij Doffelnsgerewenes ze grijje – rechdich drij moss<br />

dat sinn – gob min Fadder dat Gereb en e Linnetsäckelche.<br />

Schdramm zogebonne wuer dat da so rechdech duerch on<br />

duerch ussgegwätscht en ner al Wäscheschleuder, di sost<br />

foar niks me ze gebr‘uche woar. – Got gedocht!<br />

Onnerm Ussgoss fa d‘r Schleuder feng en Schoddel de<br />

Doffelnsbre of, di da en Zittlang dren schdo bleb. Doffelnsschdärke<br />

sadde sech ab on kom hennerhear werrer onner dat ussgedreckde<br />

Gereb. Och e bessje Bre werrer d‘rzo. Wat itzend<br />

noch fälde woarn Salz, Äjjer on gerewene Zwebbeln. Dat alles<br />

met am Dach foarhear gekochde on zergwätschde Gegwallde<br />

(Pellkartoffeln) merrenanner fermengt. – Got gemacht!<br />

Fa däm Gemadsch wuern decke Koggeln geformt. En<br />

groase Debber met fast kochendem Salzwasser mossden de<br />

Glease da noch 20 Minudde ze‘ (ziehen – nicht kochen),<br />

sobal se schwemmend hoch komen. Merrem Schäbbläffel<br />

(Schöpflöffel – gelöchert) uss d‘r Bre genomme, of d‘r Däller<br />

gelät, d‘rzo Roatgrutt on Suerbrore woarn de Glease e<br />

Sonndachsässe. Hennerhear gob'et en noch Wa‘choller –<br />

d‘r B‘uch ze foll!. – Got geschmackt!<br />

Gerda Greis<br />

Hussbotz<br />

Hussbotz woar a‘gesät. „Ho sin de Lambe dra”, gräj<br />

ech fa minner Modder ze hearn. „Dat es niks foar<br />

dech, dat mache ech!”, säde se, on: „M‘r fänge en<br />

d‘r Keche a!” Ech duerfde zogucke, hadde alt d‘r Botzaimer<br />

met fel „Immi” em warme Wasser schoa parat, d‘rzo<br />

en Schdol foar d‘r Kechedesch geschdallt. Min Modder,<br />

gelengisch wi se woar, huerdich of d‘r Schdol droff, da of<br />

os glaine Desch, em glich merrem groase Labbe d‘rearscht<br />

d‘r Lambescherm grendlich afzewäsche.<br />

Wail si arich schlecht hearn konn – als Glaikend hadde<br />

min Modder de Masern gehatt – derwäje hadde ech ear<br />

zemlich laut zogerofe: „Gef achde met dinnem nasse Lab-<br />

Handarbeiten<br />

Ihr Fachgeschäft in Siegen für den Bereich:<br />

• Stricken<br />

• Sticken<br />

• Heimtextilien<br />

• Meterware für Tischwäsche<br />

• Geschenkartikel<br />

• und vieles mehr!<br />

Inh. Karin Tillner<br />

Löhrstraße 20 · 57072 Siegen<br />

Telefon: (0271) 52539<br />

be, sall‘ech net lewer d‘r Schdrom abschdälln?” „Ech wais<br />

warrech do!” Maisdens hadde se jo och rächt, doch merrem<br />

o‘gore Gedanke woar mier os Fluer lewer als de Keche.<br />

Da gobet och schoa en wane Gnall. Ain Bleck en de Keche<br />

–min Modder woar neme ze se‘. Om Kechedesch logen<br />

nuer de Schbleddern fa d‘r Biern uss d‘r Lambe. Si mossde<br />

ewer d‘r Desch rewer henne ronner gesackt sinn, sos om<br />

Botzaimer, dä zwescher d‘m engebaute Wandschrank onnerm<br />

Fesder on d‘m Desch schdonn.<br />

Mem Kobb woar se noch gäje de Schewedier fam däm<br />

Wandchrank geschlä on guckde mech no met arich ferschlaierde<br />

Auge a. En Zitt lang bleb min Modder of d‘m Aimer<br />

setze, beschdemmt och, wail si benomme em Kobb woar fa<br />

däm Schdromschlach. Me als gelonge soj dat uss, si so zesamegedreckt<br />

of‘em Botzaimer setze ze se‘ – si woar jo och<br />

net grad hoch gewase met eare ainhonnertonseksonfofzich<br />

cm. Ech ha da fergäwens fersocht, det Lache ze ferbisse,<br />

konn awer och en earem Gesechde e komisch Grinse erkenn.<br />

Et duerde net lank, min Modder rabbelde sech hoch,<br />

scherrelde d‘r Kobb e parmol hin on hear, on säde nuer:<br />

„Ech br‘uch izend en dobbelde Wa‘choller!”<br />

Usser nem nasse Hennerdail, no‘e par Dach en oarndliche<br />

Granz bondicher Fläcke a ner bewossder Schdäll,<br />

woar niks zereckegeblewe, och net en earem Kobb. Ech<br />

hadde schoa gedocht on gehofft, dä Schdromschlach hädde<br />

minner Modder fiellaicht got gedo on si kenn itz bässer<br />

hearn – domet woar awer niks. – Schotzengel? Orrer<br />

Glecke gehat!<br />

Gerda Greis<br />

48 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Gesellschaft<br />

Gefährlicher Müll<br />

Von Wilma Frohne<br />

Gelbe Müllsäcke säumten die Bürgersteige<br />

oder dekorierten die<br />

Vorgärten. – Gelbe-Säcke-Tag!<br />

Ich fuhr über die lange Hauptstraße<br />

und sah, wie ein Müllsack von einer Windbö<br />

vom Stapel gerissen wurde. Sie ließ ihn<br />

über den Bürgersteig rollen, um einen Laternenpfahl<br />

kreisen und dann neben parkenden<br />

Autos an der Straßenseite liegen.<br />

Mit dem nächsten Windstoß rutschte er<br />

langsam an mehreren abgestellten Autos<br />

entlang. Es sah aus, als hätte ihn keines<br />

haben wollen und jedes ihn mit einem<br />

<strong>kl</strong>einen Schubs etwas weiter beförderte.<br />

Mein Herz <strong>kl</strong>opfte. „Hoffentlich kommt<br />

der Sack nicht unter meine Räder“, dachte<br />

ich und starrte wie hypnotisiert auf ihn<br />

und das bunte Innenleben, das durch seine<br />

dünne Haut schimmerte. „Hoffentlich<br />

bleibt er da, wo er jetzt ist!“ Er blieb auch<br />

an der Stelle liegen, doch der Wind drehte<br />

ihn quer zur Fahrbahn. Ich wich über die gepflasterte Markierung<br />

in der Straßenmitte aus.<br />

Mein rechtes Vorderrad traf trotzdem den Müllsack. Er<br />

zerplatzte mit einem Knall. Im Rückspiegel sah ich, wie<br />

sich der Abfall auf der Straße verteilte. Es war mir peinlich.<br />

„Du hast ja versucht den Sack zu umfahren“, beruhigte ich<br />

mich. „Der Müll bleibt bestimmt nicht lange da liegen, zumindest<br />

nicht so zusammen. Der Wind wird die runden Teile<br />

wegrollen und die bunten Tüten als Drachen steigen lassen.<br />

Den Rest verteilen die Autos.“ Dann erschrak ich. „Was ist,<br />

wenn Flaschen im Sack gewesen sind? Es soll ja kein Glas<br />

hinein, aber wie oft wird nicht so gesammelt wie gesammelt<br />

werden soll? – Oder eine Blechdose den Reifen ritzte? Wie<br />

schnell kann durch einen auf die Fahrbahn gewehten Müllsack,<br />

besonders im Berufsverkehr, ein Unfall passieren. Die<br />

Städtischen Fahrzeuge haben tausende Säcke abzuholen und<br />

können nicht morgens um sieben überall sein.“<br />

Der Wind ließ trockenes Laub tanzen und Papierfetzen<br />

durch die Luft segeln. Meine Augen beobachteten<br />

den Straßenverkehr – meine Ohren horchten angespannt<br />

auf die Fahrgeräusche. „Reagiert das Auto wir<strong>kl</strong>ich genau<br />

wie vorher?“ Ich schüttelte den Kopf. „Das Steuerrad vibriert<br />

mehr.“ Ich schwitzte. Doch dann fiel mir ein, dass<br />

die asphaltierte Straße vorhin zu Ende war und danach<br />

Katzenkopfpflaster begonnen hatte. Meine Verkrampfung<br />

löste sich. Auf der Autobahn fuhr ich zügig, aber irgendwie<br />

bremsbereiter als sonst und hielt das Steuerrad sehr fest.<br />

Daheim erzählte ich sofort von dem überfahrenen Müllsack.<br />

Mein Mann legte beruhigend den Arm um mich, sah<br />

Foto: Hubertus Freundt<br />

Ich wich über die gepflasterte Markierung in der Straßenmitte aus.<br />

sich mit mir zusammen den Reifen an und sagte: „Er ist<br />

ok. – Aber immer geht so was bestimmt nicht harmlos aus.“<br />

„Und wer ist dann bei einem verursachten Unfall Schuld?“<br />

Er zuckte die Schultern. „Wer kann schon beweisen, dass<br />

ein Autoreifen platzte, weil ihn der Inhalt eines Müllsackes<br />

beschädigt hat und dadurch später der Unfall passierte!?“<br />

Ich atmete tief, trank einen Schluck Saft und war froh,<br />

zuhause zu sein. <br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 49


Gesellschaft<br />

Mitbestimmung<br />

Seniorenbeirat nimmt Ministerin beim Wort<br />

Barbara Steffens<br />

NRW-Ministerin für<br />

Gesundheit, Pflege<br />

und Alter<br />

Die ersten knallharten Aussagen,<br />

die drei Vertreter des neu gegründeten<br />

Siegener Jugendparlamentes<br />

im Rat der Krönchenstadt<br />

äußerten, waren: „Ohne Moos nix<br />

los“ und „Wir wollen mitbestimmen“.<br />

Die Jungs wissen offenbar<br />

schon ganz genau, wo`s lang<br />

geht. Hatten sie doch deutlich<br />

gemacht, was heutzutage auch in<br />

der Politik eine Selbstverständlichkeit<br />

ist: Gute Arbeit kostet<br />

Geld. Und: Mit Ehre und Ehrenkranz<br />

auf dem Haupt allein lässt<br />

sich nicht leben, erst recht nicht<br />

arbeiten. Das Pendant zum Jugendparlament, der Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen, ist da ebenfalls auf einem guten Weg.<br />

Hat er doch deutliche Zeichen in Richtung mehr Selbstbestimmung,<br />

Mitwirkung und Demokratie gesetzt.<br />

So ist es dem Beirat gelungen, erstmals auf einer separaten<br />

städtischen Haushaltsstelle eigenverantwortlich seine (geringen)<br />

Ausgaben zu tätigen. Und in Richtung mehr Mitbestimmung<br />

sind die Senioren ebenfalls aktiv geworden: Die Forderung<br />

nach einem Stimmrecht in den städtischen Ausschüssen<br />

soll zunächst über die Verankerung der Seniorenbeiräte in der<br />

Gemeindeordnung des Landes Nordrhein-Westfalen angestrebt<br />

werden. Die Aufnahme in die Hauptsatzung der Stadt<br />

Siegen ist vor wenigen Monaten erfolgt. Die Verfolgung sozialpolitischer<br />

Ziele ist inzwischen in den Richtlinien festgeschrieben<br />

worden. Damit wurde deutlich: Der Seniorenbeirat<br />

versteht sich als ein politisches Organ. Da kam die Steilvorlage<br />

gerade recht, die Barbara Steffens, Ministerin für Gesundheit,<br />

Emanzipation, Pflege und Alter (MGEPA) in Nordrhein-Westfalen,<br />

dem Seniorenbeirat im Jubiläumsheft der Seniorenzeitschrift<br />

vor wenigen Wochen zuspielte. Die Landesregierung<br />

Dr. Horst Bach<br />

Pressesprecher des<br />

Seniorenbeirates der<br />

Stadt Siegen<br />

NRW wolle die Teilhabechancen<br />

älterer Menschen stärken und ihrem<br />

Recht auf Selbstbestimmung<br />

Geltung verschaffen, ließ die Ministerin<br />

in ihrem Grußwort verlauten<br />

und schob zur Freude aller<br />

Beiratsmitglieder gleich nach:<br />

„Dazu gehören vor allem Mitwirkungs-<br />

und Stimmrechte für Ältere<br />

in politischen Gremien.“ Der<br />

Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />

mit seinem Streben nach verbesserten<br />

Mitwirkungs- und Stimmrechten<br />

wurde von der Ministerin<br />

als Vorbild hingestellt: „Ich würde<br />

mir wünschen, dass diese Notwendigkeit von noch mehr<br />

Kommunen in NRW erkannt wird.“<br />

Dennoch: Der Worte sind genug gefallen, allein wir wollen<br />

Taten sehn... dachte man sich beim Siegener Seniorenbeirat<br />

und fragte über den hauseigenen Pressesprecher gleich bei<br />

der Ministerin nach, wie ihre Aussagen im durchblick denn<br />

zu deuten seien. Mit anderen Worten: Der Seniorenbeirat will<br />

„Butter bei die Fische“! Welcher Weg sollte von den Seniorenbeiräten<br />

eingeschlagen werden, um die Aufnahme in die<br />

Gemeindeordnung zu erreichen? Sind schon entsprechende<br />

Versuche gestartet worden? Wie ist die Meinung der Regierungsparteien<br />

zu diesem Thema? Können Sie ihre Vorstellungen<br />

vom „Stimmrecht in den politischen Gremien“ näher<br />

erläutern? Diese Fragen wurden der Ministerin gestellt, die<br />

dann auch prompt persönlich antwortete.<br />

Nach wohl<strong>kl</strong>ingenden „Honigspenden“ für die Seniorenpolitik<br />

im Allgemeinen und den Seniorenbeirat der Stadt Siegen<br />

im Besonderen folgte sodann die Feststellung: „Sehr geehrter<br />

Herr Dr. Bach!... Ich kann sehr gut verstehen, dass Sie<br />

sich eine rechtliche Verankerung von Seniorenvertretungen<br />

in der Gemeindeordnung des Landes Nordrhein-Westfalen<br />

wünschen. Auch ich und viele andere Mitglieder des Landtags<br />

Nordrhein-Westfalen haben sich in den letzten Jahren<br />

dafür eingesetzt.“ Soweit so gut. Dann jedoch der einschränkende<br />

Nachsatz: „Eine entsprechende Gesetzesänderung<br />

würde aber bedeuten, dass das Land den Städten und Gemeinden<br />

die Kosten für die örtlichen Seniorenvertretungen<br />

erstatten muss. Angesichts der – Ihnen bekannten – Lage<br />

der öffentlichen Finanzen wird dies auf absehbare Zeit nach<br />

meiner Einschätzung nicht umsetzbar sein. Kommunen sind<br />

aber gut beraten diese Strukuturen vor Ort freiwillig einzurichten.“<br />

Die gute Nachricht: Die Zeit der angeblich (für die<br />

Seniorenarbeit) mageren Jahre ist absehbar. Es werden auch<br />

wieder fette Jahre kommen. Also gilt es weiter zu kämpfen<br />

und sich gemeinsam mit der Landesseniorenvertretung NRW<br />

50 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Gesellschaft<br />

dafür einzusetzen, dass die Seniorenbeiräte in der Gemeindeordnung<br />

des Landes Nordrhein-Westfalen eine gesetzliche<br />

Verankerung bekommen. Jetzt sind vor allem die derzeitigen<br />

Regierungsparteien gefragt.<br />

Die Teilhabe älterer Menschen am gesellschaftlichen<br />

Leben für besonders wichtig zu erachten, gleichzeitig aber<br />

kein Geld für deren Vertretungen bereitzustellen nach dem<br />

Motto „Wasch mich, aber mach mich nicht nass“, geht einfach<br />

nicht. Und diese Lasten einfach auf die Kommunen<br />

abzuschieben, ist ebenfalls schlechter Stil. Liegt es daran,<br />

dass viele Kommunen in NRW noch keine Seniorenbeiräte<br />

gebildet haben? Insgesamt 154 soll es davon nach aktueller<br />

Auskunft des Ministeriums landesweit geben. Das Land will<br />

nicht zahlen, viele Kommunen können nicht zahlen. Da kann<br />

man wohl noch lange auf die flächendeckende Einrichtung<br />

von Seniorenbeiräten in Nordrhein-Westfalen warten. Hier<br />

herrscht also Handlungsbedarf, wenn die NRW-Regierung<br />

ihre Seniorenpolitik, wie von der Ministerin beschrieben,<br />

ernst nehmen und vorantreiben will. Wer nun gehofft hätte,<br />

die Landesseniorenvertretung (LSV), die nach den in Siegen<br />

geäußerten Worten ihrer Vorsitzenden Gaby Schnell „im<br />

Ministerium ein- und ausgeht“, würde hier massiv ihren Einfluss<br />

geltend machen, sieht sich getäuscht. Dieses Gremium<br />

scheint politisch in Handlungsunfähigkeit zu erstarren, wenn<br />

man den Besuchern der Mitgliederversammlungen Glauben<br />

schenken darf.<br />

Auch eine gemeinsame Presseer<strong>kl</strong>ärung von Landesseniorenvertretungen<br />

und dem Städte- und Gemeindebund<br />

NRW vom 01.08.<strong>2011</strong> enthält beim genauen Lesen eher<br />

Allgemeinplätze und pauschale Lobpreisungen des ehrenamtlichen<br />

Engagements der Seniorenvertretungen, denn<br />

konkrete Handlungsmuster für mehr Mitbestimmung der<br />

Älteren. Gesetzgeberische Aktivitäten seien „aktuell“ noch<br />

nicht vonnöten, heißt es da. Auch der Hinweis auf die „begrenzten<br />

finanziellen Ressourcen“ fehlt nicht (hätte man<br />

etwas anderes von Städten und Gemeinden erwartet?).<br />

Stattdessen wird „eine noch umfassendere Abstimmung der<br />

seniorenpolitischen Schwerpunkte der jeweiligen haupt- und<br />

ehrenamtlichen Akteure“ eingefordert. Die Jungs vom Jugendparlament<br />

würden da wieder sagen: „Ohne Moos nix<br />

los.“ Eine wirkungsvolle seniorenpolitische Mitbestimmung<br />

ist noch lange nicht in trockenen Tüchern.<br />

Es besteht die Gefahr, dass wichtige seniorenpolitische<br />

Themen zu reinen Worthülsen verkommen. So scheint es<br />

auch mit dem Thema „Altersarmut“ zu gehen, das inzwischen<br />

allerorts im Munde ist. Taten kann man weit und breit<br />

aber keine erkennen. Auch hiervon kann der Seniorenbeirat<br />

der Stadt Siegen ein Lied singen. Im NRW-Seminar des<br />

Städte- und Gemeindebundes „Seniorenpolitische Konzepte:<br />

Leitlinien und Erfolgsbedingungen“ am 24. November in<br />

Münster sollen unter Beteiligung der Landesseniorenvertretung<br />

NRW und auch des Seniorenbeirates der Stadt Siegen<br />

gemeinsam seniorenpolitische Positionen vertiefend behandelt<br />

werden. Der durchblick wird in seiner nächsten Ausgabe<br />

über die Tagungsergebnisse berichten. Dr. Horst Bach<br />

Foto: Dr. Horst Bach<br />

Senioren-Mittagstisch<br />

Eine Erfolgsgeschichte<br />

Das 400. Mittagessen für Senioren wurde jetzt im<br />

Haus Herbstzeitlos verabreicht. Karin Piorkowski<br />

und ihr Team freuten sich ebenso wie Anke Berg<br />

von der städtischen Regiestelle Leben im Alter und Kassenwartin<br />

Rotraud Ewert, dass dieser an jedem Donnerstag zu<br />

günstigen Preisen (Essen 3,50 €, Wasser frei, Wein 0,50 €)<br />

verabreichte Mittagstisch so gut angenommen wird.<br />

Das 400. Essen konnte Ingrid Hirsch-Röhl in Empfang<br />

nehmen. „Aber nur, weil sie immer als Letzte kommt“, hieß<br />

es aus der herbstzeitlosen Küche. Be<strong>kl</strong>agt wurde lediglich<br />

die geringe Anzahl von männlichen Essensteilnehmern:<br />

„Die Männer haben offenbar noch zu viel Scheu sich von<br />

fremden Frauen bekochen zu lassen,“ so Karin Piorkowski.<br />

„Dabei tut ihnen doch einmal in der Woche eine richtige<br />

Mahlzeit mit Gemüse, Fisch oder Fleisch sicher gut.“<br />

Der Speisezettel liest sich in der Tat wir<strong>kl</strong>ich so, dass<br />

einem das Wasser im Munde zusammenläuft. Es ist auch<br />

immer ein vegetarisches Gericht dabei. So gab es am ersten<br />

Oktober-Donnerstag wahlweise einen Siegerländer Hirtentopf<br />

oder Siegerländer Klöße mit Zwiebeln. Dazu einen leckeren<br />

Pflaumenkuchen mit Sahne zum Dessert.<br />

An den übrigen Donnerstagen im Oktober wurden<br />

u.a. auch Maultaschen in Sahnesoße, Schweinebraten mit<br />

„decke Duffeln“, Pizza und Reibekuchen mit Apfelmus<br />

feilgeboten. Dabei weist Anke Berg besonders darauf hin,<br />

dass der Mittagstisch im Haus Herbstzeitlos sich als ein<br />

Angebot für ältere Menschen versteht, die gern in Gesellschaft<br />

essen und ein paar schöne Stunden miteinander verbringen<br />

möchten. Denn nach den Gaumenfreuden besteht<br />

noch die Gelegenheit zum Schmökern in der hauseigenen<br />

Bücherei.<br />

Horst Bach<br />

Unser Bild zeigt die „guten Mittagstischgeister“ des Hauses<br />

Herbstzeitlos (von links): Doris Ludes, Ingeborg Priolo,<br />

Monika Thielmann und Karin Piorkowski.<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 51


Gedächtnistraining<br />

Gedicht<br />

Formulieren Sie aus den folgenden Wörtern ein<br />

Gedicht das sich reimt:<br />

Mutter, Kutter, Vater, Kater<br />

_________________________Mutter<br />

____<br />

____<br />

____________<br />

____<br />

____<br />

_______Kut<br />

ter.<br />

_________________________V ater<br />

_________________________Kat<br />

er.<br />

Si<br />

e trai<br />

aini<br />

nier<br />

en : Kreat<br />

ativ<br />

ivit<br />

ität<br />

ät, Wo<br />

rtfi<br />

find<br />

ndun<br />

g, Form<br />

ul<br />

ieru<br />

ng<br />

Wie geht es weiter?<br />

Sprichwörter<br />

1. Wie man in den Wald hinein ruft, …<br />

2. Morgenstund hat …<br />

3.<br />

Wer andern eine Grube gräbt, …<br />

4.<br />

Ein gut<br />

utes<br />

Gew<br />

issen …<br />

5. Ohne Fleiß, …<br />

6. Was du heute kannst besorge<br />

n, …<br />

7. Mach es wie<br />

die<br />

Sonnenuhr, …<br />

Gleiche Buchstaben – Alliteration<br />

Bi<br />

lden<br />

Sie<br />

mög<br />

öglich<br />

st lan<br />

ange<br />

Sätze, in den<br />

enen<br />

all<br />

lle Wö<br />

rter mit<br />

dem<br />

gleichen<br />

Buch<br />

chst<br />

stab<br />

aben<br />

beg<br />

egin<br />

nen.<br />

Beis<br />

ispi<br />

piel<br />

el: Anto<br />

ton ar<br />

beit<br />

itet<br />

an alle<br />

len Ab<br />

ende<br />

n,<br />

auß<br />

ußer<br />

am Altw<br />

twei<br />

be<br />

rabend, als adel<br />

iger<br />

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alte<br />

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rnder Arch<br />

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ekt .<br />

Begi<br />

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en Sie die<br />

Sät<br />

ze mit<br />

:<br />

M_<br />

_______________ ___________________ ______<br />

_ _________________________.<br />

K___ _ ________<br />

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____<br />

_____ ________________________________.<br />

H_____<br />

____<br />

_ __<br />

___________ _______ __<br />

________<br />

_____________________ ____________.<br />

B_________ _ _____ __________________<br />

____________<br />

_ ________________________<br />

_ .<br />

N_<br />

____<br />

_____ ______<br />

____ ____ ____ ____ ____<br />

_________ _____ _______________________ ____<br />

______.<br />

O_<br />

__________________________<br />

_______________________________ __________.<br />

Sie trainieren<br />

en: Wortfindun<br />

g, Den<br />

enkf<br />

kfle<br />

lexi<br />

xibi<br />

bilität, Kreativ<br />

ität<br />

Logische Aufgabe<br />

We<br />

r tank<br />

t an wel<br />

elch<br />

chem<br />

Tag<br />

und<br />

für<br />

wie viel Geld<br />

ld?<br />

Trag<br />

agen<br />

Sie<br />

die<br />

Lös<br />

ung mit Hi<br />

lfe der folgende<br />

n Hinweise<br />

in die unte<br />

tere<br />

Tabelle ein.<br />

Pete<br />

ter tankt am Samstag<br />

ag für<br />

30 Euro.<br />

Henner tankt am Donn<br />

nner<br />

erstag.<br />

Frieder bezahl<br />

hlt den höch<br />

chst<br />

sten<br />

Bet<br />

etrag.<br />

Mart<br />

in<br />

tan<br />

ankt<br />

zwei Tage<br />

nac<br />

ach Frie<br />

iede<br />

r und gibt<br />

20 Euro<br />

mehr aus als Henn<br />

nner.<br />

Die Person, die für 80<br />

Euro tank<br />

t, tankt<br />

ein<br />

inen<br />

Tag<br />

nach Henner, de<br />

r 10 Eur<br />

uro mehr<br />

bez<br />

ezahlt<br />

als Peter<br />

er.<br />

Name<br />

Peter<br />

Henner<br />

Frieder<br />

Martin<br />

Euro<br />

Wochentag<br />

Sie trai<br />

aini<br />

nier<br />

eren<br />

en logisches Denken,<br />

Denkflexibili<br />

litä<br />

tät<br />

52 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Lösungen auf Seite 74<br />

Wer trägt welche Kleidung?<br />

Versuchen Sie sich folgende Angaben<br />

einzuprägen.<br />

Anna trägt ein rotes Kleid.<br />

Michael hat schwarze Schuhe.<br />

Agnes hat einen gelben<br />

Hut<br />

auf<br />

dem<br />

Kop<br />

opf.<br />

Lenas Hand<br />

ndtasche<br />

ist grün ge<br />

streift.<br />

Mart<br />

rtin hat<br />

ein<br />

braunes<br />

Porte<br />

temonnaie.<br />

Jürgen<br />

hat<br />

rot<br />

gepunkt<br />

ete Ho<br />

senträger.<br />

Klaus Jacke ist blau.<br />

Kl<br />

ara träg<br />

ägt ei<br />

ne kurze<br />

lil<br />

a Hose.<br />

Deck<br />

en Sie<br />

nun<br />

den<br />

obe<br />

ren Text<br />

zu und<br />

beantwor<br />

orten Sie folgende<br />

Frage<br />

n.<br />

We<br />

lche<br />

s Must<br />

ster<br />

hab<br />

aben<br />

die<br />

Hos<br />

osen<br />

entr<br />

äger<br />

von<br />

Jür<br />

ürge<br />

gen?<br />

Träg<br />

ägt Kl<br />

au<br />

s ei<br />

ne bla<br />

laue<br />

Hos<br />

ose?<br />

Was tr<br />

ägt Anna<br />

na?<br />

Welc<br />

lche<br />

Far<br />

arbe<br />

hat<br />

Kla<br />

laras Ho<br />

se<br />

?<br />

Wer träg<br />

ägt schw<br />

hwar<br />

arze<br />

Sch<br />

chuh<br />

uhe?<br />

We<br />

lc<br />

hes Must<br />

ster<br />

hat<br />

Len<br />

enas<br />

Han<br />

andt<br />

dtas<br />

asch<br />

che?<br />

Was hat Ma<br />

rtin<br />

in?<br />

Wer hat einen Hut und welche<br />

Farbe<br />

hat<br />

er?<br />

Sie trai<br />

aini<br />

eren<br />

en Mer<br />

erkf<br />

kfäh<br />

igke<br />

keit<br />

it.<br />

Wortspiele<br />

St<br />

reic<br />

hen Sie aus jede<br />

dem der folgende<br />

den Wört<br />

rter<br />

ei-<br />

nen Buch<br />

chst<br />

aben<br />

en, so das<br />

ass ein neue<br />

ues Wort entsteh<br />

eht.<br />

Die gest<br />

ri<br />

chenen<br />

Buc<br />

uchs<br />

hsta<br />

tabe<br />

ben setz<br />

tzen<br />

Sie<br />

unten<br />

in das Lösungs<br />

gswo<br />

wort<br />

ein<br />

.<br />

Beis<br />

ispi<br />

piel<br />

: HAUT ohne<br />

„A“<br />

= HUT<br />

1. WAL<br />

ALTE<br />

R<br />

2. LIEDER<br />

3. MAN<br />

ANN<br />

4. TRE<br />

REIB<br />

IBEN<br />

5. SEELEN<br />

6. MAU<br />

SERN<br />

7. FROST<br />

8.<br />

REI<br />

SE<br />

N<br />

9.<br />

OBOE<br />

10. RAST<br />

11. TURN<br />

RNEN<br />

Lösungsw<br />

swor<br />

ort:<br />

_ _ _ _ _ _ _ _ _ _ _<br />

1 2 3 4 5 6 7 8 9 10 11<br />

Sie trainier<br />

en:<br />

Wortfind<br />

ndung,<br />

Di<br />

e Übunge<br />

n wurd<br />

rden<br />

zusammenge<br />

gest<br />

stel<br />

ellt<br />

lt von<br />

on:<br />

Gedächtnistrainerinn<br />

Anja Freundt<br />

Mitglied im Bund<br />

undes<br />

verban<br />

and<br />

für Gedäc<br />

htnist<br />

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ning<br />

Am Wit<br />

itsc<br />

sche<br />

rt<br />

26 a<br />

5707<br />

2 Sie<br />

iege<br />

gen<br />

0271-317082<br />

Stress mit den Ohren?<br />

Viel hören - Wenig verstehen?<br />

Von diesem Problem mit dem Gehör ist annähernd jeder<br />

Siebte betroffen. Der Anfang: Angestrengtes Verstehen<br />

und Verwechselung bei Neben<br />

geräuschen, wobei es bei Einzelgesprächen<br />

oft noch geht.<br />

Meist sind beide Ohren gleichermaßen<br />

betroffen. Bei uns<br />

ellen<br />

Auswahl und Anpassung<br />

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Gerne stehen wir Ihnen mit<br />

unserem stets aktuellen Fachwissen<br />

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kritisch sein, denn viele Werbeaussagen sind übertrieben und<br />

versprechen nur. Aber wir möchten Sie mit guter realistischer<br />

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<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 53


Gesellschaft<br />

Selbstbestimmt leben...<br />

wer möchte das nicht?<br />

Auch im Alter noch aktiv und selbstbestimmt, hier auf dem Bild zum Film<br />

„Dinosaurier“ zwar nicht legal, dafür aber phantasivoll und kreativ<br />

Wir wissen alle, dass jede Form der Selbstbestimmung<br />

auch ihre Grenzen hat. Aber auch wenn<br />

uns viele Vorgaben eingrenzen, es gibt doch für<br />

jeden auch immer einen „Spielraum“, in dem er sein Leben<br />

selbst bestimmen und gestalten kann. Selbstbestimmt, das<br />

heißt auch, dass ich selbst immer wieder neu die Grenzen<br />

meines „Spielraumes“ ausloten und prüfen muss, ob ich sie<br />

möglicherweise sogar erweitern kann?<br />

Je nach Temperament und Charakter werden wir sehr<br />

unterschiedlich mit den uns gegebenen Möglichkeiten umgehen<br />

und auch, subjektiv betrachtet, mehr oder weniger<br />

Zur Sicherheit!<br />

Johanniter-<br />

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Filmfoto<br />

zufrieden mit dem Ergebnis leben. Ja, in<br />

manchen Bereichen richten wir uns sogar<br />

gut ein in unserer Fremdbestimmtheit,<br />

weil es bequem ist, weil wir uns wohl fühlen,<br />

es unseren Bedürfnissen nach Fürsorge<br />

entgegenkommt. Das ist in Ordnung,<br />

denn letzten Endes bestimmen wir ja auch<br />

da selbst, von wem und wodurch wir uns<br />

„fremd“ bestimmen lassen wollen.<br />

Was wir aber mit zunehmendem Alter<br />

fürchten, ist eine Situation, in der wir<br />

plötzlich und ungewollt von der Hilfe<br />

anderer abhängig werden und andere,<br />

vielleicht sogar fremde Menschen, Entscheidungen<br />

für uns und über uns treffen.<br />

Also stellt sich doch die Frage: Selbstbestimmt<br />

leben, ja, aber bis wann?<br />

Es ist nur zu verständlich, dass wir<br />

diese Vorstellung verdrängen. Die rationale Auseinandersetzung<br />

mit einer so stark emotional belasteten Situation ist<br />

nicht leicht und erfordert viel Mut, weil sie Angst macht:<br />

Angst, der Willkür anderer ausgeliefert zu sein<br />

Angst, nicht mehr Herr meiner Sinne zu sein<br />

Angst vor dem Verlust meiner Würde<br />

Angst, mich zu verlieren,<br />

usw., usw.<br />

Unterschwellig begleitet sie fast jeden von uns, diese<br />

Angst. Wir wollen uns die Konsequenzen einer solchen<br />

Situation nicht vorstellen, deshalb schieben wir die Auseinandersetzung<br />

damit weit von uns.<br />

Aber diese Angst zu akzeptieren, sich ihr zu stellen,<br />

indem ich auch da den Spielraum meiner Möglichkeiten<br />

auslote und nutze und Vorsorge treffe, entlastet und kann<br />

mehr Gelassenheit schenken.<br />

Um eine solche Lage vorausschauend und selbstbestimmt<br />

zu gestalten, kann ich selbst einiges tun, z. B.:<br />

• eine Patientenverfügung ausstellen für die Situation,<br />

dass ich einmal nicht mehr in der Lage bin, selbst bei<br />

<strong>kl</strong>arem Bewusstsein und Verstand meinen Willen mitzuteilen,<br />

insbesondere was medizinische Behandlungen<br />

und lebensverlängernde Maßnahmen betrifft.<br />

• eine Vorsorgevollmacht ausstellen auf eine oder mehrere<br />

Personen meines Vertrauens, mit denen ich meine<br />

Wünsche und Vorstellungen ausführlich besprochen habe,<br />

die meinen Willen dann umsetzen können, wenn ich<br />

selbst dazu nicht mehr in der Lage bin.<br />

54 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Gesellschaft<br />

Gebe ich damit nicht doch meine Selbstbestimmung auf?<br />

Nein! Die Patientenverfügung kommt ja erst dann zum Tragen,<br />

wenn ich persönlich nicht mehr ansprechbar bin und/<br />

oder aus anderen Gründen (z.B. hochgradige Demenz) tatsächlich<br />

nichts mehr selbst entscheiden kann. Bis dahin aber,<br />

entscheide ich auch in Krisensituationen immer selbst.<br />

Die Vorsorgevollmacht hat im Falle der eben beschriebenen<br />

Situation die Funktion, dafür zu sorgen, dass die<br />

Patientenverfügung auch umgesetzt wird. Zum anderen<br />

berechtigt sie den Bevollmächtigten, einen (genau schriftlich<br />

festgelegten) Teil meiner Angelegenheiten – immer<br />

in Absprache mit mir – nach meinen Vorstellungen und<br />

Wünschen für mich zu regeln, wenn ich aufgrund von Behinderungen,<br />

oder fehlender Mobilität, selbst nicht mehr<br />

dazu in der Lage bin. Der Bevollmächtigte ist also „mein<br />

verlängerter Arm“.<br />

Warum liegt mir dieses Thema so am Herzen? In über<br />

20 Jahren Berufserfahrung in der stationären Altenhilfe ist<br />

mir deutlich geworden, wie wichtig es ist, Dinge für sich<br />

selbst mit Menschen des Vertrauens zu regeln, so lange man<br />

dazu noch in der Lage ist.<br />

Und gerade erlebe ich es wieder aktuell im Freundeskreis,<br />

wie schwierig und kompliziert eine Situation wird, wenn im<br />

akuten Geschehen – ein plötzlich notwenig werdender Klinikaufenthalt<br />

mit un<strong>kl</strong>arem Ausgang – weit reichende Entscheidungen<br />

getroffen werden, und aus dem Stand Hilfen<br />

organisiert werden müssen. Wohl dem, der sich dann auf ein<br />

intaktes soziales Umfeld wie die Familie oder einen entsprechend<br />

flexiblen Freundeskreis verlassen kann. Aber noch<br />

viel besser: Man vorher miteinander redet und für die Beteiligten<br />

<strong>kl</strong>ar ist, was im Notfall geschehen soll, und wer für<br />

was zuständig ist. Das gibt Sicherheit für alle Betroffenen.<br />

Deshalb mein Appell: rechtzeitig selbstbestimmt vorsorgen!<br />

Natürlich beschäftigen wir uns hier vorsorgend mit einer<br />

Lage, die wir noch nicht kennen, weil wir sie noch nicht<br />

erlebt haben (Patientenverfügung). Wir können also nicht<br />

sicher sein, ob wir in der akuten Situation noch die gleichen<br />

Vorstellungen und Wünsche haben wie zur Zeit der<br />

Verfassung einer Patientenverfügung. Deshalb sollte eine<br />

Patientenverfügung auch immer wieder überdacht und aktualisiert<br />

werden.<br />

Auch wissen wir nicht, ob der einmal Bevollmächtigte<br />

im Ernstfall immer noch unser Vertrauen besitzt. Aber Vorsorgevollmachten<br />

können jederzeit widerrufen, geändert<br />

und ergänzt werden. Beim zuständigen Gericht registriert,<br />

erspart eine Vorsorgevollmacht im Notfall die Einrichtung<br />

einer Betreuung.<br />

Also keine Sorge, ich lege mich mit meiner Patientenverfügung<br />

und meiner Vorsorgevollmacht nicht „ein für allemal“<br />

fest, aber ich sollte meine derzeitigen Vorstellungen<br />

und Wünsche schriftlich so festlegen, dass sie im akuten<br />

Fall auch für die handelnden Personen wie Ärzte und die<br />

bevollmächtigte Vertrauensperson eine rechtlich abgesicherte<br />

Grundlage bildet, für mich nach meinem selbstbestimmten<br />

Willen zu handeln.<br />

Anne Alhäuser<br />

www.diakonie-sw.de<br />

Altenzentrum Freudenberg<br />

✆ 0 27 34 27 70<br />

Lagemannstraße 24<br />

57258 Freudenberg<br />

Sophienheim<br />

✆ 02 71 6 60 30<br />

Südstraße 11<br />

57074 Siegen<br />

Haus Obere Hengsbach<br />

✆ 02 71 77 01 90<br />

Hengsbachstraße 156<br />

57080 Siegen<br />

Fliedner-Heim<br />

✆ 02 71 4 88 40<br />

Luisenstraße 15<br />

57076 Siegen<br />

Haus Höhwäldchen<br />

✆ 0 27 39 47 80<br />

Höhwäldchen 3<br />

57234 Wilnsdorf<br />

Verlassen<br />

die alte Behausung,<br />

zu groß, zu leer,<br />

zu schwer<br />

die Last.<br />

51 Seniorenwohnungen<br />

24 Seniorenwohnungen<br />

12 Plätze für Demenzpatienten<br />

Seniorenresidenz Känerbergstr.<br />

26 Seniorenwohnungen<br />

2 Seniorenwohungen<br />

12 Kurzzeitpflegeplätze<br />

Übergänge<br />

von Anne Alhäuser<br />

Alle<br />

sind sie gegangen,<br />

sind fort.<br />

Warum<br />

noch bleiben?<br />

Den Auszug<br />

wagen<br />

und ankommen<br />

zu Hause,<br />

bei mir.<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 55


Essay<br />

Gedanken über Ethik in der Medizin<br />

von Dr. Wolfgang Bauch<br />

Tempelanlage und Wirkungsstätte von Hippokrates<br />

Vor mehr als 2500 Jahren hat Hippokrates auf der<br />

Insel Kos gelebt und dort Medizin gelehrt, hat<br />

ethische Grundsätze beschrieben, die heute noch<br />

Gültigkeit haben und Maßstab für ärztliches Handeln sind.<br />

Er hat den Menschen in seiner Ganzheit gesehen, hat Leib<br />

und Seele behandelt, ist in die Häuser seiner Patienten gegangen<br />

und hat so auch das Umfeld seiner Kranken in den<br />

Behandlungs plan mit einbezogen, hat aber auch die Anforderungen<br />

an den Arzt, den Behandler, beschrieben.<br />

Der Autor dieses Artikels ist auf der Insel Kos gewesen<br />

und hat den Ort besucht, an dem Hippokrates gelebt und gelehrt<br />

hat. Die Atmosphäre dort war anrührend, wenn man bedenkt,<br />

hier hat der Urvater der Medizin gearbeitet, hat seine<br />

Patienten behandelt, seinen Studenten seine Kenntnisse und<br />

Gedanken weitergegeben und hat als erster praktisch einen<br />

Moralkodex erstellt und verbreitet. Je der Raum des Tempels,<br />

der öffentlichen Gebäude, hatte noch seine besondere<br />

Ausstrahlung, dass man die Ruhe durch auch noch so leises<br />

Sprechen nicht zu stören wagte, dass man sich seiner banalen<br />

Gedanken schämte angesichts der noch grundlegenden und<br />

bis heute noch gültigen Wahrheiten und Erkenntnisse. Auch<br />

der Ölbaum am Brunnen in der Ortsmitte, knorrig und weit<br />

ausholend, steht noch. Hier soll sich Hippokrates im Schatten<br />

ausgeruht und seinen Durst gelöscht haben.<br />

Hippokrates hat eine Ethik begründet, die uns auch heute<br />

noch Maßstab sein soll. Das griechische Wort Ethik bedeutet<br />

„Sitte, sittliche Gesinnung, auch innere Haltung“, ist<br />

also immer mit einem po sitiven Inhalt und Wert versehen.<br />

Das Gegenteil heißt „unethisch“. Er hat also eine Lehre<br />

begrün det, die uns heute noch Maßstab sein soll. Aber die<br />

Wissenschaft, die Technik und das Denken haben die bisher<br />

allgemein gültigen Maßstäbe und Dimensionen gesprengt<br />

und überschritten, dass wir glauben und annehmen, alle<br />

Grenzen überwinden und allein das Individuum in den Vordergrund<br />

stellen zu dürfen, das sich rücksichtslos verwir<strong>kl</strong>ichen<br />

zu können glaubt. Hier muss das Tempo ge drosselt<br />

werden, wir müssen zurückschalten und uns an Maßstäbe<br />

Foto: Dr. Wolfgang Bauch<br />

und Regeln halten, die die Inter essen, Bedürfnisse, Ansprüche<br />

und Rechte unseres Nachbarn berücksichtigen. Wir<br />

können zwar vieles, sollten aber nicht alles dürfen, sollten<br />

Maßstäbe, Richtlinien und Grenzen haben und beachten,<br />

sollten das Anderssein unseres Nächsten respektieren, ihn<br />

darin bestärken, mit ihm in harmonischer Gemeinschaft<br />

den Lebensweg gehen, in der ja alle Glieder zusammen<br />

den Organismus unseres Lebens, des Lebensgefühls und<br />

auch des Leidens darstellen.<br />

Ein guter Arzt hat medizinische Erfahrung und hat auch<br />

Lebenserfahrung, beides zusammen ge nommen befähigt<br />

ihn, seinen Patienten bei allen möglichen Krankheiten<br />

hilfreich zur Seite zu stehen. Eine Halsentzündung, ein<br />

verstauchter Fuß sind nicht schwer zu behandeln. Der Arzt<br />

kann aber auch mit Problemen konfrontiert werden, die<br />

nicht einfach mit einem ja oder nein lösbar sind, die ihn an<br />

Grenzen seines medizinischen Verstehens bringen, die er<br />

nicht lösen kann, die ihn in Konflikte mit seinem Arztsein<br />

bringen. Er selber braucht Beratung. In dieser Situation gibt<br />

es Ethikkommissionen, im Bund, in den Ländern, in den<br />

Krankenhäusern. Es gibt in den Krankenhäusern Ethikbeauftragte,<br />

die von der Geschäftsführung berufen werden,<br />

die ein Fortbildungsprogramm für das Haus entwickeln und<br />

Ansprechpartner für die Patienten, für Ratsuchende, Angehörige<br />

und Mitarbeiter sind. Weiter gibt es ein Ethikforum<br />

auf der Ebene des Trägers, das ethische Fragestellungen<br />

von grundsätzlicher übergeordneter Bedeutung erörtert<br />

(Patientenverfügungen, Organtransplantation), und letztlich<br />

gibt es noch das Ethikkonzil, das bei Konflikten im<br />

Arbeitsbereich des Hauses tätig wird.<br />

Das also sind Gremien, die sich mit Machbarem und Verantwortbarem<br />

in der Medizin befassen, die neben dem Patienten<br />

stehen, die aber auch dem Arzt den Rücken und das<br />

Gewissen stärken, die vermitteln zwischen dem Möglichen<br />

und dem Sinnvollen. Sie stellen Richtlinien auf, sie setzen<br />

Maßstäbe, bewegen sich oft genug in Grenzbereichen, sind<br />

aber immer die sittliche Autorität, setzen Grenzpfähle zwischen<br />

Wunschdenken und Vertretbarem, immer in ruhigem<br />

Einvernehmen mit dem gesamten Gremium.<br />

Die Ethik in unserem Leben umfasst alle Begebenheiten<br />

von der Geburt bis zum Tode und die Ethik in der Medizin<br />

beginnt schon in der vorgeburtlichen Zeit, der Propädeutik,<br />

und begleitet uns bis in die Thanatologie. * Es sind also alles<br />

Grenzsituationen menschlichen Lebens, Probleme, die<br />

nicht neu sind, Probleme und Fragen, die nicht mit einem<br />

einfachen „ja“ oder „nein“ beantwortet werden kön nen,<br />

und Antworten, deren Richtigkeit nicht immer gleich erkennbar<br />

ist.<br />

Ethisches Denken und ethisches Handeln sollten Richtschnur<br />

für jeden Arzt und Lehrer in einem medizinischen<br />

* Wissenschaft vom Tod, vom Sterben und der Bestattung<br />

56 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Essay<br />

Hörsaal, und auf den<br />

Stationen der Klinik unüberwindbare<br />

Schwelle<br />

sein. Seine Liebe zu den<br />

hilfesuchenden Kranken<br />

sollte immerzu spürbar<br />

werden. Als großes Vorbild<br />

könnte hier Albert<br />

Schweitzer gelten, der<br />

in Dankbarkeit seinen<br />

ihm anvertrauten Menschen<br />

immer zur Seite<br />

stand. Er war dankbar<br />

für das Geschenk, das<br />

ihm gegeben wurde,<br />

und gab es gerne weiter.<br />

Aber vielleicht fehlte<br />

ihm der Stachel, etwas<br />

wikipedia<br />

Neues, bisher nicht Übliches, zu wagen. Diesen Stachel hatte<br />

Prof. Barnard, er wagte etwas bisher nie da Gewesenes<br />

und war damit teilweise auch erfolgreich. Schließlich musste<br />

ja die Herz-Kreislauffunktion des eigentlich verstorbenen<br />

Herzspenders künstlich am Leben gehalten werden, und was<br />

aus dem Empfänger werden würde, wusste man damals auch<br />

nicht so recht. Der Empfänger lebte noch 18 Tage. Damals<br />

ein großes Wagnis, ein teilweise gelun genes Experiment.<br />

Barnard überschritt einfach alle damals gültigen und anerkannten<br />

Grenzen. Aber wo wären wir heute, wenn er es damals<br />

nicht getan hätte?<br />

Im folgenden Text im Hinblick auf die Ethik sollen nur<br />

einige wenige Aspekte und Bereiche des ärztlichen Handelns<br />

und Denkens gestreift werden, eine umfassende Darstellung<br />

der Probleme dürfte wohl niemals möglich sein, allein schon<br />

wegen des rasanten Fortschritts der Technik, der zwangsweise<br />

ein Umdenken in der Ethik nach sich zieht, auch mit<br />

der Gefahr, dass man einfach etwas großzügiger wird. Umso<br />

wichtiger bleibt dann die Ethik, die immer auf der Verantwortbarkeit<br />

verharren muss.<br />

Zu den abzuhandelnden<br />

Themen gehören die<br />

Transplantationsmedizin,<br />

die in unserem Zeitalter<br />

im mer bedeutsamer wird,<br />

die Praeimplantationsdiagnostik,<br />

die jetzt erst im<br />

Bundestag behandelt und<br />

in einem Gesetz festgeschrieben<br />

wurde, ebenso<br />

wie die Patientenverfügung,<br />

die ebenfalls immer<br />

wichtiger wird und<br />

auch gesetzlich unserer<br />

Hippokrates,<br />

Urvater der Medizin<br />

wikipedia<br />

Albert Schweitzer,<br />

Missionar und Arzt<br />

Zeit angepasst wurde. Die<br />

vielfältigen Probleme,<br />

die Demenzkranke haben<br />

und in unsere Gesellschaft bringen, werden kurz angesprochen,<br />

und die Pro bleme der Magensonde und des Sterbens in<br />

der Palliativstation oder im Hospiz werden geschildert und<br />

unter ethischen Gesichtspunkten bewertet.<br />

Allgemeine Gedanken über Ethik<br />

In seiner Ausbildungszeit hat der Arzt Erkenntnisse über<br />

Krankheiten erworben, Ergebnisse wissenschaftlicher Untersuchungen<br />

erfahren und in sich aufgenommen. Er hat<br />

damit, also aus diesen Erkenntnissen, Richtlinien für sein<br />

ärztliches Handeln gewonnen. Aber diese Richtlinien und<br />

Ergebnisse wissenschaftlicher Forschungen sind zwar notwendig<br />

für sein verantwortungsvolles Handeln als Arzt, aber<br />

sie sind nicht ausreichend. Die Medizin ist eine Handlungswissenschaft,<br />

das Wissen darum und die Beratung des von<br />

Krankheit bedrohten Menschen sollen nur dabei helfen, die<br />

Probleme des Kranken zu erkennen und zu behandeln, oft genug<br />

ist aber das nicht ausreichend, es bleiben Fragen, Fragen<br />

nach dem „Sollen wir das tun?“, „Dürfen wir das tun oder<br />

müssen wir sogar dieses oder jenes tun?“<br />

Zur Beantwortung dieser Fragen muss sich der Arzt an<br />

ethischen Werten orientieren, denen er verpflichtet ist und die<br />

seine Entscheidungen bestimmen sollen. Und diese Werte<br />

sind der Orientierung durch Wissen und Erfahrung übergeordnet.<br />

Ein spezifisches ärztliches Ethos oder eine spezifische<br />

Ethik gibt es nicht, weil allgemein anerkannte oder<br />

als verpflichtend erachtete ethische Werte wie die Wahrheit<br />

von Aussagen, Schutz des Schwachen, Erhaltung des Lebens<br />

auch in Bereichen des ärztlichen Handelns ohnehin Geltung<br />

haben müssen. Aber: Häufig haben ärztliches Sagen und Tun<br />

Auswirkungen auf die Lebensplanung und den Lebensablauf<br />

eines anderen Menschen, und deshalb hat die Ethik für den<br />

Arzt eine besondere Stellung. Angesichts seiner Lebensbeeinträchtigung<br />

oder Lebensbedrohung gewährt der Kranke<br />

Einblicke in persönliche Lebensbereiche, zu den Fragen nach<br />

Leid und Glück, Angst und Hoffnung, Schuld, Vergebung,<br />

Sinnlosigkeit und Sinnfindung. Die Beantwortung dieser<br />

Fragen geht über den Bereich rational – wissenschaftlicher<br />

Erkenntnisse hinaus und fordert vom Arzt persönliche Zuwendung<br />

zum Kranken, Einfühlungsvermögen und die Verpflichtung<br />

gegenüber kritisch überdachten ethischen Orientierungswerten.<br />

Die Persönlichkeit des Arztes, seine berufliche Erfahrung,<br />

seine menschliche Einstellung zu seinem Beruf und<br />

seine ethische innere Basis bedingen seinen Arbeitsalltag.<br />

Stichpunktartig seien einige Themen hier erwähnt, in denen<br />

die ethische Einstellung des Arztes eine wichtige Rolle spielt.<br />

So stehen obenan die Verpflichtung des Arztes zur Erlangung<br />

bestmöglichen Wissens, die Auf<strong>kl</strong>ärung und Beratung des<br />

Kranken über diagnostische und therapeutische Maßnahmen,<br />

die Technisierung und Spezialisierung, die Auf<strong>kl</strong>ärung<br />

eines Kranken über die ungünstige Prognose seiner Krankheit,<br />

die Behandlungsbegrenzung, der Behandlungsabbruch<br />

oder die Sterbebegleitung und vieles mehr. <br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 57


Essay<br />

Siegener Hozpizgebäude am Stilling Krankenhaus<br />

Hospiz und Palliativmedizin und Sterben in Würde<br />

Das Heilen von Krankheiten war in der Medizin immer<br />

das führende Motiv, besonders in der mo dernen Medizin.<br />

Ideen werden begeistert aufgenommen und in großem Rahmen<br />

verbreitet. Ziel war stets die Heilung, auch bei weit<br />

fortgeschrittenen, damals eigentlich unheilbaren, oft tödlich<br />

verlaufenden Erkrankungen. In radikalen Eingriffen wurden<br />

die Menschen verstümmelt, und die anschließende Bestrahlungstherapie<br />

sorgte dann noch dafür, dass die Wunden auch<br />

äußerlich nicht zur Heilung kamen. Als Beispiele seien genannt<br />

der Brustkrebs der Frauen und der Enddarmkrebs. Man<br />

wusste es damals nicht besser, wollte es sicher gut machen.<br />

Die Menschen litten, hatten Angst vor dem Sterben, sie wurden<br />

allein gelassen.<br />

Dann kamen die Idee von der Palliativmedizin und die<br />

Hospizidee, die die Menschen schützend im Sterben begleiteten.<br />

Die Idee wurde vor etwa 20 Jahren entwickelt.<br />

Sie wollte eine ganzheitliche Behandlung der Kranken bei<br />

fortgeschrittenen und weiter fortschreitenden Krankheiten<br />

mit begrenzter Lebenserwartung verwir<strong>kl</strong>ichen, wollte die<br />

Kranken auffangen und mit einem schützenden, wärmenden<br />

Mantel umhüllen (Pallium = der Mantel) und das Gefühl<br />

der Geborgenheit vermitteln. Die Palliativmedizin wurde<br />

u.a. gegründet, weil man die weitgehende Vernachlässi gung<br />

Sterbender, vor allem sterbender Krebspatienten, erkannt<br />

hatte. Die Entwic<strong>kl</strong>ung hatte dazu geführt, dass Ärzte und<br />

Behandlungsteams für die ganzheitliche Wahrnehmung<br />

dieser Schwerst kranken blind geworden waren. So wurde<br />

die Palliativmedizin eine Opposition gegen die Trennung<br />

von Heilung und Fürsor ge, gegen die Spaltung von Körper,<br />

Geist und Seele, gegen die Spaltung von Kranken und deren<br />

Familien, gegen die Trennung von <strong>kl</strong>inischer Objektivität<br />

und Mitgefühl, und vor allem gegen die Trennung der<br />

verschiedenen <strong>kl</strong>inischen Fachdisziplinen. Die Palliativmedizin<br />

ist also die praktische Kritik an dem Diktat, dass wissenschaftliche<br />

Medizin, effiziente Arbeit und einfühlsamer<br />

Beistand für leidende Menschen Verpflichtungen darstellen,<br />

die sich gegenseitig ausschließen. Um zwei besondere<br />

Leistungen für die Kranken bemüht sich die Palliativmedizin<br />

in erster Linie: um die Befreiung<br />

Kranker und Sterbender von quälenden Schmerzen,<br />

hartnäckigen Symptomen wie Not von Körper und<br />

Seele. Die zweite Leistung ist, die Sehnsucht und<br />

die quälenden Fragen des sterbenden Menschen zu<br />

erfühlen und erspüren und diesen einen Raum zu<br />

geben. Das Palliativteam, die Ärzte, Schwestern<br />

und Pfleger, müssen eine besondere wissenschaftliche<br />

und <strong>kl</strong>inische Wahrnehmung für die Situation<br />

dieser Schwerstkranken haben und müssen dieses<br />

erahnen aus Gesten, aus Mimik, ohne Worte, die<br />

oft vernichtenden Schmerzen, das Unwohlsein, die<br />

Ver zweiflung, Schlaflosigkeit, Müdigkeit, die Ängste,<br />

die Freuden, die Sorgen, die Schuldgefühle, die<br />

Unsicherheit, die Befürch tungen und vieles mehr.<br />

Da, wo der Arzt einfach so sagt „ich kann ihnen<br />

nicht mehr helfen“, gerade da beginnt die große verantwortungsvolle<br />

Tätigkeit in der Palliativmedizin.<br />

Im Zusammenhang mit dem Sterben und dem Tod besteht<br />

in der Palliativmedizin folgende Zielsetzung:<br />

Foto: Diakonie Südwestfalen<br />

• „Denen, die noch nicht sterben müssen, leben zu helfen,<br />

und zwar so vollständig, wie es ih nen möglich ist;<br />

• Denen, die nicht mehr leben können, zu helfen, zur rechten<br />

Zeit zu sterben, nicht zu früh und nicht zu spät;<br />

• Denen, die jetzt sterben müssen und im Sterben liegen, zu<br />

helfen, mit Würde und in Frieden zu sterben;<br />

• Denen, die nach dem Tode eines geliebten Menschen<br />

vom Verlustgefühl überwältigt werden, zu helfen, durch<br />

ihre Trauer zu wachsen und zu reifen;“<br />

Diese Komplexe bilden den Rahmen der Ethik in der<br />

Palliativmedizin. Die enormen Fortschritte in der Medizintechnik<br />

mit den unglaublichen Interventionsmöglichkeiten<br />

verleiten den Mediziner, zu hoch zu greifen, seine Grenzen<br />

nicht mehr zu erkennen. Hier helfen nur die ethischen Grundwerte<br />

in der Medizin, die an die Verantwortlichkeit des Menschen<br />

appellieren.<br />

Es mag immer wieder Unsicherheiten geben, ob und<br />

wann lebensverlängernde Maßnahmen z.B. forciert oder beendet<br />

werden müssen, „kann ich das? darf ich das? muss ich<br />

das oder darf ich das nicht? Erwartet das der Schwerstkranke<br />

oder welches ist sein Wunsch? „Welchen Druck üben die<br />

Angehörigen im Hintergrund aus?“ Es ist ein großes Feld,<br />

das sich da auf tut, das immer wichtiger wird, weil wir unserer<br />

Umwelt nicht mehr gewachsen sind, weil wir wie der<br />

Zauberlehrling vieles anstoßen, aber dann den fortlaufenden<br />

Mechanismus nicht mehr zügeln können.<br />

In der Palliativmedizin werden Entscheidungen immer<br />

im Team getroffen. In diesem Team steht an erster Stelle der<br />

Patient selber, dann weiter der Arzt, die Schwestern und die<br />

Pfleger, zusammen mit den ehrenamtlichen Mitarbeitern, den<br />

Seelsorgern und Psychotherapeuten und letztlich natürlich<br />

auch die Angehörigen. Kriterien für das weitere Procedere<br />

58 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Essay<br />

sind die fachliche und menschliche Erfahrung, die Logik,<br />

die Empathie und vor allem der mündlich geäußerte oder<br />

schriftlich niedergelegte Wille des Kranken, der letztlich<br />

ausschlaggebend ist. Dann wird eben die medizinische Behandlung<br />

(außer der Schmerztherapie) eingestellt, dann hört<br />

die künstliche Ernährung auf, auf Wunsch wird natürlich die<br />

Flüssigkeitszufuhr fortgeführt. Jetzt wird die Pflege intensiviert.<br />

Es gilt nicht, eine Verlängerung des Lebens um jeden<br />

Preis zu erreichen, es gilt, die Lebensqualität, gleichermaßen<br />

auch für die Angehörigen, zu erlangen. Es geht nicht darum,<br />

dem Leben mehr Tage, sondern den Tagen mehr Leben zu<br />

geben. Die Wünsche, Ziele und das Befinden stehen im Vordergrund,<br />

die Kernbedürfnisse des kranken und sterbenden<br />

Menschen nicht allein gelassen zu werden, sondern an einem<br />

vertrauten Ort zu sein inmitten vertrauter Menschen, nicht<br />

unter starken Schmerzen leiden zu müssen und nicht nur in<br />

Frieden sterben sondern bis zuletzt leben zu können.<br />

Ein Sterben in Würde, z.B. im Hospiz oder auf der Palliativstation,<br />

ist an verschiedene unerlässliche Voraussetzungen<br />

gebunden wie etwa die Beziehung zu den das Sterben<br />

begleitenden Menschen, den Ärzten, den Schwestern<br />

und Pflegern und nicht zuletzt zu den Angehörigen. Die vier<br />

grundle genden Eigenschaften authentischer menschlicher<br />

Beziehungen sind: die Autonomie, die Klarheit, die Glaubwürdigkeit<br />

und die Menschlichkeit. In diesem Zusammenhang<br />

heißt Menschlichkeit: jeder Einzelne ist einmalig, in<br />

seiner persönlichen Lebensgeschichte verschieden, sodass<br />

auch jeder Mensch seinen individuellen Weg aus dem Leben<br />

ins Sterben hat, und jeder hat dementsprechend auch seine<br />

eigene Würde. Mit Würde sterben bedeutet zum einen, ohne<br />

übertriebene Geschäftigkeit und Mühe zu sterben, Sterben<br />

in Würde heißt, sterben ohne quälende Schmerzen, Sterben<br />

in Würde heißt, sterben in einer Umgebung, die auch des<br />

Sterbens würdig ist, Sterben in Würde bedeutet, kranke und<br />

sterbende Menschen begegnen ihren Ärzten und Krankenschwestern<br />

einfach und vollständig als Menschen. Hier ist<br />

das persönliche Mitgefühl die richtige Voraussetzung für<br />

den Palliativ-Mediziner in der Auseinandersetzung mit dem<br />

Tode. Sterben in Würde heißt auch, mit offenen Augen zu<br />

sterben, das Sterben zu akzeptieren, jetzt und so, wie es ist.<br />

Sterben in Würde heißt letztlich auch mit einem offenem und<br />

unvoreingenommenem Geist hinüberzugehen.<br />

Auch der junge Mensch, der eigentlich das ganze Leben<br />

mit seinen Freuden, Erfolgen und Misserfolgen noch vor sich<br />

haben sollte, hat das Recht und den Anspruch, in Würde zu<br />

sterben, auch wenn es für die Umgebung nicht so einfach<br />

einsichtig ist. Der demente Mensch, der seine Umwelt nicht<br />

mehr versteht, der sicher auch seine Verdienste im Leben hinter<br />

sich hat, jetzt aber in einer ihm völlig fremden Welt lebt,<br />

hat das Recht auf ein würdevolles Sterben. Gerade wie diese<br />

Würde auf die sie begleitenden und betreuenden Menschen<br />

ausstrahlt, ist ein Erleben, das diese nie vergessen werden,<br />

das sie formt und immer begleitet.<br />

In diesem Moment soll alle Technik ausgeschaltet sein,<br />

hier muss man erkennen, dass das biologi sche Leben kein<br />

absoluter erstrebenswerter Wert am Ende ist, hier soll der<br />

Schmerz ausreichend medikamentös beherrscht werden ohne<br />

das Bewusstsein zu trüben, allerdings mit dem Wissen<br />

aller Beteiligten, auch der Angehörigen, dass eine hochdosierte<br />

Schmerztherapie gering lebensverkür zend wirken<br />

kann, ohne dass man hier von einer aktiven Sterbehilfe sprechen<br />

kann. Dieses Vorgehen ist eindeutig juristisch abge<strong>kl</strong>ärt<br />

und ethisch gerechtfertigt. Auch in dieser Situation behält<br />

der Sterbende auf seinem Weg seine Würde, es bleibt der<br />

aufrichtige menschliche Kontakt, die beson dere Kommunikation<br />

mit dem Menschen in seiner Einzigartigkeit. Auch der<br />

Alkoholiker, der zuletzt nur noch auf der Straße gelebt hatte.<br />

Warum hat er das wohl? In diesem Moment sind alle Menschen<br />

gleich, das Rollenspiel hat endgültig aufgehört. Alle<br />

Masken und Einstellungen sind abgefallen, es zählt nur noch<br />

der persönliche Kontakt von einem Menschen zum anderen.<br />

Ethik und Chemotherapie<br />

Es fällt schwer, die Worte Chemotherapie und Ethik im<br />

selben Atemzug zu nennen, aber gerade die Chemotherapie<br />

hat in der modernen Medizin eine besondere Wertigkeit<br />

erhalten und wird als Monotherapie eingesetzt, wenn die<br />

anderen Behandlungsmöglichkeiten nicht mehr indiziert<br />

sind wegen des fortgeschrittenen Stadiums der Tumorkrankheit,<br />

oder sie wird in Kombination mit den anderen bisherigen<br />

Therapieoptionen, der Bestrahlung und der Operation,<br />

parallel oder sequentiell eingesetzt. Chemotherapie heißt, es<br />

wird eine Substanz eingesetzt, die in den Stoffwechsel anderer<br />

Zellen eingreift und diese Zellen an der Vermehrung,<br />

der Teilung hindert. Und das ist das ethische Problem, weil<br />

diese Substanzen nicht generell zwischen Gut und Böse unterscheiden<br />

können, man weiß nur, dass diese Substanzen<br />

tendenziell die bösartigen Zellen intensiver angreifen, <br />

VdK Soziale Sicherheit in einer<br />

großen Gemeinscha<br />

Kreisverband<br />

Siegen-Olpe-Wigenstein<br />

57072 Siegen Morleystr.15-17<br />

Tel.: 02 71 / 30 38 29-0<br />

Fax: 02 71 / 30 38 29-18<br />

e-mail: kv-siegen@vdk.de<br />

www.vdk.de/kv-siegen-olpe-wigenstein<br />

Falls Sie mehr über den VdK wissen möchten,<br />

wenden Sie sich an den Kreisverband oder direkt<br />

an den für Sie zuständigen Ortsverband<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 59


Essay<br />

weil sie einen anderen schnelleren Stoffwechsel haben und<br />

dadurch für die Chemotherapeutika oder in diesem Zusammenhang<br />

die Zytostatika besser abgreifbar werden. So ist es<br />

gelungen, chemische Substanzen zu entwickeln, die gezielt<br />

an ganz bestimmten Stellen des Stoffwechsels der Tumorzelle<br />

angreifen und andere gesunde Gewebezellen wegen ihres<br />

anderen Stoffwechsels zumindest nicht so stark schädigen<br />

und nicht zum Absterben bringen. Der Weg bis zu diesen<br />

Erkenntnissen war sehr lang und schwierig, es hat damals<br />

vielen Tieren in den <strong>kl</strong>inischen Versuchen das Leben genommen,<br />

und hat auch viele Kranke das Leben gekostet, weil der<br />

Umgang mit diesen neuen Substanzen noch nicht so erforscht<br />

war. Bis eine derartige Substanz, ein Chemotherapeutikum<br />

oder Zytostatikum, auf den Markt<br />

Die Pharmaindustrie<br />

ist nicht unbedingt der<br />

Freund der Patienten<br />

kommt, ist ein langer Weg zurückgelegt<br />

worden, auf dem verschiedene<br />

Ethikkommissionen,<br />

der Bundes, der Länder, der verschiedenen<br />

Ärztekammern und<br />

der Fachschaften der Ärzte aktiv<br />

tätig gewesen sind. Zum Schutze<br />

der Patienten wurden von diesen Ethikkommissionen strenge<br />

Regeln aufgestellt, die die Indikationen exakt regulieren, die<br />

Einfluss haben auf die Dosierung, die Dauer der Behandlung<br />

und die Einschränkungen, z.B. welche Patientengruppen von<br />

der Behandlung ausgeschlossen werden müssen.<br />

So werden strenge Behandlungsschemata erarbeitet und<br />

eng gefasste Richtlinien herausgegeben und deren Einhalten<br />

kontrolliert. Die Pharmaindustrie ist nicht unbedingt der<br />

Freund der Patienten, sie ist in erster Linie gewinnorientiert,<br />

handelt aber natürlich verantwortungsbewusst. Die Kommissionen<br />

greifen hier etwas bremsend ein, sind unabhängig<br />

und unbestechlich als Wächter von Ethik und Moral.<br />

Auch nachdem alle Versuche im Reagenzglas und mit den<br />

Tieren nach Ansicht der Pharmaforscher erfolgreich abgeschlossen<br />

sind und die Substanz am Kranken ausprobiert<br />

werden soll, spielen Ethik kommissionen eine wichtig Rolle,<br />

sie haben strenge Regeln aufgestellt über deren Einhalten<br />

sie auch gewissenhaft wachen. Aber selbst dann, wenn alle<br />

diese Hürden genommen sind und das Medikament offiziell<br />

zugelassen wird und auf den Markt kommt, setzt sich das<br />

„Großexperiment“ in Gang, die Substanz wird schlagartig<br />

tausendfach verordnet, und hier können sich dann noch<br />

solche Nebenwirkungen zeigen, die die Weiterverordnung<br />

nicht vertretbar machen, sodass das Medikament sofort vom<br />

Markt genommen werden muss.<br />

Um es noch einmal zu sagen: bei der Krebstherapie gibt<br />

es prinzipiell drei Optionen: die Operation, die Bestrahlung<br />

und die Chemotherapie. Im individuellen Fall können auch<br />

alle drei Möglichkeiten miteinander kombiniert werden.<br />

Das ist abhängig von dem Charakter des Tumors (schnelles<br />

Wachstum, frühzeitige Streuung) und der Erfahrung des<br />

Therapeuten und seinem Verantwortungsbewusstsein. Weitere<br />

Kriterien bezüglich der Therapieentscheidung sind das<br />

Alter des Kranken – Kind oder alter Mensch – und der Allgemeinzustand<br />

des Patienten – Operabilität. Ein bestimmtes<br />

Chemotherapeutikum wirkt zwar immer gleich, aber der<br />

Stoffwechsel bei einem jungen oder alten Menschen ist anders,<br />

der Abbau, die Ausscheidung oder die Speicherung des<br />

Medikaments, auch kann man bestimmte Nebenwirkungen<br />

bei einem Kind nicht ohne weiteres akzeptieren. Chemotherapie<br />

ist immer toxisch, der Einsatz ist immer riskant und<br />

kann unvorhersehbar tödlich sein. Hier kommt es sehr auf<br />

den Therapeuten und sein Team an, Erfahrung und ethisches<br />

Handeln sind gefragt.<br />

Im Zeitalter der Hochtechnologie ist das Vertrauen der<br />

Menschen in die integere Berufsausübung des Arztes ein hohes<br />

Gut. Die Fortschritte der Technik und der Medizin werfen<br />

Fragen auf, die die traditionelle<br />

Kosten/Schadensabwägung<br />

schwer bis unmöglich<br />

machen, und sie erfordern<br />

Antworten, die nur im Team<br />

gefunden werden können, und<br />

in dieses Team gehören auch<br />

Soziologen, Theologen und<br />

z.B. auch Juristen. Die Entscheidungen, die hier getroffen<br />

werden müssen, sind nicht immer medizinisch-technischer<br />

Art, sie gehen heran an das Leben selbst, an die Moral, die<br />

Ethik, die Vernunft und an die Politik. Chemotherapie hat<br />

vielen Menschen entscheidend geholfen, hat sie gesund, ihr<br />

Leben wieder erträglich gemacht, ihr Leben verlängert, aber<br />

auch schon mal entscheidend verkürzt.<br />

Ethik und Demenz<br />

Der Arzt, der seinem Patienten mitteilt, er habe eine Demenz,<br />

lädt sich eine große Verantwortung auf, weil er mit<br />

dieser Diagnose das Leben seines Patienten grundlegend<br />

verändert und in eine Richtung lenkt, die sich als Einbahnstraße<br />

erweist.Wenn er als Hausarzt den Menschen kennt,<br />

der ihm gerade gegenüber sitzt, ist es um so schwerer als<br />

wenn er als Facharzt durch verschiedene Tests die Richtigkeit<br />

seiner Diagnose beweist und damit einfach einen Auftrag<br />

erfüllt zu haben glaubt. Also kommt auf den Hausarzt<br />

die schwere Aufgabe zu, seinen Patienten auf dem weiteren<br />

Weg zu begleiten.<br />

Man weiß inzwischen, es gibt verschiedene Formen von<br />

Demenz, die nicht immer unbedingt etwas mit dem Alter zu<br />

tun haben müssen, die auch ganz unterschiedlich zu behandeln<br />

sind und auch gewiss eine unterschiedliche Prognose haben.<br />

Die Demenz vom Alzheimer-Typ ist eine Krankheit des Alters<br />

und je älter ein Mensch wird, um so größer ist die Wahrscheinlichkeit,<br />

dass er an dieser Alzheimer-Demenz erkrankt. Diese<br />

Wahrscheinlichkeit ist im Alter von 100 Jahren 100%. Also:<br />

alt zu werden ist nicht immer ein Segen, es ist nicht festgelegt,<br />

bis zu welchem Alter das Alter ein geseg netes ist.<br />

Nachdem die Diagnose jetzt sicher ist, beginnt die gewaltige<br />

ethische Herausforderung: für den Betroffenen, wie<br />

er das neue Wissen um seine Zukunft mit zunehmender<br />

60 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Essay<br />

Hilfsbedürftigkeit verkraftet, für die Familie, die die unermessliche<br />

Verantwortung, die jetzt gleich auf sie zu kommt,<br />

tragen muss, und für den mitfühlenden Arzt, der den Weg<br />

mit dem Kranken und seinen Angehörigen gemeinsam gehen<br />

und lenken muss. Durch die Diagnosestellung werden<br />

jetzt plötzlich die signifikanten Verhaltensstörungen in den<br />

letzten Monaten er<strong>kl</strong>ärbar, die Unsicherheiten sind beseitigt,<br />

aber die Sicherheit über den weiteren Lebensweg ist nicht<br />

unbedingt ermutigend. Er muss den Angehörigen und vor<br />

allem seinem Patienten beratend zur Seite stehen, ihnen offen<br />

und nicht beschönigend die Wahrheit sagen, aber auch<br />

nicht nur negativ, schwarz malen, obwohl er ja aus seiner<br />

beruflichen Erfahrung die Verläufe kennt. Er soll Sicherheit<br />

und Mut geben, in Krisen immer da sein, sich zusammen mit<br />

den Betroffenen über <strong>kl</strong>eine Erfolge freuen. Er wird sagen,<br />

dass die Medikamente die Krankheit nicht heilen, allenfalls<br />

die Verschlimmerung der Symptome verzögern oder abmildern.<br />

Er wird für eine gute Pflege sorgen, für das Umfeld und<br />

wird allen Mut machen. Er wird ehrliche Auskünfte ohne Beschönigung<br />

geben, wird auf die menschlichen Helfer mehr<br />

hinweisen als auf die Wirksamkeit der Medikamente hoffen.<br />

Aber jetzt sind die Menschen aus dem Umfeld des Kranken<br />

wichtig, die Familie, die Nachbarn, die Freunde, der Horror<br />

der Demenz muss abgewendet, die Angst vor der Zukunft,<br />

das Ungewisse, der Dämon muss vertrieben werden. Es soll<br />

nicht eine zusätzliche Stigmatisierung des Kranken erfolgen,<br />

er ist nach seinen Fähigkeiten ein vollwertiges Mitglied seiner<br />

Familie, als Mensch behält er seine Würde bis das Herz<br />

zu schlagen aufhört.<br />

Die ärztlich-ethische Verantwortung besteht jetzt darin,<br />

den Kranken menschlich-hilfreich zu begleiten, nachdem<br />

die Diagnose einfühlsam mitgeteilt worden war. Wichtig<br />

ist, nicht einer medikalisierenden Tendenz nachzugeben,<br />

sondern das Augenmerk auf die Lebens- und Befindlichkeitsumstände<br />

zu lenken. Bei der weitgehend bestehenden<br />

medikamentösen Therapieresistenz ist es wichtig, für eine<br />

vernünftige Pflege zu sorgen und sich um enge Vernetzung<br />

von Medizin und Pflegewissenschaft zu bemühen, denn neben<br />

der Medizin sind jetzt gefordert die Pflegewissenschaft,<br />

die Soziologie, die Psychologie, die Philosophie und die<br />

Theologie. Der Dialog zwischen den genannten Disziplinen<br />

ist unerlässlich.<br />

Auch die sogenannte Öffentlichkeit steht in der Verantwortung.<br />

Durch ungeeignete Bilder und Begriffe wird die<br />

Demenz dämonisiert, die Betroffenen werden zusätzlich<br />

stigmatisiert. Die Menschen werden abseits in den Schatten<br />

gestellt und geraten in einen allgemeinen Horror vor<br />

der Demenz. Der Verfall im Alter wird als eine menschlich<br />

unerträgliche Störung dargestellt, als etwas Inhumanes, das<br />

alles Lebenswerk vernichtet. Hier zeigt sich nochmals die<br />

wichtige Rolle des vertrauten erfahrenen Hausarztes, der<br />

aber dennoch in diesen Situationen an die Grenzen seiner<br />

Fähigkeiten kommt. Für ihn kann jetzt eine ethische Beratung<br />

durch ein ortsansässiges Ethik-Fachgremium von Wichtigkeit<br />

sein. Sind demente Menschen im Endstadium ihrer<br />

Krankheit noch Personen mit Personenwürde? Es gibt Philosophierichtungen,<br />

die die Definition des Personenbegriffes<br />

von ihrer Denk-, Erkenntnis-, Handlungs- und Sprachfähigkeit<br />

abhängig machen oder die Menschenwürde an ein biologisch<br />

ordentlich funktionierendes Gehirn koppeln. Seele,<br />

Geist, Gemüt sollen bestimmungsgemäß funktionieren. Bei<br />

Embryonen und Babies ist dieses ebenfalls nicht gegeben. Es<br />

wird ihnen eben der Schutz der Gesellschaft entzogen, der<br />

mit der Anerkennung eines Wesens als Person mit Würde<br />

gegeben ist.<br />

Patientenverfügung<br />

Nach verständlicherweise jahrelangen Diskussionen ist<br />

vom Bundesministerium für Justiz – auch hier wurde die<br />

Ethikkommission der Bundesärztekammer mit eingeschaltet<br />

– eine umfassende Patientenverfügung verabschiedet<br />

worden, die den Umgang mit Kranken regelt, wenn sie situationsbedingt<br />

ihre Vorstellungen über beabsichtigte, notwendige<br />

medizinische Maßnahmen selber nicht vorbringen<br />

können. Jede medizinische Handlung setzt die Einwilligung<br />

des Patienten nach angemessener Auf<strong>kl</strong>ärung voraus. Die<br />

Menschenwürde, das allgemeine Persönlichkeitsrecht, das<br />

Recht auf Selbstbestimmung und das Recht auf Leben und<br />

auf körperliche Unversehrtheit sind immer Ziele und Grenzen<br />

jeder medizinischen Eingriffe gewesen und sollten auch<br />

die Basis und Voraussetzung für die neue Patientenverfügung<br />

sein.<br />

Die Möglichkeiten der modernen Medizin werden immer<br />

umfangreicher und undurchschaubarer und die Werteorientierung<br />

wird immer differenzierter. Es ist sinnvoll, vorab, das<br />

heißt, bevor der Behandlungsfall also auch bevor der Verlust<br />

der Einwilligungsfähigkeit der betreffenden Person eintritt,<br />

eine Patientenverfügung niederzuschreiben. Jede Person<br />

kann selbständig eine derartige Verfügung allein verfassen.<br />

Sinnvoll erscheint es, dieses wichtige Schriftstück mit einer<br />

vertrautren Person aufzusetzen, oder die Hilfe und Beratung<br />

des Hausarztes in Anspruch zu nehmen. So kann verhindert<br />

werden, dass wesentliche Aussagen vergessen, und unberücksichtigt<br />

bleiben. Der später Behandelnde kann exakt und<br />

zweifelsfrei die Wünsche des Patienten erfüllen.<br />

Ethik und die Magensonde<br />

Ein sehr schwieriges ethisches Problem ist die Anlage<br />

einer Magensonde bei einem schluckunfähigem Patienten.<br />

Ursache der Schluckunfähigkeit können sein: mechanisch<br />

bedingte Schluckstörungen (Krankheiten des Mundes, des<br />

Rachens, der Speiseröhre oder des Magens) durch Tumore,<br />

Verätzungen, Vernarbungen, Verletzungen oder Operationen<br />

im Gesichtsbereich). Es kann sich um nervenbedingte<br />

Schluckstörungen mit Gefahr der Aspiration handeln (z.B.<br />

Zustand nach Schlaganfall). Es können Bewusstseinsstörungen<br />

oder bestimmte Formen der Unterernährung z.B. bei<br />

Krebsleiden sein.<br />

<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 61


Essay<br />

Die Sonde hat den Vorteil der guten Bilanzierung von<br />

Kalorien und Flüssigkeitsmenge, die Dauer der Nahrungsaufnahme<br />

ist kurz, es können Medikamente über die<br />

Sonde verabreicht werden, aber es fehlt die persönliche<br />

Zuneigung und Begleitung beim Essen, es fehlt die soziale<br />

und persönliche Bindung zu dem Menschen, der z.B. füttern<br />

müsste, gemeinsames Essen hat schließlich auch eine soziale<br />

Funktion, es fehlt der angenehme Geschmack, der das Wasser<br />

im Munde zusammenlaufen lässt, es fehlt die Vorfreude<br />

auf das Essen, es fehlt der Duft aus der Küche, der freudig<br />

den Magen schon auf das Essen vorbereitet.<br />

Zweifellos ist die Anlage einer Magensonde ein wesentlicher<br />

therapeutischer Fortschritt. Doch sollte die Indikation<br />

zur operativen Anlage dieser Sonde strenger gestellt werden.<br />

Personalmangel und Pflegeerleichterung in den Altersheimen<br />

gehören nicht zu den Indikationen. Im Hospiz haben<br />

natürlich die Gäste auch oft Magensonden oder werden anderweitig<br />

z.B. durch Infusionen künstlich ernährt.<br />

Hier ist die Situation aber völlig anders, das Denken über<br />

die Notwendigkeit der Sonde hat sich geändert, die Indikationsstellung<br />

ist eine andere. Früher war man der Meinung,<br />

die Sondenernährung könne auch in dieser Situation Hospiz<br />

die Lebenserwartung verlängern, das emotionale Wohlbefinden<br />

erhalten und die körperliche Schwäche bessern. Diese<br />

Annahmen sind zwischenzeitlich eindeutig widerlegt worden.<br />

Die Minderung der Aufnahme von Nahrung und Flüssigkeit<br />

ist ein Teil des natürlichen Sterbeprozesses, Durst<br />

und Hungergefühl haben hier eine völlig andere Wertigkeit.<br />

Außerdem ist hier zu beachten, ob bezüglich der künstlichen<br />

Ernährung in einer Patientenverfügung konkrete Aussagen<br />

gemacht worden sind.<br />

Der Patient muss eingewilligt haben, die Anlage einer<br />

Magensonde ist ein ärztlicher Eingriff in die Integrität des<br />

Körpers und das Legen einer Sonde stellt in diesem Zusammenhang<br />

eine lebensverlängernde Maßnahme dar, die ausdrüc<strong>kl</strong>ich<br />

vom Patienten verlangt worden sein muss, andernfalls<br />

handelt es sich um ein Rechtsvergehen, das heißt, wenn<br />

der Wunsch des Patienten nicht ausdrüc<strong>kl</strong>ich berücksichtigt<br />

worden ist. Im Hospiz bestehen diesbezüglich praktisch nie<br />

Probleme beim Einstellen der künstlichen Ernährung, es wird<br />

immer mit den Angehörigen und mit dem Gast, so weit er<br />

selber noch aktiv an der Entscheidung teilnehmen kann, besprochen.<br />

Hunger- und Durstgefühl sind in der Sterbephase<br />

immer schwer zu beurteilen, gute Pflege, Mundpflege, Befeuchten<br />

der Zunge sind oft besser als 500 Kalorien durch die<br />

Sonde. Wenn der Gast im Hospiz das Essen und Trinken verweigert,<br />

signalisiert er nicht unbedingt dadurch, dass er nicht<br />

mehr leben möchte, allerdings ist der Umkehrschluss, also<br />

die Verabfolgung einer Zwangsernährung, ebenso problematisch.<br />

Das Legen einer Magensonde ist immer schwierig, die<br />

Entscheidung muss immer personen- und situationsbezogen<br />

getroffen werden.<br />

Es gibt sicher zahlreiche, logisch nachvollziehbare Begründungen<br />

für das Anlegen einer Magensonde, wenn<br />

krankheitsbedingt der normale Schluckakt nicht mehr<br />

möglich ist. Es kann aber auch durchaus einmal möglich<br />

sein, dass die Magensonde wieder entfernt werden kann,<br />

wenn sich die ursächliche Krankheit gebessert hat, wenn<br />

z.B. der Patient nach dem Schlaganfall das Schlucken wieder<br />

gelernt hat. Die Magensonde war also in diesem Falle sehr<br />

hilfreich gewesen.<br />

Das sogenannte Wachkoma ist eine unerlässliche Indikation<br />

für eine Magensonde. Das Wachkoma ist eine schwere<br />

Funktionsstörung des Gehirns, wo z.B. bei einem Unfall<br />

große Anteile des Gehirns zerstört worden sind. Der Patient ist<br />

scheinbar wach, liegt mit offenen Augen da, der Blick ist starr<br />

geradeaus oder gleitet hin und her ohne Fixationspunkt. Anfassen,<br />

Ansprechen, Vorhalten von Gegenständen bleiben ohne<br />

Reaktion, es sind keine Flucht- oder Abwehrreaktionen zu provozieren.<br />

Vegetative Elementarfunktionen sind erhalten, dazu<br />

gehört z.B. der Schluckreflex (nicht immer), dennoch ist die<br />

Nahrungsverwertung erheblich gemindert, sodass die Kranken<br />

bald hochgradig abmagern und dementsprechend künstlich<br />

ernährt werden müssen. Dieser Zustand kann über sehr viele<br />

Jahre anhalten, der Kranke kann aber aus seinem Wachkoma<br />

erwachen, wobei dann immer erhebliche Defizite bleiben, der<br />

Patient ist dauerhaft schwerst hirngeschädigt. Nach den Grundsätzen<br />

der Bundesärztekammer ist ein Wachkomapatient zwar<br />

ein nicht einwilligungsfähiger, aber auch kein sterbender Patient<br />

und muss nach den Grundsätzen der medizinischen Ethik<br />

mittels einer Magensonde ernährt werden.<br />

Ein schwieriges Problem ist der Demenzkranke und<br />

die Magensonde. Alle vorhandenen Studien bezüglich der<br />

künstlichen Ernährung bei fortgeschrittener Demenz haben<br />

keine Hinweise dafür gegeben, dass die durch diese Maßnahme<br />

angestrebten Therapieziele erreicht werde können. Es<br />

zeigen sich keine Hinweise auf eine Lebensverlängerung,<br />

eine Verbesserung des Ernährungszustandes, Verbesserung<br />

der Lebensqualität, Verbesserung der Wundheilung von Geschwüren<br />

durch aufliegen. Daher wurde schon vor Jahren der<br />

Leitsatz ausgesprochen: das Missverhältnis zwischen Vorteilen<br />

und Nachteilen der künstlichen Ernährung begründet<br />

die Empfehlung, dass künstliche Ernährung bei Patienten mit<br />

fortgeschrittener Demenz nicht angewendet werden soll.<br />

Es sind nur wenige Situationen angesprochen worden,<br />

in denen es um die Frage der Sinnhaftigkeit der Anlage<br />

einer Magensonde ging. Eigentlich kann man keine Regeln<br />

oder Gebrauchsanweisungen aufstellen, es wird immer<br />

viele Unabwägbarkeiten geben. Ist es eine medizinisch<br />

sinnvolle und angemessene Maßnahme, geht es um eine<br />

Therapiebegrenzung, geht es um Lebensqualität oder etwa<br />

um Sterbehilfe? Viele unbewusste Wertungen schwingen<br />

mit. Vorabge<strong>kl</strong>ärt werden müssen die naturwissenschaftlichen<br />

Aspekte, die Vorsituation muss ge<strong>kl</strong>ärt werden, die<br />

gegenwärtige Befindlichkeit und besonders die Zielsetzung.<br />

Die Selbstbestimmung darf nicht außer acht gelassen<br />

werden (Frage der Patientenverfügung). Entscheidung<br />

für oder gegen eine Sonde wird immer schwierig bleiben.<br />

Es ist nur zu hoffen, dass hier das Wohl des Patienten das<br />

einzige Kriterium bleiben wird.<br />

<br />

62 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


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4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 63


Veranstaltungen in der Senioren Begegnungsstätte<br />

der Stadt Siegen<br />

Seniorenhilfe Siegen e.V.<br />

Telefon 02 71/ 6 61 03 35<br />

durchblick e.V.<br />

02 71/6 16 47 + 01 71/6 20 64 13<br />

AlterAktiv e.V. Siegen-Wittgenstein<br />

Senecafé 02 71/ 2 50 32 39<br />

SeniorenServiceStelle 0271 / 3 84 61 08<br />

montags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet 0271 / 3846108<br />

10:00 -12:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

dienstags<br />

10:00 -12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

10:00 -12:00 Malgruppe<br />

18:00 -20:00 durchblick-Photo-Shop-<br />

Club (für Fortgeschritte)<br />

ALTERAktiv-Computerkurse<br />

und Englischkurse<br />

auf telefonische Anfrage<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

57074 Siegen, Marienborner Str. 151<br />

Café „Unter der Linde“ 02 71 / 5 64 10<br />

Englischkurse 02 71 / 8 74 39<br />

oder 02 71 / 2 50 15 00<br />

Film- und Video-Club 027 32/1 24 60<br />

Seniorenbeirat 02 71 / 4<strong>04</strong>-2434<br />

mittwochs<br />

10:00 -12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

09:00 -12:00 SeniorenServiceStelle<br />

geöffnet 0271 / 3846108<br />

09:00 -12:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

15:00 -17:00 Singen mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

15:00 -17:00 Handarbeiten mit der<br />

Seniorenhilfe<br />

15:00 -17:00 Werkstatt geöffnet<br />

14:00 -18:00 ALTERAktiv<br />

Senecafé<br />

19:00 -21:00 Regenbogentreff<br />

19:30 -22:30 Film und Videoclub<br />

Gedächtnistraining 071 / 8 49 99<br />

Lesepaten 02739 / 22.90<br />

Malgruppe 0271 / 3 73 87<br />

Selbstverteidigung 0160 / 30 18 67<br />

SeniorenTheaterSiegen 0271 / 5 65 28<br />

Trauercafé 0271/ 5 34 46<br />

Wahlverwandte 0271 / 2 38 01 08<br />

Werkstatt 02 71 / 6 27 76<br />

donnerstags<br />

09:30 - 10:30 Selbstverteidigung<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

10:00 - 12:00 Redaktionsbüro des<br />

durchblick geöffnet<br />

12:30 - 14:00 Mittagstisch für Ältere,<br />

Vortagsanmeld. bis 12 Uhr<br />

0271- 4<strong>04</strong>-2200<br />

15.30 -16:45 „Easy Conversation“<br />

Englischstunde<br />

freitags<br />

10:00 - 12:00 Sprechstunde der<br />

Seniorenhilfe<br />

samstags<br />

09:00 - 12:00 Wandergruppe<br />

der Seniorenhilfe<br />

Wegen möglicher Änderungen einzelner Termine (Ferien, Krankheit usw.) empfiehlt sich die telefonische Anfrage.<br />

Das Haus Herbstzeitlos befindet sich auf dem Gelände der alten „Hainer Schule“, Ecke Marienborner Straße / Blumenstraße<br />

Anfahrt: Ab Hauptbahnhof, ZOB Bussteig B 1-2: Linien R 12, R 13, R 17, L 109 (Bushaltest, Blumenstraße). Parkplatz: Kostenlose am Haus<br />

Wir haben die passenden Veranstaltungen für Sie:<br />

Programm <strong>2011</strong>/2012<br />

Programm<br />

<strong>2011</strong>/2012<br />

August <strong>2011</strong> - Juli 2012<br />

<br />

<br />

<br />

Englisch für Ältere (verschiedene Stufen)<br />

Computerkurse für Ältere (Grundlagen, Internet, E-Mail u. a.)<br />

Vorträge | Café-Zeit im KrönchenCenter<br />

und vieles Andere mehr.<br />

VHS Siegen, KrönchenCenter, Markt 25, 57072 Siegen<br />

www.vhs-siegen.de<br />

Telefon: 0271 4<strong>04</strong>-3000<br />

Neujahrskonzerte<br />

Ganz <strong>kl</strong>assisch und virtuos ins neue Jahr<br />

starten können Sie auch 2012 nach bekannter<br />

Tradition mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen. Bei feiner Klassik mit dem<br />

gut aufgelegten Ensemble der Philharmonie<br />

Südwestfalen dürfen Sie sich entspannt<br />

zurüc<strong>kl</strong>ehnen und den spritzigen Interpretationen<br />

der Polkas, Balletten, Opern und<br />

Walzern lauschen. Im Konzert er<strong>kl</strong>ingen u.<br />

a. Werke von Jacques Offenbach, Rossini/<br />

Respighi und Johann Strauß, dirigiert von<br />

Giulino Betta und Russell N. Harris. <br />

So. 1.1. / 16 und 20 Uhr im<br />

Apollo-Theater Siegen<br />

(auch 10. und 11.1.)<br />

Mo. 2.1. / 20 Uhr in der<br />

Stadthalle Betzdorf<br />

Mi. 3.1. / 20 Uhr in der Aula<br />

des Städtischen Gymnasiums<br />

Bad Laasphe<br />

Do. 4.1. / 20 Uhr im Bürgerhaus<br />

am Markt<br />

Sa. 7.1. /19 Uhr in der Festhalle<br />

Wilnsdorf<br />

So. 8.1. / 17 Uhr in der Stadthalle<br />

Kreuztal<br />

64 durchblick 4/<strong>2011</strong>


Veranstaltungshinweise<br />

Weihnachtsmärkte<br />

im Siegerland<br />

Dezember <strong>2011</strong><br />

bis 23.12. täglich, in Siegen,<br />

Bahnhofstraße bis Schlossplatz,<br />

Unteres Schloss.<br />

bis 8.1.2012 täglich, „Winterzauber“<br />

im Innenhof der Sparkasse<br />

Siegen, Morleystraße.<br />

bis 23. 12. täglich in Weidenau,<br />

Siegerlandzentrum.<br />

Fr., 2. Laasphe, „Weihnachtsmarkt<br />

auf Schloss Wittgenstein“,<br />

von 17-22 Uhr.<br />

Fr. 2. Kreuztal Weihnachtsmarkt<br />

„Lichterglanz im Park“, 16–22 Uhr,<br />

Sa. 14–22 Uhr, So.11–19 Uhr,<br />

Dreslers Park<br />

Sa., 3. Bad Laasphe-Herbertshausen<br />

ab 16 Uhr auf dem Schützenplatz<br />

Sa., 3. Feudinger Weihnachtsmarkt<br />

ab 15 Uhr, In der Gasse<br />

Sa., 3. Freudenberg, Weihnachtsmarkt<br />

im „Alter Flecken“, 15–21 Uhr<br />

auch So. 11–18 Uhr<br />

Sa., 3. Freudenberg, „Sterncafé“<br />

Weihnachtsmarkt von 15–21 Uhr,<br />

Alte Schmiede, Am Silberstern<br />

auch Sonntag, 4.12. / 11–18 Uhr<br />

Sa., 3. Erndtebrück, „30. Adventsmarkt“,<br />

„Im Teich“, auch So., 4.12.<br />

Sa., 3. Netphen Weihnachtsmarkt<br />

in der Ortsmitte, auch So., 4.12.<br />

So., 4. Burbach,Weihnachtsmarkt,<br />

mit großem Bücherflohmarkt von<br />

11–18 Uhr, in der Ortsmitte / Nassauische<br />

Straße<br />

Do., 8. Hachenburg, „Nostalgischer<br />

Weihnachtsmarkt“ ab 11 Uhr in der<br />

Innenstadt, bis Sonntag, 11.12.<br />

Sa., 10. Hilchenbach, „Chresdagsmärktche“<br />

auf dem Marktplatz,<br />

14–22 Uhr, auch So., 11–19 Uhr<br />

Sa., 10. Bad Berleburg, „Weihnachtszeitreise“,<br />

14–22 Uhr, an<br />

verschiedenen Plätzen, auch So.,<br />

11.12. 11–19 Uhr.<br />

Sa., 10. Niederlaaspher „Weihnachtsmärktchen“,<br />

ab 15 Uhr, Auf<br />

dem Brückenplatz<br />

Vermittlung<br />

von Wohnpartnerschaften<br />

Die Koordinierungsstelle „Wohnpartnerschaften“<br />

beim Verein ALTERAktiv sucht ältere Menschen,<br />

die Wohnraum zur Verfügung stellen können und<br />

Hilfe oder Begleitung bei Haus- und Gartenarbeit,<br />

beim Einkauf u.ä. benötigen oder wünschen. Sie<br />

vermittelt junge Menschen als MieterInnen, die<br />

tatkräftig Unterstützung leisten und so ihre Mietkosten reduzieren wollen.<br />

Als Faustregel gilt: Eine Stunde Hilfe im Monat für einen Quadratmeter<br />

Wohnraum plus Nebenkosten.<br />

Wenn Sie interessiert sind, wenden Sie sich an:<br />

ALTERAktiv Siegen-Wittgenstein e.V.<br />

Geschäftsstelle / Seniorenbüro<br />

57074 Siegen, St Johann-Str. 7<br />

Tel.: 02 71/2 34 60 66<br />

Fax: 02 71/2 34 60 77<br />

E-Mail: wohnpartnerschaft@senioren-si.de<br />

Internet: www.senioren-siegen.de und www.senioren-si.de<br />

Wohnen ist Vertrauenssache<br />

Preiswerte Wohnungen für alle!<br />

Wir vermieten in:<br />

Siegen, Weidenau, Geisweid, Kaan-Marienborn und Netphen<br />

freifinanzierte Wohnungen – ohne Einkommensgrenzen<br />

öffentlich geförderte Wohnungen – mit Wohnberechtigungsschein<br />

Wir informieren Sie gerne, bitte sprechen Sie<br />

Frau Gruner, Durchwahl 4895115, E-Mail: ggruner@wgh-siegen.de oder<br />

Frau Stauf, Durchwahl 4895111, E-Mail: jstauf@wgh-siegen.de, an.<br />

WGH<br />

Wohnungsgenossenschaft<br />

Hüttental eG<br />

57076 Siegen-Weidenau · Jahnstraße 45<br />

Tel. 02 71/48 95 10 · Fax 02 71/4 89 51 51<br />

www.wgh-siegen.de<br />

durchblick 4/<strong>2011</strong> 65


Veranstaltungshinweise<br />

Dezember <strong>2011</strong><br />

1. Donnerstag<br />

10:00 Ausstellungsforum: ZeitSpuren<br />

Haus Oranienstraße, Siegen (bis 15. 1.)<br />

20:00 Konzert mit dem Ensemble<br />

Hélios Quartett (Paris), Apollo-Theater<br />

2. Freitag<br />

10:00 Trauercafé, der Hospizhilfe Siegen<br />

e.V. Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

20:00 Weihnachtskonzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Dirigat: Evan<br />

Christ,Apollo-Theater (auch am 3.12.)<br />

20:00 Stepp-Show: Lord of the Dance,<br />

Siegerlandhalle Siegen<br />

20:00 Jazzclub Oase: Soul Affair, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 7<br />

3. Samstag<br />

20:00 Frank Sauer Vom Tellerwäscher<br />

zum Geschirrspüler, Kulturhaus Lÿz,<br />

20:00 Konzert: The London Quartet<br />

mit Christmas Special, Heimhof-Theater,<br />

Burbach<br />

18:00 Konzert: Blechbläserquintett,<br />

Classic Brass, Ev. Kirche Hilchenbach<br />

4. Sonntag<br />

10.30 Benefizkonzert: Weihnachtsmatinee<br />

Nussknacker, im Schloss Bad<br />

Berleburg<br />

15:00 Trauercafé – Café Regenbogen,<br />

Haus Ernsdorf, Ernsdorferstr. 3, Kreuztal<br />

19:00 Westernfilm in der Kurbelkiste:<br />

True Grit, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

5. Montag<br />

9:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

6. Dienstag<br />

10:00 Kreativ-Gruppe DeutscherHausfrauenBund,<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

14:30 Adventfeier der Seniorenwandergruppen<br />

der Stadt Siegen, Bismarkhalle<br />

Siegen-Weidenau<br />

14:30 AlterAktiv: Lesepaten, Haus<br />

Herbstzeitlos, Siegen Marienborner Str.<br />

19:00 SeniorenTheaterSiegen: Die<br />

Siegener Stadtmusikanten, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen<br />

7. Mittwoch<br />

14:00 KSG-Offenes-Café, Fichtenweg 5,<br />

Siegen-Geisweid, Im Wenscht<br />

19:30 Gesprächskreis für pflegende<br />

Angehörige, Diakoniestation Kreuztal,<br />

Anmeld. vor mittags ℡ 02732-582470<br />

19:30 Russische Weihnacht Konzert<br />

mit den Zarewitsch Don Kosaken, Bad<br />

Berleburg - Kath. Kirche St. Marien<br />

8. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenbegegnungsstätte Haus<br />

Herbstzeitlos, Siegen<br />

20:00 Forum-Siegen-Vortrag: Armut<br />

als soziales Problem: Zum Umgang mit<br />

Armut im demokratischen Wohlfahrtsstaat,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

9. Freitag<br />

19:30 Weihnachtskonzert mit dem Vokalquintett<br />

Berlin, Schloss Berleburg<br />

20:00 Konzert mit Ernie Watts European<br />

Quartet, Jazzclub Oase, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Straße 7<br />

10. Samstag<br />

20:00 Comedyabend mit Maddin<br />

Schneider Lach oder Stirb, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Straße 7<br />

20:00 Rock'n'Roll mit Lucy in the Sky,<br />

Festhalle Wilnsdorf, Rathausstraße<br />

20:00 Nuhr unter uns Kabarett von<br />

und mit Dieter Nuhr, Siegerlandhalle<br />

Siegen<br />

11. Sonntag<br />

10:45 Matinée-Konzert für Flöte und<br />

Orgel, Katholische Kirche St. Joseph<br />

Weidenau<br />

20:00 Lesung mit Ralf Sotscheck:<br />

Christstollen mit Guinness, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Straße 7<br />

12. Montag<br />

10:00 Frühstückstreff, AWO Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstr. 186<br />

10:00 Trauercafé, der Hospizhilfe<br />

Siegen e.V. Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

16:00 KSG-Café im Wenscht: Lesepaten,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5<br />

Classic Brass -<br />

Konzert zur Weihnachtszeit<br />

Das seit 1991 erfolgreiche, international<br />

besetzte Bläserquintett mit Jürgen Gröblehner<br />

gastiert mit Werken alter Meister<br />

Samstag, 3. Dezember ab 18 Uhr in der<br />

Evangelischen Kirche in Hilchenbach.<br />

14. Mittwoch<br />

16:00 Backestag, Frdb.-Hohenhain<br />

14:30 KSG-Café: Kochstudio International,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5<br />

20:00 Schauspiel: Rain Man, Hilchenbach-Dahlbruch,<br />

Gebr.-Busch-Theater<br />

15. Donnerstag<br />

15:15 KSG-Café im Wenscht: Seniorentreff<br />

mit Programm, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

20:00 LÿzMixVarieté: Kabarett, Musik,<br />

Akrobatik und Zauberei, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen St.-Johann-Straße 7<br />

16.Freitag<br />

20:00 Martin Luther King Konzert:<br />

Ich habe einen Traum, Apollo Siegen<br />

17. Samstag<br />

9:00 Backestag: Siegen-Setzen<br />

17:00 Konzert: Inspiration Weihnachten,<br />

Ev. Kirche Hilchenbach, (auch 18.12.)<br />

Dienstag, 6. Dez. 19 Uhr SeniorenTheaterSiegen: Die Siegener Stadtmusikanten.<br />

Eine sauköstliche Satire auf das Seniorenleben. Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

66 durchblick 4/<strong>2011</strong><br />

Veranstalterfoto Veranstalterfoto


19:00 Siegener Christmas Comedy:<br />

Kartoffelfreuden VIII, Kulturhaus Lÿz,<br />

18. Sonntag<br />

14:30 Café unter der Linde, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

15:00 Trauercafé, der Hospizhilfe Siegen<br />

e.V., Kindergarten Freudenberg,<br />

Oranienstraße 25<br />

18:00 Comedy mit Nickelodeon:<br />

Christmas Dinner for Two, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

19. Montag<br />

14:00 KSG - Café Im Wenscht: Malen/<br />

Basteln für Erwachsene, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

14:30 Gedächtnistraining, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

20. Dienstag<br />

19:30 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte,<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

22. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenbegegnungsstätte Haus<br />

Herbstzeitlos Siegen, Marienborner Str.<br />

26. Montag<br />

14:30 AWO-Seniorentreff: Kaffeekränzchen,<br />

AWO Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstraße 186<br />

14:30 Gedächtnistraining, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

18:00 Weihnachtskonzert bei Kerzenschein<br />

mit dem Bach-Chor Siegen,<br />

Martinikirche Siegen<br />

27. Dienstag<br />

20:00 Kabarett mit Weigand & Genähr,<br />

Wer zuerst oben is, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen (täglich bis 30.12.)<br />

28. Mittwoch<br />

16:00 Backestag: Freudenb.-Hohenhain<br />

19:00 Russisches Staatsballett tanzt<br />

Schwanensee, Siegerlandhalle Siegen<br />

29. Donnerstag<br />

20:00 Konzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen, Dirigat: Christian Kluxen,<br />

Gebr.-Busch-Theater, Hi.-Dahlbruch<br />

31. Samstag<br />

19:30 Barockkonzert zur Silvesternacht<br />

mit der Philharmonie Südwestfalen,<br />

Ev.Kirche Hilchenbach 19.00 und<br />

22.15 Let's Have A Party Eine musikalische<br />

Jahrhundertrevue von und mit<br />

Tankred Schleinschock, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

Veranstaltungshinweise<br />

Wer zuerst oben is...<br />

„Wenn Ursel, Christa<br />

Weigands Paraderolle,<br />

in der roten Strickjacke<br />

und mit Dutt auf<br />

Platt laut ‚prakteziert‘,<br />

kommen der zugereiste<br />

Herr Genähr (Vorname:<br />

Bernd-Michael) und<br />

das heimische Publikum<br />

aus dem Staunen kaum<br />

heraus.“(Siegener Zeitung)<br />

Vorstellungen vom<br />

27. 12. bis 30. 12. jeweils<br />

ab 20 Uhr im<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18,<br />

Januar 2012<br />

durchblick 4/<strong>2011</strong> 67<br />

Veranstalterfoto<br />

1. Sonntag Neujahr<br />

10:00 Ausstellung: ZeitSpuren Haus<br />

Oranienstraße, Siegen (bis 15. Januar)<br />

16:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

18:00 Orgelkonzert zum neuen Jahr,<br />

Martinikirche Siegen<br />

20:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

3. Dienstag<br />

10:00 Kreativ-Gruppe DeutscherHausfrauenBund,<br />

Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

14:30 Alter Aktiv: Lesepaten, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

4. Mittwoch<br />

14:00 KSG-Offenes-Café im<br />

Wenscht, Fichtenweg 5, Siegen-<br />

Geisweid<br />

19:30 Gesprächskreis für pflegende<br />

Angehörige, Diakoniestation<br />

Kreuztal, Anmeldung vormittags <br />

02732-582470<br />

20:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

5. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Seniorenbegegnungsstätte Haus<br />

Herbstzeitlos, Siegen<br />

20:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

7. Samstag<br />

19:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

20:00 Kabarett: Sebastian Pufpaff<br />

mit der Frage Warum! Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 189<br />

8. Sonntag<br />

17:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

19:00 Film: Almanya – Willkommen<br />

in Deutschland, Kurbelkiste im Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />

9. Montag<br />

10:00 Trauercafé, der Hospizhilfe<br />

Siegen e.V. Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

10:00 Frühstückstreff, AWO Begegnungsstätte,<br />

Rosterstr. 186, Siegen<br />

16:00 KSG-Café im Wenscht: Lesepatin,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5<br />

10. Dienstag<br />

19:30 Treffen: Wohnprojekt Wahlverwandte,<br />

Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

20:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

18. Dezember, 18 Uhr, Comedy mit Nickelodeon:<br />

Christmas Dinner for Two,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

Veranstalterfoto


Veranstaltungshinweise<br />

Januar 2012<br />

20.1. ab 20 Uhr: Kabarett mit Matthias<br />

Egersdörfer: Ich mein's doch nur gut!<br />

11. Mittwoch<br />

14:30 KSG-Café: Kochstudio International,<br />

Siegen-Geisweid,Fichtenweg 5<br />

20:00 Kabarett: Weigand & Genähr,<br />

Wer zuerst oben is, Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen (täglich bis 12.01.)<br />

20:00 Neujahrskonzert (sie Seite 60)<br />

12. Donnerstag<br />

20:00 Forum Siegen Vortrag: Menschen<br />

ohne Wohnung = Menschen ohne<br />

Würde? Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

13. Freitag<br />

20:00 Jazzclub Oase: Richard Bargel &<br />

Klaus "Major" Heuser Band, Men in<br />

Blues, Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20:00 Kulturforum, Martin C. Herberg<br />

Gitarren Total, Altes Feuerwehrgerätehaus,<br />

Netphen, St. Petersplatz<br />

Veranstalterfoto<br />

14. Samstag<br />

20:00 Jazzclub Oase: JazzConference<br />

meets Timo Böcking Projekt, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

15. Sonntag<br />

15:00 Trauercafé, der Hospizhilfe Siegen<br />

e.V. Kindergarten Freudenberg,<br />

Oranienstraße 25<br />

17:00 Multivision-Vortrag von Heiko<br />

Beyer: Irland-Zauber der grünen Insel<br />

Stadthalle Kreuztal<br />

14:30 Café unter der Linde Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

16. Montag<br />

14:00 KSG Café im Wenscht: Malen/<br />

Basteln für Erwachsene, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

17. Dienstag<br />

19:30 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte,<br />

Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen.<br />

20:00 Stepp-Show: Magic of the Dance,<br />

Siegerlandhalle Siegen, Koblenzer Str.<br />

19. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

15:15 KSG-Café im Wenscht: Seniorentreff<br />

mit Programm, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

20:00 Theater: Woyzeck von Georg<br />

Bücher, Apollo-Theater, Siegen<br />

20:00 Forum-Siegen Vortrag: Kinderarmut<br />

in Deutschland, Kulturhaus Lÿz<br />

20. Freitag<br />

20:00 Kabarett mit Fatih Cevikkollu:<br />

Fatih Unser, Stadthalle Kreuztal<br />

20:00 Kabarett mitMatthias Egersdörfer:<br />

Ich mein's doch nur gut! Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

21. Samstag<br />

20:00 Lesung mit Hellmuth Karasek,<br />

Im Paradies gibt's keine roten Ampeln!<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str.<br />

20:00 Theater Subito mit dem Krimi:<br />

Rotecke, Heimhof-Theater, Burbach<br />

22. Sonntag<br />

19:00 Film: I Killed My Mother, Kurbelkiste<br />

im Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

19:00 Bernhard Hoecker: Wikihoëcker<br />

Bad Berleburg, Bürgerhaus am Markt<br />

23. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

14:30 AWO-Seniorentreff: Kaffeekränzchen,<br />

AWO Begegnungsstätte<br />

Siegen, Rosterstr. 186<br />

19:00 Treffen der Selbsthilfegruppe<br />

Asthma, Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

24. Dienstag<br />

20:00 Kabarett: Freiheit ist alles, Gebrüder-Busch-Theater<br />

Hilchenbach<br />

26. Donnerstag<br />

19:00 Theater: Thibault Schiemann in<br />

Fünf Mal schwarze Katze, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

Veranstalterfoto<br />

Irland-Zauber der<br />

grünen Insel<br />

Irland machen die<br />

Geschichten aus,<br />

und von denen gibt<br />

es genug zu erzählen,<br />

von einem Land<br />

am Rande Europas,<br />

das sich trotz der<br />

rasanten wirtschaftlichen<br />

Entwic<strong>kl</strong>ung<br />

seine Ursprünglichkeit<br />

bewahren konnte.<br />

Denn nach wie<br />

vor gilt: Die grüne<br />

Insel verzaubert!<br />

Multivision-Vortrag<br />

von Heiko Beyer,<br />

15. Januar<br />

ab 17 Uhr,<br />

Stadthalle Kreuztal<br />

68 durchblick 4/<strong>2011</strong>


Veranstaltungshinweise<br />

20.00 Forum-Siegen Vortrag: Armut<br />

und das Bürgerrecht auf Bildung, Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen, St.-Johann-Str. 18,<br />

27. Freitag<br />

20:00 Multivision-Vortrag: Norwegen<br />

per Hurtigrute, Ev. Jugendheim,<br />

Erndtebrück<br />

20:00 Theater: Der Bräutigam meiner<br />

Frau, Adolf-Saenger-Halle Wilnsd.-Niederdielfen,<br />

Augraben 9 (auch So. 17 Uhr)<br />

28. Samstag<br />

19.00 Theater der Uni-&Hochschule<br />

der Künste Bern mit: Romio und Julieta.<br />

Und Pickelhäring, Kulturhaus Lÿz Siegen,<br />

St.-Johann-Straße 18<br />

20:00 Kabarett mit Kämmer & Rübhausen:<br />

Es ist Zeit für Plan B., Kreuztal,<br />

Weiße Villa, Dreslers Park<br />

20:00 Kabarett: Alfons mit Die Rückkehr<br />

der Kampfgiraffen, Heimhof-Theater,<br />

Burbach<br />

30. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

20.00 Der Seefahrer, Schauspiel von<br />

Conor McPherson ,Apollo-Theater Siegen.<br />

Februar 2012<br />

Samstag, 28 Januar 20 Uhr, Politisches<br />

Kabarett mit Kämmer & Rübhausen:<br />

Es ist Zeit für Plan B<br />

Kreuztal, Weiße Villa, Dreslers Park<br />

1. Mittwoch<br />

14:00 KSG-Offenes-Café im Wenscht,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5<br />

19:30 Gesprächskreis für pflegende<br />

Angehörige, Diakoniestation Kreuztal,<br />

Anmeldung vormittags 02732-582470<br />

2. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé der Seniorenhilfe,<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

19.00 Burghofbühne Dinslaken: Liebesbriefe<br />

an Hitler, Kulturhaus Lÿz Siegen.<br />

20.00 Forum-Siegen Vortag: Armut und<br />

Solidarität in der Weltgesellschaft, Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Str. 18<br />

3. Freitag<br />

20.00 Kulturforum: Konzert mit Jürgen<br />

Schwab Heute noch Folk, Blues, Pop<br />

und Jazz. Altes Feuerwehrgerätehaus<br />

Netphen, St. Petersplatz<br />

20:00 Kabarett mit Richard Rogler:<br />

Stimmung, Stadthalle Kreuztal<br />

20:00 Kabarett mit Daubs Melanie: Das<br />

Jubiläums-Programm, Kulturhaus Lÿz,<br />

Siegen (auch am 10.02.)<br />

20:00 Konzert: Kerstin Stahl&Gerd Moos,<br />

Heimspiel, Heimhof-Theater, Burbach<br />

5. Sonntag<br />

15:00 Trauercafé - Café Regenbogen,<br />

Haus Ernsdorf, Kreuztal, Ernsdorferstr. 3<br />

19:00 Film: Four Lions, Kurbelkiste im<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

6. Montag<br />

9:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

7. Dienstag<br />

10:00 Kreativ-Gruppe Deutscher HausfrauenBund,<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

14:30 AlterAktiv: Lesepaten, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

8. Mittwoch<br />

14:30 KSG-Café im Wenscht: Kochstudio<br />

International, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

9. Donnerstag<br />

20:00 Theater: Altweiberfrühling, Gebrüder-Busch-Theater<br />

Hilchenbach<br />

20:00 Back Home, Konzert mit Judith<br />

Adarkwah & Friends, Jazzclub Oase im<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

10. Freitag<br />

20:00 Theater: Der Kontrabass von<br />

Patrick Süskind. mit Jan<br />

Becker, Apollo-Theater<br />

Siegen, Morleystr. 1<br />

11. Samstag<br />

20:00 Lesung: Alissa<br />

Walser, Immer ich!<br />

Kulturhaus Lÿz, Sgn.<br />

20:00 Jazzkonzert:<br />

Thomas Reis, Gibt's ein<br />

Leben über 40, Heimhof-Theater,<br />

Burbach<br />

12. Sonntag<br />

17:00 Multimediashow<br />

von Petra und<br />

Gerhard Zwerger-<br />

Schoner: Australien,<br />

Stadthalle Kreuztal,<br />

Am Erbstollen 7<br />

18.00 Konzert: Trio<br />

Anima Vocalis, Nikolaikirche<br />

Siegen<br />

13. Montag<br />

10:00 Trauercafé, der<br />

Hospizhilfe Siegen<br />

e.V. Haus Herbstzeitlos,<br />

Siegen<br />

10:00 Frühstückstreff, AWO Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen<br />

16:00 KSG-Café im Wenscht: Lesepatin,<br />

Siegen-Geisweid, Fichtenweg 5<br />

14. Dienstag<br />

20.00 Kammermusik mit dem Xyrion<br />

Trio, Geb.-Busch-Theater Hilchenbach<br />

15. Mittwoch<br />

20.00 Konzert mit den Swinging Elephants<br />

Makin` Whoopee Kulturhaus<br />

Lÿz Siegen, St.-Johann-Straße 18<br />

9. Februar 20:00: Back Home, Konzert mit Judith<br />

Adarkwah & Friends, Jazzclub Oase im Kulturhaus<br />

Lÿz, Siegen<br />

Veranstalterfoto<br />

durchblick 4/<strong>2011</strong> 69


Veranstaltungshinweise<br />

Februar 2012<br />

Freitag, 17. Februar 20 Uhr KreuztalKultur:<br />

Musik Comedy: Mit<br />

Schirm, Charme und Cellone, Stadthalle<br />

Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

16. Donnerstag<br />

15:15 KSG-Café im Wenscht: Seniorentreff<br />

mit Programm, Siegen-Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

15:00 Literaturcafé Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

17. Freitag<br />

20:00 KreuztalKultur: Musik Comedy:<br />

Mit Schirm, Charme und Cellone,<br />

Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen 7<br />

1. Donnerstag<br />

15:00 Literaturcafé Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos Siegen<br />

20:00 Lesung: Die Enden der Welt mit<br />

Roger Willemsen, Stadthalle Kreuztal<br />

20.00 Schauspiel von Wajdi Mouawad:<br />

Verbrennungen, Gebrüder-Busch-Theater-Hilchenbach-Dahlbruch<br />

2. Freitag<br />

20:00 Jazzkonzert mit dem Cécile Verny<br />

Quartet: Keep some secrets within,<br />

Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

3. Samstag<br />

20:00 Konzert mit Satin Blue - Folk-,<br />

Blues- und Jazzband, Kulturhaus Lÿz,<br />

Veranstalterfoto<br />

18. Samstag<br />

20:00 Kabarett mit Matthias Deutschmann,<br />

Deutsche, wollt ihr ewig leben?<br />

Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-Johann-Str.<br />

19. Sonntag<br />

11.00 Kunst- & Handwerkermarkt Der<br />

Markt der schönen Dinge Siegerlandhalle<br />

Siegen (auch Sonntag)<br />

14:30 Café unter der Linde, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos,<br />

Siegen, Marienborner Str. 151<br />

15:00 Trauercafé, der Hospizhilfe Siegen<br />

e.V. Kindergarten Freudenberg,<br />

Oranienstrasse 25<br />

19:00 Film: Du sollst nicht lieben, Kurbelkiste<br />

im Kulturhaus Lÿz, Siegen<br />

20. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen,<br />

19:00 Treffen der Selbsthilfegruppe<br />

Asthma, Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

14:00 KSG-Café im Wenscht: Malen/<br />

Basteln für Erwachsene, Siegen Geisweid,<br />

Fichtenweg 5<br />

21. Dienstag<br />

19:30 Treffen Wohnprojekt: Wahlverwandte,<br />

Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

20:00 Komödie: Familie Malentes 99<br />

Lufxtballons, Apollo Theater, Siegen<br />

20.00 Kulturforum Lesung: Shakespeare<br />

zwischen Äpfeln und Nüssen in<br />

der Rumpelkammer Altes Feuerwehrgerätehaus,<br />

Netphen, St. Petersplatz<br />

Vorschau März 2012<br />

20:00 Konzert: Mr. Boogie Woogie,<br />

Heimhof-Theater, Burbach<br />

20.00 Kabarett mit Urban Priol Wie im<br />

Film, Siegerlandhalle, Siegen<br />

4. Sonntag<br />

18.00 Die große Peter Kraus Revue:<br />

Für immer in Jeans 2012 Siegerlandhalle<br />

Siegen, Koblenzer Str. 151<br />

19:00 Film: In einer besseren Welt,<br />

Kurbelkiste im Kulturhaus Lÿz, Siegen,<br />

St.-Johann-Str. 18<br />

9. Freitag<br />

20.00 Konzert mit der WDR-Big-Band<br />

Oase im Kulturhaus Lÿz, Siegen St.-<br />

Johann-Straße 18<br />

23. Donnerstag<br />

20.00 Kleine Bühne Seelbach, Schwank:<br />

Nichts als Kuddelmuddel Kulturhaus<br />

Lÿz, (auch 24., 25., 26.)<br />

24. Freitag<br />

20:00 Kabarett mit Wilfried Schmic<strong>kl</strong>er:<br />

Weiter, Stadthalle Kreuztal<br />

20.00 Schauspiel mit Musik, Die Harry<br />

Belafonte Story, Apollo-Theater Siegen,<br />

Morleystr. 1<br />

25. Samstag<br />

10:00 Messe: Gesundheit Siegen, Siegerlandhalle,<br />

Siegen (auch Sonntag)<br />

20:00 Konzert: Rigmor Gustafsson &<br />

Trio, Stadthalle Kreuztal<br />

20:00 Kulturforum Theater: Der Bräutigam<br />

meiner Frau,Georg-Heimann-<br />

Halle Netphen, Jahnstraße<br />

26. Sonntag<br />

17:00 Chorkonzert mit der Philharmonie<br />

Südwestfalen unter der Leitung von Ulrich<br />

Stötzel, Haardter Kirche Weidenau<br />

27. Montag<br />

14:30 Gedächtnistraining, Begegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen,<br />

Marienborner Straße 151<br />

14:30 AWO-Seniorentreff: Kaffeekränzchen,<br />

AWO Begegnungsstätte<br />

Rosterstr. 186, Siegen<br />

19:00 Treffen der Selbsthilfegruppe<br />

Asthma, Seniorenbegegnungsstätte<br />

Haus Herbstzeitlos, Siegen<br />

28. Dienstag<br />

20.00 Schauspiel mit der der Neuen<br />

Studiobühne der Uni Siegen: Krankheit<br />

der Jugend, Kulturhaus Lÿz Siegen, St.-<br />

Johann-Str. 18 (auch am 29.)<br />

10. Samstag<br />

20.00 KreuztalKultur: Kabarett mit<br />

Martina Schwarzmann: Wer Glück hat,<br />

kommt Stadthalle Kreuztal, Am Erbstollen<br />

20.00 Kabarett mit Tobias Mann: Durch<br />

den Wind. Und wieder zurück. Kulturhaus<br />

Lÿz, St.-Johann-Str. 18, Siegen<br />

„Verbrennungen“ Do. 1.3. in Hilchenbach<br />

70 durchblick 4/<strong>2011</strong><br />

Veranstalterfoto


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4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 71


Leserbriefe<br />

Leserbrief-Anmerkung Liebe Leserinnen, liebe Leser,<br />

über die zahlreichen Reaktionen, ob per Brief, Email, Fax<br />

oder Telefon auf meine beiden Artikel „Auf der Suche nach<br />

der „(Alters) Weisheit“ und „Hallo ICH, wer bist Du?“ und<br />

die darin bekundeten eigenen Meinungen, Ergänzungen und<br />

Anregungen, habe ich mich sehr gefreut und möchte mich,<br />

auch im Namen meiner Redaktionskolleginnen und Kollegen,<br />

auf diesem Weg für das gezeigte Interesse herzlich<br />

bedanken. Mir ist bewusst, und das zeigen Ihre einzelnen<br />

wichtigen Hinweise und Kommentare, dass beide, sowohl<br />

die Frage nach der Weisheit als auch die nach dem ICH<br />

sehr komplexe Themenbereiche sind, die aus unterschiedlichen<br />

Sichtweisen heraus betrachtet werden können. Betrachte<br />

ich sie z.B. vorwiegend philosophisch, theologisch,<br />

psychologisch, wissenschaftlich, überwiegend historisch,<br />

oder in rein humanistischer Hinsicht. Es liegt sicherlich im<br />

Interesse des jeweils Einzelnen, hier seinen persönlichen<br />

Schwerpunkt zu setzen. Meine Intention war es lediglich<br />

über beide Themen einmal zum Nachdenken anzuregen,<br />

dabei aber die Sichtweise offen zu lassen. Die verschieden<br />

gelagerten Leserbriefe scheinen dies zu bestätigen.<br />

Eberhard Freundt<br />

db 3/<strong>2011</strong> Hallo ICH<br />

Lieber Herr Freundt, da haben Sie sich aber ein schweres<br />

Thema ausgesucht! Wer kennt denn überhaupt dieses ICH?<br />

Offensichtlich doch nur die Deutschen!? Wer hat aber etwas<br />

ähnliches? ik/ich (mhd), ih (ahd), ik (got), I (engl), je (fr),<br />

ego (lat), ejo (gr), ja (rus). – oder: Ich J.Ch Jesus Christus.<br />

– Moses fragt Jahve auf dem Berg Sinai: Wer bist du? Ich<br />

bin der ICH - Bin.<br />

Die physisch-medizinischen Suchwege bleiben offensichtlich<br />

ohne Erfolg. – Der Dalai Lama ist ein Mensch<br />

unserer Zeit. Das ICH wird heute nicht mehr angezweifelt,<br />

aber wo ist es. – Wenn man bei Buddha (560–480 v.Ch.)<br />

sucht, so gibt es dort kein ICH. Über seine Lehren gibt<br />

es, wie bei Christus, nichts selbst Geschriebenes. Alle Erscheinungen<br />

seiner Welt sind vergänglich. Das Leben ist<br />

leidvoll. Mit dem Tode geht er ins selige Nirwana ein. Das<br />

Inkarnationsrad einer Wiedergeburt ist für ihn schrec<strong>kl</strong>ich,<br />

auch in der Hölle oder als Tier. – Über nachtodliches und<br />

vorgeburtliches Leben eines Menschen wussten Platon und<br />

Sokrates schon Bescheid.<br />

Der Mensch hat seinen physischen Leib, einen unsichtbaren<br />

Lebensleib für lebenswichtige Steuerungen wie Atmen,<br />

Blutkreislauf, Ernährung und einen Seelenleib für<br />

Seelenregungen wie Sympathie/Antipathie, Lust/Unlust,<br />

Wünsche/Begierden u.a. (auch bei Tieren). Aber wie ist das<br />

mit dem ICH? Das hat offensichtlich eine Sonderstellung<br />

beim Menschen. Jahve wusste wohl darüber Bescheid, nur<br />

aber Moses noch nicht!<br />

Der Philosophisch-Anthroposophische Verlag Goetheanum-Dornach<br />

gibt jährlich zu Ostern einen Sternkalender<br />

mit kosmischen Daten heraus, z.B. für <strong>2011</strong> mit dem Hinweis:<br />

„1978 Jahre nach des ICH-Geburt durch das Mysterium<br />

von Golgatha“. – Hier liegt eine geisteswissenschaftliche<br />

Aussage vor. – Man muss feststellen, dass das Ich zu<br />

Moses Zeiten für den Menschen noch nicht präsent war,<br />

aber 33 n. Ch. wurde es geboren. Die Ich Anlage wurde dem<br />

Menschen schon lange vor Moses eingeimpft. Die Zeit vor<br />

der Sintflut mit Noah ist etwa die Zeit.<br />

Heute sagt Fritz mit drei Jahren schon „Ich will dieses<br />

haben“, ohne sich dessen bewusst zu sein. Er sagt auch<br />

„Fritz will dieses haben“. – Mit 16 -18 Jahren wird er sich<br />

seines „Ichs“ bewusster. – Aber wo ist es? Bei Tage wird<br />

es für sein ICH angewendet. Nachts hat seine Seele keine<br />

Wünsche o.a. – Das ICH schweigt auch. Es ist nicht mit<br />

der Physis und der Seele verknüpft! - Dieses „Über-ICH“<br />

oder höhere ICH ist Zuschauer, das lenkt und leitet. Sein<br />

Tages-Ich ist das niedere Ich, der Abglanz des HÖHEREN<br />

ICH. Nur so ist es verständlich. -– Machen wir dazu eine<br />

Ergänzung zu Buddhas Nirwana: Das menschliche ICH ist<br />

die „neue“ übersinnlich geistige Wesenheit, die im menschlichen<br />

Blut wirkt. – Das HÖHERE ICH ist die „ewige Entelechie“<br />

des Menschen nach Goethe. Es kann die Spur von<br />

meinen Erdentagen nicht in Äonen untergehen. – Das HÖ-<br />

HERE ICH führt den Menschen mit „seinem“ Engel über<br />

alle vergangenen und folgenden Inkarnationen.<br />

Hartmut Gerkan, Siegen<br />

db 3/<strong>2011</strong> Birlenbacher Elegie<br />

Sehr geehrte Frau Krumm, ich lese den Durchblick stets<br />

mit großem Interesse und diesmal besonders Ihren Artikel<br />

über die Birlenbacher Straße. Ich muss unbedingt darauf<br />

reagieren, wenn mir auch leider Ihre Gabe des Schreibens<br />

völlig fehlt.<br />

Auch in meinem Leben spielt diese Straße eine große<br />

Rolle. Habe meine Kindheit von 1938–1950 dort verbracht.<br />

Es war die schönste Straße der Welt für mich. Selbstverständlich<br />

erlebte ich alles auch „nur“ als Fußgängerin.<br />

Damals war dort, wo heute der Imbiss ist, unser Metzger<br />

(Husmann). Ein ganzes Stück weiter oben war ein Lebensmittelladen<br />

mit Bäckerei (Müller). Meine ersten 5 Schuljahre<br />

konnte ich auch dort verbringen, nur wenige Schritte<br />

von zu Hause. Wir Kinder konnten wunderbar auf der Straße<br />

spielen, es kam ja kein Auto. Hatte mal ein Loch im<br />

Kopf, mal fehlte ein Schneidezahn (leider ein Bleibender).<br />

Sonntags war in Birlenbach „Sonntagschule“ bei Onkel<br />

Karl und Tante Lenchen. Man kann es heute nicht mehr<br />

glauben, aber ich habe im Birlenbach, der damals noch von<br />

Wald und Wiesen umgeben war, das Schwimmen gelernt!<br />

Und, und, und.... Wenn ich heute mit dem Auto durch diese<br />

Straße fahre, sind meine Gedanken immer in der Vergangenheit<br />

bei so schönen Erinnerungen.<br />

Helga Volz, Siegen<br />

db 3/<strong>2011</strong> Mich erreichten heute drei Exemplare Ihres Magazins<br />

durchblick, worüber ich mich sehr gefreut habe, und<br />

dieses Lesegold ich in den kommenden Tagen aufmerksam<br />

studieren werde. Selbstverständlich bin ich sehr neugierig,<br />

72 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>


Leserbriefe<br />

und so überflog ich leserlich schon mal<br />

und bin begeistert – Sie Lieben leisten da<br />

ja wir<strong>kl</strong>ich eine ganz erstaunliche Arbeit!<br />

Ich erlaube mir, noch heute einem Mitgefangenen<br />

ein Exemplar zu reichen, der<br />

sich ganz sicher ebenfalls freuen und Ihr<br />

Magazin studieren wird. Darüber hinaus<br />

werde ich einem Sicherungsverwahrten<br />

ein Exemplar reichen lassen – der sich<br />

ganz sicher ebenfalls freuen wird. Wenn<br />

Sie sich das leisten könnten, ein „Geschenk-Abo“<br />

zu bewilligen, reichte ein<br />

Exemplar, denn wir reichen uns Zeitungen<br />

und Magazine untereinander<br />

weiter. Verzeihen Sie mir meine sprichwörtliche<br />

Art, aber ich möchte ganz frei<br />

sagen was ich denke: Ihr Magazin ist<br />

Zeugnis dafür, welches Potential unsere<br />

altersreifen Volksgeschwister haben. Da finden sich einige<br />

lebenserfahrene Landsleute zusammen, jede/r leistet seinen<br />

Beitrag, und heraus kommt solch ein Magazin, was – und<br />

das nahm ich so bereits beim „leserlichen Überfliegen“ zur<br />

Kenntnis –andere mir bekannte Magazine, die fett bezahlte<br />

Schreiblinge haben, qualitativ um Welten in den Schatten<br />

stellt. Völlig zu recht fördert die Stadt Siegen Sie Lieben,<br />

offensichtlich wohlwissend warum sie das tut…! So viel<br />

für heute, denn ich hoffe ja, dass jemand bei Ihnen den<br />

Mut oder die „Größe“ hat, diesem „Knasti“ seine Fragen<br />

zu beantworten. „Welche Fragen?“ Die stehen in meinem<br />

vorhergehenden Brief. Herzliche Grüße nach Siegen Ihr<br />

Norbert Andreas Konrad<br />

db 3/<strong>2011</strong> Zu Deinem Silbernen – sprich 25-jährigen noch<br />

verspätet meine herzlichsten Glückwünsche. Anlass für<br />

mich war das Jubiläum, Rückschau zu halten, die Jahre<br />

passieren zu lassen, da ich viel Interessantes, Lesenswertes<br />

durch dieses Blatt erfahren habe. Dank auch an alle Mitarbeiter!<br />

In einer Hinsicht wurde ich allerdings bitter enttäuscht:<br />

„Durchblick – nicht nur für Senioren“ nennt sich<br />

das Viertel-Jahresblatt. Die Verbindung von Durchblick<br />

und Senioren hat für mich den Anschein erweckt, man<br />

könne davon ausgehen, dass mit zunehmendem Alter der<br />

Durchblick im eigenen Leben zu erreichen sei: vorausgesetzt,<br />

dass man sich auch regelmäßig Ihre Zeitung zu Gemüte<br />

führt. Nun beides ist eingetreten: regelmäßiges Lesen<br />

Ihres Blattes, und ich selbst gehöre seit langem der Bevölkerungsgruppe<br />

der Senioren an. Aber das Enttäuschende<br />

ist, ich habe bislang keinen Durchblick gewonnen – weder<br />

durch das eine noch durch das andere, im Gegenteil: nicht<br />

nur fehlt mir mehr und mehr der Durchblick, sondern ich<br />

hab auch manchmal Sorge, dass ich auch den Überblick<br />

verliere.– Und dass im Alter, der Ausblick (in die Zukunft)<br />

ebenfalls nicht rosig ausfällt, muss ich nicht weiter er<strong>kl</strong>ären.<br />

Aber fahren Sie um Himmels Willen fort, bei den Menschen<br />

Hoffnungen zu wecken. Dass sich nicht alle erfüllen,<br />

Kein Feinstaubfilt er<br />

nöti g !<br />

DIREKT VOM HERSTELLER<br />

haben wir Alten im Leben längst erfahren und wissen, damit<br />

umzugehen. Was wären wir dagegen ohne Hoffnung?<br />

Andy Knabe, Siegen<br />

...nicht nur für Senioren<br />

Hallo liebe Redaktion des Durchblick, den "Untertitel"<br />

des regelmäßig erscheinenden Heftes nehme ich<br />

schon seit langem zum Anlass, mir die Zeitung intensiv<br />

durchzulesen. Ich finde es erstaunlich und toll, mit welcher<br />

Attraktivität sie die Menschen dazu einladen, sich mit<br />

dem Leben der Senioren zu beschäftigen. Dieses gilt ja im<br />

Wesentlichen für den regionalen Bereich des Siegerlandes<br />

(also hinsichtlich Ereignissen, Berichten etc.), bietet aber<br />

auch für den interessierten Leser (zu dem Kreis 50plus<br />

gehöre ich seit neuestem) viele informative Einblicke,<br />

Einsichten und Anregungen. Gleichzeitig kann ich Ihnen<br />

allen zu 25-Jahren durchblick nur gratulieren und freue<br />

mich schon jetzt auf die nächste Ausgabe, die übrigens<br />

hier im St. Marien-Krankenhaus in großer Auflage regelmäßig<br />

verteilt bzw. ausgelegt wird. Wenn ich mal etwas<br />

für Sie tun kann, fragen Sie ruhig nach, wir sind gemäß<br />

unserem Leitbild stets „Näher am Menschen“! In diesem<br />

Sinn verbleibt mit freundlichem Gruß<br />

H. Goubeaud, Siegen<br />

WDR-Sendung z. „25“-Jubiläum<br />

Zu obiger Sendung möchte ich Ihnen sagen, dass ich<br />

sehr enttäuscht war. Enttäuscht deshalb, weil Sie sich nicht<br />

persönlich vorgestellt und Ihr Ressort mitgeteilt haben.<br />

Diese einmalige Gelegenheit haben Sie vertan! Zum Zweiten<br />

fand ich die Sendezeit vom WDR viel zu kurz, da hätte<br />

man einen anderen Beitrag später senden können! Beim<br />

nächsten Jubiläum wird keiner mehr von Ihnen dabei sein.<br />

Daher meine Empfehlung: Stellen Sie sich mit Foto im<br />

nächsten Heft vor, damit jeder Leser weiß, wer in dem<br />

jeweiligen Beitrag „zu einem spricht“. Mit freundlichen<br />

Grüßen<br />

Ulrike Schmidt, Siegen<br />

4/<strong>2011</strong> 25 Jahre durchblick 73


Unterhaltung / Impressum<br />

Es fiel uns auf …<br />

…dass es einen Zusammenhang zwischen Zahnpflege<br />

und Herzproblemen gibt. Wer seine Zähne vernachlässigt,<br />

riskiert nicht nur schlechten Atem. Auch das<br />

Herzinfarktrisiko, Rücken- und Gelenkschmerzen sowie<br />

Diabetes nehmen zu. Eine Studie in Schottland hat<br />

bewiesen, dass die entstehenden Bakterien die Blutgefäße<br />

angreifen.<br />

…dass Schokolade gut fürs Herz ist. Zwar weiß man,<br />

dass durch Essen von zu viel Schokolade Übergewicht<br />

verstärkt wird; andererseits senken Kakaoprodukte<br />

die Wahrscheinlichkeit für Herzinfarkt und Schlaganfall.<br />

Das ergab eine britische Studie mit 114.000 Teilnehmern.<br />

Zu verdanken ist dies den enthaltenen Flavonoiden,<br />

die in dun<strong>kl</strong>er Schokolade mehr enthalten sind<br />

als in heller.<br />

…dass Lachen die Blutgefäße fit hält. Der Volksmund<br />

hat Recht: Lachen ist die beste Medizin. In einer Studie<br />

wurden Teilnehmern entweder ein lustiger oder<br />

ein dramatischer Film gezeigt. Es zeigten sich Unterschiede<br />

im Gefäßdurchmesser zwischen jenen, die<br />

herzhaft gelacht hatten, und jenen, die ein spannender<br />

Film in Stress versetzt hatte. Lachen erweitert die<br />

Blutgefäße und verbessert den Blutfluss, Stress hat<br />

den gegenteiligen Effekt.<br />

homa<br />

Gedächtnistraining: Lösungen von Seite: Seite 78/79<br />

Sprichwörter: 1. So schallt es wieder zurück, 2. Gold im Mund, 3. fällt<br />

selbst hinein, 4. ist ein sanftes Ruhekissen, 5. kein Preis, 6. das verschiebe<br />

nicht auf morgen, 7. zähl´die heiteren Stunden nur. Logische Aufgabe:<br />

Peter – 30 € - Samstag; Henner – 40 € - Donnerstag; Frieder – 80 € - Freitag;<br />

Martin – 60 € - Sonntag. Wortspiele:WINTERFROST<br />

Zu guter Letzt:<br />

Frohes Neues Jahr!<br />

von Helga Düringer<br />

Nun ist es da, das neue Jahr<br />

und alles ist wie`s vorher war<br />

es bringt uns Glück,<br />

es bringt uns Leid,<br />

wie eh und je, in jeder Zeit!<br />

Man wünsche sich Gerechtigkeit,<br />

geteiltes Glück - geteiltes Leid,<br />

zu tragen ist man dann bereit,<br />

was kommt, mit viel mehr Leichtigkeit,<br />

wie eh und je, zu jeder Zeit!<br />

durchblick<br />

Gemeinnützige Autorenzeitschrift<br />

für das Siegerland und Wittgenstein<br />

Herausgeber: durchblick-siegen Information und Medien e.V.<br />

Anschrift der Redaktion:<br />

„Haus Herbstzeitlos“, Marienborner Str. 151, 57074 Siegen<br />

Telefon 0271 61647, Mobil: 0171-6206413<br />

E-Mail: redaktion@durchblick-siegen.de<br />

Internet: www.durchblick-siegen.de<br />

Öffnungszeiten:<br />

dienstags bis donnerstags von 10.00 bis 12.30 Uhr<br />

dienstags auch von von 15.00 bis 17.00 Uhr<br />

Redaktion:<br />

Maria Anspach; Helga Düringer; Friedhelm Eickhoff (v.i.S.d.P.);<br />

Fritz Fischer; Eberhard Freundt; Gerda Greis; Eva-Maria Herrmann;<br />

Dorothea Istock; Erich Kerkhoff; Erika Krumm; Brigitte Lanko;<br />

Horst Mahle; Helga Siebel-Achenbach; Ulli Weber<br />

Bildredaktion:<br />

Thomas Benauer; Friedhelm Eickhoff; Gottfried Klör (verantwortlich);<br />

Tessie Reeh; Agnes Spar; Peter Spar<br />

Hörbuch-Redaktion:<br />

Thomas Benauer; Helmut Drabe (verantwortlich); Hubertus Freundt<br />

(Sprecher auf CD-Beilage)<br />

Veranstaltungskalender: Ingrid Drabe<br />

Internet: Thomas Benauer<br />

An dieser Ausgabe haben ferner mitgewirkt:<br />

Anja Freundt; Dr. Horst Bach; Wilma Frohne; Edith Maria Bürger;<br />

Ulrich Hahnenstein; Werner Müller-Späth; Dr. Wolfgang Bauch; Liselotte<br />

Wesely; Miriam Kiep; Anke Berg; Elisabeth Hengstenberg;<br />

Anne Alhäuser; Johannes Buhl; Ulla D'Amico;<br />

Gestaltung, Satz und Layout:<br />

db-Lektorat<br />

Herstellung und Druck:<br />

Vorländer, Obergraben 39, 57072 Siegen<br />

Erscheinungsweise: März, Juni, September, Dezember<br />

Verteilung:<br />

Helga Siebel-Achenbach (Ltg.); Hannelore Münch; Paul Jochum;<br />

Dr. Horst Bach; Helga Sperling; Helmut Drabe; Renate Tietze; Rotraud<br />

Ewert; Ursula Gloger; Waltraud Gottschalk; Monika Müller; Christel<br />

Mahle; Dieter Haas; Werner Müller-Späth; Maximilian Lutz; Herbert<br />

Jäppche und alle Redakteure;<br />

Auflage: 17 000 Der durchblick liegt kostenlos aus: In Sparkassen,<br />

Apotheken, Arztpraxen und Zeitungsverlagen, in der City-Galerie,<br />

in den Geschäften des Siegerlandzentrums und bei unseren Inserationskunden,<br />

in öffentlichen Gebäuden und vielen sozialen Einrichtungen<br />

der Wohlfahrtsverbände und Kirchen, in allen Rathäusern und<br />

Senioren-Sercicestellen des Kreises Siegen-Wittgenstein. Für die<br />

Postzustellung berechnen wir für vier Ausgaben jährlich 8 Euro.<br />

Namentlich gekennzeichnete Beiträge geben nicht unbedingt die<br />

Meinung der Redaktion wieder. Die Redaktion behält sich vor, eingesandte<br />

Beiträge und Leserbriefe zu kürzen. Unverlangte Beiträge<br />

werden nicht zurückgeschickt.<br />

Der Nachdruck ist nur mit schriftlicher Genehmigung des Herausgebers<br />

gestattet.<br />

Es gilt die Anzeigenpreisliste 11/2009.<br />

Gefördert durch<br />

die Stadt Siegen<br />

und den Kreis<br />

Siegen-Wittgenstein<br />

74 25 Jahre durchblick 4/<strong>2011</strong>

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